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Sonntag, 29. März 2015

Richard III. - ein Leben wie ein Königsdrama

Richard III.

Richard III. ist in Leicester feierlich beigesetzt worden. Die sterblichen Überreste des englischen Königs Richard III. (1452-1485) haben ihre letzte Reise angetreten. Nun ist der verblichene König endlich zu seiner letzte Ruhe gekommen.

In einer Parade zogen sie von der Universität in Leicester zur Kathedrale. Bei der Parade durch die rund 150 Kilometer nordwestlich von London gelegene englische Großstadt passierte der Sarg am Sonntag auch den Ort der Schlacht von Bosworth. Dort war Richard 1485 ums Leben gekommen, als letzter englischer König, der auf dem Schlachtfeld starb.

Der Herrscher war erst zwei Jahre zuvor gekrönt worden. Er galt als sehr gewalttätig, der Dichter William Shakespeare hat ihm in dem Drama "Richard III." die bekannten letzten Worte "Mein Königreich für ein Pferd" in den Mund gelegt. - Nie sind Dichtung und Weltliteratur pferdeloser dahergekommen.

Vor 530 Jahren soll Richard III. Historikern zufolge ohne Sarg und respektlos in aller Eile beerdigt worden sein. Vor knapp drei Jahren wurden sie unter einem Parkplatz gefunden. Nun haben die sterblichen Überreste von König Richard III. ihre letzte Reise angetreten. Möge er in dem Frieden ruhen, den der Gewalttätige zu Lebzeiten anderen versagt hat.

Samstag, 14. Februar 2015

»Tod eines Handlungsreisenden« von Arthur Miller

Tod eines Handlungsreisenden
Tod eines Handlungsreisenden

»Tod eines Handlungsreisenden« - englischer Originaltitel »Death of a Salesman« - ist das bekannteste Stück des amerikanischen Dramatikers Arthur Miller und eines der herausragendsten Dramen des 20. Jahrhunderts. Er ist eine amerikanische Ikone und einer der erfolgreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Arthur Millers Ziel war es, die Welt zu verändern. Mit einem seiner Dramen ist ihm dies gelungen.

Das Drama, uraufgeführt am 10. Februar 1949 in New York, machte Miller international bekannt. Das Stück ist eine moderne Parabel auf die amerikanische Gesellschaft und thematisiert die negative Seite des amerikanischen Traumes.


In »Tod eines Handlungsreisenden« wird die Geschichte von Willy Loman erzählt, der sich mit seinem fanatischen Glauben an den amerikanischen Kapitalismus letztlich selbst zerstört. Die eigene Existenzauslöschung am Ende des Stückes soll wenigstens der Familie einen naturgemäß bescheidenen Anteil am „American way of life" ermöglichen.

Die Geschichte handelt von dem 63-jährigen Willy Loman, einem Handlungsreisenden, der durch private (Streit mit seinem erfolglosen Sohn Biff) und berufliche Misserfolge immer tiefer in sein Verderben schlittert. Willys Problem liegt darin, dass er die bittere Realität verdrängt und stattdessen seinen übertriebenen eigenen Projektionen glaubt.

Der New Yorker Handlungsreisende Willy Loman hat 36 Jahre lang für seine Firma gearbeitet. Nun wird ihm mit 63 plötzlich gekündigt. Loman resigniert und flüchtet sich in Tagträume.

So hält er sich für einen erfolgreichen Unternehmer, obwohl er nur noch auf Provision arbeitet und Schulden hat. Willys Tagträume werden in dem Stück immer wieder in die reale Handlung eingeschoben, um für die Handlung relevante Ereignisse der Vergangenheit zu erzählen.




Das Ergebnis ist ein packendes und unverfälschtes Stück über die Gefahren eines hemmungslosen Kapitalismus und seiner mangelnden Menschlichkeit, der Menschen wie Willy letztlich zum Opfer fallen.

Gewarnt wird vor den Gefahren des »American Way of Life«. Willy Loman scheitere auch am amerikanischen Traum mit seinen Chancen und seinen Grausamkeiten, hat Miller einmal gesagt. Damit bleibt dieses Stück tatsächlich bis heute und auch außerhalb der USA beunruhigend aktuell. Scheitern kann man überall. Auch davon hat Arthur Miller gewusst.

Gelungen und unvergessen die Verfilmung von Volker Schlöndorff mit Dustin Hoffman. Arthur Miller wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Schlöndorff inszenierte den Film mit bewusstem Rückgriff auf das Theaterhafte. Dustin Hoffman verlieh der Rolle des tragischen Optimisten beklemmende Züge. Mit fahrigen Gesten, verzweifelter Hektik und erstarrtem Lächeln zeigt er die Kehrseite des amerikanischen Traums.




Weblink:


Tod eines Handlungsreisenden
Tod eines Handlungsreisenden
von Arthur Miller

Freitag, 26. Dezember 2014

»Warten auf Godot« von Samuel Beckett

Samuel Beckett

»Warten auf Godot« ist ein Theaterstück in zwei Akten von Samuel Beckett, das im Herbst 1948 begonnen, Anfang 1949 fertiggestellt und schließlich im Jahr 1952 publiziert wurde. Das Stück bietet Absurdität im Gewand der Weltliteratur. Zentrale Motive sind die Suche nach dem Sinn und das (vergebliche) Warten.



Becketts »Godot« ist ein Theaterstück über zwei Männer names Estragon und Wladimir, die sich unter einem großen Baum treffen und auf Godot warten. Dessen Kommen soll ihrer Existenz und damit auch dem Stück Sinn bringen.

Dabei philosophieren sie über Gott und die Welt und das Dasein. Hinzu gesellen sich im Laufe der Handlung zwei Männer, der eine heißt Lucky und der andere Pozzo, die das ohnehin absurde Stück noch mehr <i>ad absurdum</i> treiben.


Beim »Warten auf Godot« ist der Trübsinn Programm und doch lebt das Stück vom Zeitvertreib, auch wenn die »Frage des Wann?« zur inneren Eskalation führt. Absurd, so absurd, dass "Ratten zu töten, nichts anderes bedeutet, als sie vor dem Tod zu bewahren."

Samuel Becketts Stück stammt aus dem Jahr 1952.
Nachdem Beckett lange vergeblich nach einer Aufführungsmöglichkeit gesucht hatte, wurde es schließlich am 5. Januar 1953 vom »Théâtre de Babylone« in Paris uraufgeführt.

Weblink:

Warten auf Godot. Endspiel. Glückliche Tage: Drei Stücke
Warten auf Godot. Endspiel. Glückliche Tage: Drei Stücke
von Samuel Beckett




Samstag, 11. Oktober 2014

»La place de l'étoile« von Patrick Modiano

<center><!-- img title="»La place de l'étoile« von Patrick Modiano" src="http://www.texaswatertowers.com/kayandlyn/imagespostcards/postcard_france_4.jpg" width="280" height="" alt="La Place de l'Etoile "/ --><a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="La place de l'étoile" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/342314100X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="75" border="0"/><br />La place de l'étoile</a></center>
 
Patrick Modiano gehört heute zu den bedeutendsten französischen Schriftstellern der Gegenwart. Bekannt wurde Modiano 1968 durch die Veröffentlichung seines Romans <a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»La place de l'étoile«"</a> - eine Reminiszenz auf den sternförmigen Platz rund um den Arc de Triumph, den Triumphbogen von Paris. <!-- 22-jährig schrieb er 1967 seinen Debütroman »Place de l'Étoile«. -->

Der Roman spielt in Paris zur Zeit des Nationalsozialismus und er sorgte für gewaltiges Aufsehen, denn der jüdische Autor lässt durch den jüdischen Erzähler Raphael Schlemilovitch, der in der deutschen Besatzungszeit zum Nazispitzel wird, in einer vorgegaukelten Autobiografie facettenreich die Lebensentwürfe verschiedener Juden Revue passieren.

