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Sonntag, 4. Februar 2018

Adalbert Stifter und die Poesie der Stille


Adalbert Stifter

Adalbert Stifter schrieb als Erzähler einen klaren und scharf beobachtenden Stil. In seiner genauen Sprache beschrieb er meist, dass eigentlich Nichts passiert. Seine episch breiten Naturdarstellungen führten zu einer Entschleunigung der Handlung seiner Erzählungen.

Adalbert Stifter ist ein Poet der Stille. Seine Poesie der Stille hat eine eigene Nuance: Die immer wiederkehrende Beschreibung unwesentlicher Details, die endlosen Monologe über Kunst, Kultur und Politik sowie das vollständige Ausbleiben von Handlungsfortschritten führen zu eine gewissen Langeweile in der Schilderung einer heilen Welt.

Man gewinnt den Eindruck, Stifter versucht krampfhaft, seine gesamte Weltsicht en detail in einen Roman zu pressen. So entstand aber ein Missverhältnis zwischen der mangelnden Handlung und dem Übermaß an Darlegung der Weltanschauung.

Der Schulrat aus Linz verstörte seine fortschrittsorientierten Zeitgenossen, denn er galt vielen als weltfremder, romantischer Schwärmer. Stifter lebte in starkem Widerspruch zwischen seinen Vorsätzen und der Realität und führte ein unglückliches und vereinsamtes Leben. Im Alter suchte er seine Flucht in der Literatur.

Stifter wird bis heute geliebt und gelesen wie kaum ein einer sonst aus seiner Zeit.

Weblinks:

Adalbert Stifter Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Adalbert Stifter-Portal - www.adalbertstifter.at

Adalbert Stifter-Biografie


Blog-Artikel:

Adalbert Stifter 200. Geburtstag/a>

Bertolt Brecht 120. Geburtstag

Adalbert Stifter und die Poesie der Stille

Bertolt Brecht 120. Geburtstag

George Gordon Byron 230. Geburtst

Lewis Carroll 120. Todestag

»Alice im Wunderland« von Lewis Carroll

»Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen

Sonntag, 28. Januar 2018

Adalbert Stifter 150. Todestag


Adalbert Stifter


Adalbert Stifter starb am 28. Januar 1868 in Linz durch Freitod. Adalbert Stifter war ein bekannter österreichischer Schriftsteller und Erzähler des 19. Jahrhunderts und der Zeit des Biedermeier.

Seine Heimat, das Mühlviertel, und die Natur waren prägend für das Werk des naturverbundenen Schriftstellers. Stifter war ein genauer Beobachter, der präzise die Seele der Landschaft und der Menschen gezeichnet hat.

Stifter war ein Vertreter der Biedermeierromantik und als Meister der biedermeierhaften Naturdarstellungen. Mit seiner Feder wusste er, wie andere mit dem Pinsel, auf lebendige und anschauliche Weise Naturlandschaften, Szenen, Menschen und Orte einzufangen. Die lebendigen Naturbeschreibungen von Wäldern, Gebirgen, Bächen, Flüssen, Seen und Feldern waren das Markenzeichen seines Schreibens.

Diese für seine Zeit neuartigen Landschaftsbeschreibungen haben dem naturverbundenen Schriftsteller den zweifelhaften Ruf eines Heimatschriftstellers eingebracht. Bis heute wird ihm nachgesagt, er habe die ländliche Lebenswelt als Idylle idealisiert.

Unbestritten ist, dass die meisten seiner Erzählungen im Waldviertel, einer ländlichen, um die Flüsse Donau und Moldau gelegenen Raum spielen, d. h. in einer Gegend, die bis heute von Dörfern und großen Waldgebieten geprägt ist und im abgelegenen Grenzgebiet von Bayern, Böhmen, Mähren und Österreich liegt.

Adalbert Stifter Stifter schrieb als Erzähler einen klaren und scharf beobachtenden Stil. In seiner genauen Sprache beschrieb er meist, dass eigentlich Nichts passiert. Seine episch breiten Naturdarstellungen führten zu einer Entschleunigung der Handlung seiner Erzählungen.

Der Schulrat aus Linz verstörte seine fortschrittsorientierten Zeitgenossen, denn er galt vielen als weltfremder, romantischer Schwärmer.

Stifter lebte in starkem Widerspruch zwischen seinen Vorsätzen und der Realität und führte ein unglückliches und vereinsamtes Leben. Im Alter suchte er seine Flucht in der Literatur.


Er schrieb neben zwei grossen Romanen vor allem Erzählungen: »Hochwald« (1841), »Die Mappe meines Urgrossvaters« (1841), »Abdias« (1842), »Brigitta« (1843), »Bergkristall« (1845), »Der Nachsommer«. Insgesamt umfasst sein Werk 33 Erzählungen. Der Bergkristall gilt als die ergreifendste Erzählung, die Stifter geschrieben hat.

Stifter wird bis heute geliebt und gelesen wie kaum ein einer sonst aus seiner Zeit.
Besonders bekannt wurde sein Werk von der Weihnachtslegende vom magischen Bergkristall.

Adalbert Stifter wurde am 23. Oktober 1805 in Oberplan in Südböhnen am Rande des Böhmerwaldes als Sohn eines Leinenwebers geboren. Er war das älteste von sechs Kindern.


Weblinks:

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Weblinks:

Adalbert Stifter-Portal - www.adalbertstifter.at


Adalbert Stifter-Biografie - www.adalbertstifter.at

Adalbert Stifter-Biografie


Sonntag, 10. Dezember 2017

»Die Obstdiebin« von Peter Handke

Die Obstdiebin
Die Obstdiebin

»Die Obstdiebin« ist der Titel des neuen Romans von Peter Handke. Als das »Letzte Epos« (mit großem »L«) hat Peter Handke seinen neuen Roman bezeichnet.

Der Roman spielt in Frankreich in der Zeit nach den Terroranschlägen von Paris und begibt sich auf  Reisen durch ein gezeichnetes Land. Die Reise führt aus der Niemandsbucht, Umwegen folgend, sie suchend, in das Landesinnere, wo die Obstdiebin, »einfache Fahrt«, keine Rückfahrt, bleiben wird, oder auch nicht?.

„Die Welt ist alles, was der Fall ist.“ Mit diesem Bekenntnis zu Realismus und Empirismus beginnt Wittgensteins »Tractatus«. „Die Welt war die Dreiecksgeschichte zwischen einem selber, der Natur und den Anderen!“ (S. 500) heißt es in Handkes Roman »Obstdiebin« - und von dieser „Dreiecksgeschichte“ handelt dieser wunderbare und wundersame Roman.

