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Sonntag, 17. Juli 2016

Schriftsteller Péter Esterházy gestorben

 Péter Esterházy

Der ungarische Schriftsteller Péter Esterházy ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Dies berichtete eine ungarische Nachrichtenagentur am Donnerstag unter Berufung auf die Familie und den Verlag des Autors. Esterhazy hatte an Bauchspeicheldrüsenkrebs gelitten.

Péter Esterházy wurde 1950 in Budapest geboren, in der Stadt an der Donau, in der er auch lebte. Seit 1978 arbeitete er als freier Schriftsteller.

Esterházy pflegte einen geistreichen post-modernen Stil. Bekannt wurde er unter anderem durch die Werke "Kleine ungarische Pornographie" (1997), "Donau abwärts" (1992) und "Harmonia Caelestis" (2001).
Die meisten von Esterházys Romanen wurden ins Deutsche übersetzt.


Knapp zehn Jahre schrieb Péter Esterházy an "Harmonia Caelestis" (»Himmlische Harmonie«), seiner schriftstellerischen Bändigung der persönlichen Erblast. Das Ergebnis ist nicht nur wegen der über 900 Seiten ein großes Buch: gleichermaßen literarisches Denkmal einer berühmten Aristokratenfamilie und fassettenreiches Erinnerungsprotokoll, gesättigt mit ungarischer und europäischer Geschichte.

Für seinen Roman "Harmonia Cælestis" erhielt er unter anderem den Ungarischen Literaturpreis und den Grinzane-Cavour-Preis. 2004 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Esterházy war 1980 Stipendiat des DAAD, 1996/97 Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie seit 1998 der Akademie der Künste (Berlin), Sektion Literatur.

Esterházy hielt im Wintersemester 2006/2007 in Tübingen die Tübinger Poetik-Dozentur zusammen mit Terézia Mora. Im Wintersemester 2011/2012 war er Literator, Dozent für Weltliteratur, am Internationalen Kolleg Morphomata an der Universität zu Köln.

Vor gut einem halben Jahr hatte Esterházy seine Erkrankung in seinem neuesten Buch "A bünös" ("Der Schuldige") thematisiert. "Ich glaube nicht, dass das Schreiben eine Therapie wäre, aber nachdem ich seit 45 Jahren schreibe, fehlt mir vielleicht der Überblick", hatte er einmal gesagt.

Esterházy hatte im vergangenen Oktober erstmals erwähnt, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs leidet. Damals hatte er damit eher beiläufig und selbstironisch sein Fernbleiben von der Buchmesse im schwedischen Göteborg begründet. Nun ist er daran gestorben.

Literatur, die man gelesen haben sollte:

Keine Kunst
Keine Kunst
von Péter Esterházy


Harmonia Cælestis
Harmonia Cælestis
von Péter Esterházy

Freitag, 8. April 2016

Schriftsteller Lars Gustafsson gestorben

Lars Gustafsson

Der schwedisch-amerikanische Schriftsteller Lars Gustafsson ist gestorben. Der Poet, Philosoph und Professor gilt als einer der größten Intellektuellen und erfolgreichsten Erzähler Schwedens. Er war eines das Aushängeschilder der Literatur aus Schweden.

Lars Gustafsson war ein Tausendsassa, der mit seinen Erzählungen das Bild von Schweden ebenso geprägt hat wie die Kinderbücher von Astrid Lindgren (1907-2002) oder die Krimis von Henning Mankell (1948-2015).


Mit Lars Gustafssons Tod am Sonntag verliert die Welt einen vielseitigen Autoren, der für die deutschen Leser neben den dunklen Krimis eines Henning Mankell und der populären Kinderliteratur Astrid Lindgrens das Bild eines authentischen Schwedens vervollständigte: Ruhig, aber nie verschlafen, immer um die zentralen Sinnfragen ringend, erzählen seine Romane von den großen Stationen und Schicksalsschlägen des Lebens.

Der Tod eines Bienenzüchters
Der Tod eines Bienenzüchters


Gustafsson gab sein erstes Buch mit 21 Jahren heraus, sein letzter Roman "Doktor Wassers Rezept" erschien 2015 auf Schwedisch. Ende 2015 wurde er mit dem "Thomas-Mann-Preis" ausgezeichnet.

Sein umfassendes Werk lässt an die Weite schwedischer Küsten denken: Von Essays über die großen Menschheitsentwürfe ("Utopien", 1970), die schwierige Koexistenz der Religionen in neuster Zeit ("Die Logik der Toleranz", 2007) bis zu einer Lyrik feinst beschriebener Alltagsphänomene wie Vogelgesänge oder das Geräusch einer Kaffeemaschine reicht sein literarisches Wirken.

Nicht am Schrecken der Welt, ihrer Vergänglichkeit und Gnadenlosigkeit, zu verzweifeln - das war immer der hehre Anspruch von Gustafssons Schreiben. Um all dem standzuhalten, feiern seine Texte das Erinnern als Prinzip des Widerstandes. "Erinnerungen, die taumelnd näher kommen / und mit den Flügeln gegen die Scheibe schlagen" (aus: "Das Feuer und die Töchter", 2014) sind der Ort des Bewahrens, ein Paradies, das nur die Fantasie gegen den allseits drohenden Tod offenhält.

Gustafsson war Mitglied der Berliner und der Mainzer Akademie der Künste und mit der "Goethe-Medaille" ausgezeichnet worden. Seine Romane und Gedichte wurden in viele Sprachen übersetzt.

Lars Gustafsson, Lyriker, Philosoph und Romancier wurde 1936 in Västeras/Mittelschweden geboren. Er studierte Mathematik und Philosophie in Uppsala und Oxford. Er lebte lange Zeit in Austin, Texas.

Weblink:


Der Tod eines Bienenzüchters
Der Tod eines Bienenzüchters
von Lars Gustafsson

Mittwoch, 6. April 2016

Imre Kertész: Literatur als Seelenrettung.

