Samstag, 13. Januar 2018

»Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen« von Volker Weidermann



»Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen« ist ein historiographischer Roman des Autors und Journalisten Volker Weidermann über einen besonderen Moment der bayrischen Geschichte, in dem der Freistaat Bayern im November 1918 ausgerufen wurde. Der November 1918 war das Ende einer Ära. Der Journalist und Schriftsteller Kurt Eisner verkündete in der ersten Stunde des 8. November den Freien Volksstaat Bayern als Freistaat.


Bayern im November 1918, die Zeit der Münchner Räterepublik - eine der spannendsten Episoden der Deutschen Geschichte. Kriegsmüde Pazifisten erobern München und etablieren eine kurze chaotische Räterepublik. Ministerpräsident Kurt Eisner und, nach dessen Ermordung, Ernst Toller waren neben anderen Schriftstellern, die führenden Köpfe der Münchner Räterepublik 1918.








Wann gab es das schon einmal – eine Revolution, durch die die Dichter an die Macht gelangten? Doch es gab sie, die kurzen Momente in der Geschichte, in denen alles möglich erschien. Von einem solchen Ereignis, der Münchner Räterepublik, erzählt Volker Weidermann so mitreißend, dass der Leser zum Augenzeugen der turbulenten, komischen und tragischen Wochen zwischen November 1918 und April 1919 wird, die München, Bayern und Deutschland erschütterten.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Absetzung des bayerischen Königs beginnt der magische Moment, in dem alles möglich erscheint: radikaler Pazifismus, direkte Demokratie, soziale Gerechtigkeit, die Herrschaft der Fantasie. An der Spitze der Rätebewegung stehen die Schriftsteller Ernst Toller, Gustav Landauer und Erich Mühsam, die Literatur in Wirklichkeit verwandeln wollen. Doch auf die Tage euphorischer Aufbruchstimmung folgt rasch Ernüchterung. Der Traum währte nur solange, bis die reaktionären Kräfte zurückschlugen und die Revolution niederschossen. Und die Dichter an der Macht blieben eine bayrische Episode, denn die Restauration hat die Revolution besiegt.


In rasantem Tempo und aus der Perspektive von Beteiligten und Beobachtern vor Ort wie Thomas Mann, Klaus Mann, Rainer Maria Rilke, Adolf Hitler, Victor Klemperer oder Oskar Maria Graf entsteht so ein historischer Thriller über ein einzigartiges Ereignis der deutschen Geschichte. Und der Traum von direkter Demokratie und sozialer Gleichheit, den die Räterepublik träumte, berührt und beschäftigt uns bis heute.





Der Autor erzählt spannend von den Protagonisten und Widersachern der Münchner Räterepublik, wechselt behände die Perspektive zwischen Eisner, Mann und Hitler, dass es einem ganz wirr im Kopf wird, aber es waren eben auch wirre Zeiten.

Der Leser begegnet in diesem historiographischen Roman zahlreichen bekannten oder nicht mehr so bekannten Literatur- und Szenegrößen, die mehr oder minder am Umschwung teil hatten und sich für ihn begeistern konnte. Und mit ihm scheitern durften, wenn man es auf eine typisch sozialpolitische Essenz bringen möchte. Rainer Maria Rilke, Thomas Mann, Ricarda Huch oder Oskar Maria Graf mal live erleben? Hier hat man gute Gelegenheit.

Dieses Buch ist im Stil eines Zeitzeugen-Berichtes spannend und verständlich menschelnd geschrieben. Es hat das Zeug, eine vielen Menschen weitgehend unbekannte Epoche (nicht nur) bayerischer Geschichte populär in Herz und Hirn des Lesers zu legen. Der Autor hält es wohl mit Friedrich Dürrenmatt: "Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt, wenn sie die schlimmstmögliche Wendung genommen hat."

Aber genau das ist es nicht Volker Weidermann schreibt so lebensnah, so spannend, dass man glaubt, dabei zu sein. Hart wird es zum Schluss, wenn die Weißen kommen und losballern. Spannend, lesenswert , so kennt man die Bayern sicher nicht.


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Literatur:


Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen
von Volker Weidermann


Weblinks:

Revolution, 1918/1919 – Historisches Lexikon Bayerns - www.historisches-lexikon-bayerns.de

Freistaat Bayern – Historisches Lexikon Bayerns - www.historisches-lexikon-bayerns.de

November 1918 – das Ende einer Ära - bergundtotschlag.wordpress.com

Kurt Eisner - Wikipedia.org




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