Dienstag, 28. Juni 2011

Heinrich Heine in Paris

Heinrich Heine

Als Heinrich Heine in seiner »schönen Zauberstadt« ankam, hatte sich damit eine alte Sehnsucht erfüllt. »Ich befinde mich wie Heine in Paris«, schrieb Heine kurz nach seiner Ankunft im Jahr 1831. Seine grosse Sehnsucht hatte sich für den Dichter erfüllt und nun konnte er die freie Luft atmen, die er in Deutschlsnd nicht vermochte. Die Schrecknisse, die ihn in Deutschland verfolgten, hatte er hinter sich gelassen.

»Sogar die Schrecknisse, die man im eigenen Herzen mitgebracht hat nach Paris, verlieren dort ihre beängstigenden Schauer. Die Schmerzen werden sofort gesänftigt. In dieser Luft heilen die Wunden schneller als irgendanderswo. Es ist in dieser Luft so etwas Großmütiges, so Mildreiches, so Liebenswürdiges.«

Anfang Mai 1831 kam er in »die schöne Zauberstadt«. Er war zu diesem Zeitpunkt 33 Jahre alt und wird den Rest seines Lebens da verbringen. Bald lernte er in einer Pariser Passage eine Schuhverkäuferin kennen, seine große Liebe, die er Mathilde nannte – darüber hinaus aber auch in den Salons die bedeutenden Dichter, Maler und Musiker der Epoche, Balzac, George Sand, Delacroix, Berlioz und viele andere.

Denn Paris war gerade im Begriff, die geistige und kulturelle Metropole Europas zu werden. In Deutschland war Heine ein gescheiterter Jurist, der dichtete, mit mäßigem Erfolg. In Frankreich war er ein Poet, ein freier Mensch, der ein Leben nach seinem Gusto führen konnte.

In Paris, wohin ihn die Julirevolution und das damit verbundene Erwachen der liberalen Bewegung in Europa verschlug, sei er in die göttergleiche Phase seines Lebens getreten, hier habe er den Zenit seiner geistigen und körperlichen Kraft erreicht, sagte Heine.

Die Stadt, die Heine 1831 zum Abschied von Deutschland verführt hatte, war das Paris der Julirevolution. Die "Drei Glorreichen Tage" hatten den alten Bourbonenkönig Karl X. vom Thron verjagt. Das Volk wollte die Einführung einer Republik. La Fayette jedoch drückte dem Bürgerkönig Loui-Philippe, dem Herzog von Orleans, eine Trikolore in die Hand und ließ ihn zum König der Franzosen ausrufen.

Doch er kam zu spät an in Paris. Die Julirevolution 1830, die auch in Deutschland eine Verfassungsbewegung auslöste, war seit zehn Monaten vorbei. So wurde Heinrich Heine zum Räsoneur, nicht zum Revolutionär. In Paris ereilte ihn die Berühmtheit, die ihm in Deutschland verwehrt blieb. Ein deutscher Dichter, gekettet an die Muttersprache, aber blieb er.


Heinrich Heine in Paris
Heinrich Heine in Paris

Die Parisreise war ein politischer Akt, der, wie Heine es selbst voraussschauend formuleirt hatte, einem Bruch mit den heimischen Machthabern gleichkam. Gegen diese Einsicht hatte Heine sich gesträubt, bis zuletzt gemeint, taktieren zu können, und es bedurfte schließlich der Reise selbst, um diese Entscheidung im klarsten Licht erscheinen zu lassen.

Im Laufe der Zeit verflog die Euphorie und die "Hauptstadt der Welt" zeigte auch ihre Schattenseiten, die Fassade des Juste-Milieu wurde rissig und ließ neue soziale Spannungen hervortreten.

Als er siebzehn Jahre später, ausgerechnet im Revolutionsjahr 1848, an Rückenmarksschwindsucht erkrankte und bis zu seinem Tod 1856 seine »Matratzengruft« kaum mehr verlassen konnte, mussten seine Freunde zu ihm in die Dachwohnung hochsteigen. Doch Paris blieb für ihn die Stadt, die er liebte: seine schöne Zauberstadt.