Imre Kertesz

Imre Kertész wurde 1929 geboren. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, dann nach Buchenwald gebracht, wo er 1945 die Befreiung des Lagers erlebte. Den wesentlichen Teil seines Lebens hat er unter dem kommunistischen Regime in Ungarn verbracht.

Kertész begann Mitte der fünfziger Jahre zu schreiben. Zugleich toleriert vom Regime und sorgsam ferngehalten von der Öffentlichkeit, veröffentlichte er in äußerst überschaubaren Auflagen und kühl aufgenommen von der offiziellen Kritik Meisterwerke wie „Roman eines Schicksallosen“ oder „Der Spurensucher“. Erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wurden seine Werke in aller Welt übersetzt und fanden internationale Anerkennung, gekrönt vom Literaturnobelpreis im Jahr 2002.


Imre Kertész erlebte das Grauen der Konzentrationslager als Jugendlicher. Diese Erlebnisse sollten sein Leben prägen und prägend für sein Werk werden. Er verarbeitete diese traumatische Erfahrung in seinen Büchern. Imre Kertész betrieb Literatur als Seelenrettung. Er schrieb gegen das Grauen des Lagers zum Trotz.

Roman eines Schicksallosen
Roman eines Schicksallosen


Er machte seine Seelenhölle des Konzentrationslagers und das erlittene Leid zu Literatur. Dem Holocaust und der Unfreiheit setzte er ein "Trotzdem" entgegen und hinterlässt ein einzigartiges, glänzendes Werk. Er schrieb, um dem "Trotzdem" des Lebens einen Sinn zu verleihen.

Wie Jorge Semprun verarbeitete er sein Lebenstrauma, den Holocaust, in seiner Literatur. 13 Jahre lang arbeitete Kertész an dem Roman, er zählt zu den eindringlichsten und schmerzlich-brutalsten Schriften über den Holocaust.

Sein autobiografisch gefärbter "Roman eines Schicksallosen" ist ein bewegender Erinnerungsroman.
Dem Leser entfaltet sich der ganze Horror der Todeslager. "Ich habe diesen Roman geschrieben, wie jemand, der sich in der Tiefe eines stockdunklen Kellers zum Ausgang hintastet", sagte Kertész über den "Roman eines Schicksallosen" einmal. Autobiografisch wollte er seine Literatur jedoch nicht verstanden wissen: "Was ich schreibe, bin ich nicht. Es ist nur eine Möglichkeit meines Ichs."

Die Menschen des Holocaust und der Unfreiheit der Gegenwart, des 21. Jahrhunderts, setzen auf Flucht um dem "Trotzdem" des Lebens einen Sinn zu verleihen. Doch finden sie eben so wenig Aufnahme, Gehör und wahre Abhilfe wie die Flüchtlinge des 20. Jahrhunderts.

Seine Bücher sind lesenswert und ein Auftrag an die Nachwelt, ganz ohne mahnenden Zeigefinger.


Weblink:

Imre Kertész: Der Retter seiner Seele - meta.tagesschau.de


Roman eines Schicksallosen
Roman eines Schicksallosen


Freitag, 1. April 2016

Literaturnobelpreisträger Imre Kertész gestorben

Imre Kertesz

Er war der erste und bislang einzige Literaturnobelpreisträger Ungarns: Imre Kertész. Am 31. März 2016 ist er im Alter von 86 Jahren in Budapest gestorben. In seinen Romanen beschrieb der spätere Literaturnobelpreisträger das Grauen der Konzentrationslager.

Imre Kertész wurde 1929 geboren, 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, dann nach Buchenwald gebracht, wo er 1945 die Befreiung des Lagers erlebte. Den wesentlichen Teil seines Lebens hat er unter dem kommunistischen Regime in Ungarn verbracht. Kertész begann Mitte der fünfziger Jahre zu schreiben.

Zugleich toleriert vom Regime und sorgsam ferngehalten von der Öffentlichkeit, veröffentlichte er in äußerst überschaubaren Auflagen und kühl aufgenommen von der offiziellen Kritik Meisterwerke wie „Roman eines Schicksallosen“ oder „Der Spurensucher“. Erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wurden seine Werke in aller Welt übersetzt und fanden internationale Anerkennung, gekrönt vom Literaturnobelpreis im Jahr 2002.

Er wurde erst spät zu einem international beachteten Schriftsteller. Erst nach der politischen Wende von 1989 fand er auch im Ausland ein großes Publikum.


Als das Hauptwerk von Kortész gilt sein "Roman eines Schicksallosen", in dem er seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald verarbeitet hat. Von 1960 bis 1973 arbeitete er an seinem Roman, der in Ungarn erst 1975 veröffentlicht wurde.

Roman eines Schicksallosen
Roman eines Schicksallosen


Imre Kertesz als Jugendlicher im KZ

Imre Kertész wurde 1944 als 14-Jähriger nach Auschwitz und Buchenwald deportiert. Als Jugendlicher überlebte Imre Kertész das KZ Auschwitz. In seinem "Roman eines Schicksallosen" hat der Überlebende des Holocaust diese Erfahrung auf außergewöhnliche Weise verarbeitet. Er erzählt darin über seine Erfahrungen als Jugendlicher in den NS-Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald.

Wie Jorge Semprun verarbeitete er sein Lebenstrauma, den Holocaust, in seiner Literatur. 13 Jahre lang arbeitete Kertész an dem Roman, er zählt zu den eindringlichsten und schmerzlich-brutalsten Schriften über den Holocaust.

Dem Leser entfaltet sich der ganze Horror der Todeslager. "Ich habe diesen Roman geschrieben, wie jemand, der sich in der Tiefe eines stockdunklen Kellers zum Ausgang hintastet", sagte Kertész über den "Roman eines Schicksallosen" einmal. Autobiografisch wollte er seine Literatur jedoch nicht verstanden wissen: "Was ich schreibe, bin ich nicht. Es ist nur eine Möglichkeit meines Ichs."

Das Buch erschien zuerst 1975 in Ungarn, wo er während der sozialistischen Ära jedoch Außenseiter blieb und vor allem von Übersetzungen lebte - u.a. der Werke von Nietzsche, Hofmannsthal, Schnitzler, Freud, Joseph Roth, Wittgenstein, Canetti.

