Walden oder Leben in den Wäldern
»Walden oder Leben in den Wäldern« von Henry Thoreau erzählt vom Leben mit der Natur, von der Unabhängigkeit und dem wahren Glück. Mitte des 19. Jahrhunderts unternahm der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau ein bis dato einzigartiges Daseinsexperiment: Für zwei Jahre zog er sich tief in die Wälder Massachusetts' zurück. Dabei ging es ihm nicht um simple Weltflucht, sondern um die Erforschung menschlicher Existenz, um ein wahrhaft bewusstes Leben und die Beschränkung auf das Wesentliche.
Im Juli 1845 baut sich der Schriftsteller Henry David Thoreau in der Nähe seiner Heimatstadt Concord im US-Bundesstaat Massachusetts eine Blockhütte an einem einsamen Waldsee. Dorthin zieht er sich für die nächsten zwei Jahre zurück. Sein Ziel: Zu sich selbst und zurück zur Natur zu finden. In Walden – so der Name eines Teiches, der dem Buch den Titel gibt – skizziert Thoreau den Verlauf dieses Experiments. Besonderen Stellenwert räumt er ökonomischen Aspekten ein.
Der Dichter schildert, wie er sich mit Fischfang, Getreide- und Gemüseanbau selbst versorgt, und erteilt Ratschläge, wie es gelingt, die Bedürfnisse auf ein Minimum zu reduzieren. So erhält der Leser tatsächlich recht handfeste Tipps zur Bewältigung des kargen Alltags. Das generationenübergreifende Kultbuch vieler Wandervögel und Strickpulloverträger hat aber auch eine gewichtige philosophisch-religiöse Seite: Thoreau beschreibt, wie er in der Waldeinsamkeit zu einem erweiterten Verständnis seiner selbst und der ihn umgebenden Natur gelangt.
So fällt es ihm mit der Zeit immer leichter, auf den gewohnten Luxus zu verzichten und sich den bescheidenen Verhältnissen anzupassen. Auch wenn man es ihm nicht gleichtun möchte und man auf die Annehmlichkeiten des modernen Lebens nur ungern verzichtet: Walden ist nichts weniger als ein Ratgeber für ein besseres Leben.
Walden oder Leben in den Wäldern
Im Einklang mit den Ideen des Transzendentalismus findet Walden göttliche Wahrheiten in der Natur verkörpert. Darüber hinaus ist für Thoreau die Natur selbst göttlich. Sie erscheint in Walden nicht schwärmerisch verbrämt, sondern wird in ihrer Widersprüchlichkeit angenommen, wobei sie dem Einzelnen die Befreiung von Konventionen und Traditionen ermöglicht, die für Thoreau Voraussetzung für volles Mensch-Sein ist. Das Verhältnis zwischen Natur und Gesellschaft in Walden ist komplex: Obwohl Thoreau die Mechanisierung des Menschen im Industriezeitalter scharf kritisiert, begrüßt er etwa die Eisenbahn als Symbol für die natürliche Entwicklung und eine zukünftige demokratische Gesellschaft.
Nach Walden erfordert ein erfülltes Leben die Beschränkung auf das Notwendigste in materieller Hinsicht, sodass neben der Arbeit Zeit für Kontemplation bleibt. Im ersten Kapitel, Ökonomie, gibt Thoreau beispielsweise Auskunft über seine Ausgaben für den Hüttenbau, lobt in Das Bohnenfeld den Wert landwirtschaftlicher Handarbeit und lässt im poetischsten Kapitel, Frühling, die Natur um den See Walden Pond zu neuem Leben erwachen. Jede dieser alltäglichen Beobachtungen überträgt er auf gesellschaftliche und kosmische Prozesse.
Literatur:
Walden oder Leben in den Wäldern von Henry D. Thoreau
Walden. Ein Leben mit der Natur von Henry D. Thoreau
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