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Mittwoch, 14. Oktober 2020

Dario Fo und sein Spott gegen die Macht

Dario Fo

Der italienische Autor und Schauspieler Dario Fo ist ein humoriger Vertreter seiner Zunft, der sich selbst sich als Clown bezeichnete. "Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, um Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst", sagte er einmal recht spöttisch.

Um klare Worte war Dario Fo nie verlegen. Und so sagte er in seiner Dankesrede, als er 1997 ziemlich überraschend den Nobelpreis für Literatur erhielt, dass er nicht zum Theater gegangen sei, um den Hamlet zu spielen, sondern um den Clown, den Hanswurst zu geben. Durch diese Haltung, zu der er sich schon in seinen Anfängen entschlossen hatte, wurde er in Italien keineswegs zum theatralisch-komischen Leichtgewicht, im Gegenteil.

Eigentlich war Dario Fo Architekt. Doch das Theater, vor allem die freie Bühne, zog ihn magisch an. Dort verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und geschwätzige Trunkenbolde. „Wir sind Flegel, und wie alle Flegel dieser Welt gefällt es uns, zu lachen und zu spotten, grotesk, vulgär und manchmal auch possenhaft zu sein“, sagt der für seine ausdrucksstarke Mimik bekannte Mailänder.

Viele Jahre war er in dem Land, in dem einst die Commedia dell’arte erfunden wurde, einer der wichtigsten und einflussreichsten Theatermacher. Er wurde vom einfachen Volk wie von den gehobenen Schichten zumindest wahrgenommen, meistens indes geliebt, oft gefürchtet. Die politische Kaste freilich, mit der er sich prinzipiell und herzlich gern anlegte, beobachtete ihn mit durchaus begründetem Argwohn.

Dario Fo war ein begnadeter Spötter, ein Arleccino in der Tradition der Commedia dell` arte. Mit seinem Sprachwitz, als Possenreißer, als Pantomine wurde Fo berühmt.

Sein Theaterspiel war ein Spiel mit der Macht. Legendär war sein Spott gegen die Macht. Fo war der Ansicht, daß jede Macht nichts mehr als das Lachen den Spott fürchte. Satire sei letztlich das schlechte Gewissen der Macht.

Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen. Dario Fo war ein italienischer Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war ein Vertreter des politischen Agitationstheaters. Sein groteskes Bühnentheater basiert auf der Commedia dell'arte des Mittelalters, dessen Methoden er neu belebte.

Fo war für seinen Sprachwitz und seinen subversiven Humor bekannt. Spott ist immer dann besonders subversiv, wenn er sich gegen die Macht richtet. Sein Stilmittel war der Humor. "Lachen ist die Freiheit", bekannte er. Dario Fo, geboren 1926 in Sangiano am Lago Maggiore, wusste aber, dass genau dieses offene, respektlose, ungenierte Lachen eine überaus wirksame Waffe gegen die Macht und die Mächtigen, gegen Repression und Ausbeutung sein kann.

Als Schriftsteller sah sich Dario Fo in der Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler, die die Macht öffentlich geißelten. Er kritisierte Politiker ebenso wie religiöse Anführer, die Waffenindustrie oder die Mafia. Immer wieder musste er sich wegen Beleidigung und der Verhöhnung Mächtiger vor Gericht verantworten.

1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Ein Clown gewann den Literaturnobelpreis.Mit dem Preis wurde Fo für sein Talent, seine politische und soziale Theaterarbeit geehrt. Da er viele Stücke gemeinsam mit seiner 2013 gestorbenen Frau Franca Rame schrieb, sprach er stets von “unserem Nobelpreis”.

Geboren am 24. März 1926 in der Gemeinde Sangiano nahe dem Lago Maggiore, wuchs Fo zwischen Fischern, Schmugglern und Geschichtenerzählern auf. Von ihnen lernte er auch das Schauspielern. Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde.

Weblinks:


Lachen über die Macht und die Mächtigen
– www.berliner-zeitung.de

Der Hanswurst, den die Mächtigen fürchten - www.ln-online.de

Samstag, 13. Juni 2020

Charles Dickens und die Viktorianische Ära


Charles Dickens


Die lange Regierungszeit der britischen Königin Viktoria (1837–1901) war eine Zeit großer Fortschritte auf technologischem und industriellem Gebiet. Großbritannien errichtete während der Viktorianischen Ära ein der ganzen Welt ein umfangreiches Imperium, in dem aber viele Menschen vom Fortschritt ausgeschlossen blieben und arm blieben.
Die allgemeine Stimmung wurde von Königin Viktoria nach einem Besuch der Weltausstellung zum Ausdruck gebracht. Am 29. April 1851 schrieb sie in ihr Tagebuch: »Wir sind fähig, alles zu tun.«

Der rasante Fortschritt wurde jedoch in der Kultur und Literatur von großer und zunehmender Skepsis begleitet. Die Autoren dieser Epoche reflektierten ihre Bedenken, dass der Geist des Menschen durch das Maschinenzeitalter zerstört werden könnte. Prägendster Autor und Chronist der der viktorianischen Zeit war Charles Dickens, der zu jener ZEit meistgelesenste englische Autor.

Großbritannien hatte das Recht, wenn nicht die Pflicht, der Welt seinen Stempel aufzudrücken. Genau das taten britische Soldaten, Ingenieure und Industrielle mehr als ein halbes Jahrhundert lang.

Charles Dickens

Charles Dickens avancierte mit seinen Werken zu einem der bedeutendsten Vertreter der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Anhand charaktervoller Figuren zeichnete er Geschichten mit existenziellem Hintergrund, in denen das Gute mit dem Bösen ringt. Dabei beleuchtete er die sozialen Probleme seiner Zeit.

In einem boomenden Markt für Bücher und Zeitschriften bediente Dickens mit seiner bildreichen Prosa bestens die Bedürfnisse eines moralisierenden Publikums viktorianischer Herrenmenschen, das sich im Einvernehmen mit Gottes Schöpfung fühlte und mit religiös inspiriertem Dünkel auf das wachsende Heer der Armen und „gefallenen Frauen“ fern der feinen Gesellschaft herabsah.

Dickens brachte in seiner literarischen Produktion das Kunststück fertig, so Gelfert, der viktorianischen Gesellschaft ihre Mängel „um die Ohren zu hauen“ und sich gleichzeitig mit ihr vollständig zu identifizieren. Für den modernen Geschmack allerdings gehören Dickens Romane mit ihren unwahrscheinlichen Wendungen zu einer längst überholten romantischen Weltsicht. Darin ändert auch ihr sozialkritischer Einschlag nichts. Trotz ihrer Frontstellung gegenüber der beginnenden Industrialisierung wurden Dickens Romane und Novellen schon von manchem kritischen Zeitgenossen als sentimentaler Kitsch abgetan.


Oliver Twist


Im Jahr 1838 erschien der Roman »Oliver Twist« erstmals. Einer seiner populärsten Romane war »Oliver Twist« (1837–1839). Mit »Oliver Twist« prangerte Dickens die gesellschaftlichen Missstände der damaligen Zeit an. Selbst Historiker haben Dickens' Romane als dokumentarische Quelle herangezogen.