„Denken ist eine Kunst, die den Menschen übersteigt“.

Doch nicht nur die Nazi-Diktatur blieb für Imre Kertész prägend. Er erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg die stalinistische Diktatur in Ungarn und nach dem Aufstand von 1956 das kommunistische Kádár-Regime mit. Kertész ging es stets darum, den Menschen in totalitaristischen Systemen zu entlarven.

Erst nach der europäischen Wende gelangte er zu weltweitem Ruhm, 2002 erhielt er den Literaturnobelpreis. Seitdem lebte Imre Kertész überwiegend in Berlin und kehrte erst 2012, schwer erkrankt, nach Budapest zurück.

Kertész erhielt 2002 für sein Gesamtwerk den Literaturnobelpreis. Als erster Ungar überhaupt erhielt Kertész im Jahr 2002 den Literaturnobelpreis, doch seine Werke blieben in Ungarn lange unbeachtet:

"Ich bin ein umstrittener Autor. Es ist egal, ob ich den Nobelpreis erhalte oder einen Brief vom Verleger verweigere, das ist egal. Ich hätte trotzdem den gleichen Roman geschrieben."

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich intensiv mit dem Sozialismus, den er in seiner Heimat, erlebte, auseinander. Seine Reflektionen aus dieser Zeit sind in seinem "Galeerentagebuch" niedergeschrieben, das 1992 erschien.



Seit 2002 lebte Kertész in Berlin, erst nach zehn Jahren kehrte aufgrund seiner fortschreitenden Parkinson-Erkrankung wieder nach Ungarn zurück. 2014 wurde ihm der Stephansorden zuerkannt, die höchste staatliche Auszeichnung Ungarns.

Imre Kertész wurde 1929 als Kind einer jüdischen Familie in Budapest geboren.


Weblinks:

Schriftsteller Imre Kertész gestorben - www.dw.vcom

Roman eines Schicksallosen
Roman eines Schicksallosen
von Imre Kertész

Mittwoch, 30. März 2016

»Oben das Feuer, unten der Berg« von Reinhard Jirgl

Oben das Feuer, unten der Berg
Oben das Feuer, unten der Berg



»Oben das Feuer, unten der Berg« von Reinhard Jirgl, einem der bedeutendsten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur. Jirgl gehörte zu jener jüngeren Autorengeneration in der DDR, die während der 1980er Jahre vermehrt experimentelle Formen aufgriff.

Jirgl erschafft in dem Roman eine eigene literarische Wirklichkeit. Es geht um eine ganze Epoche und es geht um Bewältigung unbewältigter deutscher Geschichte nach der Wende.

Berlin, Oktober 2012, eine Frau ist verschwunden. Theresa, in Ostdeutschland geboren, wuchs bei Pflegeeltern auf, weil ihre Eltern als Oppositionelle inhaftiert waren. In den Siebzigern bekommt sie als Historikerin Zugang zu Geheimarchiven der DDR – erschreckende, unglaubhafte Dokumente liegen vor ihr. Theresa wird kaltgestellt, und das bleibt so, denn ihr Wissen ist nach der Wende 1989 extrem gefährlich.

Reinhard Jirgl erzählt von einer unbekannten deutschen Geschichte: Der große bürokratische Umbau, den die Politik die "Wende" nannte, hat intakt gelassen, was man vergangen glaubte: Seilschaften, Organisationen, Feindschaften. Das Gestern ist auch morgen nicht zu Ende.

Was in der Geschichte ist unerledigt geblieben? Was davon ist noch da?


Erzählt wird der Roman in der dem Autor eigenen Jirgl-Sprache.







Weblink:

Oben das Feuer, unten der Berg
Oben das Feuer, unten der Berg
von Reinhard Jirgl

"Die Affäre Schiwago" von Petra Couvée und Peter Finn


Die Affäre Schiwag


"Doktor Schiwago", der Roman-Klassiker von Boris Pasternak, war ein Weltbestseller und einer der größten Hollywood-Klassiker. Aber hinter den Kulissen war "Doktor Schiwago" auch Teil einer großen Propaganda-Schlacht im Kalten Krieg. Die Hintergründe dieser jahrzehntelang geheimgehaltenen Affäre erzählt jetzt ein neues Buch "Die Affäre Schiwago".


Grosser Stoff vor welthistorischer Kulisse: der russischen Oktober-Revolution 1917. Russische Winterlandschaft, ein Arzt zwischen zwei Frauen, dazu noch Revolution, Krieg und Pathos.

"Doktor Schiwago" ist im Kern ein episches Film-Drama, was seit Generationen für regelmäßig Tränen sorgt. Die Geschichte dreht sich um einen Arzt, der sich im Umfeld der Russische Revolution und des anschließenden Bürgerkrieges zwischen zwei Frauen hin- und hergezogen fühlt.




Aber hinter den Kulissen war das epische Drama "Doktor Schiwago" noch weit mehr: Heute weiß man, dass es ein Teil einer Propaganda-Schlacht im Kalten Krieg war. Seine Veröffentlichung war eine Affäre des Geheimdienstes CIA.

"Doktor Schiwago" wurde mitten im Kalten Krieg zur ideologischen Waffe: Ein italienischer Verlagsagent bringt das vom Kreml auf die Schwarze Liste gesetzte Buch heimlich außer Landes. Im Westen wird es in kurzer Zeit zum Welterfolg. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Die CIA veröffentlicht eine russische Version von Doktor Schiwago und schmuggelt sie nach Moskau, um das Sowjetregime zu schwächen. Es beginnt eine Propagandaschlacht, die den Autor Pasternak in Lebensgefahr bringt.

Die Hintergründe der großen Propaganda-Schlacht sind nun ans Licht gekommen. Peter Finn und Petra Couveé entschlüsseln in ihrem Buch über die Affäre Schiwago mit Bravour das gefährliche Verwirrspiel um Ideologie, Macht und Kontrolle. Sie erhielten erstmals Einsicht in die CIA-Akten, recherchierten in russischen Archiven und sprachen mit Überlebenden. Entstanden ist ein literarischer Thriller aus der Zeit des Kalten Krieges: temporeich, authentisch und präzise.


