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Paul Celan, der heimatlose Sohn aus dem rumänischen Czernowitz, starb vor 50 Jahren in Paris. Celan nahm sich am 20. April 1970 in der Seine das Leben.
Er ist einer der bedeutendsten Dichter der Neuzeit. Paul Celan steht zusammen mit wenigen Autoren wie Primo Levi, Nelly Sachs oder Imre Kertész international herausragend für die Möglichkeit von »Dichtung im Angesicht der Shoah«.
Nach dem Abitur 1938 begann er ein Medizinstudium in Tours/Frankreich, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien, zurück, um dort Romanistik zu studieren.
1942 wurden Celans Eltern deportiert. Im Herbst desselben Jahres starb sein Vater in einem Lager an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Von 1942 bis 1944 musste Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest, publizierte in diesen Jahren erste Gedichte.
Im Juli 1948 zog er nach Paris, wo er bis zu seinem Tod lebte. Im selben Jahr begegnete Celan Ingeborg Bachmann. Dass Ingeborg Bachmann und Paul Celan Ende der vierziger Jahre und Anfang der fünfziger Jahre ein Liebesverhältnis verband, das im Oktober 1957 bis Mai 1958 wieder aufgenommen wurde, wird durch den posthum veröffentlichten Briefwechsel Herzzeit zwischen den beiden bestätigt.
Einer der ersten öffentlichen Auftritte des damals noch weitgehend unbekannten Paul Celan fand im Mai 1952 auf der Tagung der »Gruppe 47« in Niendorf statt. Die Lesung kam auf Vermittlung der Wiener Freunde Ingeborg Bachmann, Milo Dor und Reinhard Federmann zustande, wurde allerdings zu einem Misserfolg.
Entdeckt wurde Paul Celan von der »Gruppe 47« 1952 bei einer Lesung. Die Linie der Gruppe war eine schnörkellose Prosa im Stile einer nüchternen Reportage. Celan vertrat jedoch eine andere Auffassung von zeitgemäßer Lyrik: "Die Dichtung muss eine graue Sprache haben."
Heinrich Böll setzte sich jedoch entschieden für den bislang unbekannten Lyriker ein und forderte, daß seine Lyrik Pflichtlekture im Schulunterricht werden sollte.
Im November 1951 lernte Celan in Paris die Künstlerin Gisèle de Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete. 1955 kam ihr gemeinsamer Sohn Eric zur Welt.
In den 1950er Jahren begann sich Celan mit der Philosophie Heideggers auseinanderzusetzen und auch umgekehrt las Heidegger Celans Werke. Am 24. Juli 1967 begegneten sie sich in Freiburg und unternahmen am Tag danach einen Ausflug zu Heideggers Hütte in Todtnauberg. Todtnauberg wurde auch der Titel eines Gedichtes, das Celan am 1. August 1967 schrieb. Es folgten weitere Besuche und es entstand ein Briefwechsel. Celans Verhältnis zu Heidegger war zwar ambivalent, aber freundschaftlich.
Lesen war für Paul Celan immer auch Erlebnis: Seine vielfältigen Lektüren von Büchern, Zeitschriften und Tagespresse waren ihm ebenso Ausgangspunkt für Gedichte wie persönliche Begegnungen und politische Ereignisse.
Das Gefühl der inneren Zerissenheit, keine geistige Heimat zu finden, hat ihn Zeit seines Lebens nie verlassen.
Paul Celan wurde vor 90 Jahren am 23. November 1920 als Paul Antschel als einziger Sohn deutschsprachiger, jüdischer Eltern im damals rumänischen Czernowitz geboren.
»Nacht mit Hamlet« (»Noc s Hamletem«) ist ein 1969 entstandenes Werk des tschechoslowakischen Schriftstellers und Dichters Vladimír Holan.
"Huldigung an Shakespeare" nannte der "große alte Mann" der tschechischen Lyrik sein metaphysisch- esoterisches Hauptwerk. Die Zeilen "Kunst ist Klage/Etwas für manchen/Nichts für alle ..." könnten als Motto über diesem nächtlichen Dialog mit der zeitlosen Gestalt Shakespeares stehen.
»Sein Versepos 'Nacht mit Hamlet' ist in der Phase des tschechischen Poststalinismus entstanden und setzt sich im Gewand eines Dialogs des Dichters mit dem Dänen-Prinzen aus dem Shakespeare-Drama mit den Themen Macht, Verrat und Enttäuschung auseinander. Über seine eigene Position in dieser Konstellation läßt Holan keinen Zweifel aufkommen: 'Kunst als werk, damit du nicht hoffärtig wirst./Ich sage dir, kunst ist klage.'«
Hans-Peter Riese, FAZ, Juni 2006
Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde Vladimír Holan von den Kommunisten mit Publikationsverbot belegt. Seine große Enttäuschung schrieb er im Jahr 1969 in seinem Werk »Nacht mit Hamlet« nieder.
Walt Whitman gilt als einer der Begründer der modernen amerikanischen Dichtung und daher als einer der einflussreichsten amerikanischen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Er arbeitete als Dorfschullehrer, Zimmermann, Schriftsetzer, Drucker, Journalist, Häusermakler, Sekretär im Innenministerium und freiwilliger Lazaretthelfer während des Sezessionskriegs. Er gilt als Begründer der modernen amerikanischen Dichtung. Sein berühmtestes Werk ist sein Lebenswerk »Leaves of Grass« (»Grashalme«). Der merikanische Dichter Walt Whitman wird seit 1855 für seine »Grashalme«, sein lyrisches Hauptwerk, gefeiert.
Walt Whitman ist ein Vertreter der naturnahen Lyrik. Seine Lyrik ist sehr volksverbunden und macht die Bedeutung der Masse, der Demokratie und der Natur deutlich und verherrlicht diese. In Gedichten wie »Gesang von mir selbst« wird eine Verherrlichung des Ichs als seelisch-sinnliche Ganzheit deutlich, die den demokratischen Mensch verkörpert. Andererseits ist er Dichtern wie Shakespeare, Macpherson, Homer, der Bibelsprache und orientalischer Literatur und Philosophie verpflichtet.
