Mittwoch, 27. Februar 2019

»Fabian« von Erich Kästner


Fabian

»Fabian Die Geschichte eines Moralisten« ist ein 1931 erschienener Roman von Erich Kästner. Sein Titelheld Fabian ist ein Moralist nicht im ethischen Sinne, sondern ein Schilderer der Sitten.

Dr. Jakob Fabian, Germanist und Reklametexter, lässt sich durch das Berlin der »Goldenen Zwanziger« treiben. Er wirft sich in erotische Abenteuer, trinkt mit Journalisten um die Wette und versucht, im Labyrinth der Großstadt seine Integrität und seine Ideale zu behaupten. Doch die Stadt windet sich wie in einem Fiebertraum; die junge Demokratie der Weimarer Republik wird mehr und mehr in ihren Grundfesten erschüttert. Dann lernt Fabian im Atelier einer Bildhauerin, wo sich leichte Mädchen und Todeskandidaten ein Stelldichein geben, die junge Juristin Cornelia kennen. Die beiden verlieben sich – doch die Liebe hat keine Konjunktur.


Der Roman ist ein schonungsloses Spiegelbild Deutschlands nach dem Scheitern der Weimarer Republik - heute aktueller denn je - und spiegelt die Problematiken der 1930er Jahre wieder. Darin werden unter anderem die Folgen der Weltwirtschaftskrise angesprochen, das neue Frauenbild der damaligen Zeit, sowie die politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüche.

Fabian, ein arbeitsloser Germanist, erzählt provokant von seinem Leben in der Großstadt, von der Arbeitslosigkeit, den Frauen und der trügerischen Fassade der Gesellschaft. Er ist ein Sympathieträger, der ein zeitgenössisches Bild vom Denken, Handeln und Fühlen vermittelt.

Literatur:

Fabian
Fabian
von Erich Kästner

Montag, 18. Februar 2019

Thomas Bernhard der große Verneiner


Thomas Bernhard

Thomas Bernhard ist eine faszinierende und höchst widersprüchliche Gestalt, dessen Leben und Wirken bis heute nachwirkt. Er ist eine Gestalt mit mephistophelischen Zügen: ein Geist der stets verneint und der anderen gern einen Spiegel vorhielt. Er braucht seine Seele nicht zu verkaufen, es reicht ihm aus, wenn er die Welt verneint.

Der Schriftsteller und Theatermacher gilt als der große Verneiner, letztlich ein Verneiner der menschlichen Existenz. Seine Werke sind der Ausdruck der Verneinung. Dunkel und bedrohlich seine verneinte Welt, so auch seine Werke stets verneinend und abgründig. Bei ihm wird Literatur - ganz mephistophelisch - zum Sturz in den Abgrund des Wirklichen. Doch was spricht da aus Bernhards Werken?

Der Menschenhaß ist das wiederkehrende Merkmal seiner Werke. Genährt und gespeist von seiner unerschöpflichen Misanthropie. Seine berühmte Misanthrophie, der Bernhardsche Markenartikel "Menschenhaß", ist genau besehen nur gewendete Eigenliebe. Indem er sich selbst in seine allumfassende Haßliebe mit einbezog, machte er sich unangreifbar.

Frost

Man hat ihn deshalb als Moralisten mißverstanden, doch er war kein Moralist. Er war ein Narziß, ein Egomane mit manischer Schreibwut, den sein gekränkter Narzißmus antrieb. Was ihn aufbrachte, war nicht gerechter Zorn, aber um so mehr blinde Wut, die, ehe sie wieder verrauchte, gewaltige Wortanfälle zeitigte. Seine finsteren Texte wie "Frost" oder "Verstörung" haben die Heimat für immer verunheimlicht.



