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Samstag, 6. Februar 2016

150 Jahre »Schuld und Sühne« von Fjodor M. Dostojewski

2016 jährt sich zum 150. Mal »Schuld und Sühne«, einer der grossen Romane der Weltliteratur. Er ist immer noch aktuell, heute mehr denn je. Der 1866 erschienene Roman des russischen Autors Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) wurde als Feuilleton-Roman mit zwölf Fortsetzungen in der Monatszeitschrift »Russki Westnik« (»Der russische Bote«) veröffentlicht, beginnend Ende Januar 1866 und endend im Dezember 1866.

Dostojewski liefert hier eine spannende und psychologisch perfekt konstruierte Geschichte über einen vermeintlich perfekten Mörder, der vor der Polizei und, viel wichtiger, vor seinem eigenen Gewissen auf der Flucht ist. Der Held, Rodion Raskolnikow, ein verarmter Student, hat eine alte Frau ermordet, um an ihr Geld - sie ist Wucherin - heranzukommen. Er hat die Tat perfekt geplant und sich eine wohldurchdachte Rechtfertigung ausgedacht, um sein Gewissen zu beruhigen. Aber es funktioniert nicht alles wie geplant.


Den Hintergrund bildete die Stadt Sankt Petersburg, nicht die Stadt der glänzenden Paläste und des Zarenhofs, sondern die Stadt der armen Menschen, welche in Vororten hausten und Not litten, oft nichts zu essen fanden und sich überlegen mussten, wie sie die nächste Miete bezahlen würden. “Wir sind alle dem Mantel von Nikolaj Gogol entsprungen”, schrieb Fjodor Dostojewski. Beide russischen Schriftsteller verstanden meisterhaft, die Welt der kleinen Leute zu schildern. Ihre detailgetreuen Porträts von hemdsärmeligen, dummen Polizisten oder engstirnigen, habgierigen Wohnungsvermietern könnten uns an gewisse Zeitgenossen erinnern. Es sind lebens- und zeitnahe Porträts, damals wie heute.

Der Jura-Student Rodion Romanowitsch Raskolnikow ist die Hauptfigur des Romans “Schuld und Sühne”. Er lebt in bitterer Armut und hat das Studium aufgegeben. Eines Tages beschliesst er, die Pfandleiherin zu ermorden und zu berauben, bei der er sich gelegentlich Geld besorgt. Mit einem Beil erschlägt er die Pfandleiherin Alina Iwanowna und ihre Schwester, die zu Besuch kommt und über die Leiche ihrer Schwester stolpert. Obgleich er danach versucht, vor seinem Gewissen die Tat zu rechtfertigen, gelingt ihm dies nicht. Er findet keine Ruhe mehr und erkrankt an Fieber. Schliesslich stellt er sich der Polizei und wird zu acht Jahren Haft in einem sibirischen Arbeitslager verurteilt, wo er seine Straftat sühnt.



Schuld und Sühne

von Fjodor M. Dostojewski

"Aus hundert Kaninchen wird niemals ein Pferd und

aus hundert Verdachtsgründen niemals ein Beweis."



Fjodor Michailowitsch Dostojewski, »Schuld und Sühne«

Die Ereignisse sind so angeordnet, dass der Mord bereits im ersten der sechs Teile geschildert wird, während der Prozess der Läuterung die nächsten fünf Teile einnimmt; die biblische Lazarus-Episode dient dabei als Leitbild. Der Held ist von Charakteren umgeben, die helle und dunkle Fassetten seines eigenen Charakters symbolisieren: Sonja und dem treuen Freund Rasumichin stehen der perfide Kleinbürger Luschin und der moralisch verkommene Swidrigailow gegenüber. Auch die einzelnen Figuren sind nach dem Kontrastprinzip und gerade deshalb so spannungsvoll konzipiert: Raskolnikow ist ein widerwilliger Mörder, Sonja eine ehrbare Prostituierte und Porfiri Petrowitsch will den Studenten zwar überführen, zeigt ihm gegenüber aber auch väterliches Verantwortungsbewusstsein.

Das Ende des Romans im sibirischen Arbeitslager hat einen persönlichen, autobiografischen Hindergrund. Fjodor Dostojewski verbrachte selbst vier Jahre in einem sibirischen Straflager, von 1850 bis 1854. Der Autor gehörte einem subversiven Zirkel an, der den Dezembristen nahestand, die Zar Nikolaus I. stürzen wollten. 1849 wurde Dostojewski verhaftet und zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt und nach Sibirien geschickt, wo er vier Jahre in dem Gefängnislager von Omsk verbrachte. Nach seiner Freilassung publizierte Fjodor Dostojewski den teilweise autobiografischen Roman “Aufzeichnungen aus einem Totenhaus” (Записки из Мёртвого дома). Das Werk, in welchem er seine Erlebnisse in Sibirien verarbeitete, erschien 1862.

Dostojewski arbeitete an Schuld und Sühne seit Sommer 1865. Den frühen Entwürfen zufolge war eigentlich der Trinker Marmeladow, eine spätere Nebenfigur, als Held vorgesehen, bevor die Geschichte eines Studenten, der zum Mörder wird, in den Mittelpunkt des Interesses rückte und dem Roman eine völlig neue Richtung gab.

"Jeder Mensch, egal wer er ist oder wie heruntergekommen er sein mag,
erwartet instinktiv oder im Unterbewusstsein,
dass man Respekt für seine Menschenwürde aufbringt."


Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 - 1881)

»Schuld und Sühne« ist der erste von Fjodor Dostojewskis großen Romanen und vielleicht sein bekanntestes Werk. Die spannende Kriminalhandlung, die harmonische Komposition und die psychologisch brisanten Charaktere machen den Text zu einem Höhepunkt realistischer Erzählkunst.

Die Geschichte ist packend, der Held gehört zu den lebendigsten Figuren, die die Literatur zu bieten hat und sein Innenleben ist beklemmend gut geschildert. Darüber hinaus ist die Stadt St. Petersburg, in welcher der Roman spielt, großartig und sehr atmosphärisch beschrieben. Dieses Buch gehört zur Weltliteratur, es läßt einen nicht mehr los.

