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Dienstag, 22. Januar 2019

August Strindberg 170. Geburtstag

August Strindberg

August Strindberg wurde vor 170 Jahren am 22. Januar 1849 in Stockholm geboren. Strindberg war ein berühmter schwedischer Schriftsteller und Dramatiker.

August Strindberg gilt als einer der wichtigsten schwedischen Autoren der Neuzeit. Der Dramatiker, der zugleich Lyriker, Romancier und Essayist war, beeinflusste nachhaltig die Literatur der Moderne und provozierte auch mit seinem Privatleben.

Nach ergebnislosen Versuchen, Medizin zu studieren und Schauspieler zu werden, schrieb Strindberg 1869 sein erstes Drama "Eine Namentagsgabe", das bis heute verschollen blieb. Bekannt wurde er durch "Das rote Zimmer" (1879), einem gesellschaftskritischen Roman mit satirischen Zügen.

Seinen Weltruhm verdankt Strindberg naturalistischen Psychodramen um Hassliebe und Geschlechterkampf wie "Fräulein Julie" (1888) und "Totentanz" (1900).

Strindbergs geistige Krisen fanden Eingang in sein dichterisches Werk: In der Trilogie "Nach Damaskus" (1898-1901) verarbeitete er seine Wahnvorstellungen und die Suche nach einem religiösen Halt.

Von den Kammerspielen für das von ihm gegründete "Intime Theater" erzielte "Gespenstersonate" (1907) den größten Erfolg.

August Strindberg starb am 14. Mai 1912 in Stockholm.

Strindberg-Biografie:

Strindberg: Ein Leben
Strindberg: Ein Leben
von Per Olov Enquist

Samstag, 5. Januar 2019

»Die Physiker« von Friedrich Dürrenmatt


Die Physiker. Eine Komödie in zwei Akten


»Die Physiker« von Friedrich Dürrenmatt ist eine Tragikkomödie mit humorvollen Anklängen - Das Drama des letzten Lachens vor dem Ende der Welt. Die Physiker ist eine Komödie in zwei Akten des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt. Sie entstand im Jahr 1961 und wurde am 21. Februar 1962 unter der Regie von Kurt Horwitz im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. 1980 überarbeitete Dürrenmatt das Theaterstück zu einer Endfassung für seine Werkausgabe.


Drei Physiker haben sich in eine Inrrenanstalt geflüchtet, simultieren den Schwachsinn, um die Weltverncihtungsformel geheim zu halten bzw. zu stehlen. Möbius ist der Entdecker der Formel und der Moralist. Er spielt Irrsinn, er fingiert die Heimsuchung durch den Geist Salomos, um das, was er entdeckte, als Produkt des Irrsinns zu diffamieren. Doch zwei Geheimagenten, ebenfalls als Wahnsinnige getarnt, sind ihm auf der Spur.


Schauplatz der Handlung ist ein Heilsanatorium für Geisteskranke, in dem sich kurz nacheinander drei Mordfälle ereignen. Die Täter sind die drei Patienten - besser bekannt als die drei Physiker Newton, Einstein und Möbius. Nacheinander stellen sie den Inspektor vor eine schier unlösbare Aufgabe, da es so scheint, als habe keiner der Täter ein Motiv, seine ihm zugeteilte Krankenschwester zu ermorden.




Die drei Physiker ermorden ihre Krankenschwestern, weil sie um ihre Geheimnisse fürchten. Als die Polizei mit ihren Ermittlungen der Todesfälle eintrifft, vernichtet Möbius seine Formel. Es gelingt ihm, auch seine beiden Kollegen davon zu überzeugen, ihr gefährliches Wissen zu verschweigen, damit die Welt vor dem Untergang bewahrt werde. Doch der Pakt der Physiker kommt zu spät. Mathilde von Zahnd, die missgestaltete Besitzerin und Chefärztin des Irrenhauses, hat bereits Möbius’ sämtliche Aufzeichnungen kopiert. Als die einzig wirklich Verrückte glaubt sie tatsächlich, im Auftrag König Salomos zu handeln, und will mit der Formel die Weltherrschaft erringen. Die Physiker aber, durch die von ihr eingefädelten Morde öffentlich als Verrückte gebrandmarkt, bleiben im Irrenhaus eingesperrt und haben keine Möglichkeit mehr, von Zahnds Pläne zu verhindern.




Die von Friedrich Dürrenmatt verfasste Komödie »Die Physiker« thematisiert die verheerenden Folgen, welche die Wissenschaft zur Folge haben können. Trotz humorvoller Anklänge stellt Dürrenmatt jene Dimensionen dar, die die Vernichtung der Menschheit bedeuten können.


In »Die Physiker« wird auf vertraut tragikomische Weise ein sehr ernstes und anspruchsvolles Thema behandelt: die Verantwortlichkeit der Wissenschaft gegenüber der Welt. Ein Wissenschaftler hat eine Entdeckung gemacht, die die Gefahr der Vernichtung der Welt in sich birgt und damit zur Grundfrage des Stücks nach der Verantwortung der Wissenschaft führt. Dürrenmatt verknüpft diese Thematik mit seiner Dramentheorie, nach der jede Geschichte, ausgelöst durch den Zufall, die schlimmstmögliche Wendung nehmen müsse. Daher werden die Physiker oft auch als Tragikomödie oder Groteske eingeordnet.

In dem Werk verhandelt wird die Frage nach der Verantwortlichkeit der Welt. Der Leser wird mit der Auseinanderstzung mit der Frage der Verantwortlichkeit der Wissenschaftler konfrontiert. Er soll sich fragen, wer die Verantwortung tragen soll, wenn nicht die Physiker.

Das Stück passt gut in den Geist der damaligen Zeit. Bereits die Uraufführung der Physiker war ein Erfolg. In der folgenden Saison avancierte es zum meistgespielten Theaterstück im deutschen Sprachraum und gehört heute zu den größten deutschsprachigen Theatererfolgen nach dem Zweiten Weltkrieg.


Literatur:


Die Physiker. Eine Komödie in zwei Akten
von Friedrich Dürrenmatt

Samstag, 14. Juli 2018

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow nimmt die Russische Revolution vorweg und beschreibt den Niedergang des Adels.
Es ist das letzte Stück des russischen Dramatikers, das die Geschichte der Gutsherrin Andrejewna Ranjewskaja erzählt, die unrealistische Illusionen für ihre Rettung aus dem Bankrott hegt. »Der Kirschgarten« ist ein Stück mit hoher Symbolik.

Im Zentrum des Geschehens steht der 22. August, der Tag, an dem der Kirschgarten versteigert werden soll. Wie ein Damoklesschwert hängen die Frist bis dahin und die Schulden über dem Figuren. Immerhin hängt ihr weiteres Leben vom Kirschgarten und dem Gut ab.