Im Jahre 1849 begann Dickens mit der Arbeit an seinem Roman »David Copperfield«, der auf Erfahrungen aus seiner Kindheit und seinem frühen Leben basiert. Mit dem stark autobiografisch geprägten Roman »David Copperfield«, den er selbst als seinen »Lieblingsroman« bezeichnete, schuf Charles Dickens einen der wenigen großen Bildungsromane der englischen Literatur.

In seinem Roman appellierte er mit der Kritik an der Missachtung des Kindes, die der Kritik an sozialen Missständen vorangeht, an das Gewissen und wollte den Weg für soziale Reformen ebnen.

Um 1850 wurde Charles Dickens zum Chronisten der industriellen Revolution in England und des Molochs London. In seinem autobiografischen Roman »David Copperfield« schildert er das Arbeitsleben in den Fabriken, wo schon Kinder ausgebeutet wurden.

Charles Dickens zeichnete ein lebendiges Gesellschaftsgemälde der Viktorianischen Zeit, in dem sich Charakteristika seiner Werke wie scharfe Beobachtungsgabe, psychologisches Feingefühl und Sozialkritik vereinen. Seine Werke liefern eine eindrückliche Schilderung des sozialen Verhältnisse und herrschenden Armut.

Niemand hat so feinfühlig die viktorianische Zeit in seinen Romanen geschildert wie Charles Dickens. Seine Romane leben von seinen liebevoll gezeichneten Figuren. Humorvoll schildert Dickens das Volksleben seiner Zeit. Er stellte aber auch mit deutlicher Sympathie für die Armen und Unterdrückten soziale Mißstände dar.

Weblinks:

Charles Dickens-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Charles Dickens-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Blog-Artikel:

»Oliver Twist« von Charles Dickens

Charles Dickens 150. Todestag

Samstag, 25. Januar 2020

»Die Ermittlung« von Peter Weiss


Vor 75 Jahren wurde das KZ Ausschwitz von der Roten Armee befreit. Auschwitz-Birkenau war das größte NS-Vernichtungslager und die Verkörperung des Grauens. Für die Insassen war das Lager die Hölle. Mindestens 1,1 Millionen Menschen wurden hier während des Zweiten Weltkriegs ermordet.

Der Mord an den Juden war Völkermord. Die Täter beriefen sich im Zweifel darauf, daß alles von der Führung gewollt war und verantwortet wurde. Die innere Motivation war so aufgebaut, daß alles zum Wohl der Deutschen Volkes geschehen müsse, bis hin zum Massenmord an Untermenschen. Das erklärt die Verbrechen, entschuldigt sie aber nicht.

Es war das bis dahin grösste Gerichtsverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte: Am 20. Dezember 1963 begann der erste Auschwitz-Prozess im Plenarsaal der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Angeklagt waren 21 Mitglieder der Wachmannschaften des Konzentrationslagers Auschwitz wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord. Insgesamt wurden 360 Zeugen befragt. Sechs Beschuldigte erhielten nach einem über zweieinhalbjährigen Prozess lebenslange Zuchthausstrafen. Drei Angeklagte wurden freigesprochen. Der Prozeß endete im August 1965. Zwei Monate später wurde der Prozeß in einem Theaterstück bearbeitet.

»Die Ermittlung« ist ein Theaterstück des Dramatikers Peter Weiss von 1965 , das den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters thematisiert. Es wurde am 19. Oktober 1965 im Rahmen einer Ring-Uraufführung an fünfzehn west- und ostdeutschen Theatern sowie von der »Royal Shakespeare Company«, London, uraufgeführt. Die Ermittlung trägt den Untertitel „Oratorium in elf Gesängen“. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück aus den Protokollen Bernd Naumanns.

Das Theaterstück »Die Ermittlung« des deutsch-schweizerischen Schriftstellers Peter Weiss (1916 - 1982) hat den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main (Dezember 1963 - August 1965) zum Inhalt. Das Bühnenspiel, es wird dem dokumentarischen Theater zugeordnet, wurde 1965 gleichzeitig an 15 Orten uraufgeführt. Von der Rampe bis zur Todeskammer, in einem "Oratorium in 11 Gesängen" lässt Peter Weiss die Vertreter der Anklage und der Verteidigung, die Angeklagte und Zeugen über die "Hölle auf Erden", meint Auschwitz, verhandeln. Die von den Nationalsozialisten maschinell betriebene Tötung von Millionen völlig unschuldiger Menschen bleibt unfassbar.

Die Ermittlung sollte Teil eines umfassenderen „Welttheater“-Projekts werden, das der Struktur der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri folgte. Das dreiteilige Dramenprojekt sollte die Jenseitssphären Hölle, Paradies und das dazwischen liegende Fegefeuer umfassen. In Umkehrung der Überzeugungen Dantes sollte »Die Ermittlung« dabei dem „Paradiso“ der Dante-Konzeption entsprechen und das Paradies der Ort der Verzweiflung für die Leidtragenden sein.

Das 1964 verfasste Drama »Inferno«, das erst 2003 aus dem Nachlass publiziert wurde, führte das abzubildende Jenseitsreich auch im Titel. Aufgrund der zeitgeschichtlichen Bedeutung des Auschwitz-Prozesses wurde das Divina-Commedia-Projekt jedoch zurückgestellt und der dritte Teil als Die Ermittlung separat veröffentlicht.

Das Stück stellt die Aussagen der von Weiss anonym gehaltenen Zeugen denen der namentlich genannten Angeklagten KZ-Aufseher gegenüber. Die Aussagen der Zeugen bieten einen Einblick in die Grausamkeit des Lagerlebens und die Details der Greueltaten, sie öffnen den Blick auf das nackten Grauen. Demgegenüber wirken die Rechtfertigungs- und Distanzierungsversuche der Angeklagetn angesichts der Faktenlage zynisch und die decken die Widersprüche in den Aussagen schonungslos auf.

Literatur:


Die Ermittlung
von Peter Weiss


Die Ermittlung
von Peter Weiss

Video:

DOKUMENTATION DIE ERMITTLUNG - Youtube

Samstag, 18. Januar 2020

»Der Revolver« von Funimori Nakamura



Nachdem Fuminori Nakamura 2015 sein Deutschland-Debüt bei Diogenes feierte, wird fünf Jahre später nun auch sein tatsächlicher Debütroman in Deutschland veröffentlicht.

Der Schweizer Buchverlag hat einen neuen japanischen Autor für sich entdeckt. Nach Banana Yoshimoto kommt nun Fuminori Nakamura zum Verlagsrepertoire dazu. Nicht nur für Leser im deutschsprachigen Raum, auch in Japan ist Nakamura noch ein relativ neuer Autor: Erst 2002 erschien sein Debüt »Der Revolver« in einer Literaturzeitschrift, ein Jahr später dann auch als Roman bei Shinchôsha.

