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Samstag, 10. September 2022

»Der Name der Rose« von Umberto Eco





Der Name der Rose
Der Name der Rose


»Der Name der Rose«, das Buch des Philosophen und Schriftstellers ist eine Mischung aus historischem Klosterkrimi und philsosophischem Essay, das historisch-präzise das späte Mittelalter mit seinen politischen und religiösen Auseinandersetzungen widerspiegelt. Das Werk ist der Ausdruck seines Mittelalter-Bildes. Umberto Ecos Roman wurde 1980 schnell zu einem Welterfolg und verkaufte sich millionenfach.

Umberto Eco wollte 1980 mit »Der Name der Rose« den idealen postmodernen Roman schreiben und verknüpfte hierzu mittelalterliche Mystik mit moderner Philosophie, Alltagsleben in einem Kloster mit säkularisiertem Denken. Zentrales Motiv des Buchs ist das Labyrinth. Nicht nur die Bibliothek im Roman, sondern auch das Buch selbst ist ein konstantes Verzweigen und Überkreuzen, Zurückkommen und Verirren. Wie eine kleine Wikipedia ist »Der Name der Rose« mit zahllosen Anspielungen und Wissensfetzen aus allen Epochen gespickt, die Protagonisten und LeserInnen auf falsche Fährten führen können.

Vielleicht die grösste Leistung des Buchs ist jedoch, dass die Labyrinthmetapher noch weiter gezogen wird: Die Bibliothek und die darin stehenden Bücher repräsentieren schlussendlich die Welt – das ultimative, unlösbare Labyrinth. Wo Wissen im Mittelalter in Klöstern verschlossen war, ist es heute für (fast) alle überall und jederzeit zugänglich, aber die Welt in all ihren Facetten bleibt ein Rätsel, von dem immer nur Bruchteile verstanden werden können.

Es ist düsterer Ort, den der englische Franziskanermönch William von Baskerville und sein junger Adlatus Adson von Melk an einem trüben Novembermorgen anno Domini 1327 betreten. In der abgelegenen Benediktinerabtei im verschneiten norditalienischen Apenien geschehen merkwürdige Morde. Das klösterliche Leben ist in unordnung geraten.

Eigentlich soll William von Baskerville in dem Kloster an einem gelehrter Disput über die Armut Christi teilnehmen. Doch weil William von Baskerville als früherer Inquisitor für seinen Schafrfsinn berühmt ist, bittet ihn der Abt des Klosters, die Morde zu untersuchen. Der Abt des Klosters bittet den für seinen Scharfsinn bekannten William (der früher einmal Inquisitor gewesen war, aber dieses Amt nie dergelegt hatte), einen mysteriösen Todesfall aufzuklären, der sich unlängst im Kloster ereignete.

Während Williams Arbeit an diesem Fall werden innerhalb weniger Tage vier weitere Mönche ermordet. Vor William und dem jungen Novizen Adson tut sich eine merkwürdige Welt aus Fanatismus, Gelehrsamkeit, Wollust und Angst auf.

In der labyrintischen Bibliothek des Klosters ruht das gesamte Wissen der damaligen zeit - auch verbotene Schriften, wie ein verloren geglaubtes Exemplar von Aristoteles "Buch der Poetik". Das geheimnisvolle Buch wird von dem greisen und blinden Mönch Jorge von Burgos verwahrt, der das Buch für Teufelewerk hält, denn es handelt vom Lachen. "Lachen tötet die Furcht, und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben", sagt Jorge.

Am Ende verbrennt mit dem geheim gehaltenen zweiten Buch der Poetik des Aristoteles, das von der Komödie handelt, die ganze Abtei mitsamt ihrer kostbaren Bibliothek.

Am Anfang stand die Idee und aus seiner Idee „einen Mönch umzubringen" ist ein Roman geworden. Eco hat nicht einen Mönch vergiftet, sondern einen großartigen Roman geschrieben.

"Ich wollte einen Mönch vergiften", hat Umberto Eco später halb scherzhaft über seine Motivation gemeint und das sei der Ausgangspunkt für dieses Werk gewesen. Nun er hat mehrere Mönche vergiftet und eine interessante Kriminalhandlung als Hintergrund geschaffen.

Literatur:


Der Name der Rose
Der Name der Rose
von Umberto Eco


Der Name der Rose
Der Name der Rose
von Umberto Eco


Rezension:

Der Name der Rose Rezesnion
Der Name der Rose Rezension
von Joachim Weiser

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Dario Fo und sein Spott gegen die Macht

Dario Fo

Der italienische Autor und Schauspieler Dario Fo ist ein humoriger Vertreter seiner Zunft, der sich selbst sich als Clown bezeichnete. "Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, um Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst", sagte er einmal recht spöttisch.

Um klare Worte war Dario Fo nie verlegen. Und so sagte er in seiner Dankesrede, als er 1997 ziemlich überraschend den Nobelpreis für Literatur erhielt, dass er nicht zum Theater gegangen sei, um den Hamlet zu spielen, sondern um den Clown, den Hanswurst zu geben. Durch diese Haltung, zu der er sich schon in seinen Anfängen entschlossen hatte, wurde er in Italien keineswegs zum theatralisch-komischen Leichtgewicht, im Gegenteil.

Eigentlich war Dario Fo Architekt. Doch das Theater, vor allem die freie Bühne, zog ihn magisch an. Dort verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und geschwätzige Trunkenbolde. „Wir sind Flegel, und wie alle Flegel dieser Welt gefällt es uns, zu lachen und zu spotten, grotesk, vulgär und manchmal auch possenhaft zu sein“, sagt der für seine ausdrucksstarke Mimik bekannte Mailänder.

Viele Jahre war er in dem Land, in dem einst die Commedia dell’arte erfunden wurde, einer der wichtigsten und einflussreichsten Theatermacher. Er wurde vom einfachen Volk wie von den gehobenen Schichten zumindest wahrgenommen, meistens indes geliebt, oft gefürchtet. Die politische Kaste freilich, mit der er sich prinzipiell und herzlich gern anlegte, beobachtete ihn mit durchaus begründetem Argwohn.

Dario Fo war ein begnadeter Spötter, ein Arleccino in der Tradition der Commedia dell` arte. Mit seinem Sprachwitz, als Possenreißer, als Pantomine wurde Fo berühmt.