Es ist eigentlich eine doppelte Reise ins Landesinnere, die Handke erzählt: Zuerst ist es der Ich-Erzähler, der sich, zu Fuß und mit der Bahn, auf den Weg macht von Paris in die Picardie, um dort die 25-jährige Studentin und Weltenbummlerin „Alexia“, die Obstdiebin, zu treffen. Warum und wozu bleibt - natürlich - ungeklärt. Um die Mittagszeit bricht er auf, am Abend dort angekommen, wechselt die Perspektive:

Nun begleiten wir, aus der Perspektive des personalen Er-Erzählers, diese Alexia auf ihrem dreitägigen, erlebnisreichen und ereignisarmen Fußmarsch, ebenfalls von Paris in die Picardie. Sie will ihre Mutter, die „Bankfrau“, die der Handke-Leser bereits aus dem Roman „Der Bildverlust“ kennt, treffen. Tatsächlich kommt es dann ganz zum Ende des Romans zu einer Familienzusammenführung: Es treffen sich auf dem „Vexin-Plateau“ zu einem großen Fest im Zelt die getrennt lebenden Eltern von Alexia und auch ihr 15-jähriger Bruder, der eine Zimmermannslehre absolviert. Nun ist auch der Ich-Erzähler dabei, der von „wir“ und „uns“ erzählt, die beiden Erzählperspektiven werden also am Ende zusammengeführt.

Die Obstdiebin
Die Obstdiebin

Alexia, die Obstdiebin, ist zwar neben Handke selbst die Protagonistin. Dieser anfängliche Ich-Erzähler hat viel mit dem Autor gemein: Ein alter, allein lebender, etwas schrulliger „ungeselliger Geselle“, wohnhaft in einem Pariser Vorort, - der „Niemandsbucht“, wie sie auch hier immer wieder bezeichnet wird - in einem alten Haus mit großem Garten, nebst Obstbäumen.

Ein Mann, der sich als „Illegalen“ bezeichnet, der den Staat ebenso verachtet wie alle kapitalistische Umtriebigkeit, alle großartigen Gesten und Worte, der wütend ist auf die wüste Welt, einsam und trotzig; ein Naturfreund zugleich, den kleinen Dingen und den kleinen Leuten, den Obdachlosen, der Kassiererin, dem afrikanischen Pizza-Ausfahrer zugewandt, ein romantischer Anarchist - alles das trifft auf den Ich-Erzähler wie auf Peter Handke zu.

»Die Obstdiebin« von Peter Handke ist ein ambivalentes Werk, denn es verarbeitet persönliche Erfahrungen vor gesellschaftlichem Hintergrund. Die Stärke dieses wie seiner anderen epischen Großprojekte liegt nicht im weltumspannenden Gestus des Erzählers, sondern in den Passagen, in dem er seinem Doppelgänger den Vortritt lässt, dem Verfasser von Aufzeichnungen und Meister der Prosa des Augenblicks.


Literatur, die man kaufen kann [ >> ]:

Die Obstdiebin
Die Obstdiebin
von Peter Handke



Weblink:

Peter Handke: Die Obstdiebin oder Einfache Fahrt

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Peter Handke 75. Geburtstag

Peter Handke

Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Peter Handke ist ein bekannter österreichischer Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur. Er gilt als vielseitiger Schriftsteller und als Meister der Form.


Zwischen 1954 und 1959 besuchte Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studierte er in Graz Jura. Im März 1966, als Peter Handke sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen hatte, erschien sein erster Roman "Die Hornissen". Im selben Jahr 1966 erfolgte die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks "Publikumsbeschimpfung" in Frankfurt am Main unter der Regie von Claus Peymann.


Schon in frühen Jahren sorgte der junge Handke im Literaturbetrieb für Aufsehen, u.a in der »Gruppe 47«. Der blutjunge Anfängerpoet Handke, damals schon mit Sonnenbrille selbst bei Regen, beschimpfte und beleidigte seine älteren Kollegen, die schon über einen kleinen Nachkriegsruhm verfügten. Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfaßt:

"Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" (1970), "Wunschloses Unglück" (1972), "Der kurze Brief zum langen Abschied" (1972), "Die linkshändige Frau" (1976), "Das Gewicht der Welt" (1977), "Langsame Heimkehr" (1979), "Die Lehre der Sainte-Victoire" (1980), "Der Chinese des Schmerzes" (1983), "Die Wiederholung" (1986), "Versuch über die Müdigkeit" (1989), "Versuch über die Jukebox" (1990), "Versuch über den geglückten Tag" (1991), "Mein Jahr in der Niemandsbucht" (1994), "Der Bildverlust" (2002), "Die Morawische Nacht" (2008), "Der Große Fall" (2011), "Versuch über den Stillen Ort" (2012), "Versuch über den Pilznarren" (2013).

Auf die "Publikumsbeschimpfung" 1966 folgt 1968 das Stück "Kaspar"- ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt. Von hier spannt sich der Bogen weiter über "Der Ritt über den Bodensee" (1971), "Die Unvernünftigen sterben aus" (1974), "Über die Dörfer" (1981), "Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land" (1990), "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" (1992), über den "Untertagblues" (2004) und "Bis daß der Tag euch scheidet" (2009) über das dramatische Epos "Immer noch Sturm" (2011) bis zum Sommerdialog "Die schönen Tage von Aranjuez" (2012) zu "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße" (2016).

Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove - unter anderem "Meine Freunde", René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy. Handke ist ein großartiger Übersetzer: Bove, Char, Goldschmidt, Ponge, Mondiano, Duras, Genet, Julien Green, Walker, Sophokles, Euripides, Shakespeare....

Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen - auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten - erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.«

Literatur und Aufmüpfigkeit, Sprache und Rebellion - sie begleiten Peter Handke sein Leben lang. Handke deckt in seine Schreiben gegen den Zeitgeist seine Wunden schonungslos auf, lässt teilhaben an seinen Verletzungen. Seine ständige literarische "Aufarbeitung" ist ein großer Gewinn für die Literatur.

Im November 2017 ist sein neuer Roman »Die Obstdiebin« erschienen, eine Reisebeschreibung. Als das »Letzte Epos« (mit großem »L«) hat Peter Handke seinen neuen Roman bezeichnet. Die Reise führt aus der Niemandsbucht, Umwegen folgend, sie suchend, in das Landesinnere, wo die Obstdiebin, »einfache Fahrt«, keine Rückfahrt, bleiben wird.