Dass der Revolver nicht eher in Deutschland erschienen ist, ist nachvollziehbar. Mit knapp 180 Seiten ist der Roman von der Länge her doch eher eine Novelle. Und auch vom Inhaltlichen her gibt es mit Titeln wie die Maske noch brutalere, thrillermäßige Titel von Nakamura.

Trotzdem zeigt sich schon in dem Roman »Revolver«, was Nakamuras späteren Erzählstil ausmacht: Eine harmlose Geschichte driftet ab ins unbegreifbar Böse. Auch beim Revolver ist anfangs nicht viel dabei, als der Student Tôru neben einer Leiche eine Pistole findet und diese mit nach Hause nimmt. Doch dieser zufällige Fund weckt eine bislang ungeahnte Leidenschaft in ihm:

„Dass Leichtigkeit und Tod zu einem Paar werden konnten, fand ich ein wenig unheimlich. Wie gebannt betrachtete ich den Revolver, in dem sich diese so gegensätzlichen Konzepte vereinen. Ein Gegenstand, der das Töten als etwas Naheliegendes, ja Natürliches erscheinen lässt und der es dem Täter ermöglicht, zugleich Zeuge seines Tuns zu sein.“

Nakamura, Fuminori (2019): Der Revolver, S. 46

Weder sein Studium, noch Freunde oder Frauen – Tôru bleibt innerlich leer und empfindet an nichts wirklich Freude. Nur die Pistole erweckt in ihm Leben – ein neues, unheimliches Leben. Er entwickelt Mordfantasien, die sich steigern, bis schließlich sogar die Polizei bei ihm vor der Tür steht. Tod, Tierquälerei und Krankheit sind Themen, die die bis dahin noch friedlich erscheinende Geschichte plötzlich antreiben.

Das fantastische Japan findet man bei Haruki Murakami, das brutale Japan bei Fuminori Nakamura.
....

Der Student Nishikawa geht spazieren. Es regnet in Strömen, ist bereits eine Weile dunkel und wir befinden uns in Tokio. Als er sich unter die Brücke begibt, um weniger nass zu werden, findet er einen Toten und daneben einen glänzenden Revolver. Er kann nicht widerstehen und nimmt den Revolver an sich. Zuhause versteckt er ihn in ein feines Ledertuch gehüllt in einem Beutel, doch kann er schon bald nicht mehr davon lassen, ihn auch tagsüber mitzunehmen.

Sein Alltag, der aus Universität und diversen sexuellen Abenteuern mit namenlosen jungen Frauen besteht, wird immer mehr durch den dunklen Sog des Revolvers beeinflusst und es ist nur eine Frage des Ortes an dem Nishikawa ihn das erste Mal abfeuern wird. Als ein Kriminalbeamter morgens an Nishikawas Tür klingelt und ihn zu nächtlichen Schüssen in einem nahegelegenen Park befragt, nimmt die Handlung große Spannung ungewissen Ausgangs an.

Wie in einem Film noir werden die Erzählung wie auch seine Protagonisten rasch sehr düster. Die Menschen gehen einzeln durch die Welt, der Kontakt zur Familien verbraucht sich immer mehr. Die Studenten entpuppen sich als verlorene, perspektivenlose Seelen, die keine Bindungen eingehen wollen und am Ende reicht der aktuelle Nervenkitzel nicht mehr und da kommt so ein wunderschöner, glänzend polierter Revolver nicht ungelegen.


Literatur:

Der Revolver
Der Revolver
von Funimori Nakamura

Samstag, 6. Juli 2019

»Menu surprise: Der elfte Fall für Bruno, Chef de police« von Martin Walker

Martin Walker

Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang bei der britischen Tageszeitung »The Guardian« tätig.
Mit »Menu surprise« hat Martin Walker den elften Fall für Bruno, den örtlichen Chef de police, vorgelegt. Der Titel »Menu surprise ist eine Anspielgung an die vielfältige Küche und das kriminalistische Menue des Autors.

Im Jahr 1999 ließ Martin Walker sich mit seiner Familie in einem kleinen Ort im Périgord nieder. Dort spielen seine erfolgreichen Kriminalfälle rund um den Dorfpolizisten Bruno.

Bruno steht dieses Mal vor einer ungewohnten Herausforderung: Er soll in Pamelas Kochschule Feriengästen lokale Geheimrezepte beibringen. Die Messer sind gewetzt, die frischen Zutaten bereit, doch die prominenteste Kursteilnehmerin fehlt: die junge Frau eines britischen Geheimdienstoffiziers, die sich auf Empfehlung ihrer Familie im Périgord erholen wollte. Bruno spürt sie auf - in einem vermeintlichen Liebesnest, das jedoch bald zum Schauplatz eines Doppelmords wird.

Bruno erfährt, dass eine der Kurteilnehmerinnen von Pamelas Kochkurs vermisst wird. Der Dorfpolizist möchte bitte nachsehen, was da los ist. Diese harmlose Nachfrage weitet sich auf ernste Ermittlungen im Fall mit zwei Toten, die weite Kreise nach sich ziehen und Kompetenzen des einfachen Dorfpolizisten Bruno deutlich übersteigen.


Bei Martin Walker ist die Rezeptur in seinen Romanen fein verteilt. Im Roman fließt wenig Blut, es geschehen wenige Morde, dafür ein charaktervoller und genußfreudiger Dorfpolizist und dazwischen gibt es schöne Kochrezepte aus der französischen Küche, welche in diesem Roman besonders betont werden.

Seine - fast schon obligate - Hommage an die Kochkunst: Bruno teilt seine Geheimnisse in Sachen Kochen mit den Teilnehmern des Kochkurses und mit den Lesern. Der leidenschaftliche Koch kocht auch für seine Gäste.


"Bruno würde den Teilnehmern beibringen, wie pâté de foie gras zuzubereiten war und wie sich aus einer einzigen Ente fünf verschiedene Gerichte zaubern lassen. Als einer der anderen Kursleiter wollte der Baron zeigen, wie man einen Gänsehals füllt und was sonst noch in ein klassisches cassoulet nach Art des Périgord gehörte."


Isabell ist wieder die Frau seines Lebens bei Bruno, die Geschichte hält sich sehr im Rahmen. Viel Raum nimmt eine Nebengeschichte um die schwangere Rugbyspielerin, die in die Nationalmannschaft aufgenommen werden soll. Die Frage, ob sie ihre Schwangerschaft abbricht, um sportlich weiter zu kommen, beschäftigt Bruno, Fabiola, die Spielerin selbst und paar andere Figuren so ziemlich bis zum Schluss.

Der Geheimdienst ist dieses Mal durch die junge Frau eines britischen Geheimdienstoffiziers in den Fall involiert. Die Presse spielt eine eher negative Rolle, da sie einiges ausplappert, was so manche Figuren in Gefahr bringt.

Der vorliegende Fall des Kommissars erscheint an sich nicht so besonders, aber dadurch, dass die schöne, gemütliche Seite deutlich im Vordergrund steht, kann man das Geheimdienstgeplapper gut wegstecken.

Am Ende darf Bruno im mehr oder minder spektakulären Einsatz seine Beförderung nochmals unter Beweis stellen. Am Ende ist alles geklärt und die Motive sind freigelegt.