»Schuld und Sühne« mag zu den Zeiten eines Thomas Mann "der größte Kriminalroman aller Zeiten" (Zitat Thomas Mann) gewesen sein, eine Aussage die aber schon damals als etwas gewagt gelten muss – schließlich gab es schon längst »Die Affäre Lerouge« von Émile Gaboriau, ein Werk das denn auch wirklich ein Kriminalroman ist. »Schuld und Sühne« ist eher Milieu- und Gesellschaftsstudie und auch da nicht das Größte, da es einem gewissen Honoré de Balzac eingefallen war, mit seiner »Menschlichen Komödie« sehr viel umfangreicher solche Studien vorzulegen.



Weblinks:

Olivia Kroth: 150 Jahre “Schuld und Sühne” von Fjodor Michailowitsch Dostojewski - olivia2010kroth.wordpress.com


Weltliteratur, die man gelesen haben sollte::

Schuld und Sühne
Schuld und Sühne
von Fjodor M. Dostojewski





Mittwoch, 27. Januar 2016

Ilja Ehrenburg 125. Geburtstag

Ilja Ehrenburg

Ilja Ehrenburg 125. Geburtstag jährt sich am 27. Januar. Ehrenburg wurde am 27. Januar in Kiew geboren. Ilja Ehrenburg war ein russischer Schriftsteller und Journalist des 20. Jahrhunderts.


Er gehört zu den produktivsten und profiliertesten Autoren der Sowjetunion und veröffentlichte rund hundert Bücher. Ehrenburg ist in erster Linie als Autor von Romanen sowie als Journalist bekannt geworden, insbes. als Berichterstatter und teilweise auch Propagandist in drei Kriegen (Erster Weltkrieg, Spanischer Bürgerkrieg und vor allem Zweiter Weltkrieg).




Als Propagandist war Ehrenburg jedoch sehr umstritten. Seine Propaganda-Artikel im Zweiten Weltkrieg haben nachträglich in der Bundesrepublik Deutschland, vor allem in den 1960er Jahren, heftige und kontroverse Debatten ausgelöst.









1945 reiste Ehrenburg durch Osteuropa und zu den Nürnberger Prozessen und veröffentlichte Berichte darüber. Er verband große Hoffnungen mit dem Kriegsende, die sich jedoch als illusionär erwiesen, da bald die ersten Anzeichen des Kalten Kriegs einsetzten.

Der Roman »Tauwetter« gab einer ganzen Epoche der sowjetischen Kulturpolitik den Namen, nämlich der Liberalisierung nach dem Tod Josef Stalins (Tauwetter-Periode).

1947 erschien Ehrenburgs großer Kriegsroman »Sturm«, der zunächst wegen der darin geschilderten Liebe einer französischen Widerstandskämpferin zu einem Sowjetbürger in der Sowjetunion auf Kritik stieß, dann aber 1948 mit dem Stalinpreis ausgezeichnet wurde.




»Die neunte Woge«, ein Kalter-Kriegs-Romane, rschien 1951. Es war das einzige Buch, von dem sich Ehrenburg wenig später vollständig lossagte, da es künstlerisch komplett misslungen sei.




Auch Ehrenburgs Reiseberichte fanden große Resonanz, vor allem aber seine Autobiografie Menschen Jahre Leben, die als sein bekanntestes und am meisten diskutiertes Werk gelten kann. Besondere Bedeutung hatte das von ihm gemeinsam mit Wassili Grossman herausgegebene Schwarzbuch über den Völkermord an den sowjetischen Juden, die erste große Dokumentation der Shoah. Zudem veröffentlichte Ehrenburg eine Reihe von Gedichtbänden.




Ilja Ehrenburg starb am 31. August 1967 in Moskau,


Weblink:

Ilja Ehrenburg: Menschen, Jahre, Leben - MemoirenIlja Ehrenburg: Menschen, Jahre, Leben - Memoiren von Ilja Ehrenburg

Samstag, 19. Dezember 2015

»Die Nacht vor Weihnachten« von Nikolai Gogol

»Die Nacht vor Weihnachten« von Nikolai Gogol

»Die Nacht vor Weihnachten« von Nikolai Gogol ist aus den alten ukrainischen Volksmärchen entstanden. Die Handlung der Erzählung entwickelt sich in dem Ort Dikanka und bei dem Hof der russischen Kaiserin.

Im Jahre 1831 durch den Vater der russischen Literatur geschrieben, erzählt die Geschichte von des Schmiedes Vakulas Kampf mit dem Teufel, der den Mond gestohlen und in der Tasche versteckt hat, so dass es ihm dadurch erlaubt ist, Chaos auf dem Dorf Dikanka anrichten. Sowohl der Teufel und Vakula sind verliebt in Oksana, das schönste Mädchen in Dikanka. Vakula ist entschlossen, sie zu gewinnen; der Teufel, ebenso bestimmt, entfesselt einen Schneesturm zu Vakula, um die Bemühungen des Schmiedes zu vereiteln.

Der Schmied Vakula hat den Teufel selbst in Ärger gebracht: Er hat in der Kirche seine Figur so gezeichnet, dass sogar die Einwohner der Hölle darüber viel gelacht haben. Vakulas Mutter Solokha gilt für eine Hexe, sie hat es gern, ab und zu auf einem Besen zu fliegen. Vakulas Geliebte Oksana will als Weihnachtsgeschenk die Schuhe haben, die die Kaiserin selbst trägt. Nur unter dieser Bedingung ist sie einverstanden, Vakula zu heiraten. Der Teufel verspricht ihm zu helfen, die Schuhe von des Kaiserins Füßen zu kriegen aber, Vakula muss für diese Leistung seine Seele dem Teufel verkaufen. Und die Zeit wird knapp.

Schelmisch und inspiriert von den Volksmärchen von Gogols entlegenen Dorf in der Ukraine ist die Nacht vor Weihnachten die Grundlage für viele Film und Oper Anpassungen und wird immer noch laut gelesen, um Kinder am Heiligabend in der Ukraine und Russland zu unterhalten.

Nikolai Gogols Foto.

