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Donnerstag, 13. Januar 2022

»Die Räuber« 1782 in Mannheim uraufgeführt

Nationaltheater Mannheim

Am 13. Januar 1782 wurde am Mannheimer Nationaltheater das erste Schauspiel des erst 22-jährigen angehenden Dichters Friedrich Schiller »Die Räuber« uraufgeführt. Im Mittelpunkt des Schauspiels stehen die Ablehnung absolutistischer Macht und der Ruf nach Freiheit.

Eshatten sich 1.200 Zuschauer ins Schauspielhaus von Mannheim gedrängt, um "Die Räuber" zu erleben, das berüchtigte Stück, das sie vom Papier her schon kannten. Die Gesellschaft aus Nah und Fern freute sich auf einen entspannten Theaterabend. »Die Räuber« sollte gespielt werden, ein Stück des noch relativ unbekannten Friedrich Schiller.

Bei Nacht und Nebel hatte sich der Autor des Stückes ohne herzogliche Beurlaubung aus Stuttgart davongestohlen. Nun saß der 22-jährige Regimentsmedikus Johann Christoph Friedrich Schiller unerkannt in der dunklen Parterre-Loge der Mannheimer Nationalbühne. Doch dann geschah Unerhörtes im Theater: Damen gesetzteren Alters schwanden die Sinne, würdevolle Herren sprangen ob des Geschehens auf der Bühne auf und tun lautstark ihren Unmut kund. Dieses Schauspiel auf der Bühne zu erleben war Nichts für schwache Theaterseelen.

Die Räuber

Schillers allzu rebellische "Räuber" waren unerhört: eine dramatische Aufwallung wider die Obrigkeit. Mit biblischer Wucht lässt das Stück Urkonflikte menschlichen Seins aufleben: Kain und Abel, Vatermord, Liebe und Leid, Ehre und Gewissen, Pflicht und Verrat. Es polterte gegen Gottlosigkeit und war dennoch antiklerikal.

Das auführerische Stück zeigt Brandschatzung, Männerbund und Nonnenschändung. Derb und deftig ist die Sprache, tolldreist sind die Räuber in den böhmischen Wäldern, die sich gegen Obrigkeiten auflehnen und sich dennoch einer Autorität beugen: "Führ uns an, Hauptmann!", begehren sie im 2. Akt, "wir folgen dir in den Rachen des Todes."

Die Taten der Räuberbande, deren Hauptmann, Karl ist, führten der Gesellschaft ihre schlimmsten Albträume vor Augen: Brennende Städte, ermordete Frauen und Kinder und sogar vergewaltigte Nonnen! Ungeheheurlich! Da nutzte es auch wenig, dass gegen Ende des Stückes alles wieder so halbwegs in die gewohnten Bahnen der gottgewollten Ordnung zurückkehrte. Viele waren entweder gar nicht mehr im Theater oder einfach noch zu schockiert von dem eben Gesehenen.

»"Die Räuber«, eines der Gründungswerke der »Sturm und Drang«-Zeit, hat auch in den folgenden Jahrhunderten nichts von seiner Sprengkraft verloren. Im Vorfeld der Revolution von 1848 war es Lieblingslektüre vieler nach Freiheit strebender National- und Verfassungsstaatler. Und noch 120 Jahre später zitierten die rebellierenden Studenten die "Armee in [ihrer] Faust".

Literatur:

Die Räuber: Ein Schauspiel
Die Räuber: Ein Schauspiel
von Friedrich Schiller

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Dario Fo und sein Spott gegen die Macht

Dario Fo

Der italienische Autor und Schauspieler Dario Fo ist ein humoriger Vertreter seiner Zunft, der sich selbst sich als Clown bezeichnete. "Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, um Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst", sagte er einmal recht spöttisch.

Um klare Worte war Dario Fo nie verlegen. Und so sagte er in seiner Dankesrede, als er 1997 ziemlich überraschend den Nobelpreis für Literatur erhielt, dass er nicht zum Theater gegangen sei, um den Hamlet zu spielen, sondern um den Clown, den Hanswurst zu geben. Durch diese Haltung, zu der er sich schon in seinen Anfängen entschlossen hatte, wurde er in Italien keineswegs zum theatralisch-komischen Leichtgewicht, im Gegenteil.

Eigentlich war Dario Fo Architekt. Doch das Theater, vor allem die freie Bühne, zog ihn magisch an. Dort verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und geschwätzige Trunkenbolde. „Wir sind Flegel, und wie alle Flegel dieser Welt gefällt es uns, zu lachen und zu spotten, grotesk, vulgär und manchmal auch possenhaft zu sein“, sagt der für seine ausdrucksstarke Mimik bekannte Mailänder.

Viele Jahre war er in dem Land, in dem einst die Commedia dell’arte erfunden wurde, einer der wichtigsten und einflussreichsten Theatermacher. Er wurde vom einfachen Volk wie von den gehobenen Schichten zumindest wahrgenommen, meistens indes geliebt, oft gefürchtet. Die politische Kaste freilich, mit der er sich prinzipiell und herzlich gern anlegte, beobachtete ihn mit durchaus begründetem Argwohn.