Wer gerne Kriminalromane liest, ein Gefühl für Südfrankreich und seine Lebensart entwickelt hat, dazu gerne kocht und nach guten Inspirationen für einfachen, schmackhaften Gerichten sucht, der ist mit den Krimis von Maritn Walker sehr gut bedient. - Voila, une Mene surprise. Bon appetit!

Literatur:

Menu surprise: Der elfte Fall für Bruno, Chef de police
Menu surprise: Der elfte Fall für Bruno, Chef de police
von Martin Walker

Weblink:

»Menu surprise« von Martin Walker - Youtube

Samstag, 22. Juni 2019

»West-östlicher Divan« von Johann Wolfgang Goethe

West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819


Der »West-östliche Divan« von Johann Wolfgang Goethe ist eine orientalische Gedichtsammlung und ein berühmter Lyrikzyklus. Die Erstfassung aus dem Jahr 1819 wurde von Joseph Kiermeier-Debre herausgegeben. Der »West-östliche Divan« erschien erstmals 1819 und im Jahr 1827 in einem erweiterten Umfang. Es ist Goethes umfangreichste Gedichtesammlung. Sie wurde durch die Werke des persischen Dichters Hafis inspiriert, der etwa von 1320 bis 1389 gelebt hat.

Der persische Dichter Hafis war ein erklärter Liebhaber der Sprache, und diesem Gedanken gab er im 14. Jahrhundert allegorische Gestalt: In seinem Diwan tritt die "Wortbraut" als mystische Verkörperung der Lyrik auf, um Gott, Wein und Liebe zu besingen:"Bräuten in der Locken Ranken,/ denen Schleier, leicht und licht, / Halb nur hüllen den Gedanken, / gleicht, o Hafis, dein Gedicht".

Die Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis seines West-östlichen Divans eröffnet Goethe mit den Worten: "Wer das Dichten will verstehen / Muß ins Land der Dichtung gehen; / Wer den Dichter will verstehen / Muß in Dichters Lande gehen."

Dieser wunderschöne Vierzeiler, den er dem prosaischen Teil des »Divan« vorausschickt, ist aber nicht nur für den Divan-Leser von Bedeutung, sondern auch für uns. Denn wenn wir verstehen wollen, an was sich die Orientbegeisterung Goethes manifestierte, wodurch sie sich bedingt und letztendlich in die Produktion eines seiner herausragendsten Werke mündete, muss der Mensch Goethe und natürlich die Zeit, in der er sich bewegt hat, ergründet werden.

Beflügelt von dem Toleranzgedanken der Aufklärung und wirkungsmächtigen Gestalten wie Voltaire, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit Goethes zeitlebens auf die Kunst. Er begeisterte sich für die schönen Dinge im Leben – solche, die ihm Freude bereiteten, die ihn auf intellektuelle Reisen schicken konnten und seine Wissbegierde nährten.



Berauscht von der Lektüre des »Diwans« im Juni 1814 übernahm Johann Wolfgang von Goethe auch das romantische Bild von der "Wortbraut" und stellte es als gleichnishaftes Motto dem Buch Hafis seines West-Östlichen Divans (1819/1827) voran: "Sei das Wort die Braut genannt" - eine Hommage an den persischen "Zwilling", die der Weimarer Geheime Rat auch als Verpflichtung für das eigene Schreiben verstand.


Tatsächlich ist Goethe in seiner Auseinandersetzung mit Hafis ein überaus sinnliches Stück Weltliteratur gelungen, dessen Verfasser das gesamte Spektrum literarischer Möglichkeiten wie ein Bräutigam umgreifen will und in souveräner Beherrschung von alltäglicher und gehobener, euphorischer und ironischer Rede die "Lieb-, Lied- und Weinestrunkenheit" im Harem der Worte zu vermählen sucht.



Die orientalische Gedichtsammlung ist in zwölf Bücher eingeteilt. Ein Anteil der Gedichte geht auf Goethes Briefwechsel mit Marianne von Willemer (1784 – 1860) zurück, von der auch unmittelbar einige Gedichte des Divan stammen, zum Beispiel: ‚Sag ihm, aber sag's bescheiden: / Seine Liebe sei mein Leben! / Freudiges Gefühl von beiden / Wird mir seine Nähe geben.‘ (Buch 8) Anders als der Dichter Rudyard Kipling (‚Ost ist Ost, West ist West, sie werden nie zueinander kommen‘) begegnet Goethe dieser persischen Dichtung mit Gelassenheit: ‚Gottes ist der Orient! / Gottes ist der Occident! / Nord- und südliches Gelände / Ruht im Frieden seiner Hände!‘ (Buch 1).

Am deutlichsten wird diese quasi erotische Verbindung von Werk und Schöpfer im Buch Suleika, jenem autobiographisch an die 30jährige Marianne von Willemer gerichteten Meisterstück, das den Austausch mit der Geliebten zum leidenschaftlichen Dialog des 66jährigen Dichters auch mit der Sprache werden läßt: "Sich liebend aneinander zu laben / Wird Paradieses Wonne sein".

Daß Marianne - wie man inzwischen weiß - einige der schönsten Gedichte zum Buch Suleika beisteuerte, hebt das Zwiegespräch zwischen der jungen Suleika und dem greisen Hatem innerhalb der Sammlung auf ein neues, pikant-intimes Niveau.

"Den berauschendsten Lebensgenuß hat Goethe hier in Verse gebracht", schrieb Heinrich Heine 1836 in der Romantischen Schule, "und diese sind so leicht, so glücklich, so hingehaucht, so ätherisch, daß man sich wundert, wie dergleichen in der deutschen Sprache möglich war". Möglich war dieser unbeschreibliche Zauber des Divans nur als trunkene, raumzeitlich losgelöste Liebeserklärung des Dichters an die unendliche, Orient und Okzident, Geist und Humor, Jugend und Alter, Liebhaber und Geliebte in jeder Strophe neu vereinende Poesie.

Der Schwiegertochter Ottilie erläuterte Goethe am 21. Juni 1818 die Absicht seiner Dichtung: "Ihre Bestimmung ist es, uns von der Gegenwart abzulösen und uns für den Augenblick dem Gefühl nach in die grenzenlose Freiheit zu versetzen. Dies ist zu einer jeden Zeit wohltätig, besonders zu der unseren". Wenn dies mit einer derart lyrischen Virtuosität wie im West-Östlichen Divan gelingt, gilt dieser Auspruch bis heute.

Die orientalische Gedichtsammlung ist mehr als lyrische Spielerei, als tändelnde Liebelei, denn als kultureller Brückenschlag zu verstegen.


Literatur [ >> ]:

West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
von Johann Wolfgang Goethe

Weblink:

Was den Dichter in die geistige Ferne trieb - Quantara.de

Donnerstag, 23. Mai 2019

Arthur Conan Doyle 160. Geburtstag

Arthur Conan Doyle

Arthur Conan Doyle wurde am 22. Mai 1859 in Edinburgh geboren. Arthur Conan Doyle war ein britischer Arzt und Schriftsteller, der durch die Veröffentlichung der Abenteuer von Sherlock Holmes und dessen Freund Dr. Watson bekannt wurde.

