Mittwoch, 18. März 2015

»Faule Kredite« - Petros Markaris' Buch zur Griechenland-Krise

Faule Kredite
Faule Kredite

»Faule Kredite« ist Petros Markaris' Buch zur Griechenland-Krise - eigentlich eine perfekte Symbiose zwischen Titel und Herkunftsland des Autors.

In dem Kriminalroman lassen die Morde an mehreren Bankern die griechische Finanzwelt erzittern. Die Krise trifft inzwischen jeden, auch die, die sich in Sicherheit wähnten und Kommissar Charitos steckt mittendrin im Schlamassel. Der Roman enthält tiefe Einblicke in das Pleite geschüttelte Griechenland.

Das Buch zur Griechenland-Krise ist - wie sollte es anders sein - natürlich ein Krimi mit einem dazu passenden Titel: »Faule Kredite« heißt der sechste Band über Komissar Kostas Charitos vom bekanntesten Krimiautor Griechenlands Petros Markaris.

Für Krimi-Autoren ist Griechenland zur Zeit das Paradies, sagt Petros Markaris, für alle anderen die Hölle. In »Faule Kredite« betrachtet Petros Markaris die griechische Krise wie einen komplexen Kriminalfall.


Kostas Charitos bekommt in dem Roman zur Finanzkrise viel zu tun: Er muss gleich vier spektakuläre Morde aufklären, denn drei Bankiers und der Boss eines Inkassounternehmens werden enthauptet aufgefunden. Eine Serie geköpfter Männer, alle aus dem Dunstkreis der Finanzwelt, hält die Polizei der Hauptstadt mit Kostas Charitos an der Spitze der Ermittler in Atem.

Für einen Verlag ist ein Roman zu einem Ereignis natürlich ein Glücksfall. Egal ob dieser Mord, ständige Demonstrationen, überall verändert sich Griechenland in diesen Tagen und Wochen und Altmeister Petros Markaris ist es wunderbar gelungen, diese besondere Stimmung in seinem Krimi atmosphärisch einzufangen.






Faule Kredite








"Faule Kredite"
Ein Fall für Costas Charitos
von Petros Markaris



diogenes,
gebundene Ausgabe,
22,90 EUR.
ISBN-13: 978-3-257-06793-2




Samstag, 14. März 2015

»Erhörte Gebete« von Truman Capote

Truman Capote

Der Roman »Erhörte Gebete« - nach einem Zitat von Teresa von Avila - ist eine Milieu- und Sozialstudie über die Oberschicht der amerikanischen Gesellschaft. Er ist Capotes Abrechnung mit der Welt der Reichen und Schönen und sollte sein Meisterwerk werden. Er wurde sein Untergang. Gleichwohl ist es sein vielleicht konsequentestes Werk, eine schonungslose Untersuchung der internationalen Jetset-Szene.

Er war das Schoßhündchen der High Society, dem Reichen und Mächtigen zu Füßen lagen und ihn hofierten. Mit dem kühlen Blick des Chronisten beschreibt er die Reichen und Mächtigen, die Verrückten und Verruchten, all jene, die ihn jahrelang als ihr Schoßhündchen betrachtet hatten. Als erste Kapitel des Romans im »Esquire« abgedruckt wurden, erkannten sie, dass dieses Schoßhündchen auch zubeißen konnte.


Plötzlich waren ihre intimsten Geheimnisse, von Seitensprüngen bis zum vertuschten Mord, schwarz auf weiß nachzulesen. »Es ist sehr schwierig, Gentleman und Schriftsteller zu sein«, bemerkte einst Somerset Maugham. Truman Capote entschied sich schließlich für Letzteres. Und bescherte der Nachwelt mit diesem letzten Werk ein Stück große Literatur.

»Dieses Buch war die interessanteste Erfahrung meines Lebens, ja sie hat tatsächlich mein Leben verändert und auch meine Einstellung zu fast allem es ist ein großes Werk, und selbst wenn ich scheitere, wird mir etwas gelungen sein.« Truman Capote an Newton Arvin

Dieses Buch ist eine der brillantesten Milieustudien, die man sich vorstellen kann. Pointiert, witzig, zutreffend, böse. Absolut lesenswert, auch wenn das Buch nicht vollendet wurde und leider nur in dieser "unfertigen" Ausgabe vorliegt.

