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Mittwoch, 25. November 2015

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch


Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter

»Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch ist eine eindrucksvolle Parabel über Pyromanie, allgemeine und persönliche Ignoranz une deren gefährliche Folgen. Es ist ein Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter.

Die Hauptperson, Gottlieb Biedermann, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Geld mit der Herstellung von Haarwasser verdient. Nach außen tritt er energisch auf und hält am Stammtisch große Reden. Seine ersten Worte lauten: "Aufhängen sollte man sie (die Brandstifter)." Er gibt sich gönnerhaft, spendet der Feuerwehr eine große Summe. Doch gegenüber dem Dienstpersonal und den Untergebenen herrscht und kommandiert er. Mit äußerster Härte geht er gegen seinen Mitarbeiter Knechtling, der an einer Erfindung beteiligt werden möchte, vor: "diesem Knechtling werde ich die Kehle schon umdrehn."



Sein äußeres Auftreten steht jedoch in auffälligem Gegensatz zu seiner inneren Haltung. Biedermann fehlt die Zivilcourage. Ängstlich und 'zitternd vor Hoffnung' flieht er vor der Verantwortung. In den entscheidenden Momenten versteckt er sich hinter seiner Frau: "Meine Frau wird mit Ihnen sprechen." Solange er Distanz zu Menschen wahren kann, fühlt er sich überlegen; im persönlichen Kontakt jedoch unterliegt er. Gegenüber den beiden Eindringlingen wird sein Verhalten durch Unentschlossenheit, Anbiederung, Egoismus und zuletzt Verzweiflung geprägt, es ist die 'verzweifelte Hoffnung opportunistischer Bonhomie', wie die Worte in der einleitenden Kurzbeschreibung treffend lauten.

Biedermanns Frau Babette genießt das luxuriöse Leben und ist vor allem darauf bedacht, nicht als spießig zu gelten. Sie ähnelt ihrem Mann in vielen Punkten. Auch sie tönt nach außen laut: "Dann aber, Gottlieb, schick ich ihn auf den Weg." Doch auch ihr fehlt im entscheidenden Augenblick der Mut zur Tat.


Dem Ehepaar Biedermann steht das Brandstifter Pärchen Schmitz und Eisenring gegenüber. Die beiden ungleichen Gesellen ergänzen sich ideal. Sepp Schmitz, ein arbeitsloser Ringer aus ärmlichen Verhältnissen, wirkt grobschlächtig und unbeholfen. Seine athletische Figur schüchtert ein: "Alle Leute haben Angst vor mir." Seine Herkunft wird schon mal als sentimentale Tarnung eingesetzt: "Von der Köhlerhütte zum Waisenhaus."

Willi Eisenring war "ein kleiner Oberkellner, und plötzlich verwechseln sie mich mit einem großen Brandstifter. Er hält sich für gebildet: "Ich hätte studieren können", behauptet er. Seinen Kumpanen Schmitz weist er wie ein kleines Kind zurecht: "Schmitz, schmatze nicht."

Als eines Tages, der Hausierer Schmitz nach Obdach, Essen und Trinken fragt, scheint die Welt der Biedermanns langsam zu kippen. Sie sind durchdrungen, von der Angst, dass Brandstifter unterwegs sind und Häuser in Brand stiften. Je mehr sich Schmitz behaupten kann, desto kleiner wird die Haltung, aber auch Selbstbehauptung, die Biedermann ursprünglich hatte. Am Schluss kommt alles so, wie man es gerade eben nicht haben wollte.




Das Stück ist eine Theaterposse zum Schmunzeln - Eine herrliche Parodie über die Entlarvung der Lüge, über die Raffiniertheit der Manipulation, über Wehrlosigkeit anständiger Leute, und der schelmischen Durchsetzungskraft von Verbrechern, die selbst hier einen liebenswürdigen Eindruck machen und nicht zuletzt der naiven Leichtgläubigkeit von Spiessbürgern.

Eine Parabel über das anständige Leben und dessen Kurzweiligkeit, über Knastbrüder die mit aller Gerissenheit und Kommunikationskunst zu überzeugen vermögen, und die Anfälligkeit spiessiger Bürger, sich ehrerbietig der Manipulation und Lüge nahezu wehrlos hingeben.

Die Frage nach Moral, nach schlechtem Gewissen, die Schilderung von allzu Menschlichem, angefangen von der Leichtgläubigkeit, der Manipulierbarkeit von Menschen macht auch hier einen enormen Bogen, der bei Buchbesprechungen in der Deutungsebene bis zur Nachvollziehbarkeit des Nationalsozialismus geht.

Geschrieben wurde dieses Stück über die Ignoranz in Folge der Ereignisse rund um den Faschismus und Stalinismus, aber es trifft auch die Situation, wie sie sich heute darstellt wenn Nachbarn und Behörden bei häuslicher Gewalt einfach nicht zusehen wollen, bis die Situation eskaliert und alles in sich zusammenbricht.

Es ist ein recht kurzweiliges Theaterstück über die Verführbarkeit des Biedermanns durch Brandstifter, das allegorisch auf die Verführbarkeit des biederen Volkes durch verbrecherische Diktatoren wie bei den Deutschen und den Nazis verweisen soll. Unglaubwürdig und langweilig.



Weblinks:

Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter: Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch

Biedermann und die Brandstifter
Biedermann und die Brandstifter: Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch

Samstag, 12. September 2015

»Montauk« von Max Frisch



»Montauk« ist eine stark autobiografisch geprägte Erzählung des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Sie gilt als Max Frisch persönlichstes Werk und erschien erstmals im September 1975 und nimmt in seinem Werk eine Sonderstellung ein. Zwar waren auch Frischs frühere Figuren oft autobiografisch geprägt, die Geschichten jedoch stets fiktiv.

»Montauk« ist eine Erzählung des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Sie erschien erstmals im September 1975 und nimmt in seinem Werk eine Sonderstellung ein. Zwar waren auch Frischs frühere Figuren oft autobiografisch geprägt, die Geschichten aber fiktiv. In Montauk dagegen heißt der Protagonist wie sein Autor, und er berichtet ein authentisches Erlebnis: ein Wochenende, das Frisch mit einer jungen Frau an der amerikanischen Ostküste verbrachte.


Die befristete Liebesaffäre nimmt Frisch zum Anlass für eine Rückschau auf die eigene Biografie. Er berichtet von den Frauen, mit denen er verbunden war, und seinen gescheiterten Beziehungen. Weitere Reflexionen gelten dem Alter, der Nähe zum Tod sowie der wechselseitigen Beeinflussung von Leben und Werk. Auch die Entstehung des Textes Montauk selbst wird zum Thema der Erzählung: Als Gegenentwurf zum bisherigen Werk beschreibt Frisch seinen Entschluss, das Wochenende zu dokumentieren, ohne dem direkten Erleben etwas hinzuzufügen.

Bei seinem Erscheinen löste Montauk sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Die ehemaligen Partnerinnen Frischs sahen sich durch die offenen Schilderungen ihrer Vergangenheit kompromittiert. Manche Leser fühlten sich durch die Selbstentblößung Frischs peinlich berührt. Andere Kritiker feierten die Erzählung als das bedeutendste Werk des Autors und lobten die Leistung, das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten. Marcel Reich-Ranicki nahm »Montauk« in seinen Kanon der deutschen Literatur auf.

Weblink:

Montauki
Montauk: Eine Erzählung
von Max Frisch

Dienstag, 28. Juli 2015

»Die Leute von Seldwyla« von Gottfried Keller

Die Leute von Seldwyla
Die Leute von Seldwyla

Der mehrere Schaffensperioden des Autors umspannende »Seldwyler Zyklus« vereinigt in teils heiteren, teils tragischen Erzählungen die zentralen Motive von Gottfried Kellers Prosa.