Er absolvierte ein Medizin-Studium und ließ sich zunächst als praktizierender Arzt in Portsmouth nieder. Recht erfolglos in seinem Beruf, entwickelte er in seiner Freizeit eine rege schriftstellerische Tätigkeit.

Reisen führten ihn in die Polargebiete und nach Westafrika. 1887 schuf er Sherlock Holmes, der bald seinen "Geist von besseren Dingen" abhielt, denn er war von nun an immer einem spannenden Kriminalfall auf der Spur.


Ab 1891 erschienen im »Strand Magazin« die schon bald berühmten Geschichten von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Im selben Jahr ging Doyle nach London, um dort – wiederum vergeblich – sein Glück als Arzt zu versuchen.

Erneut verschaffte ihm das berufliche Scheitern die nötige Zeit zum Schreiben. Neben den Detektivgeschichten entstanden so in den folgenden Jahren zahlreiche weitere Romane und Kurzgeschichten, darunter bekannte Werke wie »The Lost World« (»Die verlorene Welt«) erschienen 1912.

Zu seinen bekanntessten Werken gehören die Detektivgeschichten des Sherlock Holmes und Dr. Watson, »Das Gespenst von Canterville« und »Der Hund von Blackwood Castle«.

Trotz der großen literarischen Erfolge beschränkte sich Doyle nicht auf seine Tätigkeit als Schriftsteller. Er nahm regen Anteil am politischen Geschehen und kandidierte zweimal – allerdings erfolglos – für das britische Parlament.

1902 wurde er als Auszeichnung für sein Engagement im südafrikanischen Burenkrieg (1899-1902) in den Adelsstand erhoben.

Als einer der bekanntesten englischen Autoren seiner Zeit starb Sir Arthur Conan Doyle am 7. Juli 1930 in Windlesham, Sussex.

Montag, 20. Mai 2019

Honoré de Balzac 220. Geburtstag

Honoré de Balzac


Honoré de Balzac wurde vor 220 Jahren am 20. Mai 1799 in Tours als Sohn eines Verwaltungsbeamten geboren. Honoré de Balzac war ein berühmter französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Obwohl er eigentlich zur Generation der Romantiker zählt, wird er mit dem 17 Jahre älteren Stendhal und dem 22 Jahre jüngeren Flaubert als Dreigestirn der großen Realisten gesehen.

Im Juli 1819 quittierte der junge Balzac sein Jurastudium und die bereits begonnen Lehre bei einem Notar.

Zwei Jahre sollte er gemäß dem Wunsch seiner Eltern Gelegenheit haben, sein Talent als Schriftsteller zu beweisen. Der Bezug einer schäbigen Mansarde sollte ihm die Grille austreiben, Schriftsteller zu werden.

Vater Goriot

1834 hatte er beim Schreiben eines seiner besten Romane »Le Père Goriot« die Idee, die Figuren seiner bis dahin verfassten und der künftigen erzählenden Werke immer wieder neu auftreten zu lassen, um mit ihnen und um sie herum eine überschaubare Welt entstehen zu lassen.

Wirklich schuf er so im Lauf der Zeit ein Universum von gut 2.000 Figuren, die zugleich Repräsentanten der nachrevolutionären französischen Gesellschaft sein sollten und in der Tat eine plastische Vorstellung vom Leben zumindest der zeitgenössischen bürgerlichen und adeligen Schichten samt ihren Domestiken vermitteln.

Balzac unternahm den Versuch, die gesamte menschliche Gesellschaft seiner Zeit in einer gewaltigen Romanfolge, der »Menschlichen Komödie« darzustellen.

Die menschliche Komödie

Sein Hauptwerk ist der über 90 Titel umfassende, aber unvollendete Zyklus »Die menschliche Komödie«, dessen Romane und Erzählungen ein Gesamtbild der Gesellschaft im Frankreich der Zeit zu zeichnen versuchen.

Die »Menschliche Komödie« war Balzacs Lebenswerk, das er jedoch nicht mehr vollenden konnte. Nur 91 der geplanten 137 Romane und Erzählungen vermochte er bis zu seinem Tode fertigzustellen.

Honoré de Balzac

Balzac verband die einzelnen Texte zu einem Zyklus, indem er viele Figuren mehrfach auftreten lässt. Mit dieser literarischen Innovation wollte er ein System schaffen, das seiner Intention entsprach, ein umfassendes Sittengemälde seiner Zeit zu entwerfen.

Die menschliche Komödie

Balzac nannte die Gesamtheit seiner Romane die »Menschliche Komödie« (»La comédie humaine«) im Gegensatz zur »Göttlichen Komödie« Dante Alighieris.

Die wichtigsten Bücher aus diesem unvollständig gebliebenen Werk mit 40 Bänden sind »Das Chagrinleder« (1831), »Vater Goriot« (1834/35), »Oberst Chabert« (1837), »Die Frau von dreißig Jahren«.

Balzac gilt als Begründer des kritischen Realismus, sein Werk hatte großen Einfluss auf die gesamte europäische Literatur. Vor allem Émile Zola bekannte sich zu ihm als Vorbild.

Balzac war ein Mann von außergewöhnlicher Vitalität und Schaffenskraft. Er war nicht nur Erzähler, sondern auch Journalist und gelegentlicher - allerdings recht erfolgloser - Dramatiker.

Honoré de Balzac starb am 18. August 1850 in Paris.

Mittwoch, 15. Mai 2019

»Die Menschliche Komödie« von Honoré de Balzac


Honoré de Balzac war ein Romanschriftsteller, der in der großen Tradition von Rabelais und Cervantes stand und ein dauerhaftes Werk schaffen wollte, ein episches Gegenstück zur Komödie Molières. Der Romacier setzt der Zeit ein Denkmal und entwirft nach dem Vorbild von Dante Alighieris »Göttlicher Komödie« das Portrait einer ganzen Epoche.

Das Riesenwerk seiner »Menschlichen Komödie«, das in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen wurde, aber erst 1842 seinen endgültigen Titel fand und das sich bis zu seinem Tod 1850 immer wieder erweiterte und veränderte, war eine abenteuerliche Finanzspekulation, aber zugleich, und das allein zählt, eine Phantasmagorie der modernen Welt und ihres Mittelpunkts Paris.

Dieser Romancier ist Honoré de Balzac, der Schöpfer der »Comédie humaine«, eines Mammutprojekts von 91 Romanen und Erzählungen. Sie bilden die Jahre der napoleonischen Ära, der Restauration und der Julimonarchie in Frankreich mit größtmöglicher Vollständigkeit ab, von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse, quer durch alle Stände, Berufsgruppen und Charaktere.

2.500 Personen bevölkern dieses einzigartige Zweit-Universum, 600 von ihnen kehren in mehreren Büchern wieder, einige werden dem Leser so vertraut wie seine Nachbarn. Seine opulenten Romanfiguren sind Helden des Realismus.


