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Samstag, 24. Oktober 2020

»Faust - Der Tragödie erster Teil« von Johann Wolfgang von Goethe

Faust - Der Tragödie erster Teil


Goethe schrieb über 60 Jahre an seinem »Faust« und nannte "diese sehr ernsten Scherze" am Ende sein "Hauptgeschäft". Goethes »Faust« ist ein Klassiker.

1797 – also 22 Jahre nach dem Urfaust – nimmt Goethe die Arbeit am Faust wieder auf, ermuntert durch Friedrich Schiller. Er fügte dem »Fragment« die einleitenden Szenen »Zueignung«, »Vorspiel auf dem Theater« und »Prolog im Himmel« hinzu. Aus der Geschichte um ein unglücklich gemachtes Mädchen und einen verzweifelten Wissenschaftler war ein Menschheitsdrama zwischen Himmel und Hölle geworden.

Die endgültige Fassung der bereits im »Urfaust« und im »Fragment« enthaltenen Szenen sowie die Ausführung der Walpurgisnacht erfolgt bis 1806. Das Werk ging als »Faust. Eine Tragödie« für die Ostermesse 1808 in Druck.
Dr. Heinrich Faust, ein wissbegieriger Akademiker, resigniert über die Tatsache nicht alles wissen zu können. Da kommt ihm das Angebot vom hinterlistigen Mephisto ganz gelegen: Er verjüngt den alten Faust und zeigt ihm die "kleine und die große Welt", in Teil I die irdischen Freuden der Liebe. Dafür soll Faust ihm im Jenseits dienen. Schade nur, dass der Plan nicht aufgeht, weil Gretchen das Opfer der Begierde ist.

In dem Buch »Faust - Der Tragödie erster Teil« geht es um den Herrn Magister Doktor Faust, welcher als Lehrer, Schwarzmagier und in vielen beriechen der Wissenschaften arbeitet und denkt er wisse sogut wie als über die Welt und ihre Funktions weisen, was ihn so sehr verzweifelt, dass er einen Selbstmord zu begehen versucht aber scheitert.

Faust, auf dem tiefsten Punkt seiner theoretischen Verzweilfung, hat beschlossen, sich umzubringen. Die Chöre der Osternacht halten ihn von seiner Absicht zurück, als er das Giftfläschen schon an den Lippen hat. Er kehrt ins Leben zurück.

Um diesen Doktor dreht sich auch eine Wette zwischen dem Herren und Mephistopheles, dem Teufel, der sich um die Dienste des Faustes für den Herren dreht. Mephistopheles schleicht sich dann als Pudel in das Haus des Faustes ein, zeigt ihm seine (fast) wahre Gestalt und versucht ihn zu verderben. Er bringt ihm dazu das Gebräu einer Hexe zu und Alkohol zu trinken. Der Geist hilft seinem Helden aus der Klemme.

Goethe legte seinem Faust, der zweifellos Züge Fichtes aufweist, die folgenden Worte in den Mund:


Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!




Ausserdem bringt Mephistopheles den Suchenden mit Magarete zusammen. Der Faust ist darauf hin in Magarete so verliebt, das er ihren Bruder Valentin in einem Duell umbringt. Worauf hin Magarete verrückt wird und in den Kerker wandert und als Faust versucht sie zu befreien stirbt.


Mephistopheles ist ein wahrer Verwandlungskünstler, der sich laufend verwandelt und andere Gestalt annimmt fluorezierendes Wesen, das ganz in seinen Wandlungen lebt. Er entsteigt einem Hund. Sloterdijk, S. 331 f.

Die Tragödie mit immer währenden Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse hat bis heute nicht ihren Reiz verloren. Immer wieder ist der Mensch Versuchungen ausgesetzt und muss zwischen Kopf und Bauch abwägen.

