Mittwoch, 26. September 2018

»Verklärter Herbst« von Georg Trakl




Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.




Georg Trakl,
österreichischer Lyriker, (1887-1914)


Dienstag, 25. September 2018

Carlos Ruiz Zafón 50. Geburtstag

Carlos Ruiz Zafón

Carlos Ruiz Zafón wurde vor 50 Jahren am 25. September 1964 in Barcelona geboren. Carlos Ruiz Zafón ist ein spanischer und katalanischer Schriftsteller und Erzähler.

Zafon hat seiner Heimatstadt Barcelona mit seinen Romanen, die in den engen Gassen und Winkeln der Stadt den heimlichen Hauptdarsteller spielen, ein literarisches Denkmal gesetzt. Seine Heimatstadt Barcelona hat den Katalanen geprägt, zum Schreiben animiert und inspiriert. Das in 30 Sprachen übersetzte Werk des Spaniers Carlos Ruiz Zafón, insbes. seine Bestseller sind von seiner Geburtsstadt nicht zu trennen.

Zafón ist ein glänzender Erzähler und präziser Beobachter. Seine Bücher, aufwendig und genau recherchiert, erreichen ihren Reiz durch den Wechsel von Spannung und Fantasie, durch die Neugier auf die Figuren, ihr Leben, Lieben und Scheitern. Es sind grandiose Gestalten - Helden und Schurken, Glücksritter und Pechvögel.


»Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat
und die Seele derer, die es gelesen haben.«


Seine ersten Erfolge feierte der Autor in den Neunzigern mit der "Nebel"-Trilogie, die die Romane »Der Fürst des Nebels«, »Mitternachtspalast« und »Der dunkle Wächter« beinhaltet. Seinen Durchbruch hatte er später mit »Der Schatten des Windes«. Auf diesen Bestseller-Roman folgten drei weitere Bücher der »Friedhof der vergessenen Bücher«-Reihe. Zuletzt im Jahr 2017 das Abschlusswerk der Erfolgsserie, »Das Labyrinth der Lichter«. Alle vier Teile waren wochenlang auf internationalen Bestsellerlisten zu finden. Mit 15 Millionen verkauften Exemplaren avancierte der Roman aus dem Barcelona der Vierziger- bis Sechzigerjahre nach »Don Quijote« zum meistverkauften spanischen Roman aller Zeiten.

Carlos Ruiz Zafón wurde 1964 in Barcelona geboren und teilt seine Zeit heute zwischen Barcelona und Los Angeles.

Zu den bekanntesten Werken von Carlos Ruiz Zafón gehören »Der Schatten des Windes«, »Der dunkle Wächter«, »Spiel des Engels«, »Der Fürst des Nebels« und »Mitternachtspalast«. Carlos Ruiz Zafón begeistert mit seinen Barcelona-Romanen um den Friedhof der Vergessenen Bücher ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt.


Weblinks:

Carlos Ruiz Zafón - www.carlosruizzafon.de

Carlos Ruiz Zafón - Autor

Video:

Carlos Ruiz Zafón im exklusiven Video-Interview - Youtube


Samstag, 22. September 2018

»Die letzte Welt« von Christoph Ransmayr

»Die letzte Welt« ist Christoph Ransmayrs großer Roman ist ein Klassiker der deutschen Gegenwartsliteratur. Als vor gut zwanzig Jahren Christoph Ransmayrs apokalyptischer Ovid-Roman »Die letzte Welt« erschien und einen Sturm der Begeisterung auslöste, sah sich die Klassische Philologie in große Verlegenheit gebracht:

Wie den Dichter Ovid vor entstellender Rezeption retten, ohne auf die Früchte des Erfolges zu verzichten? Waren nicht im Roman, diesem Amalgam aus Fragmenten ovidischer Figuren (Metamorphosen) und Versatzstücken aus Ovids im Exil verfasster literarischer Biographie (Tristien, Briefe), die Grenzen zwischen Fiktion und Realität postmodern verfremdet.

»Die letzte Welt« ist ein phantastisches Spiel um die Suche nach dem verschollenen römischen Dichter Ovid und einer Abschrift seines Hauptwerks, der legendären »Metamorphosen«.

Als Christoph Ransmayrs Roman »Die letzte Welt« 1988 erschien, wurde er von der Kritik gefeiert wie kaum ein anderer – wegen seiner poetischen, rhythmischen Sprache, wegen seiner stilistischen Eleganz, auch wegen seiner bildmächtigen Traum- und Albtraumwelten. Er wurde bisher in 29 Sprachen übersetzt.