Die »Menschliche Komödie« war Balzacs Lebenswerk, das er in seinem unermüdlichen Schöpfertum jedoch nicht mehr vollenden konnte. Nur 91 der geplanten 137 Romane und Erzählungen vermochte er bis zu seinem Tode fertigzustellen. Die menschliche Komödie umfasst sowohl Essays als auch realistische Romane, Kurzgeschichten, Erzählungen, 25 unvollendete Werke aber auch 8 Frühwerke, die zwischen 1822 und 1825 verfasst wurden.


Balzac verwendet eine besondere Technik, in dem er die Einzelromane zu einem komplexen System verbindet, im Rahmen dessen die Personen von Roman zu Roman immer wieder in Erscheinung treten. Mit dieser literarischen Innovation will Balzac ein umfassendes (Sitten-)Gemälde der französischen Gesellschaft der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwerfen: »Die Unermeßlichkeit eines Planes, der zugleich die Geschichte und die Kritik der Gesellschaft, die Analyse ihrer Übel und die Erörterung ihrer Prinzipien umfasst, berechtigt mich, so scheint es mir, meinem Werk den Titel zu geben, unter dem es heute erscheint: Die Menschliche Komödie.«

Der Schöpfer und sein Schöpfertum - In dieses einzige, unvollendete und unvollendbare Werk, das wie Dantes »Göttliche Komödie« eine ganze Welt umfassen sollte, investierte Balzac in unerschöpflicher Fülle seine Beobachtungen, Erfahrungen, Ahnungen, Imaginationen und Visionen, die einer erstaunlichen Wahrnehmungsfähigkeit für das entsprangen, was er in seinem spätesten Roman, »Die Bauern«, die Tendenzen meiner Epoche genannt hat.

»Der Mensch muß bestimmte Leidenschaften empfinden, um jene Eigenschaften zu entwickeln,
die sein Leben adeln, indem er seinen Kreis erweitert und die allen Wesen natürliche Selbstsucht mildert.«

In Balzacs Werk begegnen sich ein Temperament und Glanz und Elend einer Zeit. Der sich an die Gestalten seiner Imagination verschwendende Balzac versteht sich in einer Welt gewaltiger Umbrüche und fieberhafter Verausgabungen. Mitte dieser Welt und dieser Zeit ist die Weltstadt Paris, die Balzac, der unermüdliche Paris-Flaneur, wie kein Zweiter bis in ihre verborgensten Winkel kennt.


Die »Menschliche Komödie« von Honoré de Balzac setzt der Zeit, in der sie entstand, ein literarisches Denkmal. Mittelpunkt sind die moderne Weltstadt Paris und ihre Gesellschaft. Das Urbild von Balzacs bürgerlichen Helden ist Napoleon: Wie er steigen und fallen sie.
Die menschliche Komödie

Das Riesenwerk seiner »Menschlichen Komödie«, das in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen wurde, aber erst 1842 seinen endgültigen Titel fand und das sich bis zu seinem Tod 1850 immer wieder erweiterte und veränderte, war eine abenteuerliche Finanzspekulation, aber zugleich, und das allein zählt, eine Phantasmagorie der modernen Welt und ihres Mittelpunkts Paris.

»Wenn man die ›Menschliche Komödie‹ gelesen hat, fängt man langsam an zu glauben, daß die einzig wirklichen Menschen die sind, die es in Wirklichkeit nicht gegeben hat. Was könnte einem noch daran liegen, auf eine Abendgesellschaft zu gehen, um den Freund aus Knabentagen zu treffen, wenn man zu Hause sitzen kann mit Lucien de Rubempré?«
Oscar Wilde

Wie kein anderer hat er die gesellschaftlichen Kräfte erfasst, die in Paris aufeinanderstoßen, wo die Revolution dem Ancien Régime ein Ende gesetzt hatte, wo Napoleon seine Triumphe feierte, wo die Restauration an das alte Frankreich anzuknüpfen suchte und doch in eine ungewisse Moderne aufbrach und wo die Julirevolution von 1830 der Stadt noch einmal ein neues Gesicht gab.

Die wichtigsten Bücher aus diesem unvollständig gebliebenen Werk mit 40 Bänden sind »Das Chagrinleder« (1831), Eugénie Grandet (1834), »Vater Goriot« (1834/35), »Oberst Chabert« (1837), »Verlorene Illusionen« (1837–1843), »Glanz und Elend der Kurtisanen« (1838–1844), »Die Frau von dreißig Jahren« (1842).

Die wiederkehrend auftretenden Figuren sind Telnehmer dieser Komödie, aber deswegen nicht unbedingt Komödianten, sondern Leidende und das Elend des menschlichen Daseins erduldnde Personen.

Literatur:


Die menschliche Komödie
Die menschliche Komödie
von Honoré de Balzac


Die menschliche Komödie
Die menschliche Komödie
von Honoré de Balzac


Weblink:

Von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse - www.deutschlandfunk.de


Blog-Artikel:

Eugenie Grandet - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de

Vater Goriot - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de

Verlorene Illusionen
- Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de

»Göttliche Komödie« von Dante Alighieri - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de


Videos:

Honoré de BALZAC - La Comédie Humaine 01, Scènes

Balzac: Comédie humaine

Samstag, 4. Mai 2019

»Atlas der literarischen Orte« von Sarah Baxter



»Atlas der literarischen Orte« ist ein wunderbar illustriertes, die literarischen Orte der Welt beschreibendes Buch von Sarah Baxter und ein Streifzug durch die Orte der Literatur. Orte sind Handlungstätte der Literatur. Sarah Baxter wuchs in Nordfolk, England, auf und lebt heute in Bath. Ihre Leidenschaft für das Reisen und großartige Landschaften führte sie quer durch Asien, Australien, Neuseeland und die USA, bevor sie darüber zu schreiben begann und das zu ihrem Beruf machte.

Die wichtigsten Bücher der Literaturgeschichte sind über die ganze Welt verteilt. Sarah Baxter bereist in ihrem neuen Buch literarische Orte rund um den Globus und findet dabei Städte und Landschaften auf, die in die Literaturgeschichte eingangen sind. Was sie beim Reisen auffindet, sind pulsierende Städte voller Urbanität, Plätze spiritueller Ruhe und Zurückgezogenheit, spektakuläre Landschaften, unberührte Natur, Plätze, die Weltliteratur inspiriert haben.



Bei dem literarischen Streifzug zu entdecken sind die Landschaft am Missisippi, die Weiten des Hochlandes von La Mancha mit Don Quixote, ein Besuch bei Clara del Valle im Geisterhaus in Santiago, spazieren über den Alexanderplatz in Berlin oder streifen mit Cathy und Heathcliff durch das Moor von Yorkshire.


Wer schreibt, beschreibt dabei auch Orte der Handlung. Jeder Ort hat eine besondere Geschichte: Baxter verknüpft die Geschichte und Kultur des realen Ortes mit seiner literarischen Wirkung bis in unsere Gegenwart. Handgemalte Illustration mit liebevollen Details komplettieren diese Liebeserklärung an die Phantasie.