Diese volkstümlichen ukrainischen Erzählungen, die von einem fiktiven Herausgeber Imker Rudij Panko gesammelt wurden, haben Nikolai Gogol einen Überraschungserfolg beschert. Den Stoff seiner Erzählungen hat Gogol der ukrainischen Folklore entnommen und hat diesen mit Ironie, Lebenslust, Mystik und eigenem Literaturtalent gewürzt und verfeinert.

Was führt wohl, wundert sich die Hexe Solocha, der Teufel wieder im Schilde, der da klammheimlich den Mond vom Himmel stiehlt? Während im Dorf nach altem Brauch die Weihnachtssinger durch die Gassen ziehen, sinnt der Teufel auf einen ganz anderen Zeitvertreib. Eine märchenhaft-phantastische Weihnachtsgeschichte, die den Leser schmunzeln lässt!

Weblink:

Die Nacht vor Weihnachten: Erzaehlungen
Die Nacht vor Weihnachten: Erzählungen
von Nikolai Gogol


Sonntag, 11. Oktober 2015

Swetlana Alexijewitsch ist eine vielstimmige Mahnerin

Swetlana Alexandrowna 
Alexijewitsch

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch, eine namhafte literarische Chronistin des Leids und Alltags der zerfallenden Sowjetunion.

ie 67-Jährige bekommt den wichtigsten Literaturpreis der Welt „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“, wie die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Es ist das 14. Mal, dass der Preis an eine Frau geht.

Die Literatur von Swetlana Alexijewitsch besteht aus Stimmen, den Stimmen des Volkes.
Swetlana Alexijewitsch sammelt Stimmen, hat ihr schriftstellerisches Leben lang Stimmen gesammelt. Mit einem eigenen literarischen Stil ist die Weißrussin zum moralischen Gedächtnis der zerfallenen Sowjetunion geworden.

„Romane in Stimmen“ nennt Alexijewitsch ihre Methode auch. Erstmals wandte die gelernte Journalistin sie 1983 im Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ an. Mit Interviews dokumentierte sie das Schicksal sowjetischer Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg. Das waren keine grandiosen Heldengeschichten, die alten Frauen erzählten vom Grauen des Tötens, vom schwierigen Überleben in der Männerwelt und von der schweren Rückkehr in das Alltagsleben. „Die Männer haben ihre Kampfgefährtinnen vergessen, haben sie verraten. Sie haben ihnen den Sieg gestohlen und nicht geteilt“, sagt die Autorin.

Sie hat Collagen geschaffen, die das ganze Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufarbeiten. 2013 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Nun wird sie auch mit dem Literaturnobelpreis geehrt . Erstmals seit der Auszeichnung für den russischen Dichter Joseph Brodsky 1987 geht der Preis wieder in den früher sowjetischen Sprach- und Kulturraum.

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch wurde vor 65 Jahren am 31. Mai 1948 in Stanislaw, Ukraine, als Tochter einer Lehrerfamilie geboren. Ihre Mutter war Ukrainerin, ihr Vater Weißrusse.

Weblink:

Alexijewitsch: Großes Werk aus vielen Einzelstimmen - www.focus.de/kultur

Freitag, 9. Oktober 2015

Swetlana Alexijewitsch erhält Literaturnobelpreis

Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch. Swetlana Alexijewitsch wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Sie befand sich schon länger auf der Liste der Favoriten vür ie Preisverheihung.

Die Journalistin und Schriftstellerin werde für ihr "vielstimmiges Werk" geehrt, das "dem Leid und dem Mut unserer Epoche ein Denkmal setzt", sagte die Leiterin der Akademie und Jury-Vorsitzende.

Die weißrussische Autorin befasst sich in ihren Werken mit der sowjetischen Vergangenheit. Alexijewitsch wurde im Vorfeld als Favoritin gehandelt; sie ist die 14. Frau, die den Literaturnobelpreis erhält.

Mit Swetlana Alexijewitsch wird eine weißrussische Schriftstellerin geehrt, welche die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet und in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck verleiht.

Alexijewitsch ist mit einem ganz eigenen literarischen Stil zum moralischen Gedächtnis des zerfallenen Sowjetimperiums geworden. Die weißrussische Schriftstellerin hat mit ihren Collagen das Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufgearbeitet.

Mit den Berichten über Tschernobyl, über den sowjetischen Afghanistan-Krieg und über die unerfüllten Hoffnungen auf ein freiheitliches Land nach dem Auseinanderbrechen des Sowjetimperiums lässt sie in der tragischen Chronik der Menschen einen Grundstrom existentieller Enttäuschungen spürbar werden.

Sie interviewt Zeitzeugen und macht daraus Literaur. Sie gibt den Menschen eine Stimme. Aus den vielen Stimmen setzen sich ihre Protokolle zusammmen.

Swetlana Alexijewitsch hat durch die Komposition ihrer Interviews, die auch die Grundlage ihres neuesten Buches »Secondhand-Zeit« bilden, zu einer eigenen literarischen Gattung gefunden, zu einer chorischen Zeugenschaft. Als moralisches Gedächtnis hinterfragt sie, ob Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit nicht die besseren Alternativen wären.

Mit ihrer Affinität zum Abgründigen im Menschen steht Alexijewitsch in der russischen Tradition einer großen Literatur des Leidens. Doch ihre Erzähler sind nicht nur Nachfahren Dostojewskis. Sie sind ebenso Kafkas Enkel, deren Welt zerfallen ist und die ihr Leben wie im Schock erfahren.

Die nun ausgezeichnete Autorin ist hierzulande keine Unbekannte. Swetlana Alexijewitsch wurde bereits 2013 mit dem »Friedenspreis des deutschen Buchhandels« und 1998 mit dem »Leiziger Buchpreis für den Frieden« augezeichnet.

Weblink:

Vielstimmige Mahnerin - 3 Sat Kultuzeit - www.kulturzeit.de

Dienstag, 23. Juni 2015

Maxim Gorkis Bild im Wandel der Zeit

Maxim Gorki

75 Jahre nach seinem Tod erscheint der russische Schriftsteller Maxim Gorki als umstrittene Figur voller Widersprüche. Dabei verkörpert Maxim Gorkis widersprüchliche Gestalt durch seine Annäherung an den Kommunismus sowohl die religiös aufgeladene kommunistische Menschheitsutopie des 20. Jahrhunderts wie auch die schreckliche historische Realisierung dieser Utopie.