Seine Novellensammlung »Die Leute von Seldwyla« beinhaltet zehn Erzählungen über das Leben und die Eigenheiten der Leute in der Schweiz - mal tragisch, mal heiter, aber alle mit mehr oder weniger realem Hintergrund. Zeitlich sind die Geschichten zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert angesiedelt - sie bieten einen Einblick in die Verhaltens- und Denkweisen sowie in die Bräuche und Lebensweisen der damaligen Zeit.

Mit der imaginierten Stadt Seldwyl erschuf der begnadete Erzähler sich einen eigenen Erzählkosmos. Die Stadt Seldwyl ist nicht real, auch wenn mehrere Städte in der Schweiz den Anspruch erhoben, der Autor hätte ihnen dieses literarische Denkmal gesetzt. Interessante Lebensgeschichten, brillianter Schreibstil - durch die mittlerweile teilweise veraltete Wortwahl und nicht mehr gebräuchliche Redewendungen ist das Lesen des Werkes allerdings etwas anstrengend.

Die Stadt Seldwyl ist ein romantisches Idyll, doch der Schein trügt. Die scheinbare Idylle ist indes brüchig: Kleinbürgerliche Enge, Existenznöte und gestörte familiäre Verhältnisse - wiederkehrende Hauptmotive im OEuvre von Keller - bestimmen den Alltag der Seldwyler, die nichtsdestotrotz mit Sympathie und feiner Ironie als eine Ansammlung skurriler Aussenseiter geschildert werden.

Trotz einhellig positiver Aufnahme bei Publikum und Kritik wurde der »Seldwyler Zyklus« erst nach seiner nur langsam fortschreitenden Vollendung 1873/74 zu Kellers bis dato größtem Erfolg bei der zeitgenössischen Leserschaft. "Kleider machen Leute!" Ein geflügeltes Wort, aber nur eine von 10 Kurzgeschichten/ Erzählungen in dem Band "Die Leute von Seldwyla". Auch wenn Gottfried Keller vor 150 Jahren gelebt und geschrieben hat, sollte man sich nicht scheuen, dieses Buch zu lesen, denn die Geschichten haben eine übersichtliche Länge, sind in sich abgeschlossen und ohne Ausnahme alle lesenswert.


Literatur:

Die Leute von Seldwyla
Die Leute von Seldwyla
von Gottfried Keller


Weblinks:

Gottfried Keller-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Gottfried Keller-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Mittwoch, 11. März 2015

»Montecristo« von Martin Suter

Montecristo
Montecristo

»Montecristo« von Martin Suter ist ein aktueller, hochspannender Thriller aus der Welt der Bankiers, Börsenhändler, Journalisten und Politiker und erzählt das abgründige Szenario eines folgenreichen Finanz-Skandals.

Das Werk erzählt vom gescheiterten Filmschaffenden Jonas Brand. Diesen treibt immer noch sein titelgebendes Filmprojekt um, das Dumas epischen Racheroman »Der Graf von Montechristo« in die Jetzt-Zeit transportieren sollte.

Auf dem Weg nach Basel, wo er für die Zeitschrift „Highlife“ über einen Fundraisingball berichten soll, hält sein Zug auf offener Strecke. Ein Mann ist offenbar aus dem Zug gestürzt und ums Leben gekommen. Jonas Brand hält geistesgegenwärtig die Szene und Gespräche im Speisewagen fest, auch die Frage eines Mannes an einen anderen, ob er Paolo gesehen habe.

Doch schon bald nach seiner Rückkehr nach Zürich vergisst Jonas diesen Vorfall. Das Video allerdings behält er in seiner Wohnung. Erst als nach etwa drei Monaten Jonas der Zufall zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer in die Hand fallen, und seine Bank ihm die Echtheit beider Scheine bestätigt, taucht der Vorfall im IC nach Basel wieder auf. Zwischen den Scheinen und dem Tod im Zug scheint es Zusammenhänge zu geben. Jonas Brands Wohnung wird durchwühlt und er selbst wird zusammengeschlagen und beraubt.

Da will jemand Spuren beseitigen, Ungereimtheiten aus der Welt schaffen und gleichzeitig die Reputation staatstragender Persönlichkeiten schützen. Paolo, das Unfallopfer im IC, so stellt sich heraus, war ein Banker, der risikoreiche Investments tätigte und sich verzockte.

In wechselnden Szenen erfährt man, dass in Jonas Wohnung eingebrochen wurde. Kurz drauf wird er auch noch auf der Strasse überfallen. Er trägt ein offentsichtlich ein Geheimnis mit sich, dass entsprechende Verfolger auf seine Spur getrieben haben könnte. Was nur ist die Ursache dieser verschiedenen Überfälle?

Jonas Brand gerät immer mehr in einen Strudel von politischen Intrigen und bald ist ihm sein Filmplot näher, als er es für möglich gehalten hätte. Die Aufklärung dieser Vorfälle führt in die aufregende und skrupulöse Welt der Banker, Gewinnler und Börsenmakler. Bis in die höchsten Kreise gibt es unerklärliche Morde und Totschlag.

Garniert ist die Geschichte wie immer durch genaueste Beschreibungen von mehr oder weniger kultivierten Unterkünften, eigenwilligen Charakteren bis zur beachtenswerten Liebesgeschichte von Jonas mit der Eurasierin Marina.

Das Buch liest sich spannend, kurzweilig und unterhaltsam. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Einfälle von Martin Suters Romanen sind immer wieder überraschend.

Literatur:

Montecristo
Montecristo
von Martin Suter

Dienstag, 13. Mai 2014

Adolf Muschg 80. Geburtstag

Adolf Muschg

Der Schweizer Dichter, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Adolf Muschg wurde am 13. Mai 1934 in Zollikon, Kanton Zürich, geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik sowie Philosophie in Zürich und Cambridge und promovierte über Ernst Barlach.

Von 1959 bis 1962 unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Zürich, dann folgten verschiedene Stellen als Hochschullehrer, unter anderem in Deutschland (Universität Göttingen), Japan und den USA. 1970 bis 1999 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

1975 war Muschg Kandidat der Zürcher Sozialdemokratischen Partei für den Ständerat. Er wurde zwar nicht gewählt, äußerte sich nach wie vor regelmäßig zu politischen Zeitfragen.

Adolf Muschg ist seit 1976 Präsident der Akademie der Künste Berlin, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.

Zahlreiche Lesereisen führten Muschg nach Deutschland, England, Holland, Italien, Japan, Kanada, Österreich, Portugal, Taiwan, USA. Er lebt in Männedorf bei Zürich.

Muschg lebt in Männedorf bei Zürich. Sein Archiv befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Sonntag, 11. Mai 2014

Montauki

»Montauk« ist eine stark autobiografisch geprägte Erzählung des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Sie gilt als Max Frisch persönlichstes Werk und erschien erstmals im September 1975 und nimmt in seinem Werk eine Sonderstellung ein. Zwar waren auch Frischs frühere Figuren oft autobiografisch geprägt, die Geschichten jedoch stets fiktiv.

In »Montauk« dagegen heißt der Protagonist wie sein Autor, und er berichtet in einer Rückschau auf ein authentisches Erlebnis: ein Wochenende, das Frisch mit einer jungen Frau während eines Amerika-Aufenthaltes an der amerikanischen Ostküste verbrachte.

