Samstag, 26. Oktober 2013

»Abschiedswalzer« von Milan Kundera

Abschiedswalzer
Abschiedswalzer

»Abschiedswalzer« ist ein 1970/71 erschiener Roman von Milan Kundera. Der Roman ist ein Abgesang auf seine Zeit unter der Herrschaft des Stalinismus in der Tschechoslowakei.

In dem Roman rechnete Kundera mit dem zurückgekehrten Stalinismus ab. Ohne jede Rücksicht auf Zensur und Politik: Milan Kundera nahm kein Blatt vor den Mund. Das Buch kam in seiner Heimat nicht mehr zur Veröffentlichung. Der Autor emigrierte mit seiner Ehefrau nach Frankreich.

»Abschiedswalzer« ist auch ein zutiefst politisches Buch. Die erst knapp 10 Jahre später von Kundera in die Welt posaunte „unerträgliche Leichtigkeit des Seins" ist dem hier auftretenden Walzer-Personal bereits anzumerken. Ein rasanter Walzer rund um die ewigen Fragen: warum macht die Liebe alles nur komplizierter? Und was bedeutet wirklich Freiheit?

Schauplatz der Handlung ist ein böhmischer Kurort von angejahrtem Charme. In nur fünf Tagen versündigt sich der seelenwunde Tanzreigen an sich und anderen. Ohne jede Rücksicht auf Verluste. Gevatter Tod schwingt euphorisch den Taktstock - und die Musik spielt eisig weiter.

In Kenntnis der persönlichen Biographie Kunderas liest sich »Abschiedswalzer« auch als Metapher für politische Willkür und tatsächlich als enttäuschte Abrechnung mit den Kommunisten in seiner tschechischen Heimat. Dabei ist der Roman aber auch pfiffig, spannend und voller Ironie geschrieben.

Mitunter bleibt dem Leser das Lachen auch im Halse stecken. Der Roman »Abschiedwalzer« ist nicht unbedingt Kunderas größter Wurf. In jedem Falle aber ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Literatur:

Abschiedswalzer
Abschiedswalzer
von Milan Kundera

Freitag, 25. Oktober 2013

Was ist uns Georg Büchner heute?

Georg Büchner

Georg Büchner war ein Revolutionär mit Feder und Skalpell - ein früh Vollendeter und viel zu früh Verstorbener, der seiner Zeit voraus war. Über Büchners Leben und seinem geistigen Schaffen liegt etwas von der tiefen Tragik eines zweispältigen Menschennatur. Man kann ihn für einen verspäteten Sozialromantiker halten, der jedoch zugleich die freisinnigen Gedanken eines neuen Zeitalters der Aufklärung in streitbare Texte formte. Er war ein Getriebener, ein politischer Aktivist und ein Revolutionär, der zum Dichter wurde. Dichterisches Werk und politisches Engagement sind Spiegelbilder seiner Existenz.

In seinem kurzen Künstlerleben legte er seinen literarisch - künstlerischen Blick oft analytisch klar auf gesellschaftliche Wunden der Zeit. Sein schmales dichterisches Werk ist genauso revolutionär wie sein politisches Handeln. Eine Obrigkeit, welche die arme Landbevölkerung unterdrückte, hat Georg Büchners Denken radikalisiert. Sein Denken mündete er in seinen Werken und Handeln. Georg Büchner hat nur ein schmales, gleichwohl breit gefächertes poetisches Werk hinterlassen: das Revolutionsdrama „Dantons Tod“ die Erzählung „Lenz“, die Gesellschaftssatire „Leonce und Lena“ und die soziale Tragödie „Woyzeck“.

Jeder dieser Texte hat auch heute nichts von der Unmittelbarkeit seiner Wirkung verloren. Seine Werke zeugen von einer Radikalität des Denkens und einer analytischen Betrachtung und Durchdringung der Realität. Seine Radikalität war nicht nur auf das Politische beschränkt – Büchner war ebenso radikal in der Auswahl seiner Ausdrucksmittel und der sprachlichen Gestaltung seiner Texte.