Sein Theaterspiel war ein Spiel mit der Macht. Legendär war sein Spott gegen die Macht. Fo war der Ansicht, daß jede Macht nichts mehr als das Lachen den Spott fürchte. Satire sei letztlich das schlechte Gewissen der Macht.

Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen. Dario Fo war ein italienischer Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war ein Vertreter des politischen Agitationstheaters. Sein groteskes Bühnentheater basiert auf der Commedia dell'arte des Mittelalters, dessen Methoden er neu belebte.

Fo war für seinen Sprachwitz und seinen subversiven Humor bekannt. Spott ist immer dann besonders subversiv, wenn er sich gegen die Macht richtet. Sein Stilmittel war der Humor. "Lachen ist die Freiheit", bekannte er. Dario Fo, geboren 1926 in Sangiano am Lago Maggiore, wusste aber, dass genau dieses offene, respektlose, ungenierte Lachen eine überaus wirksame Waffe gegen die Macht und die Mächtigen, gegen Repression und Ausbeutung sein kann.

Als Schriftsteller sah sich Dario Fo in der Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler, die die Macht öffentlich geißelten. Er kritisierte Politiker ebenso wie religiöse Anführer, die Waffenindustrie oder die Mafia. Immer wieder musste er sich wegen Beleidigung und der Verhöhnung Mächtiger vor Gericht verantworten.

1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Ein Clown gewann den Literaturnobelpreis.Mit dem Preis wurde Fo für sein Talent, seine politische und soziale Theaterarbeit geehrt. Da er viele Stücke gemeinsam mit seiner 2013 gestorbenen Frau Franca Rame schrieb, sprach er stets von “unserem Nobelpreis”.

Geboren am 24. März 1926 in der Gemeinde Sangiano nahe dem Lago Maggiore, wuchs Fo zwischen Fischern, Schmugglern und Geschichtenerzählern auf. Von ihnen lernte er auch das Schauspielern. Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde.

Weblinks:


Lachen über die Macht und die Mächtigen
– www.berliner-zeitung.de

Der Hanswurst, den die Mächtigen fürchten - www.ln-online.de

Samstag, 6. Juni 2020

»Kilometer 123« von Andrea Camilleri

Kilometer 123


»Kilometer 123« ist ein am 20. April 2020 auf deutsch erschienener Kriminalroman von Andrea Camilleri. Wenige Wochen vor seinem Tod im Sommer 2019 beendete Andrea Camilleri seinen letzten Krimi. Und noch einmal wusste der Meister der Spannung zu überraschen. Mit großem Tempo jagt er durch eine kriminelle Liebesgeschichte und läßt dabei in tiefe Abgründe blicken.

Wahrlich kein romantischer Ort am Kilometer 123, denn dort liegt ein Wrack im Straßengraben, darin befindet sich ein Mann, der schwer verletzt ist. Und doch hat die Szenerie etwas Romantisches. Denn der Mann, Giulio, hat gerade eine SMS von seiner geliebten Ester bekommen. Doch er kann sie nicht mehr lesen. Er liegt im Krankenhaus, wo sich Pfleger rührend um ihn kümmern. Besonders Giacomo. Er ist ein Engel. Ein Liebesengel. Ein Liebesengel, der Nachrichten übermittelt. Nachrichten von Ester an Giulio. Nachrichten von Giulio an Ester. Giulio bezahlt ihn aber auch gut dafür. Das hat seine Gründe. Denn Giuditta, Giulios Ehefrau, darf nichts von der Affäre wissen.

Tut sie aber. Denn sie hat inzwischen das Telefonino ihres Gatten in die Hände bekommen. Und sie sinnt auf Rache! Und wie! Wer sie betrügt, muss zahlen. Und wie! Sie zeigt ihn an. Als Bauunternehmer weiß er, wie man vertuscht, betrügt und so manche Regel umgeht. Die Finanzpolizei ist hocherfreut über die tatkräftige Unterstützung. Die Beweggründe sind den Ermittlern egal. Noch!

Die Anzeige bringt eine Lawine ins Rollen, die niemand aufzuhalten in der Lage ist. Ester ist verzweifelt. Sie kann ihren Giulio nicht besuchen. Nicht einmal in das gemeinsame Liebesnest kann sie sich flüchten. Denn ihr Gatte Stefano scheint sie in Verdacht zu haben, dass sie ihm nicht immer treu ist.

Einzig Maria scheint in diesen schweren Zeiten ihr beistehen zu können. Die beste Freundin, die vor einiger Zeit mit ihrem Mann Rom verließ, um in Mailand noch einmal neu anzufangen, ist momentan die glücklichste Frau der Welt. Der Neuanfang steht unter einem - oder besser: mehreren – guten Stern. Gern ist sie die gute Zuhörerin und verständnisvolle Freundin. Doch auch ihr spielt das Schicksal einen Streich. Francesco, ihr Gatte kommt bei einem Unfall ums Leben. Nun ist Ester die Freundin in der Not, die ein offenes Ohr hat.

Währenddessen laufen die Ermittlungen gegen den Bauunternehmer Giulio auf Hochtouren. Als er sich in die Schweiz absetzen will, wird er verhaftet. Kontaktaufnahme mit ihm, ist für Ester ein für allemal unmöglich. Es zerreißt ihr das Herz. Nicht zum letzten Mal! Denn Ispettore Bongioanni weiß mehr als den Turteltäubchen lieb ist. Er weiß zum Beispiel, dass Giulio nicht nur seiner Frau Giuditta, sondern auch seiner Geliebten Ester untreu war. Gianna heißt die gute Frau und sieht ihre Affäre erstaunlich nüchtern. Anders als Giuditta… Ein weiterer Unfall macht den Kilometer 123 an der Via Aurelia zu einem traurigen Ort, der seine Romantik, hat er sie je besessen, nun vollends verloren hat

Andrea Camilleri lässt in Gesprächen, Briefen, Notizen, SMS, Mails, Telefonaten die Quadratur des Kreises auferstehen. Wer mit wem? Das Warum steht außer Frage. Motive hagelt es en masse. Möglichkeiten zum Mord, Mordversuch, gibt es zahlreich. Den Mut so etwas durchzuziehen, hat jedoch nur eine Person! Die fast schon als nüchtern zu bezeichnende Aufzeichnung der Fakten, verbunden mit der ihm eigenen Art die Spielarten der Liebe so nuancenreich darzustellen, machen »Kilometer 123«
von Andrea Camilleri zu einem Leseerlebnis für Liebende, Betrogene sowie für außenstehende Leser. Hier – und nur hier – darf der Gaffer ganz er selbst sein.

