Freitag, 24. Dezember 2010

Wo ist das Christkind geblieben?

Frank McCourt

Als der große irische Erzähler Frank McCourt sieben Jahre alt war, erzählte ihm seine Mutter eine kleine Weihnachtsgeschichte aus ihrer Kindheit.

In der Josefskirche, nicht weit vom Haus, in dem die kleine Angela mit ihren drei Geschwistern und den Eltern wohnte, hatte der Pfarrer wie jedes Jahr die Weihanchtskrippe aufgebaut. Und da lag das Christkind splitterfasernackt in der Krippe und streckte seine Ärmchen nach der Mutter, der Jungfrau Maria, aus.

Es sah zwar ganz zufrieden aus, aber die kleine Angela lies sich nichts vormachen, denn sie wußte, was frieren hiess und Hunger hatte sich oft genug. So hatte sie großes Mitleid mit dem Christkind und beschloß, ihm zu helfen.

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

"In einem kleinen Dorf in Norwegen bauten Kinder einst einen großen Schneemann. Er hatte einen dicken, kugeligen Bauch, schwarze Kohlenaugen und seine Nase war die schönste Möhre weit und breit. Die Kinder nannten ihn Fritz. Sie besuchten ihn jeden Tag, sangen, tanzten um ihn herum und waren fröhlich.

Schneemann Fritz aber blieb traurig, denn er hatte ein Herz aus Eis. Aus diesem Grunde konnte er weder lachen noch weinen und das Schlimmste war, er konnte nicht lieben.

Das Christkind wartete zu dieser Zeit bereits auf Weihnachten, denn alle Geschenke waren verpackt und mit einer Schleife versehen. Als alles ganz still wurde und nur die Kirchenglocken läuteten, machte sich das Christkind auf zur Erde, um in der heiligen Nacht die Menschen zu beschenken.

Als alle Geschenke verteilt waren, flog das Christkind auch zum Schneemann Fritz, denn es kannte seinen tiefsten Wunsch.

Es küsste ihn auf die Wange und ein Wunder geschah. Im Bauch des Schneemannes begann es zu glühen und sein Herz fing an zu schlagen. Seine Augen leuchteten glücklich, als er seinen Körper ans Christkind schmiegte und eine Freudenträne glitzerte in seinem schneeweißen Gesicht.

Als das Christkind sah, dass der Schneemann vor lauter Glück nicht bemerkte, dass er bereits schmolz, stupste es Schneemann Fritz zum Abschied mit dem Finger gegen sein Herz, blinzelte ihm zu und flüsterte ihm ins Ohr: »Bis zum nächsten Heiligen Abend. Vergiss mich nicht«. Da schmunzelte der Schneemann. Als die Glocke 12 mal schlug, sauste das Christkind zurück in den Himmel.

Im Dorf dagegen gingen die Lichter aus und die Menschen schliefen zufrieden ein. Schneemann Fritz blieb die ganze Zeit wach. Er fing an die Minuten, die Stunden, die Tage zu zählen.

Denn was er nicht wusste, das Christkind hatte ihm mit seinem Kuss Sehnsucht und Hoffnung geschenkt."
(nach Martina Wiemers)

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Der Christabend





Der Christabend

Karl Ludwig Theodor Lieth (1776-1850)


Mit stillem Schweigen sinket herab die heil'ge Nacht,
gar hell und lieblich blinket des Abendsternes Pracht;
als wollte er mich fragen, wer heut geboren ist:
Ich kann es ihm wohl sagen, es ist der heil'ge Christ.
Der Heil'ge kam von oben und war der Kinder Freund,
ihn will ich liebend loben, daß er's so gut gemeint,
voll Milde und Erbarmen, mit Vaterlieb' und Lust,
trug er sie auf den Armen, drückt er sie an die Brust.
Wohl nicht in Menschenweise wohnt er auf Erden mehr,
nur unsichtbar und leise noch wandelt er umher;
er suchet seine Kleinen und sucht von Haus zu Haus,
und wo sie fromm erscheinen, da geht er ein und aus.
Ich will zur Ruh' mich legen, und betend schlaf' ich ein!
Ich träum' von seinen Segen und möchte bei ihm sein.
Möchte ihm mich dankend neigen, dem lieben, heil'gen Christ,
der in der Weihnacht Schweigen so nah den Kindern ist.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Umberto Eco über Medienpopulismus

Umberto Eco

Der Semiotiker und Philosoph Umberto Eco sprach neulich in der FAZ, ziemlich resigniert, von der Unumgänglichkeit des "Phänomens Berlusconi". Man müsse erkennen, unabhängig von dessen fragwürdiger Facon, dass bald überall das Zukunftsphänomen "Medienpopulismus" herrschen werde.

Eco nahm damit seine Parteilichkeit gegen Berlusconi zurück, nicht weil er sie nicht mehr verträte, sondern um darauf aufmerksam zu machen, dass Berlusconi keine Person, sondern eine Verpackung darstelle. Diese mediale und populistische Form der Präsentation von Politik sei ein untrügliches Zeichen künftiger Politik, das man bald von jeder Seite gebruachen werde.

Von altlinks bis altrechts, von grün bis liberal. Und in der Tat, wir sehen sie dich schon alle am Werk, in dieselbe Richtung marschierend. Gerd Schröder versuchte den Berlusconi zu geben, auf seine Art, mit den Logos von Zigarre, Audi-S-Klasse, Borussia Dortmund und Brionianzügen. Westerwelle versucht es seit langem, als stimmkräftiger Sunnyboy, er ist nur weniger begabt als Gerd und Joschka. Guido wird wohl abstürzen, seine bekennende Art von Homosexualität ist wohl zu defensiv und überzeugt nicht genügend.

Neuerdings probiert es Guttenberg mit dem Medienpopulismus, er scheint Erfolg zu haben damit. Ihm verzeiht man bereits alles. Kurz: Berlusconi ist überall. Er ist ein Dieter Bohlen der europäischen Politik.



Das abenteuerliche Leben des Santa Claus


Hierzulande hat sich längst herumgesprochen, dass in Amerika nicht der Weihnachtsmann den Kindern die Geschenke bringt und nicht das Christkind, und dass diese ihn Santa Claus nennen.

Dieser hat viele eigenartige Gewohnheiten und wenn man über ihn nachdenkt, stellen sich viele Fragen. Aber wer ist dieser Santa Claus eigentlich, wo wohnt er und wie kam er zu seinem Namen? Und warum reist er mit einem Schlitten, den Rentiere durch die Lüfte ziehen und wieso können die überhaupt fliegen?