Literatur:

Faust - Der Tragödie erster Teil
Faust - Der Tragödie erster Teil
von Johann Wolfgang von Goethe



Weblinks:

Faust – Der Tragödie erster Teil -
Drama von Johann Wolfgang von Goethe - www.inhaltsangabe.de

Wie "Faust" entstand - www.br.de/telekolleg

Blog-Artikel:

»Faust II oder Der Tragöde zweiter Teil«

Samstag, 17. Oktober 2020

Goethes Mephistopheles

Mephistopheles

Mephistopheles ist ein vielgestaltiges Wesen. Einmal erscheint er als mondäner Höfling mit Wams und Feder, kostümiert sich sodann in der Studentenszene als der große Gelehrte, um desssen Gelehrsamkeit in einer wissenszynisch inspirierten Szene zu parodieren, um anschließend als eleganter Herrr und Magier aufzutreten der schlagfertig mit Kupplerinnen zu reden versteht und als Fechtmeister den Faust anleitet, wie man den lästig gewordenen Bruder der Geliebten ins Jenseits befördert.

Mephistopheles ist der Goethesche Theaterteufel, dessen Verwandlungskünste seltsame Blüten treiben. Er vermag den Menschen zu verwandeln.

Goethe

Der Teufel erfährt im »Faust« eine Verwandlung, denn er ist der erste nachchristliche Realist. Wo der Teufel den Mund aufmacht, um zu sagen, wie es in der Welt wirklich steht, werden die alte Metaphysik, die Theologie und die Feudalmoral hinweggefegt.

Goethes Mephistopheles ist trotz aller symbolischen Zugeständissen im Kern schon kein christlicher Teufel mehr, sondern eine nachchristliche Figur mit vorchristlichen Zügen.


Faust kommt abends nach dem Osterspaziergang in sein Studierzimmer. Der Pudel, der ihn und seinen Famulus Wagner umsprang, kommt auch mit herein. Faust beginnt die Bibel in sein geliebtes deutsch zu übersetzen. Der Pudel stört ihn dabei. Faust verweist den störenden Gesellen vor die Tür. Aber der bleibt, verwandelt sich in ein Nilpferd und zuletzt in einen Elefanten. Nebel steigt auf. Mephistopheles tritt daraus hervor.

Faust ist überrascht: Das also war des Pudels Kern! Auf Fausts Frage stellt sich Mephistopheles vor: sein eigentliches Element ist Verneinung, Sünde, Zerstörung, kurz das Böse. Allerdings sei es ihm bisher nicht gelungen, die Welt mit ihrer Tier- und Menschenbrut zu vernichten. Mephistopheles möchte gehen, aber der Drudenfuß - das Pentagramm - auf der Türschwelle hindert ihn daran, weil der eine Winkel offen ist. Der Pudel merkte nichts, aber der Teufel kann nicht hinaus. Faust freut sich, den Teufel gefangen zu haben: Den Teufel halte wer ihn hält! Er wird ihn nicht zum zweitenmale fangen.

Faust lässt sich überreden, dass Mephistopheles ihm zum Zeitvertreib seine Künste vorführt. Mephistopheles ruft die Geister herbei. Die schönen Bilder, die sie ihm vorgaukeln, lassen Faust allmählich einschlafen. Mephistopheles ruft eine Ratte herbei, die auf seinen Befehl die Spitze des Pentagramms, die ihn bannte, zerbeißt. Mephistopheles verschwindet. Faust erwacht und fühlt sich abermals betrogen

Mephistopheles ist ein fluoreszierendes Wesen, das ganz in seinen Wandlungen lebt. Er entsteigt einem Hund. Sloterdijk, S. 331 f.

Der Witz des Goetheschen Theaterteufels liegt in seiner Modernisierung zum weltgewandten Grandseigneur - eine Tendenz, die sich noch bei Thomas Mann fortsetzt.

Nicht zufällig hat Faust, vom 16. bis zum 19. Jahrhundert der Inbegriff des modernen Forschers, mit einem derartigen Teufel den Pakt geschlossen.


Die immer währende Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse hat bis heute nicht ihren Reiz verloren. Immer wieder ist der Mensch Versuchungen ausgesetzt und muss zwischen Kopf und Bauch abwägen.