In seiner Entwicklung verkörpert Gorki eine ganze historische Epoche: Vom weltberühmten, aus den Niederungen des russischen Volkes aufgestiegenen proletarischen Genie, dem "Sturmvogel der Revolution", dann radikalen Kritiker des leninschen Oktober-Umsturzes avancierte er schließlich zum Begründer des Sozialistischen Realismus und Verherrlicher der Stalinzeit.

In Russland wurde der umstrittene Nationaldichter nach dem Zusammenbruch des Kommunismus für viele von der vergötterten Leitfigur der Sowjetzeit zur Unperson. In Maxim Gorkis widersprüchlichem Leben ist jedoch bis heute vieles ungeklärt.


Maxim Gorki-Weblink

Von der Leitfigur zur Unperson - 75. Todestag des Dramatikers und Erzählers Maxim Gorki - dradio.de

Samstag, 9. Mai 2015

»Mein Leutnant« von Daniil Granin

Daniil Granin

Der russische Autor Daniil Granin, 1919 in Wolyn im heutigen Gebiet Kursk geboren, hat 70 Jahre gebraucht, bis er seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg literarisch verarbeitete. Sein Roman »Mein Leutnant« ist pünktlich zum 70. "Tag der Befreiung" erschienen. Sein Roman »Mein Leutnant« ist ein zutiefst beeindruckendes Werk.

Sofort nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juli 1941 meldete sich Daniil Granin als Kriegsfreiwilliger. Unerfahren und unbewaffnet wurde er „in den Fleischwolf“ des Krieges geworfen. Von der Leningrader Front wurde er in das Kampfgebiet nach Leningrad beordert.

Er erlebte die Belagerung von St. Petersburg. Später hielt der russische Schriftsteller Daniil Granin seine Erinnerungen in seinem bekannten „Blockadebuch“ fest. Granin ist einer der Autoren des bekannten „Blockadebuches“ mit Erinnerungen an die Belagerung von St. Petersburg durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. 2014 erinnerte er mit einer Rede im Bundestag an die Schrecken des Krieges.



„Unser Krieg war ungeschickt, unsinnig,
aber das wurde nicht gezeigt und
darüber wurde nicht geschrieben.
Unser Krieg war ein anderer.“


Der Zeitzeuge Granin will mit dem Roman zeigen, wie es damals war, im Sommer 1941, in den Schützengräben und in Leningrad. Er berichtet in seinem Buch schonungslos über seine Erinnerungen an den Sommer 1941 und die Schrecken des Krieges und erzählt eindrucksvoll die Wahrheit aus dem Schützengaben.

Aus der Perspektive des jungen Leutnants D. und aus heutiger Sicht hinterfragt Granin die Wahrheiten der Vergangenheit und der Gegenwart. Unbewältigte Kriegstraumata, unsinnige Menschenopfer und Verluste, die Opferung ganzer Armeen aus ideologischen Gründen, aber auch die tragische Heimkehr traumatisierter Kriegsveteranen, die mit ihren physischen und psychischen Schäden allein gelassen wurden, mit all diesen lange verschwiegenen Seiten des Krieges setzt sich Granin in diesem zutiefst beeindruckenden Roman auseinander.



„Die Lektion,die uns die Geschichte gibt,
wird nicht zur Kenntnis genommen.
Wir sehen heute wieder Krieg, Flucht und Vertreibung.“


70 Jahre nach Kriegsende setzt sich der große russische Autor Daniil Granin mit seiner „Schützengrabenwahrheit“ (1941-1944) auseinander und entwirft das vielstimmige, erschreckende und bisher unbekannte Bild eines Krieges, wie ihn weder russische noch deutsche Historiker beschreiben könnten.

Granin hat als Zeitzeuge seinen Roman auch aus der Grunderfahrung heraus geschrieben, daß die Menschheit offensichtlich aus der Erfahrung des verheerenden Krieges und seinen bis heute anhaltenden Folgen nicht allzuviel dazu gelernt zu haben scheint.

Dieser Roman ist ein erstaunlich aktuelles Antikriegs-Tagebuch gegen die Verherrlichung des Krieges und die Vereinnahmung der Geschichte durch die Mächtigen. Er wurde 2012 mit dem Preis „Großes Buch“ ausgezeichnet.

Geboren wurde Granin - eigentlich Daniil Alexandrowitsch German - am 1. Januar 1919 in Wolyn im heutigen Gebiet Kursk. Nach einem technischen Studium wurde er Soldat. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Ingenieur, bevor er 1949 als Schriftsteller debütierte.


Literatur:

Mein Leutnant
Mein Leutnant
von Daniil Granin

Daniil Granin "Mein Leutnant" - MDR Mediathek - www.mdr.de/mediathek

Samstag, 19. Juli 2014

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten

»Der Kirschgarten« von Anton Tschechow ist ein Abgesang auf die russische zaristische Gesellschaft und die alte Ordnung. Es ist das letzte Stück des russischen Dramatikers, welche die Geschichte der Gutsherrin Andrejewna Ranjewskaja erzählt, die unrealistische Illusionen für Ihre Rettung aus dem Bankrott hegt.

Im Zentrum des Geschehens steht der 22. August, der Tag, an dem der Kirschgarten versteigert werden soll. Wie ein Damoklesschwert hängen die Frist bis dahin und die Schulden über dem Figuren. Immerhin hängt ihr weiteres Leben vom Kirschgarten und dem Gut ab.

Andrejewna Ranjewskaja, die Gutsbesitzerin, ist erst vor kurzem aus Paris zurückgekehrt. Sie hat ihren Sohn verloren, ihr Geliebter in Paris hat sie ausgenommen, und mit ihrem Bruder hat sie alles Geld verprasst. Ihre Tochter Anja, genauso wie ihre Pflegetochter Warja und Charlotta, die Erzieherin, sind alle vom Gut abhängig. Der alte Diener Firs sowieso.

Für die Dame des Hauses ist der Kirschgarten Symbol für eine unschuldige, reine Jugend. Er ist der Inbegriff des Paradieses und des Glaubens daran, dass alles gut wird. Doch sie lebt in einer wirklichkeitsfremden Welt, schwelgt in Kindheitserinnerungen und gibt Feste; für die Rettung des Gartens und des Guts tut sie nichts.

