Samstag, 15. Februar 2014

»Berliner Journal« von Max Frisch

Max Frisch
Max Frisch war im Februar 1973 mit seiner Frau Marianne von Zürich nach Berlin gezogen, weil es ihn in der Schweiz einfach zu eng wurde und er einen künstlerischen Neuanfang suchte. Als Max Frisch Anfang 1973 nach Berlin zog, hoffte er auf Kontakte, Freundschaften, Abwechslung, Beziehungen zu Schriftstellerkollegen, Tapetenwechsel, trotz einem Wohnsitz in Zürich und Berzona (Tessin).

Als er eine neue Wohnung bezog, begann er, wieder ein Tagebuch zu führen, und nannte es »Berliner Journal«. Einige Jahre später betonte er in einem Interview, es handle sich dabei mitnichten um ein »Sudelheft«, sondern um ein »durchgeschriebenes Buch«.

Seiner literarischen Form nach entspricht es den weltberühmt gewordenen Tagebüchern der Jahre 1946-1949 und 1966-1971: Neben Betrachtungen aus dem Alltag des Schriftstellers finden sich erzählende und essayistische Texte sowie sorgfältig gezeichnete Porträts von Kolleginnen und Kollegen wie Günter Grass, Uwe Johnson, Wolf Biermann und Christa Wolf.

Nicht zuletzt zeugen die Tagebucheinträge von der außergewöhnlichen Wachheit, mit der Frisch als Bewohner West-Berlins die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR beobachtet und erlebt hat. Es gilt als einer der großen Schätze in Max Frischs Nachlass, das legendäre »Berliner Journal«, vom Autor selbst mit einer Sperrfrist von zwanzig Jahren nach seinem Tod versehen, der »privaten Sachen« wegen, die er darin verzeichnete.
Als er 1974 mit seiner Ehefrau aus dem ihm zu behaglich vertraut gewordenen Zürich nach Berlin zieht, interessieren ihn vor allem die Verhältnisse im Osten, die er luzide, aber ohne die übliche Selbstgerechtigkeit des Westens entlarvt, als "Bürokratimus mit sozialistischer Phraseologie", ohne jede Mitbestimmung von der Basis.

Längst war bekannt, dass Max Frisch (1911-1991) während seiner Berliner Jahre ein tagebuchartiges Journal geführt hatte. Als 2011 die zwanzigjährige Sperrfrist für seinen Nachlass ablief, stellte es also keine allzu große Überraschung dar. Nun wird das Journal erstmals in Auszügen publiziert, nun ist der unverwechselbare Frisch wieder da: illusionslos und voller Zweifel im Ton und mit lustvoll scharfem Blick auf die Welt und das Leben. Weblink: Aus dem Berliner Journal
Aus dem Berliner Journal

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