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Samstag, 6. Mai 2023

Max Frisch - der streitbare Geist der Schweiz


Max Frisch


Max Frisch war ein streitbarer Geist der Schweiz, ein Homo faber, aber auch ein Bürger dieses beschaulichen Landes: ein Bürgerlicher im Sinne des Citoyen, des streitbaren Freisinnigen. Was nun allerdings mit dem Freisinn gar nichts zu tun hatte, übrigens auch heute nichts mit dieser Partei zu tun hat.

Max Frisch forderte mit seiner streitbaren Bürgerlichkeit die Kreise heraus, die sich anmaßten, «das Bürgerliche» für sich gepachtet zu haben. Sie saßen in der Politik, in der Publizistik, in der Bundespolizei sowieso; besonders arrogant saßen sie in der Armee, natürlich in der Wirtschaft, vor allem in den Banken, allwo Lesen und Schreiben ohnehin den Sekretärinnen obliegt.


Max Frisch spielte als literarische Autorität die Rolle des nationalen Gewissens mit grosser Begeisterung, allerdings nicht ohne Folgen, denn der Schrfiftsteller wurde vom schweizer Staatsschutz überwacht.

Der Bürger, der Citoyen Frisch konnte sich nicht abfinden mit dieser Schweiz von Geld und ohne Geist. Er schrieb dagegen an, er redete dagegen an. Eine Antwort, Argumente gar, bekam er nicht, nur Diffamierung.

Die Schweiz hat sich nicht unbedingt höflich im Umgang mit ihrem berühmten Sohn gezeigt und diesen immer wieder diffamiert. Dieser Homo faber war verdächtig und daher der Schweiz immer ein Dorn im Auge.


Weblinks:

Max Frisch ist die Schweiz - www.blick.ch

Max Frisch-Biograife


Max Frisch-Biografie



Samstag, 18. September 2021

Frisch und Dürrenmatt - der Inbegriff Schweizer Weltliteratur

Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt sind der Inbegriff schweizer Weltliteratur, denn sie haben den literarischen Ruf der Schweiz begründet und in die Welt getragen. Ihr Beitrag zur Weltliteratur ist

Beide verband die Erfahrung des Krieges. Doch beide waren von ihrer Natur her grundverschieden. Der eine war ein Komödienschreiber, der andere ein Romanautor.
Dürrenmatt gilt als der Kosmiker, der Meteor, der in seinen Werken die Welt, das Weltall und den Wahnsinn gestaltet und so weit wie möglich von sich absieht und dann der Ich-Denker, der Schuld-Dichter, der Liebes-Dichter, der nach sich fragt und zweifelt und sucht und sich selbst näher kommt.

"Ich bin der finsterste Komödienschreiber, den es gibt."

Ihre Stunde kam nach dem Krieg, als ein Mann aus Amerika nach Zürich kam, der ihr Leben beeinflussen und verändern sollte.

Als beide anfingen, Schriftsteller zu werden, da kam ein Mann nach Zürich, wo sie lebten und wo ihre ersten Stücke aufgeführt worden waren, der berühmteste Dramatiker der damaligen Zeit. Brecht kam aus dem Exil aus Amerika zurück nach Europa und beobachtete aus sicherer Entfernung die politische Entwicklung in Deutschland. Dort in Zürich lernte er Frisch und Dürrenmatt kennen.

Und gerade eben dieser Brecht sollte zu Frischs Wegbereiter werden. Max Frischs Strahlkraft ist ungebrochen. Er gehört, zusammen mit Friedrich Dürrenmatt, zur Weltliteratur. Zur Schweizer Weltliteratur. Er war und ist ein Nationaldichter der Schweiz.

Dürrenmatt hatte ganz anderes im Sinn als Brechts Lehrstücke - nämlich Katastrophen, Weltenbrände, Labyritnthe und Komödien. Sein erste, jedoch nie gespieltes Stück, entstand mitten im Krieg im Jahr 1943.

Max Frisch ist noch immer das Aushängeschild der Literatur aus der Schweiz, auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod. Er beschäftigte sich mit bedeutenden Fragen der Zeit. Den leidenschaftlichen Zeitgenossen trieb bis zuletzt die Frage um: "Wie bleibt das Individuum lebendig – und wie ein Staat?"

Die Autoren hießen nicht Frisch und Dürrenmatt, wenn sie nicht ihr Schweizbild und ihre Haltung zur Schweiz hintergründig in ihrem Werk ausbreiten würden.


Weblinks:

Max Frisch ist die Schweiz - www.blick.ch


Ich bin der finsterste Komödienschreiber, den es gibt
- Die ZEIT - www.zeit.de








Samstag, 14. August 2021

»Der Mensch lebt im Holozän« von Max Frisch



Der Roman »Der Mensch lebt im Holozän« von Max Frisch spielt in einem einsam gelegenen Bergtal in den Schweizer Alpen. Manches über das Dichterdorf Berzona, in dem Max Frisch gelebt hat, findet sich in Frischs Erzählung wieder. Wegen seiner Ursprünglichkeit und Abgeschiedenheit hat diese karge Berglandschaft immer wieder Fremde angelockt. Romanciers und Revolutionäre, Aussteiger und Asylsuchende. Anfang des vorigen Jahrhunderts waren es vor allem Künstler, die das Tal für sich als unberührten Ort entdeckten. Um hier den Erholungsurlaub zu verbringen, zu studieren oder schöpferisch tätig zu sein.

Es ist August in den Alpen. Die Wolken haben sich zwischen den Bergen verkeilt. Der Dauerregen weicht den Boden auf. Es heißt, ein Felssturz habe das Tal abgeriegelt. An Gartenarbeit ist nicht zu denken. Herr Geiser sitzt in seinem Haus fest und versucht, sich die Zeit zu vertreiben. Er fertigt Gebäude aus Knäckebrotscheiben, bestimmt die unzähligen Arten des Donners, schlägt Begriffe im Lexikon nach. Um nicht beständig dem Regen zu lauschen, beginnt er zu lesen. Die Gedanken aber schweifen ab.

Geiser ist der tragische Protagonist in Frischs später Erzählung »Der Mensch lebt im Holozän«. In dem Buch wird dessen Isolation in einem Bergtal erzählt, einhergehend mit einem präsenten Gewitter und Geisers parallel stärker werdenden Demenz bis zum Schlaganfall.

Die Genialität dieses Werks steckt in Frischs perfektem Einklang der literarisch-ästhetischen Trias: Inhalt, Form und Stil. Die Erzählung wird aus der personalen Perspektive Geisers beschrieben. Die Syntax ist stark reduziert. Sie kulminiert in bloßen Wiederholungen der Feststellungen - der Vergewisserung des Daseins als geschichtlicher Mensch, der erinnert, um zu wissen. Die kriechende Demenz ist Ursache dieser sprachlichen Reduktion. Geiser versucht sich festzuhalten. Das Festhalten scheint ihm nur noch durch das Niederschreiben und Entäußern des Wissens von lexikalischen Einträgen auf Materiales, ins räumliche Draußen zu gelingen. Die Erinnerung von der Bergtour mit seinem Bruder Klaus auf den Matterhorn umschreibt parabolisch die einstige Stärke im (noch) Sich-Festhalten-Können an/in der Welt, im Erklimmen der Höhe, der Flucht aus jenem Tal der Krankheit, die in der Vergangenheit selbstverständlich war (Frisch wechselt hierbei auch in den entsprechenden, sonst im Präsenz gehaltenen Tempus). Im auch gelingenden Versuch der erneuten Wanderung, des abermaligen Ausbruchs, bleibt nur die Frage: wozu eigentlich? Der Sinn verloren, vergessen. Eine bittere Erfahrung ohne jede Erkenntnis.