Literatur [ >> ]:

Wunschloses Unglück
Wunschloses Unglück
von Peter Handke

Die Obstdiebin
Die Obstdiebin
von Peter Handke


Blog-Artikel:

Handke-Drama - Handke-Drama-Blogspot.de

Donnerstag, 4. Mai 2017

»Das Maskenspiel der Genien« von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Das Maskenspiel der Genien
Das Maskenspiel der Genien

Fritz von Herzmanovsky-Orlando hat 1929 seinen weithin berühmten, jedoch vollkommen unbekannten Roman »Das Maskenspiel der Genien« abgeschlossen. Der Roman ist ein wahres Königtum des phantasievollen Einfallsreichtums. Die K.u.K.-Groteske spielt in der Tarockei, einer fiktiven Landschaft im Südosten Europas und vermittelt viel vom imperialen Glanz des Kaiserreichs. Der zu Lebzeiten unveröffentlichte und zunächst deutlich gekürzt publizierte Großroman »Das Maskenspiel der Genien« wurde 2011 in einer unkommentierten "Volksausgabe" veröffentlicht.

Später im Roman dann im Fortgang eine Huldigung des klasssischen Ideals der Antike unter der Sonne Arkadiens: Einem ägäischen Wunderland voller mondäner Feste, bizarrer Einsiedler, berückender Landschaft und undeutlicher politischer Zugehörigkeit – die Türken werden nicht wirklich geleugnet, spielen aber nur eine untergeordnete dekorative Rolle – ist die eigentliche politisch-surrealistische Erfindung Herzmanovskys vorgelagert: die Tarockei, ein vom Fürsten Metternich geschaffener Pufferstaat im Süden der Donaumonarchie, der den Namen von seiner monarchischen Konstitution her trägt: Er wird nach den Regeln des Tarock-Spieles regiert.

In der Tarockei herrscht ein Vierkönigtum und die Könige werden aufgrund der Ähnlichkeit mit den Tarockfiguren erwählt. Die vier Könige des Landes werden ausschließlich nach ihrer physiologischen Ähnlichkeit mit den Spielkarten ausgesucht, und so gelangen die erstaunlichsten Personnagen auf den Thron. Hinter den Tetrarchen aber steht der eigentliche Machthaber, ein unheimlicher, nie erblickter Rat der Drei, bestehend aus den Tarockkarten Sküs, Mond und Pagat.

Herzmanovsky-Orlando phantasierte sich in seinen Werken mit der „Tarockei“ ein mystisches Traumland, das er in einem ausschweifenden, barocken, ans Parodistische grenzenden Stil schilderte. Als Hauptfigur seines grotesk-phantastischen Romans »Maskenspiel der Genien« ließ er den italienischen Humanisten Cyriakus von Pizzicolli auftreten.


Den ersten Teil der Reise führt den Abenteurer und Forscher Cyriak von Pizzicolli, eine literarische Verfremdung des Vorbildes Cyriacus von Ancona, in die Tarockei. Den zweiten Teil der Reise führt Pizzicolli nach Arkadien und in das antike Griechenland. Ins Bizarre gleitet die Reise nach Griechenland zur Zeit der Gotik ab. Hier spielt das Maskenspiel in der neuerwachten Gotik der Levante. Durch ungeheure Tragik gerät er in ein antikes Göttermysterium.


Die Tarockei ist keine Insel der Seligen, obwohl von der Außenwelt der Nachbarstaaten gut abgeschirmt. Sie enthält natürlich Elemente einer Satire auf das alte Österreich mit seiner im Rückblick von heute bewunderten Bürokratie, die vor allem durch die von ihr entwickelte Sprache zu ihrer Zeit aber auch in manchem administrativen Exzess im Gedächtnis geblieben ist.

Die K.u.K.-Groteske nähert sich in der Tarockei und ist bedrohlich in ihren auf die Spitze getriebenen Absurditäten. Alle diese Landschaften und Staaten werden von der tragischen Hauptfigur Cyriak von Pizzicolli durchreist, der, beständig von Hunden umknurrt, seinem erotischen Ideal, einem strahlend schönen Knabenmädchen hinterherspürt, so lange bis sich ihm die schreckenerregende Göttin Artemis offenbart und ihn den Tod des Aktäon sterben lässt, der in einen Hirsch verwandelt von Jagdhunden zu Tode gehetzt wurde.



Herzmanovsky ist Manierist und Groteskenmaler, die erotische Obsession und die jede erotische Spannung aufhebende Fratzenmalerei treten bei ihm janusköpfig auf, und je ungebräuchlicher und ungewohnter ein Wort oder historisches Detail sein mag, desto eher wird es Eingang in ein Herzmanovsky-Manuskript finden können. Seine groteske Lautmalerei treibt allerdings viele recht skurile Blüten. Schon 1989 hatte der Residenz-Verlag deshalb eine Ausgabe der vollständigen Fassung des Romans gewagt und ihr einen ausführlichen Kommentar beigegeben, der auch notwendig ist, wie man ja auch bei Jean Paul für solche Verständnishilfen dankbar ist.

Der Roman steht in der Tradition der Fantasy-Literatur mit Geistesverwandten wie Laurence Sterne und Jean Paul. Ein recht bunter und mit Sicherheit einzigartiger Mix aus entlegenem Wissen und von keinen Hemmungen gebremster Fantasie sei diese Geschichte, die in der Tarockei spielt, einem Land, in dem - wie der Name schon sagt - vieles auf Kartenspiele Bezug hat. Diese Mischung aus dem Grotesken, dem Komischen und dem Schwärmerischen ist in all ihrer Ungewöhnlichkeit eben doch eine Spezialität der deutschen Literatur – Heinrich Heine nickt zustimmend – und in diesem Sinn ist auch der Ritter von Herzmanovsky-Orlando, der Abkömmling vieler Völker der Donaumonarchie, ein überaus deutscher Autor.

Es geht hier nicht um die Handlung an sich oder gar um lineares Erzählen, sondern um die groteske Verzerrung einer monarchischen Welt, die Lust an der Abschweifung, am Einfall als solchen, und zwar auf stets auch humoristische Weise. Dabei keine tarocke Phantasie, die nicht gesteigert superb werden könnte. Kurzum: ein manieristisches Werk eines Groteskenmalers, aber eines aus der absoluten Meisterkategorie. - Dies ist eine abenteuerliche Geschichte einer Reise in eine kunstvolle Phantasiewelt, viel zu phantastisch um je erdacht zu werden - eine Phantastik auf Abwegen.

Der Abkömmling der Donaumonarchie hat der Monarchie mit seinem Werk ein groteskes Denkmal gesetzt. Sehr empfehlenswerter Lesestoff für alle, die wirklich gute phantastische Literatur und nicht nur "Fantasy" lesen wollen. Vergessen Sie alles, was Sie an humorvoller skuriler Phantastik je gelesen haben!