Der Weihnachtsmann oder Das abenteuerliche Leben des Santa Claus

Lyman Frank Baum, der Schöpfer des Klassikers »Der Zauberers von Oz«, hat sich darüber auch Gedanken gemacht und schon Anfang des letzten Jahrhunderts diese abenteuerliche Märchen erzählt, das die vielen Geschichten und Mythen rund um Weihnachten mit einer eigenen Variante bereichtert.

Dieses Märchenbuch mit seinen gesammelten abenteuerlichen Weihnachtsgechichten ist ein Vorlesespass für die ganze Familie.

Freitag, 10. Dezember 2010

»Kafka: Die Jahre der Erkenntnis« von Reiner Stach

Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis

»Kafka: Die Jahre der Erkenntnis« ist eine gelungene und hoch gelobte Biografie über Franz Kafka. Das Werk zeigt seinen letzten Lebensabschnitt als Biographie in deutscher Sprache und liefert zugleich ein Panorama seiner Zeit, so nah am Zeitgeschehen, als wäre man selbst dabei.

Dieser hoch gelobte Band im Rahmen eines auf drei Bände angelegten Werkes behandelt die Jahre von 1916 bis zu Kafkas Tod 1924 ― eine Zeit, in der Kafkas vertraute Welt unterging, politisch ebenso wie physisch.
Er war nun deutscher Jude mit tschechischem Pass, und er litt an einer Krankheit, welche die seit Jahren erträumte literarische Existenz unmöglich machte. Beides steigerte seine Hellsicht: Für Kafka wurden es die Jahre der Erkenntnis.

Reiner Stach beschreibt Kafka deutlich als einen Mann, dem die Liebe über alles geht und zum bestimmenden Prinzip wird. Das Schreiben hilft ihm das Lieben zu ertragen. In dem Punkt ist Kafka der schreibende Zwilling van Goghs. Es ist bestimmt kein Zufall, daß diese beiden Menschen, die aus der Not der Liebe ihre Kunst geschaffen haben, heute als die größten Seelen in ihrem Metier gelten.

Was Franz Kafka an Literatur geschrieben hat, ist einzigartig und der Begriff "kafkaesk" trifft seine Ausnahmestellung. Doch in seinem eigenen Leben ist sein Lieben viel bedeutender als sein Schreiben. Das hat auch damit zu tun, daß sein Genie so lange nur von wenigen erkannt wurde. Was wohl auch gut war: denn was wäre aus Kafkas Kunst geworden, wenn sie, so wie heutzutage üblich medial breitgetreten worden wäre?

Reiner Stach schafft es in diesem Buch, wie auch schon im letzten, Intimität zu erzeugen. Genau das ist auch Kafkas Botschaft. Intimität verbindet sowohl Liebe als auch Kunst mit Seele und erst durch diese Verbindung wird das persönliche zum allgemeinen.

Die auf drei Bände groß angelegte Kafka-Biographie von Reiner Stach übt eine sogartige Wirkung aus. Vor allem die szenische Vergegenwärtigung, die bisweilen an die Erzählformen des Films erinnert, führt sehr nahe an Kafkas private Existenz und eröffnet zugleich das Panorama seiner Zeit.

Weblink:

Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
von Reiner Stach

Samstag, 20. November 2010

Leo Tolstoi starb vor 100 Jahren

Leo Tolstoi

Der berühmte russische Schriftsteller Leo Tolstoi starb vor 100 Jahren am 20. November 1910. So abenteuerlich sein Leben war, so abenteuerlich und turbulent ging sein bewegtes Leben auch zu Ende. Tolstoi starb nicht etwa - wie bei Schriftstellern üblich - friedlich zu Hause im Bett, sondern in einer Notunterkunft während einer überhastet angetretenen Zugreise.

Auslöser seiner letzten Reise war ein familiärer Streit um sein literarisches Erbe. Der Nationaldichter Tolstoi erwog, dem russischen Volk seine literarischen Werke zu vermachen. Da seine Frau Sofia es aber ablehnte, die in seinem Testament dem russischen Volk vermachten literarischen Werke als gemeinsame Besitztümer des Volkes anzusehen, verließ Lew Tolstoi nach dem Streit mit seinem Arzt und seiner jüngsten Tochter die Familie auf seinem Landgut Jasnaja Poljana zu einer letzten, spektakulären Reise in Richtung Süden.

Tolstois Sterbezimmer Bahnhof Astapowo

Tolstoi trat die Flucht überstürzt und zudem im offenen Zug fahrend an. Die Fahrt mit dem Zug bekam Tolstoi nicht. Auf dieser Reise erkrankte er an einer Lungenentzündung und starb am frühen Morgen des 20. November 1910 in einem Bahnwärterhäuschen in Astapowo bei Lipezk im Gouvernement Tambow, gut 300 km südöstlich von seinem Landgut. Zum Zeitpunkt seines plötzlichen Todes wurde der berühmte russische Schriftsteller von der Weltpresse umlagert. Zwei Tage später wurde Tolstoi auf seinem Landgut Jasnaja Poljana begraben.

Für viele Russen brach mit dem Tod ihres Jahrhundertschriftstellers Leo Tolstoi vor 100 Jahren eine Welt zusammen. Als der Autor der international geschätzten Klassiker »Krieg und Frieden« und »Anna Karenina« 1910 im bescheidenen Häuschen eines Bahnwärters in Astapowo starb, verlor das Land einen seiner größten Denker, einen epochalen Schriftsteller und eine moralische Instanz.

Weblinks:

Leo Tolstoi-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Leo Tolstoi-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Mittwoch, 17. November 2010

Jonathan Franzen Roman »Freiheit«

Neun Jahre hat sich Jonathan Franzen für seinen neuen Roman »Freiheit« Zeit gelassen, bis er die Geschichte der Familie Berglund in St. Paul, der Hauptstadt von Minnesota, erzählen konnte. Wie bei den »Korrekturen« hat der Fachmann für Familienfragen auch seinen vierten Roman im Mittleren Westen angesiedelt.

»Freiheit« ist sein autobiographischstes Buch, denn in der Erfindung seiner Romanfiguren hat sich Franzen auch selbst verändert. "Nur in der Erfindung kann man wirklich in die Tiefen des Unterbewusstseins vordringen. Der Kampf um die Erfindung meiner Charaktere zwang mich auch, mich selber neu zu erfinden. Ich habe mich verändert im Lauf des Schreibens, das war nötig."