Montauk ist ein indianischer Name, er bezeichnet die nördliche Spitze von Long Island, hundertzehn Meilen von Manhattan entfernt. Dort findet das Wochenende statt, über das erzählt wird. Die Erzählung ist der Versuch, das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten.

Die Rahmenhandlung der Erzählung »Montauk« beschreibt das Wochenende des 11. und 12. Mai 1974, das eine Lesereise des Erzählers, des literarischen Ebenbilds seines Autors Max Frisch, durch die Vereinigten Staaten beschließt. Zwei Tage später, einen Tag vor seinem 63. Geburtstag, ist Frischs Rückflug nach Europa gebucht.

An seiner Seite befindet sich Lynn, eine 30-jährige Verlagsangestellte, die ihn während der Reise betreuen soll, vom Werk des Autors aber keine Zeile gelesen hat. An ihrem letzten Wochenende kommen Lynn und Frisch einander näher und unternehmen einen Ausflug nach Long Island zum Dorf Montauk an der Atlantikküste.

Für den Autor erwächst an diesem Wochenende das Verlangen, die gemeinsamen Tage zu beschreiben, ohne etwas zu den Geschehnissen hinzuzufügen. Dabei löst Lynns Gegenwart in Frisch Reflexionen und Erinnerungen aus.

Bei seinem Erscheinen löste »Montauk« sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Die ehemaligen Partnerinnen Frischs sahen sich durch die offenen Schilderungen ihrer Vergangenheit kompromittiert. Manche Leser fühlten sich durch die Selbstentblößung Frischs peinlich berührt.

Andere Kritiker feierten die einfühlsame Erzählung von dem Wochenende an der Ostküste als das bedeutendste Werk des Autors und lobten die Leistung, das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten. Marcel Reich-Ranicki nahm »Montauk« in seinen Kanon der deutschen Literatur auf.

Weblink:

Montauki
Montauk: Eine Erzählung
von Max Frisch

Mittwoch, 9. April 2014

»Top Dogs« von Urs Widmer

Top Dogs

»Top Dogs« von Urs Widmer ist ein modernes Sozialdrama und eine visionäre Sozialsatire über die Leittiere der Wirtschaftswelt. Einst tauschten sie ihre Seele gegen Geld, Macht und Anerkennung. Aus Menschen wurden perfekte Wirtschaftskoordinatoren. Durchaus Zwiegespaltene Menschen: Menschlich meist belanglos, aber als Manager höchst produktiv. Ein Leben für die Firma - und nur für die Firma.

»Doch was geschieht, wenn diese Leute auf einmal ihren Job, ihr ein und alles, verlieren?« - Diese höchst dramatische Thematik greift Urs Widmer in seinem Buch »Top Dogs« auf und hat daraus eine bitterböse Sozialsatire im Stile einer Enthüllungsgeschichte gemacht.

Widmer siedelt die Handlung in einem sogenannten Outplacement-Unternehmen, einer Art Manager- Arbeitsagentur, an. Dort warten die 8 Protagonisten, 2 Damen und 6 Herren, auf ihre baldige Wiedereinstellung. Zum Programm eines Outplacement-Unternehmens gehört auch der Austausch mit den anderen in gemeinsamen Gesprächsrunden.


Zu Anfang noch darauf bedacht keine Schwächen zu zeigen, öffnen sich die ihrer Macht und ihres Einflussses entkleideten ehemaligen - nun vor die Tür gesetzten - Manager im Laufe der Geschichte immer mehr. Dabei kommen dann Traurige, desillusionierte weltfremde Persönlichkeiten ans Licht.

Schön die unfreiwillige Komik, die bei den Erzählungen der weltentrückten Ex-Manager aufkommt. Widmer gelingt der Spagat zwischen Schadenfreude und Mitleid hervorragend. Ansonsten zieht das Buch seine Stärken aus der Dramatik des Themas selbst.

Das soziale Drama »Top Dogs« hinterlässt Eindruck. Es zeigt offen wie vergänglich Macht und wie wertlos materieller Reichtum ist. In einer kapitalistischen Gesellschaft werden diese Werte heuzutage hoffnungslos überschätzt und wirken inhaltlich hohl und leer.

Die Charakterstudie »Top Dogs« zeigt aber auch: Manager sind auch nur Menschen - man sieht es ihnen nur nicht an. Ihr Charakter verschwindet unter gestärkten Oberhemden und in Einheitsanzügen. Einmal vor die Tür gesetzt beginnt bei Ihnen genauso das Lamentieren, Klagen, Jammern wie bei allen anderen Arbeitslosen. Allerdings erscheint ihr Sturz umso gravierender, da sie sich lange Zeit im Olymp, unangreifbar wähnten.

Schweizer Autor Urs Widmer gestorben

Urs Widmer

Urs Widmer, einer der erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller, starb nach schwerer Krankheit. Er galt als würdiger Nachfolger von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt: . Der deutsche Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete ihn einmal als "Weltliteraten". Nun ist der international erfolgreiche Autor im Alter von 75 Jahren gestorben.

Der Schweizer Schriftsteller war ein liebenswürdiger Zeitgenosse mit schyzerdütschem Dialekt, der für sein Leben gern schrieb. Schreiben war für ihn Berufung und ein großes Vergnügen, für das er den Leser brauchte. Es war auch, mit dem Schatten seines Lebens umzugehen und eine Art schelmische Lausbübigkeit:


»Die Wahrheit war, daß ich alles tat,
um nicht erwachsen zu werden.
Ich wollte unbedingt ein Bub bleiben.«

Urs Widmer



Sein Debüt gab der in Basel geborene Dramatiker und Hörspielautor 1968 mit der Erzählung "Alois". Zu seinen wichtigsten Werken zählen die autobiografisch gefärbte Trilogie "Der Geliebte der Mutter" (2000), "Das Buch des Vaters" (2004) und "Ein Leben als Zwerg" (2006). Darin verknüpfte Widmer individuelle Schicksale mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

2013 veröffentlichte Widmer die Autobiografie "Reise an den Rand des Universums", die allerdings lediglich seine ersten 30 Lebensjahre umfasst. Darin zeichnet er seine Kindheit und Jugend als Kind einer zur Schwermut neigenden Mutter und eines von der Literatur geradezu besessenen Vaters nach.

Samstag, 5. April 2014

»Reise an den Rand des Universums« von Urs Widmer

Schweizer Autor Urs Widmer

Im August 2013 hat der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer seine Autobiographie »Reise an den Rand des Universums« veröffentlicht.

Seine Autobiografie ist ein Erinnerungsbuch über die ersten dreißig Jahre seines Lebens. Mit dem Satz "Kein Schriftsteller, der bei Trost ist, schreibt eine Autobiographie" führte er sein Vorhaben selbst ad absurdum und machte sich beherzt ans Werk.



"Kein Schriftsteller, der bei Trost ist,
schreibt eine Autobiographie."

Urs Widmer



Urs Widmer hat die eigene Warnung in den Wind geschlagen und ein großartiges Erinnerungsbuch verfasst. Mit dreißig begann sein Leben als Schriftsteller. Die Zeit davor - womöglich der "Rand des Universums" - bildet das Fundament seines Werks und ihr ist dieses Buch gewidmet, den Fakten und Erinnerungen, wie es für ihn "tatsächlich" war.

Im Jahr 1968 hört diese Autobiografie auf -just in dem Jahr, als er mit der Erzählung "Alois" sein Debüt als Schriftsteller feierte. Es ist bewusst keine Autobiografie in der die öffentliche Existenz gespiegelt wird, sondern es ist eine berührende Schilderung über das "Werden" eines Menschen, der zum Literaten wurde.

