Freitag, 29. November 2013

»Danzig 1930-1945: Das Ende einer Freien Stadt« von Dieter Schenk

Dieter Schenk

Der Schriftststeller Dieter Schenk, der bereits mehrere Werke über die Stadt Danzig und Krakau vorgelegt hat, hat in akribischer Archivarbeit den Doku-Band »Danzig 1930-1945: Das Ende einer Freien Stadt« herausgegeben. Darin schildert der Historiker anschaulich den Aufstieg, Terror und Ende der NS-Herrschaft in Danzig. Ergänzt wird diese Dokumentation durch zahlreiche, historisch seltene Fotos.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wurde Danzig vom Deutschen Reich abgetrennt, unter Mandat des Völkerbundes gestellt und zur Freien Stadt erklärt. Diese von den deutschen Danzigern nie akzeptierte Entscheidung trug dazu bei, dass die Nationalsozialisten mit ihrem Versprechen, Danzig »heim ins Reich« zu holen, schon ab 1930 zu einer politisch bedeutenden Kraft in der Stadt wurden.

Leidtragende waren in den Folgejahren die polnische Minderheit, die Danziger Juden sowie alle Menschen in Opposition zum Nazi-Regime. Sie wurden schikaniert, unterdrückt, verfolgt, in »Schutzhaft« genommen, vertrieben oder umgebracht. Der Terror verstärkte sich noch nach Kriegsbeginn, der Wiedereingliederung Danzigs ins Reich und der Schaffung des neuen Reichsgaus Danzig-Westpreußen. Abertausende verloren ihr Leben. Am Ende des Kriegs war die Altstadt eine Ruinenlandschaft.
Danzig 1930-1945: Das Ende einer Freien Stadt

Bei seinen Recherchen zu dem Buch widmete Schenk sich nach eigenen Worten sehr dem Alltag in Danzig während dieser Zeit. Viele Informationen holte der Kriminologe sich zudem in akribischer Archivarbeit aus den damaligen Zeitungen Danziger Vorposten und Danziger Neueste Nachrichten. „Bei der Übernahme bestimmter Dinge war natürlich immer größte Vorsicht geboten, denn schließlich handelte es sich um deutsche Zeitungen, die natürlich die Entwicklungen nur aus einem bestimmten Blickwinkel betrachteten“, erklärt Schenk.

Dieter Schenk ist ein deutscher Kriminologe, Historiker und Schriftsteller. Seit 1990 ist er als freier Publizist tätig. Er hat bereits mehrere Bücher zu den Themen Polen, Nationaslsozialismus und Menschenrechte veröffentlicht. Mit seinem neuen Doku-Band kehrt der Historiker an den Ort zurück, wo seine schriftstellerische Entwicklung begann - nach Danzig, wo er durch den Rowohlt Verlag zur Überlegung kam, ein Buch über die Post von Danzig zu schreiben.

Dieter Schenk lebt in Schenklengsfeld und in Berlin.

Weblinks:

Dieter Schenk.info - www.dieter-schenk.info

Akribische Archivarbeit - www.hersfelder-zeitung.de

Danzig 1930-1945: Das Ende einer Freien Stadt
Danzig 1930-1945: Das Ende einer Freien Stadt
- von Dieter Schenk

Die Post von Danzig. Geschichte eines deutschen Justizmords
- von Dieter Schenk

Interview mit dem Autor Dieter Schenk - Printzip - www.printzip.de

Danzig-Weblink:

Danzig, die alte Hansestadt an der Danziger Bucht

Mittwoch, 27. November 2013

»Hundejahre« von Günter Grass

Hundejahre

Der 1963 erschiene Roman »Hundejahre« von Günter Grass ist der dritte und letzte Teil der »Danziger Trilogie«, welche außerdem die Romane »Die Blechtrommel« (1960) und »Katz und Maus« (1961) umfasst.
Grass' Thema in diesem Werk ist die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts, die er mit burlesken Zügen erzählt.

Der Chronist Grass nimmt den Leser mit in eine Zeitreise der deutschen Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt des Romans stehen die politischen Verhältnisse in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Günter Grass erzählt in dem Roman in epischer Breite die ineinander verschachtelte Geschichte zweier sich mehrfach wandelnder Freunde: Eduard Amsel und Walter Matern. Ihr Werdegang wird aus der Perspektive von drei verschiedenen Personen in drei Büchern bzw. Teilen erzählt. Schauplatz der beiden ersten Teile ist die Stadt Danzig, in der Günter Grass geboren wurde und aufgewachsen ist.