Der Roman zeigt die Misere französischer Juden während der Herrschaft des Nationalsozialsmus und der Besetzung Frankreichs schillernd und in vielen Facetten auf. Alle Verwirrungen französischer Intellektueller während des Zweiten Weltkriegs kommen zum Vorschein und werden in einer kaleidoskopartigen Seelenschau noch einmal durchlebt.

In den übertrieben dargestellten Figuren wird mit viel Ironie und Apercu der Judenhass verdeutlicht. Ob "Feld-und-Flur-Jude" oder "Kollaborationsjude", die gemeinten Vorbilder sind für Eingeweihte unschwer erkennbar, wie zum Beispiel die Nazi-Sympathisanten Simone Weil-Céline und Maurice Sachs, wie der distinguierte Jude Proust-Daniel Halévy-Maurrois oder der Militärjude Dreyfus-Stroheim.

Der Roman spielt mit dem Stilmittel der Übertreibung und ist eine aufsehenerregende Parodie auf den Antisemitismus. Es ist ein unglaublich virtuoses Buch mit einer Fülle von Anspielungen, welche die alt überlieferten Annahmen und Vorstellungen auf den Kopf stellen und durchaus zu Irritationen beim Leser führen können.

Den deutschsprachigen Lesern wurde Patrick Modiano erst durch die Vermittlung Peter Handkes bekannt, der auch zwei seiner Romane übersetzte. Die beiden Romane »Place de l'Étoile« (2010) und »Im Café der verlorenen Jugend« (2012) sind mittlerweile auf Deutsch erschienen.

Weblink:

<a title="Patrick Modiano La place de l'étoile" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/342314100X/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="La place de l'étoile" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/342314100X.03.TZZZZZZZ.jpg" width="65" border="0"/><br />La place de l'étoile</a> von Patrick Modiano

Montag, 28. Juli 2014

"Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus

Der Erste Weltkrieg, der vor genau 100 Jahren ausbrach, brachte zehn Millionen Menschen den Tod und verkrüppelte mindestens ebenso viele. In seinem Drama "Die letzten Tage der Menschheit" entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht.

Ohne einen festen Handlungsstrang lässt das Antikriegsstück Militärs und Zivilisten, historische und erfundene Personen zu Wort kommen. Mit seiner Sprachkunst und seinem ungeheuren Wortwitz entlarvt der Autor ihr unmenschliches Denken, Reden und Handeln. Dabei bedient er sich zahlreicher Originalzitate, deren Aussagen als unwahrscheinlich und unfassbar erscheinen.



In seinem Drama »Die letzten Tage der Menschheit« entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama des Ersten Weltkrieges, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht. Dieses Antikriegsepos und Zeitpanorma ist ein furioser Augenzeugenbericht vom Untergang des alten Europa.

In seinem monströsen Weltuntergangskabarett "Die letzten Tage der Menschheit" stülpt Karl Kraus das vertraute Bild des Habsburgerreiches ins Infernalische um. Der Erste Weltkrieg erweist sich als apokalyptisches Völkergemetzel, angerichtet von bestialischen Militärs, idiotischen Beamten, zwei blödsinnigen Kaisern, einer vertrottelten Adelskaste, einer bornierten Kirche und einem gierigen Bürgertum im Verein mit einer gewaltgeilen Journaille von Kriegshetzern und Hyänen des Schlachtfelds.


"Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus gehört zum Besten, was je für die Bühne geschrieben wurde. Es ist ein kolossaler Bilderbogen über den Untergang der Donaumonarchie und den Wahn, der Menschen befallen kann, wenn es um Krieg und Ehre geht.

Jede Aufführung des Mammutstücks bedeutet einen gewaltigen Aufwand, der Autor selbst hat es als unaufführbar bezeichnet. Karl Kraus sagte selbst über sein heute wohl berühmtestes Werk, es sei für ein Marstheater gedacht; für ein irdisches Theater hielt er es wohl für zu umfangreich.




"Die letzten Tage der Menschheit" sind eine atemberaubende Collage zusammengestellt aus authentischen Gesprächsfetzen kurz vor und während des Ersten Weltkrieges, die Kraus akribisch gesammelt hatte und die klarer als jede Analyse verdeutlichen, warum die "Welt von gestern" (Stefan Zweig) untergehen und einer weniger menschlichen Epoche weichen musste, und wie Europa seine Menschlichkeit leichtfertig preisgab.

Nach diesem Vorspiel des Stückes (und des Krieges) bricht der Krieg tatsächlich aus, in den das alte Europa hineinschlittert und in dem es schließlich untergehen soll. Kraus muss nichts kommentieren oder hinzusetzen zu dem, was er auf den Straßen und den Caféhäusern, in den Etappen und Schützengräben gesammelt hat; es spricht alles für sich. Tatsächlich, hier ging die Menschheit einem Ende entgegen, und das dürfte kaum einer besser bemerkt haben als der Kultur- und Zeitkritiker Karl Kraus.

Weblink:

Die letzten Tage der Menschheit
von Karl Kraus

Samstag, 19. Juli 2014

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow ist ein Abgesang auf die russische zaristische Gesellschaft und die alte Ordnung. Es ist das letzte Stück des russischen Dramatikers, welche die Geschichte der Gutsherrin Andrejewna Ranjewskaja erzählt, die unrealistische Illusionen für Ihre Rettung aus dem Bankrott hegt.

Im Zentrum des Geschehens steht der 22. August, der Tag, an dem der Kirschgarten versteigert werden soll. Wie ein Damoklesschwert hängen die Frist bis dahin und die Schulden über dem Figuren. Immerhin hängt ihr weiteres Leben vom Kirschgarten und dem Gut ab.

Andrejewna Ranjewskaja, die Gutsbesitzerin, ist erst vor kurzem aus Paris zurückgekehrt. Sie hat ihren Sohn verloren, ihr Geliebter in Paris hat sie ausgenommen, und mit ihrem Bruder hat sie alles Geld verprasst. Ihre Tochter Anja, genauso wie ihre Pflegetochter Warja und Charlotta, die Erzieherin, sind alle vom Gut abhängig. Der alte Diener Firs sowieso.

Für die Dame des Hauses ist der Kirschgarten Symbol für eine unschuldige, reine Jugend. Er ist der Inbegriff des Paradieses und des Glaubens daran, dass alles gut wird. Doch sie lebt in einer wirklichkeitsfremden Welt, schwelgt in Kindheitserinnerungen und gibt Feste; für die Rettung des Gartens und des Guts tut sie nichts.

Für den neureichen Kaufmann Lopachin ist dieser Garten jedoch nur ein reines Spekulationsobjekt. Am Ende wird er ihn ersteigern, die Bäume des schönen Kirschgartend unbedacht fällen und Ferienparzellen darauf errichten lassen.

Literatur:

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Dienstag, 27. Mai 2014

Sartres »Geschlossene Gesellschaft« uraufgeführt

 Jean-Paul Sartre

Sartres Drama »Geschlossene Gesellschaft« wurde am 27. Mai 1944 im Pariser »Théâtre du Vieux-Colombier« uraufgeführt. »Geschlossene Gesellschaft« ist ein modernes Drama des französischen Schriftstellers und Philosophen Jean-Paul Sartre.