Das sehr schön illustrierte Werk ist eine Reise durch die Welt der Literatur zum Nachschmökern, Mitreisen und Weiterlesen. Es bringt dem Leser die Orte und die Handelnden sehr anschaulich näher.


Literatur:

Atlas der literarischen Orte
Atlas der literarischen Orte
von Sarah Baxter

Sonntag, 14. Oktober 2018

»Der Held im Pardelfell« von Schota Rustaweli


Der Held im Pardelfell

»Der Held im Pardelfell*« ist eine 900 Jahre alte Sage georgische Sage von Schota Rustaweli. Über Jahrhunderte mündlich überliefert, prägend für das Selbstverständnis eines ganzen Landes und dabei eine zauberhafte Liebes- und Heldengeschichte. Es geht um alten Recken, Mutproben, Liebe und eine verschleppte Prinzessin.

Der Dichter Schota Rustaweli verfasste die Verse um das Jahr 1200, als Georgien unter der Herrschaft von Königin Tamar zur Großmacht wurde – bis die Mongolen dieser Blütezeit ein jähes Ende bereiteten. Umso wichtiger wurde für die Georgier das Epos aus besseren Zeiten und dies bis heute.

Märchenhaft und faszinierend fremdländisch klingen sie, die Namen der Helden in diesem Buch: Tinatin und Awtandil, Nestan-Daredschan und Tariel. Zwei Liebespaare, deren Schicksale sich auf unvorhergesehene Weise kreuzen und bedingen. Die beiden Frauen verlieben sich ebenso heftig in die Helden wie diese in sie, jedoch stellen beide Bedingungen, und so müssen Awtandil und Tariel erst harte Prüfungen bestehen und Siege erringen, bevor sie ihre Geliebten wirklich erobert haben.


Der Übersetzer Tilman Spreckelsen und die geniale Buchillustratorin Kat Menschik haben sich das georgische Nationalepos vorgenommen und daraus ein modern erzähltes und fabelhaft illustriertes Buch gemacht.

Kat Menschik schwelgt in der mittelalterlichen, aber auch orientalischen Atmosphäre und erweckt in ihren Bildern die alten Recken zu neuem Leben. Und Tilman Spreckelsen zieht uns mitten hinein in das Drama um Awtandil und seinen Freund Tariel, den unglücklich Liebenden im Pardelfell.

Literatur:

Der Held im Pardelfell: Eine georgische Sage
Der Held im Pardelfell
von Schota Rustaweli


* = Leopardenfell

Freitag, 28. September 2018

Eduard von Keyserling 100. Todestag


Der deutsche Schriftsteller Eduard von Keyserling starb vor 100 Jahren am 28. September 1918 in München. Er gilt heute als in Vergessenheit geratener deutscher Schriftsteller

Eduard von Keyserling stammt aus altem kurländischem Geschlecht und studierte Jura und Kunst. Er lebte zunächst in Wien, ehe er sich nach einer ausgedehnten Italienreise als Autor in München niederließ und in der Schwabinger Boheme verkehrte.

Keyserling verfügte, dass sein Nachlass vernichtet wurde. Seit seinem 40. Lebensjahr litt er – ausgelöst durch eine Syphilisinfektion – an einer Rückenmarkskrankheit, die später zum Erblinden und zu Lähmungen führte.

Der Körper, seine Lust und Last steht vielleicht gerade deshalb oft im Zentrum seines Schreibens. Damit liegt Keyserling aber auch im Trend der Zeit. Um 1900 zelebrierten viele Autoren die obsessive wie verstörende Faszination des menschlichen, vornehmlich weiblichen Körpers. Von dekadenter Entgrenzung wie moralischer Züchtigung ist dabei gleichermaßen die Rede.

Er ist der Meister der sinnlichen Erzählkunst, ein begnadeter Impressionist und Stimmungsmagier, und sein Werk gehört zum Stilvollsten, was die deutschsprachige Literatur hervorgebracht hat. In seinem Erzählwerk, das zum Stilvollsten gehört, was die deutschsprachige Literatur zu bieten hat, setzte er der Welt von gestern ironisch funkelnde Denkmale.

Zu seinem 100. Todestag würdigt Manesse Eduard von Keyserling mit einem bibliophilen Liebhaberband, in dem erstmals sämtliche Erzählungen vereint sind. Seinerzeit zählten Thomas Mann, Lion Feuchtwanger und Herman Bang zu seinen Bewunderern. Und bis heute kommen Kritiker nicht aus dem Schwärmen heraus.

Er publizierte vor dem Ersten Weltkrieg in literarischen Zeitschriften und so ist die “Landpartie” eine erfreuliche Ausgrabung einer Erzählung aus der heute nur schwer zugänglichen Zeitschrift “Die Tat”.

Eduard von Keyserling wurde am 14. Mai 1855 in dem Ort Kalvene Parish in Lettland geboren.

Literatur:

Landpartie
Landpartie
von Eduard von Keyserling

Dienstag, 4. September 2018

Chateaubriand 250. Gerburtstag


François-René Vicomte de Chateaubriand wurde am 4. September 1768 in Saint Malo geboren und wuchs in behüteten Verhältnissen in Saint Malo und auf Schloss Combourg auf. Chateaubriand war ein französischer Schriftsteller, Politiker und Diplomat. Er gilt als einer der Begründer der literarischen Romantik in Frankreich. Chateaubriand gilt als der größte Stilist französischer Sprache. Wer ihn liest, vergisst nie wieder die Bilder, mit denen er vom Kleinsten bis ins Größte ganze Welten erstehen lässt.

François-René Vicomte de Chateaubriand war Katholik und Royalist, der einem alten bretonischen Adelsgeschlecht entstammte. Chateaubriand war ein weitgereister Politiker, der sich kritisch in Regierungsgeschäfte eingemischt hat, als Minister auch mitregiert hat, aber auch in die Opposition gedrängt oder verfolgt worden ist wie andere Angehörige seiner Familie. In politischer Hinsicht ist Chateaubriand Teil der royalistischen Bewegung. Er wurde während der Restauration zum Außenminister ernannt. Aber im literarischen Bereich ist seine Bekanntheit als Romantiker die durchaus größere. Seine Naturbeschreibungen und seine Analyse der Gefühle des "Ich" haben ein Modell für die Generation romantischer Schriftsteller in Frankreich geschaffen. "Ich möchte Chateaubriand oder nichts sein", verkündete der junge Schriftsteller Victor Hugo.

Chateaubriand hat im Alter von 20 Jahren 1789 den Sturm auf die Bastille mit eigenen Augen erlebt. Wie viele andere französische Adlige verließ er in der Folge der Französischen Revolution Frankreich, lebte mehrere Jahre lang in den USA und London, bevor er im Jahr 1800 nach Frankreich zurückkehrte. 1800 war er dem Aufruf Napoleon Bonapartes an die emigrierten Adeligen gefolgt, nach Frankreich zurückzukehren, und hatte eine Karriere als hoher Beamter begonnen.

