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Samstag, 20. Juni 2020

Carlos Ruiz Zafón ist gestorben

Carlos Ruiz Zafón

Carlos Ruiz Zafón ist im Alter von nur 55 Jahren in seiner Wahlheimat Los Angeles an Krebs gestorben. Carlos Ruiz Zafón ist ein spanischer und katalanischer Schriftsteller und Erzähler. Mit 15 Millionen verkauften Exemplaren avancierte der Roman aus dem Barcelona der Vierziger- bis Sechzigerjahre nach »Don Quijote« zum meistverkauften spanischen Roman aller Zeiten.

Zafon hat seiner Heimatstadt Barcelona mit seinen Romanen, die in den engen Gassen und Winkeln der Stadt, die den heimlichen Hauptdarsteller spielen, ein literarisches Denkmal gesetzt. Seine Heimatstadt Barcelona hat den Katalanen geprägt, zum Schreiben animiert und inspiriert. Das in 30 Sprachen übersetzte Werk des Spaniers Carlos Ruiz Zafón, insbes. seine Bestseller sind von seiner Geburtsstadt nicht zu trennen.

Zafón war ein glänzender Erzähler, präziser Beobachter und ein versierter Kenner von Barcelona. Seine einfühlsamen Bücher, aufwendig und genau recherchiert, erreichen ihren Reiz durch den Wechsel von Spannung und Fantasie, durch die Neugier auf die Figuren, ihr Leben, Lieben und Scheitern. Es sind grandiose Gestalten - Helden und Schurken, Glücksritter und Pechvögel.


Mit einem Zitat aus dem Roman »Der Schatten des Windes« nahm sein spanischer Verlag Planeta auf Facebook Abschied von dem "besten zeitgenössischen Schriftsteller" und erklärt: "Carlos wird immer in Erinnerung bleiben". Der Satz aus dem Buch lautet:

»Jedes Buch hat eine eigene Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat
und die Seele derer, die es gelesen und gelebt und davon geträumt haben.«


Zu den bekanntesten Werken des Bestsellerautors Carlos Ruiz Zafón gehören »Der dunkle Wächter«, »Spiel des Engels« und »Der Fürst des Nebels‹, ›Mitternachtspalast«. Mit seinen Romanen war der Schriftsteller auch in Deutschland sehr populär. Die Werke waren allesamt internationale Bestseller. Carlos Ruiz Zafón feierte im Jahr 2001 mit dem Roman »Der Schatten des Windes« seinen internationalen Durchbruch. Das Werk ist sein erfolgreichster Roman und das nach »Don Quijote« am zweitmeisten verkaufte Buch spanischer Literatur.

Doch bereits vor den Barcelona-Romanen feierte Zafón erste Erfolge. Sein Roman »Marina« schaffte es ebenfalls auf die Bestseller-Listen. Carlos Ruiz Zafón entdeckte sehr früh seine Leidenschaft für Geschichten und wollte schon früh Schriftsteller werden.

Carlos Ruiz Zafón wurde am 25. September 1964 in Barcelona geboren, wo er auch aufwuchs und seine Kindheit verbrachte. Bereits in sehr jungen Jahren fand der Katalane Gefallen daran, sich mysteriöse Geschichten auszudenken und sie zu erzählen.

Weblinks:

Carlos Ruiz Zafón - www.carlosruizzafon.de

Carlos Ruiz Zafón - Autor


Blog-Artikel:

Carlos Ruiz Zafón 50. Geburtstag - Literatenwelt

Parc Güell von Antoni Gaudí in Barcelona - Kulturwelt


Video:

Carlos Ruiz Zafón tot : Bestseller-Autor mit nur 55 - Youtube

Literatur:

Der Schatten des Windes
Der Schatten des Windes
von Carlos Ruiz Zafón

Donnerstag, 18. Juni 2020

José Saramago 10. Todestag

José Saramago

Der Literaturnobelpreisträger José Saramago starb vor 10 Jahren am 18. Juni 2010 im Alter von 87 Jahren auf der spanischen Kanaren-Insel Lanzarote. José Saramago zählte zu den meist gelesenen und meist übersetzten portugiesischen Schriftstellern.

1922 wurde José Saramago in dem kleinen Dorf Azinhaga im ländlich geprägten Alentejo nahe Lissabon geboren. Seine Eltern José de Sousa und Maria da Piedade und deren Familien waren Landarbeiterfamilien in den Latifundien der Großgrundbesitzer. Seine soziale Herkunft war prägend für sein späteres Werk, aber sein Lebensweg als Literat war für den Sohn eines Landarbeiters nicht vorgezeichnet.

Nach dem vorzeitigen Schulabgang wurde er Maschinenschlosser, arbeitete später als technischer Zeichner, als Angestellter in der Sozialbehörde, in einem Verlag und als Journalist.

José Saramago ist ein spätberufener Literat, er fand erst spät im Alter von 40 Jahren zu seiner Berufung des Schreibens. Er gilt als streitbarer und sozialkritischer Schriftsteller. Immer wieder thematisiert der Chronist Saramago die portugiesische Geschichte. Die Geschichte Portugals bildet stets den Hintergrund seines umfassendes Werkes.

Seine Sprache ist witzig-ironisch und sozialkritisch und bildet das passende Pendant zu seinem Werk. Charakteristisch für den Erzählstil seiner parabelhaften Bücher ist eine bilderreiche, oft barock anmutende Sprache, die meist in feiner Ironie oder auch ätzendem Sarkasmus gebrochen wird. Saramagos Werk wurde oft mit dem von Franz Kafka oder Gabriel García Márquez verglichen.

Sein erster Roman erschien 1977, der nationale Durchbruch gelang ihm 1980 mit dem Werk »Hoffnung im Alentejo«, einer Familienchronik aus dem kargen Alentejo, ein sozialkritischer Roman über vier Generationen einer Landarbeiterfamilie. Darin beschreibt er die Geschichte der Landarbeiter des Alentejo, ihr entbehrungsreiches und eintöniges Leben, wie sie aufbegehren gegen feudale Herrschaftsstrukturen, die sich über 500 Jahre hinweg kaum verändert hatten.

Mit dem blasphemisch-humoristischen Liebesroman »Das Memorial«, der im Portugal des achtzehnten Jahrhunderts spielt und den Bau des Klosters von Mafra aus der Sicht des kleinen Mannes beschreibt, erzielte er 1982 seinen internationalen Durchbruch. Der Roman gilt heute als ein Meisterwerk der portugiesischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Das Evangelium nach Jesus Christus

1991 veröffentlichte Saramago das Buch »Das Evangelium nach Jesus Christus«. Die katholische Kirche erklärte den Roman für blasphemisch. Als der damalige Kulturstaatssekretär der konservativen Regierung, Pedro Santana Lopes, 1992 den Namen Saramagos von der Liste der Kandidaten für den Europäischen Literaturpreis strich und so seinem neuen Roman die Teilnahme verweigerte, verlegten Saramago und seine Frau als Protest ihren Wohnsitz auf die kanarische Insel Lanzarote. Auf seiner kanarischen Wahlheimat ist er nun verstorben.

Weblinks:

Hoffnung im Alentejo
Hoffnung im Alentejo
von José Saramago

Das Evangelium nach Jesus Christus
Das Evangelium nach Jesus Christus
von José Saramago

Samstag, 13. Juni 2020

Charles Dickens und die Viktorianische Ära


Charles Dickens


Die lange Regierungszeit der britischen Königin Viktoria (1837–1901) war eine Zeit großer Fortschritte auf technologischem und industriellem Gebiet. Großbritannien errichtete während der Viktorianischen Ära ein der ganzen Welt ein umfangreiches Imperium, in dem aber viele Menschen vom Fortschritt ausgeschlossen blieben und arm blieben.
Die allgemeine Stimmung wurde von Königin Viktoria nach einem Besuch der Weltausstellung zum Ausdruck gebracht. Am 29. April 1851 schrieb sie in ihr Tagebuch: »Wir sind fähig, alles zu tun.«

Der rasante Fortschritt wurde jedoch in der Kultur und Literatur von großer und zunehmender Skepsis begleitet. Die Autoren dieser Epoche reflektierten ihre Bedenken, dass der Geist des Menschen durch das Maschinenzeitalter zerstört werden könnte. Prägendster Autor und Chronist der der viktorianischen Zeit war Charles Dickens, der zu jener ZEit meistgelesenste englische Autor.

Großbritannien hatte das Recht, wenn nicht die Pflicht, der Welt seinen Stempel aufzudrücken. Genau das taten britische Soldaten, Ingenieure und Industrielle mehr als ein halbes Jahrhundert lang.

Charles Dickens

Charles Dickens avancierte mit seinen Werken zu einem der bedeutendsten Vertreter der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Anhand charaktervoller Figuren zeichnete er Geschichten mit existenziellem Hintergrund, in denen das Gute mit dem Bösen ringt. Dabei beleuchtete er die sozialen Probleme seiner Zeit.

In einem boomenden Markt für Bücher und Zeitschriften bediente Dickens mit seiner bildreichen Prosa bestens die Bedürfnisse eines moralisierenden Publikums viktorianischer Herrenmenschen, das sich im Einvernehmen mit Gottes Schöpfung fühlte und mit religiös inspiriertem Dünkel auf das wachsende Heer der Armen und „gefallenen Frauen“ fern der feinen Gesellschaft herabsah.