In diesem Roman ist die Verbannung des römischen Dichters Ovid durch Kaiser Augustus im Jahre 8 n. Chr. der historisch fixierte Ausgangspunkt einer phantasievollen Fiktion. Der Römer Cotta, sein – durch Ovids »Briefe aus der Verbannung« – ebenfalls historisch belegter Freund, macht sich in Tomi am Schwarzen Meer auf die Suche: nach dem Verbannten, denn in Rom geht das Gerücht von seinem Tod, als auch nach einer Abschrift der »Metamorphosen«, dem legendären Hauptwerk Ovids. Cotta trifft in der »eisernen grauen Stadt« Tomi jedoch nur auf Spuren seines Freundes, Ovid selbst begegnet er nicht.

Er findet dessen verfallenes Haus im Gebirge, den greisen Diener Pythagoras und, je komplizierter und aussichtsloser sich die Suche gestaltet, immer rätselhaftere Zeichen der »Metamorphosen« – in Bildern, Figuren, wunderbaren Begebenheiten. Bis sich zuletzt Cotta selbst in der geheimnisvoll unwirklichen Welt der Verwandlungen zu verlieren scheint: die Auflösung dieser »letzten Welt« ist wieder zu Literatur geworden.

Literatur:

Die letzte Welt
von Christoph Ransmayr

»Spätsommer« von Hermann Hesse

Noch schenkt der späte Sommer
Tag um Tag voll süßer Wärme.
Über Blumendolden schwebt da und dort
mit müdem Flügelschlag ein Schmetterling
und funkelt sammetgolden.


Die Abende und Morgen atmen feucht
von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.

Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein,
in Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.

So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt.
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
zurück zu Werdemut und Gegenwart.

Wir Alten stehen erntend am Spalier
und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende.
Noch hält und schmeichelt uns das heut und Hier.

Samstag, 15. September 2018

»Frankenstein oder Der moderne Prometheus« von Mary Shelley vor 200 Jahren erschienen

Frankenstein

»Frankenstein oder Der moderne Prometheus« ist ein Roman von Mary Shelley, der im Jahr 1818 erstmals anonym veröffentlicht wurde und als ihr wichtigstes Werk gilt. Er erzählt die Geschichte des jungen Schweizers Viktor Frankenstein, der an der damals berühmten Universität Ingolstadt einen künstlichen Menschen erschafft.

Mary Godwin schrieb den Roman in der Villa Diodati in der Nähe des Genfer See. Bei Lord Byron und dessen Leibarzt John Polidori verbrachte sie mit ihrer Stiefschwester Claire Clairmont und ihrem zukünftigen Ehemann Percy Bysshe Shelley den Sommer 1816. Dieses Jahr ging aufgrund des Ausbruchs des Vulkans Tambora im Jahr zuvor als das Jahr ohne Sommer in die Geschichte ein. Aufgrund des extrem schlechten Wetters konnten die Anwesenden das Haus oft nicht verlassen. So beschlossen sie, jeweils eine Schauergeschichte zu schreiben und den anderen vorzutragen.

Victor Frankenstein stammt aus Genf, und hat ein Studium der Naturwissenschaften in Ingolstadt absolviert. Während seines Studiums befasste er sich zunehmend mit der menschlichen Materie und schafft sich selbst einen Menschen, den er eigenhändig zum Leben erweckt. Als dieses Wesen erwacht, ist Frankenstein jedoch so erschrocken von dessen Gestalt, dass er schlagartig die Flucht ergreift.

Frankenstein ist ein erschaffenes Monster, welches im Roman stets als Unhold oder dämonische Kreatur bezeichnet wird, nicht nur Frankensteins Familie zu ermorden, sondern auch später dessen besten Freund. Der Unhold und sein Schöpfer treffen aufeinander, und Victor erfährt, dass die Kreatur ursprünglich einen guten Willen hatte und nur bösartig geworden ist, weil die Gesellschaft ihn zu einem bösen Wesen gemacht hat. Von den Menschen die er (über lange Zeit) gesehen und beobachtet hatte, wurde er genau so zurückgestoßen, wie einst von Frankenstein selbst'aus diesem Grund hat er seinem Schöpfer Rache geschworen.