Für den neureichen Kaufmann Lopachin ist dieser Garten jedoch nur ein reines Spekulationsobjekt. Am Ende wird er ihn ersteigern, die Bäume des schönen Kirschgartend unbedacht fällen und Ferienparzellen darauf errichten lassen.

Literatur:

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Mittwoch, 16. Juli 2014

Anton Tschechow 1904 gestorben

Anton Tschechow

Der russische Schriftsteller Anton Tschechow starb vor 110 Jahren am 15. Juli 1904 in Badenweiler im Schwarzwald. Anton Tschechow war ein russischer Schriftsteller, Novellist und Dramatiker. Er entstammte einer kleinbürgerlichen südrussischen Familie und war Arzt von Beruf, betrieb Medizin jedoch fast ausschließlich ehrenamtlich.


Gleichzeitig schrieb und publizierte er zwischen 1880 und 1903 insgesamt über 600 literarische Werke. Tschechow veröffentlichte bereits während seines Medizinstudiums Kurzgeschichten unter einem Pseudonym. Bekannt geworden ist Tschechow vor allem als Dramatiker durch seine Theaterstücke wie »Die Möwe«, »Der Kirschgarten« oder »Drei Schwestern«.

Mit der für ihn typischen, wertneutralen und zurückhaltenden Art, Aspekte aus dem Leben und der Denkweise der Menschen in der russischen Provinz darzustellen, gilt Tschechow als einer der bedeutendsten Autoren der russischen Literatur.


Tschechow schrieb zeitlose Stücke über die russische Gesellschaft, das Leben und die Menschen in der Provinz, die ihn nicht nur zu einem berühmten Schriftsteller, sondern auch zu einem der berühmtesten und bis heute meistgespielten Autoren der Theatergeschichte gemacht haben. Seine zeitlosen Werke sind ein Spiegel der Gesellschaft.
In seinem Roman "Der Kirschgarten" steht der bizarre Streit unter den Familienmitgliedern um den Erhalt des Kirschgartens für das Festhalten an der alten Ordnung.

Der russische Schriftsteller Anton Tschechow wurde mit seinen Stücken zu einem der berühmtesten und bis heute meistgespielten Autoren der Theatergeschichte. Als Bühnenautor feiert Tschechow mit seinen Theaterstücken bis heute große Erfolge auf dne Theaterbühnen dieser Welt.

Anton Tschechow wurde 1860 in Taganrog (Südrußland) geboren.

Literatur:

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Der Kirschgarten
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow

Dienstag, 8. Oktober 2013

Swetlana Alexijewitsch erhält den Friedenspreis 2013

Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch

Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2013 an Swetlana Alexijewitsch und ehrt damit die weißrussische Schriftstellerin, die die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet und in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck verleiht.

Mit den Berichten über Tschernobyl, über den sowjetischen Afghanistan-Krieg und über die unerfüllten Hoffnungen auf ein freiheitliches Land nach dem Auseinanderbrechen des Sowjetimperiums lässt sie in der tragischen Chronik der Menschen einen Grundstrom existentieller Enttäuschungen spürbar werden.

Swetlana Alexijewitsch hat durch die Komposition ihrer Interviews, die auch die Grundlage ihres neuesten Buches »Secondhand-Zeit« bilden, zu einer eigenen literarischen Gattung gefunden, zu einer chorischen Zeugenschaft. Als moralisches Gedächtnis hinterfragt sie, ob Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit nicht die besseren Alternativen wären.

Mit ihrer Affinität zum Abgründigen im Menschen steht Alexijewitsch in der russischen Tradition einer großen Literatur des Leidens. Doch ihre Erzähler sind nicht nur Nachfahren Dostojewskis. Sie sind ebenso Kafkas Enkel, deren Welt zerfallen ist und die ihr Leben wie im Schock erfahren.

Donnerstag, 12. September 2013

»Anna Karenina« von Leo Tolstoi

Anna Karenina

»Anna Karenina« ist ein Roman von Leo Tolstoi, der in den Jahren 1873 bis 1878 in der Epoche des russischen Realismus entstand und als seiner besten Werke gilt. Mit dem epischen Roman und »Anna Karenina« hat der russische Schriftsteller Lew Tolstoi von 1873 bis 1878 ein epochales Meisterwerk geschaffen.

In acht Teilen erzählt das Ehebruchsdrama von Ehe und Moral im ausgehenden 19. Jahrhundert Russlands anhand dreier adeliger Familien: dem Fürsten Stepan Oblonski und seiner Frau Dolly, dem Gutsbesitzer Ljewin und Kitty Schtscherbazkaja sowie dem Staatsbeamten Alexej Karenin und dessen Frau Anna.
Im Mittelpunkt des Romans und der spannungsgeladenen Handlung steht die bezaubernd schöne Anna Karenina, die dem Grafen Vronski verfällt. Als der leidenschaftliche Offizier Graf Wronskij in ihr Leben tritt, gerät ihre Welt aus den Fugen.


"Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich,
jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise."
Zerrissen zwischen dieser tiefempfundenen Leidenschaft, die ihr die Kraft gibt, aus der langjährigen glücklosen Ehe mit Aleksei Karenin auszubrechen, und der Liebe zu ihrem Sohn, entscheidet sie sich schließlich für den Geliebten und verlässt ihre Familie. Als Anna Karenina erkennt, dass sie für ihren „Fehltritt” von der Gesellschaft geächtet wird, und sich mit der Zeit auch Graf Vronskij immer mehr von ihr entfernt, trifft sie eine bittere Entscheidung. Den vielenn Konflikten und ihrer Lage nicht mehr gewachsen, wirft sie sich unter die Räder eines Zuges.

Leo Tolstois berühmtes Werk gilt als sein künstlerisch vollkommenstes, mit Charakterbildern von unerreichter Feinheit. Zugleich ist das epochale Werk des Realismus ein unerbittliches Porträt und Sittenbild der russischen Gesellschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das epochale Meisterwerk und leidenschaftliches Liebesdrama »Anna Karenina« gehört zu den größten und ergreifendsten Romanen der Weltliteratur.