Andrejewna Ranjewskaja, die Gutsbesitzerin, ist erst vor kurzem aus Paris zurückgekehrt. Sie hat ihren Sohn verloren, ihr Geliebter in Paris hat sie ausgenommen, und mit ihrem Bruder hat sie alles Geld verprasst. Ihre Tochter Anja, genauso wie ihre Pflegetochter Warja und Charlotta, die Erzieherin, sind alle vom Gut abhängig. Der alte Diener Firs sowieso.


Für die Dame des Hauses ist der Kirschgarten ein Symbol für eine unschuldige, reine Jugend. Er ist der Inbegriff des Paradieses und des Glaubens daran, dass alles gut wird. Doch sie lebt in einer wirklichkeitsfremden Welt, schwelgt in Kindheitserinnerungen und gibt Feste; für die Rettung des Gartens und des Guts tut sie nichts.

Für den neureichen Kaufmann Lopachin ist dieser Garten jedoch nur ein reines Spekulationsobjekt. Am Ende wird er ihn ersteigern, die Bäume des schönen Kirschgartend unbedacht fällen und Ferienparzellen darauf errichten lassen.

Der bizarre Streit unter den Familienmitgliedern um den Erhalt des Kirschgartens steht dabei für das Festhalten an der alten Ordnung.

Literatur:

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechowv



Samstag, 30. Dezember 2017

1897 Uraufführung des »Cyrano de Bergerac«

Cyrano de Bergerac

Dem Autor Edmond Rostand gelang mit seinem romantisch-verklärten Versdrama »Cyrano de Bergerac« vor 120 Jahren der erste große Erfolg. Die Uraufführung fand am 28. Dezember 1897 am Pariser »Théâtre de la Porte Saint-Martin« statt.

Der langnasige, sprachgewandte und liebesschüchterne Held Cyrano von Bergerac liebt die begehrte Roxane, doch er verhilft ihr zum Liebesglück mit einem hübschen, aber in der Redekunst minder bemittelten Kadetten. Er souffliert ihm unter dem Balkon, schreibt für ihn Liebesbriefe aus dem Krieg und wirbt so mit seinem eigenen Geist durch den Körper des Schönlings um die Dame seines Herzens.


Mit Worten weiß der schöngeistige Offizier Cyrano de Bergerac ebenso virtuos umzugehen wie mit dem Degen. Doch während er so manchen Spötter, der sich allzu lautstark über seine riesige Nase mokiert, im Duell mühelos in die Schranken weist, verschlägt es dem wegen seiner Missgestalt schüchternen Gascogner in der Liebe zu seiner schönen Cousine Roxane die Sprache. Da bittet ihn der stattliche, aber tumbe Jüngling Christian, ihm seine Worte zu leihen, um ausgerechnet Roxane zu betören.


Edmond Rostands turbulent-romantische Verskomödie »Cyrano de Bergerac«, 1897 uraufgeführt, ist bis heute eines der meistgespielten französischen Theaterstücke.

Im 20. Jahrhundert wurde das Drama das meistgespielteste französische Theaterstück. 1950 wurde das Stück mit Jose Ferrer in der Titelrolle in Hollywood verfilmt und 1990 verfilmte es Jean-Paul Rappeneau mit Gerard Depardieu in der Hauptrolle.

1990 erlangte die turbulente Komödie durch die grandiose Verfilmung mit Gérard Depardieu in der Titelrolle neuerlichen Ruhm.

Literatur:

Cyrano de Bergerac
Cyrano de Bergerac
von Edmond Rostand













Samstag, 21. Januar 2017

»Des Teufels General« von Carl Zuckmayer

Carl Zuckmayer

Ein Jahr nach Kriegsende kehrte Carl Zuckmayer 1946 als ziviler Kulturbeauftragter des amerikanischen Kriegsministeriums erstmals nach Europa zurück. Carl Zuckmayer war einer der wenigen glücklichen und erfolgreichen Heimkehrer aus der Emigration.


Nach dem Krieg feierte Zuckmayer als Dramatiker grosse Erfolge auf der Bühne mit Stücken, welche dem damaligen Zeitgeist entsprachen. Sein größter Nachkriegserfolg war Stück »Des Teufels General« - ein Fliegerdrama als Parabel auf den Untergang des Nationalsozialismus. Das Drama bezieht sich auf den Tod des Fliegerasses Ernst Udet im Jahr 1941 in Russland.

Carl Zuckmayer hat mit »Des Teufels General« eines der ehrlichsten, objektivsten Werke über die Verstrickungen des Einzelnen in den Nationalsozialismus geschrieben. Das Thema ist so zeitlos, das es heute noch so aktuell ist, wie 1945, als es geschrieben wurde. Wie würde ich mich verhalten, wenn sich mir, nach einer langen Phase der Erfolglosigkeit und der fehlenden Perspektive, plötzlich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen würden? Der Preis dafür wäre, dem Teufel meine Seele zu verkaufen.

Die Handlung spielt in Deutschland im Dezember 1941: Hitlers Armee hat die Welt in einen fürchterlichen Krieg gestürzt. Die Führung der gefürchteten SS, die alles versucht, um die Macht im Land zu übernehmen, sucht aus strategischen Gründen die Nähe des berühmten Fliegergenerals Harras. Doch der passionierte Pilot ist nicht nur ein weltgewandter, eleganter Charmeur, sondern auch ein unverbesserlicher Spötter, der außer seiner Fliegerei nichts ernst zu nehmen scheint – am wenigsten die braunen Machthaber im Land.

Die Handlung basiert auf der Lebensgeschichte des Jagdfliegers Ernst Udet, der im Ersten Weltkrieg, gemeinsam mit Hermann Göring, im legendären Geschwader vom „Roten Baron" Manfred von Richthofen geflogen ist. Vor seiner Karriere im Dritten Reich verdingte sich der leidenschaftliche Pilot Udet als Kunstflieger bei Flugshows in den USA. Udet lebte für die Fliegerei. Deshalb ist es für den Leser gut nachvollziehbar, als er an zentraler Stelle in „Des Teufels General" sein Dilemma auf den Punkt bringt: in den USA bot sich ihm keine bessere Chance, als ein Clown der Lüfte zu sein, im faschistischen Deutschland aber konnte er maßgeblich am Aufbau und der Leitung der deutschen Luftwaffe beteiligt sein.

Zuckmayers Stück ist voller nachdenklicher, geistreicher und humorvoller Szenen. Ernst Udet war ein Lebemann und großer Unterhalter. Ernst Udet, der „Teufelsgeneral", war kein Heiliger, aber eben auch kein Scheinheiliger. Seine Geschichte lehrt, daß vom Dritten Reich eine enorme Anziehungskraft ausging, der viele Menschen erlegen sind und es von seinen vielen Mitläufern lebte.

