Doktor Faustus
»Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn
erzählt von einem Freunde« ist ein Roman von Thomas Mann, ein
Künstlerroman, der an der Faust-Mythos anknüpft und der zwischen dem 23.
Mai 1943 und dem 29. Januar 1947 entstand.
Manns
»Doktor Faustus«
ist eine moderne Adaption des Faust-Themas. Vordergründig handelt es
sich bei diesem Alterswerk um einen an den Faust-Mythos anknüpfenden
Künstlerroman. Daneben ist es ein „Epochen-Roman“, ein Münchener
Gesellschaftsroman, ein Roman zur Rolle der Musik bzw. der dichterische
Versuch, Musik mit Sprache wiederzugeben, und ein kunsttheoretischer
Essay, dessen Bemerkungen und Sentenzen sich über das gesamte Buch
verteilen.
Vor allem aber ist der vielschichtige Text, laut Thomas Mann selbst,
eine Lebensbeichte, eine selbstironische Parodie sowohl des Stils als
auch des Hauptthemas seines Autors: der sein gesamtes Werk bestimmenden
Künstlerproblematik, der Kluft zwischen ästhetischem Geist und
bürgerlichem Leben. Selbstironisch auch insofern, als es kaum einen
kritischen Gedanken gibt, den [das] Buch nicht über sich selbst denkt.
Bereits 1904 hatte Thomas Mann als junger Mann den Plan gefasst,
einen Faust-Roman zu schreiben. Jedoch setzte er diesen Plan erst nach
Beendigung seiner „Joseph“-Tetralogie in die Tat um. Thema des Romans
ist die sogenannte „deutsche Tragödie“: Der Roman handelt von den
kulturhistorischen und geistesgeschichtlichen Wurzeln des
Nationalsozialismus.
Der Hintergrund des Romans: Immer wieder wird das
romantisch-irrationale Denken dargestellt, das nach Thomas Manns Ansicht
letztlich zum Nationalsozialismus geführt hat: In den von
„Wandervogel“-Romantik geprägten Gesprächen des Studenten Adrian
Leverkühn mit seinen Kommilitonen, in den reaktionären, anti-humanen und
zivilisationsfeindlichen Reden des Dr. Chaim Breisacher und in den
„erzfaschistischen“ (so Thomas Mann) Gesprächsrunden bei Dr. Sixtus
Kridwiß.
Vor diesem Hintergrund wird das Lebensschicksal des hochbegabten,
aber menschlich kalten Adrian Leverkühn geschildert. Leverkühns
persönliche Tragödie wird in Beziehung gesetzt zu der Tragödie des
deutschen Volkes, der Pakt mit seinem inneren Teufel wird parallelisiert
mit dem Bündnis des Bösen, das Deutschland eingegangen ist – wobei
offen bleibt, was Thomas Mann mit diesem Bösen meint: Adolf Hitler
persönlich, den Nationalsozialismus im Allgemeinen oder, noch
umfassender, jegliches menschen- und zivilisationsfeindliche Denken
überhaupt.
Der zeitliche Rahmen umgrenzt die Jahre von 1884 bis 1945 - seine eigene Epoche. Er selbst nannte den »Doktor Faustus«‹
»ein
Lebensbuch von fast sträflicher Schonungslosigkeit, eine sonderbare Art
von übertragener Autobiographie, ein Werk, das mich mehr gekostet und
tiefer an mir gezehrt hat, als jedes frühere«.
Weblink:
Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde von Thomas Mann