Dickens brachte in seiner literarischen Produktion das Kunststück fertig, so Gelfert, der viktorianischen Gesellschaft ihre Mängel „um die Ohren zu hauen“ und sich gleichzeitig mit ihr vollständig zu identifizieren. Für den modernen Geschmack allerdings gehören Dickens Romane mit ihren unwahrscheinlichen Wendungen zu einer längst überholten romantischen Weltsicht. Darin ändert auch ihr sozialkritischer Einschlag nichts. Trotz ihrer Frontstellung gegenüber der beginnenden Industrialisierung wurden Dickens Romane und Novellen schon von manchem kritischen Zeitgenossen als sentimentaler Kitsch abgetan.


Oliver Twist


Im Jahr 1838 erschien der Roman »Oliver Twist« erstmals. Einer seiner populärsten Romane war »Oliver Twist« (1837–1839). Mit »Oliver Twist« prangerte Dickens die gesellschaftlichen Missstände der damaligen Zeit an. Selbst Historiker haben Dickens' Romane als dokumentarische Quelle herangezogen.

Im Jahre 1849 begann Dickens mit der Arbeit an seinem Roman »David Copperfield«, der auf Erfahrungen aus seiner Kindheit und seinem frühen Leben basiert. Mit dem stark autobiografisch geprägten Roman »David Copperfield«, den er selbst als seinen »Lieblingsroman« bezeichnete, schuf Charles Dickens einen der wenigen großen Bildungsromane der englischen Literatur.

In seinem Roman appellierte er mit der Kritik an der Missachtung des Kindes, die der Kritik an sozialen Missständen vorangeht, an das Gewissen und wollte den Weg für soziale Reformen ebnen.

Um 1850 wurde Charles Dickens zum Chronisten der industriellen Revolution in England und des Molochs London. In seinem autobiografischen Roman »David Copperfield« schildert er das Arbeitsleben in den Fabriken, wo schon Kinder ausgebeutet wurden.

Charles Dickens zeichnete ein lebendiges Gesellschaftsgemälde der Viktorianischen Zeit, in dem sich Charakteristika seiner Werke wie scharfe Beobachtungsgabe, psychologisches Feingefühl und Sozialkritik vereinen. Seine Werke liefern eine eindrückliche Schilderung des sozialen Verhältnisse und herrschenden Armut.

Niemand hat so feinfühlig die viktorianische Zeit in seinen Romanen geschildert wie Charles Dickens. Seine Romane leben von seinen liebevoll gezeichneten Figuren. Humorvoll schildert Dickens das Volksleben seiner Zeit. Er stellte aber auch mit deutlicher Sympathie für die Armen und Unterdrückten soziale Mißstände dar.

Weblinks:

Charles Dickens-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Charles Dickens-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Blog-Artikel:

»Oliver Twist« von Charles Dickens

Charles Dickens 150. Todestag

Samstag, 16. Mai 2020

»Madame Bovary« von Gustave Flaubert

Madame Bovary

»Madame Bovary: Sitten der Provinz« von Gustave Flaubert ist das Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert. Der Roman handelt von den Sitten in der Provinz und der Zerstörung des bürgerlichen Lebens durch seine Ideale. Der Roman erzählt vom Schicksal einer unglücklich verheirateten, ehebrechischen Frau, die aus den traditionellen Konventionen der Gesellschaft ausbrechen will und aufgrund ihrer Treulosigkeit scheitert.

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz



Die junge, ein wenig verträumte Emma Rouault heiratet den biederen Landarzt Charles Bovary in der Hoffnung auf ein beschauliches Leben. Schon bald aber nimmt ihr die erdrückende Enge dieser Ehe die Luft zum Atmen. Erst flüchtet sie sich in die berauschende Scheinwelt der Literatur, dann gibt sie den Verheißungen nach, findet aber auch in ihren Abenteuern mit wechselnden Liebhabern nicht, was sie sucht. Ihr Leben gerät aus der Bahn. Der Roman führte nach seinem Erscheinen 1856 zum Skandal. Mitreißend und brisant ist er bis heute geblieben. (Flaubert, Gustave 1821 - 1880)

Madame Bovary, verheiratet mit dem Arzt Charles Bovary, bewohnt sie bis an ihr Lebensende die Einöde in Frankreichs Provinz. Sie träumt von dem magischen Ort Paris, ihren ritterlichen Romanhelden und sucht Befriedigung in der Liebe, die ihr ihr Mann nicht geben kann. Sie wird von den Männern viel umworben, sie ist ein Anziehungspunkt und eine Augenweide.

Madame Bovary

Bald beginnt sie Affären mit Léon und Rodolphe. Dabei fühlt sie sich wie beflügelt, frei und dennoch trägt sie Verantwortung für ihren Ruf, ihren Mann und ihr gemeinsames Kind. Letztendlich wird sie von Unmengen an Schulden heimgesucht und gibt sich dem Gift hin, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Flauberts Roman erregte viel Aufsehen, da er - so der Untertitel des Buchs - "ein Sittenbild der Provinz" aufweist, einen Maßstab an Moral und Werten, der für die damalige Gesellschaft maßgebend war und eingehalten werden musste, wenn man nicht verstoßen werden wollte. Doch Emma Bovary durchbricht diese Regeln, sie schafft ihr eigenes Leben, um vollauf befriedigt zu werden, um der Gesellschaft zu trotzen, um sich den eigenen Freuden hinzugeben.


»Madame Bovary« ist eine Revolution, ein klassisches Werk, das dennoch in der heutigen Zeit stets aktuell ist und die unermüdlichen Bedürfnisse der Menschheit wiederspiegelt, die, unter gegebenen Umständen zu Problemen führen und letztendlich ins Verderben.



Die Geschichte vom unglücklichen Schicksal der Emma Bovary löste Mitte des 19. Jahrhunderts einen Sturm aus. Flaubert hatte die zeitgenössische Bourgeoisie mitten ins Herz getroffen und eine der großartigsten Figuren der Weltliteratur geschaffen.

Sein Roman »Madame Bovary«‹ löste bei seinem Erscheinen 1857 einen literarischen Skandal aus, in dessen Folge Flaubert vor Gericht erscheinen musste. Der einzige Kontakt zur Außenwelt war ein reger Briefwechsel mit seiner Geliebten Louise Colet und zahlreichen Schriftstellerkollegen wie z.B. Ivan Turgenjew.

Dem Romancier Gustave Flaubert ist der eigentliche Durchbruch zum Realismus dem mit seinem Roman »Madame Bovary«, einer Alltagsgeschichte der Desillusionierung einer an romantischen Idealen orientierten Ehefrau in der Provinz, welche im Ehebruch und Selbstmord endet, im Jahre 1857 gelungen.


»Das neunzehnte Jahrhundert glänzt mit dem französischen Roman, wie das sechzehnte von italienischen Bildern und Palästen strahlt.Von 1850 bis 1880 sitzt Flaubert auf dem Lande, oft monatelang ohne Menschen, und schreibt seine sechs Bücher. Hier vollzieht sich die letzte Anstrengung, die repräsentative Kunstgattung der Zeit auf ihren Gipfel zu führen.«

Beginn von Heinrich Manns Essay aus dem Jahre 1905: »Gustave Flaubert und George Sand«; zitiert nach: Heinrich Mann: »Geist und Tat«, dtv 100, München 1963; S. 74

Für Maupassant, Zola, Proust, Heinrich Mann und andere wurde »Madame Bovary« zum absoluten Maßstab des eigenen Schaffens, für alle Späteren - auch für Kritiker wie Sartre - zu einem Bezugspunkt, an dem die Entwicklung des modernen Romans gemessen werden kann.

Als diese lang erwartet Neuübersetzung von »Madame Bovary« erschien, dem Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert, bescheinigte ihr die Kritik, die »beste, die am meisten Flaubertsche« zu sein.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz
von Gustave Flaubert



Don Quijote ist nicht mehr! - Ein Nachruf an Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth ist am 13. Mai 2020 im Alter von 89 Jahren in Berlin gestorben. Rolf Hochhuth war ein deutscher Schriftsteller, Bühnenautor und Dramatiker des 20. Jahrhunderts, ein Moralist und Unruhestifter.

Den "leidenschaftlichen Moralisten, den unermüdlichen Aufklärer, den Zwischenrufer und Provokateur, der gegen Behördenignoranz und politische Willkür anging, gegen Geschichtsvergessenheit und die Arroganz der Mächtigen" .


Der streitbare Theatermann spielte die Rolle des "Schillers von heute", der aufmüpfig gegen die bestehenden Verhältnisse aufbegehrt hat. Tatsächlich gibt es auffällige Parallelen zu Friedrich Schiller, welcher 1782 mit seinem aufmüpfigen Theaterstück »Die Räuber« einen großen Theatererfolg am Landestheater Mannheim feierte. Hochhuth der ebenfalls durch sein erstes großes Theaterstück »Der Stellvertreter« 1963 Aufsehen erregte, sollte es Schiller nachtun.

Um die Nutzung des »Berliner Ensemble-Theaters« BE lieferte er sich einen erbitterten Streit mit dem Intendanten Claus Peymann.

Rolf Hochhuth war ein streitbarer Demokrat und jemand, den man heute gut gebrauchen kann. Am Ende wurde Hochhuth zu einer tragischen Figur. Mit Rolf Hochhuth ist ein wackerer Streiter für das Dokumentartheater und im Leben verloren geganen - Don Quijote ist nicht mehr!