Literatur:»Kilometer 123«
von Andrea Camilleri

Kilometer 123 von Andrea Camilleri

Mittwoch, 17. Juli 2019

Andrea Camilleri gestorben


Andrea Camilleri ist tot. Der 93-Jährige starb am Mittwoch im Krankenhaus in Rom. Andrea Camilleri war ein erfolgreicher Drehbuchautor, Theater- und Fernsehregisseur und Schriftsteller und einer der meistgelesenen Autoren Italiens.

1942 begann der in Agrigent aufgewachsene Camilleri für Theater und Rundfunk als Regisseur zu arbeiten. Er machte sich damit verdient, Werke von August Strindberg, Samuel Beckett, Eugène Ionesco und T. S. Eliot in Italien einzuführen.

Bekannt geworden ist Andrea Camilleri, durch seine Bestsellerkrimis um den Commissario Montalbano. Er hat mehr als 100 Bücher geschrieben, schaffte aber erst mit fast 70 Jahren mit seinen "Montalbano"-Krimis den Durchbruch. Die Bücher wurden 1994 zuerst in Italien veröffentlicht und dann in 30 Sprachen übersetzt.

In seine Romanen ging es immer wieder um Korruption und Kriminalität. Doch sein Werk hat noch eine ganze Reihe anderer Facetten. In vielen weiteren Romanen und Erzählungen beeindruckt er seine Leser, erscheinen sie nun in historischem oder kriminalistischem Gewand.


Außerdem hat Camilleri Gedichte und Essays verfasst sowie als Regisseur und Universitätsdozent gearbeitet. Fast immer präsent ist dabei ein verbindendes Element: Camilleris Heimat Sizilien. Auch wenn er in Rom gelebt hat, ist der dreifache Vater seinen sizilianischen Wurzeln immer treu geblieben und holt sich die Inspiration für seine Werke immer wieder auch bei Spaziergängen durch seinen Geburtsort und Zweitwohnsitz Porto Empedocle.

Mit seiner Romanfigur Commsissrio Montalbano begeisterte er Millionen Leser weltweit. Der Commissario hat ihn ihn unsterblich gemacht. Italien ist um den Schöpfer des Commissario Montalbano ärmer geworden.

Andrea Camilleri wurde am 6. September 1925 in Porto Empedocle auf Sizilien geboren.

Weblink:

Andrea Camilleri gestorben - Erfinder des Commissario Mmontalban - www.nzz.ch/feuilleton

Literatur:

Mein Ein und Alles
Mein Ein und Alles
von Andrea Camilleri


Samstag, 11. Mai 2019

»Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben« von Elena Ferrante

Elena Ferrante

Elena Ferrante ist die große Unbekannte der Gegenwartsliteratur. In Neapel geboren, hat sie sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Niemand kennt ihr Gesicht, nur die Stimmen ihre Helden sprechen uns an. Immer wieder versuchten Journalisten, das Geheimnis der anonymen Autorin zu enthüllen.

Ihre Neapel-Bücher sind weltweit Bestseller, doch die Identität der Erfolgsautorin konnte bislang geheim bleiben. Die streng gehütete Identität der italienischen Erfolgschriftstellerin Elena Ferrante ("Meine geniale Freundin") ist bislang noch immer nicht geklärt. Jetzt lüftet die Autorin selbst den Schleier - zumindest etwas.

»Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben« von Elena Ferrante

Die Autorin beherrscht die Kunst, sich zu enthüllen, ohne dabei ihre Identität preiszugeben. In ihrem neuen Buch schildert sie ihr Leben und gibt darin ein Stück weit auch etwas von dem Geheimnis preis, welches die anonyme Autorin wie einen Schleier umgibt. Es ist ihr geschriebenes Leben, denn Elena Ferrante hatte betont, daß in ihrem Leben nichts als Schreiben zähle.

»Frantumaglia« - es ist Elena Ferrantes Mutter, eine Schneiderin, die ihrer Tochter dieses seltsame Wort hinterlässt – es stammt aus dem neapolitanischen Dialekt, aus der Welt der verknoteten Fäden und der aufgetrennten Nähte, ein Sinnbild für Unaussprechliches, Verwirrendes. Und ein Sinnbild eben auch für die Empfindungen und Ideen, die Elena Ferrantes Leben prägen – und über die sie sich hier Klarheit verschafft.

Das Buch gibt in seinen Details ein wenig Aufschluß über ihr Leben, ohne jedoch das Geheimnis ihrer Person preiszugeben. Die Weltautorin erzählt von ihrer neapolitanischen Herkunft, von ihrer Kindheit als ein unerschöpfliches Archiv aus Erinnerungen, Eindrücken, Fantasien, sie erläutert ihr Verhältnis zur Psychologie und zu Frauenfragen, sie diskutiert ihre Haltung zur Öffentlichkeit und spricht über heutige Bedenken und Begeisterungen.

Briefe, Aufsätze und Interviews aus über fünfundzwanzig Jahren verflechten sich zu dem lebhaften Selbstporträt einer außergewöhnlichen Autorin. Elena Ferrante beantwortet in den Frantumaglia die wichtigsten der Fragen ihrer Leserinnen und Leser, sie zeigt sich so offen wie nie zuvor – und bleibt dennoch auch weiterhin faszinierend fremd.


Vielleicht hat die Autorn ja etwas von dieser Frantumaglia verspürt, als sie dieses Buch geschrieben hat. -
Abschließend noch eine Anmerkung zu dem geheimnisvollen Schleier: Elena Ferrante hatte bereits erklärt, daß sie im Fallle der Enthüllung ihrer Identität kein Buch mehr schreiben wolle.


Weblinks:

Inkognito von Autorin Elena Ferrante gelüftet? - www.dw.com

Gespräch mit Iris Radisch über Elena Ferrante - Youtube - www.youtube.com

Literatur:

»Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben« von Elena Ferrante

»Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante
Meine geniale Freundin: Band 1 der Neapolitanischen Saga (Kindheit und frühe Jugend)
von Elena Ferrante

Donnerstag, 1. März 2018

Gabriele D’Annunzio 80. Todestag

 Gabriele D’Annunzio

Gabriele D’Annunzio starb vor 80 Jahren am 1. März 1938 in Gardone Riviera. war ein italienischer Schriftsteller und Dichter des Fin de Siècle und spätromantischer Vertreter des Symbolismus.