Schauplatz des existenzialistischen Stückes ist der Salon eines fünftrangigen Hotels, verwohnt, ohne Fenster und Tageslicht. Es wird schnell deutlich, dass dies der Ort der Verdammten ist. Die Verstorbenen machen sich ihr totes Leben gegenseitig zur Qual.

Drei Personen, die im Leben einander nie begegnet sind, werden von einem geheimnisvollen Diener in einen geschlossenen Raum geführt. Sie werden in eine klaustrophobische Zimmerhölle gesperrt: ein Deserteur, eine Lesbe und eine schwindsüchtige Kindsmörderin. Dort werden sie nach ihrem Tod für alle Ewigkeit in einem Hotelzimmer zusammensein.

"Jeder von uns ist sein eigener Teufel,
und wir machen uns diese Welt zu Hölle."
Gegenseitig berauben sie sich aller ihrer Illusionen, denn "Die Hölle, das sind die anderen". Der Einakter wurde in den 1950er Jahren zum Schlüsselstück des Existenzialismus.

"Wenn meine Beziehungen schlecht sind, begebe ich mich in die totale Abhängigkeit von anderen. Und dann bin ich tatsächlich in der Hölle. Und es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil anderer abhängen."
Das Drama »Geschlossene Gesellschaft« hat Sartre parallel zu seinem Hauptwerk »Das Sein und das Nichts« verfasst und stellt unter anderem eine praktische Umsetzung seiner Philosophie dar.
In der Kernaussage des Dramas übersetzt Sartre ein religiöses Motiv in die existentialistische Analyse der menschlichen Situation, deren grundsätzliche Ausweglosigkeit sich unter dem Blickpunkt der Ewigkeit erschließen soll.

Die dramatische Analyse der menschlichen Beziehungen unter diesen Bedingungen zeigt deren Hoffnungslosigkeit: Liebe, Sexualität und Anerkennung als grundlegende Motive der zwischenmenschlichen Bemühung sind zum Scheitern verurteilt.

Sartre zeigt in seinem Drama, in aufschlussreicher Weise, das wahre Wesen des Menschen. Nicht das Herdentier wird beschrieben sondern der Mensch der an der erzwungenen Gesellschaft mit unbekannten zu Grunde geht.

Weblink:

Geschlossene Gesellschaft
Geschlossene Gesellschaft
von Jean-Paul Sartre

Montag, 26. Mai 2014

"Mein Kampf" von George Tabori

<center><img title="Mein Kampf von George Tabori" src="https://encrypted-tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcRK2tkUBsKtOZm6i8OPs-mYU9_dmS3D9V4_zTTLE1ViATO6y21_IV1gPEGhOw" width="149" height="134" alt="Mein Kampf von George Tabori"/></center>

"Mein Kampf" von George Tabori ist ein in Form einer Groteske im Jahr 1987 inszeniertes Theaterstück von George Tabori, das die "Wiener Jahre" Adolf Hitlers als Bewohner eines Männerwohnheims in der Hauptstadt Österreich-Ungarns vor dem Ersten Weltkrieg zum Thema hat.

George Tabori, in dessen Theaterstücken sich immer wieder die unmöglichsten Begegnungen ereignen, läßt in seiner Farce "Mein Kampf" den fliegenden Buchhändler Schlomo Herzl auf einen jungen Mann aus Braunau am Inn namens Adolf Hitler treffen.

In einem Wiener Männer-Asyl begegnen sie sich und sie teilen sich in den kalten Winternächten einen Mantel. Schlomo mag den jungen Hitler, aber seine Liebe und sein Geschichtenerzählen werden diesen gescheiterten Kunststudenten nicht von einer Weltkarriere als Würgeengel abhalten können.

In Taboris Stück wird die Entwicklung Hitlers vom erfolglosen und unbedarften Aspiranten eines Kunststudiums zum antisemitischen Demagogen und späteren despotisch herrschenden Diktator in einer zugespitzt-sarkastischen Weise interpretiert.

George Tabori nannte sein 1987 am Burgtheater uraufgeführtes Stück "einen theologischen Schwank" in dem sich Witz und Tiefsinn, Poesie und Melancholie, grauenhafte Realität und brüllende Komik so leichthin mischen, wie es nur Tabori vermochte.

Tabori führte Regie bei der Uraufführung des Stückes am 5. Mai 1987 im Akademietheater des Wiener Burgtheaters.

<!-- "Mein Kampf" ist eines der schönsten Stücke von George Tabori. -->

Samstag, 24. Mai 2014

George Tabori zum 100. Geburtstag

George Tabori

George Tabori wurde vor 100 Jahren am 24. Mai 1914 als György Tábori in Budapest geboren. Tabori war ein Schriftsteller, Drehbuchautor, Übersetzer, Dramatiker und Theaterregisseur ungarischer Herkunft. Er war schon Lebzeiten eine Legende. Als Schauspieler, Dramatiker und Theaterregisseur jüdischer Herkunft hat er das Theater des 20. Jahrhunderts in entscheidendem Maße geprägt, wie auch dieses Jahrhundert ihn geprägt hat. Den Begriff „Regisseur“ lehnte er für sich als zu autoritär ab und bezeichnete sich stattdessen als „Spielmacher“.



Nach dem Besuch eines Budapester Gymnasiums hatte sich George Tabori eine Zeit als Kellner in Berlin verdingt. 1933 kehrte er nach Budapest zurück, studierte, bis er 1936 nach London emmigrierte. Seit 1945 war Tabori britischer Staatsbürger.

In London arbeitete er als Journalist und Übersetzer. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging er als Auslandskorrespondent nach Bulgarien, dann in die Türkei. 1941 bis 1943 leistete er als Intelligence Officer Kriegsdienst in der britischen Armee. Als Leutnant war er in Palästina stationiert. 1943 kehrte er nach London zurück, schrieb für die BBC und unternahm erste schriftstellerische Versuche.

1947 emigrierte Tabori in die USA und traf hier mit berühmten Zeitgenossen wie Thomas Mann, Lion Feuchtwanger und Bert Brecht zusammen. In Hollywood machte er sich als Drehbuchautor einen außerordentlich geachteten Namen. So schrieb er für Alfred Hitchcock, Anthony Asquith, Anatol Litvak und Joseph Losey.

Über die Begegnung mit Brecht, von dem er drei Stücke ins Englische übersetzte, entdeckte Tabori das Theater und er begann, selber Stücke zu schreiben. Sein erstes Theaterstück "Flight into Egypt" wurde 1952 von Elia Kazan am Broadway uraufgeführt. Das ironische Melodram über eine österreichische Familie, die versucht, in die Vereinigten Staaten zu emigrieren, erwies sich allerdings als Flop. 1956 stellte Tabori mit Strindbergs "Fräulein Julie" seine erste Inszenierung mit seiner Frau Viveca Lindfors in der Titelrolle vor. Auch nicht gerade ein Publikumsmagnet.

Anschließend schrieb er für das Londoner Aldwych-Theatre "Brouhaha" und inszenierte für das New Yorker Theater De Lys "Brecht on Brecht". Anfang der sechziger Jahre kam Tabori in Kontakt mit dem Free Southern Theatre in New Orleans und erlebte erstmals eine spezifische, fast therapeutische Gruppenarbeit mit einem Ensemble im Theater. 1966 gründete er zusammen mit seiner Frau Viveca Lindfors die Gruppe The Strolling Players, mit der er verschiedene Tourneen unternahm.