Carl Zuckmayer gibt in „Des Teufels General" einem Mitläufer des Nationalsozialismus ein menschliches Gesicht. Weil der Zuschauer sich selbst in diesem Menschen wiederfinden kann, trägt diese Geschichte mehr zum Verständnis und zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (und jeder anderen totalitären Herrschaft) bei, als es bei unzähligen anderen Werken zu diesem Thema der Fall ist. Die Nationalsozialisten haben sich die Macht nicht erschlichen, sondern wurden demokratisch gewählt. Zuckmeyer verdeutlicht, warum dem so war. Nicht alle Deutschen waren überzeugte Nazis. Aber auch nur wenige waren wie Oskar Schindler. Die Mehrheit ähnelte wahrscheinlich „Des Teufels General".

Das im Dezember 1946 in Zürich uraufgeführtes Stück »Des Teufels General« war sein größter Nachkriegserfolg auf dem westdeutschen Theater. Allein in der Spielzeit 1948/49 wurde es 2.069 Mal gespielt. Das Drama wurde zehn Jahre nach Kriegsende 1955 von Regisseur Helmut Käutner mit Curd Jürgens in der Rolle der Generals Harras verfilmt. Die Figur des Harras ist nach dem Flieger und Luftwaffengeneral Ernst Udet gestaltet. In der Verfilmung glänzt Curt Jürgens mit seinen 40 Jahren als Harras - so heißt Udet in dieser Geschichte.

Elegisch auch Abgang des Teufels General:
Wenn ich schon des Teufels General war auf Erden und ihm den Weg gebombt habe, dann muss ich ihm auch Platz machen in der Hölle."

Literatur:


Des Teufels General
Des Teufels General
von Carl Zuckmayer

Weblink:

Des Teufels General - www.arte.tv


Mittwoch, 24. August 2016

»Bernarda Albas Haus« von Federico Garcia Lorca

Bernarda Albas Haus


»Bernarda Haus« (»La casa de Bernarda Alba«) on Federico Garcia Lorca ist eine anrührende Geschichte über die Tragödie von den Frauen in den Dörfern Spaniens. Die Geschichte erzählt ein bewegendes Frauenschicksal im ländlichen Spanien.

Das Drama spielt sich in einem andalusischen Dorf ab, wobei das andalusischen nur suggeriert wird: Weisse Mauern, heisser Sommer, Bernarda Alba ist die Mutter von fünf Kindern zwischen 20 und 39 Jahren. Schon früh im Roman - auf der zweiten Seite - beschimpfen die Bediensteten Bernarda als Tyrannin, welche das Schicksal der Frauen bestimmt.




Der Vater ist gestorben, deshalb dürfen die Töchter nach Brauch in Andalusien acht Jahre der Trauer das Haus, eben »La casa de Bernarda Alba«, nicht verlassen. Sie sind gefangen in den weissen Wänden, in welchen sich Intrigen und Eifersucht zu entwickeln beginnen: Die Töchter sind erwachsene Frauen und sehnen sich ihren Rechten als Frau und nach einem Mann. Dieser kommt auch, jedoch hat mehr als eine mit ihm in ihrgendeiner Art ein Verhältnis. Das Hauptthema des Autors Lorca ist die Frustration.

»Bernarda Albas Haus« bildet zusammen mit »Bluthochzeit« und »Yerma« und eine Trilogie, welche Stellung der Frau in der ländlichen Bevölkerung zum Thema hat.

Literatur:

Bernarda Albas Haus
Bernarda Albas Haus
von Federico Garcia Lorca

Sonntag, 31. Juli 2016

»Wilhelm Tell« von Friedrich Schiller

Wilhelm tell

Wilhelm Tell ist der Nationalheld der Schweiz, seine Taten viel gerühmt und bis heute unvergessen – und das, obwohl er vermutlich nie gelebt hat. Friedrich Schiller greift in seinem letzten vollendeten Drama den Mythos des Schweizer Freiheitskämpfers auf. Geschrieben in einem Zeitalter der Revolutionen aber auch des Humanismus, wird Tell zum Symbol für den freien, vernunftbegabten Menschen. Einmal mehr traf Schiller damit den Nerv seiner Zeit und bis heute hat das Stück nicht Aktualität verloren.

»Wilhelm Tell« ist Schillers letztes vollendetes Drama und bringt eine Utopie auf die Bühne: die Versöhnung der Interessen des Einzelnen und der Gesellschaft. Den historischen Hintergrund bildet der Schweizer Unabhängigkeitskampf gegen Habsburg im 13. Jahrhundert, aus dessen Umkreis die berühmte Tell-Sage stammt.

Wilhelm Tell weigert sich, die Vorherrschaft der Habsburger anzuerkennen, sieht sich aber vor allem als Einzelkämpfer, der nur in bestimmten Situationen für die Sache der Allgemeinheit eintritt. Erst nach der legendären Apfelschuss-Szene und seiner darauf folgenden Inhaftierung und Flucht setzt sich Tell, über seinen persönlichen Rachefeldzug hinaus, für ein selbstbestimmtes Leben der Schweizer ein.




Erzählt wird die Tell-Sage, wobei hier Tell eigentlich nicht so sehr im Mittelpunkt steht. Vielmehr geht es um die gesellschaftlichen Verhältnisse während der Besetzung der Schweizer Kantone durch Habsburg im ausgehenden 13. Jahrhundert.

Wilhelm Tell


Tell wird unfreiwillig zu Volkshelden, als er, weil er es für Nonsens hält, einen Hut auf einem Stock, der auf dem Marktplatz steht, nicht grüßt. Der Landvogt Gessler hatte aber allen befohlen dies zu tun, nun wird Tell vorgeladen und muß als Strafe mit Pfeil und Bogen einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen. Dies gelingt Tell, aber zu gleich erfährt der Landvogt, wenn Tell sein Kind und nicht den Apfel getroffen hätte, er den Landvogt mit einem zweiten Schuß getötet hätte.

Daraufhin läßt der Vogt Tell gefangen nehmen und will ihn über den Vierwaldstätter See nach Küsnacht überführen. Tell aber gelingt eine abenteuerliche Flucht. Weil Tell jedoch klar wird, dass der Vogt weiter tyrannisieren wird und auch Tell jagen wird, lauert Tell dem Vogt auf und erschießt ihm, unerkannt, oder besser natürlich hat keiner was gesehen, kehrt er zu seiner Familie zurück. Zwischenzeitlich wird auch der habsburgische Herrscher ermordet und die Schweizer nehmen ihren Freiheitskampf wieder auf und gründen die Schweiz mit ihren drei Urkantonen.