Thomas Bernhard - Leben und Werk in Bildern und Texten

Thomas Bernhard -
Leben und Werk in Bildern und Texten
von Wieland Schmied und
Erika Schmied

Residenz Verlag,
Gebundene Ausgabe - 19. März 2008,
311 Seiten, 49,90 EUR.
ISBN-13: 978-3701730896

Thomas Bernhard hat, noch ehe er auch als Theaterautor reüssierte, sein Schreiben einmal als performativen Akt charakterisiert: Man denke sich eine Bühne in totaler Finsternis, auf der es, sobald die Worte erscheinen, allmählich licht wird. Der »Alles-und alle-Beschimpfer« provozierte Skandale und wollte dennoch partout kein Skandalautor sein. Und dennoch war er ein unbequemer Störenfried im eher beschaulichen Literaturbetrieb seines Heimatlandes Österreich, welches ihn mit einer innigen Hassliebe verband. Bernhard war eine Figur wie geschaffen für das Feuilleton.

Das Feuilleton wurde nicht müde im Erfinden immer neuer Begriffe, um Thomas Bernhard, zu beschreiben. Als "Alpen-Beckett" wurde er bezeichnet und einen Meister der Suada sah man in ihm. Nur wenige haben so grandiose Hasstiraden auf Österreich verfasst wie Bernhard, keiner provozierte bei Preisverleihungen die Laudatoren wie er. Bernhard war immer für einen Skandal gut. Die Veröffentlichung seines Romans "Holzfällen" hat für einen Eklat gesorgt und die Inszenierung seines Stückes "Heldenplatz" war begleitet von heftigen öffentlichen Protesten.


Thomas Bernhard Suhrkamp


Blog-Artikel:

Thomas Bernhard 80. Geburtstag




Samstag, 16. Februar 2019

»Ein winterliches Gedicht« von Alexander Puschkin



Erst gestern war es, denkst du daran?
Es ging der Tag zur Neige.
Ein böser Schneesturm da begann
und brach die dürren Zweige.

Der Sturmwind blies die Sterne weg,
die Lichter, die wir lieben.
Vom Monde gar war nur ein Fleck,
ein gelber Schein geblieben.

Und jetzt? So schau doch nur hinaus:
Die Welt ertrinkt in Wonne.
Ein weißer Teppich liegt jetzt aus.
Es strahlt und lacht die Sonne.

Wohin du siehst: Ganz puderweiß
geschmückt sind alle Felder.
Der Bach rauscht lustig unterm Eis.
Nur finster steh'n die Wälder.


»Ein winterliches Gedicht« von Alexander Puschkin (1799-1837)

Samstag, 9. Februar 2019

Wie die Schatzalp zum Zauberberg wurde

Der Zauberberg

Der Schriftsteller Thomas Mann liebte die Schweiz. Daher spielt auch sein »Der Zauberberg« in einem Sanatorium in Davos. »Der Zauberberg« schildert eine gänzlich andere - fast schon entrückte - Welt. Thomas Mann schuf ein zeitlos gültiges Bild der Zeit um den Ersten Weltkrieg.

Der Roman »Der Zauberberg« von Thomas Mann erzählt die abenteuerliche Geschichte von Hans Castorp, einem jungen Mann einer alteingesessenen Bürgersfamilie aus dem flachen Norden Deutschlands.

Dieser Hans Castorp kommt zu Besuch auf den Zauberberg, einem Lungensanatorium auf der Schatzalp bei Davos, verschlägt es in diese Bergwelt und kommt nicht mehr weg. Denn, so wird schnell klar, dieser Zauberberg in einer abgeschotteten Bergwelt hat seine eigenen Gesetze und seine eigene Zeit, denn er ist aus der Zeit gefallen.

Früh verwaist, hat der junge Castorp gerade sein Studium als Schiffsbauingenieur beendet und fährt für drei Wochen nach Davos, um seinen Vetter Joachim Ziemßen zu besuchen, der dort in dem internationalen Sanatorium "Berghof" zur Kur weilt und seine Lungenerkrankung kuriert. Wegen Anzeichen von Tuberkulose wird dieser sicherheitshalber von den Ärzten in Davos behalten.

"Wenn ich einen Wunsch für den Nachruhm meines Werkes habe, so ist es der, man möge davon sagen, dass es lebensfreundlich ist, obwohl es vom Tode weiss."