Der russische Autor der Originalausgabe "Dr. Schiwago", Boris Pasternak, wusste bis zu seinem Tod nichts von der geheimen Operation der CIA um sein Buch. Mehr als ein halbes Jahrhundert haben die USA es auch geschafft, ihre fein gesponnene Intrige wie ein Staatsgeheimnis zu hüten. Doch heute ist klar: Agenten der CIA haben mitgeholfen, Pasternaks Liebesdrama "Doktor Schiwago" zu einem Werk der Weltliteratur zu machen.




Der sowjetische Schriftstellerverband gab das Werk damals nicht frei zum Druck. Pasternak habe sein "großes Talent" missbraucht, um einen längst überlebten Geist wieder aufleben zu lassen, schrieb der einflussreiche Verbandsfunktionär Alexej Surkow. Was dieser eiskalten Entmündigung eines Künstlers folgte, wäre selbst Stoff für ein Buch. Pasternak übergab das Manuskript einem Kommunisten in Italien, wo das Buch 1957 zuerst erschien.




Die CIA wurde aufmerksam, entschied sich, eine russische Ausgabe drucken und in die Sowjetunion schmuggeln zu lassen. Erst Jahrzehnte später veröffentlichte der US-Geheimdienst 99 Dokumente zur "Pasternak-Affäre". Sie entlarvten mit dem Buch die kommunistische Zensur. Pasternak aber hatte nichts von dem internationalen Glanz oder den Dollar-Millionen. Er lehnte 1958 aus Liebe zu seiner Heimat den Literaturnobelpreis ab - und starb zwei Jahre später in bescheidenen Verhältnissen an Krebs.




Es dauerte noch bis der Reformer Michail Gorbatschow an die Macht kam, dass "Doktor Schiwago" 1988 auch in Moskau erschien. 1989 - 29 Jahre nach dem Tod seines in Peredelkino begrabenen Vaters - nahm Jewgeni Pasternak (1923-2012) den Nobelpreis entgegen.




Weblinks:




"CIA-Affäre "Schiwago" - www.heute.de




Die Affäre Schiwag
von Petra Couvée und Peter Finn


Montag, 28. März 2016

Mario Vargas Llosa 80. Geburtstag

Mario Vargas Llosa 80. Geburtstag jährt sich am 28. März. Vargas Llosa wurde 1936 in Arequipa/Peru, geboren.

Mario Vargas Llosastudierte Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits während seines Studiums schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien.

Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer Autor aufgetreten und ist damit auch weit über die Grenzen Perus hinaus sehr erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Das grüne Haus, Das Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Schreibkünstler und Das böse Mädchen.

Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard, Princeton und Oxford.

Mario Vargas Llosa wollte 1990 selbst Präsident eines lateinamerikanischen Landes,nämlich Perus, werden, und man merkt dem Roman an, dass Llosa eigene Erfahrungen über die Mechanismen der Macht gewonnen hat.

1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático (FREDEMO) bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück.

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis für Literatur. Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima.

Mario Vargas Llosa

Mittwoch, 23. März 2016

»Frohburg« von Guntram Vesper

Frohburg




Guntram Vesper

Guntram Vesper, 1941 in der sächsischen Kleinstadt Frohburg geboren, hat mit seinem gleichnamigen Roman sein neues Werk vorgelegt und seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt. Guntram Vesper verknüpft in »Frohburg« seine eigene Biografie mit akribisch recherchierten Anekdoten der deutschen Geschichte. Auf der literarischen Landkarte von Vesper ist der Ort eine wahre Fundgrube.

»Frohburg« erzählt das Leben in der Stadt über drei Generationen. Die sächsische Kleinstadt Frohburg ist eine kleine Welt mit großer Weltferne. »Frohburg« ist ein Füllhorn an Geschichten, zumeist aus eigenem Erleben grundiert, eine große autobiographische Erzählung, ein Welt-Buch im Überschaubaren, ein Geschichts- und Geschichtenpanorama. Familienspuren erweisen sich als Faden durch die Geschichte. »Frohburg« ist eine Geschichte über drei Generationen.

»Frohburg« von Guntram Vesper ist mit über 1.000 Seiten ohne Zweifel das Opus magnum, zugleich für den Autor der Ausgangspunkt von allem: Der Ort seiner Geburt 1941, Jugend, Aufwachsen und Erwachen, die Flucht der Familie 1957, das umliegende Land die Folie der Geschichtsbetrachtung einer deutschen Epoche.


St.-Michaelis-Kirche Frohburg


In dem über 1.000 Seiten starken Roman beschäftigt sich Guntram Vesper mit dem Ort seiner Geburt: Frohburg, einer Kleinstadt südlich von Leipzig, wo er Kindheit und Jugend verbrachte, ehe die Familie 1957 in die Bundesrepublik floh. Die Jury bemerkte: "In »Frohburg« erzählt Vesper von deutschem Leben im 20. Jahrhundert, von Kultur, Politik, Krieg und Nachkrieg, und entwirft."

In dem epochalen Werk werden ein Land und eine Zeit gültig festgehalten, Kultur und Politik, Krieg und Nachkrieg, ein umfassendes, großartiges Portrait deutschen Lebens im zwanzigsten Jahrhundert; ein gewaltiges Prosawerk, das neben die großen Bücher von Peter Kurzeck, Walter Kempowski und Uwe Johnson zu stellen ist.


Der Autor Guntram Vesper (74) hat mit seinem überbordenden Geschichts- und Geschichtenroman »Frohburg« den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik gewonnen. »Ein lebenssattes Buch«, sagte Laudator Dirk Knipphals am Donnerstag bei der Preisvergabe. »Man glaubt ihm gern, dass seine Erzählungen wahr sind.«

Der Roman hat einen autobiografischen Hintergrund mit lokalem Bezug: 1957 verlies der Autor Guntram Vesper seine Heimatstadt und ging in den Westen. Vesper lebt heute als freier Autor in Göttingen. Er verfasste Gedichte, Erzählungen und Hörspiele und wurde schon vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem »Peter-Huchel-Preis«.