Weblink:

Erhörte Gebete
Erhörte Gebete
von Truman Capote

Mittwoch, 11. März 2015

»Montecristo« von Martin Suter

Montecristo
Montecristo

»Montecristo« von Martin Suter ist ein aktueller, hochspannender Thriller aus der Welt der Bankiers, Börsenhändler, Journalisten und Politiker und erzählt das abgründige Szenario eines folgenreichen Finanz-Skandals.

Das Werk erzählt vom gescheiterten Filmschaffenden Jonas Brand. Diesen treibt immer noch sein titelgebendes Filmprojekt um, das Dumas epischen Racheroman »Der Graf von Montechristo« in die Jetzt-Zeit transportieren sollte.

Auf dem Weg nach Basel, wo er für die Zeitschrift „Highlife“ über einen Fundraisingball berichten soll, hält sein Zug auf offener Strecke. Ein Mann ist offenbar aus dem Zug gestürzt und ums Leben gekommen. Jonas Brand hält geistesgegenwärtig die Szene und Gespräche im Speisewagen fest, auch die Frage eines Mannes an einen anderen, ob er Paolo gesehen habe.

Doch schon bald nach seiner Rückkehr nach Zürich vergisst Jonas diesen Vorfall. Das Video allerdings behält er in seiner Wohnung. Erst als nach etwa drei Monaten Jonas der Zufall zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer in die Hand fallen, und seine Bank ihm die Echtheit beider Scheine bestätigt, taucht der Vorfall im IC nach Basel wieder auf. Zwischen den Scheinen und dem Tod im Zug scheint es Zusammenhänge zu geben. Jonas Brands Wohnung wird durchwühlt und er selbst wird zusammengeschlagen und beraubt.

Da will jemand Spuren beseitigen, Ungereimtheiten aus der Welt schaffen und gleichzeitig die Reputation staatstragender Persönlichkeiten schützen. Paolo, das Unfallopfer im IC, so stellt sich heraus, war ein Banker, der risikoreiche Investments tätigte und sich verzockte.

In wechselnden Szenen erfährt man, dass in Jonas Wohnung eingebrochen wurde. Kurz drauf wird er auch noch auf der Strasse überfallen. Er trägt ein offentsichtlich ein Geheimnis mit sich, dass entsprechende Verfolger auf seine Spur getrieben haben könnte. Was nur ist die Ursache dieser verschiedenen Überfälle?

Jonas Brand gerät immer mehr in einen Strudel von politischen Intrigen und bald ist ihm sein Filmplot näher, als er es für möglich gehalten hätte. Die Aufklärung dieser Vorfälle führt in die aufregende und skrupulöse Welt der Banker, Gewinnler und Börsenmakler. Bis in die höchsten Kreise gibt es unerklärliche Morde und Totschlag.

Garniert ist die Geschichte wie immer durch genaueste Beschreibungen von mehr oder weniger kultivierten Unterkünften, eigenwilligen Charakteren bis zur beachtenswerten Liebesgeschichte von Jonas mit der Eurasierin Marina.

Das Buch liest sich spannend, kurzweilig und unterhaltsam. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Einfälle von Martin Suters Romanen sind immer wieder überraschend.

Literatur:

Montecristo
Montecristo
von Martin Suter

Samstag, 7. März 2015

Bret Easton Ellis 50. Geburtstag

<center><img title="Bret Easton Ellis 50. Geburtstag" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/2d/Bret_Easton_Ellis.jpg/170px-Bret_Easton_Ellis.jpg" height="218" width="170" alt="Bret Easton Ellis"/></center>

Bret Easton Ellis wurde vor 50 Jahren am 7. März 1964 in einem Vorort von Los Angeles geboren. Ellis ist einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Bret Easton Ellis, wohnhaft in New York, gilt als einer der kontroversesten, aber auch sprachgewaltigsten jungen Autoren seiner Generation.

Bereits mit 19 Jahren schrieb er als junger Student seinen Debütroman <a title="»Unter Null« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462037005/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Unter Null«</a>, einen schonungslosen Zustandsbericht über das dekadente aber orientierungslose Leben der Yuppies in den 80ern, der 1996 erfolgreich verfilmt wurde. 1987 zog er nach New York, wo er seinen zweiten Roman »Einfach unwiderstehlich« veröffentlichte. 1991 stieg Ellis mit seinem dritten Roman »American Psycho« zum Kultautor auf. 