1968 kam Tabori nach Deutschland und inszenierte am Berliner Schiller-Theater sein Auschwitz-Stück "The Cannibals". Es sollte ihn berühmt machen. Seither arbeitet er vorwiegend im deutschsprachigen Raum. Zunächst führte Tabori, der sich in seinen eigenen Stücken oder Stückbearbeitungen bevorzugt mit der Geschichte der Deutschen und der Juden auseinandersetzt, an wechselnden Orten Regie und wollte mit kleinen Schauspielergruppen sein "menschlicheres" Theater verwirklichen.

So brachte er 1971 die deutsche Erstaufführung seines Anti-Vietnam-Stücks "Pinkville" in Berlin mit Schauspielern der Abschlussklasse der Max-Reinhardt-Schule heraus. Als Dramatiker, Schauspieler und Regisseur avancierte Tabori in den folgenden Jahren zur "lebenden Theaterlegende". "Seine Arbeiten", so die Süddeutsche Zeitung 1991, "sind Versuche, die Magie des Theaters und das Grauen des Lebens zu beschwören, wundersame Gratwanderungen zwischen Schmerz und Scherz."

Sei 1975 arbeitete Tabori am Bremer Theater und gründete dort 1976 das Bremer Theaterlabor. Mit dieser von ihm geleiteten Gruppe brachte er unter anderem "Sigmunds Freude" heraus, ferner "Talk Show", eine tiefschwarze Satire über das Sterben, Kafkas "Hungerkünstler" in einer sehr freien Dramatisierung sowie einen viel beachteten "Hamlet" (in der Übersetzung von Heiner Müller).

In der Zeit zwischen 1978 und 1981 war Tabori vor allem an den Münchner Kammerspielen tätig. 1978 stellte er hier "Improvisationen über Shakespeares Shylock" und 1980 eine Szenenfolge nach Enzensbergers "Titanic-Poem" vor. Mit solchen und anderen Produktionen gelang Tabori nach Kritikermeinung die "gültige Alternative zum experimentellen wie zum konventionellen Theater in Deutschland".

Viel Aufsehen erregte die Uraufführung von "My Mother's Courage", in dem Tabori die Geschichte seiner Mutter erzählt, im Mai 1979 in einem Proberaum der Münchner Kammerspiele. Hanna Schygulla spielte die Hauptrolle. Michael Verhoeven verfilmte die zugrundeliegende Erzählung 1996 mit Tabori in einer der Hauptrollen. 1980 inszenierte Tabori in der Manege des Münchner Circus Atlas mit seiner Truppe und zahlreichen Mitgliedern der Zirkusfamilie Frank einen Beckett-Abend, den er 1981 in Bochum mit einem "Beckett-Abend 2" fortsetzte. Im gleichen Jahr drehte er für das ZDF seinen ersten Spielfilm, die Satire "Frohes Fest", die den Großen Preis der Internationalen Filmwoche in Mannheim gewann.

Von 1987 bis zum Ende der Spielzeit 1989/90 leitete Tabori das Wiener Theater "Der Kreis". Dieses Schauspielhaus in der Porzellangasse wurde nach seinen Vorstellungen als "actors' studio" umgebaut.

Im Juli 1987 sorgte Tabori für einen hanfesten Theaterskandal, als er in der Salzburger Kollegienkirche Franz Schmidts Oratorium "Das Buch mit den sieben Siegeln" in einer eigenwilligen szenischen Fassung inszenierte. Nach heftigen Zuschauerprotesten wegen "obszöner Szenen" setzte man das Stück nach der Premiere wieder ab. Einen glänzenden Erfolg als Autor, Schauspieler und Regisseur verbuchte er dagegen im Mai des Jahres mit der Uraufführung seiner Hitler-Farce "Mein Kampf" am Wiener Akademietheater. In seinem "Kreis"-Theater inszenierte er im gleichen Jahr Eugene O'Neills "Der Eismann kommt" und Peter Sichrowskys szenische Protokolle "Schuldig geboren", in denen Kinder von Nazi-Verbrechern über ihre Familien berichten.

Bei den Wiener Festwochen 1991 hatten Taboris mit glänzenden Kritiken bedachte "Goldberg-Variationen" Premiere, in Wolfenbüttel wurde im November des Jahres Taboris vielbeachtete Lessing-Bearbeitung "Nathans Tod" in eigener Regie uraufgeführt. An der Oper Leipzig hatte 1994 Schönbergs "Moses und Aron" in einer Tabori-Inszenierung Premiere. Mit dieser triumphal gefeierten Opernproduktion wollte er "ein Zeichen der Kunst gegen den wiederaufkeimenden Antisemitismus setzen". Als achte Inszenierung eines eigenen Stückes während der Intendanz von Claus Peymann ging im Juni 1995 Taboris "Die Massenmörderin und ihre Freunde" über die Bühne des Wiener Akademietheaters. Ein Jahr später inszenierte er die Uraufführung seiner "Ballade vom Wiener Schnitzel", die groteske Bilder vom alltäglichen Antisemitismus bot. Das Stück wurde der Höhepunkt der Wiener Saison und ein Triumph für den Hauptdarsteller Gert Voss.

Ungeachtet seiner öffentlichen Abschiedsbekundungen von der Regie und einem erklärten Rückzug auf die Arbeit als Autor blieb der "sanfte Provokateur" und "leise Ironiker" als Interpret eigener und fremder Stücke sowie "produktiver Playmaker", wie er sich selbst am liebsten nannte, immer aktiv.

Mit "Die letzte Nacht im September" brachte er im Januar 1997 in Wien ein neues Stück zur Uraufführung, inszenierte dann zum ersten Mal mit "Stecken, Stab und Stangl" ein Werk von Elfriede Jelinek, wagte mit dem Choreographen Ismael Ivo an der Berliner Schaubühne ein Crossover von Musik, Tanz, Poesie und Schauspiel unter dem Titel "Der nackte Michelangelo", zeigte Mozarts Oper "Die Zauberflöte" in einem Berliner Zirkus und verabschiedete sich dann von Wien und 13 Claus-Peymann-Intendantenjahren im Mai 1999 mit einer elften selbst inszenierten und umjubelten Uraufführung, der kurzen Farce "Purgatorium".

Mit Claus Peymann ging der 85-jährige Tabori nach Berlin und inszenierte 2000 zum Beginn der Peymann-Intendanz an der berühmten, umfangreich sanierten Brecht-Bühne Berliner Ensemble die Uraufführung seines Stücks "Die Brecht-Akte" über zwei FBI-Mitarbeiter, die Brecht ausspionieren.

George Tabori war ein Wanderer zwischen den Welten - ein Wanderer zwischen Schmerz und Scherz. Fremd war er Zeit seines wechselvollen und von grauenhafter Lebenserfahrung geprägten Lebens überall, seine angestammte Heimat war das Theater. "Ich bin kein Regisseur, ich bin ein Spielmann", schrieb Tabori trotzig. Ich bin grundsätzlich ein Fremdling. Erst hat mich das gestört, aber alle Theatermacher, die ich liebe, waren Fremde. Meine Heimat ist ein Bett und eine Bühne."

"'Mensch' ist mein liebstes Wort in der deutschen Sprache", hat George Tabori einmal gesagt. Die deutschen Verbrechen gegen die Menschheit überlebte der vor 100 Jahren geborene Autor, Regisseur und Schauspieler in Großbritannien. Seit den späten Sechzigern brachte er den Holocaust auf seine ganz eigene Art ins deutschsprachige Theater: brutal komisch, politisch völlig unkorrekt und mit "jüdischer Witz" nur notdürftig umschrieben.