»Das Thema Familie ist universal«

Wie bei seinen anderen Romanen, handelt es sich bei »Freiheit« wieder um einen Familienroman mit zeitgenössischem Hintergrund. Aber dieser Roman ist viel mehr als das, es ist eine Abrechnung mit dem Amerika unter Präsident George W. Bush. Der Titel »Freiheit« ist ironisch gemeint. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte Franzen: „Ich kann nur hoffen, dass jeder die Ironie sofort versteht. ‚Freiheit’ ist der am häufigsten missbrauchte Begriff der Bush-Jahre. Er ist vergiftet, ist ein Krüppel.”

736 Seiten hat Franzen gebraucht, um seine Geschichte über Ehebruch, Geschwisterrivalität, Irakkrieg und Umweltschutz unterzubringen. Für viele US-Kritiker keine Seite zuviel. "Ein unvergessliches Portrait unserer Zeit", schrieb die »New York Times«.


Jonathan Franzen Freiheit


Freiheit, von Jonathan Franzen
Rowohlt-Verlag, 8. September 2010.
736 Seiten, 24,95 EUR.
ISBN-13: 978-3498021290
Weblinks:

Jonathan Franzen »Freiheit« - Rowohlt-Verlag - www.rowohlt.de

Mustermann, geh' du voran - www.sueddeutsche.de/kultur

Samstag, 13. November 2010

Jonathan Franzen nimmt sich seine Freiheit

Jonathan Franzen wurde 1959 in Western Springs / Illinois, einem Vorort von Chicago geboren und wuchs in Missouri auf. Er studierte Literatur in den USA und in Deutschland. Als Schriftsteller hatte er schon mit seinen ersten Werken grossen Erfolg. Nach seinen ersten beiden Romanen wurde Franzen vom <em>„New Yorker“</em> ordentlich mit Vorschußlorbeeren versehen und auf die Liste der wichtigsten Schriftsteller des 21. Jahrhunderts gesetzt.

Jonathan Franzen ist ein epischer Erzähler und schreibt gerne hintergründige Familienromane - bevorzugt über Familien im Mittleren Westen - weil die prägendste Erfahrung in seinem Leben das Aufwachsen im Mittleren Westen mit seinen Eltern gewesen sei. Sein Thema ist das <font color="000090">Familienleben</font>, in dessen Gelingen oder Scheitern sich gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln. Seine Werke erzählen von den Werten und vom Wandel der Gesellschaft am Beispiel einer amerikanischen Familie. Ein wichtiges Unterfangen in einem Buch ist es nach seiner Auffasssung, diese Erfahrung unvergesslich zu machen, ihr echtes Leben und Form einzuhauchen.


Jonathan Franzen ist ein Autor, der sich - wie bei seinem neuen Roman - die Freiheit herausnimmt, sich Zeit zum Schreiben zu lassen. Seit seinem Sensationserfolg mit dem Roman »Korrekturen« 2001 hat der 51-jährige Autor mit »Freiheit« gerade einmal seinen vierten Roman vorgelegt. Die Freiheit, sich Zeit zu nehmen, spiegelt sich aber auch im Buch selbst wieder: Franzen erzählt episch, ohne zu langweilen. Und er ist noch in der Lage, ein großes psychologisches Panorama seiner Figuren zu entwerfen - und ein großes Panorama der US-Zeitgeschichte.

Für Franzen ist nach eigener Aussage Schreiben "meine Idee von Freiheit": in einer stillen Kammer befindlich, angekettet an den Roman, aber unabhängig. "Es ist Glück, wenn ich zwischendurch in die Natur kann, um Vögel zu beobachten, ist es perfekt."

Wie bei seinen anderen Romanen, handelt es sich bei »Freiheit« wieder um einen Familienroman mit zeitgenössischem Hintergrund. Aber dieser Roman ist viel mehr als das, es ist eine Abrechnung mit dem Amerika unter Präsident George W. Bush. Der Titel »Freiheit« ist ironisch gemeint. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte Franzen: „Ich kann nur hoffen, dass jeder die Ironie sofort versteht. ‚Freiheit’ ist der am häufigsten missbrauchte Begriff der Bush-Jahre. Er ist vergiftet, ist ein Krüppel.”

Franzen behauptet immer noch - wie mit seinen Thesen der 90er Jahre - mit einiger Überzeugungskraft, dass Literatur Aufmerksamkeit nur mit hoher Qualität erringen kann. Statt Anpassung an den Markt der schnellen Sensationen und billigen Effekte fordert Franzen, ähnlich wie sein Kollege (und Freund) David Foster Wallace, die Rückbesinnung der Literatur auf das Literarische selbst: auf die Kraft der Sprache, den Sog der Erzählung und die Macht der Identifikation.






Jonathan Franzen Freiheit








Freiheit, von Jonathan Franzen

Rowohlt-Verlag, 8. September 2010.
736 Seiten, 24,95 EUR.
ISBN-13: 978-3498021290






Weblink:

Jonathan Franzen »Freiheit« - Rowohlt-Verlag www.rowohlt.de

Sonntag, 31. Oktober 2010

»Die Landkarte und der Landstrich« von Michel Houellebecq

Die Landkarte und der Landstrich
Die Landkarte und der Landstrich

In seinem jüngsten Buch, das auf Deutsch so viel heißt wie »Die Landkarte und der Landstrich«, erzählt Michel Houellebecq die Geschichte des Künstlers Jed Martin, der seinen Erfolg der Arbeit mit Versatzstücken von Michelin-Landkarten verdankt - daher auch der Titel des Romans.

Dieser reflexive Roman nimmt an Fahrt auf, als Martin den Text für seinen Ausstellungskatalog von einem "berühmten, weltweit berühmten Schriftsteller" verfassen lassen möchte, wobei er an Michel Houellebecq denkt. Er erfindet sich selber als Romanfigur.

Martin ist wie Houellebecq: Ein Einzelgänger, Zyniker und nicht immer sehr umgänglich. In seinen Arbeiten, zunächst als Fotograf, dann als Maler, reflektiert und kritisiert er die heutige Gesellschaft, das Diktat des Konsums, die Macht des Geldes, überholte Konventionen und Traditionen. Die unterhaltsame Geschichte endet spannend mit der Ermordung Houellebecqs und bekommt dadurch den Hauch eines Psychothrillers und trägt stark autobiografische Züge.

Wer von Houellebecq einen Skandalroman erwartet hatte, wurde enttäuscht. Houellebecq zeigte sich weder als Rassist noch als Frauenhasser, Reaktionär noch als Islamfeind, was Frankreichs Presse auf Höchste erstaunte - und manche auch enttäuschte.