Literatur:

Faust - Der Tragödie erster Teil
Faust - Der Tragödie erster Teil
von Johann Wolfgang von Goethe

Sonntag, 6. September 2020

"Über allen Gipfeln ist Ruh …" – Goethes Gedicht wird 240 Jahre alt

Kickelhahn

Heute vor 240 Jahren schrieb Johann Wolfgang von Goethe mit Bleistift das Gedicht "Wanderers Nachtlied" an die Holzwand einer Jagdhütte auf dem Kickelhahn bei Ilmenau in Thüringen.

Über allen Gipfeln
Ist Ruh’,
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.”


Ergriffen vom Abendlicht über dem Thüringer Wald schrieb Goethe am 6. September 1780 auf dem Kickelhahn sechs Verse an eine Hüttenwand am 6. September 1780 sechs Verse, die als »Wanderes Nachtlied« um die Welt gingen.

Goethe, der insgesamt 28-mal in Ilmenau zu Besuch war, wanderte zwischen 1780 und 1831 mehrmals zum Kickelhahn, meist als Begleiter von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar.

Wenige Monate vor seinem Tod, am 26. August 1831, fuhr Goethe in Begleitung seiner beiden Enkel Walther und Wolfgang ein letztes Mal nach Ilmenau und besuchte einen Tag später den Kickelhahn.


Weblink:

"Über allen Gipfeln ist Ruh …" – Goethes Gedicht wird 240 Jahre alt - Klassik Stiftung Blog - blog.klassik-stiftung.de

Samstag, 22. Juni 2019

»West-östlicher Divan« von Johann Wolfgang Goethe

West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819


Der »West-östliche Divan« von Johann Wolfgang Goethe ist eine orientalische Gedichtsammlung und ein berühmter Lyrikzyklus. Die Erstfassung aus dem Jahr 1819 wurde von Joseph Kiermeier-Debre herausgegeben. Der »West-östliche Divan« erschien erstmals 1819 und im Jahr 1827 in einem erweiterten Umfang. Es ist Goethes umfangreichste Gedichtesammlung. Sie wurde durch die Werke des persischen Dichters Hafis inspiriert, der etwa von 1320 bis 1389 gelebt hat.

Der persische Dichter Hafis war ein erklärter Liebhaber der Sprache, und diesem Gedanken gab er im 14. Jahrhundert allegorische Gestalt: In seinem Diwan tritt die "Wortbraut" als mystische Verkörperung der Lyrik auf, um Gott, Wein und Liebe zu besingen:"Bräuten in der Locken Ranken,/ denen Schleier, leicht und licht, / Halb nur hüllen den Gedanken, / gleicht, o Hafis, dein Gedicht".

Die Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis seines West-östlichen Divans eröffnet Goethe mit den Worten: "Wer das Dichten will verstehen / Muß ins Land der Dichtung gehen; / Wer den Dichter will verstehen / Muß in Dichters Lande gehen."

Dieser wunderschöne Vierzeiler, den er dem prosaischen Teil des »Divan« vorausschickt, ist aber nicht nur für den Divan-Leser von Bedeutung, sondern auch für uns. Denn wenn wir verstehen wollen, an was sich die Orientbegeisterung Goethes manifestierte, wodurch sie sich bedingt und letztendlich in die Produktion eines seiner herausragendsten Werke mündete, muss der Mensch Goethe und natürlich die Zeit, in der er sich bewegt hat, ergründet werden.

Beflügelt von dem Toleranzgedanken der Aufklärung und wirkungsmächtigen Gestalten wie Voltaire, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit Goethes zeitlebens auf die Kunst. Er begeisterte sich für die schönen Dinge im Leben – solche, die ihm Freude bereiteten, die ihn auf intellektuelle Reisen schicken konnten und seine Wissbegierde nährten.



Berauscht von der Lektüre des »Diwans« im Juni 1814 übernahm Johann Wolfgang von Goethe auch das romantische Bild von der "Wortbraut" und stellte es als gleichnishaftes Motto dem Buch Hafis seines West-Östlichen Divans (1819/1827) voran: "Sei das Wort die Braut genannt" - eine Hommage an den persischen "Zwilling", die der Weimarer Geheime Rat auch als Verpflichtung für das eigene Schreiben verstand.