Er gilt als ein Ideengeber für den italienischen Faschismus und als einer der Mentoren Benito Mussolinis, ohne allerdings jemals bekennender Faschist oder Mitglied der Faschistischen Partei gewesen zu sein.

Zu seinen bekanntesen Werken gehören die Romane »Das Feuer«, »Der Unschuldige« und »Das Opfer«.

VGabriele D’Annunzio ist neben Walter Pater, John Ruskin, Oscar Wilde, Aubrey Beardsley, Frederic Lord Leighton, Stéphane Mallarmé und Stefan George ein Vertreter des Ästhetizismus, einer Zeitepoche der Literatur, die von 1890 bis 1920 andauerte und die im Schönen (dem Ästhetischen) den höchsten Wert sieht.

1924 wurde D’Annunzio geadelt und erhielt den Titel "Principe di Montenevoso". Nach dem Schriftsteller und Dichter ist die Universität Chieti-Pescara benannt.


D’Annunzio starb am 1. März 1938 in seiner Villa bei Gardone Riviera, die bereits vorher durch die Regierung zur nationalen Gedenkstätte erklärt worden war. Bestattet wurde D’Annunzio in einer repräsentativ ausgebauten Grabstätte aus weißem Marmor auf dem Gelände seiner Villa.

Gabriele D’Annunzio wurde am 12. März 1863 in Pescara geboren.


Literatur:

Das Feuer
Das Feuer
von Gabriele D'Annunzio

Der Unschuldige
Der Unschuldige
von Gabriele D'Annunzio

Das Opfer
Das Opfer
von Gabriele D'Annunzio


Mittwoch, 1. Februar 2017

»Die Geschichte eines neuen Namens« von Elena Ferrante

Die Geschichte eines neuen Namens
Die Geschichte eines neuen Namens

»Die Geschichte eines neuen Namens« von Elena Ferrante ist die Fortsetzung des Erfolgsromans »Meines geniale Freundin«. Mit »Die Geschichte eines neuen Namens«, dem zweiten Teil des literarischen Welterfolgs setzt Elena Ferrante den Zyklus der »Genialen Freundin« fort. Ende August war der erste Band der Neapolitanischen Saga »Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante über die Kindheit und frühe Jugend erschienen.

Die unterschiedlichen Lebenswege der ehemals besten Freundinnen im Neapel Mitte des letzten Jahrhunderts laufen eine Weile parallel nebeneinander her, trennen sich, treffen aber immer wieder zusammen. Aus den jungen Mädchen sind nun Teenager geworden. Und das Leben beginnt, nun seine Weichen zu stellen. Welches der Mädchen kann mit seiner Entscheidung den erhofften Ausbruch aus der Armut erreichen?

Lila und Elena sind sechzehn Jahre alt, und sie sind verzweifelt. Lila hat noch am Tage ihrer Hochzeit erfahren, dass ihr Mann sie hintergeht – er macht Geschäfte mit den allseits verhassten Solara-Brüdern, den lokalen Camorristi. Für Lila, arm geboren und durch die Ehe schlagartig zu Geld und Ansehen gekommen, brechen leidvolle Zeiten an. Elena hingegen verliebt sich Hals über Kopf in einen jungen Studenten, doch der scheint nur mit ihren Gefühlen zu spielen.

Sie ist eine regelrechte Vorzeigeschülerin geworden, muss aber feststellen, dass das, was sie sich mühsam erarbeitet hat, in ihrer neapolitanischen Welt kaum etwas gilt. Trotz all dieser Widrigkeiten beharren Lila und Elena immer weiter darauf, ihr Leben selbst zu bestimmen, auch wenn der Preis, den sie dafür zahlen müssen, bisweilen brutal ist. Woran die beiden jungen Frauen sich festhalten, ist ihre Freundschaft.

Die Geschichte eines neuen Namens


Hinter den beiden Freundinnen liegt die gemeinsam verbrachte Jugend. Sie und ihre Freundin Lenú, die sich bereits als kleine Mädchen fest vorgenommen haben, dem Elend des Armenviertels Rione zu entfliehen, gehen unterschiedliche Wege, um ihr Ziel zu erreichen. Lila erhofft sich eine bessere Zukunft, indem sie ganz traditionell den aufstrebenden jungen Lebensmittelhändler Stefano heiratet.

Die erst 16-jährige Lila Cerullo - nun Signora Carracci - erlebt die Auswirkungen ihrer früh eingegangenen Ehe. Die weniger selbstbewusste Lenú will sich durch Fleiß und gute Noten in Schule und Studium hoch arbeiten - durchaus nicht selbstverständlich für ein Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen.


In schlichter, einprägsamer Sprache, aber sehr eindrucksvoll in farbig, teils drastisch beschriebenen Episoden lässt Ferrante in der Fantasie des Lesers eine Zeit wiedererstehen, in der das Leben von Mädchen und Frauen noch sehr eingeschränkt und vom Willen der Väter und Ehemänner dominiert war, ihre Rolle festgelegt auf die der zukünftigen Ehefrau und Mutter, dem (Ehe-)Mann untergeben.

Die Autorin erschafft lebendige, authentische Charaktere, in die sich der Leser leicht einfühlen kann, und erzählt packend von den Schwierigkeiten, mit denen sich Lila und auch Lenú auseinandersetzen müssen, weil sich beide auf ihre Weise über gesellschaftliche Tabus hinwegsetzen. Eindrücklich und ohne zu beschönigen schildert sie eine Zeit wirtschaftlicher und sozialer Probleme, mafiöse Gesellschaftsstrukturen und den Aufstieg der Camorra, mit denen die Schicksale der Freundinnen verflochten sind.

