Mittwoch, 6. April 2016

Imre Kertész: Literatur als Seelenrettung.

Imre Kertesz

Imre Kertész wurde 1929 geboren. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, dann nach Buchenwald gebracht, wo er 1945 die Befreiung des Lagers erlebte. Den wesentlichen Teil seines Lebens hat er unter dem kommunistischen Regime in Ungarn verbracht.

Kertész begann Mitte der fünfziger Jahre zu schreiben. Zugleich toleriert vom Regime und sorgsam ferngehalten von der Öffentlichkeit, veröffentlichte er in äußerst überschaubaren Auflagen und kühl aufgenommen von der offiziellen Kritik Meisterwerke wie „Roman eines Schicksallosen“ oder „Der Spurensucher“. Erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wurden seine Werke in aller Welt übersetzt und fanden internationale Anerkennung, gekrönt vom Literaturnobelpreis im Jahr 2002.


Imre Kertész erlebte das Grauen der Konzentrationslager als Jugendlicher. Diese Erlebnisse sollten sein Leben prägen und prägend für sein Werk werden. Er verarbeitete diese traumatische Erfahrung in seinen Büchern. Imre Kertész betrieb Literatur als Seelenrettung. Er schrieb gegen das Grauen des Lagers zum Trotz.

Roman eines Schicksallosen
Roman eines Schicksallosen


Er machte seine Seelenhölle des Konzentrationslagers und das erlittene Leid zu Literatur. Dem Holocaust und der Unfreiheit setzte er ein "Trotzdem" entgegen und hinterlässt ein einzigartiges, glänzendes Werk. Er schrieb, um dem "Trotzdem" des Lebens einen Sinn zu verleihen.

Wie Jorge Semprun verarbeitete er sein Lebenstrauma, den Holocaust, in seiner Literatur. 13 Jahre lang arbeitete Kertész an dem Roman, er zählt zu den eindringlichsten und schmerzlich-brutalsten Schriften über den Holocaust.

Sein autobiografisch gefärbter "Roman eines Schicksallosen" ist ein bewegender Erinnerungsroman.
Dem Leser entfaltet sich der ganze Horror der Todeslager. "Ich habe diesen Roman geschrieben, wie jemand, der sich in der Tiefe eines stockdunklen Kellers zum Ausgang hintastet", sagte Kertész über den "Roman eines Schicksallosen" einmal. Autobiografisch wollte er seine Literatur jedoch nicht verstanden wissen: "Was ich schreibe, bin ich nicht. Es ist nur eine Möglichkeit meines Ichs."

Die Menschen des Holocaust und der Unfreiheit der Gegenwart, des 21. Jahrhunderts, setzen auf Flucht um dem "Trotzdem" des Lebens einen Sinn zu verleihen. Doch finden sie eben so wenig Aufnahme, Gehör und wahre Abhilfe wie die Flüchtlinge des 20. Jahrhunderts.

Seine Bücher sind lesenswert und ein Auftrag an die Nachwelt, ganz ohne mahnenden Zeigefinger.


Weblink:

Imre Kertész: Der Retter seiner Seele - meta.tagesschau.de


Roman eines Schicksallosen
Roman eines Schicksallosen


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