<!-- Er schrieb als Student den Erfolgsroman »Unter Null«. -->Mit »American Psycho« avancierte er zu einem der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Der Erfolgsautor lebt in Los Angeles und New York. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Romane »American Psycho« (2006), »Die Informanten« (1995), »Unter Null« (2006), »Einfach unwiderstehlich« (2006), »Lunar Park« (2006).

Weblinks:

<a title="»Unter Null« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462037005/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Unter Null" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3462037005.03.TZZZZZZZ.jpg" width="70" border="0"/><br />Unter Null</a> von Bret Easton Ellis

<a title="»American Psycho« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462036998/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="American Psycho" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3462036998.03.TZZZZZZZ.jpg" width="70" border="0"/><br />American Psycho</a> von Bret Easton Ellis

<a title="»Einfach unwiderstehlich« von Bret Easton Ellis" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462030000/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Einfach unwiderstehlich" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3462030000.03.TZZZZZZZ.jpg" width="70" border="0"/><br />Einfach unwiderstehlich</a> von Bret Easton Ellis
<!-- Bret Easton Ellis, geboren 1964 in einem Vorort von Los Angeles, wohnhaft in New York City, gilt als einer der kontroversesten, aber auch sprachgewaltigsten jungen Autoren seiner Generation. Mit 19 Jahren schrieb er als junger Student seinen Debütroman »Unter Null«, einen schonungslosen Zustandsbericht über das dekadente aber orientierungslose Leben der Yuppies in den 80ern, der 1996 erfolgreich verfilmt wurde. 1987 erschien sein zweiter Roman »Einfach unwiderstehlich« bevor er 1991 mit seinem Roman »American Psycho« endgültig zum Kultautor aufstieg.  -->
<!-- »Imperial Bedrooms« ist ein Buch über Hollywood, dessen literarischer Mythos die Ausbeutung ist, die Prostitution im Grunde, die das Leben der jungen Suchenden prägt. -->

»Das Fest der Bedeutungslosigkeit« von Milan Kundera

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
Das Fest der Bedeutungslosigkeit

»Das Fest der Bedeutungslosigkeit« lautet der neue Roman von Milan Kundera, ein altersmildes Werk voller Rückschau auf sein Leben. Nach seinem Bestseller »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« nun also die "erträgliche Leichtigkeit des Seins" - quasi als literarisches Gegenstück.

Mit seinem ersten Roman nach vierzehn Jahren hat Milan Kundera das Porträt einer Epoche gezeichnet, die komisch ist, weil sie ihren Humor verloren hat, um dem Leben eine philosophische Note zu verleihen - die bedeutungslose Seite des Seins.

Nach 14 Jahren schriftstellerischer Abstinenz hat der in Paris lebende Tscheche Milan Kundera wieder zur Feder gegriffen. Im hohen Alter scheint es ihm um etwas zu gehen, was die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenfasst sowie erträglich machen soll. Denn in allem sollte Humor stecken. Es ist nichts anderes, wenn man dieses Alterswerk liest, als ein Rückblick auf die humorlose Zeit, die dann nur noch mit der Hegelschen unendlichen Wohlgemutheit zu betrachten ist.

Aus diesem Grunde lässt er vier ältere Herren durch Paris ziehen. An Orte, die wechseln wie die Phantasie es möchte. Sie treffen auf Menschen, die in ihrer Schönheit berauschen, die alte Phantasien mit Witz bereichern, die in der Vorstellung von Erotik und Sex die Unendlichkeit langer Beine huldigen und letztendlich über die Mode des freien Bauchnabels philosophieren, weil in diesem die Unterscheidung von purem Sex und dem Sex als Praktik der Vermehrung offensichtlich wird. Selbst die Betrachtung, ob Engel wohl einen Bauchnabel haben, bringt ihn an den Rand der beginnenden Existenz.




"Die Bedeutungslosigkeit ist
die Essenz der Existenz."