Weblink:

Ein pölitischer Mensch - www.nachtkritik.de


Dienstag, 28. April 2020

Schriftsteller Per Olov Enquist gestorben

Per Olov Enquist

Per Olov "P. O." Enquist ist am 25. April 2020 im Alter von 85 Jahren in Vaxholm gestorben. Per Olov Enquist war ein schwedischer Schriftsteller und Journalist und zweifelsohne einer der großen schwedischen Autoren der Neuzeit. Im Laufe seines Lebens hat er eine Vielzahl von international erfolgreichen Werken geschaffen.

Enquist ist der Sohn einer strenggläubigen Volksschullehrerin, der in einem Dorf im nördlichen Schweden aufwuchs, die Grenzen der Provinz überwand und zu einem der bedeutendsten europäischen Schriftsteller wurde. Seine Karriere begann mit dem Studium in Uppsala, settze sich mit der Zeit als Journalist in West-Berlin und München fort und führte ihn mit seinem ersten Theaterstück bis zum Broadway.

»Wenn alles so gut ging, wie konnte es dann so schlimm kommen?« steht als Leitfrage über diesem Lebensweg, der tief in die Alkoholabhängigkeit führte, bis Enquist sich mit seinen großen Romanen aus der Krise schrieb und sich schreibend quasi neu erschaffen hat. Enquist schrieb Romane und Erzählungen, Theaterstücke, Essays und Kinderbücher. Sein Schreiben begann unter dem Einfluss des französischen Nouveau Roman. Enquist debütierte im Herbst 1961 mit dem Roman »Kristallögat«. Immer hat "P.O." in seinen Büchern auch sein eigenes Erleben verarbeitet.

Der schwedische Autor arbeitete als Theater- und Literaturkritiker und zählt zu den bedeutendsten Autoren Europas. Für seinen international erfolgreichen Roman »Der Besuch des Leibarztes« wurde er u.a. in Leipzig mit dem »Deutschen Bücherpreis 2002« ausgezeichnet.

In seinen kritisch-realistischen Romanen setzt sich Enquist mit sozialpolitischen Themen auseinander. Seine Erzählungen meist von düsterer Stimmung geprägt. In "Auszug der Musikanten" (1978) behandelt Enquist die Geschichte der Arbeiterbewegung und die Probleme des Wohlfahrtsstaates in Schweden. Weitere Werke sind "Der Sekundant" (1971), "Gestürzter Engel" (1985) "Kapitän Nemos Bibliothek" (1991) und "Der Besuch des Leibarztes" (2000).

Per Olov Enquist wurde am 23. September 1934 in Hjoggböle, Gemeinde Skellefteå, geboren und gehört einer Generation genialer schwedischer Schriftsteller an, zu der auch Torgny Lindgren, Sara Lidman und Kerstin Ekman gehören, welche alle in den 1930er Jahren in Nordschweden zur Welt gekommen sind und bis auf Ekman  alle aus der nordschwedischen Provinz Västerbotten stammen.


Weblinks:

Västerbotten - Wikipedia


Literatur:

Ein anderes Leben von Per Olov Enquist

Montag, 20. April 2020

Paul Celan 50. Todestag

Paul Celan

Paul Celan, der heimatlose Sohn aus dem rumänischen Czernowitz, starb vor 50 Jahren in Paris. Celan nahm sich am 20. April 1970 in der Seine das Leben.

Er ist einer der bedeutendsten Dichter der Neuzeit. Paul Celan steht zusammen mit wenigen Autoren wie Primo Levi, Nelly Sachs oder Imre Kertész international herausragend für die Möglichkeit von »Dichtung im Angesicht der Shoah«.

Nach dem Abitur 1938 begann er ein Medizinstudium in Tours/Frankreich, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien, zurück, um dort Romanistik zu studieren.

1942 wurden Celans Eltern deportiert. Im Herbst desselben Jahres starb sein Vater in einem Lager an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Von 1942 bis 1944 musste Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest, publizierte in diesen Jahren erste Gedichte.

Im Juli 1948 zog er nach Paris, wo er bis zu seinem Tod lebte. Im selben Jahr begegnete Celan Ingeborg Bachmann. Dass Ingeborg Bachmann und Paul Celan Ende der vierziger Jahre und Anfang der fünfziger Jahre ein Liebesverhältnis verband, das im Oktober 1957 bis Mai 1958 wieder aufgenommen wurde, wird durch den posthum veröffentlichten Briefwechsel Herzzeit zwischen den beiden bestätigt.

Einer der ersten öffentlichen Auftritte des damals noch weitgehend unbekannten Paul Celan fand im Mai 1952 auf der Tagung der »Gruppe 47« in Niendorf statt. Die Lesung kam auf Vermittlung der Wiener Freunde Ingeborg Bachmann, Milo Dor und Reinhard Federmann zustande, wurde allerdings zu einem Misserfolg.

Entdeckt wurde Paul Celan von der »Gruppe 47« 1952 bei einer Lesung. Die Linie der Gruppe war eine schnörkellose Prosa im Stile einer nüchternen Reportage. Celan vertrat jedoch eine andere Auffassung von zeitgemäßer Lyrik: "Die Dichtung muss eine graue Sprache haben."

Heinrich Böll setzte sich jedoch entschieden für den bislang unbekannten Lyriker ein und forderte, daß seine Lyrik Pflichtlekture im Schulunterricht werden sollte.

Im November 1951 lernte Celan in Paris die Künstlerin Gisèle de Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete. 1955 kam ihr gemeinsamer Sohn Eric zur Welt.

In den 1950er Jahren begann sich Celan mit der Philosophie Heideggers auseinanderzusetzen und auch umgekehrt las Heidegger Celans Werke. Am 24. Juli 1967 begegneten sie sich in Freiburg und unternahmen am Tag danach einen Ausflug zu Heideggers Hütte in Todtnauberg. Todtnauberg wurde auch der Titel eines Gedichtes, das Celan am 1. August 1967 schrieb. Es folgten weitere Besuche und es entstand ein Briefwechsel. Celans Verhältnis zu Heidegger war zwar ambivalent, aber freundschaftlich.

Lesen war für Paul Celan immer auch Erlebnis: Seine vielfältigen Lektüren von Büchern, Zeitschriften und Tagespresse waren ihm ebenso Ausgangspunkt für Gedichte wie persönliche Begegnungen und politische Ereignisse.

Das Gefühl der inneren Zerissenheit, keine geistige Heimat zu finden, hat ihn Zeit seines Lebens nie verlassen.

Paul Celan wurde vor 90 Jahren am 23. November 1920 als Paul Antschel als einziger Sohn deutschsprachiger, jüdischer Eltern im damals rumänischen Czernowitz geboren.

Literatur:

Die Gedichte

Die Gedichte von Paul Celan

Blog-Artikel:

»Todesfuge« von Paul Celan - Literatenwelt-Blog

Mittwoch, 25. März 2020

Walt Whitman und das Verständnis seiner Dichtkunst

Walt Whitman

Walt Whitman gilt als einer der Begründer der modernen amerikanischen Dichtung und daher als einer der einflussreichsten amerikanischen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Er arbeitete als Dorfschullehrer, Zimmermann, Schriftsetzer, Drucker, Journalist, Häusermakler, Sekretär im Innenministerium und freiwilliger Lazaretthelfer während des Sezessionskriegs. Er gilt als Begründer der modernen amerikanischen Dichtung. Sein berühmtestes Werk ist sein Lebenswerk »Leaves of Grass« (»Grashalme«). Der merikanische Dichter Walt Whitman wird seit 1855 für seine »Grashalme«, sein lyrisches Hauptwerk, gefeiert.

Walt Whitman ist ein Vertreter der naturnahen Lyrik. Seine Lyrik ist sehr volksverbunden und macht die Bedeutung der Masse, der Demokratie und der Natur deutlich und verherrlicht diese. In Gedichten wie »Gesang von mir selbst« wird eine Verherrlichung des Ichs als seelisch-sinnliche Ganzheit deutlich, die den demokratischen Mensch verkörpert. Andererseits ist er Dichtern wie Shakespeare, Macpherson, Homer, der Bibelsprache und orientalischer Literatur und Philosophie verpflichtet.


"Ein schönes Werk von innen heraus zu bilden, es zu sättigen mit unseren eigensten Kräften,
dazu bedarf's vor allem Ruhe und einer Existenz, die uns erlaubt, die Stimmung abzuwarten."

Eduard Mörike (1804-1875)

Für Walt Whitman (1819-1892) ist sein Amerika das Reich der Zukunft, der nicht fertigen, aber zusammenwachsenden Volksgemeinschaft. Als wenn er vom Goethe-Wort bestärkt werde, "Amerika, Du hast es besser" ist es dennoch der Blick auf Zukunft nicht allein, denn auch Whitman setzt auf Traditionen. Und zwar auf die ureigenen des Menschen: die Natur und das Selbst. So wie Blaise Pascal die Ungereimtheit des Menschen als ernsten Anlass zur Demütigung sah, so bekannte er doch, dass eben das Verhältnis des Menschen zur Natur wichtig sei und noch wichtiger sei zu erkennen, in welchem Verhältnis der Mensch zur Natur stehe (vgl. Pensées, 313).