Im Alter von acht Jahren schliessen die beiden Blutsfreundschaft. Walter hilft dem fetten Eduard beim Bau von Vogelscheuchen. Später tritt Matern der SA bei und lässt Amsel, den Halbjuden, zusammenschlagen.
Im Schnee eingerollt, ändert Amsel seine Gestalt, zieht nach Berlin und nennt sich fortan Haseloff. Auch Jenny, dem dicken Adoptivkind eines Studienrats, stösst dasselbe zu: Auch sie wird misshandelt und auch sie ändert ihre Gestalt. Später, im Krieg, wird Amsel/Haseloff Jenny nach Berlin holen.

Matern ergeht es hingegen ganz anders: Er wird wegen Führerbeleidigung an die Front geschickt. 1945 wird er aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Nun zieht er durch ganz Deutschland und rächt sich an seinen ehemaligen Vorgesetzten, indem er deren Frauen und Töchtern Geschlechtskrankheiten anhängt.
Der entlaufene Hund Hitlers begleitet ihn. Matern nennt ihn Pluto. Die drei treffen sich später in Berlin und versöhnen sich. Amsel zeigt Matern seine Vogelscheuchenhölle und Matern lässt darauf perplex seinen Hund Pluto dort zurück.

Der vor 50 Jahren erschiene Roman »Hundejahre« ist ein brillantes Stück deutscher Nachkriegsliteratur, mit dem Grass seine berühmte »Danziger Trilogie« abgeschlossen hat.

Weblinks:

Hundejahre
»Hundejahre«
von Günter Grass - Illustrierte Jubiläumsausgabe

Hundejahre
»Hundejahre«
von Günter Grass

Günter Grass -Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Sonntag, 24. November 2013

»Im traurigen Monat November wars« - »Deutschland. Ein Wintermärchen«



Heinrich Heine

„Im traurigen Monat November wars,

die Tage wurde trüber,

der Wind riß von den Bäumen das Laub,

da reist ich nach Deutschland hinüber.“


Caput I, erste Strophe


Heinrich Heines berühmtes Versepos »Deutschland. Ein Wintermärchen« ist nach seiner Deutschland-Reise im November 1843, die ihn just „im traurigen Monat November“, von Paris über Aachen und Köln nach Hamburg führte, entstanden.

Heine, der begnadete Spötter, aus dem französischen Exil zurückkehrend, warf einen satirischen Blick auf das Deutschland anno 1843 in flotten Versen, die schon fast Volkslied-Charakter haben. Heine spart hier nicht mit Spott: gezielte Seitenhiebe gehen in die Richtung der Kirche, der Zensur, der reaktionären Politik und des übertriebenen Nationalismus.


Heine lebte seit 1831 in seinem selbstgewählten Pariser Exil. Er hatte so seine Probleme mit seinem Heimatland, fühlte sich zwar in Frankreich wohl, aber hatte sein Leben lang Sehnsucht nach Deutschland. Ende 1843 kehrte er daher noch einmal für wenige Wochen nach Deutschland zurück, um seine Mutter und seinen Verleger Julius Campe in Hamburg zu besuchen.

Auf der Rückreise entstand, zunächst als "Gelegenheitsgedicht", der erste Entwurf zu »Deutschland. Ein Wintermärchen«, den er im Laufe der nächsten drei Monate zu einem höchst humoristischen Reiseepos weiterentwickelte, zu versifizierten Reisebildern, die eine höhere Politik atmen als die bekannten politischen Stänkerreime.

Heinrich Heine

Was hier zunächst als genauer Reisebericht über eine Reise daherkommt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als eine bissige politische Satire - ein Epos voller satirischer Spitzen gegen den reaktionären preussischen Staat. Heine prangert dabei recht mokant u.a. die politische Rückständigkeit an, die das in viele Kleinstaaten zersplitterte Deutschland kennzeichnete; die drastischen Zensurpraktiken, mit denen die freie Meinungsäußerung verhindert wurde; sowie die Willkür des Polizeistaats Preußen unter der Herrschaft von Friedrich Wilhelm IV.