"Ein schönes Werk von innen heraus zu bilden, es zu sättigen mit unseren eigensten Kräften,
dazu bedarf's vor allem Ruhe und einer Existenz, die uns erlaubt, die Stimmung abzuwarten."
Eduard Mörike (1804-1875)
Für Walt Whitman (1819-1892) ist sein Amerika das Reich der Zukunft, der nicht fertigen, aber zusammenwachsenden Volksgemeinschaft. Als wenn er vom Goethe-Wort bestärkt werde, "Amerika, Du hast es besser" ist es dennoch der Blick auf Zukunft nicht allein, denn auch Whitman setzt auf Traditionen. Und zwar auf die ureigenen des Menschen: die Natur und das Selbst. So wie Blaise Pascal die Ungereimtheit des Menschen als ernsten Anlass zur Demütigung sah, so bekannte er doch, dass eben das Verhältnis des Menschen zur Natur wichtig sei und noch wichtiger sei zu erkennen, in welchem Verhältnis der Mensch zur Natur stehe (vgl. Pensées, 313).
Whitman, inspiriert von den Schriften Ralph W. Emerson (1803-1882), bekennt sich zu diesen zwei großen Festen: das Ich und das Selbst in der Natur. "Ich singe das Selbst, den Einzelmenschen", so der erste Vers dieser zerbrechlichen Grashalme, dem folgend "Das Leben, unermesslich in Leidenschaft, Puls und Kraft, [...] Ich singe den modernen Menschen." Whitman steht für Aufbruch, steht für Gemeinsamkeit ("Ich höre Amerika singen, die vielerlei Lieder höre ich") aller Völker in einem Schmelztiegel, aller Berufe in einem Land, aller gebunden zu einem "kraftvollen Rundgesang".
Auf die Zukunft hin gerichtet, "Nicht das Heute kann zeugen für mich, noch Antwort geben, wozu ich da bin, [...] Ihr aber, [...] Erhebt euch! Denn ihr müsst zeugen für mich." Und diesen Lesern, Hörern widmet er all seine Gesänge. Und doch ist es ein Gesang von ihm selbst (Gesang von mir selbst). "Ich feiere mich selbst und singe mich selbst" aber er ist nur Vorbild für einen kraftvollen Individualismus, wie ihn Amerika seitdem predigt. "Und was ich mir anmaße, sollst du dir anmaßen, [...] Natur ohne Zwang mit ursprünglicher Kraft". "Niemals war mehr Anfang als jetzt, Nie mehr Jugend und Alter als jetzt, [...] Immer der zeugende Drang der Welt. [...] Immer ein weben von Identität, ein Sich-Sondern,"
Wenn, wie Harold Bloom den Grund fürs Lesen ausmachte, das Lesen der Stärkung des Selbst dient, dann ist Whitman ein unverzichtbarer Dichter. Er verkörpert neben Emerson und Emily Dickinson die amerikanische Religion des uneingeschränkten Selbstvertrauen. Emersons Leitsatz: "Suche Dich nicht außerhalb Deiner selbst", heißt nicht mehr, als sich selbst zu trauen. Whitmans "Gesang von mir selbst" ist die perfekte Traute, das eigene Ich in die Welt zu setzen. Whitmans Gesänge sind somit zum Mit-Hören und Mit-Wissen, sie sind um zu erkennen, wie das Ich wirkt in dieser Welt. Die englische Sprache gebiert es dreifach: Me, myself and I und bei Whitman spürt man das "wirkliche Ich", "Ich selbst" und die Seele. "Ich glaube an dich, meine Seele; mein anderes Teil soll sich nicht erniedern vor dir, Noch du dich vor ihm".
Ein italienischer Philosoph des späten 17. Jh., Giambattista Vico, konstatierte, wir können nur erkennen, was wir selbst gemacht haben. Whitman redet gern vom Selbst und vom Ich, da scheint er sich auszukennen; seine Seele scheint noch ein Rätsel, wie es auch die amerikanische Seele an sich ist, die vielleicht sich nur dort entfaltet, wo der Mensch allein ist. Und dort wird auch Whitman stark, der seine Seele als Element der Natur besingt: "Könnt ich nicht jetzt und immerdar aus mir selber den Sonnenaufgang entsenden, [...] Wir fanden uns selber, o meine Seele, in der Stille und Kühle der Morgendämmerung". Hier bewegt Whitman sein Innerstes, sein Ich und Selbst vereint mit der Seele im Wir.
"Was ist Gras?" fragt ein Kind und Whitman findet keine Antwort, er weiß nicht mehr als ein Kind. Aus dieser Frage entstehen wunderbare Assoziationsreihen, die das Gras als frisches Grün zum "hoffnungsgrünen Stoff" machen und Whitman sich anlehnt an die Emersonsche Neuheit, den transzendentalen Zustrom von frischer spiritueller Energie, für Whitman all dieses im Wir, in der symbolischen Umarmung des vermuteten Selbst in mir mit der unbekannten Seele. "Grashalme", ein Tagwerk der Sterne, zu deuten als die Kürze eines individuellen Lebens, mit dem Bild aus Jesaja (Js 40,1-10) und Petrus (1Petr 1,24-25), dass alles Fleisch wie Gras ist, verletzend kurz in seinem Bestand. Diese Worte jedoch sind ewig, ist die a priori Unterstellung von Whitman gegenüber seinem Werk in biblischer Analogie (LK 21,33).