Frisch spielt mit der Symbolik. Geiser sieht den Salamander in seinem Bad. Ist er nur noch ein kleiner Lurch. Wieder werden lexikalische Collagen ausgeschnitten von Sauriern, den großen und majästätischen Riesen. Nur noch Lurche in der fortgeschrittenen Zeit. Hier gelingt dem Schriftsteller auch eine kleine Philosophie der Sprache. Wissen ist versprachlicht, den Dingen sind Namen angeheftet. Doch was ändert sich, wenn der Mensch von Geiser - wie im Lexikoneintrag - nicht etwa im Pleistozän, sondern im Holozän erscheint? Der Ausdruck der Verwechselung hat die Ordnung eines Menschenbildes (sei es um der Pathologie willen) zerstört. Ist diese Ornung aber eben doch nur eine menschliche. In der Collage des Schlaganfalls wird Geisers Tragödie realisiert - ein letztes Gewusstes bleibt: "Was heißt Holozän! Die Natur braucht keine Namen. Das weiß Herr Geiser. Die Gesteine brauchen sein Gedächtnis nicht."

Das Buch ist sehr einfach zu lesen. Und doch steckt in ihm eine Brillanz, die erst nach einer Analyse der eingesetzten Technik und Stilistik sich offenbart. Für eine Interpretation reicht leider meine Kenntnis über das Gesamtwerk und das Leben des Schrifstellers nicht, der vermutete autobiographische Züge als "Schwachsinn" abgetan hat. Die Stellung des Menschen in einen Titel mit dem Wort "Holozän" ist klar eine philosophische Fragestellung. Die Stellung des Menschen im Kosmos, in der Zeit, in der Geschichte wird thematisiert, wie die Collage von der Eschatologie uns glauben machen will. Auch die metaphysische Frage, was denn von den Dingen bliebe, ohne die Menschen.

Buchempfehlung:

Der Mensch

Der Mensch erscheint
im Holozän
vom Max Frisch

Blog-Artikel:

Max Frisch in Berzona - Kulturwelt-Blog

Weblink:

Max Frisch in Berzona - www.dw.com

Samstag, 15. Mai 2021

Max Frisch 120. Geburtstag

Max Frisch



Am 15. Mai 2021 wäre Max Frisch 120 Jahre alt geworden. Max Frisch war ein berühmter schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Erzähler des 20. Jahrhunderts. Max Frisch zählt neben Friedrich Dürrenmatt nicht nur zu den bekanntesten modernen Schriftstellern seines Heimatlandes, sondern gehört seit den 1940er Jahren auch zu den bedeutendsten Vertretern der deutschsprachigen Literatur.

Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.

Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.



Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seien Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Dann entdeckt man den jungen Frisch als »Homo faber« mit seinen Ländern und Geliebten, dann weiss man um Geiser, der stellvertretend im Holozän erscheint und seine Erinnerungen schrieb, man weiß um Frisch selbst, der nicht er selbst war, wie auch »Stiller« eben nicht Stiller sein wollte, aber immer auf dem Weg zum Ich. Man begegnet ihm mehr oder weniger privat in »Montauk«, weiß dann um seine "Brook-lynn" auf der Insel und erkennt sein Streben nach sich selbst im wohl geheimnisvollsten Roman, der die "Antwort aus der Stille" gab.

Frisch war überzeugt davon, daß die Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Außer dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.

In einem seiner letzten Romane »Der Mensch erscheint im Holozän« hat Max Frisch die deutschsprachige Literatur in der Gestalt des Geiser um einen Sonderling bereichert. Dieser Geiser verfällt wie seine Welt zerfällt, wie das Gewohnte und Gewusste ihm selbst zum Sonderbaren und Unnachdenklichen wird. Und fragt sich, ob es Dasein ohne Vergangenheit, Gott ohne Gedächtnis und Erinnerung überhaupt geben kann. - Max Frisch hat immer wieder versucht, auf elementare Fragen des Lebens Antworten zu geben, unter mit der Einsicht, ein unvollendeter Mensch zu sein.


Max Frisch 100.Geburtstag

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Weblinks:



Max Frisch-Biografie - Biografien-Portal www.die-Biografien.de



Max Frisch-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Max Frischs Verhältnis zur bürgerlichen Gesellschaft

Max Frisch wart der meistgelesene Schriftsteller der Schweiz, in Deutschland verkauften sich seine Bücher in Millionenauflage. Max Frisch ist durch sein Werk zu einem Weltautor geworden. Sein Werk ist Ausdruck der Zerrissenheit und Mühen eines schreibenden Menschen.

Beide Weltkriege suchen ihn heim, auch wenn seine Heimat, die Schweiz, verschont bleibt. Der erste Krieg trübt die eigene Kindheit, beschädigt das Familienleben, der zweite zertrümmert sein schriftstellerisches Selbstverständnis. Fortan setzt er sich verschiedensten Realitäten aus, solange sie noch »glühende Objekte« sind: den Ruinen der kriegs­versehrten Länder genauso wie der Liebe. Er holt das exakte Beobachten nach, sodaß er bald auffällt und die Beobachteten irritiert.

Es entstanden längst zu Klassikern gewordene Werke wie "Graf Öderland", das "Tagebuch 1946-1949" und "Stiller". In ihnen zeigt Max Frisch auf einzigartige Weise, daß Politik und Literatur keine Gegensätze sein müssen – dabei geht er, der große Identitätssucher, stets vom Ich und oft vom eigenen Ich aus, obwohl er es jedesmal als Glück empfindet, wenn er sich fremd ist.


Max Frisch liebte die Schweiz, wie nur ein Kritiker das Objekt seiner Kritik lieben kann: tief und innig. Aber er erfuhr auch viel Ablehnung in seiner Heimat. Der Patriot Frisch erfuhr damals nicht nur Ablehnung durch die schweizer Bundesanwaltschaft. Er wurde praktisch von der ganzen bürgerlichen Schweiz ausgegrenzt, nicht zuletzt vom Zentralorgan dieser bürgerlichen Schweiz, der «Neuen Zürcher Zeitung». Auch das schmerzte ihn.

Und auch da ist zu fragen: Weshalb eigentlich? - Das kultivierte Bürgertum in aller Welt las ihn, schätzte ihn, verehrte ihn. Was bedeutete da die miefige Antipathie des provinziellen Schweizer Establishments, das Elite zu nennen sich ja ohnehin ver- bot – und bis heute verbietet?

Literatur:

Briefwechsel

Briefwechsel
von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt


Weblink:

Zerrissenheit und Mühen eines schreibenden Menschen



Montag, 5. April 2021

Max Frisch 30. Todestag

Max Frisch


Max Frisch starb vor 30 Jahren am 4. April 1991. Max Frsich war ein berühmter schweizer Schriftsteller und Erzähler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Schriftsteller zählt zu den wichtigsten Nachkriegsautoren und in den 1950er Jahren zu den wichtigsten Autoren seiner Generation.

Frisch war ein großer Erzähler, der es verstanden hat, aus seinem Leben Literatur zu machen: es war ein Leben auf der Suche nach sich selbst und seine Bücher waren seine Begleiter. In seinem gelebten Leben sind ihm nur 80 Jahre vergönnt gewesen, um daraus erzählen zu können.