Viktor Frankenstein erzählt dem Leiter einer Forschungsexpedition, zugleich Eigner des Schiffes, das ihn in der Arktis rettet, seine Geschichte. Der Roman wird so zu einem Lehrstück, gibt Frankenstein doch deutlich zu verstehen, dass seine Erzählung auch eine Warnung an den Zuhörer und damit auch die Leser sein soll: Er warnt vor einer entgrenzten menschlichen Vernunft, die sich selbst zu Gott macht und sich anmaßt, lebendige Materie zu schaffen. Die Figur des Viktor Frankenstein ähnelt damit sowohl dem 'literarischen' Faust als auch dem Prometheus aus der griechischen Mythologie.

Frankenstein

Die Handlung wird durch eine Mischung aus Briefroman und klassischer Ich-Erzählsituation vermittelt. Stilistisch gewinnt der Roman gerade durch den berichthaften Erzählstil an Authentizität, sodass man selbst glaubt, dass man eine Mitschrift einer Erzählung liest. Gerade die Verschachtelung der verschiedenen Erzählebenen, machen den Roman lesenswert.

2015 wählten 82 internationale Literaturkritiker und -wissenschaftler den Roman zu einem der bedeutendsten britischen Romane.

Literatur:

»Frankenstein oder Der moderne Prometheus«
Frankenstein oder Der moderne Prometheus
von Mary Shelley

Samstag, 8. September 2018

Clemens Brentano 240. Geburtstag

Clemens Brentano

Clemens Brentano wurde vor 240 Jahren am 8. September 1778 in Ehrenbreitstein oberhalb von Koblenz geboren. Clemens Brentano war ein deutscher Schriftsteller und neben Achim von Arnim und Joseph von Eichendorff der Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik - auch Hochromantik genannt.

Nach dem Scheitern einer kaufmännischen Lehre 1795 bis 1796 in Langensalza studierte er ab dem 19. Mai 1797 in Halle Bergwissenschaften und wechselte am 5. Juni 1798 zum Medizinstudium an die Universität Jena. Statt sein Studium abzuschließen, widmete er sich aber immer mehr seinen literarischen Neigungen.

Während seines Medizinstudiums in Halle und Jena kam Brentano 1797 mit den Ideen der Frühromantiker in Berührung. In dieser Zeit nahm seine lebenslange Freundschaft zu seinem zukünftigen Schwager Achim von Arnim ihren Anfang.

In Jena lernte er die Vertreter der Weimarer Klassik Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried von Herder, Johann Wolfgang von Goethe und der Frühromantik Friedrich Schlegel, Johann Gottlieb Fichte und Ludwig Tieck kennen. Letztere war ab 1800 in Jena personell nahezu vollständig vertreten.

Von ihren Werken und literaturtheoretischen Schriften ließ Brentano sich zu seinen ersten Werken anregen, vor allem zu dem Roman Godwi, in dem auch einige der bekanntesten Gedichte Brentanos enthalten sind (Zu Bacharach am Rheine, Sprich aus der Ferne, Ein Fischer saß im Kahne).

1801 in Göttingen, wo er als Student der Philosophie eingeschrieben war, lernte er Ludwig Achim von Arnim kennen, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband und mit dem er 1802 eine Reise auf dem Rhein unternahm. In den nächsten Jahren wohnte er bis 1811 immer wieder über längere Zeiträume hinweg mit Arnim zusammen.

Zusammen mit dem Gelehrten Joseph von Görres bildeten Brentano und Arnim ab 1805 das Zentrum der Heidelberger Romantik. Von 1805 bis 1808 gaben sie hier ihre Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" heraus, eine Anthologie deutscher Volksdichtungen.

Brentano war ein begeisterter Liedersammler, welchen die Lieder des Volkstones besonders interessierten. Er veröffentlichte zusammen mit Ludwig Achim von Arnim die Volksliedersammlung« »Des Knaben Wunderhorn, eine Liedersammlung in drei Bänden. Auf der Rheinreise der Freunde Achim von Arnim und Clemens Brentano im Juli 1802 entstanden die ersten Ansätze zu der bedeutendsten Liedersammlung der deutschen Romantik, die von 1805 bis 1808 in mehreren Bänden erstmals erschien.

So eindrucksvoll war der Ton seiner Gedichte, daß dieser mehr als 120 Jahre lang maßgebend für die deutsche Literatur wurde.

Brentano har daneben auch ein umfangreiches Werk religiöser Literatur vorgelegt, wahrscheinlich die berühmtesten Andachtsbücher der Welt, übersetzt in viele Sprachen.