Dario Fo war ein begnadeter Spötter, ein Arleccino in der Tradition der Commedia dell` arte. Mit seinem Sprachwitz, als Possenreißer, als Pantomine wurde Fo berühmt.

Sein Theaterspiel war ein Spiel mit der Macht. Legendär war sein Spott gegen die Macht. Fo war der Ansicht, daß jede Macht nichts mehr als das Lachen den Spott fürchte. Satire sei letztlich das schlechte Gewissen der Macht.

Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen. Dario Fo war ein italienischer Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war ein Vertreter des politischen Agitationstheaters. Sein groteskes Bühnentheater basiert auf der Commedia dell'arte des Mittelalters, dessen Methoden er neu belebte.

Fo war für seinen Sprachwitz und seinen subversiven Humor bekannt. Spott ist immer dann besonders subversiv, wenn er sich gegen die Macht richtet. Sein Stilmittel war der Humor. "Lachen ist die Freiheit", bekannte er. Dario Fo, geboren 1926 in Sangiano am Lago Maggiore, wusste aber, dass genau dieses offene, respektlose, ungenierte Lachen eine überaus wirksame Waffe gegen die Macht und die Mächtigen, gegen Repression und Ausbeutung sein kann.

Als Schriftsteller sah sich Dario Fo in der Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler, die die Macht öffentlich geißelten. Er kritisierte Politiker ebenso wie religiöse Anführer, die Waffenindustrie oder die Mafia. Immer wieder musste er sich wegen Beleidigung und der Verhöhnung Mächtiger vor Gericht verantworten.

1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Ein Clown gewann den Literaturnobelpreis.Mit dem Preis wurde Fo für sein Talent, seine politische und soziale Theaterarbeit geehrt. Da er viele Stücke gemeinsam mit seiner 2013 gestorbenen Frau Franca Rame schrieb, sprach er stets von “unserem Nobelpreis”.

Geboren am 24. März 1926 in der Gemeinde Sangiano nahe dem Lago Maggiore, wuchs Fo zwischen Fischern, Schmugglern und Geschichtenerzählern auf. Von ihnen lernte er auch das Schauspielern. Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde.

Weblinks:


Lachen über die Macht und die Mächtigen
– www.berliner-zeitung.de

Der Hanswurst, den die Mächtigen fürchten - www.ln-online.de

Samstag, 16. Mai 2020

Don Quijote ist nicht mehr! - Ein Nachruf an Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth ist am 13. Mai 2020 im Alter von 89 Jahren in Berlin gestorben. Rolf Hochhuth war ein deutscher Schriftsteller, Bühnenautor und Dramatiker des 20. Jahrhunderts, ein Moralist und Unruhestifter.

Den "leidenschaftlichen Moralisten, den unermüdlichen Aufklärer, den Zwischenrufer und Provokateur, der gegen Behördenignoranz und politische Willkür anging, gegen Geschichtsvergessenheit und die Arroganz der Mächtigen" .


Der streitbare Theatermann spielte die Rolle des "Schillers von heute", der aufmüpfig gegen die bestehenden Verhältnisse aufbegehrt hat. Tatsächlich gibt es auffällige Parallelen zu Friedrich Schiller, welcher 1782 mit seinem aufmüpfigen Theaterstück »Die Räuber« einen großen Theatererfolg am Landestheater Mannheim feierte. Hochhuth der ebenfalls durch sein erstes großes Theaterstück »Der Stellvertreter« 1963 Aufsehen erregte, sollte es Schiller nachtun.

Um die Nutzung des »Berliner Ensemble-Theaters« BE lieferte er sich einen erbitterten Streit mit dem Intendanten Claus Peymann.

Rolf Hochhuth war ein streitbarer Demokrat und jemand, den man heute gut gebrauchen kann. Am Ende wurde Hochhuth zu einer tragischen Figur. Mit Rolf Hochhuth ist ein wackerer Streiter für das Dokumentartheater und im Leben verloren geganen - Don Quijote ist nicht mehr!

Weblink:

Ein pölitischer Mensch - www.nachtkritik.de


Mittwoch, 14. März 2018

»Heldenplatz« von Thomas Bernhard

Thomas Bernhard


Thomas Bernhard war einer der größten Literaten Österreichs und einer, der am wenigsten verstanden wurde. Bernhard hat mit seinen provokanten Stücken so manchen Skandal verursacht. Doch nie tobte ein solch erbitterter Kampf wie vor der Uraufführung von »Heldenplatz«. Eine ganze Nation fühlte sich verunglimpft - die Alpenrepublik stand Kopf. »Heldenplatz« ist sein letztes Werk, welches er 1988, ein Jahr vor seinem Tode veröffentlicht hat.