1798 begann er das anti-aufklärerische Buch »Le Génie du Christianisme« (»Der Geist des Christentums«) zu verfassen, in dem er vor allem die ethischen, ästhetischen und emotionalen Aspekte der katholischen Religion hervorhebt und verklärt. »Der Geist des Christentums« gilt ein Schlüsselwerk der französischen Literatur am Beginn der Rekatholisierung Frankreichs nach der Revolution. Publiziert wurde das anti-aufklärerische Buch voller religiöser Poesie 1802 in Paris.

»Le Génie« war unerwartet erfolgreich und wurde einer der Auslöser der geistigen und literarischen Bewegung der Romantik. Es trug maßgeblich dazu bei, das Christentum in Frankreich zu rehabilitieren. Bei der Abfassung hatte Chateaubriand aber sicher auch opportunistische Motive: Er war sich wohl bewusst, dass Napoleon eine Re-Etablierung der Kirche und eine politische Zweckgemeinschaft mit ihr anstrebte und dass dieses Werk deshalb seiner Karriere nützlich sein konnte.


1806 unternahm Chateaubriand eine mehrmonatige Rundreise durch Italien, Griechenland, Palästina, Nordafrika und Spanien. In Jerusalem wurde er zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen. Er verfasste seine Reise in dem Bericht »Itinéraire de Paris à Jérusalem« teils pittoresk beschreibend, teils melancholisch reflektierend schildernd. Breiten Raum nimmt in dem Buch das damals zum Osmanischen Reich gehörende Griechenland ein. Der »Itinéraire« blieb nach seiner Publikation 1811 nicht ohne Auswirkung auf die Begeisterung der Europäer für den Freiheitskampf der Griechen, denen es 1821 gelang, sich von der türkischen Oberherrschaft zu lösen.

Chateaubriand war ein romantischer französischer Politiker. Das sich „jeder echte Bretone“ vom Hof fernhielt, das hat Chateaubriand zwar nicht konsequent durchgehalten, kennzeichnet aber eben gut seine innere Haltung der persönlichen Freiheit.

Nach dem Sturz Napoleons und der Restauration der Bourbonen (1814/1815) trat er demonstrativ in die Dienste Ludwigs XVIII und wurde mit der Würde eines Pair de France (d. h. eines Angehörigen der Chambre des pairs, die als parlamentarisches Oberhaus fungierte) belohnt. Auch wurde er mit Missionen als Botschafter in Stockholm (1814), Berlin (1820) und London (1822) betraut. Ende 1822 war er französischer Chef-Delegierter auf dem Kongress von Verona.

In seinen »Erinnerungen von jenseits des Grabes«, anders als in gewöhnlichen Memoiren, spiegelt sich die Weltgeschichte seiner Zeit authentischer. Er beschwört das Christentum, das vor allem die Schöpfung preist und mit der Paradiesvorstellung ein Unendlichkeitsgefühl für alle Menschen gleichermaßen verheißt. Er schreibt vom Zusammenspiel der kosmischen Mächte mit Lebensbiografien, das keine Generalisierung zulässt, sondern die Besonderheiten der jeweiligen Situation abwägt und berücksichtigt. So wünscht er, dass sein Grab auf der Felseninsel Grand-Bé vor Saint Malo „auf ewig Wind und Wellen ausgesetzt sein“ soll.

Sein Nachruhm als Hauptvertreter der literarischen Romantik in Frankreich stützt sich vor allem auf die Novelle »Atala« und die »Erinnerungen von jenseits des Grabes«.

François-René Chateaubriand starb am 4. Juli 1848 in Paris.

Literatur:

Geist des Christentums oder Schönheiten der christlichen Religion
Geist des Christentums oder Schönheiten der christlichen Religion
von Francois-Rene de Chateaubriand


Kindheit in der Bretagne
von Francois-Rene de Chateaubriand

Freitag, 20. Juli 2018

Stefan George und sein Dichterkreis

Stefan George

Stefan George war unter den deutschen Dichtern im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zweifellos der einflussreichste. Er hat die deutsche Lyrik entscheidend geprägt. Seinen Ruhm verdankte George allerdings weniger seinen Gedichten als vielmehr der Tatsache, dass er sich so perfekt inszeniert hat wie kaum jemand vor ihm.

Als Dichter, Prophet und Mittelpunkt eines Kreises ihm grenzenlos ergebener Jünger zählte Stefan George zu den einflussreichsten Figuren der deutschen Geistesgeschichte. Legendär – und bis heute umstritten – war auch der so genannte George-Kreis, ein dem Dichter treu ergebener Männerbund. An diesem Kreis schwärmerisch begeisterter Jünglinge entwickelte Max Weber sein Modell der »charismatischen Herrschaft«.

Der Dichter Stefan George hat den Kampf gegen den "Ungeist der Städte" beschwört und von einem Ideal eines "geheiemen, heiligen Deutschland" in der Tradition von Stauferkaiser Friedrich II. geschwärmt.

Sämtliche Werke in 18 Bänden
Sämtliche Werke in 18 Bänden

An der Person Georges lässt sich zeigen, was Macht über Menschen wirklich bedeutet. In seinem Werk finden sich zahlreiche Berührungspunkte mit dem Nationalsozialismus (George starb 1933), viele sahen in ihm einen »Wegbereiter«. Und doch steht am Ende dieses Weges das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944: Verübt hat es Claus von Stauffenberg, einer der letzten Vertrauten Georges.

Die führerorientierte, geheimbündlerische Organisation seines Kreises ist nur wenig kompatibel mit dem demokratischen Grundkonsens unserer Zeit und gehört mit zu den geistigen Strömungen, die der Weimarer Republik das Überleben schwer gemacht haben. Führerkult, nationale Orientierung und verdeckter Antisemitismus bringen die weltanschauliche Ausrichtung des George-Kreises in bedenkliche Nähe zum Nationalsozialismus, eine deutliche Abgrenzung sucht man vergebens.

Fast schon neigt man zu der Ansicht, dass man es eher zu gut mit George meint, wenn an sein »Schweigen« von 1933 als Distanzierung deutet und den Schlusspunkt setzt mit dem über ein Jahrzehnt nach Georges Tod versuchten Attentat auf Hitler, das geradezu als späte aus den Idealen des George-Kreises resultierende »Tat« gewertet wird.

George zählt heute zu den vergessenen Dichtern.

Weblinks:

Prophet des geheimen Deutschlands - Junge Freiheit - jungefreiheit.de/kultur

Geheimes altes Deutschland - ulmer-tagebuch.blog.de

Geheimbund: Der George-Kreis existiert noch. Eine Sensation - www.welt.de/kultur


Literatur:

Gesamtausgabe
Gesamtausgabe
von Stefan George

Sämtliche Werke in 18 Bänden
Sämtliche Werke in 18 Bänden
von Stefan George

Sämtliche Gedichte
Sämtliche Gedichte
von Stefan George

Gedichte (insel taschenbuch)
Gedichte (insel taschenbuch)
von Ernst Osterkamp und Stefan George


Biografie:

Stefan George
Stefan George
von Thomas Karlauf