Weblink:

WilhelmTell-Portal - www.wilhelm-tell.info




Wilhelm Tell
von Friedrich Schiller

Samstag, 4. Juni 2016

»Die Stützen der Gesellschaft« von Henrik Ibsen

»Die Stützen der Gesellschaft« von George Grosz

Das Stück »Die Stützen der Gesellschaft« von Henrik Ibsen spielt in einer kleinen, von der Schifffahrt lebenden Küstenstadt. Im Mittelpunkt der Handlung steht Konsul Bernick, Reeder und Unternehmer, dessen wirtschaftlicher Erfolg auf Lüge und Betrug beruht. Eine Lüge hat ihn zu dem gemacht, wer er ist. Als ein Enthüllungsskandal droht, ist er sogar zum Mord bereit. "Und ihr nennt euch Stützen der Gesellschaft!" Bernick antwortet: "Die Gesellschaft hat keine besseren."

"Und ihr nennt euch Stützen der Gesellschaft!"

Die Stützen der Gesellschaft


Ibsen nimmt in diesem Drama die heuchlerische Moral der bürgerlichen Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts aufs Korn: Im Lauf des Stücks erweisen sich die so genannten "Stützen der Gesellschaft" als Betrüger, die sogar sich selbst hinters Licht führen. Besonders Leben und Karriere des ersten Mannes am Platze, Konsul Bernick, sind auf ein Fundament aus Lügen gebaut. Als ihn die Gespenster seiner Vergangenheit immer mehr bedrängen, plant er sogar einen Mord, um seinen Ruf zu retten.

Schließlich ist es seine Frau, bislang ein unterdrücktes Wesen, die diese Untat verhindern kann. Bernick versucht sich gesellschaftlich zu retten, indem er Teile der Wahrheit über sein Vorleben verkündet, und hält sich nun für rehabilitiert - doch Ibsen lässt den Schluss beunruhigend offen. Um diesen Handlungskern herum weben sich die Gedanken und Taten zahlreicher kleingeistiger Moralapostel.


"Die Frauen, das sind die Stützen der Gesellschaft!"

Henrik Ibsen

Einzige Rebellen und Hoffnungsträger sind in dieser Gesellschaft einige Frauen, ein Kind sowie die Arbeiterschaft, die gegen ihre Ausbeutung im Manchesterkapitalismus ankämpft. Ibsens erstes realistisches sozialkritisches Stück prangert die Wirtschaftsführer seiner Zeit an und ist damit bis heute aktuell: Je lauter sich die Mächtigen für das Allgemeinwohl einsetzen, desto egoistischer sind ihre Motive.

Nicht nur der familäre Konflikt steht im Vordergrund, sondern auch die gesellschaftliche Moral, denn bei Ibsen sind die sog. Stützen der Gesellschaft moralisch korrumpiert.

»Die Stützen der Gesellschaft«, im Jahr 1877 uraufgeführt, ist das erste der Dramen, in denen Ibsen soziale und ethische Fragen der sich damals in Norwegen entfaltenden bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft zum Thema macht. Damit entsteht eine neue dramatische Gattung, das gesellschaftskritische Drama, dasbis heute grosse Gültigkeit bestitzt und aktueller denn je ist.

Weblinks:

Henrik Ibsen-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Henrik Ibsen-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Die Stützen der Gesellschaft
Die Stützen der Gesellschaft
von Henrik Ibsen

Montag, 18. April 2016

»Endspiel« von Samuel Beckett

Endspiel
Endspiel


Samuel Becketts »Endspiel« ist ein dramatischer Einakter, der 1957 uraufgeführt wurde. Es geht in dem Stück um die Darstellung von Menschen in einer sinnentleerten Welt.

In »Endspiel« wird eine hoffnungslose Situation gezeigt: Für vier Menschen ist fast alles vorbei. Sie scheinen die letzten Überlebenden einer Rasse zu sein, die endlich an ihrer Hybris zugrunde ging.

Sie stellen in Karikatur auf die heilige Familie das ganze mögliche Elend des Menschseins dar, indem sie sich mal selbst qäulend,mal gegenseitig verfluchend ihr ohnehin schon elendes Leben das seinem nahen Ende zu geht-noch schwer machen.

Hat Beckett in dem Drama hier wohl seinen Pessimismus in Bezug auf die ewige conditio humana ausgedrückt? Jedenfalls ist seine dramaturgische Meisterschaft unzweifelhaft.

"Es gibt Bücher, durch welche man alles erfährt
und doch zuletzt von der Sache nichts begreift."


Johann Wolfgang von Goethe

»Endspiel« ist ein Stück, das nicht so berühmt wie »Warten auf Godot« wurde, das jedoch dennoch zu den bedeutendsten Werken Becketts zählt. "Wenn ich die Ratte nicht töte, stirbt sie". Es sind nicht nur diese Sätze, übrigens einer von vielen im Werk, die das Drama zu einem wahren Drama machen.


»Endspiel« ist Beckett's zweites großes Stück. Das es so unbekannt ist wird seiner visionären Kraft nicht gerecht.

Samuel Becketts Einakter »Endspiel« ist 1957 erstmals in Paris herausgegeben (unter dem Namen „Fin de partie") und im selben Jahr in London uraufgeführt worden.

Vier Jahre nach "Warten auf Godot" präsentiert Beckett in Endspiel" wieder Charaktere, die in einer Art Ödnis vor sich hinwesen und blödelnd auf das erlösende Ende warten. In "Endspiel" ist dieser Prozess allerdings noch drastischer dargestellt als in Becketts bekanntesten Stück.


Weblink:


Endspiel
Endspiel
von Samuel Beckett

Mittwoch, 25. November 2015

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch


Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch ist eine eindrucksvolle Parabel über Pyromanie, allgemeine und persönliche Ignoranz une deren gefährliche Folgen. Es ist ein Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter.

Die Hauptperson, Gottlieb Biedermann, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Geld mit der Herstellung von Haarwasser verdient. Nach außen tritt er energisch auf und hält am Stammtisch große Reden. Seine ersten Worte lauten: "Aufhängen sollte man sie (die Brandstifter)." Er gibt sich gönnerhaft, spendet der Feuerwehr eine große Summe. Doch gegenüber dem Dienstpersonal und den Untergebenen herrscht und kommandiert er. Mit äußerster Härte geht er gegen seinen Mitarbeiter Knechtling, der an einer Erfindung beteiligt werden möchte, vor: "diesem Knechtling werde ich die Kehle schon umdrehn."



