Mittwoch, 25. November 2015

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch


Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch ist eine eindrucksvolle Parabel über Pyromanie, allgemeine und persönliche Ignoranz une deren gefährliche Folgen. Es ist ein Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter.

Die Hauptperson, Gottlieb Biedermann, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Geld mit der Herstellung von Haarwasser verdient. Nach außen tritt er energisch auf und hält am Stammtisch große Reden. Seine ersten Worte lauten: "Aufhängen sollte man sie (die Brandstifter)." Er gibt sich gönnerhaft, spendet der Feuerwehr eine große Summe. Doch gegenüber dem Dienstpersonal und den Untergebenen herrscht und kommandiert er. Mit äußerster Härte geht er gegen seinen Mitarbeiter Knechtling, der an einer Erfindung beteiligt werden möchte, vor: "diesem Knechtling werde ich die Kehle schon umdrehn."



Sein äußeres Auftreten steht jedoch in auffälligem Gegensatz zu seiner inneren Haltung. Biedermann fehlt die Zivilcourage. Ängstlich und 'zitternd vor Hoffnung' flieht er vor der Verantwortung. In den entscheidenden Momenten versteckt er sich hinter seiner Frau: "Meine Frau wird mit Ihnen sprechen." Solange er Distanz zu Menschen wahren kann, fühlt er sich überlegen; im persönlichen Kontakt jedoch unterliegt er. Gegenüber den beiden Eindringlingen wird sein Verhalten durch Unentschlossenheit, Anbiederung, Egoismus und zuletzt Verzweiflung geprägt, es ist die 'verzweifelte Hoffnung opportunistischer Bonhomie', wie die Worte in der einleitenden Kurzbeschreibung treffend lauten.

Biedermanns Frau Babette genießt das luxuriöse Leben und ist vor allem darauf bedacht, nicht als spießig zu gelten. Sie ähnelt ihrem Mann in vielen Punkten. Auch sie tönt nach außen laut: "Dann aber, Gottlieb, schick ich ihn auf den Weg." Doch auch ihr fehlt im entscheidenden Augenblick der Mut zur Tat.


Dem Ehepaar Biedermann steht das Brandstifter Pärchen Schmitz und Eisenring gegenüber. Die beiden ungleichen Gesellen ergänzen sich ideal. Sepp Schmitz, ein arbeitsloser Ringer aus ärmlichen Verhältnissen, wirkt grobschlächtig und unbeholfen. Seine athletische Figur schüchtert ein: "Alle Leute haben Angst vor mir." Seine Herkunft wird schon mal als sentimentale Tarnung eingesetzt: "Von der Köhlerhütte zum Waisenhaus."

Willi Eisenring war "ein kleiner Oberkellner, und plötzlich verwechseln sie mich mit einem großen Brandstifter. Er hält sich für gebildet: "Ich hätte studieren können", behauptet er. Seinen Kumpanen Schmitz weist er wie ein kleines Kind zurecht: "Schmitz, schmatze nicht."

Als eines Tages, der Hausierer Schmitz nach Obdach, Essen und Trinken fragt, scheint die Welt der Biedermanns langsam zu kippen. Sie sind durchdrungen, von der Angst, dass Brandstifter unterwegs sind und Häuser in Brand stiften. Je mehr sich Schmitz behaupten kann, desto kleiner wird die Haltung, aber auch Selbstbehauptung, die Biedermann ursprünglich hatte. Am Schluss kommt alles so, wie man es gerade eben nicht haben wollte.




Das Stück ist eine Theaterposse zum Schmunzeln - Eine herrliche Parodie über die Entlarvung der Lüge, über die Raffiniertheit der Manipulation, über Wehrlosigkeit anständiger Leute, und der schelmischen Durchsetzungskraft von Verbrechern, die selbst hier einen liebenswürdigen Eindruck machen und nicht zuletzt der naiven Leichtgläubigkeit von Spiessbürgern.

Eine Parabel über das anständige Leben und dessen Kurzweiligkeit, über Knastbrüder die mit aller Gerissenheit und Kommunikationskunst zu überzeugen vermögen, und die Anfälligkeit spiessiger Bürger, sich ehrerbietig der Manipulation und Lüge nahezu wehrlos hingeben.

Die Frage nach Moral, nach schlechtem Gewissen, die Schilderung von allzu Menschlichem, angefangen von der Leichtgläubigkeit, der Manipulierbarkeit von Menschen macht auch hier einen enormen Bogen, der bei Buchbesprechungen in der Deutungsebene bis zur Nachvollziehbarkeit des Nationalsozialismus geht.

Geschrieben wurde dieses Stück über die Ignoranz in Folge der Ereignisse rund um den Faschismus und Stalinismus, aber es trifft auch die Situation, wie sie sich heute darstellt wenn Nachbarn und Behörden bei häuslicher Gewalt einfach nicht zusehen wollen, bis die Situation eskaliert und alles in sich zusammenbricht.

Es ist ein recht kurzweiliges Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter, das allegorisch auf die Verführbarkeit des biederen Volkes durch verbrecherische Diktatoren wie bei den Deutschen und den Nazis verweisen soll. Unglaubwürdig und langweilig.



Weblinks:

Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter: Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch

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