Eine Welt, die immer amerikanischer wird, muss auch Whitman lesen, nicht um Amerika, sondern um Veränderung zu verstehen. Wenn Whitman noch auf die ungelösten Rätsel des amerikanischen Bewusstseins hinweist, dann muss man seinen Ausgangspunkt nochmals finden, so wie Obama sich an den Ausgangspunkt begab in seiner Antrittsrede, den Anfangspunkt der Gründungsväter Amerikas und insbesondere sich an Thomas Paines Common Sence erinnerte. Schopenhauer begründet so: "Der philosophische Schriftsteller ist der Führer und sein Leser der Wanderer. Sollen sie zusammen ankommen, so müssen sie [...] zusammen ausgehen: von einem Standpunkt, [...] der des uns Allen gemeinsamen, empirischen Bewußtseyns"; in: P&P II, Kap I, §5.
Hesse schrieb im Jahre 1904: Der Verfasser der Grashalme ist nicht der literarisch begabteste, aber der menschlich größte von allen amerikanischen Dichtern. Und er hing nicht am europäischen Trödel (vgl Goethe) sondern mit allen Wurzeln auf amerikanischem Boden. Auf diesem erkennt er die ungeheuren Kräfte der Gegenwart und eine unermessliche, lachende Zukunft.
Botho Strauß wurde vor 70 Jahren am 2. Dezember 1944 in Naumburg an der Saale als Sohn eines Lebensmittelberaters geboren. Strauß ist ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker. Er gehört zu den erfolgreichsten und meistgespielten zeitgenössischen Dramatikern auf deutschen Bühnen.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Remscheid und Bad Ems studerte er fünf Semester Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie in Köln und München. 1967-1970 Redakteur und Kritiker der Zeitschrift „Theater heute“. 1970-1975 dramaturgischer Mitarbeiter an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin.
Nach dem Studium der Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie arbeitete Strauß von 1967 bis 1970 als Redakteur bei der Zeitschrift "Theater heute" und war von 1971 bis 1975 Dramaturg und Mitarbeiter von Peter Stein an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin. 1972 trat Strauß mit dem Stück "Die Hypochonder" erstmals als Dramatiker in Erscheinung. Seine zweite Arbeit "Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle" stieß ebenso wie die erste bei der Kritik auf Ablehnung. Erst mit der "Trilogie des Wiedersehens" (1976) gelangte er zu allgemeiner Anerkennung.
Botho Strauß ist Mitglied des PEN-Zentrums und lebt als freier Schrifsteller in Berlin. Sein schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet; 1987 wurde ihm der Jean-Paul-Preis und 1989 der Georg-Büchner-Preis verliehen. Seine Theaterstücke gehören zu den meistgespielten an deutschen Bühnen.
Den großen Roman seiner Generation hat er nicht geschrieben, den ihm als junger Mann Marcel Reich-Ranicki voraussagte. Sonst aber hat Botho Strauß ziemlich alles erreicht. Er ist einer der wichtigsten Dramatiker der Gegenwart.
Er hat mit seinem Roman "Paare, Passanten" (1981) in die Literaturgeschichte geschrieben. Gehört neben Peter Handke und Volker Braun zu den wortmächtigsten deutschsprachigen Schriftstellern. Mit dem Georg-Büchner-Preis erhielt er 1989 den bedeutendsten deutschen Literaturpreis.
Mit Büchern wie "Die Nacht mit Alice, als Julia ums Haus schlich" (2003) oder "Die Unbeholfenen" (2007) – Texte, die die Grenze zur Philosophie überschreiten – hat er seinen Ruf als Prophet gefestigt, der nicht müde wird, Zivilisationskritik zu üben.
In seinem Buch "Herkunft", das wie auch das Gedankenbuch "Allein mit allen", erinnert sich Strauß an die Jugend in Bad Ems.
Strauß hat sich immer getraut, gegen den Strom zu denken. Das hat ihm nicht selten Kritik eingebracht, wie 1993 nach der Publikation seines „Anschwellenden Bocksgesanges“. Mitunter neigt er zum Pathos, dann aber ist er wieder ganz modern.
Als ewig Reisender auf der Suche nach sich selbst erfindet Kleist sich immer wieder neu: beim Militär, als Student, als Landwirt, im Staatsdienst. Nur das Schreiben zieht sich durch sein ganzes Leben. Er studiert das menschliche Verhalten und macht vor keinem moralischen Dilemma halt. Doch seine Theaterstücke und Erzählungen werden nicht immer geschätzt, er bleibt ein Außenseiter im literarischen Betrieb. Es ist die Zeit der Napoleonischen Kriege, und Kleist wird von den Franzosen einige Monate als Spion interniert. Nach vielen Lebenskrisen beging er mit 34 Jahren Selbstmord.
Heinrich von Kleist (1777-1811) war ein viel zu früh durch Selbstmord aus dem Leben geschiedener Dichter von Novellen wie auch von Dramen, dem leider die Anerkennung seiner Werke durch seine Zeitgenossen versagt blieb. Von dem Dichter, dessen Leben vor zweihundert Jahren endete kann man nicht sprechen, ohne zugleich auf seine Rätselhaftigkeit zurückzukommen.
Es sei das allerqualvollste Leben gewesen, das je ein Mensch geführt habe. So steht es in einem der letzten Briefe, die Kleist geschrieben hat. Das Ausmaß der Verzweiflung, die sich andeutet, macht betroffen. An Marie von Kleist, den 10. November 1811:
"Aber ich schwöre Dir, es ist mir ganz unmöglich länger zu leben; meine Seele ist so wund, daß mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert.“
Kleist schrieb Stücke, dem Leben entfremdet und dem Tode seelenverwandt. Kleists Werk ist sein Prosa gewordenes Leben. Er hat die Zerrissenheit seines Lebens in seinen Stücken verewigt und seinen Tod in seinen Dramen bereits vorweggeommen. Kleists Krisen sind nicht etwas neben dem Werk. Sie sind ein Teil seines Werks. Die Rätsel des Seelenlebens sind das eigentliche Feld dieses Dichters geworden.
