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Samstag, 18. November 2017

»Ikarien« von Uwe Timm



Uwe Timm gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autoren der Gegenwart. Er wurde 1940 in Hamburg geboren. Nach einer Kürschnerlehre und einem Philosophiestudium in München und Paris veröffentlichte Timm 1971 seine ersten Gedichte. 1974 erschien sein Romandebüt »Heißer Sommer«. Mit »Rennschwein Rudi Rüssel« machte er sich auch als Kinderbuchautor einen Namen. Geprägt von der 68er-Bewegung, nahm er sich als Autor auch immer wieder der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit an. Timm ist vierfacher Vater und lebt heute in München und Berlin.

»Ikarien« lautet der Titel des neuen Romans von Uwe Timm. »Ikarien« war der Name einer utopischen Kommune in einem Roman des Frühsozialisten Etienne Cabet.Aufbauend auf sozialistischen und kommunistischen Gedankengut und den Ideen des französischen Revolutionärs Étienne Cabet, hatten sich die Auswanderer eine utopische Gemeinde mit Namen Ikarien vorgestellt und in die Praxis umzusetzen versucht. Das Experiment scheitert, doch A. Ploetz wird zum Verfechter einer reinen Rasseidee.

Michael Hansen, 25, kehrt Ende April 1945 als amerikanischer Offizier nach Deutschland in das Land seiner Geburt zurück und übernimmt einen Auftrag des Geheimdienstes. Er soll herausfinden, welche Rolle ein bedeutender Wissenschaftler im Nazireich gespielt hat. Während regional noch der Krieg tobt, bricht Hansen von Frankfurt nach Bayern auf und bezieht Quartier am Ammersee.

In einem Münchner Antiquariat findet er einen frühen Weggefährten des Eugenikers Professor Ploetz, den Dissidenten Wagner. Von ihm lässt er sich die Geschichte einer Freundschaft erzählen, die Ende des 19. Jahrhunderts in Breslau begann und die beiden Studenten über Zürich bis nach Amerika führte - und mitten hinein in die Auseinandersetzung um die beste gesellschaftliche Ordnung: Hier ein Sozialismus nach Marx, dort das utopische Projekt der Gemeinde Ikarien, die vom französischen Revolutionär Étienne Cabet in Amerika gegründet wurde.


Hansen bekommt einen besonderen Auftrag: er soll etwas über die Rassehygieniker herausfinden, deren Ideologie der reinrassigen Bevölkerung zu den unmenschlichen Versuchen an Menschen und Behinderten im Nazireich geführt hatten.In München findet er einen Antiquar, den Dissidenten Wagner, der den Eugeniker Alfred Ploetz kannte. Im weiteren Verlauf berichtet er Hansen, der ihn im Auftrag des CIC verhörte, von einer ideologisch verbrämten Gemeinde zu Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika.

Hansen kommt durch die Lebensbeichte Wagners dem faustischen Pakt auf die Spur, den der Rassenhygieniker Ploetz mit den Nazis einging, und dem ganz anderen Schicksal, das den Antiquar wegen seiner widerständigen Haltung ereilte. Seine Reise durch das materiell und moralisch zerstörte Land lässt Hansen Zeuge eines Aufbruchs werden, der die deutsche Geschichte prägen sollte. Zugleich wird sie zu einer éducation sentimentale - auch in der Liebe werden ihm einige Lektionen erteilt. Eine gleichermaßen erschreckende wie berührende Geschichte von der Suche nach Alternativen zum Bestehenden und nach einem anderen Leben.

Das Hauptthema ist nicht der Krieg oder der Faschismus allgemein, sondern die Eugenik, die im Dritten Reich zu Massenmorden führte, die aber generell kein spezifisch deutsches Thema war. In den USA und in skandinavischen Ländern gab es Regierungsprogramme zur Verbesserung der Volksgesundheit, mit Zwangssterilisationen.

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Romans, bzw. des Offiziers Michael Hansen, steht Leben und Wirken eines führenden deutschen Eugenikers, der das Kriegsende nicht mehr erlebt hatte. Dieser historische Hintergrund beruht auf Fakten, nicht auf Fiktion. Interessanterweise kam Alfred Ploetz nicht aus dem nationalistisch-völkischen Lager, sondern er begann seine politische Entwicklung als Sozialist. »Ikarien« war der Name einer utopischen Kommune in einem Roman des Frühsozialisten Etienne Cabet.


In diesem Roman hat Uwe Timm drei höchst unterschiedliche Lebenswege verflochten und dabei gezeigt, daß, wie sich Biografien auseinander entwickeln und wie gemeinsame Ideale pervertiert werden können. Kein Buch für zartbesaitete Gemüter, sondern ein dicker Brocken, der viel Ausdauer erfordert. Timm nähert sich retrospektiv dem Leben und den kruden Theorien des Wissenschaftlers. Die Grenzen zwischen Rassenwahn und idealistischem Weltverbessereifer werden fließend.

Ein Roman, der unter anderem die sozial- und kulturgeschichtlichen Hintergründe der NS-Rassenhygiene-Gesetze erhellt. Die ideologischen Wurzeln der Euthanasiebewegung werden nachvollziehbar. Der Leser taucht geradezu ein in die Vernetzung entsprechend gesinner Wissenschaftler, in ihr kognitives Mindset und seine Genese. Fatale Erkenntnis: Eutanasie ist nicht nur rechts sondern mit Philosohien verbunden, die auf eine Weiter- und Höherentwicklung der Menschheit verbunden sind. Der Gleichheit wird nachgeholfen z. B. durch Sterilisation, Eheverbote, Beseitigung "unnützer" Ballastexistenzen. Eutanasie erscheint als die fatale Kehrseite einer auf Perfektionierung des Menschen ausgerichteten Sozialtechnologie.

Hier und da wirkt Timms unermüdliches erzählerisches Abarbeten der politisch-philosophischen Theorien ermüdened und geht deulich zu Lasten der Lesbarkeit.

Literatur [ >> ]:


Ikarien
von Uwe Timm

Freitag, 8. September 2017

August Wilhelm Schlegel 250. Geburtstag


August Wilhelm Schlegel wurde am 8. September 1767 in Hannover als vierter Sohn des evangelisch-lutherischen Pastors Johann Adolf Schlegel und dessen Ehefrau geboren. August Wilhelm Schlegel war ein deutscher Literaturhistoriker und -kritiker, Übersetzer, Alt-Philologe und Indologe. Er lehrte an der Universität Jena als außerordentlicher Professor.

Zusammen mit seiner Frau Caroline Schlegel, seinem Bruder Friedrich und dessen Frau Dorothea Schlegel, Johann Gottlieb Fichte, später auch Ludwig Tieck und Novalis prägte er die neue „romantische Schule“. von einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Mission angetrieben, die Welt zu Romamtisieren.