Literatur:

Das Maskenspiel der Genien
Das Maskenspiel der Genien
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Phantastik auf Abwegen. Fritz von Herzmanovsky-Orlando im Kontext
Phantastik auf Abwegen. Fritz von Herzmanovsky-Orlando im Kontext
von Bernhard Fetz und Klaralinda Ma



Blog-Artikel:

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

»Der Mann ohne Eigenschaften« von Robert Musil

Tarockspiel:

Tarock - Wikipedia



Sonntag, 30. April 2017

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

Herzmanovsky-Orlando, Fritz von


Fritz von Herzmanovsky-Orlando wurde am 30. April 1877 als Friedrich Josef Franz Ritter von Herzmanowsky in Wien geboren. Er war ein österreichischer Schriftsteller und Zeichner. Zudem wurde er als Chronist der kuk-Monarchie, liebenswürdiger Fabulierer und Erzähler absurdester Andekdoten bekannt.

Herzmanovsky-Orlando absolvierte 1896 bis 1903 ein Hochbaustudium an der Wiener Technischen Hochschule. Er war nach dem Studium einige Zeit als Architekt tätig, bevor er sich ganz dem zeichnerischen und literarischen Schaffen zuwandte.

Innerhalb der folgenden eineinhalb Jahre lernte er seinen dann lebenslangen Freund Alfred Kubin kennen und fand in München Anschluss an den Kreis der „Kosmiker“ um Karl Wolfskehl, Ludwig Klages und Alfred Schuler. Herzmanovsky-Orlando arbeitete 1904/05 als angestellter, danach als selbständiger Architekt.

1911/12 gab er wegen schmerzhafter chronischer Nierentuberkulose seinen Beruf auf. Da er von Haus aus finanziell unabhängig war, lebte er von da an als Privatier für die Kunst, zeichnete, sammelte, restaurierte und schrieb. Die Krankheit führte zu mehreren Kuren und Reisen in den Süden.

1928 erschien sein Roman »Gaulschreck im Rosennetz«. Vor allem diesem Werk verdankt Fritz von Herzmanovsky-Orlando seinen Ruf als bizarrer Chronist der kuk-Monarchie, liebenswürdiger Fabulierer und Erzähler absurdester Andekdoten. Sein Humor besaß eine unschätzbare Eigenschaft: Grazie.


Herzmanovsky war Manierist und Groteskenmaler, die erotische Obsession und die jede erotische Spannung aufhebende Fratzenmalerei treten bei ihm janusköpfig auf, und je ungebräuchlicher und ungewohnter ein Wort oder historisches Detail sein mag, desto eher wird es Eingang in ein Herzmanovsky-Manuskript finden können. Schon 1989 hatte der Residenz-Verlag deshalb eine Ausgabe der vollständigen Fassung des Romans gewagt und ihr einen ausführlichen Kommentar beigegeben, der auch notwendig ist, wie man ja auch bei Jean Paul für solche Verständnishilfen dankbar ist.

Die habsburgische Vergangenheit beherrscht weiterhin das literarische Bewusstsein Österreichs. Herzmanovsky-Orlando phantasierte sich in seinen Werken mit der „Tarockei“ ein mystisches Traumland, das er in einem ausschweifenden, barocken, ans Parodistische grenzenden Stil schilderte. Als Hauptfigur seines grotesk-phantastischen Romans Maskenspiel der Genien ließ er den italienischen Humanisten Cyriakus von Pizzicolli auftreten. Der Südtiroler Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877 bis 1954) hat sein "Tarockanien" mit Kuchlmadln, k. u. k. Hoftrommeldepotverwaltern und pensionierten kaiserlichen Hofzwergen bevölkert und auch gleich selbst schnörkelig bebildert.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando konnte zu Lebzeiten nur sehr wenig veröffentlichen, weil er keinen Verleger fand, der seine grotesken Werke veröffentlichen bereit war. Viele seiner Werke liegen nur in skizzenhafter Form vor. So erlebte er zu Lebzeiten lediglich die Veröffetlichung nur eines Romans, des »Gaulschreck im Rosennetz«, ein Panoptikum schrulliger und kauziger Charaktere aus dem Hofstaat des "guten Kaiser Franz". Sein umfangreiches schriftstellerisches Werk, das vorwiegend aus Prosa und Theaterstücken besteht, wurde erst postum durch die von Friedrich Torberg initiierte Gesamtausgabe bekannt.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando verweigerte sich wie Arno Schmidt der Vereinnahmung durch den Literaturbetrieb. Er war zu Lebzeiten nur wenigen Leuten - Anhängern zumeist - bekannt. Nach seinem Tode flackerte sein Ruhm für eine Weile auf. Auch das graphische Werk Herzmanovsky-Orlandos wurde erst nach seinem Tod bekannt - es handelt sich dabei um ca. 2000 zarte Feder-, Blei- und Farbstiftzeichnungen, die zum Teil die Illustrationen für seine eigenen Romane bildeten.

Neben der Schriftstellerei beschäftigte sich Herzmanovsky-Orlando auch mit Kabbalistik, Toponomastik und dem rassistischen Gedankengut des Jörg Lanz von Liebenfels. In seinen Werken zeigt sich Herzmanovsky-Orlando als altösterreichisch und im Detail von einer kulturhistorischen Akribie. Er gilt als Homer des österreichischen Humors.


Fritz von Herzmanovsky-Orlando verweigerte sich wie Arno Schmidt der Vereinnahmung durch den Literaturbetrieb. Er war zu Lebzeiten nur wenigen Leuten - Anhängern zumeist - bekannt. Nach seinem Tode flackerte sein Ruhm für eine Weile auf.
Auch das graphische Werk Herzmanovsky-Orlandos wurde erst nach seinem Tod bekannt - es handelt sich dabei um ca. 2000 zarte Feder-, Blei- und Farbstiftzeichnungen, die zum Teil die Illustrationen für seine eigenen Romane bildeten.

Neben der Schriftstellerei beschäftigte sich Herzmanovsky-Orlando auch mit Kabbalistik, Toponomastik und dem rassistischen Gedankengut des Jörg Lanz von Liebenfels. In seinen Werken zeigt sich Herzmanovsky-Orlando als altösterreichisch und im Detail von einer kulturhistorischen Akribie. Er gilt als Homer des österreichischen Humors.


Durch den Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich 1938 deutscher Staatsbürger geworden, zwang die Optionsvereinbarung Herzmanovsky-Orlando, Südtirol 1940 zu verlassen. Da er krankheitsbedingt nicht nördlich der Alpen leben konnte, zog er nach Malcesine am Gardasee. Erst 1949 kehrte er nach Meran zurück.