Der rätselhafte Kleist: das ist schon fast der uns vertraute Kleist. Und so, wie er uns heute erscheint, muß er auch selbst sich erfahren haben: als einen unaussprechlichen Menschen nämlich, wie er sich gelegentlich nennt. Er gilt mit Recht als einer der rätselhaftesten Dichter der deutschen Literatur.
Kleist, dem auf Erden nicht mehr zu helfen war, wirkt durch seine Dichtung vertraut in seiner Rätselhaftigkeit, dennoch ist er durch sein ungelebtes dramatisches Leben bis heute ein Rätsel geblieben.
»Die Sterne sind erblichen
mit ihrem güldnen Schein;
bald ist die Nacht entwichen,
der Morgen dringt herein.
Noch waltet tiefes Schweigen
im Tal und überall;
auf frisch betauten Zweigen
singt nur die Nachtigall.
Sie singet Lob und Ehre
dem hohen Herrn der Welt,
der überm Land der Meere
die Hand des Segens hält.
Es hat die Nacht vertrieben;
ihr Kindlein fürchtet nichts!
Stets kommt zu seinem Leben
der Vater allen Lichts.«
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 - 1874), eigentlich A.H. Hoffmann, deutscher Schriftsteller, dichtete 1841 auf Helgoland »Das Lied der Deutschen«, dessen 3. Strophe die heutige Deutsche Nationalhymne ist.
»Morgenlied« von Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)
August Strindberg wurde vor 170 Jahren am 22. Januar 1849 in Stockholm geboren. Strindberg war ein berühmter schwedischer Schriftsteller und Dramatiker.
August Strindberg gilt als einer der wichtigsten schwedischen Autoren der Neuzeit. Der Dramatiker, der zugleich Lyriker, Romancier und Essayist war, beeinflusste nachhaltig die Literatur der Moderne und provozierte auch mit seinem Privatleben.
Nach ergebnislosen Versuchen, Medizin zu studieren und Schauspieler zu werden, schrieb Strindberg 1869 sein erstes Drama "Eine Namentagsgabe", das bis heute verschollen blieb. Bekannt wurde er durch "Das rote Zimmer" (1879), einem gesellschaftskritischen Roman mit satirischen Zügen.
Seinen Weltruhm verdankt Strindberg naturalistischen Psychodramen um Hassliebe und Geschlechterkampf wie "Fräulein Julie" (1888) und "Totentanz" (1900).
Strindbergs geistige Krisen fanden Eingang in sein dichterisches Werk: In der Trilogie "Nach Damaskus" (1898-1901) verarbeitete er seine Wahnvorstellungen und die Suche nach einem religiösen Halt.
Von den Kammerspielen für das von ihm gegründete "Intime Theater" erzielte "Gespenstersonate" (1907) den größten Erfolg.
August Strindberg starb am 14. Mai 1912 in Stockholm.
Heiner Müllers Geburtstag jährt sich am 9. Januar zum 90. Male. 1929 kam er in Eppendorf, einem kleinen Dorf im sächsischen Erzgebirge, zur Welt.
Er gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutung erlangte Heiner Müller außerdem als Lyriker, Prosa-Autor und Essayist, Interviewpartner sowie als Regisseur, Dramaturg, Intendant und Präsident der »Akademie der Künste« in Ost-Berlin.
Heiner Müller ist einer der großen, weltbekannten, deutschen Dramatiker und ein Weltautor mit DDR-Prägung. Der Dichter und Stückeschreiber, dieser scharfsinnigste Kopf der DDR, ist nach Brecht ein Intellektueller von Weltrang.
Heiner Müller gehört zu den meistgespielten deutschsprachigen Theaterautoren der Gegenwart, zurzeit jedoch eher in Frankreich und Griechenland, in Lateinamerika oder Japan als an deutschen Bühnen. Müllers Lebensthema waren Revolution und Konterrevolution. Die Geschichte zeigte er oft sehr düster als Schlachthaus.
In Orientierung an Brecht standen im Mittelpunkt der Geschichten aus der Produktion, wie Müller seine Stücke bezeichnete, die Probleme des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft wie »Traktor« (1955), »Der Lohndrücker« (1958).
1961, nach der Uraufführung des Stückes »Die Umsiedlerin«,führte die Aufführung zu seinem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR. Seine langjährige Arbeit als Dramatiker und Regisseur vollzog er zunächst am »Berliner Ensemble« und dann, ab 1976, an der »Volksbühne«.
1992 übernahm Müller gemeinsam mit Peter Zadek, Matthias Langhoff, Peter Palitzsch und Fritz Marquardt die Leitung des »Berliner Ensembles«.
Insbesondere mit den Stücken »Die Hamletmaschine« (1978) und »Wolokalamsker Chaussee I – V« (1987) gilt Müller als einer der innovativsten (wenn auch umstrittenen) deutschen Dramatiker der Gegenwart. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem »Heinrich-Mann-Preis der DDR« (1959, gemeinsam mit Inge Müller), dem »Hamburger Lessing-Preis«¯ (1975), dem »Dramatiker-Preis der Stadt Mülheim a. d. R.« (1979), dem Georg-Büchner-Preis (1985), dem »Nationalpreis der DDR« (1986) und dem »Kleist-Preis« (1990).
Viele seiner Stücke wurden im Westen uraufgeführt, dennoch blieb ihm die DDR wichtig, "weil alle Trennlinien der Welt durch dieses Land gehen".
Hornbrille, Zigarre, dunkles Outfit und stets einen geistreichen Satz auf den Lippen: So ist der Dichter und Dramatiker Heiner Müller in Erinnerung geblieben – rein äußerlich gesehen.
Heiner Müller starb am 30. Dezember 1995 in Berlin. Heiner Müllers Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
»Der Held im Pardelfell*« ist eine 900 Jahre alte Sage georgische Sage von Schota Rustaweli. Über Jahrhunderte mündlich überliefert, prägend für das Selbstverständnis eines ganzen Landes und dabei eine zauberhafte Liebes- und Heldengeschichte. Es geht um alten Recken, Mutproben, Liebe und eine verschleppte Prinzessin.
