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Samstag, 26. Oktober 2019

»Quichotte« von Salman Rushdie



Mit einem modernen Don Quijote auf bizarrer Reise durch Amerika, was er dabei erlebt ist beängstigend. Wie Don Quijote kämpft an sein Held gegen die Wirren der Zeit. »Quichotte« von Salman Rushdie ist eine brillante Hommage an Cervantes und ein unverzichtbarer Kommentar zu unseren unsicheren Zeiten. Die Gegenwelt zu Quijotes Traumwelt stellt die Faktizität Amerikas dar. Mit Cervantes und seinem bizarren Helden durch die USA von heute: eine witzige und scharfsinnige Road-Novel.

Salman Rushdies Quichotte ist ein Reisender, der besessen ist von der »unwirklichen Wirklichkeit« des Fernsehens. Er will das Herz der Königin der Talkshows erobern und begibt sich auf eine Reise quer durch Amerika, um sich ihrer als würdig zu erweisen. Und er schreibt ihr laufend Liebesbriefe, um sie für sich zu gewinnen. Auf dem Beifahrersitz sitzt Sancho, der Sohn, den er sich immer gewünscht hat, aber niemals bekam.


Rushdie nimmt Quichottes Abenteuer mit in die Gegenwart. Die Welt ist für die Reisenden unsicher geworden und gefährlich. Er erzählt dabei auch von Vater-Sohn-Beziehungen, Geschwisterstreitigkeiten, unverzeihlichem Handeln, alltäglichem Rassismus, der Opioid-Krise, Cyber-Spionen, Science Fiction, dem Leben des Mannes, der Quichotte geschaffen hat, und nicht zuletzt vom Ende der Welt. Die Reise endet in New York.



Rushdies Roman ist viel mehr als nur eine Nacherzählung von Don Quijote. Es ist eine Satire auf unsere zeitgenössischen Fake-News, Post-Trumpian-Kulturmomente, in denen sich das Konzept der Realität selbst auflöst. Es ist ein Science-Fiction-Roman, ein Spionageroman, ein Roadtrip-Roman, ein Werk von magischem Realismus. Es ist eine Parabel über den Klimawandel und eine Migrationsgeschichte in einer Ära der Einwanderungsfeindlichkeit. Es ist eine Liebesgeschichte, die sich in ein Familiendrama verwandelt. Charaktere, Erzählungen und Welten kollidieren und zerfallen auf spektakuläre Weise, während Rushdie die Kontrolle über alles behält.

Rushdie erzählt mit leichter Hand, im Stil seines magischen Realismus und schafft unzählige Querbezüge zur Popkultur. Wie er die (Meta-)Ebenen des großen Epos in einem irrwitzigen Finale zusammenführt, zeugt von der ungebrochenen Erzählkunst dieses Weltliteraten.

Literatur:


Quichotte
von Salman Rushdie

Quichotte Weblinks:

Quichotte - Salman Rushdie - www.salmanrushdie.com

Salman Rushdie: Quichotte. C. Bertelsmann Verlag (Hardcover) - www.randomhouse.de

Salman Rushdie on His Latest Novel, “Quichotte”> - www.youtube.de

Mittwoch, 28. Juni 2017

»Mitternachtskinder« von Salman Rushdie

Mitternachtskinder
Mitternachtskinder

»Mitternachtskinder« ist der Roman von Salman Rushdie, mit dem er weltberühmt wurde. Rushdie galt nach Erscheien des Buches als das indische Pendant zu Gabriel García Márquez.

Mitternachtskinder sind sie, geboren zwischen Null und Ein Uhr am 15. August 1947, dem Tag der Indien seine Unabhängigkeit bescherte. Und alle haben sie eine einzigartige, herausragende, nur ihnen bekannte Fähigkeit. So lehrt das Leben etwa unserem Helden und Ich-Erzähler Saleem Sinai, der Rotznase in die Gedanken seiner Mitmenschen einzutauchen.

Salman Rushdie erzählt die Geschichte eines jungen Mannes aus reicher Familie, von hohem Stand, der von der ambitionierten jungen Hebamme Mary Pereira kurzerhand mit dem zugleich geborenen Shiva getauscht wird, der in den Straßen Bombays aufwachsen wird, ohne Chance auf ein besseres Leben. Schon bald hat die junge Frau ihren Irrtum erkannt, ihr Gewissen jedoch ließ sie elf weitere Jahre mit der Untat leben.

Der Roman ist in drei Teile gegliedert, wobei im ersten Teil der Familienstammbaum mit dem Großvater beginnt, der in Heidelberg Medizin studiert hatte, um dann nach Kaschmir zurück zu kommen und ein junges Mädchen zu heiraten, das er durch ein Loch in einem Laken Stück für Stück ertasten konnte. Der zweite Teil erzählt die schelmische Geschichte der Kindheit des Ich-Erzählers, um schließlich im dritten Teil in einem Krieg, sein altes Leben von der Erde zu fegen und ihn dorthin zu verbannen, wo er von Geburtsrecht her leben sollte, in die Straßen und unter die Brücken Bombays.