Whitman, inspiriert von den Schriften Ralph W. Emerson (1803-1882), bekennt sich zu diesen zwei großen Festen: das Ich und das Selbst in der Natur. "Ich singe das Selbst, den Einzelmenschen", so der erste Vers dieser zerbrechlichen Grashalme, dem folgend "Das Leben, unermesslich in Leidenschaft, Puls und Kraft, [...] Ich singe den modernen Menschen." Whitman steht für Aufbruch, steht für Gemeinsamkeit ("Ich höre Amerika singen, die vielerlei Lieder höre ich") aller Völker in einem Schmelztiegel, aller Berufe in einem Land, aller gebunden zu einem "kraftvollen Rundgesang".

Grasblätter Gesamtausgabe
Grasblätter Gesamtausgabe

Auf die Zukunft hin gerichtet, "Nicht das Heute kann zeugen für mich, noch Antwort geben, wozu ich da bin, [...] Ihr aber, [...] Erhebt euch! Denn ihr müsst zeugen für mich." Und diesen Lesern, Hörern widmet er all seine Gesänge. Und doch ist es ein Gesang von ihm selbst (Gesang von mir selbst). "Ich feiere mich selbst und singe mich selbst" aber er ist nur Vorbild für einen kraftvollen Individualismus, wie ihn Amerika seitdem predigt. "Und was ich mir anmaße, sollst du dir anmaßen, [...] Natur ohne Zwang mit ursprünglicher Kraft". "Niemals war mehr Anfang als jetzt, Nie mehr Jugend und Alter als jetzt, [...] Immer der zeugende Drang der Welt. [...] Immer ein weben von Identität, ein Sich-Sondern,"

Wenn, wie Harold Bloom den Grund fürs Lesen ausmachte, das Lesen der Stärkung des Selbst dient, dann ist Whitman ein unverzichtbarer Dichter. Er verkörpert neben Emerson und Emily Dickinson die amerikanische Religion des uneingeschränkten Selbstvertrauen. Emersons Leitsatz: "Suche Dich nicht außerhalb Deiner selbst", heißt nicht mehr, als sich selbst zu trauen. Whitmans "Gesang von mir selbst" ist die perfekte Traute, das eigene Ich in die Welt zu setzen. Whitmans Gesänge sind somit zum Mit-Hören und Mit-Wissen, sie sind um zu erkennen, wie das Ich wirkt in dieser Welt. Die englische Sprache gebiert es dreifach: Me, myself and I und bei Whitman spürt man das "wirkliche Ich", "Ich selbst" und die Seele. "Ich glaube an dich, meine Seele; mein anderes Teil soll sich nicht erniedern vor dir, Noch du dich vor ihm".

Ein italienischer Philosoph des späten 17. Jh., Giambattista Vico, konstatierte, wir können nur erkennen, was wir selbst gemacht haben. Whitman redet gern vom Selbst und vom Ich, da scheint er sich auszukennen; seine Seele scheint noch ein Rätsel, wie es auch die amerikanische Seele an sich ist, die vielleicht sich nur dort entfaltet, wo der Mensch allein ist. Und dort wird auch Whitman stark, der seine Seele als Element der Natur besingt: "Könnt ich nicht jetzt und immerdar aus mir selber den Sonnenaufgang entsenden, [...] Wir fanden uns selber, o meine Seele, in der Stille und Kühle der Morgendämmerung". Hier bewegt Whitman sein Innerstes, sein Ich und Selbst vereint mit der Seele im Wir.

"Was ist Gras?" fragt ein Kind und Whitman findet keine Antwort, er weiß nicht mehr als ein Kind. Aus dieser Frage entstehen wunderbare Assoziationsreihen, die das Gras als frisches Grün zum "hoffnungsgrünen Stoff" machen und Whitman sich anlehnt an die Emersonsche Neuheit, den transzendentalen Zustrom von frischer spiritueller Energie, für Whitman all dieses im Wir, in der symbolischen Umarmung des vermuteten Selbst in mir mit der unbekannten Seele. "Grashalme", ein Tagwerk der Sterne, zu deuten als die Kürze eines individuellen Lebens, mit dem Bild aus Jesaja (Js 40,1-10) und Petrus (1Petr 1,24-25), dass alles Fleisch wie Gras ist, verletzend kurz in seinem Bestand. Diese Worte jedoch sind ewig, ist die a priori Unterstellung von Whitman gegenüber seinem Werk in biblischer Analogie (LK 21,33).

Eine Welt, die immer amerikanischer wird, muss auch Whitman lesen, nicht um Amerika, sondern um Veränderung zu verstehen. Wenn Whitman noch auf die ungelösten Rätsel des amerikanischen Bewusstseins hinweist, dann muss man seinen Ausgangspunkt nochmals finden, so wie Obama sich an den Ausgangspunkt begab in seiner Antrittsrede, den Anfangspunkt der Gründungsväter Amerikas und insbesondere sich an Thomas Paines Common Sence erinnerte. Schopenhauer begründet so: "Der philosophische Schriftsteller ist der Führer und sein Leser der Wanderer. Sollen sie zusammen ankommen, so müssen sie [...] zusammen ausgehen: von einem Standpunkt, [...] der des uns Allen gemeinsamen, empirischen Bewußtseyns"; in: P&P II, Kap I, §5.

Hesse schrieb im Jahre 1904: Der Verfasser der Grashalme ist nicht der literarisch begabteste, aber der menschlich größte von allen amerikanischen Dichtern. Und er hing nicht am europäischen Trödel (vgl Goethe) sondern mit allen Wurzeln auf amerikanischem Boden. Auf diesem erkennt er die ungeheuren Kräfte der Gegenwart und eine unermessliche, lachende Zukunft.

Samstag, 14. März 2020

Das Buch der Stunde: »Die Pest« von Albert Camus

Albert Camus


Die Begegnung mit Seuchen berührt die Urängste vor dem Unsichtbaren, Unreinen, Unheimlichen. Macht den Infizierten potenziell auch zum Aussätzigen. In dieser Situation ist Albert Camus’ Roman »Die Pest« das Buch der Stunde. Für den französischen Nobelpreisträger war die 1947 geschriebene Roman »Die Pest«, eine Allegorie auch der Zivilisationsbrüche der Moderne. Der „Schwarze Tod“ kommt als Virus zugleich von innen, aus den Einzelnen und der Gesellschaft. Er tritt auf „zum Unglück und zur Belehrung der Menschen“, denn er stellt ihre Mitmenschlichkeit auf die Probe.

»Eine Seuche ist kein Ding, das nach dem Maß des Menschen gemacht ist,
darum sagen wir uns, die Seuche sei ...«

Camus zeigt dabei ohne apokalyptischen Grusel und voll nüchterner Rationalität, dass neben der Medizin weniger die gegenseitige Abschottung als vielmehr die gesellschaftliche Solidarität ein Mittel des Widerstands ist. Gegen Viren und Wirren, gegen sichtbare oder noch verborgene Schrecken. Das klingt hellsichtig, auch für heute.
Der „Schwarze Tod“ kommt als Virus zugleich von innen, aus den Einzelnen und der Gesellschaft. Er tritt auf „zum Unglück und zur Belehrung der Menschen“, denn er stellt ihre Mitmenschlichkeit auf die Probe.



In der nordafrikanischen Stadt Oran, einer französischen Präfektur an der Küste Algeriens, bricht eine Seuche aus, nachdem tote Ratten überall in der Stadt herumlagen. Die sich unerbittlich ausbreitende Epidemie bestimmt das Leben in der Stadt und verändert es.

Die Pest wütet in der Stadt, die ganze Stadt liegt im Fieber. Oran wird hermetisch abgeriegelt und über die Stadt wird eine Quarantäne verhängt. Ein Entkommen ist nicht möglich. Albert Camus' erfolgreichster Roman gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. In ihm seziert er hellsichtig das menschliche Handeln im Angesicht der Katastrophe.

»Man stelle sich das Entsetzen in unserer kleinen Stadt vor, die bis jetzt so ruhig gelebt hatte und nun in wenigen Tagen völlig aufgewühlt wurde, einem gesunden Menschen, dessen dickes Blut jetzt in Aufruhr gerät.«


Der im Stile einer Chronik verfasste Roman schildert den Ablauf der Pest in der algerischen Stadt Oran in den 1940er Jahren. Der Verfasser der Chronik über den Ablauf der Pest ist der Arzt Rieux, der in der Stadt Pestkranke versorgt und betreut. Aus dessen Sicht wird auch der Roman geschildert.

Dem Chronisten ist es ein Anliegen, "die Geschichte der Herzen aller unserer Mitbürger zu schreiben, die von der Pest zerrissen und von Verlangen erfüllt werden."

»Die Pest« von Albert Camus ist ein bewegender und beklemmender Roman über das Schicksal von Menschen in einer von der Pest heimgesuchten Stadt in Algerien. Seit dem Ausbruch der Pest in der Stadt geraten alle geordneten Bahnen auseinander.

In Oran, einer Stadt an der algerischen Küste, die jeder anderen mitteleuropäischen Stadt entspricht, bricht die Pest aus und über die gesamte Stadt wird Quarantäne verhängt. Jedem Bewohner, der sich zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Stadtmauern befindet, wird dadurch für die folgenden Monate die Möglichkeit genommen, diese zu verlassen und zu fliehen.


»Weil die Plage das Maß des Menschlichen übersteigt, sagt man sich, sie sei unwirklich, ein böser Traum, der vergehen werde. S. 27«

Albert Camus, »Die Pest«


Albert Camus schildert in seinem Roman „Die Pest" die verschiedenen Verhaltensweisen der Menschen in einer Ausnahmesituation wie dieser. Die Hauptperson etwa, Dr. Rieux, stürzt sich in die Arbeit und versucht mit allen in seinen Möglichkeiten stehenden Mitteln die Pest einzudämmen und den Betroffenen zu helfen. Bei dieser Arbeit begegnen ihm die verschiedensten Charaktere, wie ein in der Zeit vor der Quarantäne verzweifelter Mann, der nach einigen zwielichtigen Unternehmungen die Justiz fürchtet und einen Selbstmordversuch unternimmt.