Der Dichter Schota Rustaweli verfasste die Verse um das Jahr 1200, als Georgien unter der Herrschaft von Königin Tamar zur Großmacht wurde – bis die Mongolen dieser Blütezeit ein jähes Ende bereiteten. Umso wichtiger wurde für die Georgier das Epos aus besseren Zeiten und dies bis heute.
Märchenhaft und faszinierend fremdländisch klingen sie, die Namen der Helden in diesem Buch: Tinatin und Awtandil, Nestan-Daredschan und Tariel. Zwei Liebespaare, deren Schicksale sich auf unvorhergesehene Weise kreuzen und bedingen. Die beiden Frauen verlieben sich ebenso heftig in die Helden wie diese in sie, jedoch stellen beide Bedingungen, und so müssen Awtandil und Tariel erst harte Prüfungen bestehen und Siege erringen, bevor sie ihre Geliebten wirklich erobert haben.
Der Übersetzer Tilman Spreckelsen und die geniale Buchillustratorin Kat Menschik haben sich das georgische Nationalepos vorgenommen und daraus ein modern erzähltes und fabelhaft illustriertes Buch gemacht.
Kat Menschik schwelgt in der mittelalterlichen, aber auch orientalischen Atmosphäre und erweckt in ihren Bildern die alten Recken zu neuem Leben. Und Tilman Spreckelsen zieht uns mitten hinein in das Drama um Awtandil und seinen Freund Tariel, den unglücklich Liebenden im Pardelfell.
Gabriele D’Annunzio starb vor 80 Jahren am 1. März 1938 in Gardone Riviera. war ein italienischer Schriftsteller und Dichter des Fin de Siècle und spätromantischer Vertreter des Symbolismus.
Er gilt als ein Ideengeber für den italienischen Faschismus und als einer der Mentoren Benito Mussolinis, ohne allerdings jemals bekennender Faschist oder Mitglied der Faschistischen Partei gewesen zu sein.
Zu seinen bekanntesen Werken gehören die Romane »Das Feuer«, »Der Unschuldige« und »Das Opfer«.
VGabriele D’Annunzio ist neben Walter Pater, John Ruskin, Oscar Wilde, Aubrey Beardsley, Frederic Lord Leighton, Stéphane Mallarmé und Stefan George ein Vertreter des Ästhetizismus, einer Zeitepoche der Literatur, die von 1890 bis 1920 andauerte und die im Schönen (dem Ästhetischen) den höchsten Wert sieht.
1924 wurde D’Annunzio geadelt und erhielt den Titel "Principe di Montenevoso". Nach dem Schriftsteller und Dichter ist die Universität Chieti-Pescara benannt.
D’Annunzio starb am 1. März 1938 in seiner Villa bei Gardone Riviera, die bereits vorher durch die Regierung zur nationalen Gedenkstätte erklärt worden war. Bestattet wurde D’Annunzio in einer repräsentativ ausgebauten Grabstätte aus weißem Marmor auf dem Gelände seiner Villa.
Gabriele D’Annunzio wurde am 12. März 1863 in Pescara geboren.
George Gordon Byron, bekannt als Lord Byron, wurde vor 230 Jahren am 22. Januar 1788 in London georen. Lord Byron war ein britischer Dichter und einer der wesentlichen Vertreter der englischen Romantik. Er war der Vater von Ada Lovelace und ist überdies als wichtiger Teilnehmer am Freiheitskampf der Griechen bekannt.
Byron gehört zu den großen englischen Romantikern. Man findet aber bei ihm wie bei Heinrich Heine, einen ironischen Unterton, der aus dem romantischen Weltschmerz herzuleiten ist. Sein Haupt-und Meisterwerk ist "Don Juan", ein satirisch-komischer Versroman mit Abschweifungen und lyrischen Einlagen.
Im Jahr 1809 unternahm er eine große Reise in den Mittelmeerraum: Über Lissabon fuhr er nach Spanien und besuchte auch Malta, Albanien, Griechenland und die Küste Kleinasiens.
Durch diese Reise begann nicht nur Byrons Abenteuer, in der er Held seines eigenen Lebens war, durch sie wurde er vor allem zum Kosmopoliten, in der sein kosmopolitischer Liberalismus und seine relativistische Sicht der Moral zur Blüte heranreifte. In seinen Briefen reflektierte er über die unterschiedlichen Menschen und Bräuche und gelangte zu der Erkenntnis, dass sich die Menschen überall gleich blieben, mit Ausnahme der unterschiedlichen Bräuche und Sitten
Nach seiner Rückkehr wurde Byron 1812 durch die Publikation der ersten beiden Canti von »Childe Harold’s Pilgrimage« schlagartig bekannt.
Die skandalumwobene Trennung von seiner Ehefrau Annabella Milbanke.führte zu einem öffentlichen Eklat. Der Dichter musste aber auch für seine sexuelle Zügellosigkeit, zu der Inzest mit seiner Halbschwester Augusta als auch homosexuelle Handlungen gehörten, England 1816 für immer verlassen. Byron war gesellschaftlich isoliert und verließ London am 23. April und England am 25. April 1816 auf Dauer.
Anfang 1823 nahm Byron als Freund der Hellene das ihm angebotene Kommando über die freien griechischen Streitkräfte an. Ein Jahr später starb er in Messolongi in Griechenland an den Folgen einer Unterkühlung und den schwächenden Wirkungen des medizinischen Aderlasses. Wegen seines Engagements für die griechische Unabhängigkeitsbewegung ist Lord Byron in Griechenland bis heute bekannt und hoch angesehen.
George Gordon Byron starb am 19. April 1824 in Messolongi, Griechenland.
