Im Oktober 1891 zog der amerikanische Schriftsteller und Journalist Mark Twain mit seiner Familie für fünf Monate nach Berlin. Sein Aufenthalt in der Hauptstadt im Berliner Winter ist eine Episode aus dem Leben Mark Twains, der vor 100 Jahren starb.
Wie konnte dieser polyglotte Mann im Oktober 1891 nur auf die eigenartige Idee kommen, ausgerechnet den Winter in Berlin verbringen zu wollen? Jeder, der schon mal im trüben Monat November dort war, weiß doch was ihn da erwartet, zumal 1891 noch hunderttausende Kohlenheizungen den Himmel verdunkelten.
Seine Meinung von der Stadt war eine exzellente, wie ein Essay beweist, den er für die „Chicago Daily Tribune“ unter dem Titel „The Chicago of Europe“ verfasste. „Berlin scheint die bestverwaltete Stadt der Welt zu sein,“ heißt es darin. Oder war das typisch Twainscher Sarkasmus? „Reisende haben sich binnen sechs Tagen bei der Polizei anzumelden“, schreibt der Baedeker „Berlin und Umgebung“ in der Ausgabe von 1891.
Seine bereits dritte Europareise, die ihn im Oktober 1891 nach Berlin geführt hat, ist beinahe so etwas wie ein Flucht. Mark Twain fürchtet, sich den teuren Haushalt im heimischen Hartford, Connecticut mit sieben Hausangestellten nicht mehr leisten zu können. Er hat all sein Geld in eine obskure Maschine investiert, die die Drucktechnik revolutionieren und ihn zum Millionär machen soll. Doch ihr Erfinder kriegt sie einfach nicht zum Laufen. Europa würde ihn günstiger kommen, so die Überlegung.
So scheute er sich auch nicht in der Wahl des Reisemonats im Oktober umittelbar vor dem Berliner Winter.
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