Sein äußeres Auftreten steht jedoch in auffälligem Gegensatz zu seiner inneren Haltung. Biedermann fehlt die Zivilcourage. Ängstlich und 'zitternd vor Hoffnung' flieht er vor der Verantwortung. In den entscheidenden Momenten versteckt er sich hinter seiner Frau: "Meine Frau wird mit Ihnen sprechen." Solange er Distanz zu Menschen wahren kann, fühlt er sich überlegen; im persönlichen Kontakt jedoch unterliegt er. Gegenüber den beiden Eindringlingen wird sein Verhalten durch Unentschlossenheit, Anbiederung, Egoismus und zuletzt Verzweiflung geprägt, es ist die 'verzweifelte Hoffnung opportunistischer Bonhomie', wie die Worte in der einleitenden Kurzbeschreibung treffend lauten.

Biedermanns Frau Babette genießt das luxuriöse Leben und ist vor allem darauf bedacht, nicht als spießig zu gelten. Sie ähnelt ihrem Mann in vielen Punkten. Auch sie tönt nach außen laut: "Dann aber, Gottlieb, schick ich ihn auf den Weg." Doch auch ihr fehlt im entscheidenden Augenblick der Mut zur Tat.


Dem Ehepaar Biedermann steht das Brandstifter Pärchen Schmitz und Eisenring gegenüber. Die beiden ungleichen Gesellen ergänzen sich ideal. Sepp Schmitz, ein arbeitsloser Ringer aus ärmlichen Verhältnissen, wirkt grobschlächtig und unbeholfen. Seine athletische Figur schüchtert ein: "Alle Leute haben Angst vor mir." Seine Herkunft wird schon mal als sentimentale Tarnung eingesetzt: "Von der Köhlerhütte zum Waisenhaus."

Willi Eisenring war "ein kleiner Oberkellner, und plötzlich verwechseln sie mich mit einem großen Brandstifter. Er hält sich für gebildet: "Ich hätte studieren können", behauptet er. Seinen Kumpanen Schmitz weist er wie ein kleines Kind zurecht: "Schmitz, schmatze nicht."

Als eines Tages, der Hausierer Schmitz nach Obdach, Essen und Trinken fragt, scheint die Welt der Biedermanns langsam zu kippen. Sie sind durchdrungen, von der Angst, dass Brandstifter unterwegs sind und Häuser in Brand stiften. Je mehr sich Schmitz behaupten kann, desto kleiner wird die Haltung, aber auch Selbstbehauptung, die Biedermann ursprünglich hatte. Am Schluss kommt alles so, wie man es gerade eben nicht haben wollte.




Das Stück ist eine Theaterposse zum Schmunzeln - Eine herrliche Parodie über die Entlarvung der Lüge, über die Raffiniertheit der Manipulation, über Wehrlosigkeit anständiger Leute, und der schelmischen Durchsetzungskraft von Verbrechern, die selbst hier einen liebenswürdigen Eindruck machen und nicht zuletzt der naiven Leichtgläubigkeit von Spiessbürgern.

Eine Parabel über das anständige Leben und dessen Kurzweiligkeit, über Knastbrüder die mit aller Gerissenheit und Kommunikationskunst zu überzeugen vermögen, und die Anfälligkeit spiessiger Bürger, sich ehrerbietig der Manipulation und Lüge nahezu wehrlos hingeben.

Die Frage nach Moral, nach schlechtem Gewissen, die Schilderung von allzu Menschlichem, angefangen von der Leichtgläubigkeit, der Manipulierbarkeit von Menschen macht auch hier einen enormen Bogen, der bei Buchbesprechungen in der Deutungsebene bis zur Nachvollziehbarkeit des Nationalsozialismus geht.

Geschrieben wurde dieses Stück über die Ignoranz in Folge der Ereignisse rund um den Faschismus und Stalinismus, aber es trifft auch die Situation, wie sie sich heute darstellt wenn Nachbarn und Behörden bei häuslicher Gewalt einfach nicht zusehen wollen, bis die Situation eskaliert und alles in sich zusammenbricht.

Es ist ein recht kurzweiliges Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter, das allegorisch auf die Verführbarkeit des biederen Volkes durch verbrecherische Diktatoren wie bei den Deutschen und den Nazis verweisen soll. Unglaubwürdig und langweilig.



Weblinks:

Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter: Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch

Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter: Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch

Samstag, 21. November 2015

»Baal« von Bertolt Brecht


Mit dem Titel »Baal« spielt Brecht auf den semitischen Fruchtbarkeitsgott an.
Baal ist eine Gottheit, ein ursprünglich in Syrien verehrter kanaanäischer Wetter- und Fruchtbarkeitsgott.

Eingeleitet wird das Stück in seiner zweiten Fassung von einem blasphemischen Choral, der die Baal-Figur mythisch anhebt.

Baal ist jung, Baal ist hungrig, er verbrennt in Zerrissenheit und der Sucht nach Aufstand, Umbruch, Kontroverse. Ein Schlagabtausch zwischen absoluter Betäubung und übermächtiger Lebendigkeit. Baals absoluter Lebensgier fallen nicht nur Frauen, Mäzene, Kritiker, Bewunderer und sein bester Freund zum Opfer, am Ende trifft es Baal selbst.


Bertolt Brecht verfasste sein erstes großes Bühnenstück 1918 als Gegenentwurf zu Hanns Johsts Drama »Der Einsame«. Er richtete sich mit dem Stück gegen das Pathos der Expressionisten, gegen dämonisierte Künstlergestalten und den tradierten und von ihm als falsch verstandenen Konflikt zwischen Kunst und Leben.

Zugleich stellt »Baal« eine Personifizierung der Blick- und Verhaltensweisen dar, die Brechts Lyrik zu dieser Zeit kennzeichnen. Brecht hat sich von dem Drama zeit seines Lebens innerlich nicht getrennt. Zwischen 1918 und 1955 verfasste Brecht fünf Versionen des Werkes.

»Baal« entstand lange vor Brechts Konzeption des Epischen Theaters, denn es enthält bereits epische Strukturelemente. Einzelne Elemente in dem Drama weisen hier bereits in Richtung seiner späteren Theater-Theorie.

Eine erste Fassung schrieb der Zwanzigjährige 1918, eine zweite 1919, darauf folgten mehrere weitere Fassungen.

Am 8. Dezember 1923 wurde Bertolt Brechts Drama »Baal« im Leipziger "Alten Theater" unter der Regie von Alwin Kronacher uraufgeführt. Das Stück löste einen Skandal aus und wurde auf Intervention des Oberbürgermeisters sofort wieder abgesetzt.