Als Übersetzer machte er sich um die italienische, spanische und portugiesische Literatur verdient. Seine Hauptleistung ist aber die Übersetzung von 17 der Stücke Shakespeares. Als Übersetzer machte er sich u.a. mit der textgenauen Übersetzung von 17 Shakespeare-Stücken verdient. Seine Hauptleistung ist aber die Übersetzung von 17 der Stücke Shakespeares.


August Wilhelm Schlegel gilt als der wichtigste Sprachphilosoph der deutschen Frühromantik sowie als Mitbegründer der altindischen Philologie. Er war Mitarbeiter an Schillers Horen, dem Musenalmanach und der Jenaer Allgemeinen Literatur-Zeitung. Mit seinem Bruder Friedrich teilte er sich die Herausgeberschaft der Zeitschrift Athenäum. Später war er Herausgeber der Indischen Bibliothek.

An literarischen Werken verfasste er Sonette, Balladen und Dramen. Blieben seine eigenen literarischen Werke auch unbedeutend und ohne Erfolg, so sind seine Verdienste für die deutsche Literatur als Übersetzer, zum Teil gemeinsam mit Ludwig Tieck (und dessen Tochter Dorothea sowie Wolf von Baudissin), unbezweifelbar und maßgebend.

August Wilhelm Schlegel gilt zusammen mit seinem Bruder Friedrich als wichtigster Initiator der literarischen Romantik in Deutschland. Beide versammelten einen Kreis hochrangiger Literaten, wie Novalis, Ludwig Tieck oder Friedrich Wilhelm Joseph Schelling um sich und legten das Fundament für eine literarische Strömung, die das erste Drittel des 19. Jahrhunderts beherrschte und auch danach noch zahlreiche Anhänger fand.

August Wilhelm Schlegel starb am 12. Mai 1845 in Bonn.

Weblinks:

Romantik - wortwuchs.net

Heidelberger Romantik - wortwuchs.net


Blog-Artikel:

Clemens Brentano 175. Todestag

Mittwoch, 30. August 2017

Charles Baudelaire 150. Todestag

Charles Baudelaire

Charles Baudelaire starb vor 150 Jahren am 31. August 1867 in Paris. Charles Baudelaire gilt als einer der bedeutendsten französischen Dichter und als wichtiger Wegbereiter der literarischen Moderne in Europa. Wie kein anderer steht Charles Baudelaire für Dekadenz, morbide Erotik, Überspanntheit der Nerven oder auch: "Lust am Untergang".

Gut, dass Charles Baudelaire nicht auf seine Eltern gehört hat! Die wollten, dass er als Jurist Karriere macht. Stattdessen wurde Baudelaire Dichter und verprasste sein Erbe mit Prostituierten. Vor 150 Jahren starb Baudelaire im Alter von 46 Jahren.

Ab 1838 schrieb Baudelaire Gedichte, Prosa und Dramen. Er übersetzte Prosa von Edgar Allan Poe, bevor er als Dichter in Erscheinung trat. Im Alter von 36 Jahren veröffentlichte er »Les Fleurs du Mal«.

Durch seine prosaische Dichtung »Die Blumen des Bösen« wurde er schnell berühmt. Baudelaire wagte hier erstmals die Darstellung des Bösen in der Literatur.


1857 erschien der Gedichtzyklus »Hundert Gedichte« der ersten Augabe der »Fleurs du mal«. Das Bürgertum war über die decadence in den Gedichten verärgert und fürchtete einen Angriff auf die bürgerlichen Werte. Die Veröffentlichung des anstössigen Gedichtbandes verursachte damals einen öffentlichen Skandal und hatte sofort einen Strafprozess wegen „Gotteslästerung“ und „Beleidigung der öffentlichen Moral“ gegen Autor und Verleger zur Folge. Geschadet hat der Prozeß dem Ruf des Dichters nicht.

Am 20. August 1857 wurden Dichter und Verleger wegen »Verstosses gegen die öffentliche Moral und die guten Sitten« von der Pariser Strafkammer zu einer Geldstrafe verurteilt und erhielten die Auflage, sechs Gedichte aus der Sammlung zu streichen.

Im Jahr 1861 ließ der Dichter eine zweite, von den inkriminierten Versen bereinigte Auflage erscheinen, die nun um 35 Gedichte vermehrt war.

Schnell genoss der "Dichter des Bösen" den Ruf eines Exzentrikers und Bonvivanten.

Wer nicht das Joch der Gegenwart tragen will, muss sich berauschen, gleichviel ob mit Wein, Tugend oder Poesie. so Baudelaire in seinem Gedicht »Envirez-Vous« (»Berauscht Euch«).

Im Jahr 1865 erschien in Brüssel das Bändchen »Les Epaves«, das 23 Gedichte, darunter die verbotenen, enthielt.

Weitere Werke sind die Prosadichtungen »Die Tänzerin Fanfarlo» und »Der Spleen von Paris«.

Baudelaire gilt noch heute als Ingegriff moderner französischer Dichtung.

Charles Baudelaire wurde am 9. April 1821 in Paris geboren.

Literatur [ >> ]:

Les Fleurs du Mal - Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal - Die Blumen des Bösen
von Charles Baudelaire


Pariser Dandy und Rebell - DIEZEIT - www.zeit.de


Weblinks:

Charles Baudelaire-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Charles Baudelaire-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Ulrich Plenzdorf 10. Todestag

Clemens Brentano 175. Todestag

George Tabori 10. Todestag

»Walden oder Leben in den Wäldern«
von Henry Thoreau


Walter Benjamin 125. Geburtstag

Henry Thoreau 200. Geburtstag

Dramatiker Tankred Dorst gestorben

Daniil Granin ist tot

»Der Steppenwolf« von Hermann Hesse

Hermann Hesse 140. Geburtstag

Alfred Döblin 60. Todestag

Ambrose Bierce 175. Geburtstag

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Samstag, 19. August 2017

»Märchen von Hans Christian Andersen« Bildband illustriert von Werner Klemke

Märchen von Hans Christian Andersen: illustriert von Werner Klemke
Märchen von Hans Christian Andersen

Hans Christian Andersen

Weltberühmt wurde Hans Christian Andersen (1805-1875) vor allem durch seine Märchen, die er 1835 bis 1848 in acht Bänden publizierte. Dabei bearbeitete er Volksmärchen, bis sie seinen literarischen Ansprüchen genügten, gleichzeitig von Kindern verstanden werden konnten und wie gesprochen klangen. Seine romantischen Kunstmärchen werden heute in allen Kinderzimmern dieser Welt vorgelesen.

Die Märchen von Hans Christian Andersen sind ein Füllhorn hervorragender Erzählungen und eine wahre Fundgrube für Illustrationen in immer wieder neu erscheinenden grafischen Bildbänden durch hervorragende Grafiker und Zeichner. So nahm sich auch der deutsche Gebrauchsgrafiker, Buchgestalter und Illustrator Werner Klemke (1917–1994) Andersens Märchen an.