Tatsächlich ist Goethe in seiner Auseinandersetzung mit Hafis ein überaus sinnliches Stück Weltliteratur gelungen, dessen Verfasser das gesamte Spektrum literarischer Möglichkeiten wie ein Bräutigam umgreifen will und in souveräner Beherrschung von alltäglicher und gehobener, euphorischer und ironischer Rede die "Lieb-, Lied- und Weinestrunkenheit" im Harem der Worte zu vermählen sucht.



Die orientalische Gedichtsammlung ist in zwölf Bücher eingeteilt. Ein Anteil der Gedichte geht auf Goethes Briefwechsel mit Marianne von Willemer (1784 – 1860) zurück, von der auch unmittelbar einige Gedichte des Divan stammen, zum Beispiel: ‚Sag ihm, aber sag's bescheiden: / Seine Liebe sei mein Leben! / Freudiges Gefühl von beiden / Wird mir seine Nähe geben.‘ (Buch 8) Anders als der Dichter Rudyard Kipling (‚Ost ist Ost, West ist West, sie werden nie zueinander kommen‘) begegnet Goethe dieser persischen Dichtung mit Gelassenheit: ‚Gottes ist der Orient! / Gottes ist der Occident! / Nord- und südliches Gelände / Ruht im Frieden seiner Hände!‘ (Buch 1).

Am deutlichsten wird diese quasi erotische Verbindung von Werk und Schöpfer im Buch Suleika, jenem autobiographisch an die 30jährige Marianne von Willemer gerichteten Meisterstück, das den Austausch mit der Geliebten zum leidenschaftlichen Dialog des 66jährigen Dichters auch mit der Sprache werden läßt: "Sich liebend aneinander zu laben / Wird Paradieses Wonne sein".

Daß Marianne - wie man inzwischen weiß - einige der schönsten Gedichte zum Buch Suleika beisteuerte, hebt das Zwiegespräch zwischen der jungen Suleika und dem greisen Hatem innerhalb der Sammlung auf ein neues, pikant-intimes Niveau.

"Den berauschendsten Lebensgenuß hat Goethe hier in Verse gebracht", schrieb Heinrich Heine 1836 in der Romantischen Schule, "und diese sind so leicht, so glücklich, so hingehaucht, so ätherisch, daß man sich wundert, wie dergleichen in der deutschen Sprache möglich war". Möglich war dieser unbeschreibliche Zauber des Divans nur als trunkene, raumzeitlich losgelöste Liebeserklärung des Dichters an die unendliche, Orient und Okzident, Geist und Humor, Jugend und Alter, Liebhaber und Geliebte in jeder Strophe neu vereinende Poesie.

Der Schwiegertochter Ottilie erläuterte Goethe am 21. Juni 1818 die Absicht seiner Dichtung: "Ihre Bestimmung ist es, uns von der Gegenwart abzulösen und uns für den Augenblick dem Gefühl nach in die grenzenlose Freiheit zu versetzen. Dies ist zu einer jeden Zeit wohltätig, besonders zu der unseren". Wenn dies mit einer derart lyrischen Virtuosität wie im West-Östlichen Divan gelingt, gilt dieser Auspruch bis heute.

Die orientalische Gedichtsammlung ist mehr als lyrische Spielerei, als tändelnde Liebelei, denn als kultureller Brückenschlag zu verstegen.


Literatur [ >> ]:

West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
von Johann Wolfgang Goethe

Weblink:

Was den Dichter in die geistige Ferne trieb - Quantara.de

Sonntag, 25. Oktober 2015

»Faust II oder Der Tragöde zweiter Teil«

Goethe schrieb über 60 Jahre an seinem Faust und nannte "diese sehr ernsten Scherze" am Ende sein "Hauptgeschäft". Goethe hat den Faust-Stoff nicht erfunden, aber so bearbeitet, daß aus dem mittelalterlichen Schwarzmagier Dr. Faustus ein Sucher nach Erkenntnis wurde, wie er etwa am Anfang der Neuzeit als der Arzt und Philosoph Paracelsus in die Geschichte getreten ist.