Houellebecq ist mit seiner vertrackten Geschichte um Michellin-Landkarten erstmalig ein Roman gelungen, der auf fast einhellige Lobeshymen stößt: Von Vollendung und literarischer Tiefe ist die Rede. Kritiker loben den Roman in höchsten Tönen als Meisterwerk. Es scheint, als habe sich Houellebecq besonnen und sei dem Rezept gefolgt, wie man einen erfolgreichen Roman schreibt - und dabei den Skandal verpasst.

Weblinks:

Michel Houellebecq: Skandal verpasst - Die Zeit - www.zeit.de

Die Landkarte und der Landstrich
Die Landkarte und der Landstrich
von Michel Houellebecq

Freitag, 29. Oktober 2010

Leo Tolstoi bricht zu seiner letzten Reise auf

Leo Tolstoi

Im Morgengrauen eines Oktobermorgens steigt Leo Tolstoi in die Kutsche und bricht auf zu seiner letzten Reise. Es ist kurz nach vier Uhr am 28. Oktober 1910, als er plötzlich beschließt, sein Landgut Jasnaja Poljana zu verlassen. Es ist das Ende eines unglücklichen Familiendramas.

Eilig kramt der alte Mann die nötigsten Habseligkeiten zusammen, Tochter Sascha und sein Leibarzt helfen beim Packen. Tolstoi schreibt einen letzten Brief an seine Frau Sofja. "Unerträglich" sei die Situation im Haus geworden, begründet er seine Flucht, die ein tragisches Ende finden sollte.

Begonnen hatte das Familiendrama schon viele Jahre vor dieser Oktobernacht. Die Protagonisten sind der weltberühmte und verehrte Lew Nikolajewitsch Tolstoi und seine Frau Sofja Andrejewna Tolstaja. Daneben noch Tochter Alexandra, Sascha genannt, die dem Vater treu ergeben ist, ebenso wie der intrigante Wladimir Grigorjewitsch Tschertkow, Begründer des Tolstojanismus, einer Art christlicher Anarchismus.

Graf Tolstoi pflegte bis zum Beginn der 1880er Jahre auf seienm Landgut Jasnaja Poljana den Lebensstil eines russischen Adligen, lud Aristokraten und Künstler zu Bällen und zur Jagd. Später vollzog er jedoch eine Abkehr zu einem einfachen und geistigen Leben.

Weblink:

Krieg und später Frieden - www.sueddeutsche.de

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Leo Tolstoi bricht zu seiner letzten Reise auf

Leo Tolstoi

Im Morgengrauen eines Oktobermorgens steigt Leo Tolstoi in die Kutsche und bricht auf zu seiner letzten Reise. Es ist kurz nach vier Uhr am 28. Oktober 1910, als er plötzlich beschließt, sein Landgut Jasnaja Poljana zu verlassen. Es ist das Ende eines unglücklichen Familiendramas.

Eilig kramt der alte Mann die nötigsten Habseligkeiten zusammen, Tochter Sascha und sein Leibarzt helfen beim Packen. Tolstoi schreibt einen letzten Brief an seine Frau Sofja. "Unerträglich" sei die Situation im Haus geworden, begründet er seine Flucht, die ein tragisches Ende finden sollte.

Begonnen hatte das Familiendrama schon viele Jahre vor dieser Oktobernacht. Die Protagonisten sind der weltberühmte und verehrte Lew Nikolajewitsch Tolstoi und seine Frau Sofja Andrejewna Tolstaja. Daneben noch Tochter Alexandra, Sascha genannt, die dem Vater treu ergeben ist, ebenso wie der intrigante Wladimir Grigorjewitsch Tschertkow, Begründer des Tolstojanismus, einer Art christlicher Anarchismus.

Graf Tolstoi pflegte bis zum Beginn der 1880er Jahre auf seienm Landgut Jasnaja Poljana den Lebensstil eines russischen Adligen, lud Aristokraten und Künstler zu Bällen und zur Jagd. Später vollzog er jedoch eine Abkehr zu einem einfachen und geistigen Leben.

Weblink:

Krieg und später Frieden - www.sueddeutsche.de

Dienstag, 19. Oktober 2010

Nobelpreis ging an den Repräsentanten eines Kontinents

Mario Vargas Llosa

Mit Mario Vargas Llosa ist die Wahl der Schwedischen Akademie auf einen Autor gefallen, der sich zum Repräsentanten eines ganzen Kontinents eignet. Dieser Repräsentant der lateinamerikanischen Literatur wird nicht erst durch diesen Preis zum Weltautor, er ist es schon seit langem.

Nachden die Akademie vor zwei Jahren damit gescheitert ist, den französischen Weltenbummler Jean-Marie Le Clézio zu einem Weltautor zu machen, suchte sie nun wieder, wie schon 2007 bei Doris Lessing, den Schulterschlusss mit dem großen, internationalem Publikum.

Mario Vargas Llosa ist ein Repräsentant des bürgerlichen Lateinamerika, anders als etwa der kubatreue Gabriel Garcia Marquez. Sein erklärter Liberalisnmus schließt seit den achtziger Jahren den Marktliberalismus ein.

Llosa ist insofern ein würdiger Preisträger, da er in den letzten Jahrzehnten seine Rolle als ein in seiner peruanischen Herkunftswelt verwurzelter Schriftsteller gefunden und auch als Kosmopolit dea Zeug zum Weltautor hat. Er gilt als wandlungsfähig und hat in einer Korrektur den Weg in die Mitte, zum Publikum gesucht und gefunden - um nicht zu sagen: er hat sich zu seinem Publikum hin entwickelt.


Sonntag, 10. Oktober 2010

Literatur-Nobelpreis geht an Mario Vargas Llosa

Mario Vargas Llosa

Unverhofft kommt manchmal überraschend - das gilt auch für die Verleihung des diesjährigen Literatur-Nobelpreises. Viele Jahre werden Namen von diversen Kandidaten genannt, aber niemand weiß so recht, ob das Ernst gemeint ist. Aber dann trifft es doch wieder einen Kandidaten, der gar nicht mehr ernsthaft mit einer Preisverleihung gerechnet hat.

So war es auch dieses Jahr mit der Verleihung des Literatur-Nobelpreises an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa, der nach der Nachricht aus Schweden selbst sehr überrascht war. Gemeinsam mit Zeitgenossen wie Gabriel Garcia Marquez, Jorge Luis Borges und Carlos Fuentes gilt er als Vertreter der lateinamerikanischen Literatur.