Er übersiedelte 1916 nach Meran, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1954 seinen ständigen Wohnsitz hatte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im nahegelegenen Schloss Rametz, wo er verstarb.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando starb am 27. Mai 1954 auf Schloss Rametz bei Meran.


Weblink:

Fritz von Herzmanovsky-Orlando - Austria-Forum - austria-forum.org


Literatur:

Ausgewählte Werke
Ausgewählte Werke
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Das Maskenspiel der Genien
Das Maskenspiel der Genien
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Der Gaulschreck im Rosennetz
Der Gaulschreck im Rosennetz
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando

Scoglio Pomo oder Rout am Fliegenden Holländer
Scoglio Pomo oder Rout am Fliegenden Holländer
von Fritz von Herzmanovsky-Orlando


Phantastik auf Abwegen. Fritz von Herzmanovsky-Orlando im Kontext
Phantastik auf Abwegen. Fritz von Herzmanovsky-Orlando im Kontext
von Bernhard Fetz und Klaralinda Ma


Blog-Artikel:

»Die Fahnen: Roman in fünf Bänden« von Miroslav Krleža

Fritz von Herzmanovsky-Orlando 140. Geburtstag

Ludwig Uhland 230. Geburtstag

»Frühlingsglaube« von Ludwig Uhland


Donnerstag, 20. April 2017

»Der Mann ohne Eigenschaften« von Robert Musil


Der Mann ohne Eigenschaften

»Der Mann ohne Eigenschaften« von Robert Musil ist ein über einen längeren Zeitraum entstandener Roman. An seinem zur Weltliteratur zählenden Hauptwerk, das von autobiographischen Aspekten mitbestimmt ist, hat Musil seit den 1920er Jahren bis zu seinem Tode fortlaufend gearbeitet, ohne es jedoch abschließen zu können. Obwohl unvollendet, gilt »Der Mann ohne Eigenschaften« als das Magnum Opus des österreichischen Schriftstellers Robert Musil, das zum ersten Mal in den Jahren von 1930 bis 1932 erschien.

Sein Fragment gebliebener fast 1.000 seitiger Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« zählt zu den Hauptwerken der modernen Weltliteratur. Der Roman ist eine Charakterstudie, die aus Reflexionen über das Leben besteht. Musils episch breit angelegter Roman ist ein Werk der Innerlichkeit und der Reflektion, welches die Gedanken der Handlung vorzieht.

Ulrich heißt Musils »Mann ohne Eigenschaften«, er ist Mathematiker, Philosoph und stellt sich permanent selbst in Frage. Ulrich steht für Robert Musils literarisches Vorhaben, die Wirklichkeit als das ziellose Ergebnis einer Überfülle von Möglichkeiten zu schildern.

Musils Protagonist Ulrich ist gar kein Mann ohne Eigenschaften. Der Romantitel führt da ein wenig in die Irre. Tatsächlich ist es eine "Welt von Eigenschaften ohne Mann", die im Buch nichts Charakteristisches mehr zu bieten hat.


Der Held dieses Romans begegnet einem wahren Panoptikum aus Mit- und Gegenspielern: Akteuren der Wiener Diplomatie und des Großkapitals, Schwärmern, Revolutionären, einem Sexualmörder, einer esoterischen Salonkönigin. Der Leser blickt hier in das 'unbestechliche Bild eines Zerrspiegels' gebannt und fasziniert.

Wie in Samuel Becketts »Murphy« darf auch hier die Sonne zunächst "auf nichts Neues" und Besonderes mehr scheinen. Diese Erkenntnis bringt Ulrich letztlich dazu, "Urlaub vom Leben" zu nehmen und sich in Reflexionen über eben dieses Leben zu ergehen. Die selbstgewählte "Eigenschaftslosigkeit" der Figur erweist sich so als ihre herausragendste Eigenschaft.


Die k. u. k. Monarchie wird gelegentlich als „Kakanien“ bezeichnet, das Leben in ihr als „kakanisch“. Damit verbindet man unter anderem die Baukunst in den Städten, die bunten militärischen Uniformen, die Vielsprachigkeit des Staates, das Gesellschaftsleben der damaligen Zeit und die Kaffeehaustradition. Dieser Ausdruck wurde – nach dem Untergang der Monarchie – von Robert Musil in seinem Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« geprägt.

In Musils Roman »Mann ohne Eigenschaften« passiert nur wenig, aber es wird unendlich viel gedacht im Buch, und am Ende wird sogar noch intensiv gefühlt: In der Geschwisterliebe Ulrichs zu Agathe realisiert sich die Utopie eines "anderen Zustands" jenseits der absurden Welt. Der Leser erfährt so doch erstaunlich viel von dem angeblichen Mann ohne Eigenschaften.

Literatur [ >> ]:

Der Mann ohne Eigenschaften
Der Mann ohne Eigenschaften
von Robert Musil

Der Mann ohne Eigenschaften I: Erstes und Zweites Buch
Der Mann ohne Eigenschaften I: Erstes und Zweites Buch
von Robert Musil
3499267802

Blog-Artikel:

Robert Musil 75. Todestag - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.de




Samstag, 15. April 2017

Robert Musil 75. Todestag


Robert Musil

Der Todestag von Robert Musil jährt sich zum 75. Mal. Musil starb am 15. April im Schweizer Exil in Genf. Robert Musil war ein bedeutender österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker.

Nach einer abgebrochenen militärischen Laufbahn studierte Musil zunächst Maschinenbau, dann Philosophie, Psychologie, Mathematik und Physik. Obwohl promoviert, sah Musil seine Zukunft nicht in der Wissenschaft. Nachdem er verschiedene Berufe ausgeübt hatte und als Landsturmhauptmann an der italienischen Front gewesen war, konzentrierte er sich auf das Schreiben.


Robert Musils umfangreiches Werk umfasst Novellen, Dramen, Essays, Kritiken und zwei Romane, den Bildungsroman »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß« und sein unvollendetes opus magnum »Der Mann ohne Eigenschaften«.

Musils Werk ist geprägt von allgemeinen Fragen und Betrachtungen über das menschliche Dasein, der Kunst, Politik und Geschichte, aber auch von prägenden negativen Erfahrungen in der Zeit seiner Erziehung.


Zu seinen bedeutendsten Werken gehören »Der Mann ohne Eigenschaften« und »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß«. Bekannt geworden ist Robert Musil vor allem als Autor des unvollendeten Romans »Der Mann ohne Eigenschaften«.