Samstag, 17. Mai 2014

»Wallenstein« als literarische Figur

Wallenstein

Der geschichtliche Wallenstein mit all seinen abstoßenden, schroffen Charakterzügen eignete sich auch nicht recht zum Helden eines Dramas. Mitgefühl mit seinem Schicksal leidet unter seinem Charakter.

Deshalb mußte der Dichter Friedrich Schiller in seienm historischen Drama vieles im Charakter seines tragischen Helden mildern, vieles wieder ergänzen, bis er die Gestalt geschaffen hatte, die dem Betrachter entgegentritt.

So wurde das überaus starke Selbstgefühl wesentlich gemildert, obwohl sich Wallenstein als eine gewaltige Erscheinung zeigt, die ihre Umgebung geistig überragt, als eine feste Säule, "an die man sich mit Lust darf schmiegen und voll Zuversicht".

Viel, unendlich viel hat Wallenstein für den Kaiser getan, hat ihm seine Länder gerettet, hat ihn zum Herrn in Deutschland gemacht und sich dabei nicht geweigert, in seinem Interesse den Fluch der Völker auf sich zu laden.

Wenn ihn nun ein Streben nach Anerkennung erfüllt, so ist dies nur zu berechtigt und leicht erklärlich, und wenn dieser Ehrgeiz nach Hohem trachtet, so ist dies nur der Ausfluß von dem Bewußtsein des eigenen Wertes. Zu diesem persönlichen Ehrgeiz gesellt sich Wallensteins Glaube an eine höhere Bestimmung.

Nach seiner festen Überzeugung steht sein Schicksal in den Sternen geschrieben, und die himmlischen Mächte bestimmen die Zeit seines Handelns.

Vor allem aber ist es nicht bloß der Wunsch, eine möglichst große und führende Rolle zu spielen, die ihn zum Verräter werden läßt, sondern das tiefe Mitgefühl mit dem geknechteten und unter den Nöten langer Kriegsjahre leidenden Deutschland.

Er will ihm die innere Ruhe wiedergeben und zu einer geachteten Stellung gegenüber dem Auslande verhelfen. Als er aber sehen muß, daß man Ihn, undankbar im höchsten Grade, wieder fallen lassen und zum zweiten Male stürzen will, zeigt er nicht Rachsucht, sondern nur tiefsten Widerwillen über die erlittene Kränkung. Bei aller Herbheit seines Wesens zeigt er manchen Zug zarter Empfindung.

Das historische Drama »Wallenstein« ist die gängige Bezeichnung für eine Dramen-Trilogie von Friedrich Schiller, die eine Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg thematisiert. Schiller machte darin die historische Figur des »Wallenstein« zu einer literarischen Figur.

Dreißigjähriger Krieg

Mit Recht sagt Schiller im Prologe von seinem Helden:



"Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt,
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte."




Montag, 14. April 2014

»König Lear« von William Shakespeare

William Shakespeare

»König Lear« ist ein erschütterndes Drama über Größenwahn und menschliche Hybris und mit Abstand die schwärzeste, härteste und erschütterndste von Shakespeares Tragödien. Eine tiefe Erschütterung, die schon damals bis in das Mark des elisabethanischen Publikums ging.

»König Lear« erzählt die abgründige Geschichte um einen altersgreisen König, der seine drei Töchter einem perfiden Liebesbeweis als Treuetest unterzieht, um nach Erbringung dieses Beweises die Nachfolge seines Königreiches zu regeln.

Die Person König Lears und seine Geschichte basieren auf der Figur des König Leir (auch Llyr oder Lir), eines der legendären Könige Britanniens aus der vorrömischen Zeit. Die Sage von Leir und seinen Töchtern war zu Shakespeares Zeit in verschiedenen Fassungen überliefert und bereits in Erzählungen, Gedichten und Versen sowie zu Dramen verarbeitet. Ihre Grundstruktur findet sich in der »Historia Regum Britanniae «(um 1136) des Geoffrey von Monmouth aus Wales.

Im Elisabethanischen Zeitalter fand sie Eingang in alle bekannten historischen Darstellungen, so auch in Holinsheds »Chronicles of England, Scotland, and «(1577 und 1587), die Shakespeare als eine seiner wesentlichen Quellen für die englische Geschichte nutzte.

Das ist der Stoff, aus dem die mörderischen Träume sind. Der Kern des Stücks sind Schmeicheleien und falsche Versprechungen. Das Stück offenbart seine Abgründigkeit in dem seltsam entrückten Fehlverhalten des alten Königs Lear, der das Drama auslöst.

Der »Lear« ist Shakespeares grausigste, absurdeste und traurigste Tragödie. Die Guten müssen sich als Bettler und Wahnsinnige tarnen, um den Bösen zu entgehen, die sich wiederum am Ende des Stücks gegenseitig zerfleischen.

Gerade seine tiefe Abgründigkeit verhalf dem Stück zu großem Erfolg auf der Bühne. Seit seiner Uraufführung im Dezember 1606 am englischen Hof ist die düster-abgründige Tragodie um den im Alter hochmütig gewordenen Königs Lear eines der meistgespielten Theaterstücke der Welt.



Literatur:

King Lear
King Lear
von William Shakespeare


Weblinks:

William Shakespeare-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

William Shakespeare-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

E-Book:


»König Lear« von William Shakespeare
König Lear
von William Shakespeare

Samstag, 12. April 2014

»Hamlet« von William Shakespeare


William Shakespeare

Shakespeares »Hamlet« gilt als Höhepunkt seines dramatischen Schaffens. Das 1600 / 1601 entstandene und 1602 uraufgeführte Werk ist ein zeitloses Drama umd Liebe, Rachsucht, Tod und Vergänglichkeit.

»Hamlet« erzählt die Geschichte von dem gemeuchelten Dänenkönig, dessen Sohn der Mord durch einen nächtlich erscheinenden Geist offenbart wird. Der Stoff, aus dem die mörderischen Träume sind, bietet eine bunte Mischung aus Mord, Intrige, Verrat und Liebe und offenbart die tiefe Abgründigkeit des menschlichen Daseins.

William Shakespeare begeistert seit Jahrhunderten die Besucher der Theaterbühnen, dieser Welt mit diesem einmaligen Meisterwerk über Wahrheit, Liebe und Verrat. Das Werk hat einen festen Platz in der Weltliteratur und der Dramatik.


»Das unentdeckte Land,
von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt.«


William Shakespeare, »Hamlet«


Die Geschichte des in ein tintenschwarzes Wams gekleideten und ein Buch mit sich tragenden dänischen Prinzen gilt als eines der bedeutendsten Werke Shakespeares. Hamlet ist der selbstreflexive Zweifler, den vorher noch kein Drama und keine Bühne gesehen hatte. Er ergeht sich in Zweifeln und zögert zu handeln, um seinen gemeuchelten Vater zu rächen.

Das Shakespeare-Drama »Hamlet« behandelt einige der Abgründe, in die menschliches Handeln durch Skrupellosigkeit und Leidenschaft zu gelangen vermag.

Gerade seine tiefe Abgründigkeit verhalf dem Stück zu großem Erfolg auf der Bühne. Seit seiner Uraufführung um das Jahr 1602 ist die die Tragodie um den verzweilfelten dänischen Prinzen Hamlet eines der meistgespielten Theaterstücke der Welt.

Im Mittelpunkt des Dramas steht Prinz Hamlet, dessen Vater durch eine ruchlose Tat gemeuchelt wurde. Der Geist des toten Vaters erschien ihm in einer Nacht und kündete ihm von dessen gewaltsamen Tod. Doch Hamlet zögert, den Tod des Vaters zur rächen.