In der Pestzeit jedoch lebt dieser Mann auf und entwickelt auch neue Lebensfreude, da die Polizei aufgehört hat, sich um „kleine" Verbrecher wie ihn zu kümmern. Ein weiteres Beispiel für unterschiedliche Reaktionen auf ein und das selbe Ereignis ist auch Rambert, ein Journalist, der nur zufällig in Oran weilt, als die Stadttore geschlossen werden und der mit allen Mitteln versucht, zu entfliehen, da er sich von der Pest nicht betroffen fühlt. Er fühlt sich in keinster Weise mit den eingeschlossenen Menschen verbunden, da er nicht dort lebt und nur zufällig davon mithineingezogen wird. Darum sieht er nicht ein, dass auch er die Stadt nicht verlassen darf.

Camus beschreibt wie sich die Pest allmählich in der Stadt ausbreitet. Er beschreibt
die in der Stadt grassierende Pest mit einem Dreschflegel, der über der Stadt am Himmel wütet.

»So wehrten sich die Gefangenen der Pest Woche und Woche so gut es ging. Es gab sogar ein paar unter ihnen, die sich einbilden konnten, sie handelten noch als freie Menchen, sie vermochten es noch, eine eigene Wahl zu teffen. Aber in Wahrheit konnte man zu dieser Zeit sagen, daß die Pest alles überschwemmt hatte. Da gab es keine Einzelschicksale mehr, sondern nur noch ein gemeinschafltiches Erleben: das der Pest und der von allen empfundenen Gefühle.« (Seite 110)

Jene Aspekte, die Camus' Weltbild entscheidend geprägt hatten: sein unerschütterlicher Glaube an die individuelle Verantwortung und seine konsequente Ablehnung aller finsteren Ideologien, die den Menschen zu erdrücken drohten.

Ein weiterer bedeutender Aspekt ist, dass lediglich jene Menschen nach Abklingen der Pest Freude erfahren, die zuvor nichts verlangten, was über den Menschen und seine Liebe hinausreichen könnte. Diejenigen jedoch, die das nicht Greifbare, kaum zu Erreichende begehrt und herbeigesehnt hatten, finden keinen Frieden. So auch Tarrou, der ob seiner inneren Zerrissenheit und seines Strebens nach Heiligkeit keine Hoffnung in sich trägt und damit auch keinen Frieden.

Hier zeigt sich klar und deutlich, wie Camus seinen Existentialismus definiert und worauf er hinausläuft - auch in politischem Sinne. Dies ließe sich auch noch mit Camus' Vorstellungen vom Individuum und seiner Moral verknüpfen sowie gegebenenfalls mit Ramberts Gedanken hinsichtlich des Sterbens für eine Liebe, statt für eine Idee.

»Alles, was der Mensch im Spiel der Pest und Lebens gewinnen konnte,
waren Erkenntnis und Erinnerung.«


Albert Camus, »Die Pest«, Seite 190

Mit dem in Form einer allegorischen Chronik angelegten Roman Die Pest gelang Camus eine der wichtigsten literarischen Vergangenheitsbewältigungen der französischen Nachkriegszeit. Camus verstand sein Werk als literarisches und historisches Dokument sowie Mahnmal gegen jede Art von Gewalt und Terror, als Aufruf zu gesellschaftlicher Solidarität und kollektivem Engagement in Zeiten der Not.


Die frei erfundene Handlung spielt in den 1940er Jahren in der nordafrikanischen Stadt Oran. Sterbende Ratten sind das erste Anzeichen der Pest, die das Volk zunächst nicht wahrhaben will. Als die Seuche immer mehr Menschenleben fordert, wird die Stadt unter Quarantäne gestellt. Der Arzt Rieux organisiert den Widerstand gegen die Seuche, unterstützt vom Pariser Journalisten Rambert, dem kleinen Angestellten Grand und dem gemäßigten Ideologen Tarrou. Die freiwilligen Hilfstrupps setzen sich unermüdlich für die Rettung von Menschenleben ein. Nutznießer der Tragödie sind der Kriminelle Cottard und der Jesuit Paneloux. Tarrou, mit dem sich Rieux angefreundet hat, stirbt als einer der Letzten an der Pest, als die Bevölkerung schon die Befreiung von der Seuche feiert. Sein Tod erscheint ebenso absurd wie das Sterben von Rieux’ Frau, die er im Sanatorium außerhalb der Stadt in Sicherheit glaubte.

Camus beschreibt ein kollektives Leid, das eine Gemeinschaft ereilt.

Camus lässt im Verlauf des Romans mehrere Protagonisten sterben, darunter der Geistliche Paneloux, der Richter Othon und der Gefährte Tarrou und auch Rieuxs Frau.

Er zeigt die Auswirkungen auf das moralische Klima in der Stadt und Verhaltensweisen einzelner Personen, die sich der Seuche entweder widersetzen oder sie für ihre Zwecke nutzen. Die Symptome einer allegorischen Bedeutung der Pest häufen sich im Verlauf des Textes und werden durch wiederholte Vergleiche von Pest und Krieg bestätigt.

Mit der Beschreibung der Aktionen der Sanitäter, die sich gegen eine scheinbare Übermacht behaupten, würdigt Camus im literarischen Gleichnis die Leistung der französischen Widerstandsbewegung. Die Kollaboration besteht in der Nutznießung der Seuche durch Schmuggler, Kriminelle und den Geistlichen Paneloux. Auch wenn die Pest am Ende besiegt ist, wird davor gewarnt, dass der Triumph nicht endgültig sein kann.


»Aber Rieux, was hatte er gewonnen? Sein einziger Gewinn war, daß er die Pest gekannt hatte und ihm die Erinnerung daran blieb, daß er die Freundschaft gekannt hatte und ihm die Erinnerung daran blieb, daß der die innige Verbundenheit kannte und ihm eines Tages nur noch die Erinnerung daran bleiben würde. Alles, was der Mensch im Spiel mit der Pest gewinnen konnte, waren Erkenntnisse und Erinnerung.«

Nichts kann die Pest besser charakterisieren als dieser Satz.


»Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.«

Ernst Bloch


Literatur:

Die Pest
Die Pest
von Albert Camus

Klassiker der Weltliteratur: Albert Camus - "Die Pest" - www.youtube.com




Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Samstag, 25. Januar 2020

»Die Ermittlung« von Peter Weiss


Vor 75 Jahren wurde das KZ Ausschwitz von der Roten Armee befreit. Auschwitz-Birkenau war das größte NS-Vernichtungslager und die Verkörperung des Grauens. Für die Insassen war das Lager die Hölle. Mindestens 1,1 Millionen Menschen wurden hier während des Zweiten Weltkriegs ermordet.

Der Mord an den Juden war Völkermord. Die Täter beriefen sich im Zweifel darauf, daß alles von der Führung gewollt war und verantwortet wurde. Die innere Motivation war so aufgebaut, daß alles zum Wohl der Deutschen Volkes geschehen müsse, bis hin zum Massenmord an Untermenschen. Das erklärt die Verbrechen, entschuldigt sie aber nicht.

Es war das bis dahin grösste Gerichtsverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte: Am 20. Dezember 1963 begann der erste Auschwitz-Prozess im Plenarsaal der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Angeklagt waren 21 Mitglieder der Wachmannschaften des Konzentrationslagers Auschwitz wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord. Insgesamt wurden 360 Zeugen befragt. Sechs Beschuldigte erhielten nach einem über zweieinhalbjährigen Prozess lebenslange Zuchthausstrafen. Drei Angeklagte wurden freigesprochen. Der Prozeß endete im August 1965. Zwei Monate später wurde der Prozeß in einem Theaterstück bearbeitet.

»Die Ermittlung« ist ein Theaterstück des Dramatikers Peter Weiss von 1965 , das den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters thematisiert. Es wurde am 19. Oktober 1965 im Rahmen einer Ring-Uraufführung an fünfzehn west- und ostdeutschen Theatern sowie von der »Royal Shakespeare Company«, London, uraufgeführt. Die Ermittlung trägt den Untertitel „Oratorium in elf Gesängen“. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück aus den Protokollen Bernd Naumanns.

Das Theaterstück »Die Ermittlung« des deutsch-schweizerischen Schriftstellers Peter Weiss (1916 - 1982) hat den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main (Dezember 1963 - August 1965) zum Inhalt. Das Bühnenspiel, es wird dem dokumentarischen Theater zugeordnet, wurde 1965 gleichzeitig an 15 Orten uraufgeführt. Von der Rampe bis zur Todeskammer, in einem "Oratorium in 11 Gesängen" lässt Peter Weiss die Vertreter der Anklage und der Verteidigung, die Angeklagte und Zeugen über die "Hölle auf Erden", meint Auschwitz, verhandeln. Die von den Nationalsozialisten maschinell betriebene Tötung von Millionen völlig unschuldiger Menschen bleibt unfassbar.