Die k. u. k. Monarchie wird gelegentlich als „Kakanien“ bezeichnet, das Leben in ihr als „kakanisch“. Damit verbindet man unter anderem die Baukunst in den Städten, die bunten militärischen Uniformen, die Vielsprachigkeit des Staates, das Gesellschaftsleben der damaligen Zeit und die Kaffeehaustradition. Dieser Ausdruck wurde – nach dem Untergang der Monarchie – von Robert Musil in seinem Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« geprägt.

Dieser Roman hat sich von den ersten autobiografischen Entwürfen noch kurz nach dem Ersten Weltkrieg über verschiedene Romanprojekte Mitte der 1920er Jahre zu Musils Lebenswerk entwickelt, in das nach und nach sämtliche literarischen Anstrengungen eingingen. Über dieser Arbeit wurden nach dem Erfolg des Erstlingswerks »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß« von 1906 bis 1930 Musils literarische und journalistische Publikationen immer seltener.

Im engeren Rahmen der deutschsprachigen Literatur seiner Zeit stellt man Musil nicht selten in eine Reihe mit Hermann Broch, Franz Kafka, Thomas Mann, Elias Canetti und anderen, deren Schreibenergie sich oft ähnlich der Musilschen aus Zusammenbruchserfahrungen nährte.


Wie auch in den intellektuellen Romanen zeitgenössischer Künstler, wie z.B. Rilke, findet man in Musils Werken viele essayistische Absätze vor, verflochten mit überreichen Handlungen, dramatischen Szenen und kontemplativen Passagen, die von dem menschlichen Dasein, der Kunst, Politik und Geschichte handeln wie das für Dostojewskis Romane charakteristisch war.

Als die Nazis Österreich besetzten, emigrierte er mit seiner Frau Martha in die Schweiz.

Robert Musil wurde am 6. November 1880 in St. Ruprecht bei Klagenfurt geboren.

Weblink:

Zum 75. Todestag von Robert Musil - Die Verwirrungen des Zöglings Törless - www.deutschlandfunk.de


Literatur:

Der Mann ohne Eigenschaften - Erstes Buch
Der Mann ohne Eigenschaften - Erstes Buch
von Robert Musil

Der Mann ohne Eigenschaften I - Erstes Buch
Der Mann ohne Eigenschaften 1 - Erstes Buch
von Robert Musil

Blog-Artikel:

»Der Mann ohne Eigenschaften« von Robert Musil

Robert Musil 75. Todestag

Ludwig Uhland 230. Geburtstag

»Frühlingsglaube« von Ludwig Uhland



Walt Whitman 125. Todestag

Martin Walser 90. Geburtstag 


Henri Stendhal 175. Todestag


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Donnerstag, 23. Februar 2017

Stefan Zweig 75. Todestag

Stefan Zweig


Der Todesstag von Stegfan Zweig jährt sich am 23. Februar zum 75. Mal. Zweig starb am 23. Februar 1942 in Petrópolis im Bundesstaat Rio de Janeiro. Stefan Zweig war ein bedeutender österreichischer Schriftsteller und Novellist.

Schon während seiner Gymnasialzeit verfasste er Gedichte, nahm dann in Wien das Studium der Literaturgeschichte auf und begann zu reisen – durch Europa ebenso wie nach Tunesien oder Mexiko. Als Übersetzer des Franzosen Romain Rolland oder des Belgiers Emile Verhaeren machte er sich ebenso einen Namen wie durch seine eigenen Werke.

Stefan Zweigs führte ein Leben im Wien der Habsburger-Monarchie, erlebte seine künstlerisch fruchtbarste Zeit in Salzburg, als in seinem Haus die kulturelle Prominenz ein- und ausging.

Der Zweite Weltkrieg, Bücherverbrennung und Verfolgung ließen Zweig schließlich nach Brasilien emigrieren. Unter dem Eindruck deutscher Kriegserfolge und erschöpft von unfreiwilliger Migration sowie dem Verlust seiner – vor allem auch geistigen – Heimat Europa nahm sich der Sechzigjährige zusammen mit seiner Frau Lotte am 23. Februar 1942 das Leben.

Stefan Zweig war ein Erzähler aus Leidenschaft. Seit er 1904 seine erste Novelle veröffentlichte, blieb er dieser Gattung bis zum Schluss treu. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten.

"Meine drei Leben", so lautete Stefan Zweigs Arbeitstitel für sein großes Buch »Die Welt von Gestern«, nach der er sich stets sehnte. Seine sprichwörtlichen drei Leben, das sind die Lehr- und Wanderjahre bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, die Erfolgsjahre des "Schriftstellerbetriebes" Stefan Zweig in Salzburg, schließlich die Exiljahre in Großbritannien, den USA und Brasilien. Sie bilden die drei großen Blöcke in Stefan Zweigs Biografie.




Die Welt von Gestern






"Die Welt von Gestern"
von Stefan Zweig



Fischer-Verlag,
Taschenbuch, 1. April 1975,
11,95 EUR.

ISBN-13: 978-3596211524



Seine Biografie ist Ausdruck des ausgefüllten Lebens eines vom Erfolg verwöhnten Schriftstellers, das durch die Zeitläufe bedingt eine Wendung nimmt und im Jahr 1942 tragisch im gemeinsamen Freitod mit seiner zweiten Frau Lotte in einer brasilianischen Kleinstadt in der Nähe von Rio de Janeiro endete.

Zu seinen bekanntesten Novellen gehören »Brennendes Geheimnis« (1911), »Amok« (1922), »Sternstunden der Menschheit« (1927).

Zu seinen bekanntesten Biografien gehören »Romain Rolland« (1921), »Joseph Fouché« (1929), »Maria Stuart« (1935), »Magellan« (1938), »Balzac« (postum 1946).

Stefan Zweig, überzeugter Europäer in einer Zeit von nationalen Feindbildern, nahm sich aus Verzweiflung über die Selbstzerfleischung Europas im Zweiten Weltkrieg in Brasilien das Leben.

Am 22. Februar 1942 schluckten Stefan Zweig und seine Frau Lotte in Petropolis bei Rio de Janeiro eine Überdosis Veronal. Das bekannteste Werk des österreichischen Schriftstellers ist zweifelsohne "Die Schachnovelle".

Weblinks:

Stefan Zweig-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Stefan Zweig-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Mittwoch, 29. Juni 2016

»Malina« von Ingeborg Bachmann

Malina
Malina

»Malina«, Ingeborg Bachmanns einziger Roman, Auftakt des geplanten Todesarten-Zyklus, offenbart die psychische und physische Zerstörung eines weiblichen Ichs durch das männliche Prinzip. Die fragmentarischen Teile »Der Fall Franza« und »Requiem für Fanny Goldmann« erschienen erst nach dem frühen Tod der Autorin, die 1973 an den Folgen eines Brandunfalls starb.