Brecht



Weblink:

Baal - Theaterkritik - www.schauspiel-leipzig.de

Rezension:


Baal Rezension von Joachim Weiser

Rezension:

»Baal« von Bertolt Brecht - Rezension - literatur-rezensionen.blogspot.de

Samstag, 31. Oktober 2015

"Hexenjagd" von Arthur Miller

Wie kein anderer amerikanischer Autor kann auf eine so lange und so tiefe Auseinandersetzung mit dem kulturellen und politischen Leben in den Vereinigten Staaten zurückblicken wie Arthur Miller. Kaum einer hat so früh zu den bekannten Schriftstellern des Landes gehört, auf keinen anderen Intellektuellen hat sich die Neugier der Öffentlichkeit so konzentriert.

Die unmitelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Amerika mit Beginn des Kalten Krieges einsetzende McCarthy-Ära war eine tiefe Zäsur im kulturellen Leben des Landes und ein kultureller Tiefpunkt in seiner Geschichte, den Arthur Miller geschickt und dramatisch eindrucksvoll in seinem Roman und Theaterstück "Hexenjagd" verarbeitet hat.

Anders als andere Autoren nahm Arthur Miller am politischen Leben in den USA regen Anteil, was ihm allerdings zum Nachteil gereichen werden sollte, denn politisch engangierte Autoren und Dramatiker waren mit Beginn des einsetzenden Kalten Krieges in Amerika nicht mehr gefragt. Miller ist damals also zum Opfer seiner Zeitumstände geworden.

Sehr lebendig und sehr bedrückend schildert der große Chronist darin die paranoide Kommunistenfurcht der 50er Jahre und das inquisitorische Vorgehen des umtriebigen und glühenden Kommunistenhassers Senator McCarthy.

"Hexenjagd" ist ein beklemmendes, bewegendes menschliches Drama: Junge Mädchen tanzen nachts im Wald, während eine Farbige Beschwörungsformeln über dem Feuer murmelt.  Beschwörungen, die Abigail, einem der Mädchen, zu ihrem Liebeglück verhelfen sollen. Doch die Mädchden werden belauscht.

Pastor Parris wird Zeuge des nächtlichen Spuks. Eine harmlose Kinderei ist der Anlass für wuchernde Gerüchte, die allgemeine Verfolgungshysterien anheizen und manche zur eigenen Bereicherung nutzen. Salem wird zu einem Hexenkessel der Beschuldigungen und Unterstellungen – und Salem kann ganz schnell überall sein.

"Die Hexenverfolgung war eine perverse Kundgebung der Angst, die in allen Klassen auftrat, als sich das Gewicht zu grösserer individueller Freiheit hin zu verlagern begann. Wenn man über die gezeigte Schlechtigkeit des Einzelnen hinwegsieht, kann man sie alle nur bedauern, so wie man uns eines Tages bedauern wird."

So sah es der Autor Arthur Miller, der das Stück als Parabel auf die Kommunisten-Verfolgung während
der McCarthy-Ära geschrieben hatte. Der Roman "Hexenjagd" ist ein klassisches Lehrstück gegen Hass und Intoleranz, Verfolgung und Verfolgungswahn und ein lebendiges Zeitdokument und erlaubt einen sehr tiefen Einblick in das gesellschaftliche und kulturelle Leben der damaligen Zeit des einsetzenden Kalten Krieges und ist daher sehr empfehlens- und lesenswert!

Sonntag, 25. Oktober 2015

»Faust II oder Der Tragöde zweiter Teil«

Goethe schrieb über 60 Jahre an seinem Faust und nannte "diese sehr ernsten Scherze" am Ende sein "Hauptgeschäft". Goethe hat den Faust-Stoff nicht erfunden, aber so bearbeitet, daß aus dem mittelalterlichen Schwarzmagier Dr. Faustus ein Sucher nach Erkenntnis wurde, wie er etwa am Anfang der Neuzeit als der Arzt und Philosoph Paracelsus in die Geschichte getreten ist.

In den zwei Jahrhunderten seit Erscheinen von »Faust I« hat es viele kluge und einander widersprechende Interpretationen und auch Aufführungen gegeben - man erinnere sich nur an die theatergeschichtlich sehr bedeutsame Aufführung von Gustaf Gründgens als Regisseur und Mephisto und Will Quadflieg als Faust.

»Faust II oder Der Tragöde zweiter Teil« - wie es bei Goethe authentisch heißt - ist weniger gespielt und auch weniger klug und/oder bedeutungsvoll interpretiert worden. Noch weniger wird er gelesen. Goethes »Faust II« bleibt rätselhaft, kompliziert und wird wenig gelesen.

Er ist ein Buch für Kenner, wahre Liebhaber und Philosophen, denn er setzt einiges an Bildung und Wissen über die antike Philosophie und heidnische Religion voraus und läßt sogar Mephistopheles bekennen, daß er dafür eigentlich nicht zuständig sei, da seine Identität nun einmal die eines christlichen Teufels sei.

Goethe selbst hat 1831 an seinen Freund Zelter geschrieben: "Es ist keine Kleinigkeit, das, was man im zwanzigsten Jahr konzipiert hat, im 82. außer sich darzustellen und als solches inneres lebendiges Knochengeripp mit Sehnen, Fleisch und Oberhaut zu bekleiden, auch wohl dem fertig Hergestellten noch einige Mantelfalten umzuschlagen, damit alles zusammen ein offenbares Rätsel bleibe, die Menschen fort und fort ergetze und ihnen zu schaffen mache."

Weblink:

Kurt Flasch - www.al-kulturzentrum.de


Dienstag, 20. Oktober 2015

»Tod eines Handlungsreisenden« von Arthur Miller

Tod eines Handlungsreisenden
Tod eines Handlungsreisenden

Er ist eine amerikanische Ikone und einer der erfolgreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Arthur Millers Ziel war es, die Welt zu verändern. Mit einem seiner Dramen ist ihm dies gelungen. 1949 schrieb er das Stück »Tod eines Handlungsreisenden« - seine Interpretation der Schattenseiten des amerikanischen Traums.

Der New Yorker Handlungsreisende Willy Loman hat 36 Jahre lang für seine Firma gearbeitet. Nun wird ihm mit 63 plötzlich gekündigt. Loman resigniert und flüchtet sich in Tagträume.

Gewissenhaft hält Willy Loman an der Seite seiner Frau Linda die Fassade vom tüchtigen Familienvater aufrecht, als ihn seine Söhne besuchen. Biff war einst ein begabtes Football-Talent, heute ist er ein haltloser Gelegenheitsarbeiter. Sein jüngerer Bruder Happy ist ein opportunistischer kleiner Angestellter, den der Vater als Schwächling verachtet.




Als Biff zu rebellieren beginnt, verrät ihm seine Mutter, dass sein Vater den Job verloren hat. Biff versucht in einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung seinen Vater zu der Einsicht zu zwingen, dass er seinen Traum, ein "Jemand" zu werden, begraben muss. Aber vergeblich.