»Märchen von Hans Christian Andersen: illustriert von Werner Klemke« ist ein opulenter, nun veröffentlicher filigraner Bildband im typischen Format eines Märchenbuchs, illustriert von Werner Klemke, über die Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen. Ein grafischer Bildband aus Meisterhand. Dieser Schatz lag lange verborgen, doch zum 100. Geburtstag des Altmeisters Werner Klemke ist dieser nun gehoben worden.

Werner Klemke (1917–1994) war ein deutscher Buchgestalter und Illustrator, Gebrauchsgrafiker und Hochschullehrer in der DDR. Werner Klemke gilt als der einflussreichste und gefragteste Buchkünstler der ehemaligen DDR. Sein Lieblingspublikum waren die Kinder und ihnen schenkte er zum Beispiel 1962 die Märchenausgabe der Grimm’schen Sammlung. Millionen begeisterten Lesern und Märchenliebhabern sind die bekannten Texte bis heute mit diesen Bildern verbunden. Für Klemke waren die Märchen von Hans Christian Andersen immer wieder Quell seiner Inspiration.


Doch erst heute, zum 100. Geburtstag Werner Klemkes veröffentlicht das KinderbuchVerlags-Label bei Beltz eine Sammlung an Zeichnungen Klemkes zu den Märchen Hans Christian Andersens, die eigentlich bereits 1975 zum 100. Todestag des Märchenerzählers erscheinen sollte, die aber nie zustande kam. Die im Nachlass gefundenen 196 Zeichnungen Klemkes erscheinen in einem klassischen Sammelband der Andersen-Märchen.

Märchen von Hans Christian Andersen: illustriert von Werner Klemke
Märchen von Hans Christian Andersen

Werner Klemke erschuf Illustrationen in pastelltönen, mit Tusche, in schwarz-weiß, mal filigran-detailliert, mal romantisch, mal mit frechen Anspielungen auf seine Zeit, doppelbödig und charmant.

Im typischen Format eines Märchenbuchs nehmen die Illustrationen verschiedene Rollen und Formen ein. So gibt es seitenfüllende Aufmacher am Beginn jedes Märchentextes, eher vigniettenartige kleine Einsprengsel und halb- oder ganzseitige Bilder in ganz verschiedenen Formaten, auch rahmende Bildbänder am oberen und/oder unteren Seitenrand.

In dem Band versammelt sind schwarz-weiße oder dezent kolorierte Pinselzeichnungen. Bei den Zeichnungen im Band handelt es sich technisch um schwarz-weiße oder dezent kolorierte Pinselzeichnungen, die durchaus einiges im Abstrakten lassen, pointieren und karikieren, zuspitzen, atmosphärisch ausarbeiten oder einfach auch den Text weitererzählen. Keinesfalls handelt es sich nur um Bilder zum Text, schon gar nicht um dekoratives Beiwerk.

In dem von Werner Klemke illustrierten Bildband sind 13 Märchen enthalten, darunter »Das Feuerzeug«, »Des Kaisers neue Kleider«, »Der Schweinehirt«, »Der Schatten« uvm.

Literatur [ >> ]:

Märchen von Hans Christian Andersen: illustriert von Werner Klemke
Märchen von Hans Christian Andersen: illustriert von Werner Klemke

von Hans Christian Andersen und Werner Klemke

Weblink:

Werner Klemke - Wikipedia


Blog-Artikel:

»Die neuen Leiden des jungen W«

Ulrich Plenzdorf 10. Todestag

Clemens Brentano 175. Todestag

George Tabori 10. Todestag

»Walden oder Leben in den Wäldern«
von Henry Thoreau


Walter Benjamin 125. Geburtstag

Schriftsteller Peter Härtling ist tot

Henry Thoreau 200. Geburtstag

Samstag, 5. August 2017

»Die Schattenlinie« von Joseph Conrad



»Die Schattenlinie« ist ein autobiografisch gefärbter Roman von Joseph Conrad, der 1917 Mitten im Ersten Weltkrieg entstanden ist. »Die Schattenlinie« von Joseph Conrad ist 100 Jahre nach seinem Erscheinen von Daniel Göske neu übersetzt worden. Joseph Conrads Klassiker neu übersetzt. Es ist die bisher beste Übersetzung des Romans.

Der junge Seemann aus England geht auf seine erste Fahrt als Kapitän. Doch unter der Mannschaft wütet das Tropenfieber, und draußen auf dem Meer gerät das Schiff in eine Flaute, treibt Tag um Tag nur noch im Kreis. Als in den Chininfläschchen sich kein Medikament, sondern nur gefälschtes weißes Pulver findet, kommt es zur Bewährungsprobe.

Will der Kapitän mit seinen Leuten überleben, muss der jugendliche Träumer sich unter dem teilnahmslosen Himmel zum verantwortlich Handelnden wandeln, die “Schattenlinie” zwischen Jugend und Erwachsensein überschreiten.


Ein junger Mann heuert an einem Hafen in Ostasien von einem Schiff ab, um von nun an dem Seeleben den Rücken zu kehren. In einer Bleibe für Seeleute eingekehrt lernt er den erfahrenen Kapitän Jiles kennen, der ihm sein erstes eigenes Kommando auf einem Schiff vermittelt, dessen früherer Kapitän unter mysteriösen Umständen verstorben ist. Die Besatzung des Schiffs erkrankt schwer, das Schiff kommt zudem nicht mehr auf dem Ozean voran. Es entwickelt sich eine höchst bedrohliche Situation für alle, da das Schiff in einen Sturm gerät. Der als Kapitän noch völlig unerfahrene Protagonist nimmt das Schicksal seiner Mannschaft in die Hände.

Conrads Roman, den er seinem Sohn Borys widmete, handelt von der Reifeprüfung eines jungen Mannes, der sich nach seiner zunächst wankelmütigen Ablehnung des Lebens als Seefahrer in einer schwierigen Lage erst noch beweisen muss. Ein mitreißender Roman über jugendlichen Wankelmut, einen Reifungsprozess und das Sammeln von Erfahrungen. Die Überschreitung der "Schattenlinie" erweist sich dabei als Entwicklungssprung vom zwar forschen, gleichwohl noch "grünen" Jüngling hin zu einem schicksalersprobten jungen Mann.

Es handelt sich um einen Roman mit autobiografischem Hintergrund. Conrad verarbeitete eine persönliche Erfahrung: Sein Sohn Borys zog 1917 in den Krieg und musste dort seine Reifeprüfung als junger Mann bestehen.

Der Roman eignet sich wegen der Verquickung der Seefahrer-Thematik mit gehaltreichen und ausgefeilten Dialogen nicht nur hervorragend für Liebhaber von Abenteuerliteratur, sondern auch für jene, die höchste literarische Ansprüche haben. Der Übersetzer Daniel Göske gibt Joseph Conrads klarer und ausdrucksstarker Sprache endlich eine Gestalt, die diesem großen Roman der Weltliteratur angemessen ist.