Literatur:

Frohburg
Frohburg
von Guntram Vesper

Weblinks:

Leipziger Buchpreis an Guntram Vesper - www.freiepresse.de

Samstag, 19. März 2016

Ferdinand Freiligrath 140. Todestag


Ferdinand Freiligrath 140. Todestag jährt sich am 18. März. Freiligrath starb am 18. März 1876 in Cannstatt im Königreich Württemberg. Ferdinand Freiligrath war ein deutscher Lyriker und Übersetzer ders 19. Jahrhunderts.

Er belebte die mitterweile schlaff gewordene Romantik mit jungem, wildem und fremdländischem Zauber. Wüsten- und Löwenpoesie nannte man die Lyrik des jungen Freiligrath, dessen Gedichte wurden durch Chamisso »Musenalmanach« berühmt wurden.






Seit Beginn der 1840er Jahre politisierte sich der bis dahin unpolitische Dichter.

1846 veröffentlichte er den Gedichtband »Ça ira!, in dem zum Ausdruck kommt, dass die Zeit für eine Revolution in Deutschland reif ist.

Er war auf dem Sprung nach Amerika, als in Deutschland die 1848er Revolution ausbrach, die er mit den Gedichten »Februar-Klänge« und »Die Revolution« (1849) begrüßte.

Bereits nach der gescheiterten Revolution flachte Freiligraths Begeisterung für Revolution, Klassenkampf und Proletariat ab.

In seinem Spätwerk schloss er sich der nationalen Begeisterungswelle an und begrüßte mit nationalen, patriotischen Gedichten wie Hurra, Germania! den Krieg gegen Frankreich und die Reichsgründung von 1871.

Freiligrath betätigte sich auch als Übersetzer, u. a. von Werken Robert Burns’, Victor Hugos, Alfred de Mussets. Von bleibender Bedeutung ist vor allem sein politischer Einsatz und idealistischer Schwung gegen die als ungerecht empfundenen Zustände seiner Zeit.

Am 12. Oktober 1848 trat Freiligrath in die Redaktion der »Neuen Rheinischen Zeitung« von Karl Marx und Friedrich Engels ein und betreute die Auslandsredaktion.

Ferdinand Freiligrath wurde am 7. Juni 1810 in Detmold im Fürstentum Lippe geboren.




Literatur:


Ferdinand Freiligraths Werke. Neue Prachtausgabe. Mit Illustrationen von Hermann Tischler. Fraktur.
Ferdinand Freiligraths Werke


Freiligraths Werke in einem Band
Freiligraths Werke in einem Band
von Ferdinand Freiligrath
Gedichte: Ein Glaubensbekenntnis / Ça ira! / Neuere politische und soziale Gedichte

Gedichte: Ein Glaubensbekenntnis / Ça ira! / Neuere politische und soziale Gedichte
von Ferdinand Freiligrath

Donnerstag, 17. März 2016

»Zornige grüne Insel« von Liam O'Flaherty

Zornige grüne Insel
Zornige grüne Insel


»Zornige grüne Insel« von Liam O'Flaherty ist ein historischer Roman über das Schicksal der irischen Bevölkerung zur Zeit der großen Hungersnöte in Irland. Die Irische Kartoffel-Hungersnot dauerte von 1845 bis 1851.

Der Autor schildert den Überlebenskampf einer irischen Familie in der Mitte des 19. Jahrhunderts und weist dabei Paralleln zu Graham Brendans »Irischer Nacht« auf. O'Flaherty lässt den Leser teilhaben am Leben der Familie Kilmartin - ein Leben, das von unmenschlichem Leid geprägt ist.

In »Zornige grüne Insel« beschreibt Liam O'Flaherty eindringlich das Leben, Lieben und Leiden einer irischen Familie zur Zeit der großen Hungersnöte. Dabei stellt er detailgenau und ohne moralisierend den Zeigefinger zu heben den politischen und historischen Hintergrund der Hungersnöte dar; dem Leser soll klar werden, daß auch auf der Seite der Engländer, die in diesem Zusammenhang sowohl historisch als auch in "Zornige grüne Insel" den Buhmann abgeben müssen, lediglich Menschen Entscheidungen treffen, die sich dabei von nur allzu menschlichen Motivationen und Gelüsten treiben lassen.








Das Schicksal der irischen Bevölkerung wird vor diesem historischen Hintergrund genau beschrieben, ohne dabei die Eigenarten der einzelnen Charaktere aus dem Auge zu verlieren. Hierbei drückt O'Flaherty nicht über die Maßen auf die Tränendrüsen der Leser, sondern bewahrt immer ein gewisses Maß an zukunftgerichtetem Optimismus.

So schaffen einige der Hauptfiguren die Flucht aus Irland und erwarten in der Fremde eine bessere Zukunft, eventuell sogar die Rückkehr nach Irland. Umso bedrückender ist dafür das Schicksal der in Irland verbleibenden Bevölkerung, deren Situation immer verzweifelter wird.

Wer gerne historische Romane liest und dazu noch einiges über eines der dunkelsten Kapitel der irischen Geschichte, nämlich die Hungerkatastrophe und die Herrschaft der Engländer über dieses Land lernen möchte ist bei »Zornige grüne Insel« bestens aufgehoben.


Weblink:

Zornige grüne Insel
Zornige grüne Insel
von Liam O'Flaherty

Siegfried Lenz 90. Geburtstag

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz 90. Geburtstag jährt sich am 17. März. Lenz gehört zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Der im ostpreussischen Lyck geborene Siegfried Lenz hat ein Leben geführt hat, um davon zu erzählen.

Lenz ist einer der letzten großen Geschichtenerzähler, ein stilsicherer Traditionalist, ein schriftstellerisches Urgestein, das ganz der Kraft des Erzählens vertraut und zum "Meister der kleinen Tragödien" avancierte.

