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Dienstag, 14. April 2015

Günter Grass ist gestorben

Günter Grass

Der Schriftsteller Günter Grass ist im Alter von 87 Jahren in Lübeck gestorben. Das teilte der Steidl Verlag in Göttingen mit. Grass gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller zeitgenössischer Literatur und wurde für sein Werk 1999 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Der Schriftsteller wurde von der Jugend in seiner Heimatstadt Danzig entscheidend geprägt. Sein literarisches Werk ist eng mit der alten Hansestadt Danzig verbunden. Grass hat die Erlebnisse seiner Jugend in seiner Heimatstadt literarisch dahingehend verewigt, dass sie in seinem späteren Leben zur Literatur geworden sind. Er schaffte es, die Erlebnisse in seiner Heimatstadt in ein literarisches Kosmso zu verwandeln.

Günter Grass

Seine Romane und Erzählungen zeigen zeitkritische, naturalistische, groteske und oft provozierende Züge. Besonders bekannt wurden seine Romane »Die Blechtrommel« (1959) und »Hundejahre« (1963), die Erzählung »Katz und Maus« (1961) sowie die Romane »Der Butt«, »Die Rättin« und »Im Krebsgang«.

Die Blechtrommel

Mit seinem ersten Roman »Die Blechtrommel« gelang dem damals 31-jährigen der Durchbruch auf dem Literaturmarkt. Der Roman repräsentiert ein Stück deutscher Zeigeschichte, denn der Roman umspannt die fünf Jahrzehnte von 1899 bis in die Anfänge der Bundesrepublik. Auch ist der Krieg ist allgegenwärtig. Im seinem Werk thematisiert er die kollektive Verdrängung der Zeit während des Dritten Reiches durch die deutsche Bevölkerung. Es ging ihm auch um eine Kritik an der mangelnden Aufarbeitung.

Held des Romans ist der boshaft tabulose Oskar Matzerath, ein Gnom, der mit drei Jahren beschließt, nicht weiter zu wachsen, um im Kindskörper vor allerhand Strafen geschützt zu sein, Matzerath, der kreischt und trommelt und nicht wachsen will in der Nazi-Umgebung, wird durch die Spuren der Realitätsverweigerung gezeichnet.

Grass verfasste auch mehrere Bühnenstücke, von denen das »Deutsche Trauerspiel« und »Die Plebejer proben den Aufstand« Grass' Auffassung von der gesellschaftlichen Verantwortung des Literaten wiederspiegelt.

Wie kein anderer Autor deutscher Sprache nach 1945 steht Günter Grass für den mühsamen, vielleicht nie abzuschliessenden Vorgang des Verstehenwollens, wie der deutsche Abstieg in die Barbarei von 1933 bis 1945 möglich war.

Wie keinem anderen deutschen Autor ist es Günter Grass gelungen, hauptsächlich in seiner Danziger Trilogie - Katz und Maus bestehend aus den Romanen »Die Blechtrommel« (1959), »Hundejahre« (1963) und der Novelle »Katz und Maus« als Abschluss der »Danzig-Trilogie« - die Nazijahre erzählend in seiner Ambivalenz zu spiegeln. In jener Ambivalenz, die sich zusammensetzte aus aus Verbrechen und Alltäglichkeit, Aufschwung und Niederlage, völkische Begeisterung und desillusionierter Verzweiflung.
Willy Brandt
Günter Grass hat sich nicht auf das Erzählen beschränkt und engagierte sich aktiv in der Politik - bis hin zum Wahlkampf für Willy Brandt. Er mischte sich zuweilen auch in die politische Diskussion ein, was ihm jedoch nicht immer nur Beifall einbrachte.

Grass gilt als ein politischer Schriftsteller und Intellektueller. Er gehört eindeutig zum Typus des sich einmischenden Schriftstellers. Grass hat sich in den 80er-Jahren im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Friedensbewegung, zum »Gewissen der Nation« bis hin zum Wunscharchitekten der Wiedervereinigung emporgehoben.

Sein Ruf als Schriftsteller von Weltrang, erlaubte es ihm, sich politisch einzumischen. Grass verstand sich als politischer Schriftsteller, der sich einmischt und der gern hart urteilt. Er mischte sich auch bis ins hohe Alter in politische Debatten ein. Sein moralischer Rigorismus machte ihn jedoch angreifbar. Grass polarisierte und erhob sich gerne zum schlechten Wissen der Nation. - Nun ist seine Stimme verstummt, der Nationaldichter schweigt für immer. Der Trommler ist gegangen, die Tommel ist verstummt.