Literatur [ >> ]:


Die Schattenlinie
von Daniel Göske und Joseph Conrad


Blog-Artikel:

Joseph Conrad 90. Todestag - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.com

Sonntag, 16. Juli 2017

»Walden oder Leben in den Wäldern« von Henry Thoreau

Walden oder Leben in den Wäldern
Walden oder Leben in den Wäldern

»Walden oder Leben in den Wäldern« von Henry Thoreau erzählt vom Leben mit der Natur, von der Unabhängigkeit und dem wahren Glück. Mitte des 19. Jahrhunderts unternahm der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau ein bis dato einzigartiges Daseinsexperiment: Für zwei Jahre zog er sich tief in die Wälder Massachusetts' zurück. Dabei ging es ihm nicht um simple Weltflucht, sondern um die Erforschung menschlicher Existenz, um ein wahrhaft bewusstes Leben und die Beschränkung auf das Wesentliche.

Im Juli 1845 baut sich der Schriftsteller Henry David Thoreau in der Nähe seiner Heimatstadt Concord im US-Bundesstaat Massachusetts eine Blockhütte an einem einsamen Waldsee. Dorthin zieht er sich für die nächsten zwei Jahre zurück. Sein Ziel: Zu sich selbst und zurück zur Natur zu finden. In Walden – so der Name eines Teiches, der dem Buch den Titel gibt – skizziert Thoreau den Verlauf dieses Experiments. Besonderen Stellenwert räumt er ökonomischen Aspekten ein.


Der Dichter schildert, wie er sich mit Fischfang, Getreide- und Gemüseanbau selbst versorgt, und erteilt Ratschläge, wie es gelingt, die Bedürfnisse auf ein Minimum zu reduzieren. So erhält der Leser tatsächlich recht handfeste Tipps zur Bewältigung des kargen Alltags. Das generationenübergreifende Kultbuch vieler Wandervögel und Strickpulloverträger hat aber auch eine gewichtige philosophisch-religiöse Seite: Thoreau beschreibt, wie er in der Waldeinsamkeit zu einem erweiterten Verständnis seiner selbst und der ihn umgebenden Natur gelangt.

So fällt es ihm mit der Zeit immer leichter, auf den gewohnten Luxus zu verzichten und sich den bescheidenen Verhältnissen anzupassen. Auch wenn man es ihm nicht gleichtun möchte und man auf die Annehmlichkeiten des modernen Lebens nur ungern verzichtet: Walden ist nichts weniger als ein Ratgeber für ein besseres Leben.


Walden oder Leben in den Wäldern
Walden oder Leben in den Wäldern

Im Einklang mit den Ideen des Transzendentalismus findet Walden göttliche Wahrheiten in der Natur verkörpert. Darüber hinaus ist für Thoreau die Natur selbst göttlich. Sie erscheint in Walden nicht schwärmerisch verbrämt, sondern wird in ihrer Widersprüchlichkeit angenommen, wobei sie dem Einzelnen die Befreiung von Konventionen und Traditionen ermöglicht, die für Thoreau Voraussetzung für volles Mensch-Sein ist. Das Verhältnis zwischen Natur und Gesellschaft in Walden ist komplex: Obwohl Thoreau die Mechanisierung des Menschen im Industriezeitalter scharf kritisiert, begrüßt er etwa die Eisenbahn als Symbol für die natürliche Entwicklung und eine zukünftige demokratische Gesellschaft.


Nach Walden erfordert ein erfülltes Leben die Beschränkung auf das Notwendigste in materieller Hinsicht, sodass neben der Arbeit Zeit für Kontemplation bleibt. Im ersten Kapitel, Ökonomie, gibt Thoreau beispielsweise Auskunft über seine Ausgaben für den Hüttenbau, lobt in Das Bohnenfeld den Wert landwirtschaftlicher Handarbeit und lässt im poetischsten Kapitel, Frühling, die Natur um den See Walden Pond zu neuem Leben erwachen. Jede dieser alltäglichen Beobachtungen überträgt er auf gesellschaftliche und kosmische Prozesse.

Literatur:

Walden oder Leben in den Wäldern
Walden oder Leben in den Wäldern
von Henry D. Thoreau

Walden. Ein Leben mit der Natur
Walden. Ein Leben mit der Natur
von Henry D. Thoreau

Samstag, 8. Juli 2017

Daniil Granin ist tot

Daniil Granin

Daniil Granin ist im Alter von 98 Jahren gestorben in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt St. Petersburg gestorben. Er kämpfte als Soldat im Zweiten Weltkrieg und als Schriftsteller gegen das Vergessen des Krieges. In Russland galt Granin längst als Klassiker. Nun ist Daniil Granin gestorben. Eine mahnende Stimme gegen den Krieg ist verstummt.

Sofort nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juli 1941 meldete sich Daniil Granin als Kriegsfreiwilliger. Unerfahren und unbewaffnet wurde er „in den Fleischwolf“ des Krieges geworfen. Von der Leningrader Front wurde er in das Kampfgebiet nach Leningrad beordert.


Der russische Autor hat 70 Jahre gebraucht, bis er seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg literarisch verarbeitete. Sein Roman »Mein Leutnant« ist 2015 pünktlich zum 70. "Tag der Befreiung" erschienen. Granin hat als Zeitzeuge seinen Roman auch aus der Grunderfahrung heraus geschrieben, daß die Menschheit offensichtlich aus der Erfahrung des verheerenden Krieges und seinen bis heute anhaltenden Folgen nicht allzuviel dazu gelernt zu haben scheint.


Er erlebte die Belagerung von St. Petersburg. Später hielt der russische Schriftsteller Daniil Granin seine Erinnerungen in seinem bekannten „Blockadebuch“ fest. Granin ist einer der Autoren des bekannten „Blockadebuches“ mit Erinnerungen an die Belagerung von St. Petersburg durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. -

Da die Menschheit offensichtlich aus der Erfahrung des verheerenden Krieges und seinen bis heute anhaltenden Folgen nicht allzuviel dazu gelernt zu haben scheint, erinnerte er 2014 mit einer bewegenden Rede im Deutschen Bundestag an die Schrecken des Krieges.


„Mit dem Tod von Daniil Alexandrowitsch verlässt uns eine ganze Epoche. Die Epoche der Klassiker“, sagte Russlands Kulturminister Wladimir Medinski. Granins Laufbahn als Literat wurde mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt. Zuletzt hatte Kremlchef Wladimir Putin ihn im Juni geehrt. Viele von Granins Werken wurden verfilmt.

Geboren wurde Granin - eigentlich Daniil Alexandrowitsch German - am 1. Januar 1919 in Wolyn im heutigen Gebiet Kursk. Nach einem technischen Studium wurde er Soldat. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Ingenieur, bevor er 1949 als Schriftsteller debütierte.