Empfohlene Bücher von Georg Büchner:














Büchner war ein literarischer Ausnahmekönner, der in den kurzen 23 Jahren seines Lebens im frühen 19. Jahrhundert Werke von Weltrang schuf, dramatische Texte, die die Theaterwelt für immer veränderten. Büchners Art, Szenen zu montieren, historische Quellen einzuarbeiten und Figuren zugleich fein psychologisch zu zeichnen, öffnet das Theater in Richtung Moderne. Georg Büchner war im Vormärz ein »Dichter des Unzeitgemäßen« - er zählt zu den Wegbereitern der Moderne und den wichtigsten Wegbereitern des expressionistischen Dramas des frühen 20. Jahrhunderts.

Büchner war ebesno ein umtriebiger politischer Aktivist, der versuchte, die Welt radikal zu verändern. Vor allem für junge politische Aktivisten ist der Sozialrevolutionär Georg Büchner als Idol attraktiv. In der Zeit des Vormärz geschrieben, wurden Büchners Texte bereits in der Revolution von 1848 in ihrem aufrührerischen Geist erkannt und genutzt, in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Büchners Ideen von radikalen Sozialdemokraten aufgegriffen und 1968 von revolutionären Studenten zitiert.

Weblinks:

Revolutionär und Dichter - Georg Büchner - www.dw.de

Georg Büchner-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

200 Jahre Georg Büchner: Du bist ein starkes Echo - www.zeit.de

Junges Deutschland und Vormärz (1825-1848) - ZEIT-Blog - blog.zeit.de

Dienstag, 22. Oktober 2013

»Völkerschlachtdenkmal« von Erich Loest anlässlich des Jubiläums "200 Jahre Völkerschlacht"

Erich Loest

Der historische Roman »Völkerschlachtdenkmal« von Erich Loest bietet seine eigene Verarbeitung und Sicht der Historie und lässt dabei die Geschichte um die berühmte Völkerschlacht von 1813 anschaulich werden. In dem Roman wird die Geschichte eines Sprengmeisters erzählt, der vom Staatssicherheitsdienst verhaftet wird.

Linden heißt der Protagonist in Erich Loests Roman: Er ist 1913, im Jahr der Einweihung des Denkmals, geboren und von Beruf Sprengmeister. Inzwischen 70 Jahre alt und in Rente, hat dieser Linden versucht, das Völkerschlachtdenkmal in die Luft zu jagen. Er ist verhaftet worden, wird psychiatrisch beobachtet und von der Stasi verhört.

Völkerschlachtdenkmal

Der Mann gerät in ein Verhör und was der wunderliche alte Mann bei seinem Verhör zu erzählen weiß, entwickelt sich zu einem geschichtlichen Entwicklungsroman und einem Parforce-Ritt durch die Historie Sachsens.

In den dreizehn Kapiteln von »Völkerschlachtdenkmal« - Panoramen gleich - holt der gebürtige Sachse Erich Loest weit aus: Sein Erzähler, der Sprengmeister hört auf einen langen Namen, die wie auf einer Perlenschnur aufgereiht sind: Carl Friedrich Fürchtegott Vojciech Felix Alfred Linden. Es sind die Namen seiner Vorfahren und ihrer Freunde, aus deren Sicht er Leipzigs Geschichte von Napoleon über Ulbricht bis Honecker eindrucksvoll erzählt.

In dem gut recherchierten Roman des Chronisten Erich Loest werden (fiktive) Erlebnisse aus mehreren Epochen erzählt, in sarkastischem Unterton und mit intellektuellem Witz, vermittelt von einem vermeintlichen Underdog. Der Erzähler beweist in diesem präzisen Portrait umfangreiche historische Kenntnisse und ein geradezu leidenschaftliches Interesse für Geschichte.

Weblink:

Furchtbares Gemetzel mit unendlichen Folgen Die Völkerschlacht von 1813 - www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur

Blog-Artikel über Erich Loest:

Zum Tod des Schriftstellers Erich Loest - literatenwelt.blog.de

Nikolaikirche von Erich Loest - literatenwelt.blog.de

Sonntag, 20. Oktober 2013

Georg Büchner und seine Stellung in der Literatur

Georg Büchner

Georg Büchner ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren und der bedeutendste Schriftsteller des Vormärz. Der vielseitig Begabte war ein Revolutionär, Dramatiker, Novellist, Mediziner und Naturforscher. In den kurzen 23 Jahren seines Lebens im frühen 19. Jahrhundert schuf er Werke von Weltrang, dramatische Texte, die die Theaterwelt für immer veränderten.