Max Frisch gilt als einer der bedeutendsten und meistgelesensten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Frisch war ein weltoffener und undogmatischer Schriftsteller. In seinem Schreiben war er selbstreflexiv. Was immer er schrieb, war zuerst und zuletzt auf ihn selber bezogen; er sträubte sich gegen die Rollen, die der Erfolg jedem Autor aufdrängt.


Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.

Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.




Den Durchbruch als Schriftsteller schaffte er 1954 mit dem Roman »Stiller«. Es war sein erster "Bestseller" - erstmals durchbrach die Auflage eines von ihm geschriebenen Buches Buches die Millionengrenze. Dem Erfolg des Romans »Stiller« folgte der tiefe Bruch in seinem Leben: er trennte sich von seiner Frau und seinen Kindern.

Mit seinem Roman »Stiller« gelang dem Schweizer Max Frisch 1954 der Durchbruch als Romanschriftsteller. Nach dem Erfolg des »Stiller« trennte er sich von seiner Frau und seinen Kindern.

Anfang 1955 entschied er sich, sein Architektenbüro in Zürich zugunsten einer Laufbahn als Schriftsteller zu schliessen. Von da an war Max Frisch nur noch als Schriftsteller tätig und der Erfolg blieb nicht aus.

Der breite internationale Erfolg in den fünfziger und sechziger Jahren, den ihm einerseits die farbigen, facettenreichen Romane "Stiller" (1954) und "Homo Faber" (1957), andererseits die theaterkräftigen Politparabeln "Biedermann und die Brandstifter" (1958) und "Andorra" (1961) brachten, hat Max Frisch zu einer öffentlichen Figur gemacht, neben Böll zum angesehensten deutschschreibenden Autor seiner Generation.

Das Werk von Max Frisch ist zeitkritisch und gestaltet ohne Illusionen die geistige Krise der Gegenwart, ihre Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit. Max Frisch hat seine Arbeit immer als "Erfahrung in eine Terra incognita hinein" verstanden, die man selber ist. Der Autor vermochte dabei, jede seiner Erfahrungen ins Literarische zu überführen.

Zentrale Kernthemen seines Werks sind der Konflikt zwischen persönlicher Identität und sozialer Rolle, die Kritik am modernen Menschen, die Bestimmung des Daseins durch Zufall oder Schicksal, den Gegensatz von Technik zu Natur und Mythos, die misslungene Beziehung zwischen den Geschlechtern und das verfehlte Leben.

Frisch ist dafür bekannt und berühmt, sich selbst in seinen Figuren widerzuspiegeln und diese autobiografisch zu prägen. Trotzdem sind seine Erzählungen alle fiktiv.

Homo Faber

»Homo faber« bezeichnet den »Mensch als Verfertiger«, der sich mit Hilfe von Werkzeugen die Welt zu Nutze macht. Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigte Frisch beispielhaft einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Tragischerweise wird das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen zerstört.


Max Frisch


Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seine Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Max Frisch liebte die Schweiz, wie nur ein Kritiker das Objekt seiner Kritik lieben kann: tief und innig.

Der Patriot Frisch erfuhr damals nicht nur Ablehnung durch das Pack von der Bundesanwaltschaft. Er wurde praktisch von der ganzen bürgerlichen Schweiz ausgegrenzt, nicht zuletzt vom Zentralorgan dieser bürgerlichen Schweiz, der «Neuen Zürcher Zeitung». Auch das schmerzte ihn.

Und auch da ist zu fragen: Weshalb eigentlich? Das kultivierte Bürgertum in aller Welt las ihn, schätzte ihn, verehrte ihn. Was bedeutete da die miefige Antipathie des provinziellen Schweizer Establishments, das Elite zu nennen sich ja ohnehin ver- bot – und bis heute verbietet?

Ausser dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.

Max Frisch ist noch immer das Aushängeschild der Literatur aus der Schweiz, auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod. Er beschäftigte sich mit bedeutenden Fragen der Zeit. Den leidenschaftlichen Zeitgenossen trieb bis zuletzt die Frage um: "Wie bleibt das Individuum lebendig – und wie ein Staat?"

Max Frischs Frage ist heute drängender denn je: "Wie bleibt das Individuum lebendig?" Denn im digitalen Zeitalter ist unser Erleben längst vorgefertigt und konditioniert. Wir werden von fremden, künstlichen Bildern und Daten zugeschüttet. Da wird es für den Einzelnen immer schwieriger, lebendig zu bleiben.

Weblinks:

Die Kunst, lebendig zu bleiben: Zum 25. Todestag von Max Frisch - www.srf.ch/kultur

Max Frisch Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Max Frisch-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Sonntag, 10. April 2016

"Homo Faber" von Max Frisch

Homo faber

Der Roman "Homo Faber" gilt als Max Frischs bekanntestes Buch. "Homo Faber" ist eine Reiseerzählung. Der Erzähler berichtet notizen- und tagebuchartig von beeindruckenden Erlebnissen auf Reisen. Der aus der Ich-Sicht erzählte Roman enthält die Geschichte eines Menschen, der als rational denkender Mann die mehr oder minder latenten Widersprüche in seiner Seinsdeutung nicht bemerkt.

Im Mittelpunkt von Max Frischs berühmtesten Prosawerk steht Walter Faber, eine Anlehnung an den anthropologischen Begriff „homo faber“, was so viel heißt, wie „der schaffende Mensch“. Faber ist ein solcher: ein streng rationaler, technisch orientierter Ingenieur, dessen Weltbild klar durch mathematische Regeln geprägt wird. Dieses Weltbild jedoch gerät aus den Fugen, als Faber seine Tochter trifft, von deren Existenz er nichts ahnt und sich in sie verliebt. Eine inzestuöse Liebesaffäre beginnt. Ein sprachliches Meisterwerk voller Poesie und Menschlichkeit über das Wesen des modernen Menschen.

Walter Faber alias "Homo faber" ist ein rational denkender Mensch, der für alles eine weltliche Erklärung hat und den nichts aus der Ruhe bringt. Ein denkwürdiger Flug mit anschließender Notlandung setzt jedoch eine Ereignis-kette in Gang, für die selbst der kühle Faber keine richtige Erklärung findet. Plötzlich wird er mit einer Vergangenheit konfrontiert, mit der schon lange abgeschlossen hatte. Unglaubliche Zufälle rufen alte bekannte auf den Plan und bringen Fabers Weltbild beträchtlich ins Wanken. Faber scheint sich zu verlieben, doch seine junge Bekanntschaft ist ihm weitaus näher verbunden als Faber und ihr lieb sein kann. Menschliche Tragödien nehmen ihren Lauf während jahrelange Missverständnisse ans Tageslicht kommen.

Der Erzähler Walter Faber, ein UNESCO-Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert. Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage.


Homo faber

In seinem Roman "Homo faber" bearbeitet Frisch ein aktuelles Phänomen der 1950er Jahre: die fortschreitende Technisierung der westlichen Welt und den damit einhergehenden Glauben an die völlige Erklärbarkeit und Durchschaubarkeit des Lebens. In diesem Roman trifft Schicksalshaftigkeit und reine Technikgläubigkeit sowie Ratio auf Gefühl.

Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigt Frisch einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. So wird er zum Opfer seiner eigenen Rationalität und Weltsicht . Die besondere Tragik des Romans und seines Protagonisten ist, dass das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen in Situationen, denen er nicht mehr gewachsen ist, zerstört wird. Walter Faber begegnet schicksalhaft einer Welt, an der er Scheitern wird und seine Technikgläubigkeit bestimmt die Fallhöhe.