In »Tod eines Handlungsreisenden« erzählt Miller die Geschichte eines Mannes, der an den amerikanischen Traum glaubt: Jeder kann es nach ganz oben schaffen, wenn er nur hart genug dafür arbeitet. Doch wird es für die Hauptfigur Willy Loman nachdem er seinen Job verloren hat immer schwieriger, den Lebensstandard seiner Familie zu halten.

Den einzigen Ausweg sieht er schließlich im Selbstmord. Das Stück wirkte wie eine Bombe, die man dem Kapitalismus untergeschoben hatte. Arthur Miller wurde für sein Werk mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und war mit einem Schlag berühmt.

Das Ergebnis ist ein packendes und unverfälschtes Stück über die Gefahren eines hemmungslosen Kapitalismus und seiner mangelnden Menschlichkeit, der Menschen wie Willy letztlich zum Opfer fallen.

Gelungen und unvergessen die Verfilmung von Volker Schlöndorff mit Dustin Hoffman. Arthur Miller wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Schlöndorff inszenierte den Film mit bewusstem Rückgriff auf das Theaterhafte. Dustin Hoffman verlieh der Rolle des tragischen Optimisten beklemmende Züge. Mit fahrigen Gesten, verzweifelter Hektik und erstarrtem Lächeln zeigt er die Kehrseite des amerikanischen Traums.

Weblink:

Tod eines Handlungsreisenden
Tod eines Handlungsreisenden
von Arthur Miller

Montag, 5. Oktober 2015

»Versuchung« von Václav Havel

Vanek-Triloge
Versuchung & Vanek-Triloge

Faust - der Mann, der die Geister rief, nicht mehr los wurde. Der Faust-Stoff, die alte Geschichte des Menschen, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, um Wissen und Macht zu gewinnen, wird von Václav Havel in seinem Schauspiel »Versuchung« in das 20. Jahrhundert verlagert, in ein Land, das Eingeweihte unschwer als »sozialistisch« identifizieren können.

Das merkt man z.B. daran, dass eine kalte Vernunft regiert, die entsprechend der materialistischen Doktrin des Staates alles Geistige unterdrückt; oder daran, dass man während der Arbeitszeit einkaufen geht, wenn es etwas in der Mangelwirtschaft so seltenes wie Orangen zu ergattern gibt.

Vielleicht auch daran, dass die Beschäftigten im Institut eigentlich nichts so Richtiges zu tun haben; das soll es ja auch gegeben haben. Ein merkwürdiges Institut, das sich als Wächter über die Vernunft versteht. Aber im real existierenden Sozialismus gab es so etwas, das war »die Partei«.

Hier arbeitet Dr. Heinrich Faustka, der sich für mehr als Marx und Engels oder Logik und Empirie interessiert: die Metaphysik hat es ihm angetan. Er will verstehen, was junge Menschen an in die Arme von Okkultisten treibt, will sich mit einer Wissenschaft, die die Frage nach dem »Wozu« ausklammert, nicht zufrieden geben, sucht nach Sinn und – trifft auf Fistula.

Dieser stellt sich als Esoteriker vor, der Faustka zu Diensten sein will in seinen eigenwilligen Forschungen. Der Doktor gerät nun auf Abwege, die ihn in den Konflikt mit dem Chef des Instituts treiben und seine Liebe zu Wilma gefährden. Wer beizeiten seinen Goethe gelesen hat, ahnt, dass es kein gutes Ende mit Faustka nehmen wird. Aber wer ist Fistula wirklich, wer ist der »Chef«?

Václav Havel schrieb »Die Versuchung« als Kritik an den ideologischen Zuständen in den letzten Jahren des kommunistischen Systems. Nachdem 1968 der Versuch, in der Tschechoslowakei einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« zu verwirklichen, also den Sozialismus mit der Freiheit zu versöhnen, von den »Bruderländern«, also den anderen Ostblockstaaten, mit militärischer Gewalt niedergeschlagen wurde, begann in der ČSSR die Phase der »Normalisierung«.

Liberales Gedankengut wurde unterdrückt, unzuverlässige Politiker ausgetauscht und Künstler wie Václav Havel mundtot gemacht. Havel ließ sich das freie Wort aber nicht verbieten, wurde zum Abweichler, zum »Dissidenten« und dafür wiederholt eingesperrt. Seine Theaterstücke zeigen eine Welt der Sinnlosigkeit, des Stillstands, in der Individuen wie Heinrich Faustka zu Außenseitern werden, die auf sehr subtile und sehr wirkungsvolle Art vernichtet werden.

Dieses System sorgte sich um seine Bürger, indem es sie bespitzelte: „Ich liebe (euch) doch alle“, verkündete Erich Mielke, der Minister für Staatssicherheit, am 13. November 1989 in der Volkskammer der DDR. Darüber durfte und darf gelacht werden.

Die Geschichte des Dr. Heinrich Faustka schrieb Havel 1985, Ssie wurde ein Jahr später in Wien uraufgeführt. Nur wenige Jahre später brach die kommunistische Diktatur in Europa zusammen. Die politische Verfolgung Havels hatte ein Ende, das Suchen Heinrich Faustkas jedoch nicht.


Weblinks:

Václav Havel: Die Versuchung - Theatergruppe am Pfalz-Kolleg - www.zotova.de

Vanek-Triloge
Versuchung & Vanek-Triloge
von Vaclav Havel

Samstag, 25. April 2015

»Richard III.« von William Shakespeare

William Shakespeare

Die Tragödie von König Richard III. ist ein düsteres Drama von William Shakespeare in fünf Akten über den gewalttätigen englischen König. Das um 1593 entstandene Werk schließt an Heinrich VI., Teil 3 an und bildet den letzten Teil der »York-Tetralogie«.

Dieses mit Morden opulent bestückte Historien-Drama (1592) über Rachsucht bildet das gewaltige Finale der »York-Tetralogie«. Eigentlich beginnt das Stück bereits im Frieden, denn nach der Machtübernahme durch Eduard IV. sind die blutigen Rosenkriege zwischen den beiden rivalisierenden englischen Adelshäusern York und Lancaster beendet.




"Denn welcher heut sein Blut mit mir vergießt,
Der wird mein Bruder; sei er noch so niedrig,
Der heut'ge Tag wird adeln seinen Stand.
Und Edelleut' in England, jetzt im Bett',
Verfluchen einst, daß sie nicht hier gewesen,
Und werden kleinlaut, wenn nur jemand spricht,
Der mit uns focht am Sankt Crispinus-Tag."


William Shakespeare, »Richard III.«



William Shakespeare



Dieser abgefeimte Schurke und skrupellose Herrscher aus dem Hause York Richard III. (1452-1485) ist der personifizierte Bösewicht nicht nur in Shakespeares Werken sondern der gesamten Dramenliteratur. Ein König, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht.