Weblinks:

Günter Grass-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Günter Grass-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Mittwoch, 27. November 2013

»Hundejahre« von Günter Grass

Hundejahre

Der 1963 erschiene Roman »Hundejahre« von Günter Grass ist der dritte und letzte Teil der »Danziger Trilogie«, welche außerdem die Romane »Die Blechtrommel« (1960) und »Katz und Maus« (1961) umfasst.
Grass' Thema in diesem Werk ist die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts, die er mit burlesken Zügen erzählt.

Der Chronist Grass nimmt den Leser mit in eine Zeitreise der deutschen Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt des Romans stehen die politischen Verhältnisse in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Günter Grass erzählt in dem Roman in epischer Breite die ineinander verschachtelte Geschichte zweier sich mehrfach wandelnder Freunde: Eduard Amsel und Walter Matern. Ihr Werdegang wird aus der Perspektive von drei verschiedenen Personen in drei Büchern bzw. Teilen erzählt. Schauplatz der beiden ersten Teile ist die Stadt Danzig, in der Günter Grass geboren wurde und aufgewachsen ist.

Im Alter von acht Jahren schliessen die beiden Blutsfreundschaft. Walter hilft dem fetten Eduard beim Bau von Vogelscheuchen. Später tritt Matern der SA bei und lässt Amsel, den Halbjuden, zusammenschlagen.
Im Schnee eingerollt, ändert Amsel seine Gestalt, zieht nach Berlin und nennt sich fortan Haseloff. Auch Jenny, dem dicken Adoptivkind eines Studienrats, stösst dasselbe zu: Auch sie wird misshandelt und auch sie ändert ihre Gestalt. Später, im Krieg, wird Amsel/Haseloff Jenny nach Berlin holen.

Matern ergeht es hingegen ganz anders: Er wird wegen Führerbeleidigung an die Front geschickt. 1945 wird er aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Nun zieht er durch ganz Deutschland und rächt sich an seinen ehemaligen Vorgesetzten, indem er deren Frauen und Töchtern Geschlechtskrankheiten anhängt.
Der entlaufene Hund Hitlers begleitet ihn. Matern nennt ihn Pluto. Die drei treffen sich später in Berlin und versöhnen sich. Amsel zeigt Matern seine Vogelscheuchenhölle und Matern lässt darauf perplex seinen Hund Pluto dort zurück.

Der vor 50 Jahren erschiene Roman »Hundejahre« ist ein brillantes Stück deutscher Nachkriegsliteratur, mit dem Grass seine berühmte »Danziger Trilogie« abgeschlossen hat.

Weblinks:

Hundejahre
»Hundejahre«
von Günter Grass - Illustrierte Jubiläumsausgabe

Hundejahre
»Hundejahre«
von Günter Grass

Günter Grass -Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Freitag, 15. April 2011

Günter Grass Lesung vor dem Atomkraftwerk Krümmel

Mein Jahrhundert
Günter Grass' Lesung vor dem Atomkraftwerk Krümmel am letzten Sonntag befasst sich mit ausgesuchter Literatur, die auf Realität trifft. Grass liest den "1955"-Abschnitt aus seinem Geschichtenbuch "Mein Jahrhundert", das fast kafkaeske Kapitelchen über einen Mann, der sich aus Angst vor dem Strahlentod einen Atombunker bauen will und dabei ganz ohne Strahlung umkommt.

Anschließend aus dem Anfang seines jüngsten Buchs "Grimms Wörter", in dem es um Widerstandskräfte in der Gesellschaft geht, oder eher die fatalen Folgen des Fehlens selbiger. Anschließend wiederholt er, was er an diesem Wochenende in einem exklusiven Abendblatt-Interview gefordert hatte: eine Bannmeile gegen Lobbyisten um den Bundestag.

"Der Naivste begreift mittlerweile, wie käuflich die Regierung geworden ist. In unserem Land ist Korruption weit verbreitet und sanktioniert. Wir können seit Jahren beobachten und nachweisen, dass das von uns gewählte Parlament auf verfassungswidrige Art und Weise von einer immer mächtiger werdenden Lobby beeinflusst wird, bis in die Ministerien hinein", empört sich der bekennende Sozialdemokrat ohne Parteibuch. "Wir sind Gefangene geworden, in einer Demokratie, von einer Lobby, die durch nichts legitimiert ist, einen derartigen Einfluss auszuüben."