Nach der Trennung von Max Frisch und einem psychischen Zusammenbruch zog Bachmann zunächst nach Berlin und 1965 nach Rom, wo sie weiter an ihrem vermutlich 1962 begonnenen Todesarten-Projekt arbeitete. Über Jahre entwarf sie neue Konzepte für den Zyklus, ohne ein Buch abschließen zu können, und geriet immer mehr unter den Druck der Verleger. 1970, zehn Jahre nach ihrem ersten Prosaband Das dreißigste Jahr, erschien »Malina« in ihrem neuen Verlag Suhrkamp.

Im Alter von elf Jahren erlebte Ingeborg Bachmann den Einmarsch von Hitlers Truppen in ihrem Heimatort Klagenfurt. Das Trauma der abrupt verlorenen Kindheit überwand sie nie. Ihr Leben lang schrieb sie mit kraftvoller Poesie für eine bessere Gesellschaft und gegen die Unterdrückung des Individuums.

Die namenlose Ich-Erzählerin des Romans, eine in Wien lebende bekannte Schriftstellerin, reflektiert und beschreibt ihre Situation als Geliebte zweier Männer. Vordergründig eine Dreiecksgeschichte zwischen Ich-Erzählerin, ihrem Geliebten Ivan und Malina, mit dem sie zusammenlebt, findet das eigentliche Geschehen im Innern der Protagonistin statt. Ihre seelischen Konflikte, ihre Wünsche, Sehnsüchte und Fantasien, ihre Vorstellung von Glück werden eindringlich und beklemmend dargestellt.

In Ingeborg Bachmanns Büchern wird viel gelitten und viel geliebt. Im Lieben und in der Suche nach dem Glück war sie so kompromisslos wie in ihrem Schreiben. Zwei Jahre vor ihrem Tod veröffentlichte sie »Malina«, ein stark autobiografisch geprägtes Buch. Vordergründig handelt der Roman von einer Dreiecksbeziehung der namenlosen Erzählerin mit zwei Männern: dem schönen Liebhaber Ivan und ihrem Lebensgefährten Malina.

Wenn man durch Ingeborg Bachmanns Ungargasse läuft, achtet man nicht nur auf die Häuser, sondern vor allem auf die Schilder an den Häusern. Im Haus Nr. 5 wohnte Ludwig van Beethoven, ein wenig weiter, in der Nr. 8, Joseph von Eichendorff. Nur ein Stück die Straße hinauf, jeweils eine Nummer weiter, in den Häusern Nr. 6 und Nr. 9, ließ Bachmann die Hauptfiguren ihres Romans »Malina« wohnen, deren Leben fortan um den Ort kreisen, welches von der Ich-Erzählerin ihr "Ungargassenland" genannt wird.

Bachmann selbst lebte während ihrer Zeit in Wien in der Beatrixgasse und in der Gottfried-Keller-Gasse. Beide befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Ungargasse. Dennoch wundert man sich beim Lesen des Romans „Malina“, weshalb sie gerade diese Straße als Wohnort ihrer Figuren wählt, denn die Ich-Erzählerin selbst beschreibt die Ungargasse zunächst als wenig einladend. „Sie ist […] nicht unbekannt zu nennen, denn man kennt sie schon, aber ein Fremder wird sie nie zu Gesicht bekommen, weil es in ihr nichts zu besichtigen gibt und man hier nur wohnen kann. […] Es gibt, und das ist leicht zu erraten, viel schönere Gassen in Wien“.

Ivan kann ihrer Liebe letztlich jedoch nicht standhalten, die Erzählerin verzweifelt, und weder die Literatur noch Malina können sie retten; die Männerwelt ist tödlich für sie. Im Roman klingt deutlich der Wunsch nach Selbstzerstörung an, Bachmann spielt mit dem Motiv des Todes durch Verbrennen. Ahnte sie ihr eigenes, an Dramatik kaum zu überbietendes Ende? Deutungen ihrer Schriften lehnte die Autorin zeitlebens ab, sie bevorzugte stilles Nachdenken. Dafür liefert »Malina« wahrlich Stoff genug - sofern man als Leser ob der wirren Erzählung nicht frühzeitig aufgibt.




Im ersten Kapitel »Glücklich mit Ivan« beschreibt die Erzählerin ihr Verhältnis zu ihrem unerreichbar erscheinenden Geliebten. Malina, der »dritte Mann« aus dem zweiten Kapitel, ist Repräsentant der Vernunft, der die materielle Grundlage ihres Zusammenlebens sichert. Er erscheint als der männliche Teil im Bewusstsein der Erzählerin. Seine Rationalität ist dem weiblichen Ich lebensnotwendig, sie kann jedoch ihre Ansprüche ihm gegenüber nicht geltend machen. Malina wirkt menschlich und gesellschaftlich überlegen. Die Unterdrückung nimmt das weibliche Ich trotz des Wunsches nach Selbstverwirklichung und Gleichberechtigung ohne Gegenwehr hin.

Die Traumsequenzen der Ich-Erzählerin im zweiten Kapitels von »Malina« kreisen um ihren Vater. Die Ich-Erzählerin setzt die Herrschaft des Vaters über das Kind mit der Herrschaft des Mannes über die Frau gleich. Die Unterdrückung wird zusätzlich in den historischen Kontext des Holocaust gestellt.

Das dritte Kapitel »Von letzten Dingen« ist als ein fiktiver Dialog zwischen der Erzählerin und Malina über das Schreiben.

»Es war Mord«, das ist der letzte Satz ihres Romans. Die Männer haben die Erzählerin umgebracht.

Literatur:

Malina
Malina
von Ingeborg Bachmann

Rezension:

Ambivalenz eines Ortes

Samstag, 25. Juni 2016

»Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« von Peter Handke

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter

Wer kennt sie nicht: Die Ursituation der Angst des Tormanns beim Elfmeter. Der österreichischer Schriftsteller Peter Handke hat daraus eine Erzählung mit deutlich kriminalistischen Zügen gemacht. Der Fussball dagegen tritt eher in den Hintergrund.

»Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« ist eine kriminalistische Erzählung von Peter Handke, erschienen im März 1970. Die unterhaltsame Erzählung, die sich um Fussball dreht. Diese handelt vom Monteur Josef Bloch und von einer tief greifenden Sprach- und Erkenntniskrise erzählt. Ein Nouveau Roman, der kein Roman, sondern eine Erzählung ist: Spröde, distanziert, unterkühlt. Nicht wirklich spannend. Liest sich wie eine Bewerbung für den Ingeborg-Bachmann-Preis, das Gipfeltreffen der Unlesbaren.