Granin war auch politisch als kommunistischer Parteifunktionär engagiert. Nun ist der Schriftsteller gegen das Vergessen der Gräuel des Krieges - Woina - in seiner Heimatstadt gestorben.

Weblink:

Belagerung von St. Petersburg

Literatur:

Mein Leutnant
Mein Leutnant
von Daniil Granin

Blog-Artikel:

»Mein Leutnant« von Daniil Granin

Freitag, 7. Juli 2017

»Stufen« von Hermann Hesse






Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.


Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.


Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

»Stufen« von Hermann Hesse

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.


Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!


»Stufen« von Hermann Hesse

Donnerstag, 29. Juni 2017

»Die Geschichte der Bienen« von Maja Lunde


Die Geschichte der Bienen

Was macht die Natur mit ihren Geschöpfen? Die Bienen sind in Gefahr: Sie verschwinden und ihre Population nimmt in der ganzen Welt ab. Grund für die norwegische Schriftstellerin Maja Lunde, über das Bienensterben einen kunstvollen Roman zu schreiben. »Die Geschichte der Bienen« ist ihre eigene Geschichte über das Sterben der Bienen.

Der Roman ist ein Raum-Zeit-Projektion, welche aus drei Teilen besteht: Schilderung des Lebens des ersten Imkers in England, eines Bienenzüchters in Amerika im Jahr 2007 und einer Honigfrau in einer fernen Zukunft in China. Es werden im Wechsel, die Geschichten von Tao, einer chinesischen Arbeiterin im Jahr 2098, George, einem amerikanischen Imker im Jahr 2007 und William, einem englischen Saatgut-Händler im Jahr 1852 erzählt.

Tao bestäubt Bäume per Hand, da es keine Bienen mehr gibt, George muss mit der Zurückweisung seines Sohnes, der den Familienbetrieb nicht übernehmen will, und einem mysteriösen Bienensterben zurechtkommen und William befindet sich in einer Lebenskrise, aus der er in erster Linie herausfindet, indem er sich mit der Erfindung einer neuen Art von Bienenstöcken beschäftigt.

England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.

Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden und die Welt wird eine andere.

China, im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.


Die Geschichte der Bienen

Mitreißend und ergreifend erzählt Maja Lunde von Verlust und Hoffnung, vom Miteinander der Generationen und dem unsichtbaren Band zwischen der Geschichte der Menschen und der Geschichte der Bienen. Sie stellt einige der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie gehen wir um mit der Natur und ihren Geschöpfen? Welche Zukunft hinterlassen wir unseren Kindern? Wofür sind wir bereit zu kämpfen?

Maja Lundes Roman »Die Geschichte der Bienen« ist ein oft rezensiertes, hoch gelobtes Buch und mittlerweile auch fast ganz oben auf den Bestsellerlisten – und das zu Recht! Ich bin immer noch begeistert von diesem Buch. Maja Lunde versteht es außerordentlich gut, das hochaktuelle Thema des Bienensterbens in einen Roman zu verpacken. Es gibt nicht den erhobenen Zeigefinger aber dennoch bewegt einen dieses Buch so sehr, dass man noch einmal mehr sein eigenes Verhalten überdenkt.

Die drei Geschichten sind, jede für sich, fesselnd und ganz wunderbar erzählt - es gibt einfach Bücher, die ganz wunderbar geschrieben sind, Autoren, die auf eine Art und Weise schreiben, dass man gleich in eine Geschichte eintaucht und das Buch "in einem Rutsch" durchliest.


Literatur [ >> ]:


Die Geschichte der Bienen
von Maja Lunde


Blog-Artikel:

Salman Rushdie 70. Geburtstag

Lew Kopelew 20. Todestag

»Telex aus Kuba« von Rachel Kushner

»Landschaften nach der Schlacht

Juan Goytisolo gestorben

Montag, 19. Juni 2017

Salman Rushdie 70. Geburtstag

Salman Rushdie

Salman Rushdie wurde vor 70 Jahren am 19. Juni 1947 in Bombay geboren. Salman Rushdie ist ein britisch-indischer Schriftsteller, der zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen Literatur gehört. Seine Erzählungen reichert er mit Elementen aus der Märchenwelt an. Dieses Vermischen von Mythos und Fantasie mit dem realen Leben wird als "Magischer Realismus" bezeichnet. Rushdie gilt als das indische Pendant zu Gabriel García Márquez.

Der Schriftsteller schrieb mit Vernunft und Phantasie gegen religiöse Hetze. Mit seinem Roman »Mitternachtskinder« wurde er weltberühmt. Mit seinem 1988 erschienenen Roman »Die satanischen Verse« hatte er sich den Zorn vieler Muslime zugezogen, die sich in ihrem religiösen Empfinden verletzt fühlten.

Salman Rushdie

Im Februar 1989 verkündete der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini einen Mordaufruf ("Fatwa"), mit einer "Belohnung" von einer Million Dollar. Er beschuldigte den Schriftsteller, den Islam beleidigt zu haben. Anfang der 1990er Jahre tauchte Rushdie, der seit 1961 in England lebte, unter und führt seitdem ein Leben im Untergrund.




"Man wacht jeden Tag in einer anderen Welt auf."

Salman Rushdie

Neun Jahre verbarg sich Rushdie an ständig wechselnden Orten und trat in der Öffentlichkeit nur unter extremen Sicherheitsvorkehrungen oder als Überraschungsgast auf. Erst ab 2006 konnte er nach Jahren unfreilliger Emigration wieder ein "normales" Schriftstellerleben führen.

Seine Bücher erhielten renommierte internationale Auszeichnungen, u.a. den Booker Prize, und sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. 1996 wurde ihm der Aristeion-Literaturpreis der EU für sein Gesamtwerk zuerkannt. 2008 schlug ihn die Queen zum Ritter.

Weblink:

Mit Vernunft und Fantasie gegen religiöse Hetze: Salman Rushdie - www.dw.de


Literatur:

Die satanischen Verse
Die satanischen Verse
von Salman Rushdie

Mitternachtskinder
Mitternachtskinder
von Salman Rushdie


Blog-Artikel:

Magischer Realismus in der Literatur

»Die satanischen Verse« vor 25 Jahren erschienen


Samstag, 3. Juni 2017

»Das Pfingstwunder« von Sibylle Lewitscharoff

»Das Pfingstwunder« von Sibylle Lewitscharoff

Kaum eine deutsche Schriftstellerin ist so fantasievoll, klug und gleichzeitig so verspielt wie Sibylle Lewitscharoff. »Das Pfingstwunder« erzählt von eimem Leben nach dem Tod und ist ein Loblied auf die Macht der Poesie. »Das Pfingstwunder« von Sibylle Lewitscharoff ist eine Mischung aus hsitorischer Komödie und Gegenwartsroman - ein wahres Konstruktionswunder mit Dantescher Inspiration - trotz der fantastischen Konstruktion mehr Traktat als fiktionaler Roman.