Die Ermittlung sollte Teil eines umfassenderen „Welttheater“-Projekts werden, das der Struktur der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri folgte. Das dreiteilige Dramenprojekt sollte die Jenseitssphären Hölle, Paradies und das dazwischen liegende Fegefeuer umfassen. In Umkehrung der Überzeugungen Dantes sollte »Die Ermittlung« dabei dem „Paradiso“ der Dante-Konzeption entsprechen und das Paradies der Ort der Verzweiflung für die Leidtragenden sein.

Das 1964 verfasste Drama »Inferno«, das erst 2003 aus dem Nachlass publiziert wurde, führte das abzubildende Jenseitsreich auch im Titel. Aufgrund der zeitgeschichtlichen Bedeutung des Auschwitz-Prozesses wurde das Divina-Commedia-Projekt jedoch zurückgestellt und der dritte Teil als Die Ermittlung separat veröffentlicht.

Das Stück stellt die Aussagen der von Weiss anonym gehaltenen Zeugen denen der namentlich genannten Angeklagten KZ-Aufseher gegenüber. Die Aussagen der Zeugen bieten einen Einblick in die Grausamkeit des Lagerlebens und die Details der Greueltaten, sie öffnen den Blick auf das nackten Grauen. Demgegenüber wirken die Rechtfertigungs- und Distanzierungsversuche der Angeklagetn angesichts der Faktenlage zynisch und die decken die Widersprüche in den Aussagen schonungslos auf.

Literatur:


Die Ermittlung
von Peter Weiss


Die Ermittlung
von Peter Weiss

Video:

DOKUMENTATION DIE ERMITTLUNG - Youtube

Dienstag, 10. Dezember 2019

Verleihung des Literaturnobelpreis an Peter Handke

Peter Handke

Peter Handke hat den Literaturnobelpreis auf jeden Fall verdient, denn dieser Preis wird von dem schwedischen Nobelpreis-Komitee für das literarische Werk eines Schriftstellers verliehen.

Dass ein Schriftsteller politisch falsche Einschätzungen trifft oder fragwürdige Haltung zeigt, ist für die Verleihung des Literatur-Preises nicht maßgebend!

"Ich schreibe nicht mit Meinungen. Ich habe niemals eine Meinung gehabt, ich hasse Meinungen."

Leider können viele Medien dies nicht ausreichend differenzieren, sondern versuchen vehement, einen sich politisch unklug verhaltenden Schriftsteller auf seine Haltung festzunaglen. Dies hat aber mit seinem verfassten litarischen Werk nichts zu tun.


Der umstrittene österreichische Literaturnobelpreisträger Peter Handke ist in seiner Nobelvorlesung nicht auf die Kritik an seiner Haltung zum Jugoslawien-Konflikt eingegangen. Stattdessen richtete er sein Hauptaugenmerk in seinem Vortrag in der Schwedischen Akademie auf ein zentrales Werk aus seiner Schaffenszeit. "Spiele das Spiel. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts", zitierte Handke aus dem 1981 erschienenen Drama »Über die Dörfer«, das von einem Konflikt zwischen drei Geschwistern und dessen friedlicher Lösung handelt. "Der ewige Friede ist möglich", zitierte Handke die Figur Nova.

Die Haltung der deutschen Medien zur Zerstörung von Jugoslawien musste nachträglich korrigiert werden. Es fand ein dreitägiges Hearing beim ZDF statt, in der die Medienlügen die Hauptrolle spielten. Schlagwort: "Es begann mit einer Lüge."

Übrigens teilten damals viele Intellektuelle Handkes Position, u.a. Rudolf Augstein und Claus Peymann. Es gibt einen sehr guten Aufsatz von Wiglaf Droste in der taz anlässlich der Ankündigung, Handke den Heinepreis der Stadt Düsseldorf zu verleihen - mit ähnlicher Kontroverse wie heute. Wiglaf Droste fand die passende Antwort darauf - natürlich auf Seiten Handkes.

Handke hat nichts zu revidieren. Er hat in einem Wust wüster Kriegspropaganda seine Meinung gesagt. Mit dem erheblichen Erfolg für ihn persönlich, dass genau die Journalisten, die damals logen, dass sich der Balkan bog, ihn heute wieder angreifen, wenn er nicht ihre Schallplatten leiert. Solche Figuren zu Feinden zu haben, ehrt.

Das ist der Unterschied zwischen einer bezahlten Feder und einem Literaten von Weltrang. Ich erinnere an Boris Leonidowitsch Pasternak und an Alexander Issajewitsch Solschenizyn, beide Nobelpreisträger (einer musste ablehnen), die von der dortigen Systempresse ebenfalls unter Feuer genommen wurden.

In diesem Zusammenhang ist noch Emile Zola und die Dreyfuss-Affäre erwähnen. Wenn auch Dreyfus billiger davogenommen ist als Milosevic. Handkes Größe ist nur an solchen Genies messbar. Aus welchen Gründen auch immer, er hat es praktisch der Wahrheit und Gerechtigkeit wegen mit einer Hälfte der Welt angelegt.


Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Peter Handke ist ein bekannter österreichischer Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur. Er gilt als vielseitiger Schriftsteller und als Meister der Form. Er sieht sich als Epigone einer entpolitisierten Literatur, doch das macht seine Literatur um ihrer selbst wertlos.

Weblink:

"Sei nicht die Hauptperson" - www.zeit.de/kultur

Montag, 2. Dezember 2019

Botho Strauß 75. Geburtstag

Botho Strauß

Botho Strauß wurde vor 70 Jahren am 2. Dezember 1944 in Naumburg an der Saale als Sohn eines Lebensmittelberaters geboren. Strauß ist ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker. Er gehört zu den erfolgreichsten und meistgespielten zeitgenössischen Dramatikern auf deutschen Bühnen.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Remscheid und Bad Ems studerte er fünf Semester Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie in Köln und München. 1967-1970 Redakteur und Kritiker der Zeitschrift „Theater heute“. 1970-1975 dramaturgischer Mitarbeiter an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin.

Nach dem Studium der Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie arbeitete Strauß von 1967 bis 1970 als Redakteur bei der Zeitschrift "Theater heute" und war von 1971 bis 1975 Dramaturg und Mitarbeiter von Peter Stein an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin. 1972 trat Strauß mit dem Stück "Die Hypochonder" erstmals als Dramatiker in Erscheinung. Seine zweite Arbeit "Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle" stieß ebenso wie die erste bei der Kritik auf Ablehnung. Erst mit der "Trilogie des Wiedersehens" (1976) gelangte er zu allgemeiner Anerkennung.

Botho Strauß ist Mitglied des PEN-Zentrums und lebt als freier Schrifsteller in Berlin. Sein schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet; 1987 wurde ihm der Jean-Paul-Preis und 1989 der Georg-Büchner-Preis verliehen. Seine Theaterstücke gehören zu den meistgespielten an deutschen Bühnen.

Den großen Roman seiner Generation hat er nicht geschrieben, den ihm als junger Mann Marcel Reich-Ranicki voraussagte. Sonst aber hat Botho Strauß ziemlich alles erreicht. Er ist einer der wichtigsten Dramatiker der Gegenwart.

Er hat mit seinem Roman "Paare, Passanten" (1981) in die Literaturgeschichte geschrieben. Gehört neben Peter Handke und Volker Braun zu den wortmächtigsten deutschsprachigen Schriftstellern. Mit dem Georg-Büchner-Preis erhielt er 1989 den bedeutendsten deutschen Literaturpreis.

Mit Büchern wie "Die Nacht mit Alice, als Julia ums Haus schlich" (2003) oder "Die Unbeholfenen" (2007) – Texte, die die Grenze zur Philosophie überschreiten – hat er seinen Ruf als Prophet gefestigt, der nicht müde wird, Zivilisationskritik zu üben.

In seinem Buch "Herkunft", das wie auch das Gedankenbuch "Allein mit allen", erinnert sich Strauß an die Jugend in Bad Ems.

Strauß hat sich immer getraut, gegen den Strom zu denken. Das hat ihm nicht selten Kritik eingebracht, wie 1993 nach der Publikation seines „Anschwellenden Bocksgesanges“. Mitunter neigt er zum Pathos, dann aber ist er wieder ganz modern.

Literatur:

Herkunft
»Herkunft« von Botho Strauß

Montag, 21. Oktober 2019

Jack Kerouac 50. Todestag

Jack Kerouac

Jack Kerouac - eigentlich Jean-Louis Lebris de Kérouac - starb vor 50 Jahren am 21. Oktober 1969 in Saint Petersburg, Florida. Jack Kerouac war ein amerikanischer Schriftsteller franko-kanadischer Herkunft und einer der wichtigsten Vertreter der Beat Generation. Der Begriff wurde etwa 1948 von Kerouac eingeführt, der so sein soziales Umfeld im Gespräch mit John Clellon Holmes beschrieb.


Kerouac beendet 1943 einen ersten ernsthaften Roman, »The Sea is my Brother« (2010 veröffentlicht). Er schreibt 1946 bis 1948 an »The Town and the City« (1950), seinem ersten veröffentlichten Buch. Danach beginnt er »Doctor Sax«, gab das Werk aber zunächst für die Arbeit an »On the Road« auf, mit der er im Herbst 1948 begann und im Chelsea Hotel in New York schrieb.

Jack Kerouac wurde am 12. März 1922 in Lowell, Massachusetts, geboren.

Dienstag, 24. September 2019

Günter Kunert im Alter von 90 Jahren gestorben

Günter Kunert

Günter Kunert ist gestorben. Er starb am Samstag im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Kaisborstel bei Itzehoe.