Widmer erzählt erzählt darin seine Geschichte über das "Menschwerden", bevor er 1968 im Alter von 30 Jahren zum Schriftsteller wurde. Urs Widmer erzählt darin seine persönliche Geschichte aus den für die Weltgeschichte so entscheidenden Jahren 1938 bis 1968.

Mit zahlreichen Episoden überrascht Widmer den Leser, die er offen und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen aus der Erinnerung hervorholt. Diese Erinnerungen waren für ihn jedoch ein schwieriger Prozess, denn er bekennt: "Ich habe schon gewusst, dass das alles in mir gelebt hat. Aber das Bestürzende war, wie das durch das Niederschreiben der Autobiografie viel lebendiger wurde."

Da sich die Autobiografie auf die ersten dreißig Lebensjahre beschränkt, findet man sehr wenig Aussagen über Widmers literarisches Schaffen, denn »Reise an den Rand des Universums« endet damit, dass er sein erstes Manuskript vollendet. - Eine durchaus gelungene Zäsur in seinem literarischen Werden.

Weblinks:

Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
von Urs Widmer



Donnerstag, 3. April 2014

Schweizer Schriftsteller Urs Widmer ist tot

Schweizer Autor Urs Widmer

Urs Widmer, geboren 1938 in Basel, zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Das Spektrum seines Schaffens ist groß: Erzählungen, Romane, Theaterstücke, Hörspiele und Essays. Jetzt starb er im Alter von 75 Jahren nach schwerer Krankheit. Urs Widmer hat maßgeblich die Literaturszene in der Schweiz mitgeprägt. Mit ihn verliert die Schweiz einen ihren großen Gegenwartsautoren.

Mit Widmer verliere Schweiz nicht nur einen großen Schriftsteller, schrieb die "Neue Zürcher Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe: "Urs Widmer hat mit seiner heiteren Besonnenheit und seinem temperamentvollen Esprit das intellektuelle Leben hierzulande maßgeblich mitgeprägt und belebt."

Widmer zählte zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart und war "einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller der Generation nach Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch", wie es in der Mitteilung des Diogenes-Verlags heißt. Er galt als würdiger Nachfolger von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt.

Urs Widmer studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris. Danach arbeitete er als Verlagslektor im Walter Verlag, Olten, und im Suhrkamp Verlag, Frankfurt. In Frankfurt rief er 1968 zusammen mit anderen Lektoren den »Verlag der Autoren« ins Leben. Erst mit 30 Jahren fing er an, zu schreiben.

Kurz nach dessen Gründung wurde er mit seinem Erstling, der Erzählung »Alois«, selbst zum Autor. Widmer lebte als Schriftsteller in Zürich. Zuletzt wurde er für sein umfangreiches Werk mit dem »Friedrich-Hölderlin-Preis« 2007 der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet. Noch im August 2013 hat er seine Autobiographie »Reise an den Rand des Universums« veröffentlicht.

Weblinks:

Weltliterat - Der Schweizer Autor Urs Widmer ist gestorben - 3 Sat Kulturzeit - www.kulturzeit.de

Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
von Urs Widmer





Samstag, 15. Februar 2014

»Berliner Journal« von Max Frisch

Max Frisch
Max Frisch war im Februar 1973 mit seiner Frau Marianne von Zürich nach Berlin gezogen, weil es ihn in der Schweiz einfach zu eng wurde und er einen künstlerischen Neuanfang suchte. Als Max Frisch Anfang 1973 nach Berlin zog, hoffte er auf Kontakte, Freundschaften, Abwechslung, Beziehungen zu Schriftstellerkollegen, Tapetenwechsel, trotz einem Wohnsitz in Zürich und Berzona (Tessin).

Als er eine neue Wohnung bezog, begann er, wieder ein Tagebuch zu führen, und nannte es »Berliner Journal«. Einige Jahre später betonte er in einem Interview, es handle sich dabei mitnichten um ein »Sudelheft«, sondern um ein »durchgeschriebenes Buch«.

Seiner literarischen Form nach entspricht es den weltberühmt gewordenen Tagebüchern der Jahre 1946-1949 und 1966-1971: Neben Betrachtungen aus dem Alltag des Schriftstellers finden sich erzählende und essayistische Texte sowie sorgfältig gezeichnete Porträts von Kolleginnen und Kollegen wie Günter Grass, Uwe Johnson, Wolf Biermann und Christa Wolf.

Nicht zuletzt zeugen die Tagebucheinträge von der außergewöhnlichen Wachheit, mit der Frisch als Bewohner West-Berlins die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR beobachtet und erlebt hat. Es gilt als einer der großen Schätze in Max Frischs Nachlass, das legendäre »Berliner Journal«, vom Autor selbst mit einer Sperrfrist von zwanzig Jahren nach seinem Tod versehen, der »privaten Sachen« wegen, die er darin verzeichnete.
Als er 1974 mit seiner Ehefrau aus dem ihm zu behaglich vertraut gewordenen Zürich nach Berlin zieht, interessieren ihn vor allem die Verhältnisse im Osten, die er luzide, aber ohne die übliche Selbstgerechtigkeit des Westens entlarvt, als "Bürokratimus mit sozialistischer Phraseologie", ohne jede Mitbestimmung von der Basis.

Längst war bekannt, dass Max Frisch (1911-1991) während seiner Berliner Jahre ein tagebuchartiges Journal geführt hatte. Als 2011 die zwanzigjährige Sperrfrist für seinen Nachlass ablief, stellte es also keine allzu große Überraschung dar. Nun wird das Journal erstmals in Auszügen publiziert, nun ist der unverwechselbare Frisch wieder da: illusionslos und voller Zweifel im Ton und mit lustvoll scharfem Blick auf die Welt und das Leben. Weblink: Aus dem Berliner Journal
Aus dem Berliner Journal

Mittwoch, 23. November 2011

»Die Physiker« von Friedrich Dürrenmatt

Die Physiker
Die Physiker

»Die Physiker« ist eine ernste und tragische Komödie des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt. Sie entstand vor 50 Jahren im Jahr 1961 und wurde am 21. Februar 1962 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt.

Im Mittelpunkt der Handlung dieser Tragikomödie stehen drei Physiker, die sich als Geisteskranke ausgeben. Der erste von ihnen behauptet, Albert Einstein zu sein, der zweite hält sich angeblich für Isaac Newton. Der dritte, Johann Wilhelm Möbius, hat die so genannte Weltformel entdeckt, die in den falschen Händen zur Vernichtung der gesamten Menschheit führen könnte.

Mit seiner Behauptung, ihm erscheine König Salomo, will er sich selbst unglaubwürdig machen und so dem Missbrauch seiner revolutionären Entdeckung vorbeugen. Newton und Einstein hingegen sind in Wahrheit Agenten rivalisierender Geheimdienste und haben sich nur ins Irrenhaus einweisen lassen, um an Möbius’ Erkenntnisse zu gelangen und diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Die drei Physiker ermorden ihre Krankenschwestern, weil sie um ihre Geheimnisse fürchten. Als die Polizei mit ihren Ermittlungen der Todesfälle eintrifft, vernichtet Möbius seine Formel. Es gelingt ihm, auch seine beiden Kollegen davon zu überzeugen, ihr gefährliches Wissen zu verschweigen, damit die Welt vor dem Untergang bewahrt werde. Doch der Pakt der Physiker kommt zu spät.

Mathilde von Zahnd, die missgestaltete Besitzerin und Chefärztin des Irrenhauses, hat bereits Möbius’ sämtliche Aufzeichnungen kopiert. Als die einzig wirklich Verrückte glaubt sie tatsächlich, im Auftrag König Salomos zu handeln, und will mit der Formel die Weltherrschaft erringen. Die Physiker aber, durch die von ihr initiierten Morde öffentlich als Verrückte gebrandmarkt, bleiben im Irrenhaus eingesperrt und haben keine Möglichkeit mehr, Zahnds Pläne zu verhindern.