Epikur war sich sicher: Es gibt kein Leben nach dem Tod. Der Mann sollte irren, denn nach seinem Ableben fand sich der griechische Philosoph (341 - 271 v. Chr.) unter den Ketzern im sechsten Kreis der Hölle wieder - wenn man Dante glaubt, der vor 700 Jahren in seiner »Göttliche Komödie« das Jenseits bis ins Detail beschrieb: Neun Höllenkreise für die Sünder, der Läuterungsberg mit dem Fegefeuer und den himmlischen Sphären des Paradieses.

Das Versepos, in dem der italienische Nationaldichter Dante Alighieri (1265 - 1321) das politische Geschehen, das theologische, naturwissenschaftliche und philosophische Wissen seiner Zeit und mit einer hinreißenden Liebeserklärung verknüpft, ernährt die Dante-Forscher bis heute. So auch Gottfried Elsheimer, die Hauptfigur in dem Roman.

Mit 33 Kollegen aus drei Erdteilen ist der Romanist zu Pfingsten 2013 zu einem Dante-Kongress nach Rom gekommem. Er ist überzeugter Agnostiker und knochenharter Realist, doch als vom Petersdom die Glocken läuten, passiert etwas, was eigentlich gar nicht sein kann. Ist Dante doch mehr als nur Dichtung?

Die "Dantisti" gehen die »Commedia Divina« Dantes systematisch durch. Als der Läuterungsberg (Purgatorio) an der Reihe ist, wird die Stimmung ausgelassener. Ähnlich dem der Bibel können die Gelehrten fremde Sprachen verstehen.Siekommen gar nicht mehr dazu, sich mit dem Paradiso zu befassen. Plötzlich verschwinden alle auf wundersame Weise bis auf Elsheimer.

Der hockt 13 Tage später völlig fertig in seiner Frankfurter Wohnung und sucht nach Erklärungen. Er kann niemandem erzählen, was er erlebt hat - man würde ihn ja für verrückt halren. Als 34. Kongressteilnehmer ist er übriggebleiben und mit dieser Zahl hat es in der Danteschen Welt etwas auf sich: 100 Cantos (Gesänge) zählt die »Commedia«, je 33 für Fegefeuer und Paradies, 34 - inklusive Einleitung - für die Hölle.


Das Buch erzählt die Geschichte um den Dante-Forscher Gottfried Elsheimer, der als einziger Teilnehmer eines Dante-Kongresses in Rom nicht gen Himmel fährt, sich fortan mit Fragen der Theodizee beschäftigt, von Vergil in die "Spiralen des inferno" herabgeführt wird und äußert gelehrt alle deutschen Dante-Übersetzungen, inklusive derjenigen Rudolf Borchardts durchrezensiert, zeugt vor allem von Lewitscharoffs Leidenschaft für die Commedia.

Im Mittelpunkt steht die »Göttliche Komödie«, Dantes realismusgetränkter Einblick in die Welt nach dem Tod. Einer der eifrig Debattierenden ist Gottlieb Elsheimer, Frankfurter Romanist und nach eigener Einschätzung eher ein Kandidat fürs Fegefeuer als fürs Paradies.

Das Pfingstwunder
Das Pfingstwunder


34 Dante-Forscher aus aller Welt treffen sich Pfingsten 2013 zu einem Kongress, auf dem zentrale Gesänge des Dante’schen Großgedichts »Göttliche Komödie« aus literaturwissenschaftlicher Perspektive abgehandelt werden. Die Beiträge der jeweiligen Dantisti bilden das Gerüst für Lewitscharoffs neuen Roman, dessen Geschehnisse aus Sicht des Frankfurter Italianisten Gottlieb Elsheimer berichtet werden.

Absurd erscheint die Idee der Autorin, die im Buch auftretenden Teilnehmer eines Dante-Kongresses in Rom würden alle Gesänge Dantes leserfreundlich Stück für Stück abhandeln, statt sich an autonomen wissenschaftlichen Fragestellungen zu orientieren. Und obwohl sich der Kritiker auch noch über die ein oder andere Phrase auslässt, die ihm wie aus einem Mädchenroman der frühen sechziger Jahre entsprungen scheint, entdeckt er in diesem Buch dann doch nicht nur ausgezeichnete Beobachtungen, etwa wenn Lewitscharoff die einzelnen Figuren aus Dantes "Göttlicher Komödie" präzise umreißt oder einen snobistischen, von der "eigenen Großherzigkeit gerührten" Akademiker porträtiert, sondern auch herausragende Passagen, etwa über die "Natur der Wahrheit". Nur ein Roman ist es halt nicht.

Das Buch ist trotz der fantastischen Konstruktion mehr Traktat als fiktionaler Roman, in jedem Falle aber klug und - abgesehen von ein paar bemüht lebendigen Passagen - auch unterhaltsam zu lesen.

Literatur:

Das Pfingstwunder
Das Pfingstwunder
von Sibylle Lewitscharoff

Göttliche Komödie
Göttliche Komödie
von Dante Alighieri


Rezensionen:

"Das Pfingstwunder": Gnade den himmlischen Heerscharen! - ZEIT - www.zeit.de

Das Pfingstwunder: Roman von Sibylle Lewitscharoff - Suhrkamp Insel - www.suhrkamp.de

Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder. Roman - Perlentaucher - www.perlentaucher.de

"Das Pfingstwunder" von Sibylle Lewitscharoff: Die ersehnte ... - www.spiegel.de


Weblinks:

Dante Alighieri-Biografie - www.die-biografien.de

Der Büchnerpreis für Sibylle Lewitscharoff - www.youtube.com


Blog-Artikel:

»Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« von William Shakespeare



Mittwoch, 31. Mai 2017

Schriftsteller Denis Johnson gestorben

Denis Johnson

Der amerikanische Schriftsteller Denis Johnson ist tot. Er starb am 25. Mai 2017 im Alter von 67 Jahren. Johnson war ein amerikanischer Schriftsteller. Er gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seine ersten Gedichte veröffentlcihe er mit 19, bekannt wurde er aber durch seine Prosa.

Literarisch verkörperte er das andere Amerika. Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Keiner durchleuchtete die Schattenseiten und Abgründe des American Dream so intensiv wie Denis Johnson. Er erzählt in schonungsloser Offenheit von einsamen Menschen in einer gleichgültigen Welt. Berichte aus der Hölle und Blicke in den Abgrund der Welt.

Johnson gewann 2007 den "National Book" Award für seinen Roman "Ein gerader Rauch". 2012 kam er mit seiner Novelle "Train Dreams" in die Endauswahl für den Pulitzer-Preis. Als wohl bekanntestes seiner Werke gilt jedoch "Jesus' Sohn", das 1992 erschien. Die Kurzgeschichten erzählen aus dem Leben von Drogenabhängigen. Das Buch wurde 1999 unter anderen mit Billy Crudup "Fast berühmt" ("Almost Famous) verfilmt. Johnson machte selbst Drogenerfahrungen.