Charles Baudelaire starb vor 150 Jahren am 31. August 1867 in Paris. Charles Baudelaire gilt als einer der bedeutendsten französischen Dichter und als wichtiger Wegbereiter der literarischen Moderne in Europa. Wie kein anderer steht Charles Baudelaire für Dekadenz, morbide Erotik, Überspanntheit der Nerven oder auch: "Lust am Untergang".
Gut, dass Charles Baudelaire nicht auf seine Eltern gehört hat! Die wollten, dass er als Jurist Karriere macht. Stattdessen wurde Baudelaire Dichter und verprasste sein Erbe mit Prostituierten. Vor 150 Jahren starb Baudelaire im Alter von 46 Jahren.
Ab 1838 schrieb Baudelaire Gedichte, Prosa und Dramen. Er übersetzte Prosa von Edgar Allan Poe, bevor er als Dichter in Erscheinung trat. Im Alter von 36 Jahren veröffentlichte er »Les Fleurs du Mal«.
Durch seine prosaische Dichtung »Die Blumen des Bösen« wurde er schnell berühmt. Baudelaire wagte hier erstmals die Darstellung des Bösen in der Literatur.
1857 erschien der Gedichtzyklus »Hundert Gedichte« der ersten Augabe der »Fleurs du mal«. Das Bürgertum war über die decadence in den Gedichten verärgert und fürchtete einen Angriff auf die bürgerlichen Werte. Die Veröffentlichung des anstössigen Gedichtbandes verursachte damals einen öffentlichen Skandal und hatte sofort einen Strafprozess wegen „Gotteslästerung“ und „Beleidigung der öffentlichen Moral“ gegen Autor und Verleger zur Folge. Geschadet hat der Prozeß dem Ruf des Dichters nicht.
Am 20. August 1857 wurden Dichter und Verleger wegen »Verstosses gegen die öffentliche Moral und die guten Sitten« von der Pariser Strafkammer zu einer Geldstrafe verurteilt und erhielten die Auflage, sechs Gedichte aus der Sammlung zu streichen.
Im Jahr 1861 ließ der Dichter eine zweite, von den inkriminierten Versen bereinigte Auflage erscheinen, die nun um 35 Gedichte vermehrt war.
Schnell genoss der "Dichter des Bösen" den Ruf eines Exzentrikers und Bonvivanten.
Wer nicht das Joch der Gegenwart tragen will, muss sich berauschen, gleichviel ob mit Wein, Tugend oder Poesie. so Baudelaire in seinem Gedicht »Envirez-Vous« (»Berauscht Euch«).
Im Jahr 1865 erschien in Brüssel das Bändchen »Les Epaves«, das 23 Gedichte, darunter die verbotenen, enthielt.
Weitere Werke sind die Prosadichtungen »Die Tänzerin Fanfarlo» und »Der Spleen von Paris«.
Baudelaire gilt noch heute als Ingegriff moderner französischer Dichtung.
Charles Baudelaire wurde am 9. April 1821 in Paris geboren.
Weltberühmt wurde Hans Christian Andersen (1805-1875) vor allem durch seine Märchen, die er 1835 bis 1848 in acht Bänden publizierte. Dabei bearbeitete er Volksmärchen, bis sie seinen literarischen Ansprüchen genügten, gleichzeitig von Kindern verstanden werden konnten und wie gesprochen klangen. Seine romantischen Kunstmärchen werden heute in allen Kinderzimmern dieser Welt vorgelesen.
Die Märchen von Hans Christian Andersen sind ein Füllhorn hervorragender Erzählungen und eine wahre Fundgrube für Illustrationen in immer wieder neu erscheinenden grafischen Bildbänden durch hervorragende Grafiker und Zeichner. So nahm sich auch der deutsche Gebrauchsgrafiker, Buchgestalter und Illustrator Werner Klemke (1917–1994) Andersens Märchen an.
»Märchen von Hans Christian Andersen: illustriert von Werner Klemke« ist ein opulenter, nun veröffentlicher filigraner Bildband im typischen Format eines Märchenbuchs, illustriert von Werner Klemke, über die Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen. Ein grafischer Bildband aus Meisterhand. Dieser Schatz lag lange verborgen, doch zum 100. Geburtstag des Altmeisters Werner Klemke ist dieser nun gehoben worden.
Werner Klemke (1917–1994) war ein deutscher Buchgestalter und Illustrator, Gebrauchsgrafiker und Hochschullehrer in der DDR. Werner Klemke gilt als der einflussreichste und gefragteste Buchkünstler der ehemaligen DDR. Sein Lieblingspublikum waren die Kinder und ihnen schenkte er zum Beispiel 1962 die Märchenausgabe der Grimm’schen Sammlung. Millionen begeisterten Lesern und Märchenliebhabern sind die bekannten Texte bis heute mit diesen Bildern verbunden. Für Klemke waren die Märchen von Hans Christian Andersen immer wieder Quell seiner Inspiration.
Doch erst heute, zum 100. Geburtstag Werner Klemkes veröffentlicht das KinderbuchVerlags-Label bei Beltz eine Sammlung an Zeichnungen Klemkes zu den Märchen Hans Christian Andersens, die eigentlich bereits 1975 zum 100. Todestag des Märchenerzählers erscheinen sollte, die aber nie zustande kam. Die im Nachlass gefundenen 196 Zeichnungen Klemkes erscheinen in einem klassischen Sammelband der Andersen-Märchen.
Werner Klemke erschuf Illustrationen in pastelltönen, mit Tusche, in schwarz-weiß, mal filigran-detailliert, mal romantisch, mal mit frechen Anspielungen auf seine Zeit, doppelbödig und charmant.
Im typischen Format eines Märchenbuchs nehmen die Illustrationen verschiedene Rollen und Formen ein. So gibt es seitenfüllende Aufmacher am Beginn jedes Märchentextes, eher vigniettenartige kleine Einsprengsel und halb- oder ganzseitige Bilder in ganz verschiedenen Formaten, auch rahmende Bildbänder am oberen und/oder unteren Seitenrand.