Dürrenmatt verknüpft diese Thematik mit seiner Dramentheorie, gemäss der, ausgelöst durch den Zufall, jedes Stück die schlimmstmögliche Wendung nehmen müsse. Seine Komödie wird daher oft auch als Tragikomödie oder Groteske eingeordnet.

Weblink:

Die Physiker
Die Physiker
von Friedrich Dürrenmatt

Freitag, 20. Mai 2011

»Homo faber« - Ein Roman über die Realitätsferne eines Weltbildes

Homo faber

Der Roman "Homo Faber" gilt als Max Frischs bekanntestes Buch. Der Erzähler berichtet notizen- und tagebuchartig von beeindruckenden Erlebnissen auf Reisen. Der aus der Ich-Sicht erzählte Roman enthält die Geschichte eines Menschen, der als rational denkender Mann die mehr oder minder latenten Widersprüche in seiner Seinsdeutung nicht bemerkt.

Im Mittelpunkt von Max Frischs berühmtesten Prosawerk steht Walter Faber, eine Anlehnung an den anthropologischen Begriff „homo faber“, was so viel heißt, wie „der schaffende Mensch“. Faber ist ein solcher: ein streng rationaler, technisch orientierter Ingenieur, dessen Weltbild klar durch mathematische Regeln geprägt wird. Dieses Weltbild jedoch gerät aus den Fugen, als Faber seine Tochter trifft, von deren Existenz er nichts ahnt und sich in sie verliebt. Eine inzestuöse Liebesaffäre beginnt. Ein sprachliches Meisterwerk voller Poesie und Menschlichkeit über das Wesen des modernen Menschen.

Walter Faber alias "Homo faber" ist ein rational denkender Mensch, der für alles eine weltliche Erklärung hat und den nichts aus der Ruhe bringt. Ein denkwürdiger Flug mit anschließender Notlandung setzt jedoch eine Ereignis-kette in Gang, für die selbst der kühle Faber keine richtige Erklärung findet. Plötzlich wird er mit einer Vergangenheit konfrontiert, mit der schon lange abgeschlossen hatte. Unglaubliche Zufälle rufen alte bekannte auf den Plan und bringen Fabers Weltbild beträchtlich ins Wanken. Faber scheint sich zu verlieben, doch seine junge Bekanntschaft ist ihm weitaus näher verbunden als Faber und ihr lieb sein kann. Menschliche Tragödien nehmen ihren Lauf während jahrelange Missverständnisse ans Tageslicht kommen.
Der Erzähler Walter Faber, ein UNESCO-Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert. Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage.

In seinem Roman "Homo faber" bearbeitet Frisch ein aktuelles Phänomen der 1950er Jahre: die fortschreitende Technisierung der westlichen Welt und den damit einhergehenden Glauben an die völlige Erklärbarkeit und Durchschaubarkeit des Lebens. In diesem Roman trifft Schicksalshaftigkeit und reine Technikgläubigkeit sowie Ratio auf Gefühl.

Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigt Frisch einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Die besondere Tragik des Romans und seines Protagonisten ist, dass das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen in Situationen, denen er nicht mehr gewachsen ist, zerstört wird. Walter Faber begegnet schicksalhaft einer Welt, an der er Scheitern wird und seine Technikgläubigkeit bestimmt die Fallhöhe.

Homo faber

Der Erzähler Walter Faber, ein Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers als Selbstverständnis zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert.

Max Frisch Homo faber

Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage. Erst die Beziehung zur jungen Sabeth reißt ihn wieder hinein ins Leben; er beginnt, Dinge wieder zu erleben, Spontaneität auszuleben und ist auch zur Liebe fähig. Doch diese Liaison birgt ein verhängnisvolles und folgenschweres Geheimnis in sich, das Fabers Versagen zum Ausdruck bringt. Die vorherrschende Technikfreundlichkeit der 50er Jahre führt den Ingenieur an seine Grenzen.

Der "Homo faber" wird Opfer seines rationalen und technokratischem Weltbildes, führt sein Bericht doch die Zweifelhaftigkeit dieses eingeschränkten Weltbildes offen vor Augen. In dem Roman bestimmt das Schicksal den Lauf der Handlung und dennoch ist er keine Geschichte über das Schicksal an sich. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes.

Max Frischs Roman ist keine Geschichte über das Schicksal. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes. Faber durchläuft in seinem Bericht eine gewaltige Entwicklung, so dass er am Ende Erzähltes nivellieren muss: "Alle Zeugnisse von mir wie Berichte, Briefe, Ringheftchen, sollen vernichtet werden, es stimmt nichts. Auf der Welt sein: im Licht sein. Irgendwo (wie der Alte neulich in Korinth) Esel treiben, unser Beruf! - aber vor allem: standhalten dem Licht, der Freude (wie unser Kind, als es sang) im Wissen, dass ich erlösche im Licht über Ginster, Asphalt und Meer, standhalten der Zeit, beziehungsweise Ewigkeit im Augenblick. Ewig sein: gewesen sein."

Max Frischs Roman "Homo faber", der Bericht eines Ingenieurs, zählt mit Recht zu den besten deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts.


In dem Roman "Homo Faber" macht der Autor allerdings denselben Fehler, die viele Schriftsteller und Geisteswissenschaftler machen: sie nehmen an, dass Rationalität und Technik mit Emotion und Einfühlsamkeit nicht vereinbar sind. Und wie das so üblich ist, erhebt er dann warnend den Finger.





Homo faber









"Homo faber" von Max Frisch


Suhrkamp-Verlag,
Taschenbuch, 1. März 1977,
8,00 EUR.

ISBN-13: 978-3518368540






Weblinks:

Homo faber - Erklärung und Deutung des Homo faber

Homo faber von Max Frisch - www.homo-faber.info

Homo Faber von Max Frisch - writer.germanblogs.de

Homo faber-Blog - www.hfaberblog.blogspot.com

Sonntag, 15. Mai 2011

Max Frisch 100. Geburtstag

Max Frisch


Am 15. Mai 2011 wäre Max Frisch 100 Jahre alt geworden. Max Frisch wurde vor 100 Jahren am 15. Mai 1911 in Zürich als Sohn eines Architekten geboren. Max Frisch war ein berühmter schweizer Schriftsteller, Dramatiker, Essayist und Architekt des 20. Jahrhunderts. Max Frisch zählt neben Friedrich Dürrenmatt nicht nur zu den bekanntesten modernen Schriftstellern seines Heimatlandes, sondern gehört seit den 1940er Jahren auch zu den bedeutendsten Vertretern der deutschsprachigen Literatur.

Frisch war ein großer Erzähler, der es verstanden hat, aus seinem Leben Literatur zu machen: es war ein Leben auf der Suche nach sich selbst und seine Bücher waren seine Begleiter.

Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.

Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.


Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seien Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Dann entdeckt man den jungen Frisch als »Homo faber« mit seinen Ländern und Geliebten, dann weiss man um Geiser, der stellvertretend im Holozän erscheint und seine Erinnerungen schrieb, man weiß um Frisch selbst, der nicht er selbst war, wie auch »Stiller« eben nicht Stiller sein wollte, aber immer auf dem Weg zum Ich. Man begegnet ihm mehr oder weniger privat in »Montauk«, weiß dann um seine "Brook-lynn" auf der Insel und erkennt sein Streben nach sich selbst im wohl geheimnisvollsten Roman, der die "Antwort aus der Stille" gab.