Milan Kunderas Buch enthält Reflexionen von vier alten Freunden, die etwas außer der Gesellschaft zu stehen scheinen und im Stil gehobenen Plauderns ihre Geschichten, Erlebnisse und Enttäuschungen reflektieren. Die Beziehungen zu Frauen, der Hass auf Stalin - Kundera war der Verfolgung durch Stalinisten ausgesetzt - mit einer deutlichen Altersmilde, indem er einen der vier Freunde Stalin-Witze erzählen läßt, bis hin zu der Altersgelassenheit, die fast wie der Zen-Buddismus in der Erkenntnis mündet: "Die Bedeutungslosigkeit ist die Essenz der Existenz"

Sein neuer Roman erzählt von vier Freunden unterschiedlichen Alters, die sinnierend ihrem Alltag nachgehen. Der eine und andere spaziert durch den Jardin du Luxembourg in Paris. Charles, einer der Haupterzähler, amüsiert mit Anekdoten aus dem Leben Stalins. Alain denkt über die Beziehungen zum weiblichen Geschlecht nach, Caliban, der Schauspieler, schlüpft gerne in fremde Rollen. Ramon schließlich, der Älteste von allen, sieht dem Treiben seiner Freunde zu.

Ihre Gespräche zielen immer auf Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens, sind zuweilen schwierig meist jedoch leicht und humorig in ihrer Diktion. Nach der »Unerträglichen Leichigkeit des Seins« ist dieses neue Buch Kunderas ein Loblied auf die Gelassenheit im Leben.

Das beste Leseerlebnis hat man, wenn man ganz bewusst den Autor und seine Biografie vor Augen hat. Einen Mann von 85 Jahren, der in diesem Roman noch einmal seine Lebensthemen vor uns ausbreitet und dabei fortwährend ein bisschen vor sich hin kichert.

Weblink:

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
Das Fest der Bedeutungslosigkeit
von Milan Kundera


Rezension Empfehlung:

Rezension
Das Fest der Bedeutungslosigkeit
- Rezension

Mittwoch, 4. März 2015

»Memed mein Falke« von Yasar Kemal

Memed mein Falke
Memed mein Falke

Yasar Kemal wurde mit seinem Roman »Memed, mein Falke« 1955 berühmt. Das Werk, das in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurde, machte ihn zum meistgelesenen Schriftsteller der Türkei. Kemal beschreibt darin die archaische Welt des bäuerlichen Alltags in den Hochebenen des Taurusgebirges in der Türkei.

In den abgelegenen Dörfern des anatolischen Taurusgebirges herrscht der Grundbesitzer Abdi Aga. Der Bauernsohn Memed hat dessen Haß auf sich gezogen und ist zur Flucht in die Berge gezwungen. Aus dem schmächtigen, ängstlichen Jungen wird ein Räuber, Rebell und Rächer des Volkes.

Der Roman spielt in den abgelegenen Dörfern der Cukurova, am Rande des anatolischen Taurusgebirges. Hier liegt die "Distelplatte", eine karge Ebene mit fünf Dörfern, die der Grundbesitzer Abdi Aga beherrscht. Ihm gehört alles Land und so presst er den Bauern zwei Drittel ihres Ertrags ab. Memed wächst im Dorf DegŠirmenoluk in armseligen Verhältnissen auf.

Sein Vater ist tot, seine Mutter dem übermächtigen Aga ausgeliefert, der den Jungen ausbeutet und züchtigt. Als er die Qual nicht mehr ertragen kann, flieht er, kommt aber nur bis zu einem Nachbardorf, wo er zunächst wohlwollend aufgenommen wird. Doch schon wenige Monate später wird er entdeckt und sein qualvolles Leben beginnt von neuem.

Seine Liebe zu Hace bringt ihn schließlich in offenen Konflikt mit Aga, da dieser Hace mit seinem Neffen verheiraten will. Memed entführt Hace und schießt auf Aga und dessen Neffen. Er überlässt Hace der Obhut des Dorfs und flieht in die Berge. Aga gesundet und presst den verschüchterten Dorfbewohnern eine Falschaussage gegenüber der Polizei heraus, woraufhin Hace als Schützin diffamiert und ins Gefängnis gebracht wird.

Ihre Zelle teilt sie mit Iraz, einer Frau, die versucht hat, sich an den straffrei ausgegangenen Mördern ihres Sohns zu rächen. Memed kann die beiden befreien, als sie ein ein anderes Gefängnis gebracht werden sollen.

Memed durchlebt viele Abenteuer und versucht Abdi Aga zu verfolgen, doch die Anschläge bleiben zunächst ergebnislos. Aus dem schmächtigen, ängstlichen Knaben wird ein Räuber, Rebell und Rächer des Volks. Die Bauern setzen ihre Hoffnungen auf ihn, verbreitet er doch seine Ideen von Freiheit und Landverteilung. Doch Memed verliert Hace, die inzwischen einen Sohn geboren hat, als sie von Gendarmen erschossen wird.