Günter Kunert ist ein deutscher Schriftsteller, der mit seinem Werk in besonderem Maße die Literatur der beiden deutschen Staaten, das heißt die Kompliziertheit ihrer Wechselbeziehungen und ihrer unterschiedlichen Befindlichkeiten, sowie dann des wiedervereinigten Deutschlands repräsentiert.

Im Leben von Kunert spiegelt sich die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts: Der gebürtige Berliner war Sohn einer jüdischen Mutter und durfte während der Nazidiktatur keine höhere Schule besuchen. In einem seiner Schulzeugnis steht unter der Rubrik Glaubensbekenntnis "Dissident". Er wurde als "Halbjude" beschimpft" und musste miterleben, wie enge Verwandte deportiert und von den Nazis ermordet werden.

Kunert ist berühmt für seine skeptischen Gedichte, die vor ökologischen Katastrophen und Fehlentwicklungen warnen, für seine Miniaturen und kurzen Prosatexte, Notate, Hörspiele, Filme; als Romanautor kennt man ihn eher nicht.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges studierte er in Ost-Berlin fünf Semester Grafik, brach sein Studium dann jedoch ab. 1948 trat er der SED bei. Er lernte Bertolt Brecht und Johannes R. Becher kennen. Kunert kritisierte das DDR-Regime und gehörte 1976 zu den Erstunterzeichnern der Petition gegen die Ausbürgerung seines Freundes Wolf Biermann. Ein Jahr später wurde ihm die SED-Mitgliedschaft entzogen, 1979 reiste er mit seiner ersten Frau Marianne und sieben Katzen nach Westdeutschland aus.

Alles Schreiben in der DDR war der Versuch, geistig - und nicht unbedingt materiell - zu überleben.
In seinen Arbeiten nimmt er eine kritische Haltung zu Themen wie Fortschrittsgläubigkeit, Nationalsozialismus und der Politik des DDR-Regimes ein. Während seine frühen Gedichte, pädagogisch-kritisch argumentierend, dem sozialistischen Realismus verpflichtet waren und dem Fortschritt dienen sollten, nahm er später eine zunehmend skeptische und pessimistische Haltung ein.

Günter Kunert ist seit 1981 Mitglied der »Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung«, seit 1988 Mitglied der »Freien Akademie der Künste Hamburg« und war von 2005 bis 2018 Vorstandspräsident des »P.E.N.-Zentrum« deutschsprachiger Autoren im Ausland und seit 2008 Ehrenmitglied des »Fördervereins Gefangenenbüchereien e.V.«

Er erhielt für sein umfassendes Werk zahlreiche Literaturpreise: »Heinrich-Mann-Preis« (1962), »Johannes-R.-Becher-Preis« (1973), »Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf« (1985), das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1989), »Mainzer Stadtschreiber« (1990).

Günter Kunert ist seiner der wenigen noch lebenden Schriftsteller, der die Sozialisation der DDR durchlaufen und verinnerlicht hat, um davon zu erzählen. Sein Pessimismus ist legendär, aber von Resignation will er nichts wissen. Kunert schreibt weiter – auch "um mit dem Kopf in Bewegung zu bleiben".

Im Februar 2019 erschien unter dem Titel »Die zweite Frau« im Wallstein Verlag ein vor mehr als 40 Jahren entstandener, bisher unbekannter Roman, dessen Manuskript von Kunert „vor kurzem zufällig in einer Truhe entdeckt“ wurde.

Vor 45 Jahren versteckte er es in einer Kiste, weil er davon ausging, dass es zu kritisch sei, um in der DDR veröffentlicht zu werden. Beim Aufräumen fand er es wieder und entschied sich, das Buch zu veröffentlichen. Er widmete es seiner zweiten Frau Erika.

Günter Kunert wurde vor 90 Jahren am 6. März 1929 in Berlin geboren.


Weblinks:

Günter Kunert im Alter von 90 Jahren gestorben - www.zeit.de

Günter Kunert: Schreiben als Gymnastik - www.mdr.de


Literatur:

Die zweite Frau
Die zweite Frau
von Günter Kunert

Ohne Umkehr
Ohne Umkehr
von Günter Kunert

Samstag, 21. September 2019

»Der Stechlin« von Theodor Fontane

Stechlinsee

»Der Stechlin« von Theodor Fontane entstand in den Jahren 1895 bis 1897 und wurde erstmals 1897 in der Zeitschrift »Über Land und Meer« publiziert. Die Buchausgabe erschien 1899. »Der Stechlin« ist Fontanes letzter großer Roman.

Der Sage nach steht der Stechlinsee mit der gesamten Welt in Verbindung, und wenn sich irgendwo ein außergewöhnliches Naturphänomen ereignet, zeigt sich hier ein Zeichen davon. An diesem See lebt, plaudert und stirbt der alte Herr von Stechlin, und die Ereignisse am See geben tatsächlich wie in einem Brennpunkt die Geschehnisse weiter Umkreise, in der Stadt und in der Gesellschaft, wieder; das Vergangene mischt sich mit dem Neuen, der vergessene Ort in der Mark Brandenburg wird von den sozialen Veränderungen eingeholt.

In den Gesprächen zwischen Alten und Jungen, zwischen Landbewohnern und Städtern entfaltet sich so das gesellschaftliche Panorama der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert, ohne Kommentare und Wertungen vorzugeben. Die Fontane’sche Ironie und psychologische Präzision zeichnen gesellschaftlich geschaffene Individuen, die entweder gegen ihre Menschlichkeit kämpfen oder sie trotz der Zwänge zu bewahren versuchen.


Mit seinem ganz eigenen Ton, der dialogisch die Voraussetzungen und Folgen der Ereignisse schildert, die selbst Leerstellen bleiben, und mit seiner Haltung, die gesellschaftliche Regeln kritisiert, aber nicht ausdrücklich verwirft, hat Theodor Fontane einen der großen, nicht unumstrittenen Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts verwirklicht, der an die Humanität appelliert.

Seine Hauptfigur, der alte Dubslav von Stechlin, trägt den gleichen Namen wie der tatsächlich existierende nahegelegene See, der stimmungsvoll in die märkische Landschaft eingebettet ist.

Fontanes Alterswerk ist eine der schönsten Geschichten der Mark Brandenburg. Eine Erzählung mehr über seine Heimat zu erfahren. Es ist auch ein Stück Identitätssuche bzw. Erkenntnis.

Leichthin geführte Unterhaltungen und tiefsinnige Gespräche vermitteln die Melancholie einer Spätzeit, voll Skepsis und doch versöhnlich. Die mit Sympathie gezeichnete Hauptfigur trägt Züge ihres Autors, der im Jahr nach der Veröffentlichung starb.


In dem Roman plätschert wie bei Stifter alles seicht dahin, der gesellschaftliche Wandel blitzt gelegentlich durch, insgesamt aber heißt es leben und leben lassen. Aber gerade weil es so leicht plätschert, ist das Buch eine Erholung, wenn man sich eingelesen hat und den Stil aushalten kann.


Literatur:

Der Stechlin
Der Stechlin
von Theodor Fontane

Der Stechlin Taschenbuch
Der Stechlin
von Theodor Fontane Taschenbuch


Weblinks:

Theodor Fontane -Biografie - www.die-biografien.de

Theodor Fontane-Zitate - www.die-zitate.de

Samstag, 24. August 2019

Jorge Luis Borges 120. Geburtstag


Jorge Luis Borges wurde vor 120 Jahren am 24. August 1899 in Buenos Aires geboren. Jorge Luis Borges war ein argentinischer Schriftsteller und Bibliothekar. Borges verfasste eine Vielzahl phantastischer Erzählungen und Gedichte und gilt als Mitbegründer des »Magischen Realismus«.

Er studierte dann in Spanien, wo er mit einigen zeitgenössischen Dichtern in Kontakt kam. Mit etwa fünfzig Jahren war er vollständig erblindet, was ihn jedoch nicht daran hinderte, mit Hilfe von Freunden noch mehrere Jahrzehnte hindurch schriftstellerisch tätig zu sein. Ab 1955 war Borges Direktor der argentinischen Nationalbibliothek.

Literarisch beeinflusst wurde Borges vor allem von Macedonio Fernández, Rafael Cansinos Assens, englischsprachiger Literatur von Walt Whitman, Gilbert Keith Chesterton, George Bernard Shaw, Thomas De Quincey, Franz Kafka und dem Taoismus. Seine philosophischen Anschauungen, die dem erkenntnistheoretischen Idealismus verpflichtet sind und sich in seinen Erzählungen und Essays wiederfinden, bezog Borges vornehmlich von George Berkeley, David Hume und Arthur Schopenhauer.

Mit dem argentinischen Schriftsteller Adolfo Bioy Casares verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Borges war Mitbegründer der „lateinamerikanischen Phantastik“ und einer der zentralen Autoren der von Victoria Ocampo und ihrer Schwester Silvina 1931 gegründeten Zeitschrift »Sur«, die sich dem kulturellen Austausch zwischen Lateinamerika und Europa widmete.

Jorge Luis Borges ist einem größeren Publikum durch seine phantastischen Erzählungen bekannt geworden. Er verfasste außerdem zahlreiche Gedichte, Essays, gab Bücherkataloge und Zitatsammlungen heraus, arbeitete für Zeitschriften und war als Übersetzer tätig. Darüber hinaus hat er unter den Pseudonymen B. Suarez Lynch und H. Bustos Domecq Werke veröffentlicht, die in Zusammenarbeit mit Adolfo Bioy Casares entstanden.