Dienstag, 10. September 2013

Leo Tolstois innere Abkehr

Leo Tolstoi

Graf Tolstoi pflegte bis zum Beginn der 1880er Jahre den aufwendigen Lebensstil eines russischen Adligen, lud Aristokraten und Künstler zu Bällen und zur Jagd. Das Leben als Graf und Gutsbesitzer verschaffte ihm jedoch keine Erfüllung.

Im Inneren strebte der reiche Gutsbesitzer jedoch längst nach einem einfachen und geistigen Leben. Die Jahre, in denen er sich konsequent auf seine Romane konzentrierte, in denen er "Krieg und Frieden" oder "Anna Karenina" schrieb, waren vorüber.

Stattdessen interessierte er sich jetzt für Religion, Philosophie und Sozialkritik. Nach dem Besuch in einem Moskauer Armenviertel quälten ihn die Widersprüche zu seiner eigenen Lebensweise. Überwältigt von Mitleid, beschloß er, seinem Vermögen zu entsagen.

Tolstoi bevollmächtigte seine Frau, alle Geldangelegenheiten zu übernehmen und auch die Drucklegung seiner Werke zu führen. Seinen Angehörigen überschrieb er Jasnaja Poljana und lebt fortan wie ein Gast auf dem Landgut. Er trug nun einfache Bauernkleidung zu einem wild un düppig sprießenden Bart.

Seine nach 1881 veröffentlichten Werke durfte jeder unentgeltlich veröffentlichen. Tolstoi fühlte sich befreit von der Last des Besitzes, dennoch führten seine Entschlüsse in den folgenden Jahren immer wieder zu Streit mit seiner herrischen Frau Tolstaja.

Beide entfremdeten sich immer mehr. "Sie können sich nicht vorstellen, wie einsam ich bin", schrieb Tolstoi an Freunde, "alles was mir teuer ist, wird von meiner Frau verachtet."

In einer Verfügung verlangte er, dass die Urheberrechte seiner Werke nach dem Tod dem russischen Volk überlassen werden. Tolstaja hielt diesen Wunsch "für dumm und sinnlos", sie fürchtete um das familiäre Wohl und wollte mit den nun freien Rechten nicht "reiche Verleger beschenken".
Weblink:
Krieg und später Frieden - www.sueddeutsche.de

Freitag, 6. September 2013

»Väter und Söhne« von Iwan Turgenew

Moskau

Iwan Turgenew verfasste den Roman »Väter und Söhne« 1861, im Jahr der Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland. Der Roman, der den Vater-Sohn-Konflikt thematisiert, gilt als sein bedeutendstes Werk. Die Handlung des Romans ist im Jahr 1859 - am Vorabend der längst überfälligen Reform - angesiedelt.

Der Titel des Buches von Iwan Turgenew steht nicht nur für einen Widerstreit der Generationen, sondern auch für einen gesellschaftlichen, kulturellen und weltanschaulichen Konflikt. Auf Seiten der »Väter«, denen sich der Autor selbst verbunden fühlt, stehen Vertreter einer liberalen, westeuropäisch orientierten Adelskultur, die Missstände in Russland durch vorsichtige Reformen unter Wahrung der traditionellen Werte beseitigen wollen. Mit den »Söhnen« dagegen wird ein neuer und zukunftsträchtiger sozialer Typus porträtiert – radikal-demokratisch gesinnte Vertreter des dritten Standes (der nichtadligen Intelligenz), die revolutionäre Veränderungen im Land anstreben.

Zar Nikolaus
Basarow, ein junger Mediziner, wird von seinem Freund Arkadij zu einer Reise in die Provinz eingeladen und gerät dort mit der Vätergeneration aneinander. Kein Prinzip ist ihm heilig, alle Werte und Normen will er aufgeben, um Platz für Neues zu schaffen. Er duelliert sich mit Arkadijs adligem Onkel Pawel, entbrennt trotz seines nüchternen Gemüts in heftiger Liebe zur schönen Anna Odinzowa und lernt eine Instanz kennen, die selbst ein Revolutionär nicht verneinen kann: den Tod.


Iwan Turgenew handelte sich mit dem Roman den Ärger vieler Landsleute ein und verbrachte große Teile seines Lebens unversöhnt im Ausland. Dennoch wurde »Väter und Söhne« zu einem Klassiker des russischen Realismus. Der Begriff des »Nihilismus« ging nicht nur in die Literaturgeschichte, sondern auch in das philosophische Vokabular und in den täglichen Sprachgebrauch ein.

Sehen Sie nur, was Ihre Nihilisten anrichten!
Sie brennen St. Petersburg nieder!“
Der Roman »Väter und Söhne«, der als sein bedeutendster gilt, löste in Russland heftige politische Diskussionen aus. Als Turgenjew 1862 nach der Veröffentlichung seines Romans erstmals in die von Unruhen geplagte Stadt St. Petersburg zurückkehrte, musste er sich schwere Vorwürfe gefallen lassen, hatte der Autor den Begriff „Nihilist“ selbst geprägt. In »Väter und Söhne« wird die Figur des Jewgenij Basarow damit bezeichnet.

Weblink:

Das Ende der Leibeigenschaft - erlangenwladimir.wordpress.com

Mittwoch, 28. August 2013

Fjodor Dostojewski war eine Spielernatur

Fjodor Dostojewski

Über Fjodor Dostojewskis Leben und seinem geistigen Schaffen liegt etwas von der tiefen Tragik einer zwiespältigen Menschennatur. Er war nicht nur Schriftsteller, sondern auch ein leidenschaftlicher Spieler. In Sachen Roulette und dem Kartenglückspiel Trent-et-quarante war Dostojewski Fachmann. Das Spielen war für ihn einer der Versuche, der Armut zu entkommen.

Wiesbaden

Im August 1863, auf dem Weg nach Paris, wo er Apollinaria (Polina) Suslowa,die unstete Geliebte, treffen soll, machte er vier Tage in Wiesbaden halt und setzte sich zum erstenmal an den Roulette-Tisch. Er spielte wie besessen und wird über Jahre nicht mehr davon lassen können. Die Leidenschaft für Polina und die Ekstase des Spielens verschmolzen.