Das lyrische Versepos ist in Form einer Reisebeschreibung organisiert; die wichtigsten Stationen sind Aachen, Köln (Kölner Dom), der Teutoburger Wald (Hermannsdenkmal), Minden, Hannover und Hamburg. Jeder Ort wird von Heine mit einem speziellen Thema verknüpft, mit einem spezifischen Aspekt seiner Deutschland-Kritik, z.B. Aachen mit dem stocksteifen preußischen Militär, Köln mit der Kritik an der katholischen Kirche, Hannover mit dem Verfassungsbruch von König Ernst August, Hamburg mit philiströser Geschäftstüchtigkeit etc. Jeder Ort auf seiner Reise durch Deutschland bekommt hier sein Fett weg. Um der drohenden Zensur zu entgehen, wurden die Orte streng mittelalterlich mystifiziert.

Heine war davon überzeugt, daß er mit seinem vor 170 Jahren verfassten "Werkchen" »Deutschland. Ein Wintermärchen« etwas verfaßt hatte, das "mehr Furore machen wird, als die populärste Broschüre, und das dennoch den bleibenden Wert einer klassischen Dichtung haben wird". Recht hatte er. Mit seinem Versepos sollte er zwar in kürzester Zeit die gesamte empörte Presse gegen sich haben, aber auch heute noch ist es aus unseren Bücherschränken nicht wegzudenken.


Weblinks:

 Deutschland. Ein Wintermärchen


Deutschland. Ein Wintermärchen



 Deutschland. Ein Wintermärchen


Deutschland. Ein Wintermärchen




Heinrich Heine-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Heinrich Heine-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de



Freitag, 22. November 2013

»Sieben Sekunden« von Don DeLillo

President John F. Kennedy. President and Mrs. John F. Kennedy, and Texas Governor John Connally ride through Dallas moments before Kennedy was assassinated

Vor 50 Jahren, am 22. November 1963, wurde der amerikanische Präsident John F. Kennedy durch ein Attentat in Dallas ermordet. Der 1991 erschienene Roman »Sieben Sekunden« von Don DeLillo ist der Versuch einer literarischen Aufarbeitung des Attentats. DeLillo, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Amerikas, verwebt hier kunstvoll Wirklichkeit und Fiktion zu einer fesselnden Geschichte.

Die Bilder sind unvergesslich: Die Limousine John F. Kennedys am 22. November 1963 in Dallas, der aus dem Hinterhalt tödlich getroffene Präsident, die Verzweiflung der First Lady. Don DeLillo geht den Entwicklungen nach, die dazu geführt haben, dass der mächtigste Mann der Welt, der Präsident mit dem großen Charisma, Opfer eines Underdogs, eines Mannes von der Schattenseite Amerikas wurde.

Lee Harvey Oswald, der eine unglückliche Kindheit hatte, ging im Anschluss an seine Zeit bei den Marines für einige Jahre in die Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr in die USA gerät er, enttäuscht vom Marxismus, unter den Einfluss von Leuten, die von der Paranoia des Kalten Krieges geprägt sind. Als Mann voller Widersprüche lässt sich Oswald dafür gewinnen, eine heikle Aufgabe zu übernehmen. Kennedy soll mit einem fingierten Attentat ein Denkzettel verpasst werden.

»Sieben Sekunden« nannte Don DeLillo seinen Roman, in dem er seine Version der Kennedy-Ermordung schildert und gleichzeitig ein Bild von der Schattenseite Amerikas entwirft. Genau diese sieben Sekunden entscheiden bei Oswald darüber, wohin die Waage sich neigt. DeLillo schreibt intelligent, nie langweilig und in wundervoller Sprache - nicht umsonst zählt er zu den bedeutendsten Autoren der amerikanischen Gegenwart und Postmoderne.

Aber eigentlich war Lee Harvey Oswald, der einige Jahre seines Lebens in der Sowjetunion verbracht hat, nur der ideale Sündenbock, den die Polizei und das FBI brauchte, um einen schnellen Fahndungserfolg vorweisen zu können. Die wahren Attentäter sind bis heute weiter im Verborgenen geblieben und warten immer noch darauf - wenn man sie denn fände - literarisch verarbeitet zu werden. - Das wäre schon wieder Stoff für einen neuen DeLillo Roman.

Weblinks:

»Sieben Sekunden« von Don DeLillo

Don DeLillo - Wikipedia

John F. Kennedy-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Donnerstag, 21. November 2013

Nadine Gordimer zum 90. Geburtstag

Vor 90 Jahren wurde die südafrikanische Schriftstellerin Nadine Gordimer am 20. November 1923 in dem Minenstädtchen Springs, Transvaal, geboren. Nadine Gordimer ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Südafrikas und gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit.