In den zwei Jahrhunderten seit Erscheinen von »Faust I« hat es viele kluge und einander widersprechende Interpretationen und auch Aufführungen gegeben - man erinnere sich nur an die theatergeschichtlich sehr bedeutsame Aufführung von Gustaf Gründgens als Regisseur und Mephisto und Will Quadflieg als Faust.

»Faust II oder Der Tragöde zweiter Teil« - wie es bei Goethe authentisch heißt - ist weniger gespielt und auch weniger klug und/oder bedeutungsvoll interpretiert worden. Noch weniger wird er gelesen. Goethes »Faust II« bleibt rätselhaft, kompliziert und wird wenig gelesen.

Er ist ein Buch für Kenner, wahre Liebhaber und Philosophen, denn er setzt einiges an Bildung und Wissen über die antike Philosophie und heidnische Religion voraus und läßt sogar Mephistopheles bekennen, daß er dafür eigentlich nicht zuständig sei, da seine Identität nun einmal die eines christlichen Teufels sei.

Goethe selbst hat 1831 an seinen Freund Zelter geschrieben: "Es ist keine Kleinigkeit, das, was man im zwanzigsten Jahr konzipiert hat, im 82. außer sich darzustellen und als solches inneres lebendiges Knochengeripp mit Sehnen, Fleisch und Oberhaut zu bekleiden, auch wohl dem fertig Hergestellten noch einige Mantelfalten umzuschlagen, damit alles zusammen ein offenbares Rätsel bleibe, die Menschen fort und fort ergetze und ihnen zu schaffen mache."

Weblink:

Kurt Flasch - www.al-kulturzentrum.de


Donnerstag, 2. Oktober 2014

Heine Besuch bei Goethe in Weimar

Im Oktober 1824, im Anschluss an seine »Harzreise«, kam der damals 27-jährige Heine nach Weimar in der Hoffnung, dort auch auf Goethe zu treffen. In Weimar angekommen, schrieb er gleich einen Brief an Goethe und bat um einen Besuchstermin, der ihm für den nächsten Tag gewährt wurde.

Bereits 1824 hatte der junge Heine ihm seinen soeben erschienenen Gedichtband geschickt. Goethe hatte nicht geantwortet. Am 1. Oktober 1824 bittet Heine den großen Dichter um eine Audienz. Auch dieser Brief ist in der damals üblichen Form abgefasst, wenn von einer Person, die einem höheren Stande angehörten, eine Gunst erbeten wurde.


Ew. Excellenz

bitte ich mir das Glück zu gewähren einige Minuten vor ihnen zu stehen. Ich will gar nicht beschwerlich fallen, will nur ihre Hand küssen und wieder fort gehen.

Ich heiße H. Heine, bin Rheinländer, verweile seit kurzem in Göttingen und lebte vorher einige Jahre in Berlin, wo ich mit mehreren Ihrer alten Bekannten und Verehrern (dem Hugo Wolf, Varnhagen etc.) umging und Sie täglich mehr lieben lernte. Ich bin auch ein Poet, und war so frei Ihnen vor 3 Jahren meine Gedichte und vor anderthalb Jahren meine Tragödien nebst meinem lyrischen Intermezzo (Ratcliff und Almansor) zuzusenden. Außerdem bin ich auch krank, machte deshalb vor 3 Wochen eine Gesundheitsreise nach dem Harz, und auf dem Brocken ergriff mich das Verlangen zur Verehrung Goethes nach Weimar zu pilgern. Im wahren Sinne des Wortes bin ich nun hergepilgert, nämlich zu Fuß und in verwitterten Kleidern, und erwarte die Gewährung meiner Bitte und verharre

mit Begeisterung und Ergebenheit.

H. Heine

Weimar, d. 1. Oktober 1824




Besuch bei Goethe

Am 2. Oktober 1824 stattete Heine einen Besuch bei Goethe ab und machte ihm bei einer gewährten Audienz seine Aufwartung. Doch das Gespräch mit Goethe verlief unterkühlt und fiel für Heine recht enttäuschend aus, denn der Dichterfürst Goethe empfing Heine recht hochmütig und herablassend.




