»Der Tod eines Bienenzüchters« von Lars Gustafsson ist ein Erinnerungsbuch, welches von einem meschlichen Schicksal erzählt und das der Protagonist des Romans angelegt hat. Dieser ist ein frühpensionierter Volksschullehrer namens Lars Lennart Westin - auch "Wiesel" - genannt, der in Schweden im nördlichen Västmanland zurückgezogen in seiner Hütte im Wesentlichen von der Bienenzucht lebt.
Von ihm haben sich verschiedene Tagebücher gefunden, von denen abwechselnd Auszüge gebracht werden, in denen Westin die Zeit vom Frühjahr 1975 bis zu seinem Tod im Herbst abdeckt, Ursache: Krebs, den er bewusst nicht ärztlich behandeln lässt. Stattdessen versucht er den Schmerz in sein Leben einzubauen, stets begleitet von Hoffnung, dass alles nur ein Irrtum war, er erinnert sich an die Vergangenheit und macht sich Gedanken über Leben und Tod, ein paar Besuche finden statt bei ihm, sonst passiert nichts.
Die Handlung des Romans: Ein Mann, der ein leidlich geordnetes Leben führt, erfährt von seinem bevorstehenden Tod durch ein Krebsgeschwür. Die Notizhefte, die er hinterläßt, beschreiben sein Leben. Allerdings nicht das äußerlich Sichtbare - Studium, Ehe, Beruf - das zunehmend unwichtig wird, sondern den Teil des Lebens, der mit Sprache kaum zu umreißen ist.
Wie seine Bienen empfindet sich Westin nur als Teil eines Kollektivs, er plädiert für ein mystisches" Menschenbild (S.146), wiederholt heißt es über den Menschen: "Das Dunkel der Pupille ist nichts anderes ... als die Dunkelheit des Universums." (146). Vielleicht erklärt sich so seine Neigung zu Science-Fiction-Spielereien oder zu Visionen.
Der Roman ist ein Seelenbefund: Man kann mit Westin auch nicht besonders tief mitfühlen oder mitleiden, weil er distanziert und kühl über sich selbst schreibt. Anders als etwa bei dem Roman »Homo Faber« von Max Frisch - der auch als Tagebuch angelegt ist - empfindet man hier nicht, dass der Protagonist ein Leben führt, das man ändern müsste. Westins Schicksal erscheint eher wie eine Bestandsaufnahme der menschlichen Situation überhaupt. So leitet z.B. ein Erzähler, dessen Seelenlage von ähnlicher Beschaffenheit zu sein scheint, die Tagebuchnotizen ein: "Wie sonderbar. Ich spüre nicht mehr viel von einem Seelenleben. In mir ist alles ganz klar und ruhig und leer." (8).
Dieser Westin hat sein Leben, die Höhen und Tiefen in einem Notizbuch festgehalten, daß Lars Gustafsson wie eine Niederschrift den Nachgeborenen darreicht. Es klingt nicht verbittert, wenn auch zuweilen dickköpfig. Er hat sich aus dem öffentlichen Leben in eine Existenz als Bienenzüchter zurückgezogen und ignoriert den Befund, indem er so tut, als habe ihm niemand davon etwas mitgeteilt. Wenn ich nicht weiß, daß ich sterbe, sterbe ich dann überhaupt? Werde ich nicht einfach vom Tod überrascht?
Allein diese Sicht der Dinge zeigt, daß es sich nicht um ein Sterbebuch handelt, daß vielmehr der Humor über die Trauer hinweg helfen, einem den Abschied erleichtern soll, obwohl der Schmerz sich nicht so leicht vertreiben läßt. Gustafsson hat ein schönes Buch über einen Bereich des Lebens geschrieben, der zumeist totgeschwiegen wird.
Auch das Sterben ist nur ein alltäglich Leben, davon und dass jeder Träume hat erzählt dieses Buch. In seiner Stille gewaltig und in seiner leisen Lebensweisheit komisch. Jeder der mit Lebenden und damit Sterbenden zu tun, hat sollte dieses Buch lesen. Denn es ist so herrlich anders als diese allgegenwärtigen Anleitungen zum Sterben und zur Sterbebegleitung.
Weblinks:
Der Tod eines Bienenzüchters
von Lars Gustafsson
Der Tod eines Bienenzüchters
von Lars Gustafsson
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