Borges wählte für seine Werke immer eine kurze Form: wenige seiner Texte sind länger als zehn oder fünfzehn Seiten. Seine Prosa ist immer dicht, gewählt, treffend, stilistisch vornehm und ohne jedes überflüssige Wort. Er vertrat die Theorie, dass auch Unterhaltungsliteratur literarisch wertvoll sein kann. Er schätzte die Kriminalromane von Arthur C. Doyle ebenso wie William Shakespeares Dramen.

Borges, der Vielleser par excellence, hat in seinen Essays seinen ganzen Wissensfundus in anregende und beinah augenzwinkernd schöne Literatur verpackt und schafft es immer wieder, einen über das Unmögliche und Mögliche von Literatur, Mensch und Universum in Staunen zu versetzten.

Seine Erzählungen sind noch mal eine andere Art von Prosa. Zwar ist auch in ihnen die knappe, wohldurchdachte Erzählkunst, gepaart mit einer Art bedächtigem Esprit, zu finden, doch sind Borges Erzählungen ungleich verschlüsselter, und gerade wenn man sie seinen vollendeten Essays gegenüberstellt, wirken sie fast schon etwas fragmentarisch, vor allem in der Wirkung.

Eine besondere Vorliebe hatte er für metaphysische Literatur, die er als „einen Zweig der phantastischen Literatur“ ansah. Borges war mit den Werken deutscher Philosophen wie Arthur Schopenhauer oder Oswald Spengler vertraut, die er im deutschen Original las. Die Vertrautheit mit der literarischen Tradition vieler Kulturen spiegelt sich in der Vielfalt seines eigenen literarischen Werks wider.

Zu den bekanntestsen Werken von Jorge Luis Borges gehören die Erzählungen »Die Bibliothek von Babel« (1941), »Untersuchung des Werks von Herbert Quain« (1941), »Tlön, Uqbar, Orbis Tertius« (1944), »Die Kreisförmigen Ruinen« (1944), »Der Garten der Pfade, die sich verzweigen« (1944), »Das Aleph« (1949) und »Der Süden« (1953).

Jorge Luis Borges starb am 14. Juni 1986 in Genf.

Mittwoch, 17. Juli 2019

Andrea Camilleri gestorben


Andrea Camilleri ist tot. Der 93-Jährige starb am Mittwoch im Krankenhaus in Rom. Andrea Camilleri war ein erfolgreicher Drehbuchautor, Theater- und Fernsehregisseur und Schriftsteller und einer der meistgelesenen Autoren Italiens.

1942 begann der in Agrigent aufgewachsene Camilleri für Theater und Rundfunk als Regisseur zu arbeiten. Er machte sich damit verdient, Werke von August Strindberg, Samuel Beckett, Eugène Ionesco und T. S. Eliot in Italien einzuführen.

Bekannt geworden ist Andrea Camilleri, durch seine Bestsellerkrimis um den Commissario Montalbano. Er hat mehr als 100 Bücher geschrieben, schaffte aber erst mit fast 70 Jahren mit seinen "Montalbano"-Krimis den Durchbruch. Die Bücher wurden 1994 zuerst in Italien veröffentlicht und dann in 30 Sprachen übersetzt.

In seine Romanen ging es immer wieder um Korruption und Kriminalität. Doch sein Werk hat noch eine ganze Reihe anderer Facetten. In vielen weiteren Romanen und Erzählungen beeindruckt er seine Leser, erscheinen sie nun in historischem oder kriminalistischem Gewand.


Außerdem hat Camilleri Gedichte und Essays verfasst sowie als Regisseur und Universitätsdozent gearbeitet. Fast immer präsent ist dabei ein verbindendes Element: Camilleris Heimat Sizilien. Auch wenn er in Rom gelebt hat, ist der dreifache Vater seinen sizilianischen Wurzeln immer treu geblieben und holt sich die Inspiration für seine Werke immer wieder auch bei Spaziergängen durch seinen Geburtsort und Zweitwohnsitz Porto Empedocle.

Mit seiner Romanfigur Commsissrio Montalbano begeisterte er Millionen Leser weltweit. Der Commissario hat ihn ihn unsterblich gemacht. Italien ist um den Schöpfer des Commissario Montalbano ärmer geworden.

Andrea Camilleri wurde am 6. September 1925 in Porto Empedocle auf Sizilien geboren.

Weblink:

Andrea Camilleri gestorben - Erfinder des Commissario Mmontalban - www.nzz.ch/feuilleton

Literatur:

Mein Ein und Alles
Mein Ein und Alles
von Andrea Camilleri


Donnerstag, 20. Juni 2019

Pascal Mercier 75. Geburtstag

Peter Bieri

Pascal Mercier wurde vor 75 Jahren am 23. Juni 1944 in Bern geboren. Pascal Mercier heißt im richtigen Leben Peter Bieri und ist Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Bieri ist ein Schweizer Philosoph und Schriftsteller.

Als Pascal Mercier erwies sich Peter Bieri - so der Geburtsname des Schweizers - als ein Romancier unter Philosophen. Man merkt den Philosophen Bieri hinter Mercier - fein gemacht, schön geschrieben, treffend eingefangen, tief beobachtet.

Nach seinem Abitur ging er für ein Jahr nach London, bevor er in Heidelberg sein Studium der Philosophie, Indologie, der Klassischen Philologie und Anglistik begann. Dort hat er auch 1971 promoviert und 1981 habilitiert. Während eines Forschungssemesters Ende der achtziger Jahre begann Peter Bieri sich mehr auf sein literarisches Werk zu konzentrieren.

Nach einer Reise nach Venedig beschloss er Romane zu schreiben, um „der Schwerkraft der Gefühle“ zu folgen und seinem inneren Drang nachzugeben. Er sagt selbst über sich, dass er zur Entwicklung einer Geschichte nur eine kleine Portion Welt benötigt.

Seinen ersten Roman »Perlmanns Schweigen« veröffentlichte er 1995 unter dem Pseudonym Pascal Mercier, lüftete dies aber bereits bei seinem zweiten Werk »Der Klavierstimmer«. Der Durchbruch zum Bestsellerautor gelang ihm dann 2004 mit dem Buch »Nachtzug nach Lissabon«, welches in 15 Sprachen übersetzt wurde.

Der Roman um den Berner Altsprachenlehrer Raimund Gregorius, der eines Tages aus dem eingefahrenen Trott ausbricht und sich auf eine abenteuerliche Sinnsuche begibt, wurde weltweit zu einem der meistverkauftesten Bücher eines Schweizer Schriftstellers.

Peter Bieri hat bisher vier Romane veröffentlicht: (1995), »Der Klavierstimmer« (1998), »Nachtzug nach Lissabon« (2004) und »Lea« (2007).

Bieri ist verheiratet mit der Malerin Heike Bieri-Quentin, er lebt mit seiner Frau in Berlin. Im Jahr 2006 erhielt der Schweizer für sein literarisches Werk den »Marie-Luise-Kaschnitz-Preis«.

Literatur:

Nachtzug nach Lissabon
Nachtzug nach Lissabon
von Pascal Mercier

Perlmanns Schweigen
Perlmanns Schweigen
von Pascal Mercier

Weblink:

Dem Autor Peter Bieri zum Siebzigsten - FAZ - www.faz.net

Donnerstag, 6. Juni 2019

Alexander Puschkin 220. Geburtstag

Alexander Puschkin

Alexander Puschkins Geburtstag jährt sich am 6. Juni zum 220. Male. Alexander Puschkin wurde am 6. Juni 1799 in Moskau als Sohn eines adligen Gardeoffiziers geboren.

Puschkin gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur und gilt für die meisten seiner Landsleute als der russische Nationaldichter. Der russische Nationaldichter gilt als Begründer der modernen russischen Kunstprosa. Er ist ein Wegbereiter des Realismus und war der westeuropäischen Literatur zugetan.

Puschkins unvollendetes Leben endete auf tragische Weise. Puschkin wurde im Duell mit Georges-Charles de Heeckeren d'Anthès tödlich verwundet, einem französischen Offizier, der dem Chevalier Guard Regiment diente, der versuchte, die Frau des Dichters Natalia Pushkina zu verführen.


Als Lyriker und Schriftsteller war er zeitlebens provokant, seine Werke unterlagen der Zensur. Er ist einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller, zu seinen bekanntesten Werken zählen u. a. Eugen Onegin, Boris Godunow und Die Hauptmannstochter.

Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg; er schuf einen erzählerischen Stil, der Drama, Romantik und Satire mischte – ein Stil, der seitdem untrennbar mit der russischen Literatur verbunden ist und zahlreiche russische Dichter massiv beeinflusste. Seine romantischen Zeitgenossen waren Byron und Goethe. Er wurde beeinflusst von Voltaire und den Shakespeareschen Tragödien.


Während er sich unter der strengen Überwachung der politischen Polizei des Zaren befand, und er nicht in der Lage war, Bücher zuveröffentlichen, schrieb Puschkin sein bekanntestes Stück, das Drama »Boris Godunov«. Seinen Versroman, »Eugen Onegin«, schrieb er zwischen 1825 und 1832.

Puschkin starb am 10. Februar 1837 in Sankt Petersburg an den Folgen einer Schussverletzung nach einem Duell.

Literatur:

Jewgeni Onegin: Roman in Versen
Jewgeni Onegin: Roman in Versen
von Alexander Puschkin

Erzählungen
Erzählungen
von Alexander Puschkin