»Heldenplatz« ist ein Kammerspiel um den "Anschluss" Österreiches 1938 und eines seiner umstrittensten Werke. Mit »Heldenplatz« unternahm Thomas Bernhard 1988, kurz vor seinem Tod, einen letzten Frontalangriff auf seine österreichischen Landsleute. Das Stück bringt die dunkle Seite der österreichischen Seele zur Geltung. »Heldenplatz« kommt wie ein letztes Aufbegehren vor, in der er seiner Heimat die Stirn bieten wollte.

Thomas Bernhard
Thomas Bernhard, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit, schrieb das Theaterstück anlässlich des 100. Geburtstags des Wiener Burgtheaters und des 50. Jahrestags von Österreichs "Anschluss" an Nazi-Deutschland am 12. März 1938. Das skandalumwitterte Drama handelt von der unbewältigten Vergangenheit Österreichs, welche bis in die Gegenwart hinein reicht.

Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler unter den Jubelrufen der anwesenden Wiener Bevölkerung auf dem Heldenplatz bei der Hofburg den »Anschluß« Österreichs an Deutschland. 50 Jahre später versammeln sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster und deren engste Freunde. Der Anlaß: das Begräbnis von Professor Josef Schuster. Für diesen philosophischen Kopf, von den Nazis verjagt, in den fünfziger Jahren auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf seinen Lehrstuhl zurückgekehrt, gab es keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Denn die Situation im gegenwärtigen Österreich sei »noch viel schlimmer als vor fünfzig Jahren«.


»Heldenplatz« spielt nach dem Selbstmord eines alten jüdischen Professors in Wien. Hausangestellte und Familie blicken auf dessen Verbitterung zurück und ereifern sich dabei in wütenden Schimpftiraden über den Judenhass der Wiener, die Stumpfsinnigkeit der Österreicher, die Verderbtheit der Politik und die Niederträchtigkeit des Menschen im Allgemeinen. Die Witwe des Verstorbenen hört im Wahn noch immer die Volksmassen schreien, die 1938 auf dem Wiener Heldenplatz Adolf Hitler begeistert willkommen hießen.

Das Theaterstück ist ein Kammerspiel bestehend aus drei Szenen: Im ersten wird die Vorgeschichte erzählt. Im zweiten rechnet Professor Schuster in einem nur durch kurze Anmerkungen unterbrochenen Monolog ab. Im dritten stellt er sich mit seinen Aussagen einer Reihe von weiteren Figuren. Ohne große Gegenrede, ohne einen Widersacher. Das macht das Stück zwar nicht langweilig, aber reichlich einseitig. Eine weitere Abrechnung Bernhards eben. In seinem Kammerspiel um den "Anschluss" 1938 und Antisemitismus gibt es nur wenig Handlung. Diese ist nur Vorwand für sprachmächtige, lange, sich wiederholende Tiraden.

Wer Thomas Bernhard kennt und seine Werke liest, der weiß von seinen Schimpftriaden über Systeme und Politik. In diesem Buch hat er die österreichische Gesellschaft - und speziell die Wiener, die Politik, den Antisemitismus - aufs Korn genommen und zur Zielscheibe seiner Tirade gemacht. Wer die braune Vergangenheit Österreichs thematisiert, kann auf Resonanz sicher hoffen.Die breite Palette von Haß, Gleichgültigkeit und Verblendungen bietet auch dieses Stück. Österreichs Anschluß prägte Bernhards Einstellung zu seinem Land. Die Auswirkungen sah er nie als überwunden an. Das Lachen bleibt einem bei diesem großen Komödianten im Hals stecken. Selbst der Haß zeigt seine lächerlichen Fratzen, wenn er glaubt unter sich zu sein.

Der wortmächtige Übertreibungskünstler Bernhard verzichtet auf einen klassischen Konflikt und macht den brillant aufbrausenden Text selbst zum eigentlichen dramatischen Zentrum seines Werks. Im Jahr der Premiere löste das Stück des Aufrüttlers und Mahners einen landesweiten Skandal in Österreich aus. Die Wucht des Textes ist nach wie vor beeindruckend - heute allerdings lassen sich auch seine komischen Qualitäten genießen.

Nicht zuletzt die Rezeption dieses Stücks befestigte die öffentliche Wahrnehmung Bernhards als Skandalautor, als Provokateur und (wie man es in seinem Herkunftsland vielfach sah) als „Nestbeschmutzer“. Denn ein Vorabdruck besonders polemischer Passagen aus dem Text in der österreichischen Presse verursachte damals eine landesweite Diskussion, die sich nicht zuletzt auch an der Tatsache entzündete, dass Heldenplatz ausgerechnet am Wiener Burgtheater (zu dessen 100-jährigem Jubiläum) aufgeführt werden sollte, an einem Theater, das von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung als nationale Kulturinstitution im Dienste der repräsentativen Klassikerpflege angesehen wurde.