Beinahe ihr gesamtes Leben lebte und schrieb sie in einem Südafrika, das von Apartheid gespalten war. Gordimer gehörte in den 1950ern zu einer kleinen Gruppe, die bewusst die damaligen Apartheidgesetze missachtete, um diese zu unterhöhlen.

In ihrer Kindheit früh mit Rassentrennung und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung konfrontiert, wurde sie zur politischen Schriftstellerin, die öffentlich für die Gleichberechtigung der Schwarzen eintrat. Ihre Bücher standen oft auf dem Index der südafrikanischen Zensur.

Ihre Romane, Erzählungen und Essays behandeln vor allem die südafrikanische Apartheidpolitik und deren zerstörerische Folgen sowohl für die schwarze als auch für die weiße Bevölkerung. 1974 bekam Nadine Gordimer den Booker Prize, 1991 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

In dem Roman "Die Hauswaffe" (dt. 1998) und "None to Accompany Me" (1994) schrieb sie über die veränderten Verhältnisse in Südafrika nach der Apartheid. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt sie 1991 den Literaturnobelpreis.

1990 trat die politisch engagierte Schriftstellerin in den "African National Congress" (ANC) ein.
Die UNO ernannte sie 1998 zur Sonderbotschafterin ihres Entwicklungsprogramms (UNDP). Die Schriftstellerin lebt in Johannesburg, Südafrika.

Weblink:

Nadine Gordimer - Wikipedia

Dienstag, 19. November 2013

»Das Glasperlenspiel« vor 70 Jahren erschienen


Hermann Hesse


Hermann Hesses Erzählung "Das Glasperlenspiel" erschien vor 70 Jahren am 18. November 1943 in Zürich. »Das Glasperlenspiel« ist sein letztes, sein wichtigstes und zugleich anspruchsvollstes Werk mit welthistorristischem Hintergrund. In diesem Werk entwarf Hesse die utopische Welt der Geistes-Elite von "Kastalien", einer idealtypischen Republik von Gelehrten, die die höchste Stilisierungsform menschlicher Kultur repräsentiert.

Das Werk stellt einen Gegenentwurf zur antihumanen Herrschaft von Stalinismus und Nationalsozialismus dar, als deren Antipoden sich Hermann Hesse verstand. Nach dem Erscheinen des Buches zog er sich aufgrund seines schlechter werdenden Gesundheitszustandes, vor allem wegen einer zunehmenden Sehschwäche, weitgehend aus dem literarischen Leben zurück. 1946 wurde Hesse für sein Lebenswerk mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Aus dem ganzen Land werden die besten Schüler rekrutiert, um in Kastalien weiter erzogen und ausgebildet zu werden. So geschieht es auch mit Josef Knecht, der zentralen Figur dieses Romans, der als Waisenknabe aufwächst und durch seine hohe Intelligenz auffällt. Kastalien bietet ihm die Möglichkeit seinen wachen Geist mit den unterschiedlichsten Themen zu beschäftigen. Über verschiedene Stufen steigt er in der Hierarchie nach oben und wird letztlich Magister Ludi, der oberste Meister des sog. Glasperlenspiels.

"Das Glasperlenspiel" vereint in sich alle geistigen und kulturellen Überlieferungen, ist von Musik und Mathematik gleichermaßen geprägt. Knecht, der Magister Ludi, erkennt jedoch bald, dass es nicht reicht, nur das Ererbte zu bewahren – man muss sich mit der Welt verändern. Daher verlässt er den strengen Orden der Glasperlenspieler und wird ein weltlicher Lehrmeister. Aber schon bald scheitert er an der Weltlichkeit und ertrinkt beim Schwimmen in einem See.

Weblinks:

Hermann Hesse-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Literatur:

Das Glasperlenspiel
Das Glasperlenspiel
von Hermann Hesse


Hermann Hesse-Blog:

Hermann Hesse-Blog - hermann-hesse-literatur.blogspot.de

Montag, 18. November 2013

»Der Fremde« von Albert Camus

Der Fremde


»Der Fremde« von Albert Camus erschien am 19. Mai 1942 in Paris und erzählt die Geschichte von einem Mann, der zum Mörder wird, weil ihn die Sonne blendet. Albert Camus, sein Schöpfer, ist der Philosoph des Absurden, in das der Mensch hineingestellt ist, der Denker der Revolte, die den Menschen ausmacht – und immer der Anwalt der Einfachheit, die dem Algerienfranzosen das Grundgegebene unter der Sonne und zugleich das am stärksten Gefährdete war.

