Freitag, 10. Dezember 2010

»Kafka: Die Jahre der Erkenntnis« von Reiner Stach

Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis

»Kafka: Die Jahre der Erkenntnis« ist eine gelungene und hoch gelobte Biografie über Franz Kafka. Das Werk zeigt seinen letzten Lebensabschnitt als Biographie in deutscher Sprache und liefert zugleich ein Panorama seiner Zeit, so nah am Zeitgeschehen, als wäre man selbst dabei.

Dieser hoch gelobte Band im Rahmen eines auf drei Bände angelegten Werkes behandelt die Jahre von 1916 bis zu Kafkas Tod 1924 ― eine Zeit, in der Kafkas vertraute Welt unterging, politisch ebenso wie physisch.
Er war nun deutscher Jude mit tschechischem Pass, und er litt an einer Krankheit, welche die seit Jahren erträumte literarische Existenz unmöglich machte. Beides steigerte seine Hellsicht: Für Kafka wurden es die Jahre der Erkenntnis.

Reiner Stach beschreibt Kafka deutlich als einen Mann, dem die Liebe über alles geht und zum bestimmenden Prinzip wird. Das Schreiben hilft ihm das Lieben zu ertragen. In dem Punkt ist Kafka der schreibende Zwilling van Goghs. Es ist bestimmt kein Zufall, daß diese beiden Menschen, die aus der Not der Liebe ihre Kunst geschaffen haben, heute als die größten Seelen in ihrem Metier gelten.

Was Franz Kafka an Literatur geschrieben hat, ist einzigartig und der Begriff "kafkaesk" trifft seine Ausnahmestellung. Doch in seinem eigenen Leben ist sein Lieben viel bedeutender als sein Schreiben. Das hat auch damit zu tun, daß sein Genie so lange nur von wenigen erkannt wurde. Was wohl auch gut war: denn was wäre aus Kafkas Kunst geworden, wenn sie, so wie heutzutage üblich medial breitgetreten worden wäre?

Reiner Stach schafft es in diesem Buch, wie auch schon im letzten, Intimität zu erzeugen. Genau das ist auch Kafkas Botschaft. Intimität verbindet sowohl Liebe als auch Kunst mit Seele und erst durch diese Verbindung wird das persönliche zum allgemeinen.

Die auf drei Bände groß angelegte Kafka-Biographie von Reiner Stach übt eine sogartige Wirkung aus. Vor allem die szenische Vergegenwärtigung, die bisweilen an die Erzählformen des Films erinnert, führt sehr nahe an Kafkas private Existenz und eröffnet zugleich das Panorama seiner Zeit.

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Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
von Reiner Stach

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