Ein Schriftsteller ist ein Mensch,
der niemanden zwingt,
das zu sein, was er ist.
Siegfried Lenz

Sein wichtigstes Werk ist der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman "Deutschstunde" (1968) über die Nazizeit und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff. Er erzählt die Geschichte eines Dorfpolizisten, der nur seine Pflicht tut, aber sich darin verheddert. Seit dem Welterfolg "Deutschstunde" im Jahre 1968 gehört Siegfried Lenz zu den großen Schriftstellern der deutschen Nachkriegsliteratur. der aus Ostpreußen stammende und in Hamburg lebende Autor wäre heute 90 Jahre alt geworden.


Er schreibe, um die Welt zu verstehen, hat Siegfried Lenz einmal gesagt. Sein Interesse an den Menschen, seine Neugierde und seinen Fleiß hat er sich bis heute bewahrt. "Weitermachen ist das Prinzip", erklärt der Autor. "Voller Zufriedenheit darüber, dass du die Möglichkeit hast, weiter zu schreiben. Was ja auch nicht selbstverständlich ist. The fight goes on."

Deutschstunde

Weltweit bekannt wurde Siegfried Lenz 1968 mit seinem Roman "Deutschstunde". Das Buch erzählt vom Konflikt zwischen einem fanatischen Polizisten und einem unangepassten Maler in Nordfriesland während und nach der Nazi-Zeit. Es ist ein Meisterwerk über falsch verstandene Pflichterfüllung. "Für mich ist die 'Deutschstunde' eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts", so der Schriftsteller. "Es ist ein genauso anspruchsvoller wie einfacher Roman. Man kann nicht anders als sich beim Lesen zu fragen: Wie hätte ich mich damals verhalten? Es ist eine schwierige, eine schmerzhafte Frage." Es ist die große Leistung von Siegfried Lenz, dass er uns dazu bringt, über diese Frage nachzudenken.



Ich brauche Geschichten,
um die Welt zu verstehen.
Siegfried Lenz
Deutschstunde
Deutschstunde
dtv, 9,90
Deutschstunde
Deutschstunde
Welt Edition, 9,95
Die Erzählungen
Die Erzählungen
Hoffmann, 20,00
Schweigeminute
Schweigeminute,
dtv, 7,90


Weblinks:

Begnadeter Geschichtenerzähler - Zum 85. Geburtstag von Siegfried Lenz am 17. März

Der Menschenfreund - Siegfried Lenz zum 85. Geburtstag

Siegfried Lenz: Ein trauriger 80. Geburtstag - Kultur | STERN.DE

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz

Dienstag, 15. März 2016

Wolfgang Koeppen 20. Todestag

Wolfgang Koeppen

Wolfgang Koeppens 20. Todestag jährt sich am 15. März. Kurz vor seinem 90. Geburtstag starb Wolfgang Koeppen am 15. März 1996 in München. Koeppen ist ein bekannter Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Er war einer der führenden und tonangebenden deutschen Literaten in den 1950er Jahren.

1906 als uneheliches Kind in Greifswald geboren, schlug Wolfgang Koeppen sich in der Weimarer Zeit als Platzanweiser, Eisverkäufer, Schiffskoch und Dramaturgievolontär in Würzburg durch, ehe er im Berlin der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre eine Heimat fand, vor allem in jenem "Romanischen Cafe", das er später in einem seiner eindrucksvollsten Prosastücke festgehalten hat. Schon damals musste ihn sein Verleger, Bruno Cassirer, förmlich einsperren, damit er ein Werk zu Ende schrieb. Als sein Romandebüt "Eine unglückliche Liebe" 1934 erschien, lebte er bereits in Holland.

1938 kehrte er wieder nach Deutschland zurück und hielt sich mit dem Schreiben von Drehbüchern für die Ufa bis Kriegsende über Wasser. In der Nachkriegszeit blieb Koeppen ein Außenseiter, der mit seinem Werk an die Tradition der klassischen Moderne anknüpfte.

1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner »Börsen-Courier« arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman »«Eine unglückliche Liebe«.







Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Hier begann er mit der Niederschrift des nicht vollendeten Romans Die »Jawang-Gesellschaft«. 1935 erschien der frühe Roman cDie Mauer schwankt«, der jedoch kaum beachtet wurde.

Auf Vermittlung Ernst von Salomons und des Regisseurs Paul Verhoeven schrieb Koeppen für die UFA und ab 1941 für die Bavaria-Film-Kunst. Keines seiner Drehbücher wurde verfilmt. Wegen seiner Arbeit für den Film wurde er vorerst vom Kriegsdienst zurückgestellt. 1943 wollte ihn der Chef der Bavaria als "Drückeberger" denunzieren. Als Koeppen zeitweilig in Berlin war, wurde sein Wohnhaus mit nahezu allen Bewohnern Opfer eines Bombardements. Diesen Vorfall machte er sich zunutze und tauchte unter.

Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über. 1948 erschien anonym das Buch »Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch«, zu dessen Neupublikation unter seinem Namen er erst 1992 zustimmte.



In den Jahren 1951, 1953 und 1954 erschienen die drei Romane, die als die atmosphärisch genaueste Vergegenwärtigung des Klimas der Adenauer-Republik gelten: »Tauben im Gras«, »Das Treibhaus« und »Der Tod in Rom«.

Wolfgang Koeppen war kein Schriftsteller, der sich an ein Publikum wandte. Er war Journalist.

Der Nachlass seines Werkes wird von der Wolfgang Koeppen-stiftung.de verwaltet. Die Wolfgang-Koeppen-Stiftung wurde im Frühjahr 2000 auf Initiative von Günter Grass und Peter Rühmkorf ins Leben gerufen.

Wolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren. Im Geburtsort des Schriftstellers, der Stadt Greifswald, werden nach Instandsetzung von Koeppens Geburtshaus und dessen Neueinweihung als "Literaturhaus Vorpommern" mit einem literarischen Programm Akzente gesetzt, die nach Möglichkeit über die Region hinaus wirken.


