Samstag, 18. Januar 2020

»Der Revolver« von Funimori Nakamura



Nachdem Fuminori Nakamura 2015 sein Deutschland-Debüt bei Diogenes feierte, wird fünf Jahre später nun auch sein tatsächlicher Debütroman in Deutschland veröffentlicht.

Der Schweizer Buchverlag hat einen neuen japanischen Autor für sich entdeckt. Nach Banana Yoshimoto kommt nun Fuminori Nakamura zum Verlagsrepertoire dazu. Nicht nur für Leser im deutschsprachigen Raum, auch in Japan ist Nakamura noch ein relativ neuer Autor: Erst 2002 erschien sein Debüt »Der Revolver« in einer Literaturzeitschrift, ein Jahr später dann auch als Roman bei Shinchôsha.

Dass der Revolver nicht eher in Deutschland erschienen ist, ist nachvollziehbar. Mit knapp 180 Seiten ist der Roman von der Länge her doch eher eine Novelle. Und auch vom Inhaltlichen her gibt es mit Titeln wie die Maske noch brutalere, thrillermäßige Titel von Nakamura.

Trotzdem zeigt sich schon in dem Roman »Revolver«, was Nakamuras späteren Erzählstil ausmacht: Eine harmlose Geschichte driftet ab ins unbegreifbar Böse. Auch beim Revolver ist anfangs nicht viel dabei, als der Student Tôru neben einer Leiche eine Pistole findet und diese mit nach Hause nimmt. Doch dieser zufällige Fund weckt eine bislang ungeahnte Leidenschaft in ihm:

„Dass Leichtigkeit und Tod zu einem Paar werden konnten, fand ich ein wenig unheimlich. Wie gebannt betrachtete ich den Revolver, in dem sich diese so gegensätzlichen Konzepte vereinen. Ein Gegenstand, der das Töten als etwas Naheliegendes, ja Natürliches erscheinen lässt und der es dem Täter ermöglicht, zugleich Zeuge seines Tuns zu sein.“

Nakamura, Fuminori (2019): Der Revolver, S. 46

Weder sein Studium, noch Freunde oder Frauen – Tôru bleibt innerlich leer und empfindet an nichts wirklich Freude. Nur die Pistole erweckt in ihm Leben – ein neues, unheimliches Leben. Er entwickelt Mordfantasien, die sich steigern, bis schließlich sogar die Polizei bei ihm vor der Tür steht. Tod, Tierquälerei und Krankheit sind Themen, die die bis dahin noch friedlich erscheinende Geschichte plötzlich antreiben.

Das fantastische Japan findet man bei Haruki Murakami, das brutale Japan bei Fuminori Nakamura.
....

Der Student Nishikawa geht spazieren. Es regnet in Strömen, ist bereits eine Weile dunkel und wir befinden uns in Tokio. Als er sich unter die Brücke begibt, um weniger nass zu werden, findet er einen Toten und daneben einen glänzenden Revolver. Er kann nicht widerstehen und nimmt den Revolver an sich. Zuhause versteckt er ihn in ein feines Ledertuch gehüllt in einem Beutel, doch kann er schon bald nicht mehr davon lassen, ihn auch tagsüber mitzunehmen.

Sein Alltag, der aus Universität und diversen sexuellen Abenteuern mit namenlosen jungen Frauen besteht, wird immer mehr durch den dunklen Sog des Revolvers beeinflusst und es ist nur eine Frage des Ortes an dem Nishikawa ihn das erste Mal abfeuern wird. Als ein Kriminalbeamter morgens an Nishikawas Tür klingelt und ihn zu nächtlichen Schüssen in einem nahegelegenen Park befragt, nimmt die Handlung große Spannung ungewissen Ausgangs an.

Wie in einem Film noir werden die Erzählung wie auch seine Protagonisten rasch sehr düster. Die Menschen gehen einzeln durch die Welt, der Kontakt zur Familien verbraucht sich immer mehr. Die Studenten entpuppen sich als verlorene, perspektivenlose Seelen, die keine Bindungen eingehen wollen und am Ende reicht der aktuelle Nervenkitzel nicht mehr und da kommt so ein wunderschöner, glänzend polierter Revolver nicht ungelegen.


Literatur:

Der Revolver
Der Revolver
von Funimori Nakamura

Samstag, 11. Januar 2020

»Goldrausch in Alaska« von Jack London



Jack London brach 1897 auf, um am großen Goldrausch am Klondike River teilzuhaben. Gold fand er keines, dafür aber den Stoff für seine berühmten Nordland-Erzählungen. Den so abenteuerlichen wie strapaziösen Weg zu den Goldfeldern im Yukon-Territorium hat er in den hier versammelten Geschichten um »Alaska-Kid« spannend geschildert.