Ein kurzer Besuch in einem Davoser Sanatorium wird für den Protagonisten Hans Castorp zu einem siebenjährigen Aufenthalt, der Kurort wird zur Bühne für die europäische Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg. - Im Juli 1913 begonnen, während des Krieges durch essayistische Arbeiten, vor allem durch die »Betrachtungen eines Unpolitischen«, unterbrochen, konnte der Roman erst im Jahr 1924 abgeschlossen und veröffentlicht werden.


Die Inspiration zur Geschichte bekam Thomas Mann von seinem eigenen Aufenthalt in Davos. Seine Frau Katia erkrankte an Tuberkulose und reiste zur Liegekur ins Waldsanatorium Davos. Das bot Thomas Mann fundierte Berichte über das Leben im Sanatorium aus erster Hand. Geplant als Novelle, als heiteres Gegenstück zu dem ernsten »Tod in Venedig«, entstand mit dem »Zauberberg« einer der großen Romane der klassischen Moderne und zu einem der gewaltigen Werke der Weltliteratur.

Literatur:

Der Zauberberg
Der Zauberberg
von Thomas Mann

Weblinks:

Manns Zauberberg - www.davos.ch

Schatzalp - Wikipedia-org

Bücher-Shop   Literatur Bücher-Shop

Samstag, 2. Februar 2019

»Schilten« von Hermann Burger

Schilten

»Schilten« ist der Debütroman von Hermann Burger aus dem Jahr 1976. Der Untertitel deutet bereits an, um was es geht: ein »Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz«. Dieser Ort Schilten liegt tief in der Schweizer Provinz.

Der junge Lehrer Peter Stirner stellt dort eine Schule auf den Kopf, weil er die Nähe des Friedhofs nicht erträgt. Er unterrichtet seine Schüler in Todeskunde und lässt den Friedhof und dessen kauziges Personal von seiner Einheitsförderklasse" beobachten. Nach und nach verliert der Dorflehrer jedoch die Kontrolle, die Hoffnung und den Verstand; er verzweifelt an seiner Existenz und glaubt sich scheintot. Als Stirner entlassen wird, setzt er unter dem Pseudonym Armin Schildknecht zu einer Rechtfertigungsschrift an.

Im Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz rekapituliert er das gescheiterte Experiment und einen Großteil des absurden Schulstoffs, um wieder ins Amt gesetzt zu werden. Als er die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens einsieht, lässt er sein Pseudonym sterben und gibt auf.

Unter dem Künstlernamen Armin Schildknecht arbeitet der 30-jährige Peter Stirner im abgelegenen Dorf Schilten im Kanton Aargau als Lehrer. Allerdings unterrichtet er längst nicht mehr das, was der Lehrplan vorsieht. Der nahe gelegene Friedhof bestimmt das Thema: Todeskunde.


Das furiose Romandebüt von Hermann Burger besticht durch seine verspielte Virtuosität und die Dichte von absurdem Wissen und grotesken Einfällen. Bei aller Komik dominiert aber ein düsterer Ton: In Schilten verzweifelt jemand am Leben.

Auf diesem Rummelplatz ontologischer Existenzialphilosophie dürfen wir mit allergrößtem Vergnügen dem Boxer Schildknecht in seinem manischen Kampf gegen immer neue imaginäre Gegner zusehen, die er alle um sich versammelt in einem einzigen übergeordneten Bestreben; sich zu rechtfertigen für sein Tun, sein Verhalten als eines ohne subjektive Wahl-Möglichkeit, als ein schicksalhaft-notwendiges zu beschreiben und diese Notwendigkeit begeifbar und nachvollziehbar zu machen - in seinem "Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz".

In seinem Debüt von 1976, einem der wichtigsten Romane der Nachkriegszeit in der Schweiz und nun in der Kollektion von Peter von Matt endlich wieder zugänglich, zeichnet Hermann Burger minutiös eine Obsession und dabei so subtil wie gnadenlos die Psyche eines ganzen Landes.

Literatur:

SchiltenSchilten: Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz von Hermann Burger