Homo faber

Der Erzähler Walter Faber, ein Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers als Selbstverständnis zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert.

Max Frisch Homo faber

Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage. Erst die Beziehung zur jungen Sabeth reißt ihn wieder hinein ins Leben; er beginnt, Dinge wieder zu erleben, Spontaneität auszuleben und ist auch zur Liebe fähig. Doch diese Liaison birgt ein verhängnisvolles und folgenschweres Geheimnis in sich, das Fabers Versagen zum Ausdruck bringt. Die vorherrschende Technikfreundlichkeit der 50er Jahre führt den Ingenieur an seine Grenzen.

Der "Homo faber" wird Opfer seines rationalen und technokratischem Weltbildes, führt sein Bericht doch die Zweifelhaftigkeit dieses eingeschränkten Weltbildes offen vor Augen. In dem Roman bestimmt das Schicksal den Lauf der Handlung und dennoch ist er keine Geschichte über das Schicksal an sich. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes.

Max Frischs Roman ist keine Geschichte über das Schicksal. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes. Faber durchläuft in seinem Bericht eine gewaltige Entwicklung, so dass er am Ende Erzähltes nivellieren muss: "Alle Zeugnisse von mir wie Berichte, Briefe, Ringheftchen, sollen vernichtet werden, es stimmt nichts. Auf der Welt sein: im Licht sein. Irgendwo (wie der Alte neulich in Korinth) Esel treiben, unser Beruf! - aber vor allem: standhalten dem Licht, der Freude (wie unser Kind, als es sang) im Wissen, dass ich erlösche im Licht über Ginster, Asphalt und Meer, standhalten der Zeit, beziehungsweise Ewigkeit im Augenblick. Ewig sein: gewesen sein."

Max Frischs Roman "Homo faber", der Bericht eines Ingenieurs, zählt mit Recht zu den besten deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts.


In dem Roman "Homo Faber" macht der Autor allerdings denselben Fehler, die viele Schriftsteller und Geisteswissenschaftler machen: sie nehmen an, dass Rationalität und Technik mit Emotion und Einfühlsamkeit nicht vereinbar sind. Und wie das so üblich ist, erhebt er dann warnend den Finger.



Homo faber









"Homo faber" von Max Frisch


Suhrkamp-Verlag,
Taschenbuch, 1. März 1977,
8,00 EUR.

ISBN-13: 978-3518368540






Weblinks:

Homo faber - Erklärung und Deutung des Homo faber

Homo faber von Max Frisch - www.homo-faber.info

Homo Faber von Max Frisch - writer.germanblogs.de

Homo faber-Blog - www.hfaberblog.blogspot.com

Dienstag, 5. April 2016

Max Frisch 25. Todestag

Max Frisch

Vor 25 Jahren starb Max Frisch. In seinem gelebten Leben sind ihm nur 80 Jahre vergönnt gewesen, um daraus erzählen zu können.


Der Erfolgsautor Max Frisch gilt als einer der bedeutendsten und meistgelesensten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Frisch war ein weltoffener und undogmatischer Schriftsteller. In seinem Schreiben war er selbstfeflexiv. Was immer er schrieb, war zuerst und zuletzt auf ihn selber bezogen; er sträubte sich gegen die Rollen, die der Erfolg jedem Autor aufdrängt.



Den Durchbruch als Schriftsteller schaffte er 1954 mit dem Roman »Stiller«. Es war sein erster "Bestseller" - erstmals durchbrach die Auflage eines von ihm geschriebenen Buches Buches die Millionengrenze. Dem Erfolg des Romans »Stiller« folgte der tiefe Bruch in seinem Leben: er trennte sich von seiner Frau und seinen Kindern.

Mit seinem Roman »Stiller« gelang dem Schweizer Max Frisch 1954 der Durchbruch als Romanschriftsteller. Nach dem Erfolg des »Stiller« trennte er sich von seiner Frau und seinen Kindern.

Anfang 1955 entschied er sich, sein Architektenbüro in Zürich zugunsten einer Laufbahn als Schriftsteller zu schliessen. Von da an war Max Frisch nur noch als Schriftsteller tätig und der Erfolg blieb nicht aus.

Der breite internationale Erfolg in den fünfziger und sechziger Jahren, den ihm einerseits die farbigen, facettenreichen Romane "Stiller" (1954) und "Homo Faber" (1957), andererseits die theaterkräftigen Politparabeln "Biedermann und die Brandstifter" (1958) und "Andorra" (1961) brachten, hat Max Frisch zu einer öffentlichen Figur gemacht, neben Böll zum angesehensten deutschschreibenden Autor seiner Generation.

Das Werk von Max Frisch ist zeitkritisch und gestaltet ohne Illusionen die geistige Krise der Gegenwart, ihre Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit. Max Frisch hat seine Arbeit immer als "Erfahrung in eine Terra incognita hinein" verstanden, die man selber ist. Der Autor vermochte dabei, jede seiner Erfahrungen ins Literarische zu überführen.

Zentrale Kernthemen seines Werks sind der Konflikt zwischen persönlicher Identität und sozialer Rolle, die Kritik am modernen Menschen, die Bestimmung des Daseins durch Zufall oder Schicksal, den Gegensatz von Technik zu Natur und Mythos, die misslungene Beziehung zwischen den Geschlechtern und das verfehlte Leben.

Frisch ist dafür bekannt und berühmt, sich selbst in seinen Figuren widerzuspiegeln und diese autobiografisch zu prägen. Trotzdem sind seine Erzählungen alle fiktiv.

Homo Faber

»Homo faber« bezeichnet den »Mensch als Verfertiger«, der sich mit Hilfe von Werkzeugen die Welt zu Nutze macht. Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigte Frisch beispielhaft einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Tragischerweise wird das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen zerstört.


Max Frisch

Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seine Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Max Frisch liebte die Schweiz, wie nur ein Kritiker das Objekt seiner Kritik lieben kann: tief und innig.

Der Patriot Frisch erfuhr damals nicht nur Ablehnung durch das Pack von der Bundesanwaltschaft. Er wurde praktisch von der ganzen bürgerlichen Schweiz ausgegrenzt, nicht zuletzt vom Zentralorgan dieser bürgerlichen Schweiz, der «Neuen Zürcher Zeitung». Auch das schmerzte ihn.

Und auch da ist zu fragen: Weshalb eigentlich? Das kultivierte Bürgertum in aller Welt las ihn, schätzte ihn, verehrte ihn. Was bedeutete da die miefige Antipathie des provinziellen Schweizer Establishments, das Elite zu nennen sich ja ohnehin ver- bot – und bis heute verbietet?

Max Frisch ist noch immer das Aushängeschild der Literatur aus der Schweiz, auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod. Er beschäftigte sich mit bedeutenden Fragen der Zeit. Den leidenschaftlichen Zeitgenossen trieb bis zuletzt die Frage um: "Wie bleibt das Individuum lebendig – und wie ein Staat?"

Max Frischs Frage ist heute drängender denn je: "Wie bleibt das Individuum lebendig?" Denn im digitalen Zeitalter ist unser Erleben längst vorgefertigt und konditioniert. Wir werden von fremden, künstlichen Bildern und Daten zugeschüttet. Da wird es für den Einzelnen immer schwieriger, lebendig zu bleiben.