Denis Johnsons Storysammlung "Jesus’ Son" berichtet von Verwirrung, Leiden und Heilung eines jungen Drifters und hat den Autor zur lebenden Legende gemacht.

Johnson wurde 1949 in München geboren und lebte zuletzt er mit seiner Ehefrau im amerikanischen Bundesstaat Idaho.

Weblinks:

Denis Johnson dead at 67 - blogs.bookforum.com

Erinnerung an Denis Johnson - ZDF Kulturzeit

Literatur [ >> ]:

Jesus' Sohn
Jesus' Sohn
von Denis Johnson

Die lachenden Ungeheuer
Die lachenden Ungeheuer
von Denis Johnson

Blog-Artikel:

»Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« von William Shakespeare

»Die Fahnen: Roman in fünf Bänden« von Miroslav Krleža

»Das Maskenspiel der Genien« von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

Samstag, 27. Mai 2017

»Der Report der Magd« von Margaret Atwood

Der Report der Magd

»Der Report der Magd« von Margaret Atwood erzählt von der provozierenden Vision eines totalitären Staats, in dem Frauen keine Rechte haben: Die Dienerin Desfred besitzt etwas, was ihr alle Machthaber, Wächter und Spione nicht nehmen können, nämlich ihre Hoffnung auf ein Entkommen, auf Liebe, auf Leben.

So könnte die Zukunft aussehen - hineinprojeziert in das Jahr 2195: Totalitär, angesichts sich wandelnder gesellschaftlicher Bedingungen, frauenfeindlich allemal, wenn der Nachwuchs ausbleibt, die Zukunft allein auf der Hoffnung beruht, daß genug Nachschub bereitsteht, um sie zu tragen. Margret Atwood hat mit ihrem Roman eine kühle Vision aus der Sicht einer Bediensteten beschrieben. Daß sie uns trotzdem zu packen vermag, beruht in der Kunst der Autorin die Verhältnisse so bedrückend zu schildern, daß selbst eine aufkeimende Liebe ständig Gefahr läuft, entdeckt und unterbunden zu werden.

Faszinierend beschrieben, wie die Frauen der Machthaber auf die Welt der Mägde reagieren. Fast Dickenssche Verhältnisse, in denen das Großbürgertum sich der Waisen erbarmt. Desfred, die mißbrauchte Magd eines Kommandanten flüchtet am Ende ins Unbekannte, vertraut sich Fremden an. Lieber sterben, als so zu leben.


Das Besondere bei Atwoods Büchern, auch und gerade bei »Der Report der Magd«, ist die kunstvolle Verschachtelung der Erzählung, welche das Ganze so mitreißend gestaltet, und die auf über 400 Seiten durchgehende, lyrische Sprache.

»Der Report der Magd« ist extrem düster, letztendlich mit mehr Pessimismus als Optimismus versehen. Beklemmend, eindrücklich. Die Geschichte erinnert an Orwells Vision vom Großen Bruder, der über uns alle wacht. Doch ihre Vision trägt ein menschliches Antlitz, was die Vorstellung noch grauenhafter macht, da das Alltägliche in ihr verharmlost erscheint.

Die Dinge sind wie sie sind und nur ein paar Verrückte versuchen sie zu ändern, aber mit denen wird man schon fertig werden. Wenn man angesichts fehlender Aussichten auf Veränderung, sein einziges Heil im Privaten sucht, das auch noch so kontrolliert, wird, daß man seinen Körper zur Zucht bereitstellen muß, ist man seiner selbst vollkommen beraubt.

Margaret Atwoods »Report der Magd« wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation und von Regisseur Volker Schlöndorff unter dem Titel »Die Geschichte der Dienerin« verfilmt.

Literatur [ >> ]:

Der Report der Magd
Der Report der Magd
von Margaret Atwwood

Der Report der Magd | Die Zukunft - diezukunft.de

Blog-Artikel:

»Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« von William Shakespeare

»Die Fahnen: Roman in fünf Bänden« von Miroslav Krleža

»Das Maskenspiel der Genien« von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

Ludwig Uhland 230. Geburtstag

»Frühlingsglaube« von Ludwig Uhland



Samstag, 20. Mai 2017

»Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« von William Shakespeare


Um 1600 entstand das anonyme Theaterstück "Sir Thomas More", das fünf Autoren im Kollektiv verfasst haben. Höhepunkt des Theaterstückes, das in London spielt, ist Mores große humanistische Rede vor dem Volk. Heute weiß man dank wissenschaftlicher Methoden wie linguistischer Statistik: Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist diese Seite jedoch von William Shakespeare geschrieben worden, denn vieles deutet auf seine Handschrift und damit Urheberschaft hin.

Sir Thomas More

Damit ist das Dokument, das derzeit in der »British Library« in London ausgestellt wird, das einzige handschriftliche Zeugnis des Dichters - abgesehen von sechs seiner krakeligen Unterschriften.

Als Dokument gegen Fremdenfeindlichkeit ist William Shakespeares More-Rede von erschütternder Aktualität. Nachzulesen ist die Rede in einem Büchlein, das neben dem englischen und deutschen Shakespeare-Text einen informativen Essay des Übersetzers Frank Günter sowie einem pointierten Vorwort des Journalisten Heribert Prantl.


Shakespeare legt Thomas More eindringliche Worte in den Mund: "Dann stellt euch vor, ihr seht die Fremden, elend, mit Lumpenbündeln, Kinder auf dem Rücken, wie sie zu Küsten und zu Häfen trotten, und ihr sitzt da, als König eurer Wünsche, die Staatsmacht starr verstummt vor eurer Wut, und ihr gespreizt im Prozornat eures Dünkels: Was habt ihr dann? Ich sag`s euch: ihr habt nur gelernt, wie Frechheit und Gewalt obsiegt."

Sir Thomas More

Lange wurde spekuliert, nun ist bewiesen: Eine über 400 Jahre alte Handschrift stammt tatsächlich von William Shakespeare. Unter dem Titel »Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« ist der Text gerade auf Deutsch erschienen. »Die Fremden« von William Shakespeare ist bestürzend aktuell.


Literatur:


Die Fremden: Für mehr Mitgefühl
von William Shakespeare


Blog-Artikel:

»Die Fahnen: Roman in fünf Bänden« von Miroslav Krleža

»Das Maskenspiel der Genien« von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

Ludwig Uhland 230. Geburtstag

»Frühlingsglaube« von Ludwig Uhland

Sonntag, 30. April 2017

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

Herzmanovsky-Orlando, Fritz von


Fritz von Herzmanovsky-Orlando wurde am 30. April 1877 als Friedrich Josef Franz Ritter von Herzmanowsky in Wien geboren. Er war ein österreichischer Schriftsteller und Zeichner. Zudem wurde er als Chronist der kuk-Monarchie, liebenswürdiger Fabulierer und Erzähler absurdester Andekdoten bekannt.