Weblink:

"Die Geschichte eines neuen Namens": Elena Ferrantes sehnsüchtig erwarteter Fortsetzungsroman ist da - www.dw.com

Literatur:

Die Geschichte eines neuen Namens
Die Geschichte eines neuen Namens da
von Elena Ferrante

»Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante
Meine geniale Freundin: Band 1 der Neapolitanischen Saga (Kindheit und frühe Jugend)
von Elena Ferrante



Blog-Artikel:

Meine geniale Freundin von Elena Ferrante

Inkognito der Autorin Elena Ferrante gelüftet

Freitag, 14. Oktober 2016

Schriftsteller und Theatermacher Dario Fo gestorben

Dario Fo

Der italienische Autor und Schauspieler Dario Fo ist im Alter von 90 Jahren in Mailand gestorben. 1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Mit dem Preis wurde Fo für sein Talent, seine politische und soziale Theaterarbeit geehrt. Da er viele Stücke gemeinsam mit seiner 2013 gestorbenen Frau Franca Rame schrieb, sprach er stets von “unserem Nobelpreis”.

Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen. Dario Fo war ein italienischer Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war ein Vertreter des politischen Agitationstheaters. Sein groteskes Bühnentheater basiert auf der Commedia dell'arte des Mittelalters, dessen Methoden er neu belebte.

Fo war für seinen Sprachwitz und seinen subversiven Humor bekannt. Sein Stilmittel war der Humor. "Lachen ist die Freiheit", bekannte er. Als Schriftsteller sah sich Dario Fo in der Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler, die die Macht öffentlich geißelten. Er kritisierte Politiker ebenso wie religiöse Anführer, die Waffenindustrie oder die Mafia. Immer wieder musste er sich wegen Beleidigung und der Verhöhnung Mächtiger vor Gericht verantworten.

"Italien verliert einen großen Vertreter des kulturellen Lebens."

Matteo Renzi 
Italiens Regierungschef

Italiens Regierungschef Matteo Renzi, selbst häufig Ziel von Fos satirischem Witz, sagte, Italien verliere einen großen Vertreter des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Sein Werk sei die Hinterlassenschaft eines großen Italieners an die Welt.

Fo war bis zuletzt politisch und gesellschaftlich engagiert. In den vergangenen Jahren gehörte er zu den prominentesten Unterstützern des Komikers Beppe Grillos, des Gründers der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung.


Dario_Fo

Er sah sich selbst als Clown. Jeder Clown wird zu einem ein Gaukler. Mit seiner enormen Schaffenskraft und Vielseitigkeit, aber auch mit seiner Wut sorgte der italienische Schriftsteller und Dramatiker Dario Fo für Aufsehen.

Durch seine grotesken Inszenierungen wurde Dario Fo zu einem Außenseiter und Ausgegrenzten im Kulturbetrieb. Der Gesellschaft hielt er in der sich heil wähnenden Welt stets den Spiegel vor.

Zuerst Architektur hatte er studiert, dann Kunst. Seit den 1950er-Jahren wurde er mit der Schauspielerin Franca Rahme, seiner Lebenspartnerin, zum kongenialen Paar. Ihre Inszenierungen am Piccolo Teatro in Mailand waren Skandale, Aufreger. Es ging um Politisches, wie gerechte Preise, um offene Beziehungen, um Heilige. Es gab nicht wenige, die das gesellschaftszersetzend fanden, für sie wurde Fo eine Zeit lang zu einer Art Staatsfeind.

"Irgendwann haben sie uns mit mehr Härte blockiert. Sie haben versucht, uns Bomben vor das Theater zu legen. Sie wollten uns abfackeln, gegen mich gab es rund 40 Prozesse, einen nach dem anderen. Auch gegen Franca. Und dann gab es die Gewalt gegen sie. Wir haben schreckliche Gewalt ertragen. Aber wir haben uns immer wieder erholt", so Fo.

Geboren am 24. März 1926 in der Gemeinde Sangiano nahe dem Lago Maggiore, wuchs Fo zwischen Fischern, Schmugglern und Geschichtenerzählern auf. Von ihnen lernte er das Schauspielern. Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde.

Weblinks:

Literaturnobelpreisträger Dario Fo ist tot: Künstler, Kritiker, Clown ... - www.tagesschau.de/ausland

Autor Dario Fo ist tot: Der Störenfried - Kultur - Stuttgarter Nachrichten - www.stuttgarter-nachrichten.de

A Brief Biography of Dario Fo - blog.bookstellyouwhy.com


Lachen über die Macht und die Mächtigen
– www.berliner-zeitung.de

Sonntag, 9. Oktober 2016

»Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante

»Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante
Meine geniale Freundin

Immer wieder ist Neapel Schauplatz eines dicht gewebten Netzes aus realen und fiktiven Geschichten. Ende August ist der erste Band der Neapolitanischen Saga »Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante über die Kindheit und frühe Jugend erschienen. Die Autorin Elena Ferrante hat mit dem ersten Teil eines vierbändigen Neapel-Epos ein weltweites Lesefieber ausgelöst. Die Neapel-Tetralogie »L'Amica Geniale« ist in Italien zwischen 2011 und 2014 erschienen. In deutscher Übersetzung kam der erste Band Ende August dieses Jahres auf den Markt.

Der Roman erzählt von einer innigen Beziehung zwischen zwei Frauen. Sie könnten unterschiedlicher kaum sein und sie sind doch unzertrennlich, Lila und Elena, schon als junge Mädchen waren sie beste Freundinnen. Und sie werden es ihr ganzes Leben lang bleiben, über sechs Jahrzehnte hinweg, bis die eine spurlos verschwindet und die andere auf alles Gemeinsame zurückblickt, um hinter das Rätsel dieses Verschwindens zu kommen.

Im Neapel der fünfziger Jahre wachsen sie auf, in einem armen, überbordenden, volkstümlichen Viertel, derbes Fluchen auf den Straßen, Familien, die sich seit Generationen befehden, das Silvesterfeuerwerk artet in eine Schießerei aus. Hier gehen sie in die Schule, die unangepasste, draufgängerische Schustertochter Lila und die schüchterne, beflissene Elena, Tochter eines Pförtners, beide darum wetteifernd, besser zu sein als die andere. Bis Lilas Vater seine noch junge Tochter zwingt, dauerhaft in der Schusterei mitzuarbeiten, und Elena mit dem bohrenden Verdacht zurückbleibt, eine Gelegenheit zu nutzen, die eigentlich ihrer Freundin zugestanden hätte.