Meursault, ein kleiner Büroangestellter in Algier, erzählt seine Geschichte. Den Weg, den er im Roman zurücklegt, veranschaulicht seine Lebensweise. - Nach dem Tod seiner Mutter, der ihn nicht wirklich trifft, nimmt er sich zwei Tage frei, um an der Beerdigung teilzunehmen. Nach der Rückkehr beginnt er eine Liebesbeziehung mit seiner früheren Kollegin Maria. Sein Nachbar Raymond lädt ihn als Dank für eine Gefälligkeit zu einem Strandausflug ein, bei dem es zu einer Auseinandersetzung zwischen Raymond und einem Araber, dem Bruder seiner früheren Geliebten, kommt. Meursault, der Raymonds Waffe an sich genommen hatte, um Schlimmeres zu verhindern, trifft später allein auf den Araber und fühlt sich von dessen in der glühenden Mittagssonne aufblitzenden Messer so bedroht, dass er ihn erschießt.

Im anschließenden Mordprozess wird versucht, die moralische Verdorbenheit Meursaults anhand seines Verhaltens in den Tagen vor dem Mord zu beweisen. Seine Äußerung, er habe den Araber eigentlich gar nicht erschießen wollen, allein die Sonne sei Schuld daran gewesen, wird mit Gelächter quittiert. Die Tröstungen des Gefängnisgeistlichen, der ihm Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod machen will, weist er zurück. Er ist nicht bereit, Reue zu empfinden oder sie zu heucheln, und wird verurteilt. Im Angesicht der Hinrichtung erkennt und akzeptiert er die Absurdität seines Daseins.

Der Fremde

Der Fremde

"Ich begriff, daß ich das Gleichgewicht des Tages, das ungewöhnliche Schweigen eines Strandes zerstört hatte, an dem ich glücklich gewesen war. Dann schoß ich noch viermal auf einen leblosen Körper, in den die Kugeln eindrangen, ohne daß man es sah. Und es waren gleichsam vier kurze Schläge an das Tor des Unheils."


Die Geschichte handelt von einem jungen Franzosen, Meursault, dessen Antriebslosigkeit keine Grenzen kennt. In seinem Persönlichkeitsprofil könnten fast autistische Züge vermutet werden. Sein Verhalten führt zu einem Mord, den er aus Notwehr begeht. Das richterliche Urteil führt aufgrund mehrerer sinnloser Schüsse, die er zusätzlich abgibt, seiner fehlenden Reue und der kompletten Gefühl- und Gottlosigkeit zur Todesstrafe. Selbst der Geistliche, der ihn am Abend vor seiner Hinrichtung aufsucht, wird Zeuge einer schockierenden Gleichgültigkeit gegenüber der Welt.

Die Geschichte eines jungen Franzosen in Algerien, den ein lächerlicher Zufall zum Mörder macht, wurde 1942 im besetzten Frankreich zu einer literarischen Sensation. Der Roman bedeutete den schriftstellerischen Durchbruch für Albert Camus und gilt heute als einer der Haupttexte des Existenzialismus.

»Der Fremde« des französischen Nobelpreisträgers Albert Camus erschien 1942 und wurde als Meisterwerk berühmt. Die Erzählung entstand parallel zu einer philosophischen Abhandlung des Schriftstellers über das Absurde.


Hohes Lob kam vom Gegner: „Er stellt in unserem Jahrhundert, und zwar gegen die Geschichte, den wahren Erben jener langen Ahnenreihe von Moralisten dar, deren Werke vielleicht das Echteste und Ursprünglichste an der ganzen französischen Literatur sind.", so Jean-Paul Sartre über den absurden Roman von Albert Camus.

Über den Mann, der sein Erzfeind war und den Sartre, der eine äußerst unrühmliche Rolle im politisch-philosophischen Streit dieser französischen Intellektuellen in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gespielt hat, einmal als „algerischen Gassenjungen" bezeichnet hat.

Bis heute ist »Der Fremde« eine der berühmtesten literarischen Figuren der Welt. In dem frühen Meisterwerk verkörpert Camus seine Idee des Absurden in der Figur des »Anti-Helden« Meursault, dessen Einzelschicksal ins Symbolische überhöht wird.

Literatur:

Der Fremde

Der Fremde
von Albert Camus