Posts mit dem Label Urs Widmer werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Urs Widmer werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 9. April 2014

»Top Dogs« von Urs Widmer

Top Dogs

»Top Dogs« von Urs Widmer ist ein modernes Sozialdrama und eine visionäre Sozialsatire über die Leittiere der Wirtschaftswelt. Einst tauschten sie ihre Seele gegen Geld, Macht und Anerkennung. Aus Menschen wurden perfekte Wirtschaftskoordinatoren. Durchaus Zwiegespaltene Menschen: Menschlich meist belanglos, aber als Manager höchst produktiv. Ein Leben für die Firma - und nur für die Firma.

»Doch was geschieht, wenn diese Leute auf einmal ihren Job, ihr ein und alles, verlieren?« - Diese höchst dramatische Thematik greift Urs Widmer in seinem Buch »Top Dogs« auf und hat daraus eine bitterböse Sozialsatire im Stile einer Enthüllungsgeschichte gemacht.

Widmer siedelt die Handlung in einem sogenannten Outplacement-Unternehmen, einer Art Manager- Arbeitsagentur, an. Dort warten die 8 Protagonisten, 2 Damen und 6 Herren, auf ihre baldige Wiedereinstellung. Zum Programm eines Outplacement-Unternehmens gehört auch der Austausch mit den anderen in gemeinsamen Gesprächsrunden.


Zu Anfang noch darauf bedacht keine Schwächen zu zeigen, öffnen sich die ihrer Macht und ihres Einflussses entkleideten ehemaligen - nun vor die Tür gesetzten - Manager im Laufe der Geschichte immer mehr. Dabei kommen dann Traurige, desillusionierte weltfremde Persönlichkeiten ans Licht.

Schön die unfreiwillige Komik, die bei den Erzählungen der weltentrückten Ex-Manager aufkommt. Widmer gelingt der Spagat zwischen Schadenfreude und Mitleid hervorragend. Ansonsten zieht das Buch seine Stärken aus der Dramatik des Themas selbst.

Das soziale Drama »Top Dogs« hinterlässt Eindruck. Es zeigt offen wie vergänglich Macht und wie wertlos materieller Reichtum ist. In einer kapitalistischen Gesellschaft werden diese Werte heuzutage hoffnungslos überschätzt und wirken inhaltlich hohl und leer.

Die Charakterstudie »Top Dogs« zeigt aber auch: Manager sind auch nur Menschen - man sieht es ihnen nur nicht an. Ihr Charakter verschwindet unter gestärkten Oberhemden und in Einheitsanzügen. Einmal vor die Tür gesetzt beginnt bei Ihnen genauso das Lamentieren, Klagen, Jammern wie bei allen anderen Arbeitslosen. Allerdings erscheint ihr Sturz umso gravierender, da sie sich lange Zeit im Olymp, unangreifbar wähnten.

Schweizer Autor Urs Widmer gestorben

Urs Widmer

Urs Widmer, einer der erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller, starb nach schwerer Krankheit. Er galt als würdiger Nachfolger von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt: . Der deutsche Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete ihn einmal als "Weltliteraten". Nun ist der international erfolgreiche Autor im Alter von 75 Jahren gestorben.

Der Schweizer Schriftsteller war ein liebenswürdiger Zeitgenosse mit schyzerdütschem Dialekt, der für sein Leben gern schrieb. Schreiben war für ihn Berufung und ein großes Vergnügen, für das er den Leser brauchte. Es war auch, mit dem Schatten seines Lebens umzugehen und eine Art schelmische Lausbübigkeit:


»Die Wahrheit war, daß ich alles tat,
um nicht erwachsen zu werden.
Ich wollte unbedingt ein Bub bleiben.«

Urs Widmer



Sein Debüt gab der in Basel geborene Dramatiker und Hörspielautor 1968 mit der Erzählung "Alois". Zu seinen wichtigsten Werken zählen die autobiografisch gefärbte Trilogie "Der Geliebte der Mutter" (2000), "Das Buch des Vaters" (2004) und "Ein Leben als Zwerg" (2006). Darin verknüpfte Widmer individuelle Schicksale mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

2013 veröffentlichte Widmer die Autobiografie "Reise an den Rand des Universums", die allerdings lediglich seine ersten 30 Lebensjahre umfasst. Darin zeichnet er seine Kindheit und Jugend als Kind einer zur Schwermut neigenden Mutter und eines von der Literatur geradezu besessenen Vaters nach.

Samstag, 5. April 2014

»Reise an den Rand des Universums« von Urs Widmer

Schweizer Autor Urs Widmer

Im August 2013 hat der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer seine Autobiographie »Reise an den Rand des Universums« veröffentlicht.

Seine Autobiografie ist ein Erinnerungsbuch über die ersten dreißig Jahre seines Lebens. Mit dem Satz "Kein Schriftsteller, der bei Trost ist, schreibt eine Autobiographie" führte er sein Vorhaben selbst ad absurdum und machte sich beherzt ans Werk.



"Kein Schriftsteller, der bei Trost ist,
schreibt eine Autobiographie."

Urs Widmer



Urs Widmer hat die eigene Warnung in den Wind geschlagen und ein großartiges Erinnerungsbuch verfasst. Mit dreißig begann sein Leben als Schriftsteller. Die Zeit davor - womöglich der "Rand des Universums" - bildet das Fundament seines Werks und ihr ist dieses Buch gewidmet, den Fakten und Erinnerungen, wie es für ihn "tatsächlich" war.

Im Jahr 1968 hört diese Autobiografie auf -just in dem Jahr, als er mit der Erzählung "Alois" sein Debüt als Schriftsteller feierte. Es ist bewusst keine Autobiografie in der die öffentliche Existenz gespiegelt wird, sondern es ist eine berührende Schilderung über das "Werden" eines Menschen, der zum Literaten wurde.

Widmer erzählt erzählt darin seine Geschichte über das "Menschwerden", bevor er 1968 im Alter von 30 Jahren zum Schriftsteller wurde. Urs Widmer erzählt darin seine persönliche Geschichte aus den für die Weltgeschichte so entscheidenden Jahren 1938 bis 1968.

Mit zahlreichen Episoden überrascht Widmer den Leser, die er offen und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen aus der Erinnerung hervorholt. Diese Erinnerungen waren für ihn jedoch ein schwieriger Prozess, denn er bekennt: "Ich habe schon gewusst, dass das alles in mir gelebt hat. Aber das Bestürzende war, wie das durch das Niederschreiben der Autobiografie viel lebendiger wurde."

Da sich die Autobiografie auf die ersten dreißig Lebensjahre beschränkt, findet man sehr wenig Aussagen über Widmers literarisches Schaffen, denn »Reise an den Rand des Universums« endet damit, dass er sein erstes Manuskript vollendet. - Eine durchaus gelungene Zäsur in seinem literarischen Werden.

Weblinks:

Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
Reise an den Rand des Universums: Autobiographie
von Urs Widmer