Ihre Wege trennen sich, die eine geht fort und studiert und wird Schriftstellerin, die andere wird Neapel nie verlassen, und trotzdem bleiben Elena und Lila sich nahe, sie begleiten einander durch erste Liebesaffären, Ehen, die Erfahrung von Mutterschaft, durch Jahre der Arbeit und Episoden politischer Bewusstwerdung, zwei eigensinnige, unnachgiebige Frauen, die sich nicht zuletzt gegen die Zumutungen einer brutalen, von Männern beherrschten Welt behaupten müssen.




Sie bleiben einander nahe, aber es ist stets eine zwiespältige Nähe: aus Befremden und Zuneigung, aus Rivalität und Innigkeit, aus Missgunst und etwas, das größer und stiller ist als Lieben. Liegt hier das Geheimnis von Lilas Verschwinden?


Elena Ferrante hat ein literarisches Meisterwerk von unermesslicher Strahlkraft geschrieben, ein von hinreißenden Figuren bevölkertes Sittengemälde und ein zupackend aufrichtiges Epos – über die rettende und zerstörerische, die weltverändernde Kraft einer Freundschaft, die ein ganzes langes Leben währt.


Literatur:

»Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante
Meine geniale Freundin: Band 1 der Neapolitanischen Saga (Kindheit und frühe Jugend)
von Elena Ferrante


Blog-Artikel:

Die Geschichte eines neuen Names von Elena Ferrante

Inkognito der Autorin Elena Ferrante gelüftet

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Inkognito der Autorin Elena Ferrante gelüftet

Elena Ferrante

Elena Ferrante ist die große Unbekannte der Gegenwartsliteratur. In Neapel geboren, hat sie sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Niemand kennt ihr Gesicht, nur die Stimmen ihre Helden sprechen uns an. Nun traten Journalisten an die anonyme Autorin heran, die das Geheimnis der geheimnisvollen Neapolitanerin enthüllen wollen.

Ihre Neapel-Bücher sind weltweit Bestseller, doch die Identität der Erfolgsautorin konnte bislang geheim bleiben. Nun hat ein investigativer Journalist offenbar herausgefunden, wer hinter dem Pseudonym Elena Ferrante steckt. Hinter dem Pseudonym soll sich die Übersetzerin Anita Raja verbergen. Der deutsche Verlag der Autorin will das jedoch nicht bestätigen.

Die streng gehütete Identität der italienischen Erfolgschriftstellerin Elena Ferrante ("Meine geniale Freundin") ist laut einem Zeitungsbericht angeblich geklärt. Der italienische Enthüllungsjournalist Claudio Gatti schreibt in der Sonntagsbeilage der Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 ore", hinter dem Pseudonym verberge sich die Übersetzerin Anita Raja.


Gatti folgte demnach der "Spur des Geldes". Raja arbeite als freie Übersetzerin für den italienischen Verlag "Edizioni e/o", in dem Ferrantes Werke erscheinen. Seit dem Riesenerfolg der englischen Ausgabe der Tetralogie hätten sich die Zahlungen an Raja vervielfacht, was mit der Tätigkeit als Übersetzerin nicht zu erklären sei.

Der Verlag war am Sonntag nicht zu erreichen. Ferrantes deutscher Verlag Suhrkamp nahm zurückhaltend Stellung. "Da unsere Autorin Elena Ferrante es vorzieht, ihre Anonymität zu wahren, werden auch wir uns zu Fragen, die ihre Identität betreffen, nicht äußern", sagte Sprecherin Tanja Postpischil. Die Neapel-Tetralogie "L'Amica Geniale" ist in Italien zwischen 2011 und 2014 erschienen. In deutscher Übersetzung kam der erste Band Ende August dieses Jahres auf den Markt.

Elena Ferrante hatte jedoch schon vorher erklärt, daß sie im Fallle der Enthüllung ihrer Identität kein Buch mehr schreiben wolle.



Weblinks:

Inkognito von Autorin Elena Ferrante gelüftet? - www.dw.com

Gespräch mit Iris Radisch über Elena Ferrante - Youtube - www.youtube.com

Literatur:

»Meine geniale Freundin« von Elena Ferrante
Meine geniale Freundin: Band 1 der Neapolitanischen Saga (Kindheit und frühe Jugend)
von Elena Ferrante

Samstag, 6. August 2016

»Christus kam nur bis Eboli« von Carlo Levi

Eboli

Der Arzt, Künstler und Politiker Carlo Levi wurde 1935 von Mussolinis Faschisten nach Lukanien in ein Bergdorf verbannt. Der Städter und Intellektuelle trifft dort auf eine Umgebung, in der das sonstige Treiben der Welt kaum eine Rolle spielt, weil die bäuerlichen Menschen in ihrer abgrundtiefen Armut versunken, mit dem puren Überleben gegen Hunger und Malaria bechäftigt sind.

In seinem Erfahrungsbericht erzählt Carlo Levi in locker aneinander gereihten Szenen von seinen Erfahrungen in der bäuerlichen und rückständigen Welt Lukaniens, einer vergessenen Welt im Süden Italiens, die er während seines Exils kennen gelernt hat. Das Buch kam 1945 heraus und wurde ein Bestseller.

Es lenkte den Blick auf die Region, die schnell als “Armenhaus Europas” bekannt wurde. Per Gesetz wurde die Bevölkerung ab 1956 in neu gebaute Viertel umgesiedelt, Arbeitsprogramme gaben eine Perspektive. Die letzten Sassi wurden erst Anfang der 60er Jahre aufgegeben. 25 Jahre später erging ein Gesetz zur Erhaltung und Renovierung der Sassi.

1935 wurde der 31-jährige Levi wegen seines Protestes gegen den Abessinien-Krieg von den faschistischen Machthabern in ein Dorf in der Basilicata (damals Lukanien) verbannt. In Gagliano (aus Gründen der Diskretion taufte Levi den Ort in seinem Werk in Aliano um) empfand sich der elegante Norditaliener zunächst als Fremdkörper, bis es ihm gelang, die Sympathie der Bauern zu gewinnen.

Der Titel des Romans bezieht sich auf ein Sprichwort, mit dem die Bauern ihre eigene Rückständigkeit begründen: »Christus kam nur bis Eboli.« Es besagt, dass Gott es nicht mehr bis in die Berge der Basilicata, nach Aliano geschafft hat. Deshalb sind in dieser Region Zeit und Sitten auf einem heidnischen Niveau stehen geblieben. Trotz unsäglichen Elends, trotz Armut und der Malaria behaupten sich die Bewohner in einem mühseligen, vom Wechsel der Jahreszeiten rhythmisierten Überlebenskampf und beziehen aus dieser Existenzweise ihren eigenen Stolz.