Empfohlene Der Spieler-Romane:








Er war eine Spielernatur mit unstetem Glück, die häufitg in Spielschulden steckte. Zwei Jahre nach seinem ersten Besuch, wieder in Wiesbaden, dem mutmaßlichen Roulettenburg des Romans und wieder mit Polina, verlor er wieder einmal alles (Absturz in Roulettenburg). Er musste wieder Schulden machen, um seine Rechnungen zu begleichen und nahm Hypotheken auf künftige Werke auf.

Der Stoff des Spielers bot sich dafür gleichsam wie von selbst für einen Roman an. Seit seinem ersten Casinobesuch trug Dostojewski die Idee mit sich herum. 1866 machte sich Dostojewski in Petersburg daran, rund um die Gestalt eines dem Spiel verfallenen jungen Mannes eine Geschichte zu schreiben.

Der Stoff des Spielers bot sich dafür gleichsam wie von selbst für einen Roman an. Seit seinem ersten Casinobesuch trug Dostojewski die Idee mit sich herum. 1866 machte sich Dostojewski in Petersburg daran, rund um die Gestalt eines dem Spiel verfallenen jungen Mannes eine Geschichte zu schreiben.

Dostojewskis Casino-Besuche sind in die Literaturgeschichte eingegangen und zu Weltliteratur geworden. In diesem autobiografisch geprägten Werk hat er seine Spielsucht literarisch verarbeitet, die vor 150 Jahren in Wiesbaden ihren Anfang nahm.

Dostojewskis Casino-Besuche sind in die Literaturgeschichte eingegangen und zu Weltliteratur geworden. In diesem autobiografisch geprägten Werk hat er seine Spielsucht literarisch verarbeitet, die vor 150 Jahren in Wiesbaden ihren Anfang nahm.

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Absturz in Roulettenburg - DER SPIEGEL-Reportage www.spiegel.de

Sonntag, 4. August 2013

»Aufzeichnungen eines Jägers« von Iwan Turgenew

Iwan Turgenjew

»Aufzeichnungen eines Jägers« ist der Titel einer Sammlung von Erzählungen des russischen Schriftstellers Iwan Turgenew. Die Novellensammlung erschien 1852 in Buchform und verhalf dem Autor als Erzähler zu weltweiter Berühmtheit.

Die Aufzeichnungen sind ein Sittenbild Russlands zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Landleben, wie es sich dem umherstreifenden Jäger darbietet, ist alles andere als eine beschauliche Idylle. Auf dem Land herrschen Leibeigenschaft, Elend, Unmenschlichkeit und Gewalt, die von Turgenjew schonungslos als Resultat der herrschenden Verhältnisse angeprangert und entlarvt werden.


Die Titelfigur ist ein auf der Jagd herumstreifender adeliger Gutsbesitzer. Aus der Sicht dieses fiktiven Ich-Erzählers schildert Turgenjew das russische Land- und Provinzleben. Er verbindet dabei lyrische Naturschilderungen mit der realistischen Darstellung des russischen Landadels und der leibeigenen Bauern. Obwohl vom Standpunkt eines neutralen Beobachters geschrieben, sind die Erzählungen eine Anklage gegen die Leibeigenschaft, gegen die Unterdrückung der Bauern und die Ausbeutung durch Gutsbesitzer und eigennützige Verwalter.

Mit der meisterhaften Novellensammlung von 1852 trat Turgenew die Erbschaft der Puschkinschen Erzählkunst an. Die "Aufzeichnungen" begründeten seinen Ruf als Erzähler von europäischem Format. Die sanfte Ironie, die die Erzählhaltung wie in einem scheinbar absichtslosen Erlebnisbericht prägt, erhöht die Drastik des Geschilderten ungemein wirkungsvoll.

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Iwan Turgenew-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Blog-Artikel:

»Väter und Söhne« von Iwan Turgenew

Freitag, 31. Mai 2013

Swetlana Alexijewitsch 65. Geburtstag

Swetlana Alexandrowna<br />
Alexijewitsch

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch wurde vor 65 Jahren am 31. Mai 1948 in Stanislaw, Ukraine, als Tochter einer Lehrerfamilie geboren. Ihre Mutter war Ukrainerin, ihr Vater Weißrusse.

Sie studierte in Minsk Journalistik. Im Anschluss war sie für eine Lokalzeitung sowie als Lehrerin tätig. Ein Jahr später arbeitete sie für die Land-Zeitung in Minsk. Im Jahr 1976 wechselte sie als Korrespondentin zum Literaturmagazin »Neman«.

Sie befasste sich mit unterschiedlichen literarischen Genres wie Kurzgeschichten, Essays und Reportagen und entwickelte eine Methode, die literarisch eine größtmögliche Annäherung an das wahre Leben erlaubt, eine Zusammenfassung individueller Stimmen als Collage des tagtäglichen Lebens.

Wäre die Autorin Swetlana Alexijewitsch an einem anderen Ort groß geworden, hätte sie womöglich einen anderen Blick auf die Conditio humana entwickeln können. Aber ihre Heimat Weißrussland war blutgetränkte und verbrannte Erde.

Ein Drittel der Bevölkerung war im Zweiten Weltkrieg umgekommen. Die Überlebenden, überwiegend Frauen und Kinder, blieben im verwüsteten Land zutiefst traumatisiert zurück. Schauergeschichten und Weiberklagen gehörten zu ihrer Kindheit ebenso wie die Schwarzmärkte in den zerstörten Städten, wo Kriegsversehrte ohne Gliedmaßen auf ihren Holzbrettern kauerten.

Mit ihrer Affinität zum Abgründigen im Menschen steht Swetlana Alexijewitsch in der russischen Tradition einer großen Literatur des Leidens. Doch ihre Erzähler sind nicht nur Nachfahren Dostojewskis. Sie sind ebenso Kafkas Enkel, deren eigentümliche Welt bereits zerfallen ist und die ihr Leben wie im Schock erfahren.

Freitag, 10. Februar 2012

Alexander Puschkin starb 1837 nach einem Duell

Alexander

Der russische Dichter Alexander Sergejewitsch Puschkin starb vor 175 Jahren am 10. Februar 1837 an einer zwei Tage zuvor erlittenen Schussverletzung. Er hatte sich duelliert, um die Ehre seiner Familie wiederherzustellen. Ein Adliger hatte seiner Frau den Hof gemacht und deren Schwester geheiratet.