Weblink:

Wolfgang Koeppen-stiftung.de - www.wolfgang-koeppen-stiftung.de




Die drei Romane: Tauben im Gras. Das Treibhaus. Der Tod in Rom
von Wolfgang Koeppen




Tauben im Gras
Tauben im Gras
von Wolfgang Koeppen


Mittwoch, 9. März 2016

»Der Überläufer« ist ein literarischer Schatz


Der Überläufer
Der Überläufer

Dem Hoffmann und Campe Verlag ist mit dem Lenz-Roman »Der Überläufer« ein literarischer Schatz in den Schoß gefallen – den das Hamburger Haus eigentlich gar nicht verdient. Zumindest wenn man auf das Jahr 1952 zurückblickt. Jetzt also erscheint als veritable Überraschung ein unbekannter Roman von Siegfried Lenz. Das Typoskript wurde in einer ordentlich mit »Der Überläufer« betitelten Mappe im Nachlass des Schriftstellers gefunden. Sein gesamtes künstlerisches „Testament“ befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar.

Der Roman hat seine eigene Geschichte. Lenz straffte den ersten Teil der Soldatengeschichte und baute den zweiten aus. Im Januar 1952 war die zweite Fassung fertig, und zwar als »Der Überläufer«. Offenbar war genau dieses Thema dem Verlag zu heiß. In der Bundesrepublik wurden noch unglaublich lange Deserteure oder Überläufer stigmatisiert. Lenz selbst war als halbes Kind zur Marine eingezogen worden und bei Gelegenheit desertiert.

Dieses Motiv hatte ihn gepackt. Es gehört wie viele andere Stoffe in seinem Œuvre zu der Frage- und Konfliktstellung Pflicht/ Gehorsam und Ethik/ Menschenrechte. Der Autor beschrieb hellsichtig in seinem zweiten Roman das Tabu »Überläufer«: Als der nach dem Krieg auf dem Bahnhof einen alten Kameraden aus der Wehrmacht trifft, behandelt ihn dieser eigentlich herzensgute Kerl wie ein störendes Ding, das im Weg steht.

Die im Westen grassierende Ablehnung des Kommunismus und der Wunsch Verdrängung des Zweiten Weltkreiges zu Beginn der Wirtschaftswunderzeit hat 1951 dazu geführt, dass Verlag Hoffmann und Campe damals von der geplanten Veröffentlichung absah. Umso ehrenhafter ist es, dass der Verlag die vermeintliche Fehlentscheidung nun im Anhang des Romans darlegt.

Weblinks:

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz


Lenz-Roman „Der Überläufer“ kommt posthum heraus - www.merkur.de

Samstag, 5. März 2016

»Der Überläufer« von Siegfried Lenz

Siegfried Lenz

»Der Überläufer« ist ein bisher unveröffentlichter Roman aus dem Nachlass von Siegfried Lenz (1926–2014). Dieser bisher unveröffentlichte Roman von Siegfried Lenz erscheint mit 65 Jahren Verspätung. 1951 geschrieben, ist der packende Roman »Der Überläufer« der zweite Roman von Siegfried Lenz. Obgleich vollendet und vom Autor mehrfach überarbeitet, blieb er bis heute unveröffentlicht.


»Der Überläufer« erzählt eindrücklich vom Schicksal eines desertierenden jungen Wehrmachtssoldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges. Es ist der letzte Kriegssommer, die Nachrichten von der Ostfront sind schlecht.

Der junge Soldat Walter Proska aus dem masurischen Lyck wird einer kleinen Einheit zugeteilt, die eine Zuglinie sichern soll und sich in einer Waldfestung verschanzt hat und. Bei sengender Hitze und zermürbt durch stetige Angriffe von Mückenschwärmen und Partisanen, aufgegeben von den eigenen Truppen, werden die Befehle des kommandierenden Unteroffiziers zunehmend menschenverachtend und sinnlos.

Der Überläufer
Der Überläufer

Die Soldaten versuchen sich abzukapseln: Einer führt einen aussichtslosen Kampf gegen einen riesigen Hecht, andere verlieren sich in Todessehnsucht und Wahnsinn. Und Proska stellen sich immer mehr dringliche Fragen: Was ist wichtiger, Pflicht oder Gewissen? Wer ist der wahre Feind? Kann man handeln, ohne schuldig zu werden? Und: Wo ist Wanda, das polnische Partisanenmädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht?





Weblinks:

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz


Mittwoch, 2. März 2016

»Der Name der Rose« von Umberto Eco


Der Name der RoseDer Name der Rose

Umberto Eco wollte 1980 mit »Der Name der Rose« den idealen postmodernen Roman schreiben und verknüpfte hierzu mittelalterliche Mystik mit moderner Philosophie, Alltagsleben in einem Kloster mit säkularisiertem Denken. Zentrales Motiv des Buchs ist das Labyrinth. Nicht nur die Bibliothek im Roman, sondern auch das Buch selbst ist ein konstantes Verzweigen und Überkreuzen, Zurückkommen und Verirren. Wie eine kleine Wikipedia ist »Der Name der Rose« mit zahllosen Anspielungen und Wissensfetzen aus allen Epochen gespickt, die Protagonisten und LeserInnen auf falsche Fährten führen können.

Der Roman »Der Name der Rose« machte ihn 1980 weltberühmt. Jorge Luis Borges fantastische Erzählung »La biblioteca de Babel«, die sich durch Intertextualität auszeichnet und als Parabel der europäischen Diktaturen der 30/40er Jahre und in Argentinien unter Perón gelesen werden kann, inspirierte Umberto Eco, den Roman »Der Name der Rose« zu schreiben. Der Arbeitstitel lautete erst, wie Eco schreibt, »Die Abtei des Verbrechens« und danach, nach der Hauptfigur, »Adson von Melk«. Der Semiotiker, der mit den Zeichen der Zeit nicht einverstanden war, verlegt die Handlung des historischen Romans ins Mittelalter.In seinem Roman erweist sich Umberto Eco als Chronist mittelalterlicher Zustände.