In Jack Londons Erzählungen beeindrucken die Schilderungen der imposanten Naturkulisse Alaskas. Die ist Schauplatz der Geschichten, und die Hauptfiguren kämpfen in der unwirtlichen Gegend ums Überleben. Es sind Erzählungen über die spannende Zeit der Goldpioniere, verfeinert mit autobiografischen Elementen und abgerundet mit gewaltigen Beschreibungen der rauen Natur.

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
Goldrausch in Alaska, Erzählungen



Die Geschichten um den Abenteurer Smoke Bellew, der in den deutschen Übersetzungen als "Alaska-Kid" bekannt wurde, hat Jack London als Fortsetzungen für eine Zeitschrift in San Francisco geschrieben. Die dabei entstandenen zwölf Erzählungen sind von unterschiedlicher Qualität und haben insgesamt nur einen lockeren Zusammenhalt.

Für die vorliegende Neuübersetzung wurden deshalb die sieben besten Erzählungen ausgesucht, die zugleich auch einen dichteren inneren Zusammenhalt haben, indem in allen neben Alaska-Kid auch sein Kumpel Shorty und die schöne Trapper-Tochter Joy Gastell eine Rolle spielen.

Literatur:

Goldrausch in Alaska, Erzählungen
Goldrausch in Alaska, Erzählungen
von Jack London

Montag, 30. Dezember 2019

Theodor Fontane 200. Geburtstag












Theodor Fontane


Theodor Fontane wurde vor 200 Jahren am 30. Dezember 1819 in Neuruppin in der Mark Brandenburg geboren.

Theodor Fontane war ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Erzähler des 19. Jahrhunderts. Durch den Romancier gelangte der Realismus in der deutschen Literatur zur Blüte. Fontane ist der bedeutendste Vertreter des deuschen Realismus.



Fontane war ja Theaterkritiker, Kunstkritiker, Militärberichterstatter, Reiseschriftsteller und eben spät dann auch Romanautor. Seit 1849 arbeitete er als freier Schriftsteller und Journalist. Zehn Jahre lang war er als Redakteur der konservativen "Kreuzzeitung" und als preußischer Agent in London tätig.

1862 veröffentlichte Fontane den ersten Band seiner berühmten »Wanderungen durch die Mark Brandenburg«. Theodor Fontane war ein literarischer Wandersmann und griff häufig zum Stabe des Wanderers durch die heimatliche Mark Brandenburg.


Der bodenständige Dichter wanderte durch eine Landschaft, in der es eigentlich gar nichts zu sehen gab, außer ein paar Gräbern und Ahnenbildern mit knarrenden Treppenhäusern. Er füllte seine Ahnengeschichten daher mit ihren vielen Geistern und knorrigen Offizieren.

1878 veröffentlichte Fontane seinen ersten Roman »Der Sturm«. In den Folgejahren erreicht Fontane zunehmende Aufmerksamkeit mit Werken, die traditionelles Standesdenken und eine überkommene Moral der adeligen und bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen.

Fontane gelang der literarische Durchbruch erst mit dem 1888 erschienenen Roman »Irrungen, Wirrungen«, in dem die Gegner der Ständeordnung den kürzeren ziehen müssen, wo aber auch der Adel zerzaust wird.

Das literarische Spätwerk Fontanes ist ein Spiegelbild seiner Epoche. Theodor Fontane war ein Zeitgenosse Otto von Bismarcks, dessen Epoche sein Leben prägte.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören der dramatische Roman »Effi Briest« (1895), »Irrungen, Wirrungen« und die Jugenderzählung »Der Stechlin« (1897).

Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.


Literatur:

Der Stechlin
Der Stechlin
von Theodor Fontane

Der Stechlin Taschenbuch
Der Stechlin
von Theodor Fontane Taschenbuch


Weblinks:

Theodor Fontane-Biografie - www.die-biografien.de


Theodor Fontane-Zitate - www.die-zitate.degefunden auf dem Zitate-Portal Grosser Zitatenschatz

Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane - www.freitag.de






Freitag, 27. Dezember 2019

»Effi Briest« von Theodor Fontane

Effi Briest

Theodor Fontane wurde erst sehr spät in seinem Leben als Romanschriftsteller erfolgreich und bekannt. Am bekanntesten wurde er dabei seinem Roman »Effi Briest«.

Effi Briest, ein siebzehnjähriges Mädchen, das mit ihren Freundinnen im Garten von Hohen-Cremmen spielt, wird Baron Geert Innstätten vorgestellt. Ein Mann im Alter ihrer Mutter, ein politisch strebsamer Landrat höchsten Ansehens. Schon bald werden die Verlobung und dann die Hochzeit gefeiert und Effi zieht mit ihrem Bräutigam in die pommersche Kleinstadt Kessin in ein altmodisches Fachwerkhaus zwischen Seebädern und der Plantage, einem weiten Wald. Nicht nur ist ihr das Haus mit dem Geist des Chinese unheimlich, sie langweilt sich auch ungemein.