Literatur:

Heldenplatz
Heldenplatz
von Thomas Bernhard


»Heldenplatz« von Thomas Bernhard - Rezension
»Heldenplatz« von Thomas Bernhard - Rezension



Thomas Bernhard-Portal:

Heldenplatz (1988) - Thomas Bernhard-Portal - https://thomasbernhard.at


Heldenplatzskandal - Thomas Bernhard-Portal - https://thomasbernhard.at



Weblinks:

Thomas Bernhard-Biografie
- Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Wiedergänger und Kultfigur - www.zeit.de

Thomas Bernard Nachruf - www.spiegel.de


Blog-Artikel:

Thomas Bernhard 80. Geburtstag

Thomas Bernhard der große Verneiner

Claus Peymann 80. Geburtstag


Videos:

Thomas Bernhard - Heldenplatz (Uraufführung 1988) - YouTube

Thomas Bernhard "Heldenplatz" im Theater in der Josefstadt - YouTube


Mittwoch, 14. Februar 2018

Bertolt Brechts Dreigroschenroman

Dreigroschenoper Plakat

Am 31. August 1928 wurde im Berliner Theater am Schiffbauerdamm die »Dreigroschenoper« uraufgeführt. Die »Dreigroschenoper« ist ein Theaterstück von Bertolt Brecht nach der Vorlage der »Beggar's Opera« von John Gay - untermalt mit der Musik des Komponisten Kurt Weill.

Das Stück ist Gangster-Romantik und Gesellschaftskritik zugleich. Es geht auch um fundamentale Kapitalismuskritik: um die Ausbeutung des Menschen, um das Elend auf der Straße, um Menschen, die täglich um ihr Leben kämpfen müssen und dabei der Kriminalität von Gangstern ausgesetzt sind.

„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" - Der »Dreigroschenoper« gelang es, die weltweiten sozialen und ökonomischen Zerfallsprozesse des Zwanzigsten Jahrhunderts exemplarisch und dabei bitterböse unterhaltsam in Szene zu setzen.

"Es muß etwas Neues geschehen", ruft Brechts Jonathan Peachum, Chef einer Bettlermafia, dem Publikum zu. Warum? Hier werden die Regeln des Marktes neu definiert, hier wird das Elend der Menschen zur Ware für wenige und das Verbrechen zum alternativen Geschäftsmodell erklärt.

Die beiden Kriminellen, Peachum und Mackie Messer, betreiben ihr Geschäft wie gewiefte Unternehmer. Peachum schickt sein Bettlerheer auf Beutezug und kassiert ab. Als Mackie mit seiner Tochter durchbrennt, verrät Peachum ihn an die Polizei. Doch Mackie nutzt seinen Charme bei den Frauen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.


Er ist der neue Mensch, er bewegt sich in der Welt des wirtschaftlichen und moralischen Verfalls, wo jeder jeden ans Messer liefert, wie ein Fisch im Wasser. Die Krise ist seine eigentliche Heimat. Das Stück beruht auf der Vorstellung, daß der Bettler kein Bürger und der Bürger kein Bettler ist.

Die »Dreigroschenoper« beschreibt die Unzulänglichkeiten des Lebens. Es ist eine Skizze für die korrupte Gesellschaft, in der die Moral nach dem Fressen kommt. In der heutigen Zeit hat sich nicht viel verändert, daher ist es ein zeitloses Stück. Das Stück könnte heutzutage in der Politik, Verwaltung oder in der Wirtschaft spielen. Die Korruption tritt in Abständen immer wieder zutage.


Brecht

Brechts Dreigroschenroman ist heue noch überaus aktuell. Das liegt an der Gesellschaftskritik des Romans. Er zeigt, wie eine Wirtschaftsform, die alle Bereiche der Gesellschaft ihrem Diktum der Profitmaximierung unterwirft, durch ständigen Formwandel überlebt. Während sie die natürlichen und gesellschaftlichen Grundlagen menschlicher Existenz zerstört, produziert sie gleichzeitig immer neue Mythen und Ideologien, die die Ursachen dieses Zerstörungswerkes verbrämen.

Weblink:

Bertolt Brechts Dreigroschenroman oder: Kapitalismus als Roman - www.nachdenkseiten.de


SZ-Quiz:

Autor Bertolt Brecht

Quiz Wie gut kennen Sie Bertolt Brecht?

Samstag, 30. Dezember 2017

1897 Uraufführung des »Cyrano de Bergerac«

Cyrano de Bergerac

Dem Autor Edmond Rostand gelang mit seinem romantisch-verklärten Versdrama »Cyrano de Bergerac« vor 120 Jahren der erste große Erfolg. Die Uraufführung fand am 28. Dezember 1897 am Pariser »Théâtre de la Porte Saint-Martin« statt.

Der langnasige, sprachgewandte und liebesschüchterne Held Cyrano von Bergerac liebt die begehrte Roxane, doch er verhilft ihr zum Liebesglück mit einem hübschen, aber in der Redekunst minder bemittelten Kadetten. Er souffliert ihm unter dem Balkon, schreibt für ihn Liebesbriefe aus dem Krieg und wirbt so mit seinem eigenen Geist durch den Körper des Schönlings um die Dame seines Herzens.