Shakespeares Welt

William Shakespeare


Den grössten Teil seines Lebens verbrachte er in London, wo er als Schauspieler und Theaterdichter wirkte. Er war Mitbegründer des »Globe Theater«. 1610 kehrte er als wohlhabender Mann nach Stratford zurück.


ist in diesem Drama um Rachsucht und Vergeltung geradezu aus den Fugen geraten. Die Gewalt wird zum Exzess und endet auch dem Schlachtfeld von Bosworth.

Weblinks:

William Shakespeare-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

William Shakespeare-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

E-Book:

»Richard III.« von William Shakespeare
Richard III.
von William Shakespeare


»König Lear« von William Shakespeare
König Lear
von William Shakespeare

Dienstag, 21. April 2015

Der historische Woyzeck

Historisches Vorbild für den Büchnerschen Woyzeck ist der am 3. Januar 1780 in Leipzig als Sohn eines Perückenmachers geborene Johann Christian Woyzeck.

Aus Eifersucht erstach er am 21. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost in einem Hausflur in der Leipziger Sandgasse.

Der historische Woyzeck war zum Tatzeitpunkt schon lange kein aktiver Soldat mehr, sondern arbeits- und obdachlos. Er war Trinker, gewalttätig, entwurzelt und war am Ende.

Seine Tat ergab sich aus einem Streit heraus, das Opfer wollte sich nicht mehr mit Woyzeck abgeben. Vielleicht würde ein modernes Gericht einen Täter wie ihn für psychisch gestört erklären und mildernde Umstände ansetzen, obwohl das keineswegs sicher ist.

Statt der Todesstrafe bekäme er heute vermutlich lebenslänglich, vielleicht auch ein paar Jahre weniger. Aber mit Sicherheit hat Georg Büchner seine Dramaturgie nicht als literarische Revision des Gerichtsurteils verstanden.

Büchner benannte seine Figur zwar nach der historischen Vorlage. Doch er wollte nicht, dass das Publikum das Drama auf den zugrundeliegenden historischen Fall beziehen sollte. Jeder Schriftsteller von Rang möchte, dass sein Werk selbstständig dasteht.

Georg Büchner war ausgesprochener Shakespeare-Fan, er wäre jedoch nie auf die Idee gekommen, sich im Zusammenhang mit Shakespeares Hamlet den historischen Hamlet vorzunehmen.

Blog-Artikel:

Georg Büchner zum 200. Geburtstag

Samstag, 18. April 2015

Molière und Racine - ein schwieriges Verhältnis

Molière, Racine, Corneille, Boileau und La Fontaine - dies sind die heute noch bekannten Vertreter der französischen Literatur des 17. Jahrhunderts, das allgemein als das Klassische bezeichnet wird.

Molière und Racine standen dabei in einem besonderen Verhältnis zueinander. In den Jahren 1663 bis 1665 wurde Molière für kurze Zeit zum Protektor des noch unbekannten Nachwuchsdramatikers Jean Racine.

Er beauftragte ihn mit einer Tragödie über den Ödipus-Stoff, die er Anfang 1664 unter dem Titel »La Thébaïde. Ou les frères ennemis« (»Die Thebais. Oder die feindlichen Brüder«) wenig erfolgreich inszenierte. 1665 spielte er mit immerhin mäßigem Erfolg Racines Tragikomödie »Alexandre le Grand«.

Molière erlebte allerdings, dass der mit der Inszenierung unzufriedene Jungautor mit seinem Stück zu der Truppe des "Hôtel de Bourgogne" abwanderte, die auf Tragödien spezialisiert war. Dabei nahm Racine eine von Molières beliebtesten Schauspielerinnen mit, Mademoiselle du Parc, die sich mit Racine liiert hatte und ihm zur Konkurrenz folgte.

Das Verhältnis der beiden Männer war hiernach naturgemäß gespannt. Molière rächte sich, indem er in der Folgezeit häufig ältere Stücke von Racines Rivalen Pierre Corneille wieder aufnahm oder neue uraufführte.

Samstag, 11. April 2015

»Nathan der Weise« von Gotthold Ephraim Lessing

Nathan der Weise
Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen

»Nathan der Weise« ist ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen von Gotthold Ephraim Lessing. Das dramatische Gedicht spielt in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge, wo die drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen. Das fünfaktige Ideendrama von Gotthold Ephraim Lessing wurde 1779 veröffentlicht und am 14. April 1783 in Berlin uraufgeführt. Das Werk hat als Themenschwerpunkte den Humanismus und den Toleranzgedanken der Aufklärung.

Seine angenommene Tochter Recha unterrichtet er statt im Judentum oder im Christentum, in Menschlichkeit. Eine Einstellung, die, als ein jeder unter dem Deckmäntelchen seiner Religion davon überzeugt ist, er vertrete die einzig wahren Werte, zwangsläufig zu Konflikten führen muß. Zu groß ist die Zahl der Intoleranten und Ignoranten.

Inmitten eines dramatischen Geschehens um die Rettung seiner Tochter durch einen christlichen Ordensritter, den seinerseits der Sultan vor dem Tod bewahrt hat, steht Nathan der Weise als ruhender Pol der Vernunft, Aufklärung und Toleranz.

Nathan kann seine Anschauung in der berühmten »Ringparabel« verdeutlichen: So, wie sich die drei exakt gleichen Ringe nicht unterscheiden lassen, so kann auch unter den Religionen von Juden, Christen und Moslems nicht entschieden werden, welche von ihnen den echten Glauben darstellt. Am Ende kann Nathan die Zweifler von seiner Haltung überzeugen. Dafür benötigt der Weise nicht mehr als zwei Stunden. Im Spiel auf der Bühne.

In der berühmten Ringparabel klärt der Lehrmeister die heikle Frage nach der wahren Religion. Keine der drei Weltreligionen ist absolut. Jede erweist ihre Wahrheit und ihren Sinn erst durch die Kraft, mit der sie praktische Humanität stiften kann. Nathan gelingt es, die Menschen verschiedenen Glaubens in friedvollem Miteinander als Angehörige einer großen Familie zu vereinen.

Das Stück ist eine Parabel auf die Menschlichkeit: Toleranz und Menschlichkeit, das sind die höchsten Güter der Zivilisation. Die zeitlose Parabel ist in Zeiten zunehmender religiöser Intoleranz von beklemmender Aktualität. Heute - am Ende des 20. Jahrhunderts - ist unsere Lebenswirklichkeit noch immer voll Intoleranz und Ignoranz. Und wir haben es immer noch nötig, erklärt zu bekommen, welches die eigentlichen Werte unserer Gesellschaft sind.

Literatur:

Nathan der Weise.
Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen

von Gotthold Ephraim Lessing