Ihr für Richard Wagner schwärmender Ehemann ist wenig sinnlich und selten zuhause, das Kind das sie schon bald zur Welt bringt wird von Roswitha ihrer Vertrauten versorgt und der liebenswürdige Freund Apotheker Gieshübler, kümmert sich um die junge Ehefrau intellektuell. Nichts davon stillt jedoch Effis Temperament. Allein Major Crampas, Instettens Freund erfrischt sie auf wunderliche Weise. Sie beginnt zu kokettieren und verwandelt sich darüber vom Mädchen zur Frau..

Effi Briest, im Buch zunächst als "Tochter der Luft" beschrieben, weil sie vor Lebensenergie glüht, heiratet im zarten Alter von 17 Jahren auf Wunsch ihrer Eltern Baron von Instetten. Der Jugendfreund von Effis Mutter ist angetan von dem jungen Wirbelwind und nimmt sie nach der Hochzeit mit in sein Haus nach Tessin. Doch Effi will sich so garnicht in die steife und langweilige Gesellschaft einfügen, die Instetten so sehr schätzt. Als sie den Bezirkskommandanten Crampas kennenlert und eine Affäre beginnt, entehrt sie Instetten endgültig. Als Baron von Instetten nach Berlin versetzt wird, scheint der lästige Kommandant vergessen und sich alles in Wohlgefallen aufgelöst zu haben. Und das wäre er auch bestimmt geblieben, wenn Instetten nicht seine leidenschaftlichen Briefe an Effi gefunden hätte. Instetten fühlt sich zutiefst in seiner Ehre verletzt und klagt Effi an. Letztendlich findet sie aber auf Umwegen ihren Weg.


Ihr Mann, der ihr von der Mutter mehr oder weniger aufgeredete Baron von Innstetten, war so ehrgeizig, bei Bismarck Karriere zu machen, daß die Dienstleute des Paares sich zuraunten, wer wirklich hinter der Ehekrise stecke. Effi wirft Innstetten Mangel an romantischem Gefühlsleben vor: "Du willst es bloß nicht zeigen und denkst, es schickt sich nicht und verdirbt einem die Karriere." Landrat von Innstetten (Effi: "Er ist ja ein Mann von Ehre") wird von Bismarck öfter als üblich in sein Gut Varzin in Hinterpommern gebeten. Kaum bricht Innstetten dorthin auf, beginnt Effi sich vor einem spukenden Chinesen mit "gelben Pluderhosen und flachem Deckelhut" zu fürchten. Sein kleines Abbild war von den Dienstmädchen an die Lehne eines Stuhls geklebt worden, der als einziges Möbel in den sonst leeren Räumen stand.

In der Dynamik ihrer Affäre, die weniger einer Liebe zu einem anderen Mann oder nicht ausgelebtem sexuellen Begehren entspringt, als vielmehr dazu, einen anderen Schmerz, ein anderes Trauma zu übertönen. Aber auch im ambivalenten Verhältnis zu ihrer Tochter, das gleichzeitig von mütterlichen Instinkten sowie narzisstischen Projektionen geprägt ist, wovon Scheidungsanwälte ein Lied singen können. Von den vielen starken Frauen bei Fontane – starke Männer kommen bei ihm fast überhaupt nicht vor – ist Effi Briest eine der stärksten und selbstbewusstesten. Und sie ist keineswegs ein Opfer, sondern vielmehr vollkommene Herrin ihres eigenen Schicksals. »Effi Briest« ist nicht die Erzählung vom Zwang moralischer Konventionen sondern die Geschichte einer Selbstverwirklichung, die auch noch in ihrem Scheitern als Untergang zelebriert wird.

Der Roman ist eine deutsche »Madame Bovary«, das deutsche Gegenstück zu Flauberts Roman. Fontane gelingt damit eine der beeindruckendsten Darstellungen des Schicksals einer Frau in der deutschen Literatur. Bei Fontane stirbt die arme Sünderin Effi im Alter von etwa 30 Jahren an "gebrochenem Herzen".

Die Fabel dieses Romans hat ihre Quelle in der Wirklichkeit. Fontane - der auch lange als Journalist gearbeitet hatte - griff eine Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1886 über ein Duell zwischen einem preußischen Offizier und einem Amtsrichter auf. Der Anlass war die Liebesaffäre zwischen dem Offizier und der Frau des Amtsrichters, Elisabeth von Ardenne.