Die Nobelpreis-Jury hat sich einmal mehr für einen politischen Autor entschieden. In der Begründung teilte die Schwedische Akademie mit, Vargas Llosa werde für "seine Kartographie der Strukturen der Macht und seine gestochen scharfen Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums" ausgezeichnet.

Mario Vargas Llosa war Zeit seines Lebens in seiner Heimat politisich aktiv. 1990 kandididerte er sogar für das Amt des Staaatspräsidenten von Peru, unterlag jedoch gegen den späteren Präsidenten Alberto Fujimori.

Das Fest des Ziegenbocks



»Romane zu schreiben ist ein Aufstand gegen die Wirklichkeit,
gegen Gott, gegen die Schöpfung Gottes, die die Wirklichkeit ist.«


Mario Vargas Llosa

Schon in seinen frühen Romanen wie »Das grüne Haus« (1966) und »Gespräch in einer Kathedrale« (1969) bezog er eindeutig politisch Stellung. Seine Hauptwerke »Der Krieg am Ende der Welt« (1981) und »Das Fest des Ziegenbocks« (2000) gelten als herausragende Beispiele politischer Weltliteratur. Im Gegensatz zu anderen Literatur-Nobelpreisträgern der letzten Jahre wie Herta Müller, Doris Lessing oder Harold Pinter lässt sich Mario Vargas Llosas Werk politisch nicht so eindeutig zuordnen.

Mario Vargas Llosa

Mario Vargas Llosa ist ein sehr wandlungsfähiger Schriftsteller. Einzig sein Widerstand gegen Nationalismus und autoritäre Regime sind politische Konstanten in seinem Leben geblieben. In jungen Jahre war Llosa wie viele seiner lateinamerikanischen Zeitgenossen stark vom Erfolg der sozialistischen Revolution auf Kuba geprägt. Später bekannte er sich mehr zum Liberalismus. 1987 war er Mitbegründer der konservativen Partei »Movimiento Libertad«. In die Politik ist er dennoch nie gegangen, sondern ein politischer Schriftsteller geworden.

Die diesjährige Preisverleihung an den politischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa ist ein Signal und ruft zugleich die lateinamerikanische Literatur wieder in das allgemeine Bewusstein zurück.

Weblink:

Ins Mark Südamerikas - www.zeit.de

Mario Vargas Llosa

Unverhofft kommt manchmal überraschend - das gilt auch für die Verleihung des diesjährigen Literatur-Nobelpreises. Viele Jahre werden Namen von diversen Kandidaten genannt, aber niemand weiß so recht, ob das Ernst gemeint ist. Aber dann trifft es doch wieder einen Kandidaten, der gar nicht mehr ernsthaft mit einer Preisverleihung gerechnet hat.

So war es auch dieses Jahr mit der Verleihung des Literatur-Nobelpreises an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa, der nach der Nachricht aus Schweden selbst sehr überrascht war. Gemeinsam mit Zeitgenossen wie Gabriel Garcia Marquez, Jorge Luis Borges und Carlos Fuentes gilt er als Vertreter der lateinamerikanischen Literatur.

Die Nobelpreis-Jury hat sich einmal mehr für einen politischen Autor entschieden. In der Begründung teilte die Schwedische Akademie mit, Vargas Llosa werde für "seine Kartographie der Strukturen der Macht und seine gestochen scharfen Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums" ausgezeichnet.

Mario Vargas Llosa war Zeit seines Lebens in seiner Heimat politisich aktiv. 1990 kandididerte er sogar für das Amt des Staaatspräsidenten von Peru, unterlag jedoch gegen den späteren Präsidenten Alberto Fujimori.

Das Fest des Ziegenbocks



»Romane zu schreiben ist ein Aufstand gegen die Wirklichkeit,
gegen Gott, gegen die Schöpfung Gottes, die die Wirklichkeit ist.«


Mario Vargas Llosa

Schon in seinen frühen Romanen wie »Das grüne Haus« (1966) und »Gespräch in einer Kathedrale« (1969) bezog er eindeutig politisch Stellung. Seine Hauptwerke »Der Krieg am Ende der Welt« (1981) und »Das Fest des Ziegenbocks« (2000) gelten als herausragende Beispiele politischer Weltliteratur. Im Gegensatz zu anderen Literatur-Nobelpreisträgern der letzten Jahre wie Herta Müller, Doris Lessing oder Harold Pinter lässt sich Mario Vargas Llosas Werk politisch nicht so eindeutig zuordnen.

Mario Vargas Llosa

Mario Vargas Llosa ist ein sehr wandlungsfähiger Schriftsteller. Einzig sein Widerstand gegen Nationalismus und autoritäre Regime sind politische Konstanten in seinem Leben geblieben. In jungen Jahre war Llosa wie viele seiner lateinamerikanischen Zeitgenossen stark vom Erfolg der sozialistischen Revolution auf Kuba geprägt. Später bekannte er sich mehr zum Liberalismus. 1987 war er Mitbegründer der konservativen Partei »Movimiento Libertad«. In die Politik ist er dennoch nie gegangen, sondern ein politischer Schriftsteller geworden.

Die diesjährige Preisverleihung an den politischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa ist ein Signal und ruft zugleich die lateinamerikanische Literatur wieder in das allgemeine Bewusstein zurück.

Weblink:

Ins Mark Südamerikas - www.zeit.de

Samstag, 9. Oktober 2010

»Michael Kohlhaas« von Heinrich von Kleist

Michael Kohlhaas

»Michael Kohlhaas« ist eine Novelle von Heinrich von Kleist nach dem historischen Vorbild der Figur des Hans Kohlhase. Die Geschichte des Michael Kohlhaas ist in der Mitte des 16. Jahrhunderts angesiedelt.

Ein erstes Fragment erschien bereits in der Juni-Ausgabe 1808 von Kleists Literaturzeitschrift »Phöbus«. In vollständiger Form wurde sie 1810 im ersten Band von Kleists Erzählungen veröffentlicht. Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas, »einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit«, zählt zu den eindrucksvollsten Gestalten der Weltliteratur.


In »Michael Kohlhaas« erzählt Heinrich von Kleist die blutige Geschichte des Rosshändlers Kohlhaas, der unverschuldet und aufgrund einer Unpässlichkeit mit einem Landjunker in Streit gereit und daraufhin sein Recht einfordert.

An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. - Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.