Memed tötet Abdi Aga und entflieht mit seinem Pferd in einer schwarzen Wolke. Seither brennen die Bauern jedes Jahr die Disteln nieder, säen das Korn in die Asche und führen die Ernten in die eigenen Scheunen. Bei dem Freudenfest vor dem Pflügen erscheint auf dem Berg, hinter dem Memed verschwunden ist, eine Feuerkugel.

Sein Held Memed ist längst zur Legende geworden. Der Roman wurde in über 30 Sprachen übersetzt und begründete u. a. Yasar Kemals internationalen Erfolg.

Weblink:

Memed mein Falke
Memed mein Falke
von Yasar Kemal

Dienstag, 3. März 2015

»Selbstporträt mit Flusspferd« von Arno Geiger

Selbstporträt mit Flusspferd
Selbstporträt mit Flusspferd

Vier Jahre nach dem Roman über die Demenzerkrankung seines Vaters »Der alte König in seinem Exil« hat Arno Geiger mit dem einfühlsamen Portrait »Selbstporträt mit Flusspferd« wieder einen großartigen Roman veröffentlicht. In seinem neuen Roman »Selbstporträt mit Flusspferd« gelingt es dem Gewinner des »Deutschen Buchpreises« von 2005, hervorragend, sich mit einer heiteren Flusspferdgeschichte in die Psyche eines 22-Jährigen namens Julian hineinzuversetzen .

Recht unselig entwickelt sich der Sommer 2004 für den zweiundzwanzigjährigen Student der Veterinärmedizin Julian, der gerade aus der Wohnung seiner Freundin Judith geworfen wurde. Trennen wollten sich beiden schon eine Weile, doch war immer die Uni dazwischen gekommen, eine Prüfung jagte die andere, so hat Judith diesen schmerzhaften Schritt zu Beginn der Sommerferien begangen.

Zu allem Überfluss verlangte Judiths leidlicher Vater nun eine Rückzahlung auf die Untermiete, wo Julian so gar kein Geld hatte. Sein Freund Tibor verhilft ihm zu einem Sommerjob bei Professor Beham, einem pensionierten Universitätsprofessor, der an Krebs erkrankt war und seit einiger Zeit im Rollstuhl sitzt.

Der griesgrämige Professor hat einem Zwergflusspferd vorübergehend Unterschlupf gewährt, doch das Tier will versorgt sein. Er soll das Zwergflusspferd eines behinderten Professors pflegen. Julian macht die Arbeit mit dem Tier Spaß, und er entwickelt schnell eine Zuneigung zu dem grauen Koloss. In gewisser Weise ist das Tier das genaue Gegenteil von Julian und hat Charaktereigenschaften, die der Junge gerne hätte. Es geht stoisch seinen täglichen Verrichtungen nach, ohne sich permanent von diesem oder jenem aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.



"Dabei drückten sich nur lauwarme Windstöße in den Gärten herum, sonst nichts. Ich sah eine weitgehend stabile Welt aus Gewohnheit und Sauberkeit, von Geld und Gartenzäunen zusammengehalten, ein belangloses Amalgam aus rosiger Gegenwart und nichts Neuem."

Julian war jedoch nicht der einzige junge Mensch im Hause des Professors, auch seine Tochter Aiko war aus Paris gekommen, um ein paar Wochen in Wien zu verbringen. Und Aiko ist mindestens so exotisch wie ihr Name klingt. Langsam entwickelt sich eine eigenwillige Beziehung zwischen den beiden.

Der neue Roman Arno Geigers sprüht nur so von Sommer und jungen Menschen, die es nicht erwarten können, endlich erwachsen zu sein. Begleitet von den olympischen Spielen in Athen, Hurrican Frances oder auch dem verheerenden Schulmassaker in Beslan, streicht Julian zwischen den Bezirken Wiens ebenso umher wie zwischen der Vergangenheit.

So ganz kann er von Judith nicht lassen, zu gesund und zufrieden wirkt sie. Und Aiko ist noch viel, viel zu weit weg.

Weblink:

Selbstporträt mit Flusspferd
Selbstporträt mit Flusspferd
von Arno Geiger