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Der Schriftsteller Tankred Dorst ist im Alter von 91 Jahren in Berlin gestorben. Das teilte der Suhrkamp Verlag mit. Dorst war ein deutscher Dramatiker und Schriftsteller. Tankred Dorst war ein vielfältg begabter Schriffsteller und Dramatiker, der in mehreren literarischen Genres zu Hause war und sich somit der litierischen Kategorisierung entzog. Er hat in Zusammenarbeit mit seiner Frau Ursula Ehler über dreißig Theaterstücke geschrieben. Er war einer der meistgespielten Autoren des deutschen Gegenwartstheaters.
Er lebte seit seiner Studentenzeit in München-Schwabing, wo er seinerzeit begann, für das Marionettentheater Kleines Spiel zeitkritische Stücke zu schreiben, die zum Teil heute noch aufgeführt werden.
Der deutsche Dramatiker hätte sicher sehr gewundert,
welche Folgen der Geiz in den Hirnen hinterlässt,
die sich für Literatur interessieren.
Seinen Durchbruch als Dramatiker verdankte Tankred Dorst einem Missverständnis. Mit seinem Stück "Toller. Eine deutsche Revolution", in dem Dorst die Münchener Räterepublik zu Zeiten des Schriftstellers und Revolutionärs Ernst Toller wieder aufleben ließ, platzte er mitten in die Studentenproteste des Jahres 1968. Die Aufführung wurde zu einem politischen Skandal. Völlig unbeabsichtigt, so Dorst.
"Dass ein Mensch einem anderen vorspielt, wie er sein sollte,
sein könnte oder wie er nicht sein sollte, das ist ein menschliches Grundbedürfnis.
Das ist der Anfang von Theater.“
Tankred Dorst (1925-2017)
Dorst sagte damals über den "Toller": "Ich dachte nicht daran, dass es aktuell sein könnte. Mich interessiert die Figur, mich interessiert die Zeit, aber von der Politik verstehe ich nichts." Der Dramatiker sagte, er fühle sich nicht als politischer Mensch. Er habe das Stück eigentlich für sich geschrieben. "Und ich dachte auch nicht, dass das jemand aufführen könnte." Dazu sei das Stück auch ziemlich umfangreich. "Und dann hat sich aber während der Arbeit daran dieser Stoff von selber mit Emotionen aufgeladen und wurde plötzlich so aktuell ohne mein Zutun, ich konnte das nicht wissen."
So hat sich Dorst auch danach nicht politisch vereinnahmen lassen. Er blieb geistig unabhängig und vor allem produktiv. Zwei Stücke pro Jahr - dieses Ziel hatte sich Dorst schon früh gesetzt. Geschrieben hat er schließlich insgesamt mehr als 50 Dramen, Drehbücher und Theaterstücke. Sie wurden von Regisseuren wie Peter Zadek, Jossi Wieler und Dieter Dorn uraufgeführt.
Zu seinen bekanntsten Werken gehören "Toller", "Herr Paul. Sieben Stücke" und "Merlin oder das wüste Land".
Im Jahr 1990 wurde Dorst für sein Gesamtwerk mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet, dem bedeutendsten Preis für deutschsprachige Literatur. Routine sei das Stückeschreiben trotz hoher Produktivität für ihn nie geworden, so Dorst. "Wenn man zwei, drei Stücke geschrieben hat, und die haben sich auf der Bühne bewährt, denkt man: 'Ich kann das jetzt.' Und dann kam etwas anderes auf mich zu, und dann merke ich: 'Ich kann das überhaupt nicht. Ich muss eigentlich mit jedem Stück neu anfangen.'"
Tankred Dorst wurde am 19. Dezember 1925 in Oberlind, Landkreis Sonneberg in Thüringen geboren.
Vor 90 Jahren wurde Hermann Hesses Roman »Der Steppenwolf« am 1. Juni 1927 - einen Monat vor Hesses 50. Geburtstag - veröffentlicht. Der Roman ist das meistgelesenste Werk Hesses, welches eine Leserschaft auf der ganzen Welt gefunden hat.