Die Erzählung spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts und handelt vom Pferdehändler Michael Kohlhaas, der gegen ein Unrecht, das man ihm angetan hat, zur Selbstjustiz greift und dabei nach der Devise handelt: „Fiat iustitia, et pereat mundus“ (dt.: „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe auch die Welt daran zugrunde!“). Ernst Bloch nannte daher Michael Kohlhaas auch den „Don Quijote rigoroser bürgerlicher Moralität“.

Michael Kohlhaas

Der Rosshändler Kohlhaas macht sich aus dem Brandenburgischen auf, um auf einer Messe seine Pferde zu verkaufen. Bei der Burg des Junkes Wenzel von Tronka wird er unter dem Vorwand aufgehalten, er habe keinen Pass. Wohl oder übel geht er auf die Forderungen der betrunkenen Ritter und ihres Junkers ein. Er lässt als Pfand zwei Pferde und seinen Diener Herse zurück.

Der Rosshändler Kohlhaas, vom Junker Wenzel von Tronka unrechtmäßig um zwei seiner Pferde gebracht, streitet für Gerechtigkeit: Als ihm diese auf juristischem Weg verwehrt bleibt, beginnt er einen blutigen Rachefeldzug gegen seinen Übeltäter. Schließlich erfährt er Genugtuung doch für das auf der Suche nach Gerechtigkeit begangene Unrecht zahlt Kohlhaas mit seinem Leben.

Als die Beilegung der Streitigkeit auf juristischen Wege abgewiesen wird, schwört Kohlhaas, alles daran zu setzen, sein Recht bis zum Letzten einzufordern. Zur Eskalation des Konflikts kommt es schließlich, als Kohlhaases Frau bei dem Versuch, ihm zu helfen, durch einen Unfall geschwächt ihren Verletzungen erliegt.

In Michael Kohlhaas geht es ihm um die Gerechtigkeit der höhergestellten Leute gegenüber dem einfachen Bürger. Die Geschichte um Michael Kohlhaas ist sicherlich auch als Synonym für viele einfache Menschen der unteren Stände dieser Zeit zu sehen, die sich Lehnsherren und Fürsten schutzlos ausgeliefert sahen und um ihre bürgerlichen Rechte betrogen fühlten.

Indirekt gab der patriotisch gesinnte Kleist damit relativ unverfänglich seiner Hoffnung Ausdruck, ein geeintes Deutschland möge sich Napoleon entgegenwerfen und den Besatzer besiegen. Ein fulminantes Werk über erfahrenes Unrecht und Selbstjustiz.

Weblink:

Michael Kohlhaas
Michael Kohlhaas
von Heinrich von Kleist

Rezension:

Michael Kohlhaas Rezension</(a>

Michael Kohlhaas Rezension

Samstag, 2. Oktober 2010

Geschichte eines untergehenden Landes

Der Turm Geschichte aus einem versunkenen Land.

Uwe Tellkamps Roman »Der Turm« ist ein akkurat gemaltes Sittenbild der Boheme in einem Dresdner Villenviertel. Der bezeichnende Titel »Der Turm« ist dabei eine Anspielung auf den Dresdner Villenvorort "Weißer Hirsch" mit jener Ansammlung verschnörkelter Bürgerhäuser, die wie die Burgen des nachgeahmten Adels, mit Türmen und Zinnen bewehrt sind.

Der Turm Geschichte aus einem versunkenen Land.

Tellkamp erzählt in diesem umfangreichen Gesellschaftsroman mit epischer Breite die Geschichte eines untergehenden Landes anhand der Lebensgeschichte der Bewohner dieses Villenviertels. Es sind die letzten sieben Jahre der DDR, die der Autor durchaus detailgetreu auferstehen läßt. Schauplatz dieses Gesellschaftsportraits mit Tolstoischen Ausmassen ist das Dresdner Villenviertel "Weißer Hirsch", eine Enklave der Gelehrten.

»Der Turm« erzählt eine kunstvoll verschachtelte Familiengeschichte mit einem geradezu überbordenden Romanpersonal. Parteibonzen, Lektoren, Schüler, Soldaten, Künstler, Sprösslinge der Nomenklatura, Krankenschwestern, Anwälte und Republikflüchtlinge, Zensoren und Chefärzte haben nacheinander ihren genau berechneten Auftritt in diesem Roman von Tolstoischen Ausmaßen, der im Jahre 1982, dem Todesjahr Breschnews beginnt und am 9. November 1989, genau mit dem Datum des Mauerfalls, punktgenau endet.

Weblink:

Der Turm Geschichte aus einem versunkenen Land.
Der Turm
von Uwe Tellkamp

Mittwoch, 29. September 2010

»Aphorismen zur Lebensweisheit« von Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer war Mitte des 18. Jahrhunderts ein großer Modephilososph. Das Miteinander des philosophischen Großversuches und geschliffenen Aphorismus in Form einer Lektüre haben ihn damals so überaus populär gemacht.

Die Arbeiten, die Schopenhauer eigentlich erst näher in der Öffentlichkeit bekanntmachten, waren die kleinen philosophischen Schriften, denen er den Titel »Parerga und Paralipomena« gab. Die bei weitem bedeutendste Abhandlung, ja man könnte wohl sagen, den eigentlichen Kernpunkt dieser Schriften, bildet.

Aphorismen zur Lebensweisheit

Eine seiner bedeutendsten Schriften ist »Parerga und Paralipomena«, welche seine berühmten »Aphorismen zur Lebensweisheit« enthalten. Als bedeutendste Abhandlung in »Parerga und Paralipomena« gelten die sechs zusammenhängenden Kapitel, die Schopenhauer unter dem Titel »Aphorismen zur Lebensweisheit« zusammenfasste. Kein Werk Schopenhauers hat eine derart breite Leserschaft gefunden wie seine Aphorismen zur Lebensweisheit.

Diese Aphorismen sind eine Lektüre zur Lebensweisheit. Der Leser wird angehalten, aus den aufgezeigten Fehlern zu lernen. Dazu gibt ihm Schopenhauer Regeln mit auf den Weg, wie er sich gegen sich selbst und seinen Mitmenschen sowie dem Schicksal gegenüber verhalten sollte.

Kommentar:

Arthur Schopenhauers Aphorismen zur Lebensweisheit

Freitag, 24. September 2010

Über den Romanautor Michel Houellebecq

Michel Houellebecq gilt in Frankreich zurzeit als der meistgelesene, aber auch umstrittenste Autor seiner Generation. Houellebecq ist ein gewiefter Provokateur im literarischen Betrieb. In seinen Romanen erzielte er Aufmerksamkeit durch die gepflegte Kunst der gezielten Provokation.