Weblinks:

Die Kunst, lebendig zu bleiben: Zum 25. Todestag von Max Frisch - www.srf.ch/kultur




Max Frisch-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de



Mittwoch, 25. November 2015

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch


Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch ist eine eindrucksvolle Parabel über Pyromanie, allgemeine und persönliche Ignoranz une deren gefährliche Folgen. Es ist ein Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter.

Die Hauptperson, Gottlieb Biedermann, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Geld mit der Herstellung von Haarwasser verdient. Nach außen tritt er energisch auf und hält am Stammtisch große Reden. Seine ersten Worte lauten: "Aufhängen sollte man sie (die Brandstifter)." Er gibt sich gönnerhaft, spendet der Feuerwehr eine große Summe. Doch gegenüber dem Dienstpersonal und den Untergebenen herrscht und kommandiert er. Mit äußerster Härte geht er gegen seinen Mitarbeiter Knechtling, der an einer Erfindung beteiligt werden möchte, vor: "diesem Knechtling werde ich die Kehle schon umdrehn."



Sein äußeres Auftreten steht jedoch in auffälligem Gegensatz zu seiner inneren Haltung. Biedermann fehlt die Zivilcourage. Ängstlich und 'zitternd vor Hoffnung' flieht er vor der Verantwortung. In den entscheidenden Momenten versteckt er sich hinter seiner Frau: "Meine Frau wird mit Ihnen sprechen." Solange er Distanz zu Menschen wahren kann, fühlt er sich überlegen; im persönlichen Kontakt jedoch unterliegt er. Gegenüber den beiden Eindringlingen wird sein Verhalten durch Unentschlossenheit, Anbiederung, Egoismus und zuletzt Verzweiflung geprägt, es ist die 'verzweifelte Hoffnung opportunistischer Bonhomie', wie die Worte in der einleitenden Kurzbeschreibung treffend lauten.

Biedermanns Frau Babette genießt das luxuriöse Leben und ist vor allem darauf bedacht, nicht als spießig zu gelten. Sie ähnelt ihrem Mann in vielen Punkten. Auch sie tönt nach außen laut: "Dann aber, Gottlieb, schick ich ihn auf den Weg." Doch auch ihr fehlt im entscheidenden Augenblick der Mut zur Tat.


Dem Ehepaar Biedermann steht das Brandstifter Pärchen Schmitz und Eisenring gegenüber. Die beiden ungleichen Gesellen ergänzen sich ideal. Sepp Schmitz, ein arbeitsloser Ringer aus ärmlichen Verhältnissen, wirkt grobschlächtig und unbeholfen. Seine athletische Figur schüchtert ein: "Alle Leute haben Angst vor mir." Seine Herkunft wird schon mal als sentimentale Tarnung eingesetzt: "Von der Köhlerhütte zum Waisenhaus."

Willi Eisenring war "ein kleiner Oberkellner, und plötzlich verwechseln sie mich mit einem großen Brandstifter. Er hält sich für gebildet: "Ich hätte studieren können", behauptet er. Seinen Kumpanen Schmitz weist er wie ein kleines Kind zurecht: "Schmitz, schmatze nicht."

Als eines Tages, der Hausierer Schmitz nach Obdach, Essen und Trinken fragt, scheint die Welt der Biedermanns langsam zu kippen. Sie sind durchdrungen, von der Angst, dass Brandstifter unterwegs sind und Häuser in Brand stiften. Je mehr sich Schmitz behaupten kann, desto kleiner wird die Haltung, aber auch Selbstbehauptung, die Biedermann ursprünglich hatte. Am Schluss kommt alles so, wie man es gerade eben nicht haben wollte.




Das Stück ist eine Theaterposse zum Schmunzeln - Eine herrliche Parodie über die Entlarvung der Lüge, über die Raffiniertheit der Manipulation, über Wehrlosigkeit anständiger Leute, und der schelmischen Durchsetzungskraft von Verbrechern, die selbst hier einen liebenswürdigen Eindruck machen und nicht zuletzt der naiven Leichtgläubigkeit von Spiessbürgern.

Eine Parabel über das anständige Leben und dessen Kurzweiligkeit, über Knastbrüder die mit aller Gerissenheit und Kommunikationskunst zu überzeugen vermögen, und die Anfälligkeit spiessiger Bürger, sich ehrerbietig der Manipulation und Lüge nahezu wehrlos hingeben.

Die Frage nach Moral, nach schlechtem Gewissen, die Schilderung von allzu Menschlichem, angefangen von der Leichtgläubigkeit, der Manipulierbarkeit von Menschen macht auch hier einen enormen Bogen, der bei Buchbesprechungen in der Deutungsebene bis zur Nachvollziehbarkeit des Nationalsozialismus geht.

Geschrieben wurde dieses Stück über die Ignoranz in Folge der Ereignisse rund um den Faschismus und Stalinismus, aber es trifft auch die Situation, wie sie sich heute darstellt wenn Nachbarn und Behörden bei häuslicher Gewalt einfach nicht zusehen wollen, bis die Situation eskaliert und alles in sich zusammenbricht.

Es ist ein recht kurzweiliges Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter, das allegorisch auf die Verführbarkeit des biederen Volkes durch verbrecherische Diktatoren wie bei den Deutschen und den Nazis verweisen soll. Unglaubwürdig und langweilig.



Weblinks:

Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter: Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch

Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter: Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch

Sonntag, 11. Mai 2014

Montauki

»Montauk« ist eine stark autobiografisch geprägte Erzählung des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Sie gilt als Max Frisch persönlichstes Werk und erschien erstmals im September 1975 und nimmt in seinem Werk eine Sonderstellung ein. Zwar waren auch Frischs frühere Figuren oft autobiografisch geprägt, die Geschichten jedoch stets fiktiv.

In »Montauk« dagegen heißt der Protagonist wie sein Autor, und er berichtet in einer Rückschau auf ein authentisches Erlebnis: ein Wochenende, das Frisch mit einer jungen Frau während eines Amerika-Aufenthaltes an der amerikanischen Ostküste verbrachte.

Montauk ist ein indianischer Name, er bezeichnet die nördliche Spitze von Long Island, hundertzehn Meilen von Manhattan entfernt. Dort findet das Wochenende statt, über das erzählt wird. Die Erzählung ist der Versuch, das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten.

Die Rahmenhandlung der Erzählung »Montauk« beschreibt das Wochenende des 11. und 12. Mai 1974, das eine Lesereise des Erzählers, des literarischen Ebenbilds seines Autors Max Frisch, durch die Vereinigten Staaten beschließt. Zwei Tage später, einen Tag vor seinem 63. Geburtstag, ist Frischs Rückflug nach Europa gebucht.

An seiner Seite befindet sich Lynn, eine 30-jährige Verlagsangestellte, die ihn während der Reise betreuen soll, vom Werk des Autors aber keine Zeile gelesen hat. An ihrem letzten Wochenende kommen Lynn und Frisch einander näher und unternehmen einen Ausflug nach Long Island zum Dorf Montauk an der Atlantikküste.

Für den Autor erwächst an diesem Wochenende das Verlangen, die gemeinsamen Tage zu beschreiben, ohne etwas zu den Geschehnissen hinzuzufügen. Dabei löst Lynns Gegenwart in Frisch Reflexionen und Erinnerungen aus.

Bei seinem Erscheinen löste »Montauk« sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Die ehemaligen Partnerinnen Frischs sahen sich durch die offenen Schilderungen ihrer Vergangenheit kompromittiert. Manche Leser fühlten sich durch die Selbstentblößung Frischs peinlich berührt.