Christus kam nur bis Eboli
»Christus kam nur bis Eboli


Levi beschreibt die vielfältigen Verflechtungen der dort lebenden Menschen. Dabei ist er nicht nur außenstehender Beobachter, sondern er nimmt Anteil an ihren Sorgen. Er behandelt sie als Arzt, obwohl er vorher noch nie praktizierte, und wird selbst einer der ihren. Angesprochen wird die Armut der Bauern und ihre Ausbeutung durch die von den Großgrundbesitzern beauftragten Steuereinnehmer, die enge Verbundenheit der Menschen zu Tieren und Geisterwesen. Er berichtet von der allgegenwärtigen Malaria und der Nachlässigkeit in deren Bekämpfung von seiten der Behörden. All diese Themen behandelt er mit Engagement und seine eigenen Ideen und Empfindungen sind dabei stets erkennbar.

Der Kargheit der Landschaft, der unfruchtbare Lehmboden findet Ausdruck in der resignativen Haltung der Bauern und ihrer Schicksalsergebenheit. Ihre Aufstände sind kurz, heftig und unorganisiert und damit zum Scheitern verurteilt. Lukanien ist ein von der Zivilisation unberührtes Land mit einer eigenen archaischen Kultur und einem tief eingewurzelten Misstrauen allem Staatlichem gegenüber.

Eindrucksvoll schildert Levi das Überleben heidnischer und naturmagischer Praktiken unter dem Deckmantel der christlichen Liturgie und das gelegentliche Aufflammen politischer Aufsässigkeit am Beispiel der Bauern, die Geldeintreiber erschlagen und sich den Briganten in den unzugänglichen Bergnestern der Basilicata anschließen, weil sie ihre drückenden Abgaben nicht leisten können. Die Versuche der Regierung, sich der politischen Zustimmung der Einwohner zu versichern, scheitern am fundamentalen Misstrauen der Bauern gegen jede Art von Obrigkeit, die sie immer nur als Unterdrückung erfahren haben.


Wegen des sachlichen Tonfalls seines Romans, der dem Elementaren und Schlichten des Lebens im Mezzogiorno entspricht, wurde der Roman zu einem herausragenden Dokument des Neorealismus (Stichwort R S. 681). Er ist eine der bewegendsten Schilderungen des Lebens im Süden, der in der italienischen Literatur eine Art nostalgische Berufung auf das von den Entfremdungserscheinungen der Moderne unbeschädigte Leben des Südens einleitete, obwohl Levis Beschreibung die Verhältnisse nicht beschönigte, sondern eher geeignet ist, sich der italophilen Verklärung Süditaliens zu widersetzen.

Das Buch ist 1945 erschienen und wurde ein Bestseller. Es lenkte den Blick auf die Region, die schnell als “Armenhaus Europas” bekannt wurde. - Eine Verfilmung von Francesco Rosi (1978) trug wesentlich zur Popularität des Buches bei.


Literatur:

Christus kam nur bis Eboli
»Christus kam nur bis Eboli
von Carlo Levi


Weblinks:

Das Reisetagebuch (2): Christus kam nur bis Eboli - Silencers Blog - http://silencer137.com

Mittwoch, 2. März 2016

»Der Name der Rose« von Umberto Eco


Der Name der RoseDer Name der Rose

Umberto Eco wollte 1980 mit »Der Name der Rose« den idealen postmodernen Roman schreiben und verknüpfte hierzu mittelalterliche Mystik mit moderner Philosophie, Alltagsleben in einem Kloster mit säkularisiertem Denken. Zentrales Motiv des Buchs ist das Labyrinth. Nicht nur die Bibliothek im Roman, sondern auch das Buch selbst ist ein konstantes Verzweigen und Überkreuzen, Zurückkommen und Verirren. Wie eine kleine Wikipedia ist »Der Name der Rose« mit zahllosen Anspielungen und Wissensfetzen aus allen Epochen gespickt, die Protagonisten und LeserInnen auf falsche Fährten führen können.

Der Roman »Der Name der Rose« machte ihn 1980 weltberühmt. Jorge Luis Borges fantastische Erzählung »La biblioteca de Babel«, die sich durch Intertextualität auszeichnet und als Parabel der europäischen Diktaturen der 30/40er Jahre und in Argentinien unter Perón gelesen werden kann, inspirierte Umberto Eco, den Roman »Der Name der Rose« zu schreiben. Der Arbeitstitel lautete erst, wie Eco schreibt, »Die Abtei des Verbrechens« und danach, nach der Hauptfigur, »Adson von Melk«. Der Semiotiker, der mit den Zeichen der Zeit nicht einverstanden war, verlegt die Handlung des historischen Romans ins Mittelalter.In seinem Roman erweist sich Umberto Eco als Chronist mittelalterlicher Zustände.

Eco begann im März 1978 zuerst ohne klare Vorstellung der Handlung. Der Grundgedanke war „einen Mönch zu vergiften“. Eines der vergnüglichsten Ergebnisse dieser Lust an der Praxis war der Roman »Der Name der Rose«. Eco war fast 50 Jahre alt, als er ihn schrieb. Es war ein kalkulierter Erfolg, wenn man denn solch einen Erfolg kalkulieren kann: Eco hatte als Mediävist das Wissen, eine so pittoreske wie überzeugende Kulisse zu schaffen. Er kannte seine Erzähltheorien. War in der Philosophie der Antike zuhause. Und wusste als Semiotiker genau, wo er wie welche Fährten legen konnte und wie weit ihm die Leser folgen würden. Raffiniert baute er rund um einen theologischen Diskurs einen Krimi: William von Baskerville und sein Adlatus Adson von Melk erinnern an Sherlock Holmes und seinen John Watson.
Zweit-Karriere als Romancier.