Georg Büchner nimmt eine Sonderstellung als Literat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Seine Werke zeugen von einer Radikalität des Denkens und einer Durchdringung der Realität. Seine Radikalität war nicht nur auf das Politische beschränkt – Büchner war ebenso radikal in der Auswahl seiner Ausdrucksmittel und in der konsequenten Durchdringung der Lebenswirklichkeit.

Seine durchdringenden Werke sind zugleich naturalistisch und symbolistisch, psychoanalytisch und sozialkritisch, und dies auf eine derart moderne Weise, daß es nicht verwundern darf, wenn es gut fünf Jahrzehnte dauerte, bis man seine Bedeutung begriff. Seine zeitlosen Figuren sind historisch aufgeladen, die Figurenportraits von treffender Genauigkeit und in alltäglichen Milieubeschreibungen, die bis dahin in der Literatur noch nicht vorkamen.

Georg Büchner hat mit seinem Werk in der deutschen Literatur Spuren hinterlassen. Er hat der deutschen Literatur völlig neue Wege gewiesen, die zunächst allerdings kaum befolgt wurden. Seine illusionslosen Bilder einer nicht nur entgötterten, sondern auch entmenschlichten Welt sind autonome Poesie und soziale Anklage in einem – eine selten geglückte Verbindung, die sich vielleicht erst in der Lyrik Paul Celans wiederfinden läßt.

Es ist kein Zufall, daß diesem 1951 die wichtigste literarische Auszeichnung im deutschsprachigen Raum zuerkannt wurde: der Georg-Büchner-Preis. Seit 1951 vergibt die »Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung« den Georg-Büchner-Preis, den wichtigsten deutschen Literaturpreis. Die Auszeichnung geht an Autoren, die sich durch ihre Arbeit um die deutsche Literatur verdient gemacht haben.

Weblinks:

Literaturepoche Vormärz - www.xlibris.de

Georg-Büchner-Preis - de.wikipedia.org

Junges Deutschland und Vormärz (1825-1848) - ZEIT-Blog - blog.zeit.de

»Der Hessische Landbote« von Georg Büchner - Torpedo-Blog - http://torpedo63.blog.de

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Luiz Ruffato ist ein zeitgenössischer brasilianischer Schriftsteller

Luiz Ruffato

Der Schriftsteller Luiz Ruffato gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen brasilianischen Schriftsteller. Er wurde 1961 in Cataguases im brasilianischen Bundesstaat Minais Gerais geboren und wuchs in einer armen Migrantenfamilie auf.

Ruffato arbeitete zunächst als Verkäufer, Textilarbeiter und Schlosser und studierte gleichzeitig Journalismus an der Universidade Federal de Juiz de Fora (UFJF). Anschließend arbeitete er als Journalist in São Paulo.

Im Jahr 1998 veröffentlichte er einen ersten Band mit Kurzgeschichten. Drei Jahre später folgte der Roman »Es waren viele Pferde«, der von der Kritik enthusiastisch aufgenommen und u.a. mit dem »Prêmio Machado de Assis« der brasilianischen Nationalbibliothek ausgezeichnet wurde. Man attestierte Ruffato, mit seinem Erstling die brasilianische Literatur regelrecht revolutioniert zu haben.

Empfohlene Bücher von Luiz Ruffato:









Eine Jury von Literaturkritikern der Zeitung »Globo« zeichnete das in mehrere Sprachen übersetzte Buch als einen der zehn besten brasilianischen Romane der letzten Dekade aus. Mit diesem Buch über die Megacity São Paulo wurde er berühmt und international bekannt.

Luiz Ruffato

2003 beendete er seine Tätigkeit als Journalist um seitdem ausschließlich als Schriftsteller tätig zu sein. Sein zwischen 2005 und 2011 entstandener fünfbändiger Romanzyklus »Inferno provisório« erzählt die Geschichte der brasilianischen Arbeiter, Einwanderer und Binnenmigranten. Deren Bände werden ab 2013 bei dem Verlag »Assoziation A« erscheinen werden. Man darf mit Recht darauf gespannt sein.
Der Schriftsteller Luiz Ruffato lebt heute in der Megacity São Paulo.