Andere Kritiker feierten die einfühlsame Erzählung von dem Wochenende an der Ostküste als das bedeutendste Werk des Autors und lobten die Leistung, das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten. Marcel Reich-Ranicki nahm »Montauk« in seinen Kanon der deutschen Literatur auf.

Weblink:

Montauki
Montauk: Eine Erzählung
von Max Frisch

Samstag, 15. Februar 2014

»Berliner Journal« von Max Frisch

Max Frisch
Max Frisch war im Februar 1973 mit seiner Frau Marianne von Zürich nach Berlin gezogen, weil es ihn in der Schweiz einfach zu eng wurde und er einen künstlerischen Neuanfang suchte. Als Max Frisch Anfang 1973 nach Berlin zog, hoffte er auf Kontakte, Freundschaften, Abwechslung, Beziehungen zu Schriftstellerkollegen, Tapetenwechsel, trotz einem Wohnsitz in Zürich und Berzona (Tessin).

Als er eine neue Wohnung bezog, begann er, wieder ein Tagebuch zu führen, und nannte es »Berliner Journal«. Einige Jahre später betonte er in einem Interview, es handle sich dabei mitnichten um ein »Sudelheft«, sondern um ein »durchgeschriebenes Buch«.

Seiner literarischen Form nach entspricht es den weltberühmt gewordenen Tagebüchern der Jahre 1946-1949 und 1966-1971: Neben Betrachtungen aus dem Alltag des Schriftstellers finden sich erzählende und essayistische Texte sowie sorgfältig gezeichnete Porträts von Kolleginnen und Kollegen wie Günter Grass, Uwe Johnson, Wolf Biermann und Christa Wolf.

Nicht zuletzt zeugen die Tagebucheinträge von der außergewöhnlichen Wachheit, mit der Frisch als Bewohner West-Berlins die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR beobachtet und erlebt hat. Es gilt als einer der großen Schätze in Max Frischs Nachlass, das legendäre »Berliner Journal«, vom Autor selbst mit einer Sperrfrist von zwanzig Jahren nach seinem Tod versehen, der »privaten Sachen« wegen, die er darin verzeichnete.
Als er 1974 mit seiner Ehefrau aus dem ihm zu behaglich vertraut gewordenen Zürich nach Berlin zieht, interessieren ihn vor allem die Verhältnisse im Osten, die er luzide, aber ohne die übliche Selbstgerechtigkeit des Westens entlarvt, als "Bürokratimus mit sozialistischer Phraseologie", ohne jede Mitbestimmung von der Basis.

Längst war bekannt, dass Max Frisch (1911-1991) während seiner Berliner Jahre ein tagebuchartiges Journal geführt hatte. Als 2011 die zwanzigjährige Sperrfrist für seinen Nachlass ablief, stellte es also keine allzu große Überraschung dar. Nun wird das Journal erstmals in Auszügen publiziert, nun ist der unverwechselbare Frisch wieder da: illusionslos und voller Zweifel im Ton und mit lustvoll scharfem Blick auf die Welt und das Leben. Weblink: Aus dem Berliner Journal
Aus dem Berliner Journal

Mittwoch, 25. Mai 2011

Max-Frisch-Bibliographie

"Stiller" von Max Frisch.
Stiller
"Ich bin nicht Stiller" - mit diesem Satz beginnt der 1954 erschienene Roman "Stiller". Es ist Max Frischs erster bedeutender Roman. Dieser Roman, in dem Max Frisch mit verschiedenen Identitäts- und Lebensentwürfen experimentierte, bedeutete für Frisch den Durchbruch als Schriftsteller.

Ein Amerikaner namens Jim Larkin White wird an der Schweizer Grenze aus dem Zug geholt. Man hält ihn für den seit sechs Jahren verschollenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller. Außerdem wird er beschuldigt, in eine Agentenaffäre verwickelt zu sein.

Der Festgenommene bestreitet das vehement, doch alle Indizien sprechen gegen ihn. Selbst frühere Freunde und auch seine Ehefrau bestätigen den polizeilichen Verdacht. White beharrt jedoch weiterhin auf seiner Aussagen: "Ich bin nicht Stiller". Nun soll White alias Stiller im Gefängnis schriftliche Aufzeichnungen machen über seine letzten sechs Lebensjahre.

In den tagebuchartigen Notizen von White (Stiller) erfährt der Hörer allmählich die Wahrheit. Stiller war ein Versager, als Ehemann und als Künstler. In der Hoffnung, ein neues Leben beginnen zu können, hatte er vor sechs Jahren alle Brücken hinter sich abgebrochen und war nach Amerika geflohen.

Als White ergreift er die Möglichkeit, ein anderer zu sein. Doch nun bei seiner Rückkehr erdrücken ihn nicht nur die Beweise, auch seine Hoffnungen erweisen sich als reine Illusionen. Obwohl er innerlich ein Gewandelter ist, muss er seine frühere Identität akzeptieren. Aber erst nach einem weiteren gescheiterten Versuch mit seiner Frau, ist Stiller bereit, sich selbst anzunehmen. Fortan lebt er ein einsames Leben.
Stiller

"Andorra" von Max Frisch.

Andorra
Die Lebenslüge des Lehrers Can, mit der er sich und seine Familie zerstört, steht im Mittelpunkt von Frischs Drama "Andorra". Um seine Beziehung zu einer Ausländerin und das aus dieser Beziehung entstandene Kind namens Andri geheim zu halten, gibt er Andri als ein Waisenkind aus, das er vor den „Schwarzen" zur Zeit der Judenmorde gerettet hat, und somit in Andorra zu einem Held wurde. Doch als Andri sich in seine Halbschwester Barblin verliebt und auf Grund von Vorurteilen von den Andorranern benachteiligt wird, gerät Cans heile Welt ins Wanken. Er erkennt, dass er verpflichtet ist die Wahrheit zu sagen, was ihm unheimlich schwer fällt. Somit nimmt Andri allmählich die Vorurteile an, die ihm tagtäglich von den Andorranern entgegengehalten werden.

Andorra ist ein vielschichtiger Gesellschaftsroman, der viele Thematiken beinhaltet und zum Gegenstand hat: sei es die Verfolgung von Juden, das bornierte Denken einer Gesellschaft in Vorurteilen und Klischees, die Lebenslügen von Menschen oder einfach das Leben und Leiden von Andri. Egal wie oft man Andorra liest, man kann immer neue Aspekte und Symboliken entdecken.

Andorra

"Homo faber" von Max Frisch.

Homo faber
In seinem Roman "Homo faber" bearbeitet Frisch ein aktuelles Phänomen der 1950er Jahre: die fortschreitende Technisierung der westlichen Welt und den damit einhergehenden Glauben an die völlige Erklärbarkeit und Durchschaubarkeit des Lebens. Der lateinische Terminus »Homo faber« bezeichnet den »Mensch als Verfertiger«, der sich mit Hilfe von Werkzeugen die Welt zu Nutze macht.

Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigt Frisch einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Tragischerweise wird das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen zerstört.

Der Erzähler Walter Faber, ein UNESCO-Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert.

Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage.

Erst die Beziehung zur jungen Sabeth reißt ihn wieder hinein ins Leben; er beginnt, Dinge wieder zu erleben, Spontaneität auszuleben und ist auch zur Liebe fähig. Doch diese Liaison birgt ein verhängnisvolles und folgenschweres Geheimnis in sich, das Fabers Versagen zum Ausdruck bringt.