Mit Worten weiß der schöngeistige Offizier Cyrano de Bergerac ebenso virtuos umzugehen wie mit dem Degen. Doch während er so manchen Spötter, der sich allzu lautstark über seine riesige Nase mokiert, im Duell mühelos in die Schranken weist, verschlägt es dem wegen seiner Missgestalt schüchternen Gascogner in der Liebe zu seiner schönen Cousine Roxane die Sprache. Da bittet ihn der stattliche, aber tumbe Jüngling Christian, ihm seine Worte zu leihen, um ausgerechnet Roxane zu betören.


Edmond Rostands turbulent-romantische Verskomödie »Cyrano de Bergerac«, 1897 uraufgeführt, ist bis heute eines der meistgespielten französischen Theaterstücke.

Im 20. Jahrhundert wurde das Drama das meistgespielteste französische Theaterstück. 1950 wurde das Stück mit Jose Ferrer in der Titelrolle in Hollywood verfilmt und 1990 verfilmte es Jean-Paul Rappeneau mit Gerard Depardieu in der Hauptrolle.

1990 erlangte die turbulente Komödie durch die grandiose Verfilmung mit Gérard Depardieu in der Titelrolle neuerlichen Ruhm.

Literatur:

Cyrano de Bergerac
Cyrano de Bergerac
von Edmond Rostand













Samstag, 20. Mai 2017

»Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« von William Shakespeare


Um 1600 entstand das anonyme Theaterstück "Sir Thomas More", das fünf Autoren im Kollektiv verfasst haben. Höhepunkt des Theaterstückes, das in London spielt, ist Mores große humanistische Rede vor dem Volk. Heute weiß man dank wissenschaftlicher Methoden wie linguistischer Statistik: Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist diese Seite jedoch von William Shakespeare geschrieben worden, denn vieles deutet auf seine Handschrift und damit Urheberschaft hin.

Sir Thomas More

Damit ist das Dokument, das derzeit in der »British Library« in London ausgestellt wird, das einzige handschriftliche Zeugnis des Dichters - abgesehen von sechs seiner krakeligen Unterschriften.

Als Dokument gegen Fremdenfeindlichkeit ist William Shakespeares More-Rede von erschütternder Aktualität. Nachzulesen ist die Rede in einem Büchlein, das neben dem englischen und deutschen Shakespeare-Text einen informativen Essay des Übersetzers Frank Günter sowie einem pointierten Vorwort des Journalisten Heribert Prantl.


Shakespeare legt Thomas More eindringliche Worte in den Mund: "Dann stellt euch vor, ihr seht die Fremden, elend, mit Lumpenbündeln, Kinder auf dem Rücken, wie sie zu Küsten und zu Häfen trotten, und ihr sitzt da, als König eurer Wünsche, die Staatsmacht starr verstummt vor eurer Wut, und ihr gespreizt im Prozornat eures Dünkels: Was habt ihr dann? Ich sag`s euch: ihr habt nur gelernt, wie Frechheit und Gewalt obsiegt."

Sir Thomas More

Lange wurde spekuliert, nun ist bewiesen: Eine über 400 Jahre alte Handschrift stammt tatsächlich von William Shakespeare. Unter dem Titel »Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« ist der Text gerade auf Deutsch erschienen. »Die Fremden« von William Shakespeare ist bestürzend aktuell.


Literatur:


Die Fremden: Für mehr Mitgefühl
von William Shakespeare


Blog-Artikel:

»Die Fahnen: Roman in fünf Bänden« von Miroslav Krleža

»Das Maskenspiel der Genien« von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

Ludwig Uhland 230. Geburtstag

»Frühlingsglaube« von Ludwig Uhland

Samstag, 21. Januar 2017

»Des Teufels General« von Carl Zuckmayer

Carl Zuckmayer

Ein Jahr nach Kriegsende kehrte Carl Zuckmayer 1946 als ziviler Kulturbeauftragter des amerikanischen Kriegsministeriums erstmals nach Europa zurück. Carl Zuckmayer war einer der wenigen glücklichen und erfolgreichen Heimkehrer aus der Emigration.


Nach dem Krieg feierte Zuckmayer als Dramatiker grosse Erfolge auf der Bühne mit Stücken, welche dem damaligen Zeitgeist entsprachen. Sein größter Nachkriegserfolg war Stück »Des Teufels General« - ein Fliegerdrama als Parabel auf den Untergang des Nationalsozialismus. Das Drama bezieht sich auf den Tod des Fliegerasses Ernst Udet im Jahr 1941 in Russland.

Carl Zuckmayer hat mit »Des Teufels General« eines der ehrlichsten, objektivsten Werke über die Verstrickungen des Einzelnen in den Nationalsozialismus geschrieben. Das Thema ist so zeitlos, das es heute noch so aktuell ist, wie 1945, als es geschrieben wurde. Wie würde ich mich verhalten, wenn sich mir, nach einer langen Phase der Erfolglosigkeit und der fehlenden Perspektive, plötzlich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen würden? Der Preis dafür wäre, dem Teufel meine Seele zu verkaufen.