<em>»Provocation sells!«</em> - Mit seinen Romanen »Ausweitung der Kampfzone« (1994) und vor allem »Elementarteilchen« (1998), die beide verfilmt wurden, erreichte er nationale und internationale Bekanntheit. Der dritte Roman  »Plattform« (2001) und der vierte, »Die Möglichkeit einer Insel« (2005) waren gleich bei ihrem Erscheinen Erfolge.

In seinen meist in der Ich-Form erzählten Romanen zeichnet Houellebecq, ähnlich wie sein Freund Frédéric Beigbeder, das provokante Bild einer narzisstischen westlichen Konsumgesellschaft. Seine Protagonisten leiden unter ihrer Egozentrik, ihrem Unerfülltsein und ihren Schwierigkeiten, in einer kontakt- und gefühlsgehemmten Gesellschaft menschliche Nähe und gegenseitige Hingabe zu erleben. Insbesondere die sexuelle Frustration erscheint als ein Leitmotiv.

Eine von Houellebecqs Spezialitäten, die besonders in seinem Roman »Plattform« zum Tragen kommt, besteht darin, regelmäßig halb- bis anderthalbseitige Sexszenen in die Handlung einzufügen. Hierbei werden die Vorgänge (die sich i. d. R. im Rahmen des „Normalen“ halten) teils sachlich, teils einfühlsam dargestellt. Ein anderes Merkmal sind die ebenfalls oft en passant eingefügten essayistischen, zeitkritischen oder populär-wissenschaftlichen Betrachtungen. Insgesamt ist Houellebecqs Sprache schnörkellos und präzise; sein Erzählstil wirkt nüchtern und beiläufig.

Nun hat Michel Houellebecq seinen fünften Roman »Die Landkarte« veröffentlicht. Er hat ein packendes, trauriges und humorvolles Buch geschrieben, kurz: ein klassisches und auch skandalfreies. Die Zeit der Provokationen ist vorerst vorbei, Houellebecqs neues Buch ist eine schlichte Anbiederung an den Kulturbetrieb. Wer einen neuen Skandalroman erwartete hatte, wird enttäuscht: nicht das allerklitzekleinste Elementarteilchen des Stoffs, aus dem Skandale sind. Mit diesem Roman vollzieht eine Wandlung von Skandal- zum Romanautor - oder anders formuliert: er öffnet sich einem breiteren Publilkum.

Dienstag, 21. September 2010

Arthur Schopenhauer 150. Todestag

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer starb am 21. September 1860 in Frankfurt am Main. Schopenhauer gilt als Vertreter des Pessimismus, der das Leben als Leiden definiert. Seine letze Ruhestätte befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

Arthur Schopenhauer war ein deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer des 19. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen und als ein Vertreter des Pessimismus und Wegbereiter des Existenzialismus und der Moderne.

Schopenhauer gilt in der Philosophie des 19. Jahrhunderts als Modernisierer. Das Ideal vom vernunftgeleiteten Menschen verwarf er und sprach dem triebgesteuerten Menschen den freien Willen ab. So wurde er auch zu einem Wegbereiter der Pychoanalyse.

Mitte des 19. Jahrhunderts galt Arthur Schopenhauer als grosser Modephilosoph. Das Miteinander des philosophischen Großversuches und geschliffenen Aphorismus in Form einer Lektüre haben ihn so überaus populär gemacht.

Wer die Welt in Begriffe fasst, bleibt hinter dem Eigentlichen zurück, nur der Blick auf den Leib bringt die essenzielle menschliche Triebkraft zutage, den Willen. Schopenhauer sieht dan Willen als Triebfeder des Menschen an.

Die Welt als Wille und Vorstellung.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören sein philosophisches Hauptwerk »Die Welt als Wille und Vorstelllung« (1819), »Ueber den Willen in der Natur« (1836) und die »Parerga und Paralipomena« (1851) mit den »Aphorismen zur Lebensweisheit«.

Schopenhauer bevorzugte einen aufgeklärten monarchischen Absolutismus, weil sich nur so die Menschen zügeln und regieren ließen. Er sprach von einem „monarchischen Instinkt im Menschen“.

Weblinks:

Arthur Schopenhauer Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Die Welt als Wille und Vorstellung
Die Welt als Wille und Vorstellung
von Arthur Schopenhauer

Mittwoch, 15. September 2010

D.H. Lawrence vor 125 Jahren geboren

D.H. Lawrence

Vor 125 Jahren wurde der Schriftsteller David Herbert Lawrence geboren. Er feierte das Leben, die Natur und die Liebe in ihrer sinnlichsten Form und wurde deshalb im prüden England zu Beginn des vorheringen Jahrhunderts wegen angeblicher Pornografie und Obszönität angeklagt. Lawrence galt als Skandalautor der viktorianischen Ära. Zeit seines Lebens blieb Lawrence ein Unangepasster, ein Flüchtling und Exilant.

1911 erschien sein erster Roman »Der Pfau«. Ein Jahr später kam es zu der schicksalhaften Begegnung mit der Frau, die sein weiteres Leben bestimmen sollte. Frieda Freiin von Richthofen war die Frau eines Professors Ernest Weekly, den sie mit drei Kindern verließ, um Lawrence zu heiraten und mit ihm die Welt zu bereisen.


Im viktorianisch geprägten England lösten seine Romane wie »Söhne und Liebhaber« (1913) und »Der Regenbogen« (1915), in denen er den Liebeasakt als Urkraft des Lebens schildert, ebenso Skandale wie sein berühmtestes Buch »Lady Chatterley's Lovers« (1928) aus, welches sexuelle Obsessionen zum Thema hat. Die durch seine Literatur ausgelösten Skandale ließen den Schriftsteller heimatlos werden.


D.H. Lawrence

Auf seinem abenteuerlichen Weg rund um den Erdball hatte er viele Widerstände zu überwinden und in England geriet er während des Ersten Weltkrieges wegen seiner deutschen Frau sogar in Spionageverdacht. Im Exil gelangte er über Sizilien, Australien und Mexiko 1922 in die USA, wo er eine Ranch bei Taos in New Mexico erwarb. 1925 kehrte er schwer lungenkrank nach Europa zurück. Er kehrte daraufhin nach Europa zurück und verbrachte ab 1925 seine letzten Lebensjahre in Italien.

Lawrence war ein produktiver Autor. Außer Romanen schrieb D.H. Lawrence, der als ein Vorläufer sexuellen Befreiung gilt, auch Gedichte, Theaterstücke und Reisetagebücher. Auch hat er sich auch als Maler versucht.