Puschkin war nicht nur der romantische Lyriker, der Autor von "Eugen Onegin" oder "Boris Godunow", sondern ein Prosakünstler von höchstem Rang. Puschkin galt als Mitbegründer der neueren russischen Literatursprache. Sein Werk wurde wegweisend in fast allen Bereichen der russischen Literatur und der Weltliteratur.

Zu seinen bekanntesten Schöpfungen gehören der Versroman "Eugen Onegin" (1833), die historische Tragödie "Boris Godunow" (1831) und der Prosaroman "Die Hauptmannstochter" (1836).

Dienstag, 1. November 2011

»Die Dämonen« von Fjodor M. Dostojewski

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Fjodor M. Dostojewski ist mit seinem 1908 erschienen Roman »Die Dämonen« ein psychologisch ausgefeiltes Meisterwerk gelungen. In der Kunst, einen Roman zu entfalten und Charaktere zu zeichnen - in ihrer aus seiner Sicht unaufklärbaren verlorenen Art und Weise - ist Dostojewski unübertrefflich.

"Alles ist gut, alles. Für alle die ist es gut, die da wissen, dass alles gut ist. Wenn sie wüssten, dass sie es gut haben, dann hätten sie es gut, aber solange sie das nicht wissen, so lange werden sie es auch nicht haben. Das ist der ganze Gedanke, der ganze Sinn, einen weiteren gibt es überhaupt nicht!"

Dostojewski, »Die Dämonen«


Dostojewski schildert das Milieu armer Leute und eine Generation verlorener Kinder. Das vielschichtige Werk lässt sich vielfältig interpretieren, zeigt dabei auch seine kleinbürgerliche und letzendlich reaktionäre Sichtweise, die die Widersprüche einer absterbenden Gesellschaft auf den Dualismus zwischen Gut und Böse, Gott und dem Teufel zurückführt.


Die Dämonen - das sind Stawrogin, ein von Machtgier und Zerstörungslust Besessener, der ein Leben voller Ausschweifungen und Grausamkeiten führt, und der Anarchist Stepanowitsch, der selbst vor Mord und Terror nicht zurückschreckt. Sie versetzen eine ganze Gesellschaft in Angst und Schrecken.

"Ausgehend von schrankenloser Freiheit,
ende ich mit unumschränktem Despotismus."

Dostojewski, »Die Dämonen«

Die Dämonen ist Dostojewskis eindruckvollster, machtvollster und umstrittenster Roman. Es ist eine spannende Beschreibung der russischen Gesellschaft am Vorabend der Revolution und eine beeindruckende Parabel menschlicher Psyche.

Literatur:

Die Dämonen
Die Dämonen
von Fjodor Dostojewski




Donnerstag, 24. Februar 2011

»Der Revisor« von Nikolai Gogol

Nikolai Gogol

Nikolai Gogols Gesellschaftskomödie zeigt die korrupte Welt einer russischen Kleinstadt, die durch die Nachricht, dass ein Revisor erwartet wird, fast aus den Fugen gerät. Alle Verantwortlichen des Ortes müssen fürchten, für Misswirtschaft, Betrügereien und andere Misstände zur Rechenschaft gezogen zu werden und sehen die Bestechung des vermeintlichen Revisors, der seit Tagen bereits im Ort abgestiegen ist, als einzigen Ausweg aus der Katastrophe.

Dieser aber ist in Wahrheit nur ein kleiner Petersburger Beamter, der alles Geld im Kartenspiel verloren hat und deshalb im Gasthof seine Rechnung nicht bezahlt. Er nimmt die Avancen der Ortsprominenz genüsslich an und beeindruckt die Provinzler mit seinem großspurigen Auftreten. Die wahre Katastrophe aber tritt ein, als der falsche Revisor sich aus dem Staube macht und der echte eintrifft.

1836 in Sankt Petersburg uraufgeführt, ist Gogols »Revisor« die erste russische Gesellschaftkomödie. Die in Form einer Verwechslungskomödie gekleidete Satire über Korruption und Ämtermissbrauch wurde von der Kritik zunächst zwiespältig aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts avancierte Gogol mit seinem zunehmend erfolgreichen Stück zum Klassiker.

„Mache dem Spiegel keinen Vorwurf, wenn er eine verzerrte Grimasse zeigt."


Gesammelte Werke


Gesammelte Werke, von Nikolai Gogol
Zweitausendeins,
Taschenbuch - März 2009,

Mittwoch, 9. Februar 2011

Fjodor Dostojewski 1881 gestorben

Fjodor Dostojewski

Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski starb am 9. Februar 1881 in Petersburg. Dostojewski war ein berühmter russischer Dichter, Essayist und meisterhafter Erzähler des 19. Jahrhunderts.

Der Sohn eines Arztes schloss 1843 sein Studium als Offizier ab und arbeitete als technischer Zeichner im Kriegsministerium. Ein Jahr später nahm er seinen Abschied, um als freier Schriftsteller zu arbeiten.
Aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Kreis um den Sozialisten Petraschewski wurde er 1849 zum Tode verurteilt, begnadigt, nach Sibirien verbannt und zu anschließendem Militärdienst verurteilt.

Dostojewski war ein meisterhafter Gestalter des menschlichen Seelenlebens, der vor allem schwierig und außenseiterisch veranlagte Menschen schildert, wie z.B. Verbrecher, Spieler, Wüstlinge, Gottesleugner und Gottsucher.

Seine Werke entstammen dem tiefen Einblick und das Verständnis des menschlichen Seelenlebens. In seinen Werken, die teilweise stark auf eigenes Erleben zurückgreifen, schildert er gleichermassen treffend die äußere Wirklichkeit und komplizierte seelische Vorgänge.

Mit seinem Werk schuf Dostojewski die Form des psychologischen Romans: "Arme Leute" (1846), "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus" (1860-1862), "Schuld und Sühne" (1866), "Der Idiot" (1868), "Die Dämonen" (1871/1872) und "Die Brüder Karamasow" (1879/1880).

Weblinks:

Fjodor Dostojewski-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Fjodor Dostojewski-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de