Die Handlung spielt in Deutschland im Dezember 1941: Hitlers Armee hat die Welt in einen fürchterlichen Krieg gestürzt. Die Führung der gefürchteten SS, die alles versucht, um die Macht im Land zu übernehmen, sucht aus strategischen Gründen die Nähe des berühmten Fliegergenerals Harras. Doch der passionierte Pilot ist nicht nur ein weltgewandter, eleganter Charmeur, sondern auch ein unverbesserlicher Spötter, der außer seiner Fliegerei nichts ernst zu nehmen scheint – am wenigsten die braunen Machthaber im Land.

Die Handlung basiert auf der Lebensgeschichte des Jagdfliegers Ernst Udet, der im Ersten Weltkrieg, gemeinsam mit Hermann Göring, im legendären Geschwader vom „Roten Baron" Manfred von Richthofen geflogen ist. Vor seiner Karriere im Dritten Reich verdingte sich der leidenschaftliche Pilot Udet als Kunstflieger bei Flugshows in den USA. Udet lebte für die Fliegerei. Deshalb ist es für den Leser gut nachvollziehbar, als er an zentraler Stelle in „Des Teufels General" sein Dilemma auf den Punkt bringt: in den USA bot sich ihm keine bessere Chance, als ein Clown der Lüfte zu sein, im faschistischen Deutschland aber konnte er maßgeblich am Aufbau und der Leitung der deutschen Luftwaffe beteiligt sein.

Zuckmayers Stück ist voller nachdenklicher, geistreicher und humorvoller Szenen. Ernst Udet war ein Lebemann und großer Unterhalter. Ernst Udet, der „Teufelsgeneral", war kein Heiliger, aber eben auch kein Scheinheiliger. Seine Geschichte lehrt, daß vom Dritten Reich eine enorme Anziehungskraft ausging, der viele Menschen erlegen sind und es von seinen vielen Mitläufern lebte.

Carl Zuckmayer gibt in „Des Teufels General" einem Mitläufer des Nationalsozialismus ein menschliches Gesicht. Weil der Zuschauer sich selbst in diesem Menschen wiederfinden kann, trägt diese Geschichte mehr zum Verständnis und zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (und jeder anderen totalitären Herrschaft) bei, als es bei unzähligen anderen Werken zu diesem Thema der Fall ist. Die Nationalsozialisten haben sich die Macht nicht erschlichen, sondern wurden demokratisch gewählt. Zuckmeyer verdeutlicht, warum dem so war. Nicht alle Deutschen waren überzeugte Nazis. Aber auch nur wenige waren wie Oskar Schindler. Die Mehrheit ähnelte wahrscheinlich „Des Teufels General".

Das im Dezember 1946 in Zürich uraufgeführtes Stück »Des Teufels General« war sein größter Nachkriegserfolg auf dem westdeutschen Theater. Allein in der Spielzeit 1948/49 wurde es 2.069 Mal gespielt. Das Drama wurde zehn Jahre nach Kriegsende 1955 von Regisseur Helmut Käutner mit Curd Jürgens in der Rolle der Generals Harras verfilmt. Die Figur des Harras ist nach dem Flieger und Luftwaffengeneral Ernst Udet gestaltet. In der Verfilmung glänzt Curt Jürgens mit seinen 40 Jahren als Harras - so heißt Udet in dieser Geschichte.

Elegisch auch Abgang des Teufels General:
Wenn ich schon des Teufels General war auf Erden und ihm den Weg gebombt habe, dann muss ich ihm auch Platz machen in der Hölle."

Literatur:


Des Teufels General
Des Teufels General
von Carl Zuckmayer

Weblink:

Des Teufels General - www.arte.tv


Freitag, 14. Oktober 2016

Schriftsteller und Theatermacher Dario Fo gestorben

Dario Fo

Der italienische Autor und Schauspieler Dario Fo ist im Alter von 90 Jahren in Mailand gestorben. 1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Mit dem Preis wurde Fo für sein Talent, seine politische und soziale Theaterarbeit geehrt. Da er viele Stücke gemeinsam mit seiner 2013 gestorbenen Frau Franca Rame schrieb, sprach er stets von “unserem Nobelpreis”.

Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen. Dario Fo war ein italienischer Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war ein Vertreter des politischen Agitationstheaters. Sein groteskes Bühnentheater basiert auf der Commedia dell'arte des Mittelalters, dessen Methoden er neu belebte.

Fo war für seinen Sprachwitz und seinen subversiven Humor bekannt. Sein Stilmittel war der Humor. "Lachen ist die Freiheit", bekannte er. Als Schriftsteller sah sich Dario Fo in der Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler, die die Macht öffentlich geißelten. Er kritisierte Politiker ebenso wie religiöse Anführer, die Waffenindustrie oder die Mafia. Immer wieder musste er sich wegen Beleidigung und der Verhöhnung Mächtiger vor Gericht verantworten.

