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Donnerstag, 15. Juli 2021

»Abend« von Reiner Maria Rilke



Der Abend wechselt langsam die Gewänder ,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält ;
du schaust und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins , das fällt ;
und lassen dich , zu keinem gnaz gehörend ,
nicht ganz dunkel wie das Haus , das schweigt ,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das , was Stern wird jede Nacht und steigt -
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend ,
so dass es , bald begrenzt und bald begreifend ,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Rainer Maria Rilke, »Abend«



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Samstag, 12. Dezember 2020

»Advent« von Rainer Maria Rilke




Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

»Advent« von Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Donnerstag, 19. Dezember 2019

»Es gibt so wunderweiße Nächte« von Rainer Maria Rilke

Winternacht

Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.

»Es gibt so wunderweiße Nächte« von Rainer Maria Rilke

Freitag, 26. Oktober 2018

»Herbsttag« von Reiner Maria Rilke



Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

»Herbsttag« von Reiner Maria Rilke


Gedichte:

Die schönsten Gedichte - Rainer Maria Rilke
Die schönsten Gedichtee
von Rainer Maria Rilke

Die schönsten Gedichte
Die schönsten Gedichte
von Rainer Maria Rilke

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Rainer Maria Rilke 90. Todestag

Rainer Maria Rilke

Rainer Maria Rilkes 90. Todestag jährt sich am 29. Dezember. Rilke starb am 29. Dezember 1926 nach langer Krankheit in Val Mont bei Montreux. Er war ein rastloser und reisender Dichter.

Nach einer erzwungenen Militärerziehung wurde Rilke 1896 Student, zuerst in Prag, dann in München und Berlin, weniger studierend als dichtend. Rilke ging im Jahre 1896 als Student der Philosophie nach München. Ein Jahr später lernte er die 36-jährige Lou Andreas-Salome kennen. Die kurze Ehe mit der Bildhauerin Clara Westhoff in Worpswede löste er 1902 auf. Danach ging auf Reisen quer durch Europa und bereiste Italien, Skandinavien und Frankreich.

In Paris schloß er Bekanntschaft mit dem Bildhauer und Künstler Auguste Rodin und wurde dessen Privatsekretär. Bereits nach acht Monaten kam es aber zum Bruch. Es folgten unstete Jahre des Reisens mit Stationen in verschiedenen Städten Europas.


Rilke reiste während seiner Pariser Jahre viel. Ab 1903 hielt er sich zum Beispiel häufig in Italien auf. In Viareggio, einem italienischen Badeort, schrieb er das „Stundenbuch“. Unter anderem fuhr er von September 1903 bis Juni 1904 gemeinsam mit Clara nach Rom.

Von 1906 bis 1908 besuchte er mehrmals die Insel Capri. 1904 reiste er nach Schweden und Dänemark. Nach einem weiteren Rombesuch fuhr er in den Ort Duino an die Adria. Dort wurde er von der Fürstin Marie von Thurn und Taxis auf ihrem Schloss empfangen. Zwischen Rilke und der Fürstin entstand eine lebenslange Freundschaft.

Nach seinem Entschluß zur Berufslosigkeit und zu einem reinen Dichterdasein war Rilke zu jedem Verzicht bereit, wenn es dem Werk galt. Er opferte sein Leben seiner Kunst und gewann Unsterblichkeit, indem er unerreichte Sprach- und Kunstwerke schuf.

Im Ersten Weltkrieg war er zur österreichischen Armee eingezogen, wurde aber aufgrund seiner kränklichen Konstitution in das Wiener Kriegsarchiv versetzt.

1925 reiste Rilke nochmals nach Paris, wo er als Dichter und Literat gefeiert wurde. Doch eine Krankheit beendete den Aufenthalt in Paris. 1926 verschlimmerte sich sein gesundheitlicher Zustand merklich. Rilke blieb von nun an in der Schweiz und kam im Dezember in ein Sanatorium in Val-Mont.

Wie auch in den intellektuellen Romanen zeitgenössischer Künstler, wie z.B. Robert Musil, findet man in Rilkes Werken viele essayistische Absätze vor, verflochten mit überreichen Handlungen, dramatischen Szenen und kontemplativen Passagen, die von dem menschlichen Dasein, der Kunst, Politik und Geschichte handeln wie das für Dostojewskis Romane charakteristisch war.

Rainer Maria Rilke starb am 29. Dezember 1926 an Leukämie. Am 2. Januar 1927 wurde der Dichter in Raron im Kanton Wallis beigesetzt. Sein Grabspruch, den er sich selbst gewünscht hat, lautet: “Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern“.

Rainer Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag als Sohn eines Prager Beamten geboren.

Literatur:

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
von Rainer Maria Rilke

Gedichte:

Die schönsten Gedichte - Rainer Maria Rilke
Die schönsten Gedichtee
von Rainer Maria Rilke

Die schönsten Gedichte
Die schönsten Gedichte
von Rainer Maria Rilke


Weblinks:

Rainer Maria Rilke - www.rilke.de

Rainer Maria Rilke - www.literaturatlas.de


Blog-Artikel:

Heimito von Doderer 60. Todestag

»Jewgeni Onegin« von Alexander Puschkin

Alexander Puschkin 180. Todestag

Hans Fallada 70. Todestag

Georg Trakl 130. Geburtstag





Donnerstag, 27. Oktober 2016

»Herbst« von Reiner Maria Rilke



Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

»Herbst« von Reiner Maria Rilke