»Der Name der Rose« hatte außerdem ein Thema, das heute noch brisanter ist als damals: die Verdammung des Vergnügens durch die Religion. Der fundamentalistische Bibliothekar der Benediktinerabtei hält nämlich einen Text von Aristoteles über die Komödie versteckt. Warum? Weil er Humor für gefährlich hält. Für gotteslästerlich. Weil das Lachen den gläubigen Menschen auf den falschen Weg führe: „Komödien wurden geschrieben, um die Leute zum Lachen zu bringen, und das war schlecht“, sagt er. „Unser Herr Jesus hat weder Komödien noch Fabeln erzählt, ausschließlich klare Gleichungen, die uns allegorisch lehren, wie wir ins Paradies gelangen, und so soll es bleiben.“

Der Roman wurde zum Welterfolg und mit Sean Connery und Helmut Qualtinger verfilmt. Spätere Werke konnten in Präzision und Konsistenz an den Erstling nicht anschließen. Doch »Das Foucaultsche Pendel» (1988), »Baudolino«» (2000) und »Der Friedhof von Prag« (2010) fanden in jedem Fall ihr Publikum.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:


Der Name der RoseDer Name der Rose
von Umberto Eco

http://diepresse.com/home/kultur/literatur/4930080/Nachruf-Umberto-Eco_So-gelehrt-Und-so-vergnuglich-?_vl_backlink=/home/kultur/literatur/index.do Nachruf Umberto Eco: So gelehrt! Und so vergnüglich!

Samstag, 20. Februar 2016

Schriftsteller Umberto Eco gestorben

Umberto Eco

Der italienische Schriftsteller Umberto Eco im Alter von 84 Jahren friedlich in seiner privaten Bibliothek gestorben. Sein erster Roman "Der Name der Rose" machte ihn 1980 weltberühmt. Er galt als einer der großen Autoren der zeitgenössischen Weltliteratur. Seine Romane sind voller Geistesblitze und kulturhistorischer Dichte.

Umberto Eco ist ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler - ein Univeralgelehrter und wohl der bekannteste zeitgenössische Semiotiker. Seiner Herkunft nach Philosoph, wurde Umberto Eco als Romanautor und kosmopolitischer Essayist zu einer intellektuellen Legende. Umberto Eco war vor allem als Autor bekannt. Der Italiener machte sich aber auch als Philosoph und Sprachwissenschaftler einen Namen.

Er war zunächst Journalist bevor er sich der Sprachwissenschaft zuwandte und danach Semiotiker wurde. Erst auf Umwegen wurde er zum Schriftsteller und veröffentlichte erst im Alter von 50 Jahren seinen ersten Roman.

Umberto Eco wurde 1932 in der Stadt Alessandria in Piemont als Sohn eines Buchhalters geboren. Gegen den Willen des Vaters, der den Sohn gerne als Rechtsanwalt gesehen hätte, studierte er an der Universität Turin Philosophie und Literaturgeschichte. Nach seiner Promotion arbeitete er für das italienische Fernsehen, für Zeitungen und Zeitschriften.

Parallel zu seiner Arbeit als Herausgeber beim Verlag Bompiani war er Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation in Turin, Florenz und Mailand. 1971 erhielt er die weltweit erste Professur für Semiotik in Mailand. Seine "Einführung in die Semiotik" von 1968 gilt bis heute als Standardwerk. Nach zahlreichen Gastprofessuren und mehr als 30 Ehrendoktortiteln, beendete er im Jahr 2007 seine Lehrtätigkeit und widmete sich seither dem Schreiben.

Nach seinem Roman "Der Name der Rose" (1980) feierte er mit weiteren Veröffentlichungen internationale Erfolge: "Das Foucaultsche Pendel" (1988), "Die Insel des vorigen Tages" (1994) und "Baudolino" (2000) wurden internationale Bestseller. 2011 erschien die deutsche Ausgabe seines Romans "Der Friedhof in Prag"

Umberto Eco befasste sich zunächst vor allem mit der Philosophie des Mittelalters und mit der modernen Ästhetik. 1954 promovierte er an der Universität Turin über Thomas von Aquin. Nach seiner Promotion arbeitete er für das italienische Fernsehen, für Zeitungen und Zeitschriften. Parallel zu seiner Arbeit als Herausgeber beim Verlag Bompiani war er Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation in Turin, Florenz und Mailand.

Umberto Eco



Der Universalgelehrte Eco hatte schon immer ein Faible für das Mittelalter, das dann später auch in seine Schriftstellerei Eingang finden sollte. Durch seine mittelalterlichen Romane, allen voran »Der Name der Rose«, wurde er weltberühmt. Das Mittelalter bildet zumeist den Hintergrund seiner gut recherchierten Geschichten.


Der Name der Rose


"Der Name der Rose"
von Umberto Eco

dtv-Verlag,
Taschenbuch, 1. April 1986,
9,90 EUR.
ISBN-13: 978-3423105514

Mit seinem 1980 (deutsch: 1982) erschienenen ersten Roman »Der Name der Rose« erregte Eco weltweites und seinerzeit völlig überraschendes Aufsehen als Romancier. Auch sein 1988 erschienener Roman »Das Foucaultsche Pendel« sowie die drei folgenden Roamne wurden in alle Weltsprachen übersetzt.

Erst sein spätes Romanwerk »Der Name der Rose« hat ihn als Schriftsteller berühmt gemacht. Der Roman ist eine Kombination aus intelligentem, glänzend recherchiertem Historienthriller und spannender Verarbeitung der postmodernen Erzähl- und Interpretationstheorie, wie sie der Autor selbst in mehreren Abhandlungen dargestellt hatte, fachte zugleich die Mittelalter-Begeisterung der 1980er Jahre und ein überwältigendes Interesse für die neuere italienische Literatur an.

Die Lektüre seiner Bücher war jedes Mal eine geniale Mischung aus Spannung, geschichtlicher Erfahrung, philosophischer Erkenntnis und Schmunzeln.

Umberto Eco wurde am 5. Januar wird der 1932 in der Stadt Allessandria im Piemont geboren.

 Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers.  In Zeiten des abnehmenden LichtsDie Nacht der Erinnerungen Der Friedhof von Prag Der Traum des Kelten

Weblinks:

Schriftsteller Umberto Eco im Alter von 84 Jahren gestorben - www.tagesschau.de

Umberto Eco ist gestorben - 3sat.de/kulturzeit - www.kulturzeit.de

Umberto Eco: "Sein Tod ist riesiger Verlust für Kultur" - die Presse - diepresse.com

Umberto Eco zum 80. Geburtstag - Kulturzeit - www.kulturzeit.de