Kurze Pause, Pfeifchen und einen Kaffee, danach eine lange Schlange vor dem Signiertisch, und zum Abschluss der Lesung noch der Fototermin fürs Feindbild: Literatur-Nobelpreisträger mit Wendländer Kartoffelsack vor abgeschaltetem AKW. - Wir leben in bewegten Zeiten.
 

Mein Jahrhundert


"Mein Jahrhundert"
von Günter Grass

Steidl-Verlag, Gebundene Ausgabe,
1. Juli 1999,
24,50 EUR.
ISBN-13: 978-3-882-43650-1
Weblinks
Günter Grass-Portrait - SPIEGEL-Portrait

Sonntag, 5. September 2010

Verunglückte Reise in die Welt der Brüder Grimm


Günter Grass - ein Meister der Worte - mag eigentlich keine Märchen, aber der Wortgewalt und Sprachschöpfung von Märchenerzählern kann er sich dann doch nicht entziehen. Wer in seinem neuen Werk »Grimms Wörter« eine kunstvoll erdachte Geschichte oder eine unterhaltsame Erzählung erwartet hat, wird enttäuscht. Das neue Buch von Günter Grass »Grimms Wörter« sollte eigentlich eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache sein. Doch es ist eher eine an sich selbst. Sein Alterswerk ist eine verunglückte Reise in die Welt der Brüder Grimm.

Grimms Wörter

»Grimms Wörter« ist ein literarischer Versuch, sich der Welt der Gebrüder Grimm sprachlich zu nähern. Dabei herausgekommen ist eine verunglückte sprachliche Hommage ohne kunstvoll erdachte Worte. Grass Versuch, sich über die Sprache den Brüdern Grimm zu nähern, ist misslungen, denn die Sprache, die er verwendet, ist nicht dieselbe der Brüder Grimm. Während die Brüder Grimm in und mit der radikalen Erneuerung der deutschen Sprache in der späten Aufklärung und frühen Romantik groß geworden sind, ist Grass Sprachstil eine phantastische Anverwandlung einer älteren Sprachvariante, nämlich der von den Dichtern der Zeit um 1800 verachteten Kanzleisprache.

Grass ist durchaus bemüht, persönliche Bezüge herzustellen: mit den Brüdern Grimm pflegt Günter Grass lebhaften Umgang, schaut ihnen über die Schulter, sitzt mit ihnen auf einer Parkbank, vertieft sich mit ihnen ins Gespräch. Der Mangel dieses Buches liegt aber in seiner Konstruktion, denn es hat die Schwäche, dass es in einer formalen Reihung besteht und somit dramaturgisch unergiebig ist. Was als Liebeserklärung an die deutsche Sprache gedacht war, ist eher eine Anbiederung an die Märchenbrüder geworden.

Weblink:

Günter Grass-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de





Grimms Wörter







Günter Grass: Grimms Wörter - Eine Liebeserklärung


Steidl Verlag, August 2010.
360 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-13: 978-3869301556




Samstag, 10. Oktober 2009

»Die Blechtrommel« von Günter Grass

Die Blechtrommel
Die Blechtrommel

»Die Blechtrommel« ist ein Schelmenroman von Günter Grass, der in seiner Heimatstadt Danzig spielt. Mit seinem ersten Roman gelang dem damals 31-jährigen  der Durchbruch auf dem Literaturmarkt.

Held des Romans ist der boshaft tabulose Oskar Matzerath, ein Gnom, der mit drei Jahren beschließt, nicht weiter zu wachsen, um im Kindskörper vor allerhand Strafen geschützt zu sein, Matzerath, der kreischt und trommelt und nicht wachsen will in der Nazi-Umgebung, wird durch die Spuren der Realitätsverweigerung gezeichnet.

Buchstäblich mit einem Paukenschlag meldete sich in diesem Schelmenroman der kleine Oskar Matzerath in die Literatur. Er weigerte sich zu wachsen und beobachtete mit dem Blick eines bösen Zwerges die schreckliche Erwachsenenwelt nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Der Roman repräsentiert ein Stück deutscher Zeitgeschichte, denn der Roman umspannt die fünf Jahrzehnte von 1899 bis in die Anfänge der Bundesrepublik. Auch ist der Krieg ist allgegenwärtig. Im seinem Werk thematisiert er die kollektive Verdrängung der Zeit während des Dritten Reiches durch die deutsche Bevölkerung. Es ging ihm auch um eine Kritik an der mangelnden Aufarbeitung.

Weblink:

Die Blechtrommel
Die Blechtrommel
von Günter Grass