"Italien verliert einen großen Vertreter des kulturellen Lebens."

Matteo Renzi 
Italiens Regierungschef

Italiens Regierungschef Matteo Renzi, selbst häufig Ziel von Fos satirischem Witz, sagte, Italien verliere einen großen Vertreter des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Sein Werk sei die Hinterlassenschaft eines großen Italieners an die Welt.

Fo war bis zuletzt politisch und gesellschaftlich engagiert. In den vergangenen Jahren gehörte er zu den prominentesten Unterstützern des Komikers Beppe Grillos, des Gründers der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung.


Dario_Fo

Er sah sich selbst als Clown. Jeder Clown wird zu einem ein Gaukler. Mit seiner enormen Schaffenskraft und Vielseitigkeit, aber auch mit seiner Wut sorgte der italienische Schriftsteller und Dramatiker Dario Fo für Aufsehen.

Durch seine grotesken Inszenierungen wurde Dario Fo zu einem Außenseiter und Ausgegrenzten im Kulturbetrieb. Der Gesellschaft hielt er in der sich heil wähnenden Welt stets den Spiegel vor.

Zuerst Architektur hatte er studiert, dann Kunst. Seit den 1950er-Jahren wurde er mit der Schauspielerin Franca Rahme, seiner Lebenspartnerin, zum kongenialen Paar. Ihre Inszenierungen am Piccolo Teatro in Mailand waren Skandale, Aufreger. Es ging um Politisches, wie gerechte Preise, um offene Beziehungen, um Heilige. Es gab nicht wenige, die das gesellschaftszersetzend fanden, für sie wurde Fo eine Zeit lang zu einer Art Staatsfeind.

"Irgendwann haben sie uns mit mehr Härte blockiert. Sie haben versucht, uns Bomben vor das Theater zu legen. Sie wollten uns abfackeln, gegen mich gab es rund 40 Prozesse, einen nach dem anderen. Auch gegen Franca. Und dann gab es die Gewalt gegen sie. Wir haben schreckliche Gewalt ertragen. Aber wir haben uns immer wieder erholt", so Fo.

Geboren am 24. März 1926 in der Gemeinde Sangiano nahe dem Lago Maggiore, wuchs Fo zwischen Fischern, Schmugglern und Geschichtenerzählern auf. Von ihnen lernte er das Schauspielern. Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde.

Weblinks:

Literaturnobelpreisträger Dario Fo ist tot: Künstler, Kritiker, Clown ... - www.tagesschau.de/ausland

Autor Dario Fo ist tot: Der Störenfried - Kultur - Stuttgarter Nachrichten - www.stuttgarter-nachrichten.de

A Brief Biography of Dario Fo - blog.bookstellyouwhy.com


Lachen über die Macht und die Mächtigen
– www.berliner-zeitung.de

Dienstag, 16. August 2016

Brechts episches Theater


Bertolt Brecht gilt als einflussreicher deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er hat das epische Theater begründet, das den Zuschauer eher zum distanzierten Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Der Begriff „episches Theater“ wird heute meist ausschließlich auf die Werke und Inszenierungstechniken Brechts und – mit Abstrichen – Piscators bezogen, obwohl es im 20. Jahrhundert zahlreiche Dramatiker gab, die epische Elemente einsetzten. Brecht hat das Konzept des epischen Theaters stetig weiterentwickelt und den Bedürfnissen seiner Inszenierungspraxis angepasst.

Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.

Brechts episches Theater zielt nicht auf Moral, sondern auf eher auf Erkenntnis. Es ist daher nicht moralisierend, sondern erkenntisfördernd. Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.


Brecht wollte ein analytisches Theater, das den Zuschauer eher zum distanzierten Nachdenken und Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Zu diesem Zweck „verfremdete“ und desillusionierte er das Spiel absichtlich, um es als Schauspiel gegenüber dem wirklichen Leben erkennbar zu machen. Brecht nannte dies den „Verfremdungseffekt“.

Schauspieler sollten analysieren und synthetisieren, das heißt, von außen an eine Rolle herangehen, um dann ganz bewusst so zu handeln, wie es die Figur getan hätte. Diese Neukonzeption des Theaters, ursprünglich „episches Theater“, nannte er später „dialektisches Theater“, da ein Widerspruch zwischen Unterhaltung und Lernen entstehen soll, der die Illusion des „emotionalen Hineingezogenwerdens“ beim Publikum zerstören will.

"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden,
ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt,
sondern danach, ob es sie zu ändern vermag."


Bertolt Brecht

Das epische Theater Brechts und Piscators ist politisch engagiert. Das enge Korsett der traditionellen Dramatik wird gesprengt, weil beide komplexe politische Verhältnisse darstellen wollten. Das epische Theater ist marxistisch orientiert, will gegen Ausbeutung und Krieg wirken, sich einsetzen für eine sozialistische Veränderung der Gesellschaft.



„Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden,
dass es nicht nur darauf ankommt,
die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“

Bertolt Brecht



Brecht vertrat die Auffassung der Dialektik vom Menschen als Produkt der Verhältnisse und glaubte an dessen Fähigkeit, diese zu verändern: „Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden, dass es nicht nur darauf ankommt, die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“ Damit bezieht er sich auf die zentrale Schlussfolgerung der marxschen „Thesen über Feuerbach“.

Das epische Theater Brechts steht im Gegensatz sowohl zur Lehre Stanislawskis als auch zu der des method acting (methodische Schauspielkunst) von Lee Strasberg, die größtmögliche Realitätsnähe anstrebten und vom Schauspieler verlangten, sich in die Rolle hineinzuversetzen. Die wichtigsten Elemente des Epischen Theaters waren im Werk Brechts jedoch bereits vor dessen Begegnung mit dem Marxismus ausgebildet.



Brecht-Werke:


Ausgewählte Werke in sechs Bänden
von Bertolt Brecht


Weblinks:

Bertolt Brecht-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Bertolt Brecht-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Samstag, 25. Juni 2016

»King Lear« im Werk Thomas Bernhards

»King Lear« spielt schon sehr in das Werk Bernhards als Inbegriff der theatralischen Kunst hinein.

Das von Thomas Bernhard dichterisch akzentuierte Trauma der tragischen Isolierung und Vereinsamung des Künstlers durch die Verbannung von der Bühne.

Immer wieder ist auf das Werk Shakespeares zurückgekommen, von ersten Roman »Frost« bis zum dramatischen »Portrait des Künstlers als alter Mann«, so der Titel eines Minetti-Stückes, wo die Titelgestalt in Ensors Lear-Maske in einem Schneesturm stirbt.

Er hatte das Stück in der Bibliothek des Großvaters kenngelernt und den Großvater selber in der Gestalt des seiner Krone beraubten Königs gesehen, gegen den sich Himmel und Erde, Natur und Menschheit, verschworen haben.

Maskenspiel. Gerade auf diese ganz ungewöhnliche Gabe, die Maske zu beleben, scheint Thomas Bernhard durch die so auffällige Hervorhebung der Maske anzuspielen. Carl Zuckmayer spricht von „künstlerischer Dämonie" .

Thomas Bernhard

Samstag, 21. November 2015

»Baal« von Bertolt Brecht


Mit dem Titel »Baal« spielt Brecht auf den semitischen Fruchtbarkeitsgott an.
Baal ist eine Gottheit, ein ursprünglich in Syrien verehrter kanaanäischer Wetter- und Fruchtbarkeitsgott.

Eingeleitet wird das Stück in seiner zweiten Fassung von einem blasphemischen Choral, der die Baal-Figur mythisch anhebt.

Baal ist jung, Baal ist hungrig, er verbrennt in Zerrissenheit und der Sucht nach Aufstand, Umbruch, Kontroverse. Ein Schlagabtausch zwischen absoluter Betäubung und übermächtiger Lebendigkeit. Baals absoluter Lebensgier fallen nicht nur Frauen, Mäzene, Kritiker, Bewunderer und sein bester Freund zum Opfer, am Ende trifft es Baal selbst.


Bertolt Brecht verfasste sein erstes großes Bühnenstück 1918 als Gegenentwurf zu Hanns Johsts Drama »Der Einsame«. Er richtete sich mit dem Stück gegen das Pathos der Expressionisten, gegen dämonisierte Künstlergestalten und den tradierten und von ihm als falsch verstandenen Konflikt zwischen Kunst und Leben.

Zugleich stellt »Baal« eine Personifizierung der Blick- und Verhaltensweisen dar, die Brechts Lyrik zu dieser Zeit kennzeichnen. Brecht hat sich von dem Drama zeit seines Lebens innerlich nicht getrennt. Zwischen 1918 und 1955 verfasste Brecht fünf Versionen des Werkes.

»Baal« entstand lange vor Brechts Konzeption des Epischen Theaters, denn es enthält bereits epische Strukturelemente. Einzelne Elemente in dem Drama weisen hier bereits in Richtung seiner späteren Theater-Theorie.

Eine erste Fassung schrieb der Zwanzigjährige 1918, eine zweite 1919, darauf folgten mehrere weitere Fassungen.

Am 8. Dezember 1923 wurde Bertolt Brechts Drama »Baal« im Leipziger "Alten Theater" unter der Regie von Alwin Kronacher uraufgeführt. Das Stück löste einen Skandal aus und wurde auf Intervention des Oberbürgermeisters sofort wieder abgesetzt.

Brecht



Weblink:

Baal - Theaterkritik - www.schauspiel-leipzig.de

Rezension:


Baal Rezension von Joachim Weiser

Rezension:

»Baal« von Bertolt Brecht - Rezension - literatur-rezensionen.blogspot.de