Herzmanovsky-Orlando absolvierte 1896 bis 1903 ein Hochbaustudium an der Wiener Technischen Hochschule. Er war nach dem Studium einige Zeit als Architekt tätig, bevor er sich ganz dem zeichnerischen und literarischen Schaffen zuwandte.

Innerhalb der folgenden eineinhalb Jahre lernte er seinen dann lebenslangen Freund Alfred Kubin kennen und fand in München Anschluss an den Kreis der „Kosmiker“ um Karl Wolfskehl, Ludwig Klages und Alfred Schuler. Herzmanovsky-Orlando arbeitete 1904/05 als angestellter, danach als selbständiger Architekt.

1911/12 gab er wegen schmerzhafter chronischer Nierentuberkulose seinen Beruf auf. Da er von Haus aus finanziell unabhängig war, lebte er von da an als Privatier für die Kunst, zeichnete, sammelte, restaurierte und schrieb. Die Krankheit führte zu mehreren Kuren und Reisen in den Süden.

1928 erschien sein Roman »Gaulschreck im Rosennetz«. Vor allem diesem Werk verdankt Fritz von Herzmanovsky-Orlando seinen Ruf als bizarrer Chronist der kuk-Monarchie, liebenswürdiger Fabulierer und Erzähler absurdester Andekdoten. Sein Humor besaß eine unschätzbare Eigenschaft: Grazie.


Herzmanovsky war Manierist und Groteskenmaler, die erotische Obsession und die jede erotische Spannung aufhebende Fratzenmalerei treten bei ihm janusköpfig auf, und je ungebräuchlicher und ungewohnter ein Wort oder historisches Detail sein mag, desto eher wird es Eingang in ein Herzmanovsky-Manuskript finden können. Schon 1989 hatte der Residenz-Verlag deshalb eine Ausgabe der vollständigen Fassung des Romans gewagt und ihr einen ausführlichen Kommentar beigegeben, der auch notwendig ist, wie man ja auch bei Jean Paul für solche Verständnishilfen dankbar ist.

Die habsburgische Vergangenheit beherrscht weiterhin das literarische Bewusstsein Österreichs. Herzmanovsky-Orlando phantasierte sich in seinen Werken mit der „Tarockei“ ein mystisches Traumland, das er in einem ausschweifenden, barocken, ans Parodistische grenzenden Stil schilderte. Als Hauptfigur seines grotesk-phantastischen Romans Maskenspiel der Genien ließ er den italienischen Humanisten Cyriakus von Pizzicolli auftreten. Der Südtiroler Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877 bis 1954) hat sein "Tarockanien" mit Kuchlmadln, k. u. k. Hoftrommeldepotverwaltern und pensionierten kaiserlichen Hofzwergen bevölkert und auch gleich selbst schnörkelig bebildert.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando konnte zu Lebzeiten nur sehr wenig veröffentlichen, weil er keinen Verleger fand, der seine grotesken Werke veröffentlichen bereit war. Viele seiner Werke liegen nur in skizzenhafter Form vor. So erlebte er zu Lebzeiten lediglich die Veröffetlichung nur eines Romans, des »Gaulschreck im Rosennetz«, ein Panoptikum schrulliger und kauziger Charaktere aus dem Hofstaat des "guten Kaiser Franz". Sein umfangreiches schriftstellerisches Werk, das vorwiegend aus Prosa und Theaterstücken besteht, wurde erst postum durch die von Friedrich Torberg initiierte Gesamtausgabe bekannt.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando verweigerte sich wie Arno Schmidt der Vereinnahmung durch den Literaturbetrieb. Er war zu Lebzeiten nur wenigen Leuten - Anhängern zumeist - bekannt. Nach seinem Tode flackerte sein Ruhm für eine Weile auf. Auch das graphische Werk Herzmanovsky-Orlandos wurde erst nach seinem Tod bekannt - es handelt sich dabei um ca. 2000 zarte Feder-, Blei- und Farbstiftzeichnungen, die zum Teil die Illustrationen für seine eigenen Romane bildeten.

Neben der Schriftstellerei beschäftigte sich Herzmanovsky-Orlando auch mit Kabbalistik, Toponomastik und dem rassistischen Gedankengut des Jörg Lanz von Liebenfels. In seinen Werken zeigt sich Herzmanovsky-Orlando als altösterreichisch und im Detail von einer kulturhistorischen Akribie. Er gilt als Homer des österreichischen Humors.


Fritz von Herzmanovsky-Orlando verweigerte sich wie Arno Schmidt der Vereinnahmung durch den Literaturbetrieb. Er war zu Lebzeiten nur wenigen Leuten - Anhängern zumeist - bekannt. Nach seinem Tode flackerte sein Ruhm für eine Weile auf.
Auch das graphische Werk Herzmanovsky-Orlandos wurde erst nach seinem Tod bekannt - es handelt sich dabei um ca. 2000 zarte Feder-, Blei- und Farbstiftzeichnungen, die zum Teil die Illustrationen für seine eigenen Romane bildeten.

Neben der Schriftstellerei beschäftigte sich Herzmanovsky-Orlando auch mit Kabbalistik, Toponomastik und dem rassistischen Gedankengut des Jörg Lanz von Liebenfels. In seinen Werken zeigt sich Herzmanovsky-Orlando als altösterreichisch und im Detail von einer kulturhistorischen Akribie. Er gilt als Homer des österreichischen Humors.


Durch den Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich 1938 deutscher Staatsbürger geworden, zwang die Optionsvereinbarung Herzmanovsky-Orlando, Südtirol 1940 zu verlassen. Da er krankheitsbedingt nicht nördlich der Alpen leben konnte, zog er nach Malcesine am Gardasee. Erst 1949 kehrte er nach Meran zurück.

Er übersiedelte 1916 nach Meran, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1954 seinen ständigen Wohnsitz hatte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im nahegelegenen Schloss Rametz, wo er verstarb.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando starb am 27. Mai 1954 auf Schloss Rametz bei Meran.


Weblink:

Fritz von Herzmanovsky-Orlando - Austria-Forum - austria-forum.org


Literatur:

Ausgewählte Werke
Ausgewählte Werke
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Das Maskenspiel der Genien
Das Maskenspiel der Genien
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Der Gaulschreck im Rosennetz
Der Gaulschreck im Rosennetz
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Scoglio Pomo oder Rout am Fliegenden Holländer
Scoglio Pomo oder Rout am Fliegenden Holländer
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando


Phantastik auf Abwegen. Fritz von Herzmanovsky-Orlando im Kontext
Phantastik auf Abwegen. Fritz von Herzmanovsky-Orlando im Kontext
von Bernhard Fetz und Klaralinda Ma


Blog-Artikel:

»Die Fahnen: Roman in fünf Bänden« von Miroslav Krleža

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