Frisch, überzeugt davon, daß die Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Außer dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.

In einem seiner letzten Romane »Der Mensch erscheint im Holozän« hat Max Frisch die deutschsprachige Literatur in der Gestalt des Geiser um einen Sonderling bereichert. Dieser Geiser verfällt wie seine Welt zerfällt, wie das Gewohnte und Gewusste ihm selbst zum Sonderbaren und Unnachdenklichen wird. Und fragt sich, ob es Dasein ohne Vergangenheit, Gott ohne Gedächtnis und Erinnerung überhaupt geben kann. - Max Frisch hat immer wieder versucht, auf elementare Fragen des Lebens Antworten zu geben, unter mit der Einsicht, ein unvollendeter Mensch zu sein.


Max Frisch 100.Geburtstag

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Weblinks:

Schweizer Weltautor - Zum 100. Geburtstag von Max Frisch


100. Geburtstag von Max Frisch - www.blick.ch

Max Frisch zum 100. Geburtstag: Kein stiller Eidgenosse - www.stern.der

100. Geburtstag: Max Frisch, der streitbare Moralist

Max Frisch – 100. Geburtstag am 15. Mai - Reclam Verlag - www.reclam.de


Blog-Artikel:

Max Frisch auf der Suche nach der Identität des Menschen



Homo faber - Ein Roman über die Realitätsferne eines Weltbildes

Max Frisch-Werke

Samstag, 14. Mai 2011

Max Frischs Stiller - ein Mann der gescheiterten Identität

Max Frisch

"Ich bin nicht Stiller" - mit diesen Worten beginnt der 1954 erschienene Roman "Stiller". Dieser Roman, in dem Max Frisch mit verschiedenen Identitäts- und Lebensentwürfen experimentierte, bedeutete für Frisch den Durchbruch als Schriftsteller.


Stiller


Es ist Max Frischs erster bedeutender Roman, der von der Möglichkeit handelt, ein anderer zu sein. Der Roman erzählt die Geschichte von einem Individuum im identitären Widerstreit, von der Verweigerung des Ichs und einer gescheiterten Identität. Er besticht durch ein geschicktes Hantieren mit Lebensentwürfen.

Ein Amerikaner namens Jim Larkin White wird an der Schweizer Grenze aus dem Zug geholt. Man hält ihn für den seit sechs Jahren verschollenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller. Außerdem wird er beschuldigt, in eine Agentenaffäre verwickelt zu sein.

Der Festgenommene bestreitet das vehement, doch alle Indizien sprechen gegen ihn. Selbst frühere Freunde und auch seine Ehefrau bestätigen den polizeilichen Verdacht. White beharrt jedoch weiterhin auf seiner Aussagen: "Ich bin nicht Stiller". Nun soll White alias Stiller im Gefängnis schriftliche Aufzeichnungen machen über seine letzten sechs Lebensjahre.

In den tagebuchartigen Notizen von White (Stiller) erfährt der Leser allmählich die Wahrheit. Stiller war ein Versager, als Ehemann und als Künstler. In der Hoffnung, ein neues Leben beginnen zu können, hatte er vor sechs Jahren alle Brücken hinter sich abgebrochen und war nach Amerika geflohen.

Als White ergreift er die Möglichkeit, ein anderer zu sein. Doch nun bei seiner Rückkehr erdrücken ihn nicht nur die Beweise, auch seine Hoffnungen erweisen sich als reine Illusionen. Obwohl er innerlich ein Gewandelter ist, muss er seine frühere Identität akzeptieren. Aber erst nach einem weiteren gescheiterten Versuch mit seiner Frau, ist Stiller bereit, sich selbst anzunehmen. Fortan lebt er ein einsames Leben.

Ein treffendes Bonmot Herman Hesses ziert den Buchrücken dieses Werkes. Hesse meint, dass man diesen Stiller nicht wieder vergesse. Das stimmt und macht die große Stärke dieses Romans aus. Ähnlich wie auch in Homo Faber handelt diese von Frisch erzählte Geschichte von einem Individuum im identitären Widerstreit. "Ich bin nicht Stiller!", vermerkt der Hauptcharakter dieses Romans gleich zu Beginn: und der Leser fragt sich: Ist er Stiller?

Die erzählte Geschichte ist tragisch, anrührend, verliert aber gegen Ende ein wenig an Fahrt, was auch mit der zeitnahen Auflösung zu tun hat. Die Verflechtungen der agierenden Charakter, die peu-a-peu zur Sprache kommen, zeugen von der Glaubwürdigkeit des erzählten Stoffes und unterstreichen die Tragik "Stillers".

Frisch, überzeugt davon, dass Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.


Max Frisch-Weblinks

Max Frisch zum 100. Geburtstag

Max Frisch auf der Suche nach der Identität des Menschen

Homo faber - Ein Roman über die Realitätsferne eines Weltbildes

Max Frisch-Werke

Freitag, 13. Mai 2011

Max Frisch auf der Suche nach der Identität des Menschen

Max Frisch

Max Frisch stellte wie kein anderer Autor ehrlich und hintergründig die Frage nach der Identität des Menschen des 20. Jahrhunderts. Im Gesamtwerk von Max Frisch wird die Problematik der Entwicklung des Menschen zu einem mit sich selbst identischen Ich und der Selbstfindung thematisiert.

Der Einzelne und sein brüchiges Verhältnis zu sich selbst und zum Anderen, zur Gesellschaft und das verwirrende Beziehungsgeflecht in einer immer unverständlicheren Welt sind leitmotivische Themen, die immer wieder in seinem Werk auftauchen. Max Frisch begab sich als Autor in seinen Romanen häufig auf die Suche nach der Identität des Menschen. Seine literarische Identitätssuche ist dabei stets auch die Suche nach der eigenen Identität seiner Person.

Auf der Suche nach der eigenen Identität zu sein, bietet eine hervorragende Möglichkeit, sich selbst in Identitäten und Rollen zu imaginieren. Diesen Satz hat Max Frscih wohl verinnerlicht, denn er ist zu einem Leitsatz für die Interpretation seines Werkes.

Stiller


Frisch wollte nicht Frisch sein und Stiller wollte nicht Stiller sein. Sein Roman »Stiller«, der mit der Einleitung »Ich bin nicht Stiller!« beginnt, wird getragen vom Wunsch der Hauptperson, ein anderer zu sein. Im Kern geht es um die Selbstfindung des Bildhauers Anatol Stiller, dem zur Last gelegt wird, ein Spion zu sein und der vergeblich versucht, ein anderer sein und eine andere Identität anzunehmen.

Es wird ein Rückblick auf Stillers Leben geworfen, bei dem viele Situationen des Versagens, Zweifelns und persönlichen Misslingens stattgefunden haben, so dass sich für den Leser die Frage stellt, warum dieser Stiller wohl seine eigene Identität verleugnet.

Nur an einer einzige Stelle merkt auch der Leser eindeutig, dass es sich wirklich um den eben Genannten handelt. Im Vordergrund des Werkes steht die ständige Menschheitsfrage nach dem wahren Ich, der Indentifikation mit dem, was man im Leben tut und getan hat, und inwiefern man mit seiner Rolle abschließen will, sofern vieles daneben lief.


Donnerstag, 20. Januar 2011

Dürrenmatts Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«

Friedrich Dürrenmatt, der Anfang 2011 90 Jahre alt geworden wäre, gehört zu den großen Kriminalschriftstellern der Moderne. Seine Kriminalromane haben dem Genre wichtige Impulse vermittelt. Durch die Erweiterung der Spielart des Krimis trug zur Attraktivität und zum Fortbestand des Genres bei.