In dem Band versammelt sind schwarz-weiße oder dezent kolorierte Pinselzeichnungen. Bei den Zeichnungen im Band handelt es sich technisch um schwarz-weiße oder dezent kolorierte Pinselzeichnungen, die durchaus einiges im Abstrakten lassen, pointieren und karikieren, zuspitzen, atmosphärisch ausarbeiten oder einfach auch den Text weitererzählen. Keinesfalls handelt es sich nur um Bilder zum Text, schon gar nicht um dekoratives Beiwerk.
In dem von Werner Klemke illustrierten Bildband sind 13 Märchen enthalten, darunter »Das Feuerzeug«, »Des Kaisers neue Kleider«, »Der Schweinehirt«, »Der Schatten« uvm.
»Die Schattenlinie« ist ein autobiografisch gefärbter Roman von Joseph Conrad, der 1917 Mitten im Ersten Weltkrieg entstanden ist. »Die Schattenlinie« von Joseph Conrad ist 100 Jahre nach seinem Erscheinen von Daniel Göske neu übersetzt worden. Joseph Conrads Klassiker neu übersetzt. Es ist die bisher beste Übersetzung des Romans.
Der junge Seemann aus England geht auf seine erste Fahrt als Kapitän. Doch unter der Mannschaft wütet das Tropenfieber, und draußen auf dem Meer gerät das Schiff in eine Flaute, treibt Tag um Tag nur noch im Kreis. Als in den Chininfläschchen sich kein Medikament, sondern nur gefälschtes weißes Pulver findet, kommt es zur Bewährungsprobe.
Will der Kapitän mit seinen Leuten überleben, muss der jugendliche Träumer sich unter dem teilnahmslosen Himmel zum verantwortlich Handelnden wandeln, die “Schattenlinie” zwischen Jugend und Erwachsensein überschreiten.
Ein junger Mann heuert an einem Hafen in Ostasien von einem Schiff ab, um von nun an dem Seeleben den Rücken zu kehren. In einer Bleibe für Seeleute eingekehrt lernt er den erfahrenen Kapitän Jiles kennen, der ihm sein erstes eigenes Kommando auf einem Schiff vermittelt, dessen früherer Kapitän unter mysteriösen Umständen verstorben ist. Die Besatzung des Schiffs erkrankt schwer, das Schiff kommt zudem nicht mehr auf dem Ozean voran. Es entwickelt sich eine höchst bedrohliche Situation für alle, da das Schiff in einen Sturm gerät. Der als Kapitän noch völlig unerfahrene Protagonist nimmt das Schicksal seiner Mannschaft in die Hände.
Conrads Roman, den er seinem Sohn Borys widmete, handelt von der Reifeprüfung eines jungen Mannes, der sich nach seiner zunächst wankelmütigen Ablehnung des Lebens als Seefahrer in einer schwierigen Lage erst noch beweisen muss. Ein mitreißender Roman über jugendlichen Wankelmut, einen Reifungsprozess und das Sammeln von Erfahrungen. Die Überschreitung der "Schattenlinie" erweist sich dabei als Entwicklungssprung vom zwar forschen, gleichwohl noch "grünen" Jüngling hin zu einem schicksalersprobten jungen Mann.
Es handelt sich um einen Roman mit autobiografischem Hintergrund. Conrad verarbeitete eine persönliche Erfahrung: Sein Sohn Borys zog 1917 in den Krieg und musste dort seine Reifeprüfung als junger Mann bestehen.
Der Roman eignet sich wegen der Verquickung der Seefahrer-Thematik mit gehaltreichen und ausgefeilten Dialogen nicht nur hervorragend für Liebhaber von Abenteuerliteratur, sondern auch für jene, die höchste literarische Ansprüche haben. Der Übersetzer Daniel Göske gibt Joseph Conrads klarer und ausdrucksstarker Sprache endlich eine Gestalt, die diesem großen Roman der Weltliteratur angemessen ist.
Alfred Döblin starb vor 60 Jahren am 26. Juni 1957 in Emmendingen. Alfred Döblin war ein deutscher Arzt, Psychiater und Schriftsteller. 1938 emigrierte er als einer der Letzten aus Deutschland.
Sein episches Werk umfasst mehrere Romane, Novellen und Erzählungen, daneben verfasste er unter dem Pseudonym »Linke Poot« satirische Essays und Polemiken. Als führender Expressionist und Wegbereiter der literarischen Moderne in Deutschland integrierte Döblin früh das Hörspiel und Drehbuch in seinem Werk.
Er schrieb Erzählungen und Aufsätze, fand aber keinen Verleger. Im Ersten Weltkrieg war er Kasernenarzt. Der S. Fischer Verlag brachte seine ersten Romane heraus, nicht gerade Bestseller, aber langsam begann Döblin, in der Welt der Literatur ein Begriff zu werden.
Da war er Anfang 40 und Berlin, das Berlin der 20er Jahre, die Großstadt, das war, so sagte er, "das Benzin, mit dem sein Motor läuft".
Er war Mitbegründer der expressionistischen Zeitschrift "Der Sturm" (1910) und legte mit seinem 1913 erschienenen Erzählband "Die Ermordung der Butterblume" erste eigene expressionistische Texte vor.
1920 veröffentlichte er den historischen Roman »Wallenstein«. Weiterhin setzte Döblin als avantgardistischer Romantheoretiker mit den Schriften »An Romanautoren und ihre Kritiker. Berliner Programm, Bemerkungen zum Roman« und »Der Bau des epischen Werks« zahlreiche Impulse in der erzählenden Prosa frei.
1929 erschien sein bekanntestes Werk »Berlin Alexanderplatz«. Seine Erzähltechnik, die zwischen registrierender, neuer Sachlichkeit und Eindrücken der modernen Großstadt schwankt, brachte Döblin Vergleiche mit James Joyce ein.