Nicht zu Unrecht wird der Roman mit Marquez' »Hundert Jahren Einsamkeit« verglichen. Die Charaktere sind einzigartig, extravagant, durchwegs individuell und liebenswürdig. Ein ums andere Mal fügen sie sich in unbeschreiblicher Situationskomik ihren Lebensplagen und entwirren geduldig die zahlreichen, verspielt in der Handlung platzierten Verstrickungen, die immer wieder angedeutet, plötzlich mit ungehemmtem Hurra über mich Leser hereinbrechen. Selten habe ich so zufrieden in einen Roman hineingeschmunzelt! Doch der dritte Teil lässt alle Leichtigkeit hinter sich, ganz unvermutet, nur wenige Bomben reichen aus, eine ganz andere Geschichte aus dem zu bauen, was nach dem Krieg übrig geblieben war.

Die Geschichte der Familie Sinai ist auch die Geschichte Indiens, die Geschichte vom Weg zur Unabhängigkeit, von der Abspaltung des islamischen Pakistan, von den Kriegen und den Militärs und der Gründung Bangladesch's. Es ist die Geschichte des Lebens nach Möglichkeit der Geburtsstunde oder vielmehr des Geburtsrechtes. Der Kontrast aus unbeschwerter Kindheit in reichem Elternhaus und dem rastlosem Leben in den Slums Indiens Tag um Tag, die größte Kunst beherrschend: das Unsichtbarsein.

Ein Roman, der die unterschiedlichen Stimmungen eines Lebens erfunden haben mag, der im gleichen Atemzug höchste Zufriedenheit stimuliert wie er seinen Charakteren das Leben aushaucht, der in gleichem Maße humorvoll und spitzzüngig wie bitter und traurig ist!


Literatur:

Mitternachtskinder
Mitternachtskinder
von Salman Rushdie


Blog-Artikel:

Salman Rushdie 70. Geburtstag

Magischer Realismus in der Literatur

»Hundert Jahre Einsamkeit« von Gabriel García Márquez

»Die satanischen Verse« vor 25 Jahren erschienen

Montag, 19. Juni 2017

Salman Rushdie 70. Geburtstag

Salman Rushdie

Salman Rushdie wurde vor 70 Jahren am 19. Juni 1947 in Bombay geboren. Salman Rushdie ist ein britisch-indischer Schriftsteller, der zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen Literatur gehört. Seine Erzählungen reichert er mit Elementen aus der Märchenwelt an. Dieses Vermischen von Mythos und Fantasie mit dem realen Leben wird als "Magischer Realismus" bezeichnet. Rushdie gilt als das indische Pendant zu Gabriel García Márquez.

Der Schriftsteller schrieb mit Vernunft und Phantasie gegen religiöse Hetze. Mit seinem Roman »Mitternachtskinder« wurde er weltberühmt. Mit seinem 1988 erschienenen Roman »Die satanischen Verse« hatte er sich den Zorn vieler Muslime zugezogen, die sich in ihrem religiösen Empfinden verletzt fühlten.

Salman Rushdie

Im Februar 1989 verkündete der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini einen Mordaufruf ("Fatwa"), mit einer "Belohnung" von einer Million Dollar. Er beschuldigte den Schriftsteller, den Islam beleidigt zu haben. Anfang der 1990er Jahre tauchte Rushdie, der seit 1961 in England lebte, unter und führt seitdem ein Leben im Untergrund.




"Man wacht jeden Tag in einer anderen Welt auf."

Salman Rushdie

Neun Jahre verbarg sich Rushdie an ständig wechselnden Orten und trat in der Öffentlichkeit nur unter extremen Sicherheitsvorkehrungen oder als Überraschungsgast auf. Erst ab 2006 konnte er nach Jahren unfreilliger Emigration wieder ein "normales" Schriftstellerleben führen.

Seine Bücher erhielten renommierte internationale Auszeichnungen, u.a. den Booker Prize, und sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. 1996 wurde ihm der Aristeion-Literaturpreis der EU für sein Gesamtwerk zuerkannt. 2008 schlug ihn die Queen zum Ritter.

Weblink:

Mit Vernunft und Fantasie gegen religiöse Hetze: Salman Rushdie - www.dw.de


Literatur:

Die satanischen Verse
Die satanischen Verse
von Salman Rushdie

Mitternachtskinder
Mitternachtskinder
von Salman Rushdie


Blog-Artikel:

Magischer Realismus in der Literatur

»Die satanischen Verse« vor 25 Jahren erschienen