Heinrich Heine hat selbst in seinem Brief an Ferdinand Hiller das Bonmot geprägt:

"Fragt Sie jemand wie ich mich hier befinde, so sagen Sie: wie ein Fisch im Wasser. Oder vielmehr, sagen Sie den Leuten; daß, wenn im Meere ein Fisch den anderen nach seinem Befinden fragt, so antworte dieser: ich befinde mich wie Heine in Paris."

Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass er sich in Paris zunächst am Ziel seiner Wünsche angekommen glaubte. Hier konnte er Flaneur und Genießer, Liebhaber und Korrespondent sein und ein Leben führen, wie es ihm in den beengten und rückständigen deutschen Verhältnissen nicht möglich schien.

Im Laufe der Zeit verflog die Euphorie und die "Hauptstadt der Welt" zeigte auch ihre Schattenseiten, die Fassade des Juste-Milieu wurde rissig und ließ neue soziale Spannungen hervortreten. Verbote und Haftbefehle in Preußen und anderen deutschen Staaten machten eine Rückkehr in die Heimat unmöglich und aus seinem Auslandsaufenthalt ein dauerhaftes Exil. Am Ende wurde für ihn auch Paris im wahrsten Sinne des Wortes unzugänglich, weil eine tückische Krankheit ihn die letzten acht Lebensjahre an sein Lager fesselte.




Heinrich Heine in Paris







Heinrich Heine in Paris

Jörg Aufenanger



dtv Verlag,
Taschenbuch - 1. Nnovember 2005,

160 Seiten.

ISBN-13: 978-3423245180




Freitag, 17. Juni 2011

»Die Fackel« von Karl Kraus

Karl Kraus

Als Karl Kraus seine satirische Zeitschrift »Die Fackel« im April 1899 gründete, war er erst 25 Jahre alt. Trotz seiner Jugend wurde der Herausgeber der Fackel rasch zu einer Instanz. Für seine Angriffe und Tiraden wurde er gefürchtet und bewundert.

Die Fackel

Die Herausgabe der Fackel ist ein begleitendes Lebenswerk. 37 Jahrgänge lang steuerte Kraus ein sprach- und medienkritisches Mammutunternehmen, dessen Texte er ab Dezember 1911 ganz allein schrieb. Reichlich Stoff für seine Texte lieferte ihm der herrschende Zeitgeist und das Wiener Gemüt.

»Die Fackel« kam als Heftchen mit rotem Umschlag heraus, etwa im Format DIN A 5. In den ersten Jahren zeigte das Titelblatt die Zeichnung einer Fackel vor der Silhouette Wiens mit dem Symbol des Theaters und der darstellenden Künste.

In der Vorrede zur »Fackel« sagt Kraus sich von allen Rücksichten auf parteipolitische oder sonstige Bindungen los. Unter dem Motto „Was wir umbringen“, das er dem reißerischen „Was wir bringen“ der Zeitungen entgegenhielt, sagte er der Welt – vor allem der der Schriftsteller und Journalisten – den Kampf gegen die Phrase an und entwickelte sich zum vermutlich bedeutendsten Vorkämpfer gegen die Verwahrlosung der deutschen Sprache.

Die gesamte »Fackel« umfasst über 20.000 Seiten und 922 „Nummern“. Der überwältigende Anteil seines Werks ist darin zu finden - nur wenig hat er außerhalb der »Fackel« publiziert. Die letzte »Fackel« erschien im Februar 1936 kurz vor seinem Tod.




Die Fackel








"Die Fackel"
von Karl Kraus



DirectMedia
Hörbuch, 2008.


ISBN-13: 978-3861506959






Karl Kraus-Weblinks:

Karl Kraus-Biografie - Biografien-Portal www.die-Biografien.de

Karl Kraus-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Karl Kraus und die 'Fackel' für jedermann frei - poetenladen.de

Mittwoch, 15. Juni 2011

»Die letzten Tage der Menschheit« von Karl Kraus

Die letzten Tage der Menschheit

»Die letzten Tage der Menschheit« ist eine „Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog“ von Karl Kraus. Das sprachgewaltige Antikriegsdrama ist in den Jahren 1915–1922 als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg entstanden. In über 200 nur lose zusammenhängenden Szenen, die auf wahren Quellen beruhen, wird die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges dargestellt.


In seinem Drama »Die letzten Tage der Menschheit« entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama des Ersten Weltkrieges, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht. Dieses Antikriegsepos und Zeitpanorma ist ein furioser Augenzeugenbericht vom Untergang des alten Europa.