„Wenn ein Roman nicht wie ein Regenwurm in zehn Stücke geschnitten werden kann und jeder Teil bewegt sich selbst, dann taugt er nicht.“
Alfred Döblin stammte aus einer Familie assimilierter Juden. In seinem zehnten Lebensjahr trennte sich der Vater von seiner Frau und ließ die Familie mittellos zurück. Das plötzliche Verschwinden des Vaters traumatisierte den Jungen nachhaltig. Bereits in seinem letzten Schuljahr verfasste Döblin mehrere Erzählungen und einen Kurzroman. Nach dem Abitur studierte er Medizin und wurde 1905 promoviert. Ein Jahr darauf eröffnete er eine kassenärztliche Praxis und heiratete die Medizinstudentin Erna Reiss.
Die Metropole Berlin wurde Döblins eigentliche Heimat. Er schloss sich dem Sturmkreis um Herwarth Walden an. Döblin wurde mit seinem Erzählband »Die Ermordung einer Butterblume und andere Erzählungen« sowie den Romanen »Die drei Sprünge des Wang-lun« und »Berge, Meere und Giganten« zu einem der führenden Exponenten der expressionistischen Literatur. Im Ersten Weltkrieg war er als Lazarettarzt an der Westfront stationiert. In der Weimarer Republik wurde der streitbare Döblin einer der führenden Intellektuellen des linksbürgerlichen Spektrums.
1933 musste der Jude und Sozialist Döblin aus Deutschland flüchten, kehrte nach Ende des Zweiten Weltkrieges zurück, um Deutschland 1953 erneut resigniert zu verlassen. Große Teile seines literarischen Schaffens, darunter die »Amazonas-Trilogie«, die »Novembertetralogie« und der letzte Roman »Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende« werden der Exil-Literatur zugeordnet.
Alfred Döblin ist der große „Unbekannte“ der Literaturgeschichte Deutschlands, der sich nie aus Thomas Manns Schatten befreien konnte. Er war ein Mensch, der als Arzt und Künstler, als Jude und Katholik, als Patriot und Sozialist in die Tragödien des 20. Jahrhunderts hineingezogen wurde.
Alfred Döblin wurde am 10. August 1878 in Stettin geboren.
Lew Kopelew starb vor 20 Jahren am 18. Juni 1997 in Köln. Lew Kopelew war ein russischer Germanist, Schriftsteller und Humanist mit dem Werdegang eines Dissidenten. Er war ein Zeitzeuge des Jahrhunderts. Ab 1980 lebte er im unfreiwilligen Exil in Deutschland und wurde zu einer bedeutsamen Figur im bundesdeutschen Geistesleben. Der enge Freund Heinrich Bölls und Marion Gräfin Dönhoffs setzte sich unermüdlich für Verständnis und Aussöhnung zwischen Ost und West ein.
Seit Mitte der sechziger Jahre setzte er sich zunehmend für Andersdenkende wie Andrej Sacharow und Alexander Solschenizyn sowie für den Prager Frühling ein. Hierdurch geriet er in immer stärkere Opposition zu dem sich wieder verhärtenden Regime. Er verlor immer mehr den Glauben an den Kommunismus und wurde, als er gegen den Einmarsch anderer kommunistischer Länder in die Tschechoslowakei und die brutale Zerschlagung aller Reformerfolge protestierte, mit Parteiausschluss, Schreibverbot und dem Verlust seiner Stelle am Institut für Kunstgeschichte bestraft. Damit endeten für ihn die letzten Hoffnungen, die er in den Kommunismus gesetzt hatte.
Kopelew wollte in den Westen reisen, aber er wollte auf keinen Fall seine Heimat aufgeben und ins Exil gehen. Eine Einladung von Böll und Marion Gräfin Dönhoff zu einer Studienreise nach Deutschland, der ein langes diplomatisches Ringen um eine Rückkehr-Garantie vorausgegangen war, ließ Kopelew 1980 das Wagnis eingehen, mit seiner Frau ins Ausland zu reisen. Nachdem Kopelew sich zu Anfang des Jahres mit anderen Intellektuellen für Andrej Sacharow eingesetzt hatte, wurden ihm und seiner Frau überraschend im Oktober die Genehmigung zur Ausreise erteilt. Mitte November traf das Ehepaar in Köln ein.
Doch schon Anfang 1981 wurde die Auslandsreise zum Exil – man hatte das Ehepaar ausgebürgert. Nach einer Reise in die USA wurde Köln die neue Bleibe für das Ehepaar Kopelew-Orlowa. Raissa Orlowa hatte wesentlich größere Schwierigkeiten, sich in Deutschland einzugewöhnen, als ihr mit der deutschen Kultur aufs beste vertrauter Mann. Sie berichtet in einem Buch über das ihr nur langsam zur Gewohnheit werdende Leben in Deutschland. Kopelew wurde kurz nach Ankunft deutscher Staatsbürger.
Aufgrund der Perestroika Gorbatschows erhielt Kopelew 1989 die Erlaubnis, seine alte Heimatstadt Moskau zu seinem 77. Geburtstag zu besuchen. 1990 konnte er Russland ein zweites Mal besuchen. Er reiste durch das Land und besuchte alte Freunde, doch das Land war ihm inzwischen fremd geworden. Da seine Frau Raissa 1989 gestorben war, ging er schließlich wieder nach Köln zurück, um dort seine Arbeit zur Versöhnung der Völker fortzusetzen.
Am 18. Juni 1997 starb Lew Kopelew in Köln. Seine Urne wurde nach Moskau überführt, wo die Asche auf dem Donskoi-Friedhof neben seiner Frau Raissa Orlowa beigesetzt wurde.
Geboren wurde der Humanist und Weltbürger Lew Kopelew am 9. April 1912 in Kiew.