William Shakespeares »Hamlet« - kaum ein Werk wurde so häufig gespielt und dabei so unterschiedlich interpretiert, ob auf der Bühne, der Kinoleinwand oder als Gerüst für einen Serienplot. Manche Zitate gehören wie selbstverständlich zu unserem Wortschatz.


Weblinks:

William Shakespeare-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

William Shakespeare-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

E-Book:


Hamlet - Prinz von Dänemark - William Shakespeare
Hamlet
von William Shakespeare

Donnerstag, 13. März 2014

"Torquato Tasso" von Johann Wolfgang Goethe

Das Schauspiel "Torquato Tasso" von Johann Wolfgang Goethe entstand in den Jahren 1780/81 und 1786/88. <!-- Die Uraufführung fand am 16. Februar 1807 in Weimar statt. -->An diesem Seelendrama in fünf Akten, in Blankversen gehalten, schrieb Goethe besonders während seines zweiten Aufenthalts in Rom auf seiner ersten Italienreise im Jahre 1788 und vollendete es am 31. Juli 1789 in Weimar. Gedruckt wurde das Schauspiel 1790 in Leipzig und am 16. Februar 1807 in Weimar uraufgeführt.

In dem Versdrama <a title="Goethe »Torquato Tasso«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/1482500132/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">"Torquato Tasso"</a>, einem seiner literarischen Erträge der Italienreise, schuf Goethe das erste regelrechte Künstlerdrama der Weltliteratur mit höfischen Zügen und ein Spiegelbild seiner selbst.

Der von dem unglücklichen italienischen Dichter selbigen Namens inspirierte "Torquato Tasso" beschreibt den Konflikt eines Künstlers mit den Zwängen der höfischen Umgebung. Es zeigt den Künstler im Konflikt mit den höfischen Konventionen und mit seiner Rolle als Hofdichter.

<center><iframe width="300" height="220" src="https://www.youtube.com/embed/UdBrbxv8KCw" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></center>

Das ist die Thematik, die Goethe gegenüber Caroline Herder einmal als "Disproportion des Talents zum Leben" bezeichnete (Caroline an Gottfried Herder 20. 3. 1789). Leicht lassen sich hier Parallelen zu Goethes eigener ungeliebter Situation am Weimarer Hofe damals ziehen.

Goethes "Torquato Tasso" ist ein Seelen- und Künstlerdrama am Übergang zur Moderne. Dabei trägt der Künstlertypus, der in der Figur des Tasso gezeichnet wird, neben der Genialität auch Züge von Melancholie und Labilität und avanciert so zum Psychogramm eines fast schon modernen Dichters.

Weblink:

<a title="Goethe »Torquato Tasso«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/1482500132/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Torquato Tasso Goethe" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/1482500132.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />»Torquato Tasso«</a> von Goethe
<!--
<a title="Goethe »Torquato Tasso«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3843041482/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Torquato Tasso Goethe" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3843041482.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />»Torquato Tasso« von Goethe
-->

<!-- Der Künstler im Konflikt mit den höfischen Konventionen und mit seiner Rolle als Hofdichter, das ist die Thematik, die Goethe gegenüber Caroline Herder einmal als "Disproportion des Talents zum Leben" bezeichnete (Caroline an Gottfried Herder 20. 3. 1789).

An diesem Seelendrama in fünf Akten, in Blankversen gehalten, schrieb Goethe besonders während seines zweiten Aufenthalts in Rom auf seiner ersten Italienreise im Jahre 1788 und vollendete es am 31. Juli 1789 in Weimar. Gedruckt wurde das Schauspiel 1790 in Leipzig und am 16. Februar 1807 in Weimar uraufgeführt. -->

Dienstag, 11. März 2014

Torquato Tasso 470. Geburtstag

Torquato Tasso

Der italienische Dichter Torquato Tasso wurde am 11. März 1544 in Sorrent, nahe Neapel geboren. Tasso war ein italienischer Dichter des 16. Jahrhunderts, der Zeit der Gegenreformation.

Am bekanntesten wurde er durch sein Werk "La Gerusalemme liberata" (deutsch "Das befreite Jerusalem"), in welchem er ein fiktives Gefecht zwischen Christen und Muslimen am Ende des Ersten Kreuzzuges während der Belagerung von Jerusalem beschreibt.

Bekannt wurde der Dichter auch durch die Geisteskrankheit, an der er den größten Teil seines Lebens litt.

Johann Wolfgang von Goethe hat Tasso mit einem nach ihm benannten Drama ein literarisches Denkmal gesetzt.

Torquato Tasso 25. April 1595 in Rom.

Samstag, 1. März 2014

»Die tragische Historie vom Doktor Faustus« von Christopher Marlowe

Doktor Faustus

Das Blankversdrama »Die tragische Historie vom Doktor Faustus« («The Tragical History of Doctor Faustus«) erschien erstmals 1604. Seine "tragische Historie" ist eine der größten vorgoethischen Faust-Dichtungen.

Dies ist die Geschichte des Doktor Faustus, der Mephistopheles (vulgo: dem Teufel) seine Seele verschreibt, dafür rund 24 Erdenjahre einigen Luxus und Spaß genießt und schließlich im Wortsinne vom Teufel geholt wird und zur Hölle fährt.

Einige pikante Handlungen tauchen in späteren Faust-Dramen (etwa bei Goethe) nicht mehr auf. So gibt zum Beispiel der Marlowe-Faust dem Papst eine Ohrfeige. Lebenslust und Humor der beteiligten Figuren lassen stimmungsmässig eine Atmosphäre des elisabetahsieh Zeitalters

Das Drama zeigt einen Doktor Faustus als einen Faust zum Lachen und Weinen, der sich nicht der religiösen Buße, sondern eben den magischen Wissenschaften verschreibt, am Ende mit dem Schmachten in der Hölle bestraft und somit dem mittelalterlichen kirchlichen Bestrafungskanon anhängt.

Dieses Stück mag wohl eher der damaligen zeitgenössischen Unterhaltung dienlich gewesen als es vermag, heute noch einen Theaterinteressenten hinter dem Ofen hervorzulocken. Es kann mit einigem Witz und geschickter Dramaturgie aufwarten, aber von bleibendem Wert lässt sich hier nichts finden.

Wer sich für die Geschichte des Doktor Faustus interessiert, sollte wohl wirkliche zum (allerdings auch weit spießigeren) Goethe greifen.

Weblinks:

Die tragische Historie vom Doktor Faustus
Die tragische Historie vom Doktor Faustus
von Christopher Marlowe

Sonntag, 15. Dezember 2013

Friedrich Hebbel gilt als Meister des Trauerspieles

Das Jahr 2013 ist ein Hebbel-Jahr: mit dem 200. Geburtstag am 18. März und dem 150. Todestag am 13. Dezember sogar ein doppeltes Gedenkjahr – doch kaum noch jemand nimmt heute den großen Dramatiker wahr. Hebbel selber notierte in seinem Wiener Tagebuch vom November 1846 mit sarkastischem Witz: »Es muss ein Schaltjahr sein, die Theater spielen ein Stück von mir.« Aber ganz so prekär steht es gegenwärtig nicht mehr um ihn.

»Als wär's ein Stück von ihm!« - Seit etwa zwei Jahrzehnten ist der Dramatiker Friedrich Hebbel wenigstens hier und da auf die Bühnen zurückgekehrt. In Zürich, Hamburg, Bochum, Dresden, Wiesbaden, Freiburg, München, Berlin wurden und werden seine dramatischen Werke wiederaufgeführt.