Goethe empfing Heine mit der ihm eigenen graziösen Herablassung. Die Unterhaltung, wenn auch nicht gerade über das Wetter bewegte sich auf sehr gewöhnlichem Boden, selbst über die Pappelallee zwischen Jena und Weimar wurde gesprochen. Da richtete Goethe plötzlich die Frage an Heine: „Womit beschäftigen Sie sich jetzt?" Rasch antwortete der junge Dichter: „Mit einem Faust." Goethe, dessen zweiter Teil des Faust noch nicht erschienen war, stutzte ein wenig und fragte in spitzem Ton: „Haben Sie weiter keine Geschäfte in Weimar, Herr Heine?" Heine erwiderte schnell: „Mit meinem Fuß über die Schwelle Ew. Excellenz sind alle meine Geschäfte in Weimar beendet", und empfahl sich.«


Heine selbst erwähnt zwar in Briefen den Besuch bei Goethe, doch über den Verlauf des Gesprächs schweigt er sich aus. 12 Jahre später äußert er sich auf die ihm eigene Weise zu seinem Besuch bei Goethe:





Ich war nahe daran, ihn griechisch anzureden; da ich aber merkte, dass er deutsch verstand, erzählte ich ihm auf deutsch, dass die Pflaumen auf dem Wege zwischen Jena und Weimar sehr gut schmeckten. Ich habe in so manchen Winternächten darüber nachgedacht, wieviel Erhabenes und Tiefsinniges ich dem Goethe sagen würde, wenn ich ihn mal sähe. Und als ich ihn endlich sah, sagte ich ihm‚ dass die sächsischen Pflaumen sehr gut schmeckten. Und Goethe lächelte.


aus: „Die Romantische Schule"


Wie sich aus dieser Notiz ersehen lässt, war das Gespräch der beiden Dichtertitanen nicht von allzuviel viel Tiefsinn geprägt, was sich nur durch herzliche gegenseitige Ablehnung der beiden Dichternaturen erklären lässt. Dabei hatte ausgerechnet der junge ambitionierte Heine lange Zeit von einer Begegnung mit Goethe geträumt.

Heine erklärte hierin recht reumütig, er habe in so manchen Winternächten darüber nachgedacht, wieviel Erhabenes und Tiefsinniges ich dem Goethe sagen würde, wenn er ihn mal sähe. Und als er ihn endlich sah, fiel ihm nichts anderes im Gespräch ein "dass die sächsischen Pflaumen sehr gut schmeckten".

Weblinks:

Rekonstruktion der Harzreise-Route Heines im Jahr 1824 - II - www.literarischegesellschaft.de

Heinrich Heine - www.weimar-lese.de


Harzreise-Bücher:

Die Harzreise
Die Harzreise
von Heinrich Heine

Die Harzreise. 1824
Die Harzreise. 1824
von Heinrich Heine

Samstag, 22. März 2014

Goethes »Werther« rief heftige Reaktionen hervor

Junger Goethe

Der Roman »Die Leiden des jungen Werther« von Johann Wolfgang von Goethe rief schon bald nach seinem Erscheinen eine übergroße Resonanz und bei Kritikern wie Befürwortern äußerst emotionale Reaktionen hervor. Der Roman gefährde die guten Sitten, die Moral und die Jugend, so lautete der Vorwurf der Tugendwächter.


Viele zeitgenössische bürgerliche Leser empfanden den »Werther« als Störer des Ehefriedens, als Rebellen und Freigeist, der ihren moralischen und religiösen Wertvorstellungen widersprach. Sie warfen dem Buch außerdem vor, die Jugend zum Selbstmord zu verführen, und glaubten sich durch die nach seinem Erscheinen einsetzende „Selbstmordwelle“ bestätigt.

Der Roman zeigt Goethe, den Ironiker. Die Selbstmordwelle berührte ihn nicht, die Emotionen seiner Mitmenschen wenig.

Dieselbe Kritik kam vor allem von kirchlicher Seite und von einigen zeitgenössischen Dichtern. Der konservative Theologe Lavater beispielsweise bezeichnete Goethes »Werther« als „unchristlich“ und „jeglichem Anstand zuwider“.


"Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen,
das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen,
um es los zu werden."


Johann Wolfgang von Goethe, »Die Leiden des jungen Werther«


»Die Leiden des jungen Werther« von Johann Wolfgang von Goethe gilt als Schlüsselroman des Sturm und Drang. Der herzzerreißende Briefroman entwickelte sich „zum ersten Bestseller der deutschen Literatur“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und war Mitauslöser der sogenannten Lesesucht.

Der erste Bestseller der deutschen Literatur ist durchaus lesenswert, nicht nur wegen der Dreiecksbeziehung, natürlich schön tragisch. Die Idee, wie man einen Selbstmörder von sich erzählen lässt , hat der geniale Autor Goethe übrigens bei seiner Schwester geklaut.

Literatur:

Die Leiden des jungen Werther
Die Leiden des jungen Werther
von Johann Wolfgang von Goethe

Sonntag, 16. März 2014

»Die Leiden des jungen Werther« von Johann Wolfgang von Goethe

Junger Geothe


»Die Leiden des jungen Werther« von Johann Wolfgang von Goethe gilt als Schlüsselroman des Sturm und Drang. Der herzzerreißende Briefroman entwickelte sich „zum ersten Bestseller der deutschen Literatur“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und war Mitauslöser der sogenannten Lesesucht.

Der »Werther« ist ein Geniestreich des jungen Goethe, neben seinem »Faust« das berühmteste Werk des großen Weimarer Klassikers und nicht umsonst einer der meist gelesenen Romane der deutschsprachigen Literatur. Mit diesem Roman traf Goethe einen Nerv der Zeit.

Goethes »Werther« ist ein Briefroman ist wie Wilhelm Heinses »Ardinghello« oder Ludwig Tiecks »William Lovell«. Man gefiel sich mehr und mehr darin, intime Bekanntnisse öffentlich zu machen.


Die Erstausgabe erschien 1774 zur Leipziger Buchmesse und wurde gleich zum Bestseller. Der Roman ließ Goethe 1774 gleichsam über Nacht in Deutschland berühmt werden und gehört zu den erfolgreichsten Romanen der Literaturgeschichte.

Die Handlung des Romans ist aus dem Leben gegriffen und insofern autobiografisch, als Goethe hier seine platonische Beziehung zu der bereits inoffiziell verlobten Charlotte Buff aus Wetzlar literarisch verarbeitete. Das Motiv für den tragischen Ausgang dieser Liebe, die Selbsttötung Werthers, lieferte Goethe der Suizid seines Freundes Karl Wilhelm Jerusalem, Gesandtschaftssekretär in Wetzlar.



"Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen,
das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen,
um es los zu werden."


Johann Wolfgang von Goethe, »Die Leiden des jungen Werther«


Die literarische Figur der Lotte im Roman trägt auch Züge der schwarzäugigen Maximiliane von La Roche, einer weiteren Bekanntschaft des jungen Goethe aus der Entstehungszeit des Romans. Trotz solcher Nähe des Romans zur Realität bleibt Goethes Werther ein fiktionaler, literarisch komponierter Text - weder bloße Selbstaussprache noch Schlüsselroman.

Dass sein Buch ein Welterfolg werden würde, war auch für Goethe nicht vorhersehbar. Später schrieb er in seiner Autobiografie »Dichtung und Wahrheit«: „Die Wirkung dieses Büchleins war groß, ja ungeheuer, und vorzüglich deshalb, weil es genau in die rechte Zeit traf.“

Dieser Geniestreich des jungen Johann Wolfgang Goethe ist eines der liebsten literarischen Kinder der Deutschen geblieben. Der erste Bestseller der deutschen Literatur ist durchaus lesenswert, nicht nur wegen der Dreiecksbeziehung, natürlich schön tragisch. Die Idee, wie man einen Selbstmörder von sich erzählen lässt , hat der geniale Autor Goethe übrigens bei seiner Schwester geklaut.