Dass ausgerechnet Fontanes »Effi Briest« zur den Standardwerken der deutschen Schullektüre zählt, ist ein wenig paradox. Nicht nur weil Fontane selbst wenig von Schule hielt, ähnlich wie Thomas Mann empfand er seine wenigen Schuljahre als Qual und vergeudete Zeit. Vielmehr noch, weil das Buch eigentlich eines von Fontanes moralisch ambivalentesten Romanen ist, und als moralische Parabel, zu der es für den Unterricht zurecht geschustert wird, denkbar schlecht geeignet ist.


Literatur:

Effi Briest
Effi Briest
von Theodor Fontane

Effi Briest
Effi Briest
von Theodor Fontane


Weblinks:

Heros und Heulhuber - SPIEGEL-Artikel

Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane - www.freitag.de

Mittwoch, 25. Dezember 2019

»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff





Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schneees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!


»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff


Weihnachten Gedicht


Blog-Artikel:

»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff - Gastbeitrag

Poetenwelt-Blog



Donnerstag, 19. Dezember 2019

»Es gibt so wunderweiße Nächte« von Rainer Maria Rilke

Winternacht

Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.

»Es gibt so wunderweiße Nächte« von Rainer Maria Rilke

Samstag, 14. Dezember 2019

»Metropol« von Eugen Ruge


Eugen Ruge wurde 2011 für seinen Debütroman »In Zeiten des abnehmenden Lichts« mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Damals ging es um das generationenübergreifende Schicksal seiner Familie in der untergehenden DDR.

Nach einigen weniger erfolgreichen Romanen hat sich der 1954 geborene Autor nun erneut seiner Familie zugewandt. Die Geschichte seiner kommunistischen Familie ist das Lebensprojekt des Schriftstellers Eugen Ruge. In dem Roman »Metropol« erzählt er von seiner Großmutter, einer Agentin, die während des Großen Terrors in Moskau lebte.

»Metropol« springt gegenüber dem Erstling einige Jahre zurück und zeichnet das Leben Ruges Großmutter ab 1936 in der Sowjetunion nach.

Auf der Flucht vor den Nazis ist die Kommunistin Charlotte mit ihrem Mann Wilhelm in die Sowjetunion emigriert. Dort arbeiten beide in der „Komintern“, einer Organisation, in der Kommunisten aus dem Ausland tätig sind.

Doch schon bald rückt etwas in den Mittelpunkt ihres Daseins, das heute als die „Große Säuberung“ bekannt ist. Diktator Stalin ließ damals und auch später noch zum Teil völlig grundlos Menschen verhaften und zum Tode verurteilen, die seine Macht gefährden konnten. Es begann eine Zeit der Angst und der Denunziation.

Auch Charlotte und Wilhelm sind bedroht. Sie kannten jemanden der Verhafteten. Allein das reicht schon, sie ihres Jobs bei der Komintern zu entheben und sie im Hotel „Metropol“ – darauf bezieht sich der Titel – zu parken. Eine quälende Zeit der Ungewissheit beginnt.

Dem Autor gelingt es hervorragend, den Schrecken greifbar zu machen, dem politisch tätige Menschen in dieser Zeit in der Sowjetunion ausgesetzt gewesen sein müssen – einem Land, in dem man bei Minusgraden im Winter nach Lebensmitteln anstehen musste und es keine vernünftigen Schuhe gab.

Ruge stellt jedoch nicht allein Charlotte in den Vordergrund. Er lässt uns auch in die Köpfe eines Richters schauen, der Todesurteile am Fließband unterschreibt, und einer weiteren Komintern-Mitarbeiterin.

In diesem großen Roman geht es um die blutig enttäuschten Träume und Irrtümer, die Charlotte und Wilhelm nur zufällig überlebten – und deren Drama jetzt hoffentlich viele berühren wird.

Man entkommt dem Sog dieses Romans so wenig wie dessen meiste Akteure dem stalinistischen Vernichtungswillen, und obwohl man um den groben Verlauf der historischen Ereignisse weiß, ist die semifiktionale Geschichte immer wieder überraschend. Ruge nennt sie im Epilog eine Erzählung darüber, "was Menschen zu glauben bereit, zu glauben imstande sind". Das ist in der Tat unglaublich. Und das macht Eugen Ruges "Metropol" zu einem extrem lesenswerten Geschichtsroman.

»Metropol« ist ein würdiger Nachfolger des Erfolgsromans aus dem Jahre 2011. Schon die wahre Geschichte klingt so spektakulär, als wäre sie erfunden. Ein ebenso klug komponiertes wie spannendes Buch.

Literatur:


Metropol
von Eugen Ruge

Eugen Ruge: Metropol
Rowohlt, Oktober 2019
432 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro


Blog-Artikel:

»In Zeiten des abnehmenden Lichts« von Eugen Ruge