Montag, 18. Februar 2019

Thomas Bernhard der große Verneiner


Thomas Bernhard

Thomas Bernhard ist eine faszinierende und höchst widersprüchliche Gestalt, dessen Leben und Wirken bis heute nachwirkt. Er ist eine Gestalt mit mephistophelischen Zügen: ein Geist der stets verneint und der anderen gern einen Spiegel vorhielt. Er braucht seine Seele nicht zu verkaufen, es reicht ihm aus, wenn er die Welt verneint.

Der Schriftsteller und Theatermacher gilt als der große Verneiner, letztlich ein Verneiner der menschlichen Existenz. Seine Werke sind der Ausdruck der Verneinung. Dunkel und bedrohlich seine verneinte Welt, so auch seine Werke stets verneinend und abgründig. Bei ihm wird Literatur - ganz mephistophelisch - zum Sturz in den Abgrund des Wirklichen. Doch was spricht da aus Bernhards Werken?

Der Menschenhaß ist das wiederkehrende Merkmal seiner Werke. Genährt und gespeist von seiner unerschöpflichen Misanthropie. Seine berühmte Misanthrophie, der Bernhardsche Markenartikel "Menschenhaß", ist genau besehen nur gewendete Eigenliebe. Indem er sich selbst in seine allumfassende Haßliebe mit einbezog, machte er sich unangreifbar.

Frost

Man hat ihn deshalb als Moralisten mißverstanden, doch er war kein Moralist. Er war ein Narziß, ein Egomane mit manischer Schreibwut, den sein gekränkter Narzißmus antrieb. Was ihn aufbrachte, war nicht gerechter Zorn, aber um so mehr blinde Wut, die, ehe sie wieder verrauchte, gewaltige Wortanfälle zeitigte. Seine finsteren Texte wie "Frost" oder "Verstörung" haben die Heimat für immer verunheimlicht.



Thomas Bernhard - Leben und Werk in Bildern und Texten

Thomas Bernhard -
Leben und Werk in Bildern und Texten
von Wieland Schmied und
Erika Schmied

Residenz Verlag,
Gebundene Ausgabe - 19. März 2008,
311 Seiten, 49,90 EUR.
ISBN-13: 978-3701730896

Thomas Bernhard hat, noch ehe er auch als Theaterautor reüssierte, sein Schreiben einmal als performativen Akt charakterisiert: Man denke sich eine Bühne in totaler Finsternis, auf der es, sobald die Worte erscheinen, allmählich licht wird. Der »Alles-und alle-Beschimpfer« provozierte Skandale und wollte dennoch partout kein Skandalautor sein. Und dennoch war er ein unbequemer Störenfried im eher beschaulichen Literaturbetrieb seines Heimatlandes Österreich, welches ihn mit einer innigen Hassliebe verband. Bernhard war eine Figur wie geschaffen für das Feuilleton.

Das Feuilleton wurde nicht müde im Erfinden immer neuer Begriffe, um Thomas Bernhard, zu beschreiben. Als "Alpen-Beckett" wurde er bezeichnet und einen Meister der Suada sah man in ihm. Nur wenige haben so grandiose Hasstiraden auf Österreich verfasst wie Bernhard, keiner provozierte bei Preisverleihungen die Laudatoren wie er. Bernhard war immer für einen Skandal gut. Die Veröffentlichung seines Romans "Holzfällen" hat für einen Eklat gesorgt und die Inszenierung seines Stückes "Heldenplatz" war begleitet von heftigen öffentlichen Protesten.


Thomas Bernhard Suhrkamp


Blog-Artikel:

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