Mit seinem Frühwerk steht Hebbel zwischen der schwarzen Romantik und dem Realismus. Seine Erzählungen, die man gerade neu zu entdecken beginnt, sind sozialkritisch unterfütterte Geschichten mit Gruselfaktor: Bei dem norddeutschen Seelendichter Hebbel gehen schon mal Häuser oder ganze Dörfer in Flammen auf, Teufelsgestalten geistern herum und bedrohen ewig hungernde Kinder.

Hebbel markiert den Übergang von Romantik zur Moderne. Er schuf ein zeitkritisches und zudem zeitloses Werk. Seine Sozialkritik ist bereits eine Fundgrube für moderne Dramen, wobei sein künstlerisches Schaffen bereits an der Schwelle zur Moderne stand. Er war - wie Georg Büchner im selben Jahr 1813 geboren - ein kritischer Zeitgeist und ein Künder des Aufbruchs.

Als historischer Dichter verband Hebbel Tradition und Moderne. Er nahm Abschied von der Sozialromantik und lieferte bereits den Stoff für die Dramen der modernen Gesellschaft. Hier konnte und kann man das Drama eines menschenverachtenden Missbrauchs des »Humankapitals« lange vor den gegenwärtigen Zuspitzungen finden. Aber Hebbel – das ist weiterhin und vorab der historische Dramatiker Hebbel.

Friedrich Hebbel besaß ein vielgestaltiges Talent: er war nicht nur Dramatiker und grosser lyrischer Dichter, dazu auch ein grandioser Erzähler, sondern auch ein glänzender Journalist und Theaterkritiker, vor allem ein spekulativ begabter Philosoph und ein grosser Psychologe gewesen ist. In seiner Erzählkunst wandte er sich dem kleinbürgerlichen Milieu zu.

»Das Fortrücken im Kalenderjahr macht wohl den Menschen,
aber nicht die Menschheit reifer.«

Der grosse Seelendichter und -rüttler Hebbel war ein epochaler Dramatiker. Er war innovatorischer Geist. Seine Leistung basiert auf doppeltem Grunde: er öffnete nicht nur das Theater für die kleinen Leute, sondern er erfand aus das Trauerspiel , das im Kleinbürgertum spielt.

Hebbel gilt als Vertreter des Realismus. Er war ein Meister des Trauerspieles und Erfinder der kleinbürgerlichen Tragödie. Das realistische Trauerspiel wurde mit der 1848er Revolution zum Stück der Stunde. Friedrich Hebbel begrüßte zunächst den Aufbruch, wandte sich aber bald wieder vom liberalen Zeitgeist ab.

Nur 50 Jahre waren ihm für seinen unermüdlichen Schaffensdrang vergönnt. Nach seinem Tod am 13. Dezember 1863 hinterließ er ein umfangreiches lyrisches Werk und ein Dutzend Dramen. Auf ihnen beruht sein Nachruhm, vor allem auf "Maria Magdalena", der ersten deutschen Tragödie, die im Kleinbürgertum spielt.

Weblink:

Friedrich Hebbel: Lebensbilder und Anekdoten
Friedrich Hebbel: Lebensbilder und Anekdoten
von Hargen Thomsen
Gedichte: Ausgabe letzter Hand
Gedichte: Ausgabe letzter Hand
von Friedrich Hebbel

Sonntag, 8. Dezember 2013

1923 Uraufführung von Brechts "Baal"


Am 8. Dezember 1923 wurde Bertolt Brechts Drama "Baal" im Leipziger "Alten Theater" unter der Regie von Alwin Kronacher uraufgeführt. Das Stück löste einen Skandal aus und wurde auf Intervention des Oberbürgermeisters sofort wieder abgesetzt.

Mit dem Titel "Baal" spielt Brecht auf den semitischen Fruchtbarkeitsgott an. Einleitet wird das Stück in seiner zweiten Fassung von einem blasphemischen Choral, der die Baal-Figur mythisch anhebt.

Baal ist jung, Baal ist hungrig, er verbrennt in Zerrissenheit und der Sucht nach Aufstand, Umbruch, Kontroverse. Ein Schlagabtausch zwischen absoluter Betäubung und übermächtiger Lebendigkeit. Baals absoluter Lebensgier fallen nicht nur Frauen, Mäzene, Kritiker, Bewunderer und sein bester Freund zum Opfer, am Ende trifft es Baal selbst.


Bertolt Brecht verfasste sein erstes großes Bühnenstück 1918 als Gegenentwurf zu Hanns Johsts Drama "Der Einsame". Er richtete sich mit dem Stück gegen das Pathos der Expressionisten, gegen dämonisierte Künstlergestalten und den tradierten und von ihm als falsch verstandenen Konflikt zwischen Kunst und Leben.

Zugleich stellt "Baal" eine Personifizierung der Blick- und Verhaltensweisen dar, die Brechts Lyrik zu dieser Zeit kennzeichnen. Brecht hat sich von dem Drama zeit seines Lebens innerlich nicht getrennt. Zwischen 1918 und 1955 verfasste Brecht fünf Versionen des Werkes.

"Baal" entstand lange vor Brechts Konzeption des Epischen Theaters,denn es enthält bereits epische Strukturelemente. Einzelne Elemente in dem Drama weisen hier bereits in Richtung seiner späteren Theater-Theorie.

Weblink:

Baal - Theaterkritik - www.schauspiel-leipzig.de

Rezension:



Baal Rezension
von Joachim Weiser

Dienstag, 10. September 2013

Leo Tolstois innere Abkehr

Leo Tolstoi

Graf Tolstoi pflegte bis zum Beginn der 1880er Jahre den aufwendigen Lebensstil eines russischen Adligen, lud Aristokraten und Künstler zu Bällen und zur Jagd. Das Leben als Graf und Gutsbesitzer verschaffte ihm jedoch keine Erfüllung.

Im Inneren strebte der reiche Gutsbesitzer jedoch längst nach einem einfachen und geistigen Leben. Die Jahre, in denen er sich konsequent auf seine Romane konzentrierte, in denen er "Krieg und Frieden" oder "Anna Karenina" schrieb, waren vorüber.

Stattdessen interessierte er sich jetzt für Religion, Philosophie und Sozialkritik. Nach dem Besuch in einem Moskauer Armenviertel quälten ihn die Widersprüche zu seiner eigenen Lebensweise. Überwältigt von Mitleid, beschloß er, seinem Vermögen zu entsagen.

Tolstoi bevollmächtigte seine Frau, alle Geldangelegenheiten zu übernehmen und auch die Drucklegung seiner Werke zu führen. Seinen Angehörigen überschrieb er Jasnaja Poljana und lebt fortan wie ein Gast auf dem Landgut. Er trug nun einfache Bauernkleidung zu einem wild un düppig sprießenden Bart.

Seine nach 1881 veröffentlichten Werke durfte jeder unentgeltlich veröffentlichen. Tolstoi fühlte sich befreit von der Last des Besitzes, dennoch führten seine Entschlüsse in den folgenden Jahren immer wieder zu Streit mit seiner herrischen Frau Tolstaja.

Beide entfremdeten sich immer mehr. "Sie können sich nicht vorstellen, wie einsam ich bin", schrieb Tolstoi an Freunde, "alles was mir teuer ist, wird von meiner Frau verachtet."