Weblink:

Luiz Ruffato - de.wikipedia.org

»Es waren viele Pferde« von Luiz Ruffato


Es waren viele Pferde

Der 2001 erschienene Roman »Es waren viele Pferde« ist nach einem debütierenden Erzählungsband aus dem Jahr 1998 der erste Roman des 1961 geborenen brasilianischen Schriftstellers Luiz Ruffato. Dieser Roman ist eine Hommage an seine Heimatstadt São Paolo und wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. Man attestierte Ruffato, mit seinem Erstling die brasilianische Literatur regelrecht revolutioniert zu haben und Ruffato erhielt für seien Werk den »Premio Machado de Assis« der brasilianischen Nationalbibliothek.

In 69 zusammengesetzten Szenen - Schlaglichtern, Stimmen, Gedanken - entwirft der erste Roman des brasilianischen Ausnahmeautors Luiz Ruffato ein kaleidoskopisches Bild der Megacity São Paulo mit ihrem Glamour, ihrem Elend, ihrer Verlogenheit und ihrem Schmerz, der sich in den Falten und Rissen zwischen spiegelnden und zerfallenden Hochhauslandschaften verbirgt.

Empfohlene Bücher von Luiz Ruffato:







Die verschiedenen Szenen fügen sich zur Geschichte eines Landes, das von Gewalt und Entwurzelung gezeichnet ist. Jede der Geschichten hat eine eigene Stimme, einen eigenen Ton, eine eigene soziale Färbung. Mit fast paranoider Präzision gelingt es Luiz Ruffato, den Klang, die Gerüche, die Farben, die Angst einer 22-Millionen-Stadt poetisch exakt zu erfassen und zu dem verstörenden Porträt einer zerrissenen Gesellschaft zusammenzusetzen.

Der Roman »Es waren viele Pferde« wurde von der Kritik enthusiastisch aufgenommen und u.a. mit dem Prêmio Machado de Assis der brasilianischen Nationalbibliothek ausgezeichnet. Eine Jury von Literaturkritikern der Zeitung »Globo« zeichnete das in mehrere Sprachen übersetzte Buch als einen der zehn besten brasilianischen Romane der letzten Dekade aus. Der Roman gilt als ein „Klassiker der modernen brasilianischen Literatur“.

Weblinks:

Luiz Ruffato - de.wikipedia.org


Es waren viele Pferde
von Luiz Ruffato

Mittwoch, 16. Oktober 2013

»1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt«

Völkerschlacht bei Leipzig


Die Völkerschlacht bei Leipzig begann am 16. Oktober 1813, dauerte vier Tage und forderte in dieser vergleichsweise kurzen Zeit über 90.000 tote Soldaten – von den Opfern in der Bevölkerung und den Toten zu schweigen, die auf das Konto einer Typhusepidemie gehen, die der Schlacht folgte.
Die Kämpfe endeten mit einer Niederlage Napoleon Bonapartes. Kein Aufeinandertreffen feindlicher Heere im von Napoleon beherrschten Europa war verlustreicher, lässt man den Russlandfeldzug des Kaisers mit seinen gesamthaft Hunderttausenden von Opfern einmal ausser Acht.




Passend zum 200. Jubiläum der Völkerschlacht von Leipzig ist das Buch »1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt« von Andreas Platthaus, einem Redakteur im Feuilleton der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, erschienen. Der Autor ist kein Historiker, daher ist es auch gut zu lesen.

Andreas Platthaus Buch erzählt sehr detailiert und umfassend den Ablauf der Völkerschlacht und ihrer Vorgeschichte. Er erläutert die Vorgeschichte und die Biografien der Mitwirkenden der Schlacht. Der genaue Ablauf und diverse Augenzeugenberichte vervollständigen das Buch.

Über diese vier Tage des Schreckens, die schon bald den fast gemütlich klingenden Namen »Völkerschlacht« tragen sollten, hat der Autor ein Buch geschrieben, das mit knapp 500 Seiten nicht schmal ausgefallen ist. Insofern ist diese Schlachtengeschichte einem Ereignis angemessen, das mit weit über 500 000 darin verwickelten Soldaten ein bis dahin ungekanntes Ausmass hatte.

Wer sich für das historische Ereigis der Völkerschlacht und ihrer wichtigsten Beteiligten interessiert der sollte sich unbedingt dieses Buch kaufen. Es ist modern geschrieben und vermittelt einem einen guten Überblick über dieses Zeitalter und seine Folgen.

Weblinks:

Furchtbares Gemetzel mit unendlichen Folgen Die Völkerschlacht von 1813 - www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur

Völkerschlacht bei Leipzig - de.wikipedia.org

1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt
1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt«
von Andreas Platthaus