Der Richter und sein Henker


1950 schrieb Frieddrich Dürrenmatt seinen ersten Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«, in dem seine Hauptfigur, der alternde Kommissar Bärlach, den Tod eines erschossenen jungen Kollegen aufzuklären hat. Der hinterhältige Mord am begabten Polizeilieutenant Ulrich Schmid ruft den alternden Kommissar Bärlach auf den Plan. Bärlach, der in Schmid seinen Nachfolger gesehen hatte ist sehr betrübt über dessen Tod, denn er wird ihm aufgrund seiner Krankheit schon bald folgen.


Kommissar Bärlach hat einen unbegründeten Verdacht, dem er nachgeht und von dem er weiß, dass er möglicherweise richtig liegt. Im Laufe des Romans sammelt Kommissar Bärlach Indizien, deren "Sammlung" beim ersten Lesen unbegründet erscheint, da sich Bärlachs Vorgehensweise erst am Ende des Romans aufklärt.

Schnell begreift der Leser, dass Bärlach viel mehr weiß und mit äußerster Berechnung vorgeht. Unbeantwortet bleibt, wie er über die Hintergründe der Tat im Bilde sein kann. Dieser kantige, eigenbrödlerische Polizist lockt den faszinierten Leser immer tiefer in den Roman hinein. Atemlos verfolgt der Leser Schritt um Schritt den beharrlichen Kömmisär. Um keinen Preis lässt dieser zu, dass jemand seine Pläne durchkreuzt. Selbst Bärlachs Vorgesetzter unterlässt es, Anweisungen zu geben, weil er dessen fehlende Einsicht und Sturheit fürchtet. Die nüchterne und kantige Sprache Dürrenmatts spiegelt schnörkellos den Charakter des Ermittlers wieder.

Wie auch Kommisär Matthäi in Dürrenmatts »Das Versprechen« ermittelt Bärlach nach seinen eigenen Spielregeln und aus eigenem Antrieb. Ohne Rücksicht auf die eigene Person und die angeschlagene Gesundheit muss er (s)eine offene Rechnung begleichen. Nach einem halben Menschenleben auf der Jagd handelt er wie besessen und erschreckend kaltblütig: „Der Henker, den ich ausersehen habe, wird heute zu dir kommen. Er wird dich töten, denn das muss nun eben einmal in Gottes Namen getan werden."


Bärlach meinte, dass die menschliche Unvollkommenheit, die Tatsache, dass wir die Handlungsweise anderer nie mit Sicherheit voraussagen können, und dass ferner der Zufall, der in alles hineinspielt, der Grund sei, der die meisten Verbrechen zwangsläufig zu Tage fördern müsse.

Der Richter und sein Henker
Dieser Kriminalroman zeichnet sich dadurch aus, dass er die üblichen Genre-Erwartungen enttäuscht, dafür aber durch Ironie und Groteske neue und überraschende Spannungsmomente schafft. Ausgangspunkt der Kriminalromane von Friedrich Dürrenmatt ist die Nichtberechenbarkeit der Welt. Damit verletzt er die üblichen Regeln des Genres, das die Berechenbarkeit des menschlichen Handelns und die innere Ordnung der Welt durch ausgleichende Gerechtigkeit voraussetzt. In Dürrenmatts Kriminalromanen - wie auch in seinen Dramen - spielt der Zufall die Hauptrolle.

In »Der Richter und sein Henker« werden noch weitere Genre-Erwartungen enttäuscht und einfach durch das Groteske ersetzt: Der Kommissar macht sich schuldig – er ist dem Verbrecher in seinem Verhältnis zur Gerechtigkeit sehr ähnlich – und der Verbrecher wird ausgerechnet für ein nicht begangenes Verbrechen bestraft.

So ist bei Dürrenmatt ein meisterhafter Kriminalroman mit ironischen und grotesk überzeichneten Elementen entstanden - so unberechenbar wie die Welt ist der auch dieser Kriminalroman eine feine Satire auf die schweizer Polizei.



Der Richter und sein Henker


Der Richter und sein Henker

rororo Verlag, 1955.
115 Seiten, 4,95 EUR.
ISBN-1

Mittwoch, 5. Januar 2011

Friedrich Dürrenmatt 90. Geburtstag


Friedrich Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines protestantischen Pfarrers geboren. Friedrich Dürrenmatt war ein berühmter schweizer Dramatiker und Erzähler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dürrenmatt gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er war ein Dramatiker mit Hang zum absurden Theater.

Dürrenmatt sah die Zukunft des Theaters in der grotesken Komödie. Er bevorzugte die Komödie und Tragikomödie und kritisiert mit Witz, Humor und Ironie das selbstgefällige Spiessbürgertum.

Eigentlich wollte er eine Ausbildung zum Kunstmaler machen, studierte aber dann ab 1941 Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik an der Universität Bern, dazwischen 1942/43 an der Universität Zürich.

1945/46 entstand sein erstes veröffentlichtes Stück, das genialische Jugendstück »Es steht geschrieben«, eine gelungene Adaption des Wiedertäufer-Stoffes, dass 1947 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde.

Der Richter und sein Henker 1950 schrieb Dürrenmatt seinen ersten Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«.

1950 entstand sein Theaterstück »Die Ehe des Herrn Mississippi«, mit dem er seinen ersten grossen Erfolg auf den bundesdeutschen Bühnen verzeichnen konnte.

Weltweiten Erfolg erzielte er mit seiner Komödie »Der Besuch der alten Dame». Sein erfolgreichstes Theaterstück wurde »Die Physiker«, dass er ebenfalls als Komödie bezeichnete.

In den sechziger Jahren stand Dürrenmatt mit seinen Theaterwerken auf dem Höhepunkt seines Öffentlichkeitserfolges.

Dürrenmatt entwickelte eine eigene Dramentheorie, den gemäss den Vorstellungen des Dramatikers soll der Zuschauer nicht weiter die Rolle eines passiven Konsumenten inne haben. Er soll zum eigenständigen Nachdenken angeregt werden.

Dürrenmatt schuf so seinen eigenen Typus der Tragikomödie, einer Mischform aus Tragödie und Komödie, seiner Meinung nach "die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen". Seine bekanntesten Werke sind die Dramen »Die Ehe des Herrn Mississippi« (1952) und »Die Physiker« (1962) und die Tragikkomödie »Der Besuch der alten Dame« (1956).

Friedrich Dürrenmatt schrieb auch erfolgreiche Kriminalromane wie »Das Versprechen«, in dem Kommissar Matthäi den grausamen Mord an der kleinen Gritli Moser aufklären muss.

Für sein Werk, das neben Theaterstücken, Detektiv-Romanen, Erzählungen und Hörspielen auch Essays und Vorträge umfasst, erhielt er viele Auszeichnungen.

Schon in frühen Jahren begann er zu malen und zu zeichnen, eine Neigung, die er sein Leben lang verspüren sollte. Er illustrierte später manches seiner eigenen Werke, verfasste Skizzen, zum Teil ganze Bühnenbilder. Seine Bilder wurden 1976 und 1985 in Neuenburg, 1978 in Zürich ausgestellt.

Friedrich Dürrenmatt starb im Dezember 1990 kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres in Neuenburg.


Weblink:

Friedrich Dürrenmatt-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Friedrich Dürrenmatt-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Literatur:

Der Richter und sein Henker
Richter und sein Henker
von Friedrich Dürrenmatt

Dienstag, 4. Januar 2011

Max Frisch-Jahr 2011


Max Frisch

Max Frisch wäre im Mai dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Im Max Frisch-Jahr 2011 ist es daher an der Zeit, sich einmal wieder mit dem Schweizer Schriftsteller zu beschäftigen und sich seiner Person anzunähern. Anlässlich des 100. Geburtstages von Max Frisch im Mai 2011 sind bereits zwei neue Biographien veröffentlicht worden.