Im Alter von 44 Jahren starb D.H. Lawrence am 2. März 1930 in Vence in der Nähe von Cannes, Südfrankreich an Tuberkulose.





Sonntag, 5. September 2010

Verunglückte Reise in die Welt der Brüder Grimm


Günter Grass - ein Meister der Worte - mag eigentlich keine Märchen, aber der Wortgewalt und Sprachschöpfung von Märchenerzählern kann er sich dann doch nicht entziehen. Wer in seinem neuen Werk »Grimms Wörter« eine kunstvoll erdachte Geschichte oder eine unterhaltsame Erzählung erwartet hat, wird enttäuscht. Das neue Buch von Günter Grass »Grimms Wörter« sollte eigentlich eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache sein. Doch es ist eher eine an sich selbst. Sein Alterswerk ist eine verunglückte Reise in die Welt der Brüder Grimm.

Grimms Wörter

»Grimms Wörter« ist ein literarischer Versuch, sich der Welt der Gebrüder Grimm sprachlich zu nähern. Dabei herausgekommen ist eine verunglückte sprachliche Hommage ohne kunstvoll erdachte Worte. Grass Versuch, sich über die Sprache den Brüdern Grimm zu nähern, ist misslungen, denn die Sprache, die er verwendet, ist nicht dieselbe der Brüder Grimm. Während die Brüder Grimm in und mit der radikalen Erneuerung der deutschen Sprache in der späten Aufklärung und frühen Romantik groß geworden sind, ist Grass Sprachstil eine phantastische Anverwandlung einer älteren Sprachvariante, nämlich der von den Dichtern der Zeit um 1800 verachteten Kanzleisprache.

Grass ist durchaus bemüht, persönliche Bezüge herzustellen: mit den Brüdern Grimm pflegt Günter Grass lebhaften Umgang, schaut ihnen über die Schulter, sitzt mit ihnen auf einer Parkbank, vertieft sich mit ihnen ins Gespräch. Der Mangel dieses Buches liegt aber in seiner Konstruktion, denn es hat die Schwäche, dass es in einer formalen Reihung besteht und somit dramaturgisch unergiebig ist. Was als Liebeserklärung an die deutsche Sprache gedacht war, ist eher eine Anbiederung an die Märchenbrüder geworden.

Weblink:

Günter Grass-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de





Grimms Wörter







Günter Grass: Grimms Wörter - Eine Liebeserklärung


Steidl Verlag, August 2010.
360 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-13: 978-3869301556




Sonntag, 29. August 2010

Ode an die Einsamkeit







»Einsamer Nie«


Sämtliche Gedichte
Sämtliche Gedichte


Expressionistische Lyrik
von Gottfried Benn (1886-1956),
der sich selbst als der
Grosse Einsame stilisierte.







Einsamer nie als im August:
Erfüllungsstunde - im Gelände
die roten und und die goldenen Brände
doch wo ist deiner Gärten Lust?

Der Garten der Lüste - Mitteltafel des Triptichons


Die Seen hell, die Himmel weich,
die Äcker rein und glänzen leise,
doch wo sind Sieg und Siegesbeweise
aus dem von dir vertretenen Reich?

Wo alles sich durch Glück beweist
und taucht den Blick und tauscht die Rringe
im Weingeruch, im Rausch der Dinge -
dienst du dem Gegenstück, dem Geist.








Ein Sommergedicht, das eigentlich
kein Sommergedicht sein will,
weil der Sommer bereits tief
von Melancholie durchtränkt ist.



Sonntag, 22. August 2010

Tragik des amerikanischen Südens

William Faulkner

William Faulkners »Licht im August« ist ein schicksalhaftes Südstaten-Epos. Faulkner greift in seinem Roman sein Thema, die Tragik des amerikanischen Südens auf. Der 1932 erschienene Roman gilt als »Klassiker der Moderne«.







William Faulkners Roman »Licht im August« spielt mit den Rassenurteilen im Süden Amerikas, in der weiten Landschaft des Mississippi und erzählt die Schicksale von dem Wanderarbeiter Joe Christmas und die schwangere Lena Grove, die Lucas Burch, den vermeintlichen Vater ihres Kindes sucht. Sie alle treffen sich in der Stadt Jefferson zu einem blutig-unrühmlichen Showdown.

Wie die meisten von Faulkners Geschichten spielt die kompakte und facettenreiche Handlung im fiktiven Yoknapatawpha Country mit der Hauptstadt Jefferson. Dabei verwendet der Autor viel Raum für die Beschreibung der einzelnen Charaktere. Mitunter verliert der Leser allerdings das Interesse an der teilweise zu detaillierten und aufgesetzten Kleinlichkeit des Autors. Auch wollen die widersprüchlichen Gedankengänge der Hauptdarsteller nicht immer überzeugen.

William Faulkner


Licht im August


Faulkners »Licht im August« handelt um den farbigen Findling Joe Christmas, der sich in den Südstaaten als Wanderarbeiter durchschlägt. In seiner Jugend wegen seiner Hautfarbe gedemütigt, nimmt seine Haltung gegenüber anderen Menschen immer aggressivere Formen an. Die erotische Beziehung zu einer älteren Weißen scheint zunächst einen guten Weg zu weisen, dann ermordet sie Christmas im Affekt.

William Faulkners »Licht im August« zeigt eine in „Fanatismus und Rassismus erstarrte Gesellschaft", wie sie gelebt wurde und naturgemäß auch noch wird. Die aufeinander zu treibenden fundamentalen Gegensätze sind Schwarz und Weiß, Mann und Frau, Christmas(der Wanderarbeiter) und Christus (die Religion).

Der Erfolg dieses Romans beruht darauf, dass es dem Autor gelungen ist, die fundamentalen Gegensätze des Südens schicksalhaft darzustellen und Literatur werden zu lassen. Faulkner vermag es, diese Gegensätze des amerikanischen Südens geschickt in seinem Brennglas zu spiegeln - entsprechend seinem bekannten Leitspruch: "Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist allgegenwärtig", in seinen Handlungssträngen die Vergangenheitsszenarien permanent in die Gegenwartsabläufe seiner Figuren.

Weblinks:

William Faulkner-Biographie - www.die-biografien.de

William Faulkner-Biographie - www.dieterwunderlich.de

William Faulkner-Biography - Nobelprize.org-Portal - nobelprize.org


Licht im August
Licht im August
von William Faulkner