Literatur:

Die Leiden des jungen Werther
Die Leiden des jungen Werther
von Johann Wolfgang von Goethe

Donnerstag, 13. März 2014

"Torquato Tasso" von Johann Wolfgang Goethe

Das Schauspiel "Torquato Tasso" von Johann Wolfgang Goethe entstand in den Jahren 1780/81 und 1786/88. <!-- Die Uraufführung fand am 16. Februar 1807 in Weimar statt. -->An diesem Seelendrama in fünf Akten, in Blankversen gehalten, schrieb Goethe besonders während seines zweiten Aufenthalts in Rom auf seiner ersten Italienreise im Jahre 1788 und vollendete es am 31. Juli 1789 in Weimar. Gedruckt wurde das Schauspiel 1790 in Leipzig und am 16. Februar 1807 in Weimar uraufgeführt.

In dem Versdrama <a title="Goethe »Torquato Tasso«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/1482500132/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">"Torquato Tasso"</a>, einem seiner literarischen Erträge der Italienreise, schuf Goethe das erste regelrechte Künstlerdrama der Weltliteratur mit höfischen Zügen und ein Spiegelbild seiner selbst.

Der von dem unglücklichen italienischen Dichter selbigen Namens inspirierte "Torquato Tasso" beschreibt den Konflikt eines Künstlers mit den Zwängen der höfischen Umgebung. Es zeigt den Künstler im Konflikt mit den höfischen Konventionen und mit seiner Rolle als Hofdichter.

<center><iframe width="300" height="220" src="https://www.youtube.com/embed/UdBrbxv8KCw" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></center>

Das ist die Thematik, die Goethe gegenüber Caroline Herder einmal als "Disproportion des Talents zum Leben" bezeichnete (Caroline an Gottfried Herder 20. 3. 1789). Leicht lassen sich hier Parallelen zu Goethes eigener ungeliebter Situation am Weimarer Hofe damals ziehen.

Goethes "Torquato Tasso" ist ein Seelen- und Künstlerdrama am Übergang zur Moderne. Dabei trägt der Künstlertypus, der in der Figur des Tasso gezeichnet wird, neben der Genialität auch Züge von Melancholie und Labilität und avanciert so zum Psychogramm eines fast schon modernen Dichters.

Weblink:

<a title="Goethe »Torquato Tasso«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/1482500132/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Torquato Tasso Goethe" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/1482500132.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />»Torquato Tasso«</a> von Goethe
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<a title="Goethe »Torquato Tasso«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3843041482/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Torquato Tasso Goethe" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3843041482.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />»Torquato Tasso« von Goethe
-->

<!-- Der Künstler im Konflikt mit den höfischen Konventionen und mit seiner Rolle als Hofdichter, das ist die Thematik, die Goethe gegenüber Caroline Herder einmal als "Disproportion des Talents zum Leben" bezeichnete (Caroline an Gottfried Herder 20. 3. 1789).

An diesem Seelendrama in fünf Akten, in Blankversen gehalten, schrieb Goethe besonders während seines zweiten Aufenthalts in Rom auf seiner ersten Italienreise im Jahre 1788 und vollendete es am 31. Juli 1789 in Weimar. Gedruckt wurde das Schauspiel 1790 in Leipzig und am 16. Februar 1807 in Weimar uraufgeführt. -->

Dienstag, 11. März 2014

Torquato Tasso 470. Geburtstag

Torquato Tasso

Der italienische Dichter Torquato Tasso wurde am 11. März 1544 in Sorrent, nahe Neapel geboren. Tasso war ein italienischer Dichter des 16. Jahrhunderts, der Zeit der Gegenreformation.

Am bekanntesten wurde er durch sein Werk "La Gerusalemme liberata" (deutsch "Das befreite Jerusalem"), in welchem er ein fiktives Gefecht zwischen Christen und Muslimen am Ende des Ersten Kreuzzuges während der Belagerung von Jerusalem beschreibt.

Bekannt wurde der Dichter auch durch die Geisteskrankheit, an der er den größten Teil seines Lebens litt.

Johann Wolfgang von Goethe hat Tasso mit einem nach ihm benannten Drama ein literarisches Denkmal gesetzt.

Torquato Tasso 25. April 1595 in Rom.