Neue Biografien und Zeitungsartikel rufen seine literarischen Schwächen – vor allem im Frühwerk – und seinen selbstherrlichen Charakter in Erinnerung.

Ob das den Autor gestört hätte, ist unklar. Einerseits gab er seine Mängel literarischer und beziehungstechnischer Natur selber zu, andererseits war er schon früh um seinen Nachruhm besorgt.

Max Frisch 100.Geburtstag

Die Biografie des „FAZ“-Feuilletonchefs Volker Weidermann heisst kurz, aber vielsagend „Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher“ betitelt. Und jene der Freiburger Germanistin und Autorin Ingeborg Gleichauf, die ein Frisch-Zitat als Titel gewählt hat, was poetischer, aber auch vielsagend ist: „Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch – eine Biografie“.

Beide Werke sind Versuche, Max Frisch auf die Spur zu kommen. Auf unterschiedliche Art und Weise suchen die beiden Werke nach einer Antwort auf die Frage, wer er war, dieser Max Frisch.


Jetzt nicht die Wut verlieren


Ingeborg Gleichauf verwebt sein Leben zu einer spannenden Erzählung.
In ihrer Biographie rekonstruiert Ingeborg Gleichauf Frischs Stationen in Zürich, Rom und Berlin, seine Auseinandersetzung mit seinen Freunden und seinen Geliebten, mit der Schweiz und der Politik. Klug und anschaulich erzählt sie von dem Mensch und dem Schriftsteller Frisch und zeigt, wie sehr die Schlüsselfragen in Frischs Werk unser heutiges Leben betreffen.
Ingeborg Gleichauf hat den Schweizer neu für sich entdeckt. Sie schaut ins Innere der Person Max Frisch und kommt ihr damit sehr nahe.

Gleichauf erzählt dem Leser die Lebensgeschichte des Schweizers chronologisch und beleuchtet erklärend. Schlaglichtartig treten einzelne Facetten seiner Persönlichkeit hervor: Seine Kindheit wird nur kurz angeschnitten. Er beginnt ein Gemanistikstudium, wechselt jedoch zur Architektur. Aber das Schreiben gewinnt letztendlich doch die Oberhand. Nach seinem Romanerfolg "Stiller" wird es gelebte Berufung.
Und ganz erfassen lässt sich ein Autor ohnehin nie, dessen zentrales Thema die Suche nach der eigenen Identität ist. Volker Weidermann weiß sofort, dass die Frage „Wer war Max Frisch“ in einer Biografie gar nicht zu beantworten ist: „Max Frisch hat eine Vielzahl von Leben gelebt, hat eine Vielzahl von Entwürfen ausprobiert.“

Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher

Volker Weidermann hat sich an die Recherche gemacht, Archive durchstöbert, Weggefährten getroffen, Gespräche geführt und vor allem gelesen: die großen Romane, die Theaterstücke, die frühen Texte, die Briefe, die Tagebücher. Und dann geschrieben, voller Zuneigung und doch genau und kritisch, lebendig und anschaulich, so dass sich ein facettenreiches und faszinierendes Bild von Max Frisch ergibt.

Weidermanns gelungenes Buch glänzt vor allem dadurch, weil er den Mensch Frisch in den Mittelpunkt stellt und die Querbezüge zwischen Biographie und Werk konsequent herausarbeitet. Es handelt sich somit um keine Aneinanderreihung von Fakten, keine trockene germanistische Abhandlung, vielmehr wird die Person lebhaft und fassbar gemacht.

Sonntag, 16. Mai 2010

Max Frisch-Tagebuch aus dem Nachlass

Frischs literarische "Tagebücher" (1946-49 und 1966-71) machen einen wesentlichen Bestandteil seines Oeuvres aus. Sie verknüpfen autobiografische und fiktionale Elemente, viele spätere Werke sind hier bereits skizzenartig angelegt. Weitere, 1982 begonnene Aufzeichnungen, wurden unter dem Titel "Entwürfe zu einem dritten Tagebuch" im vergangenen Jahr posthum veröffentlicht.



Es gibt Bücher, welche aus Geschäftssinn im Widerstreit von Interessen zwischen Autoren und Verlag veröffentlicht werden. Problematisch wird eine Veröffentlichung, wenn sie aus dem Nachlass stammt und von seinem Autor zu Lebzeiten nicht zur Veröffentlichung bestimmt war und daher nicht genehmigt wurde. Genau um eine solche Veröffentlichung handelt es sich bei Max Frischs Entwurf zu einem dritten Tagebuch, welcher seinem Alterswerk zuzuordnen ist. Wie der Titel dieser Publikation bereits eindeutig andeutet, handelt es sich um einen vom Autor verworfenen und abgebrochenen Entwurf.

Lange nach dem Tod von Max Frisch wurde in der Wohnung seiner ehemaligen Sekretärin eine unautorisierte Fassung seiner dritten Tagebücher entdeckt. Frisch lebte, als er dieses Tagebuch verfasst, abwechselnd in new York und seinem Bauernhaus im Bergdorf Berzona. Er bewegte sich zwischen Zürich, New York und Berzona (Tessin) und auch noch anderen Orten. Seine Entwürfe zu einem dritten Tagebuch enthalten Frischs Gedanken über Politik, seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod, erzählt Episoden aus seinem Leben. Natürlich machte sich der Autor auch Gedanken über das Altern.






Die Veröffentlichung dieser persönlichen Tagebücher wurde von Frisch zu seinen Lebzeiten nicht autorisiert und so hat es nun im Vorfeld heftigen Streit gegeben um dieses Tagebuch, welcher sich um die Frage dreht: Darf ein nicht autorisiertes Buch veröffentlicht werden? Rosmarie Primault, die persönliche Sekretärin von Max Frisch, nennt diese Veröffentlichung einen Vertrauensbruch. Frischs hingeworfene Sätze seien nicht überarbeitet, sie ergäben ein falsches Bild.

Dieser nun veröffenlichte Tagebuch-Entwurf wurde aus einem Zwiespalt geboren. Über den Sinn dieser Veröffentlichung lässt sich nun trefflich streiten, dennoch: dem Willen des Autors steht das Interesse und die Neugier des Lesers an Max Frisch gegenüber. So entsteht ein Zwiespalt: Obwohl Frisch diese Veröffentlichung nicht zugestimmt hätte, ist der Leser ist dankbar für jede Zeile der Entwürfen zu einem dritten Tagebuch, wie der Suhrkamp-Verlag das Buch zurückhaltend genannt hat.



In der Schweiz ist darüber eine heftige kulturpolitische Debatte entbrannt, die man hierzulande kaum nachvollziehen kann. Auf der einen Seite steht der erklärte Wille von Max Frisch, gegen den hier gehandelt wurde, auf der anderen Seite geben die Texte ein wichtiges Zeugnis aus der letzten Lebensphase von Max Frisch und seinen Auseinandersetzungen vor allem mit den Phänomenen des Alters.



Obwohl die Veröffentlichung dieser Entwürfe den Leser natürlich neugierig macht, enthalten diese keine Geheimnisse über den Autor mehr. Bleibt die Frage offen, ob damit den Autoren wirklich in deren Sinn gehandelt wird, oder ihre Würde nach deren Ableben, dabei noch respektiert wird, vor allem, wenn es sich dabei um persönliche Tagebücher handelt.

Weblinks:

Max Frisch-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Max Frisch - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Lesen Sie hierzu auch:



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