Die Technikfreundlichkeit der 50er Jhre führt den Ingenieur an seine Grenzen. Der "Homo faber" wird Opfer seines rationalem und technokratischem Weltbildes, führt sein Bericht doch die Zweifelhaftigkeit dieses eingeschränkten Weltbildes offen vor Augen. Max Frischs Roman ist keine Geschichte über das Schicksal. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes.

Max Frischs Roman "Homo faber", der Bericht eines Ingenieurs, zählt mit Recht zu den besten deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts.

Homo faber

"Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch.

Biedermann und die Brandstifter
In dem Roman, der sich als "Lehrstück ohne Lehre" versteht, steht dem Ehepaar Biedermann das Brandstifter-Pärchen Schmitz und Eisenring gegenüber. Die beiden ungleichen Gesellen ergänzen sich ideal. Sepp Schmitz, ein arbeitsloser Ringer aus ärmlichen Verhältnissen, wirkt grobschlächtig und unbeholfen. Seine athletische Figur schüchtert ein: "Alle Leute haben Angst vor mir...". Seine Herkunft wird als sentimentale Tarnung eingesetzt: "Von der Köhlerhütte zum Waisenhaus".
Willi Eisenring war "ein kleiner Oberkellner, und plötzlich verwechseln sie mich mit einem großen Brandstifter". Er hält sich für gebildet: "Ich hätte studieren können", behauptet er. Seinen Kumpanen Schmitz weist er wie ein kleines Kind zurecht: "Schmitz, schmatze nicht".

Beide spielen ihre Rollen perfekt. Diese Mischung aus Komik und Ernst, Tarnung und Wahrheit verwirrt und verblüfft. Frisch zeigt, dass immer dann, wenn Worte und Gedachtes ebenso wie Worte und Handlungen nicht übereinstimmen, die gutbürgerliche, philantrope Fassade einzustürzen droht. Interessanterweise müssen die beiden Brandstifter gar nicht lügen, um zum Ziel zu gelangen. Vielmehr genügt es zunächst unliebsamen, peinlichen Fragen auszuweichen und am Ende sogar dreist die Wahrheit als Tarnung einzusetzen: "Wir sind Brandstifter".

Die Brandstifter meinen, wenn er nicht glaube das sie Brandstifter seien, könnte er ihnen Streichhölzer aus Vertrauensbeweis geben.

Biedermann und die Brandstifter

"Mein Name sei Gantenbein" von Max Frisch.

Mein Name sei Gantenbein
In seinem Roman "Mein Name sei Gantenbein" wendet sich Max Frisch seinem Thema der Identitätsfindung zu. In "Mein Name sei Gantenbein" spielt er virtuos mit Rollen und Personen auf der Meta-Ebene.

Frisch lässt die Hauptfigur sich in immer wieder verschiedene Situationen hineindenken, ohne daß der Roman eine wirkliche Handlung hätte.

Bitter die Ironie, daß Gantenbein erst zum glücklichen Menschen wird, nachdem er der Welt vorspielt, blind zu sein und so zu tun, als sähe er deren Fehler nicht.

Ist ein imaginiertes Leben denkbar - ist der Mensch gar Meister seiner selbst, frei entscheidender Erzähler seines Lebens? Gewisse Lifestyle-Bücher mögen es in teils amerikanischer Manier einfach behaupten; Max Frisch macht die Probe aufs Exempel. Gantenbein ist nur eine der Identitäten des Autors. Blind ist er scheinbar, um die anderen besser zu beobachten. Die Handlung verdient den Namen kaum; komplex geht es zu, doch zieht Frisch den Leser immer mehr in den Bann.

Frisch setzt sich in diesem Roman vermutlich stärker und deutlicher als zuvor mit dem Problem der Identitätsfindung auseinander: indem das erzählende Ich verschiedene Situationen als einer der drei Protagonisten ,,durchspielt", sucht es nach seiner eigenen Identität. Dabei findet es besonders Gefallen an Gantenbein, deshalb der Titel. Gantenbein ist in der Lage seine Rolle zu wechseln, sein Spiel mit der Gesellschaft hat Erfolg.

Max Frisch führt in "Mein Name sei Gantenbein" die Brüchigkeit menschlicher Identität vor. Das geht so weit, dass er seine Personen im Roman immer wieder neu erfindet. Der Erzähler selbst tritt in das Geschehen ein, überlegt sich, welche Rolle er annehmen will, und spielt mit der Identität der anderen Personen. Erzählung und Erzähler, Geschichte und Wirklichkeit, wahres und falsches Ich fließen auf verwirrende Art ineinander.

Mein Name sei Gantenbein

"Tagebuch 1946-1949" von Max Frisch. 

Tagebuch 1946-1949
Max Frischs Tagebuch ist eine Bestandsaufnahme. Seine Berichte aus dem Europa der Jahre 1946 bis 1949, die Protokolle seiner Begegnungen in der Nachkriegszeit haben ebenso historische wie aktuelle Bedeutung. Darüber hinaus nimmt das Tagebuch eine zentrale Stelle in der Genese des dichterischen Werkes von Max Frisch ein. Es enthält bereits erzählerische Anläufe, Skizzen, Strukturmodelle, aus denen sich später die großen Dramen und Romane entwickelt haben.

Das "Tagebuch 1946-1949" ist eine Bestandsaufnahme vom Europa der unmittelbaren Nachkriegszeit - Frisch, der den Zweiten Weltkrieg von der neutralen Schweiz aus beobachtet hatte, bereist nun die Ruinenlandschaften Mitteleuropas, beobachtet KZ-Überlebende, Trümmerfrauen, Bettler, "Frauleins", das feiernde Paris am Nationalfeiertag: Sieger und Besiegte, Verbrecher und Opfer.

Es ist noch viel mehr als ein biographisches Dokument, viel mehr als eine historische Quelle: Das "Tagebuch 1946-1949" enthält nämlich mehr oder weniger ausgearbeitete Entwürfe von einigen Dramen und Erzählungen, deren Entstehungsgeschichte man hier ein wenig nachverfolgen kann; nicht nur der "Graf Öderland" ist hier bereits vertreten.

"Tagebuch 1946-1949" ist sicher kein Tagebuch im landläufigen Sinne, aber dafür ein anregender Einstieg in Frischs Denken, ein unmittelbar wirkendes Stimmungsbild aus dem Nachkriegs-Europa, auch eine Fundgrube und Sammlung geistreicher Essays und ein Skizzen-Buch für seine späteren Romane.

Tagebuch 1946-1949

Freitag, 20. Mai 2011

»Homo faber« - Ein Roman über die Realitätsferne eines Weltbildes

Homo faber

Der Roman "Homo Faber" gilt als Max Frischs bekanntestes Buch. Der Erzähler berichtet notizen- und tagebuchartig von beeindruckenden Erlebnissen auf Reisen. Der aus der Ich-Sicht erzählte Roman enthält die Geschichte eines Menschen, der als rational denkender Mann die mehr oder minder latenten Widersprüche in seiner Seinsdeutung nicht bemerkt.

Im Mittelpunkt von Max Frischs berühmtesten Prosawerk steht Walter Faber, eine Anlehnung an den anthropologischen Begriff „homo faber“, was so viel heißt, wie „der schaffende Mensch“. Faber ist ein solcher: ein streng rationaler, technisch orientierter Ingenieur, dessen Weltbild klar durch mathematische Regeln geprägt wird. Dieses Weltbild jedoch gerät aus den Fugen, als Faber seine Tochter trifft, von deren Existenz er nichts ahnt und sich in sie verliebt. Eine inzestuöse Liebesaffäre beginnt. Ein sprachliches Meisterwerk voller Poesie und Menschlichkeit über das Wesen des modernen Menschen.