"Alles, was zwischen unserm Auge und einem entfernten zu Sehenden
als Mittler steht, uns den entfernten Gegenstand nähert, ihm aber
zugleich etwas von dem Seinigen mitgiebt, ist romantisch."

Die letzten Lebensjahre Brentanos waren von Schwermut geprägt. Er starb am 28. Juli 1842 im Alter von 63 Jahren in Aschaffenburg im Hause seines Bruders Christian. Der Dichter der Romantik wurde auf dem dortigen Altstadtfriedhof beigesetzt.

Weblinks:

Romantik - wortwuchs.net

Heidelberger Romantik - wortwuchs.net

Literatur:

Des Knaben Wunderhorn
Des Knaben Wunderhorn
von Clemens Brentano

»Selige Zeiten, brüchige Welt« von Robert Menasse

Robert Menasse hat ein Faible für Literaur, in der Philosophie als Grundierung eingebunden ist und in der über ein philosophisches Leben erzählt wird. Der Roman erzählt eine Liebesgeschichte, in der die Politik hineinreicht, so daß das Bild einer Epoche entsteht.

Menasse erzählt in »Selige Zeiten, brüchige Welt« von den Nöten seines Protagonisten Leo Singer, als Philosoph durch’s Leben zu gehen. Zusammen mit seinen Eltern aus dem brasilianischen Exil nach Wien zurückgekehrt, ist der junge Philisophiestudent zunächst finanziell abhängig vom Elternhaus. Mit dem Traum, eine Fortsetzung von Hegels berühmtem Werk »Phänomenologie des Geistes« zu schreiben und dem Anspruch, durch die Beschreibung der Welt die Welt zu verändern, studiert er in Wien und lernt bald Judith kennen, mit der er sein Leben lang verbunden sein sollte.

Judith ist der Mittelpunkt in Roberts Leben. Mit Judith verbindet ihn eine Hassliebe. Er braucht sie als Inspiration für seine Essays. Sie dient ihm dabei als Projektion seiner Gedanken. Judiths Wesen bleibt in der Darstellung schleierhaft. Die Beziehung zwischen den beiden wird kompliziert. Viel Kopf, wenig Herz. Die Beschäftigung mit seinem Werk lassen Leo nur wenig Raum, z.B. für eine Reiseerfahrung nach Venedig und Eifersucht. Mit dem Tod des Vaters wird Leo von dem Zwang befreit, für seinen Lebensunterhalt selbst zu sorgen. Was für eine Arbeit könnte er auch tun, um nicht für immer unzufrieden zu sein – außer als Lehrender seines eigenen Werkes.

"Leo hatte immer davon geträumt, ein bedeutender Mann zu werden, der in die Geschichte eingreife, die Welt verändere, und kaum hatte er diesen kindlichen Traum aufgegeben, erlangte er völlig unvorbereitet eine öffentliche Bedeutung.".

Das Erbe des Vaters verschlägt ihn zurück nach Brasilien, wo er eine neue Existenz aufbaut - und doch nicht, denn er nimmt sich selbst mit. Durch die Militärdiktatur um seine Universitätskarriere gebracht, lebt er als Schützling eines alten Bekannten, Kunstsammler Löwinger und ehemaliger Bankier seines Zeichens. Mit der Nachricht über Judiths Tod, die – wie sich später herausstellte – fingiert war, gelingt es dem mittlerweile ewigen Studenten Leo, zu arbeiten. Denn auch nach den vielen Jahren ist noch immer kein Werk entstanden, außer einem kurzen Aufsatz über Sittlichkeit und Bildung. Voraussetzung zum Arbeiten scheint für ihn der permanente Zustand der Sehnsucht zu sein.

Nach einem Wiedersehen mit Judith in Brasilien ziehen die beiden nach langem Zögern ihrerseits zusammen. Doch der Zustand der Zweisamkeit dauert nur sechs Wochen an, dann lebt Judith wieder allein. Von nun an zergeht Leo in dem Bestreben, für perfekte Arbeitsbedingungen zu sorgen. Es gelingt ihm nicht. Er kommt mit seinem geplanten Hauptwerk nicht voran und verzettelt sich immer wieder. Am Ende „rettet“ er sein Werk, das Judith anhand mündlicher Vorträge Leos heimlich niedergeschrieben hat.


Literatur:

Selige Zeiten, brüchige Welt

Selige Zeiten, brüchige Welt