In einer Verfügung verlangte er, dass die Urheberrechte seiner Werke nach dem Tod dem russischen Volk überlassen werden. Tolstaja hielt diesen Wunsch "für dumm und sinnlos", sie fürchtete um das familiäre Wohl und wollte mit den nun freien Rechten nicht "reiche Verleger beschenken".
Weblink:
Krieg und später Frieden - www.sueddeutsche.de

Donnerstag, 23. Mai 2013

»Doktor Faustus« von Thomas Mann

Doktor Faustus
Doktor Faustus

»Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde« ist ein Roman von Thomas Mann, ein Künstlerroman, der an der Faust-Mythos anknüpft und der zwischen dem 23. Mai 1943 und dem 29. Januar 1947 entstand.

Manns »Doktor Faustus« ist eine moderne Adaption des Faust-Themas. Vordergründig handelt es sich bei diesem Alterswerk um einen an den Faust-Mythos anknüpfenden Künstlerroman. Daneben ist es ein „Epochen-Roman“, ein Münchener Gesellschaftsroman, ein Roman zur Rolle der Musik bzw. der dichterische Versuch, Musik mit Sprache wiederzugeben, und ein kunsttheoretischer Essay, dessen Bemerkungen und Sentenzen sich über das gesamte Buch verteilen.

Vor allem aber ist der vielschichtige Text, laut Thomas Mann selbst, eine Lebensbeichte, eine selbstironische Parodie sowohl des Stils als auch des Hauptthemas seines Autors: der sein gesamtes Werk bestimmenden Künstlerproblematik, der Kluft zwischen ästhetischem Geist und bürgerlichem Leben. Selbstironisch auch insofern, als es kaum einen kritischen Gedanken gibt, den [das] Buch nicht über sich selbst denkt.

Bereits 1904 hatte Thomas Mann als junger Mann den Plan gefasst, einen Faust-Roman zu schreiben. Jedoch setzte er diesen Plan erst nach Beendigung seiner „Joseph“-Tetralogie in die Tat um. Thema des Romans ist die sogenannte „deutsche Tragödie“: Der Roman handelt von den kulturhistorischen und geistesgeschichtlichen Wurzeln des Nationalsozialismus.

Der Hintergrund des Romans: Immer wieder wird das romantisch-irrationale Denken dargestellt, das nach Thomas Manns Ansicht letztlich zum Nationalsozialismus geführt hat: In den von „Wandervogel“-Romantik geprägten Gesprächen des Studenten Adrian Leverkühn mit seinen Kommilitonen, in den reaktionären, anti-humanen und zivilisationsfeindlichen Reden des Dr. Chaim Breisacher und in den „erzfaschistischen“ (so Thomas Mann) Gesprächsrunden bei Dr. Sixtus Kridwiß.

Vor diesem Hintergrund wird das Lebensschicksal des hochbegabten, aber menschlich kalten Adrian Leverkühn geschildert. Leverkühns persönliche Tragödie wird in Beziehung gesetzt zu der Tragödie des deutschen Volkes, der Pakt mit seinem inneren Teufel wird parallelisiert mit dem Bündnis des Bösen, das Deutschland eingegangen ist – wobei offen bleibt, was Thomas Mann mit diesem Bösen meint: Adolf Hitler persönlich, den Nationalsozialismus im Allgemeinen oder, noch umfassender, jegliches menschen- und zivilisationsfeindliche Denken überhaupt.

Der zeitliche Rahmen umgrenzt die Jahre von 1884 bis 1945 - seine eigene Epoche. Er selbst nannte den »Doktor Faustus«‹ »ein Lebensbuch von fast sträflicher Schonungslosigkeit, eine sonderbare Art von übertragener Autobiographie, ein Werk, das mich mehr gekostet und tiefer an mir gezehrt hat, als jedes frühere«.

Weblink:

Doktor Faustus
Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde
von Thomas Mann

Mittwoch, 20. Februar 2013

Papst-Drama »Der Stellvertreter« 1963 aufgeführt

Rolf Hochhuth

Am 20. Februar 1963 betrat der damals 31-jährige Rolf Hochhuth mit einem Paukenschlag die Bühne der Öffentlichkeit. Das Papst-Drama »Der Stellvertreter« um Pius XII. wurde an der »Berliner Freien Volksbühne« uraufgeführt. Der Regisseur, Erwin Piscator, ist bereits aus dem avantgardistischen Berlin der 1920er Jahre bekannt. Seine Inszenierung sorgt für nachhaltiges Aufsehen.

Das Drama beschäftigt sich mit der Rolle des Vatikans und im speziellen mit der des Stellvertreter Gottes auf Erden - Papst Pius XII. während des Dritten Reiches. Das Stück bricht Tabus, es klagt den Papst Pius XII. und die katholische Kirche an. Der Vorwurf lautet: ein Konkordat, eine Abmachung verband den Papst und die gesamte katholische Kirche mit den Nazis.

Der Stellvertreter: Ein christliches Trauerspiel
Der Stellvertreter
von Rolf Hochhuth
Hochhuth spitzt das Thema zu: Tausende Juden werden über den Petersplatz aus Rom in die Gaskammern der Nazis abtransportiert und der Papst, die moralische Instanz des Erdkreises, sieht zu und schweigt. "Falsch" lautet das Dementi der Papsttreuen, "Pius schwieg nur, um einer noch drastischeren Verfolgung der Juden und auch des Klerus entgegenzuwirken."

Hochhuth kann akribisch nachweisen, dass der Papst stets über das Ausmaß der Deportationen und der Judenvernichtung informiert war. Der Vorwurf hat eine tiefere Dimension: Der Stellvertreter Gottes auf Erden, die Kurie und die meisten Bischöfe der Ortskirchen konnten sich einer gewissen Sympathie für rechtstotalitäre Systeme nicht erwehren.

In seinem ergreifenden Schauspiel wirft Hochhuth tiefere existenzielle Fragen auf: Warum schritt Pius der XII. nicht ein? Warum hat er sich nicht gegen die massenhafte Judenverfolgung ausgesprochen, auch als ihm schon lange klar war, dass der Abtransport in die KZs gleichzusetzen war mit der Vernichtung der Menschen? Warum konnte sich dieser Mann nicht zu einer Erklärung gegen die Verfolgung und Ermordung der Juden durchringen?

Eine solche Erklärung aus seinem Munde hätte vieles bewirken können. Hitler hätte nie gewagt, den Vatikan oder gar den Papst anzugreifen. Und doch gab es nie ein solches Bekenntnis. Denn es zählten nicht mehr die christlichen Grundwerte, sondern die Politik der Diplomatie, die das Wohl der Institution Kirche an erster Stelle sah.

Der Stellvertreter ist ein Werk über die Schuld des wissenden Schweigens, aber auch eine offene Kritik an der katholischen Kirche. Eine Kirche, die durch ihre Bürokratie den Menschen fremd geworden ist und sich, abgelöst von ursprünglichen Idealen, verselbständigt hat.

Hochhuth gelingt es in dem Bühnenstück, eines der dunkelsten Kapitel der katholischen Kirche, zu verarbeiten. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und prangert die Kirche an ohne auch nur einen Hauch des guten Willens an ihr zu lassen. Nur Pater Fontana macht hier eine Ausnahme, symbolisch für das Gewissen des Einzelnen angesichts der ungeheuerlichsten Verbrechen der Weltgeschichte.

Sein Stück »Der Stellvertreter« kündigt die Restauration des Nachkriegs-Deutschland auf und rüttelt die Adenauer-Ära aus ihrem Wirtschaftswunder-Dornröschenschlaf.

Weblink:

Der Stellvertreter: Ein christliches Trauerspiel
Der Stellvertreter: Ein christliches Trauerspiel
von Rolf Hochhuth

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