Eco begann im März 1978 zuerst ohne klare Vorstellung der Handlung. Der Grundgedanke war „einen Mönch zu vergiften“. Eines der vergnüglichsten Ergebnisse dieser Lust an der Praxis war der Roman »Der Name der Rose«. Eco war fast 50 Jahre alt, als er ihn schrieb. Es war ein kalkulierter Erfolg, wenn man denn solch einen Erfolg kalkulieren kann: Eco hatte als Mediävist das Wissen, eine so pittoreske wie überzeugende Kulisse zu schaffen. Er kannte seine Erzähltheorien. War in der Philosophie der Antike zuhause. Und wusste als Semiotiker genau, wo er wie welche Fährten legen konnte und wie weit ihm die Leser folgen würden. Raffiniert baute er rund um einen theologischen Diskurs einen Krimi: William von Baskerville und sein Adlatus Adson von Melk erinnern an Sherlock Holmes und seinen John Watson.
Zweit-Karriere als Romancier.

»Der Name der Rose« hatte außerdem ein Thema, das heute noch brisanter ist als damals: die Verdammung des Vergnügens durch die Religion. Der fundamentalistische Bibliothekar der Benediktinerabtei hält nämlich einen Text von Aristoteles über die Komödie versteckt. Warum? Weil er Humor für gefährlich hält. Für gotteslästerlich. Weil das Lachen den gläubigen Menschen auf den falschen Weg führe: „Komödien wurden geschrieben, um die Leute zum Lachen zu bringen, und das war schlecht“, sagt er. „Unser Herr Jesus hat weder Komödien noch Fabeln erzählt, ausschließlich klare Gleichungen, die uns allegorisch lehren, wie wir ins Paradies gelangen, und so soll es bleiben.“

Der Roman wurde zum Welterfolg und mit Sean Connery und Helmut Qualtinger verfilmt. Spätere Werke konnten in Präzision und Konsistenz an den Erstling nicht anschließen. Doch »Das Foucaultsche Pendel» (1988), »Baudolino«» (2000) und »Der Friedhof von Prag« (2010) fanden in jedem Fall ihr Publikum.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:


Der Name der RoseDer Name der Rose
von Umberto Eco

http://diepresse.com/home/kultur/literatur/4930080/Nachruf-Umberto-Eco_So-gelehrt-Und-so-vergnuglich-?_vl_backlink=/home/kultur/literatur/index.do Nachruf Umberto Eco: So gelehrt! Und so vergnüglich!

Sonntag, 28. Februar 2016

»Der Osten« von Andrzej Stasiuk

Andrzej Stasiukv


Andrzej Stasiuk ist einer der wichtigsten Autoren Polens. Sein großes Thema: der Osten und seine geschichtlichen Verwerfungen. Seit Mitte der 1980 er-Jahre lebt Stasiuk in dem kleinen Dorf Wołowiec am Rande der Karpaten und erkundet von dort den "wilden Osten", jenes "Reich der Wunder", das irgendwo hinter der Elbe beginnt und bis nach Kamtschatka reicht. Auch sein neues Buch handelt davon – es ist die Summe seines bisherigen Schreibens:

In »Der Osten« erzählt Stasiuk vom Echo der Geschichte: von Völkerwanderungen, Vernichtung und Vertreibung der Menschen. "Ich schreibe über uns. Darüber, dass wir den Raum ausfüllen, aus dem sie verschwunden sind." In einer Zeit, da von einer neuen Spaltung Europas die Rede ist, wird Stasiuks Erkundung des "Ostens" zum hochaktuellen Debattenbeitrag – denn im Osten liegt Europas Schicksal. In Polen eilt ihm der Ruf des Eigenbrötlers voraus: Rock'n'Roller der Literatur, Aussteiger, Provokateur. Wir treffen ihn Rande der Karpaten, im südöstlichsten Winkel Polens. Und wer ihn hier in den Bergen besucht, erlebt zunächst einen ausnehmend freundlichen Fremdenführer.

»Der Osten« von Andrzej Stasiuk ist das Dokument einer abenteuerlichen Reise von Polen durch Russland, der Mongolei bis nach China - einer Reise durch den Osten. Die Reisereportage ist eine Hommage an den Osten. Literarische Reportage aus dem Osten.


Stasiuk reist von Polen bis nach China in die innere Mongolei. Man bewundert nicht nur die außergewöhnliche Beobachtungsgabe des Autors, sondern spürt dank Stasiuks kraftvollen visuellen Schilderungen geradezu "schmerzlich" die Folgen des kommunistischen Erbes.

Andrzej Stasiuk stellt sich in seinem neuen Roman die metaphysische Frage: "Was ist das, der Osten, dieses "Reich der Wunder", das ihn magisch anzieht? Was ist das, der Osten, dieses "Reich der Wunder", das ihn magisch anzieht? Dieses Kontinuum, dessen Erschütterungen von Kamtschatka bis an die Elbe zu spüren sind. Ostpolen, die Heimat, aus der seine Eltern vertrieben wurden? Der Osten namens Sowjetkommunismus, dessen Präsenz die Gesellschaft, in der er aufwuchs, kontaminiert hatte?"


Dies ist Stasiuks großes Buch über "den Osten": Eine Summe seines Reisens und Schreibens - niedergelegt in einem epischen Strom, hinreißend erzählten Episoden und Epiphanien. Nie hat er bitterer über den "deutschen Osten" im eigenen Land geschrieben: jenes Territorium, auf dem die Nazis Gaskammern errichteten.

Aus der Vogelschau blickt er auf sein Leben, das Gewirr aus Wegen und Routen, in dem ein Kindertraum von China sich mit dem Glücksgefühl in der Wüste Gobi kreuzt. Osten - so könnte eine Quintessenz des neuen Buches lauten - ist keine Himmelsrichtung, sondern die Verheißung einer Dimension jenseits der vom Grauen der Vergangenheit unterminierten europäischen Landschaften. Wie Stasiuk die Strahlkraft der Transzendenz beschwört, erinnert an die poetische Kraft der Welt hinter Dukla - nur dass diese Welt weiter geworden ist.







Weblinks:


"Der Osten" – Was ist das? - ttt - titel, thesen, temperamente ...


Video "Literarische Reportage aus dem Osten ...