Dem Monteur Josef Bloch, der früher ein bekannter Tormann gewesen war, wurde, als er sich am Vormittag zur Arbeit meldete, mitgeteilt, daß er entlassen sei. Jedenfalls legte Bloch die Tatsache, daß bei seinem Erscheinen in der Tür der Bauhütte, wo sich die Arbeiter gerade aufhielten, nur der Polier von der Jause aufschaute, als eine solche Mitteilung aus und verließ das Baugelände.

Gleich zu Beginn des Buches geschieht ein Mord - doch um einen gängigen Kriminalroman handelt es sich bei Peter Handkes »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« nicht. Noch viel weniger geht es übrigens um Sport. Stattdessen setzt sich der österreichische Schriftsteller mit den Grenzen unserer Sprache auseinander. Wie ist es möglich, selbst einfache Gespräche zu führen? Was haben die banalsten Wörter, die uns scheinbar so geläufig sind, mit den Dingen zu tun? Wie kann es sein, dass wir einen Satz anfangen und schon wissen, wie er endet?

Vordergründig passiert in diesem Roman nur wenig, auf einer tieferen Ebene aber handelt er von der existenziellen Sinn- und Wahrnehmungskrise des Protagonisten Josef Bloch. Dessen Verhalten mag uns befremdlich oder gar krank erscheinen - für Handke ist es symptomatisch: Wir haben das einfache Sehen und Hören verlernt, alle Worte, Gesten und Dinge erscheinen als eine Anspielung auf etwas anderes. Handkes ebenso faszinierender wie verstörender Roman lässt uns über unsere normal erscheinenden, alltäglichen Sprechgewohnheiten nachdenken.

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter: Erzählung«
(suhrkamp taschenbuch)

Auf der Straße hob er den Arm, aber das Auto, das an ihm vorbeifuhr, war wenn Bloch den Arm auch gar nicht um ein Taxi gehoben hatte - kein Taxi gewesen. Schließlich hörte er vor sich ein Bremsgeräusch; Bloch drehte sich um: hinter ihm stand ein Taxi, der Taxifahrer schimpfte; Bloch drehte sich wieder um, stieg ein und ließ sich zum Naschmarkt fahren.

Es war ein schöner Oktobertag. Bloch aß an einem Stand eine heiße Wurst und ging dann zwischen den Ständen durch zu einem Kino. Alles, was er sah, störte ihn; er versuchte, möglichst wenig wahrzunehmen. Im Kino drinnen atmete er auf. Im nachhinein wunderte er sich, daß die Kassiererin die Geste, mit der er das Geld, ohne etwas zu sagen, auf den drehbaren Teller gelegt hatte, mit einer anderen Geste wie selbstverständlich beantwortet hatte. Neben der Leinwand bemerkte er eine elektrische Uhr mit beleuchtetem Zifferblatt. Mitten im Film hörte er eine Glocke läuten; er war lange unschüssig, ob sie in dem Film läutete oder draußen in dem Kirchturm neben dem Naschmarkt.

Im März 1970 erschien die Erzählung »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« in der Startauflage von 25.000 Exemplaren und ein halbes Jahr später hatte sich die Auflage bereits verdoppelt.

Die Aufnahme der Erzählung fiel recht einhellig aus: »Diese Erzählung gehört zu dem Bestechendsten, was in den letzten zehn Jahren deutsch geschrieben worden ist.« (Karl Heinz Bohrer, »Frankfurter Allgemeine Zeitung«) »Um das vorweg zu sagen: ich halte »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« ohne jede Einschränkung für das beste Buch, das in der deutschen Sprache nach Thomas Bernhards »Verstörung« und »Ungenach« geschrieben wurde.«




Weblinks:

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter: Erzählung« (suhrkamp taschenbuch)
von Peter Handke

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter - SZ-Bibliothek Band 13
von Peter Handke

Ingeborg Bachmann 90. Geburtstag

Ingeborg Bachmann


Ingeborg Bachmanns Geburtstag jährt sich zum 90. Mal am 25. Juni. Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren. Lyrikerin, Erzählerin, Essayistin.

Im Alter von 11 Jahren erlebte Ingeborg Bachmann den Einmarsch von Hitlers Truppen in ihrem Heimatort Klagenfurt. Das Trauma der abrupt verlorenen Kindheit überwand sie nie.

Ihr Leben lang schrieb sie mit kraftvoller Poesie für eine bessere Gesellschaft und gegen die Unterdrückung des Individuums. Im Lieben und in der Suche nach dem Glück war sie so kompromisslos wie in ihrem Schreiben.



1952 nahm die Lyrikerin an ihren ersten Lesung bei der »Gruppe 47« teil. Sie wurde mit vielen Lieraturpreisen ausgezeichnet: Bremer Literaturpreis, Hörspielpreis, Georg-Büchner-Preis, Großer Österreichischer Staatspreis, Anton-Wildgans-Preis.

Ingeborg Bachmann ist vielen mehr durch den berühmten Literaturpreis Österreichs bekannt oder vor allem als Lyrikerin.


Der Ton ihres Schaffens erinnert in den mythologischen Anklängen ein wenig an Christa Wolfs "Kassandra" oder an den feierlichen Ton klassizistischer Lyrik, etwa Schiller oder Hölderlin. Nicht selten entsteht beim Lesen eine Sogwirkung, da sich hinter dem prosaischen Zauber mehr, weit mehr zu verbergen scheint, als nur das geschriebene Wort. Bachmanns Charaktere reichen weit in die Tiefe, es fehlt also auch nicht an psychologischem Potenzial der Figuren.



Nach der Trennung von Max Frisch und einem psychischen Zusammenbruch zog Bachmann zunächst nach Berlin und 1965 nach Rom, wo sie weiter an ihrem vermutlich 1962 begonnenen Todesarten-Projekt arbeitete. Über Jahre entwarf sie neue Konzepte für den Zyklus, ohne ein Buch abschließen zu können, und geriet immer mehr unter den Druck der Verleger. 1970, zehn Jahre nach ihrem ersten Prosaband Das dreißigste Jahr, erschien »Malina« in ihrem neuen Verlag Suhrkamp.

Sie lebte nach Aufenthalten in München und Zürich viele Jahre in Rom, wo sie am 17. Oktober 1973 starb. Zwei Jahre vor ihrem Tod veröffentlichte sie ihren einzigen Roman "Malina", ein stark autobiografisch geprägtes Buch.

Weblinks:

Ingeborg Bachmann-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Ingeborg Bachmann-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de