Walter Faber alias "Homo faber" ist ein rational denkender Mensch, der für alles eine weltliche Erklärung hat und den nichts aus der Ruhe bringt. Ein denkwürdiger Flug mit anschließender Notlandung setzt jedoch eine Ereignis-kette in Gang, für die selbst der kühle Faber keine richtige Erklärung findet. Plötzlich wird er mit einer Vergangenheit konfrontiert, mit der schon lange abgeschlossen hatte. Unglaubliche Zufälle rufen alte bekannte auf den Plan und bringen Fabers Weltbild beträchtlich ins Wanken. Faber scheint sich zu verlieben, doch seine junge Bekanntschaft ist ihm weitaus näher verbunden als Faber und ihr lieb sein kann. Menschliche Tragödien nehmen ihren Lauf während jahrelange Missverständnisse ans Tageslicht kommen.
Der Erzähler Walter Faber, ein UNESCO-Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert. Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage.

In seinem Roman "Homo faber" bearbeitet Frisch ein aktuelles Phänomen der 1950er Jahre: die fortschreitende Technisierung der westlichen Welt und den damit einhergehenden Glauben an die völlige Erklärbarkeit und Durchschaubarkeit des Lebens. In diesem Roman trifft Schicksalshaftigkeit und reine Technikgläubigkeit sowie Ratio auf Gefühl.

Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigt Frisch einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Die besondere Tragik des Romans und seines Protagonisten ist, dass das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen in Situationen, denen er nicht mehr gewachsen ist, zerstört wird. Walter Faber begegnet schicksalhaft einer Welt, an der er Scheitern wird und seine Technikgläubigkeit bestimmt die Fallhöhe.

Homo faber

Der Erzähler Walter Faber, ein Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers als Selbstverständnis zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert.

Max Frisch Homo faber

Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage. Erst die Beziehung zur jungen Sabeth reißt ihn wieder hinein ins Leben; er beginnt, Dinge wieder zu erleben, Spontaneität auszuleben und ist auch zur Liebe fähig. Doch diese Liaison birgt ein verhängnisvolles und folgenschweres Geheimnis in sich, das Fabers Versagen zum Ausdruck bringt. Die vorherrschende Technikfreundlichkeit der 50er Jahre führt den Ingenieur an seine Grenzen.

Der "Homo faber" wird Opfer seines rationalen und technokratischem Weltbildes, führt sein Bericht doch die Zweifelhaftigkeit dieses eingeschränkten Weltbildes offen vor Augen. In dem Roman bestimmt das Schicksal den Lauf der Handlung und dennoch ist er keine Geschichte über das Schicksal an sich. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes.

Max Frischs Roman ist keine Geschichte über das Schicksal. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes. Faber durchläuft in seinem Bericht eine gewaltige Entwicklung, so dass er am Ende Erzähltes nivellieren muss: "Alle Zeugnisse von mir wie Berichte, Briefe, Ringheftchen, sollen vernichtet werden, es stimmt nichts. Auf der Welt sein: im Licht sein. Irgendwo (wie der Alte neulich in Korinth) Esel treiben, unser Beruf! - aber vor allem: standhalten dem Licht, der Freude (wie unser Kind, als es sang) im Wissen, dass ich erlösche im Licht über Ginster, Asphalt und Meer, standhalten der Zeit, beziehungsweise Ewigkeit im Augenblick. Ewig sein: gewesen sein."

Max Frischs Roman "Homo faber", der Bericht eines Ingenieurs, zählt mit Recht zu den besten deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts.


In dem Roman "Homo Faber" macht der Autor allerdings denselben Fehler, die viele Schriftsteller und Geisteswissenschaftler machen: sie nehmen an, dass Rationalität und Technik mit Emotion und Einfühlsamkeit nicht vereinbar sind. Und wie das so üblich ist, erhebt er dann warnend den Finger.





Homo faber









"Homo faber" von Max Frisch


Suhrkamp-Verlag,
Taschenbuch, 1. März 1977,
8,00 EUR.

ISBN-13: 978-3518368540






Weblinks:

Homo faber - Erklärung und Deutung des Homo faber

Homo faber von Max Frisch - www.homo-faber.info

Homo Faber von Max Frisch - writer.germanblogs.de

Homo faber-Blog - www.hfaberblog.blogspot.com

Sonntag, 15. Mai 2011

Max Frisch 100. Geburtstag

Max Frisch


Am 15. Mai 2011 wäre Max Frisch 100 Jahre alt geworden. Max Frisch wurde vor 100 Jahren am 15. Mai 1911 in Zürich als Sohn eines Architekten geboren. Max Frisch war ein berühmter schweizer Schriftsteller, Dramatiker, Essayist und Architekt des 20. Jahrhunderts. Max Frisch zählt neben Friedrich Dürrenmatt nicht nur zu den bekanntesten modernen Schriftstellern seines Heimatlandes, sondern gehört seit den 1940er Jahren auch zu den bedeutendsten Vertretern der deutschsprachigen Literatur.

Frisch war ein großer Erzähler, der es verstanden hat, aus seinem Leben Literatur zu machen: es war ein Leben auf der Suche nach sich selbst und seine Bücher waren seine Begleiter.

Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.

Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.


Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seien Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Dann entdeckt man den jungen Frisch als »Homo faber« mit seinen Ländern und Geliebten, dann weiss man um Geiser, der stellvertretend im Holozän erscheint und seine Erinnerungen schrieb, man weiß um Frisch selbst, der nicht er selbst war, wie auch »Stiller« eben nicht Stiller sein wollte, aber immer auf dem Weg zum Ich. Man begegnet ihm mehr oder weniger privat in »Montauk«, weiß dann um seine "Brook-lynn" auf der Insel und erkennt sein Streben nach sich selbst im wohl geheimnisvollsten Roman, der die "Antwort aus der Stille" gab.


Frisch, überzeugt davon, daß die Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Außer dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.

In einem seiner letzten Romane »Der Mensch erscheint im Holozän« hat Max Frisch die deutschsprachige Literatur in der Gestalt des Geiser um einen Sonderling bereichert. Dieser Geiser verfällt wie seine Welt zerfällt, wie das Gewohnte und Gewusste ihm selbst zum Sonderbaren und Unnachdenklichen wird. Und fragt sich, ob es Dasein ohne Vergangenheit, Gott ohne Gedächtnis und Erinnerung überhaupt geben kann. - Max Frisch hat immer wieder versucht, auf elementare Fragen des Lebens Antworten zu geben, unter mit der Einsicht, ein unvollendeter Mensch zu sein.


Max Frisch 100.Geburtstag

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Weblinks:

Schweizer Weltautor - Zum 100. Geburtstag von Max Frisch


100. Geburtstag von Max Frisch - www.blick.ch

Max Frisch zum 100. Geburtstag: Kein stiller Eidgenosse - www.stern.der

100. Geburtstag: Max Frisch, der streitbare Moralist

Max Frisch – 100. Geburtstag am 15. Mai - Reclam Verlag - www.reclam.de


Blog-Artikel:

Max Frisch auf der Suche nach der Identität des Menschen



Homo faber - Ein Roman über die Realitätsferne eines Weltbildes

Max Frisch-Werke