Ohne einen festen Handlungsstrang lässt das Stück Militärs und Zivilisten, historische und erfundene Personen zu Wort kommen. Mit seiner Sprachkunst und seinem ungeheuren Wortwitz entlarvt der Autor ihr unmenschliches Denken, Reden und Handeln. Dabei bedient er sich zahlreicher Original-Zitate, deren Aussagen als unwahrscheinlich und unfassbar erscheinen.

»Die letzten Tage der Menschheit« sind eine atemberaubende Collage, zusammengestellt aus authentischen Gesprächsfetzen kurz vor und während des Ersten Weltkrieges, die Kraus akribisch gesammelt hatte und die klarer als jede Analyse verdeutlichen, warum die »Welt von gestern« (Stefan Zweig) untergehen und einer weniger menschlichen Epoche weichen musste, und wie Europa seine Menschlichkeit leichtfertig preisgab.


Die Aufführung des zeitkritischen Mammutstücks bedeutet einen gewaltigen Aufwand, der Autor selbst hat es als unaufführbar bezeichnet. Karl Kraus sagte selbst über sein heute wohl berühmtestes Werk, es sei für ein Marstheater gedacht; für ein irdisches Theater hielt er es wohl für zu umfangreich. Für eine ungekürzte Aufführung veranschlagte er immerhin ca. zehn Stunden.




Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog








"Die letzten Tage der Menschheit.
Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog"

von Karl Kraus



Suhrkamp-Verlag,
16,00 EUR.

ISBN-13: 978-3518378201




Dienstag, 7. Juni 2011

»Peer Gynt« von Henrik Ibsen

Peer Gynt

Peer Gynt ist ein 1867 von Henrik Ibsen geschriebenes dramatisches Gedicht. »Peer Gynt« entstand auf der Vorlage norwegischer Feenmärchen von Peter Christen Asbjørnsen. Sie waren zwischen 1845 und 1848 unter dem Titel »Norske Huldre-Eventyr og Folkesagn« erschienen. »Peer Gynt« nimmt sehr viel Anleihen an norwegischen Märchen, es wimmelt darin von Trollen und anderen Gestalten.

Peer Gynt

»Peer Gynt« ist eine mythisch aufgeladene Geschichte über eine unsteten jungen Mann, der auf der langwierigen Suche nach sich selbst und seiner Erlösung durch die Liebe einer Frau ist. Am Ende wartet eine Frau auf den Rastlosen, der sich au siern Reise ausgetobt und beruhigt hat. Im Laufe des Werkes begibt sich der junge Peer Gynt auf die Reise zum eigentlichen ich und strandet.

Peer Gynt i Dovregubbens Hall

Zum Ende flieht er dann in Solvejgs Arme, die ihn voller Fürsorge umschlingen. Dazu muss man sagen das er sie (Solvejg) zu Beginn unbedingt wollte und sich dann einfach aus dem Staub gemacht hat um sich die Hörner abzustoßen. Und die Arme musste viele Jahre auf ihren Mann warten.

In seinem Werk setzte sich Ibsen kritisch mit dem romantischen Nationalismus im Norwegen seiner Zeit auseinander. Er schuf es während seines freiwilligen Exils in Italien, vor allem auf Ischia und in Sorrent.


Das Stück erzählt von der langwierigen Suche eines Mannes nach sich selbst und seiner Erlösung durch die Liebe einer Frau. Ibsens Drama "Peer Gynt" gilt nicht umsonst als "nordischer Faust" - wie Goethes Faust irrt Peer Gynt suchend durch die ganze Welt, bis er durch die reine Liebe einer Frau schließlich seine Erlösung findet. Im Gegensatz zu Faust allerdings ist Peer Gynt eine Figur einer bestimmten Zeit; er ist als Mensch des 19. Jahrhunderts gedacht und von Ibsen zudem als Verkörperung des norwegischen Nationalcharakters angelegt.

Gynt ist ein "halber Sünder", weder gut noch schlecht - er ist ein unernster Renommist. "Peer Gynt" ist neben seinen realistischen Meisterwerken wie z.B. "Nora" eines der großen, zeitlosen Stücke des großen Norwegers Henrik Ibsen.

Literatur:


Peer Gynt
von Henrik Ibsen


Peer Gynt
von Henrik Ibsen