»Der Steppenwolf« ist ein sehr vielschichtiger Roman und eines der vielschichtigesten Werke der Literaturgeschichte: Er ist Gesellschafts-, Kultur- und Zeitkritik wie auch Psychoanalyse und Seelendiagnose, welche der Autor in seinem Werk vereinigt. Er hat in diesem Seelenroman ein Grundmotiv der Künstlerproblematik der Moderne gestaltet.
Der Roman »Der Steppenwolf« ist ein experimenteller Roman der großen Seelenentfaltung und erzählt von der Selbstbespiegelung der Seele - er ist eine Kritik der Gesellschaft und eine Persönlichkeitsanalyse gleichermaßen. Ein Roman über einen feinsinnigen Menschen names Harry Haller.Harry Haller, der Protagonist des Romans, leidet an einer starken Seelenpein und inneren Zerrissenheit, die auch eine Seelenkrankheit der Zivilisation ist. Einerseits sieht er in sich den kleinbürgerlichen Menschen, andererseits hegt er einen tiefen Hass gegen alles Bürgerliche.
»Der Steppenwolf« erzählt die Geschichte eines tiefen seelischen Leidens der Hauptfigur Harry Haller, eines Alter Egos Hermann Hesses. Haller leidet an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit: Seine menschliche, bürgerlich-angepasste Seite und seine steppenwölfische, einsame, sozial- und kulturkritische Seite bekämpfen sich und blockieren Hallers künstlerische Entwicklung. Der Weg der Heilung ist die Versöhnung beider Seiten im Humor, im Lachen über sich selbst und das Ungenügen in Kultur und Gesellschaft. Erst mit der Betrachtung der Wirklichkeit vom Standpunkt des Humors werden Hallers weitere, im Roman nicht mehr beschriebene Schritte auf dem Weg seiner künstlerischen Vollendung möglich.
Die Handlung spielt von einem ungefähr fünfzig Jahre alten Mann, namens Harry Haller. Er leidet unter der Zwiespältigkeit seiner Persönlichkeit. Seine Person besteht aus zwei Naturen, einem Wolf und einem Mensch. (vgl. »Der Steppenwolf«, S.55) Die nach Einsamkeit strebende und sozial- und kulturkritische wölfische Seite und die bürgerliche, menschschliche Seite bekämpfen sich stets. Das Leben, das er führte, war das eines Selbstmörders.
Harry Haller ist ein angesehener Mann, bis er seinen bürgerlichen Ruf, samt seinem Vermögen verliert und sein Familienleben über Nacht zusammenbricht und seine Frau hatte ihn rauswirft. Somit beginnt die Vereinsamung. Bei jeder Erschütterung seines Lebens hatte er etwas an Freiheit, an Geist, an Tiefe, aber auch an Einsamkeit und Unverstandensein gewonnen. (S.89) Durch die ständigen Erschütterungen kommt er immer mehr ab vom Normalen, Gesunden und Erlaubten. (S.89) „Er suchte über den Trümmer seines Lebens den zerflatternden Sinn, litt das scheinbar Unsinnige, lebte das scheinbar Verrückte, hoffte heimlich im letzten irren Chaos noch Offenbarung und Gottesnähe.“(S.47) Einziger Trost und eine Stütze für ihn sind, dass er sich jederzeit durch den Tod von seinem unerträglichen Leidesakt erlösen kann. (S.64)
Kontinuierlich verlor Harry Ansehen und Vermögen. Seine geisteskrank gewordene Frau warf ihn aus dem gemeinsamen Haus, und für einige Zeit fand er sich mit seinem einsamen Leben ab. Langsam aber sicher sah er auch darin keinen Sinn mehr. Selbst seine Geliebte Erika besuchte ihn nur selten. Um sich nicht mehr mit dem Sinn des Lebens beschäftigen zu müssen, trank er fast jeden Abend in einer Kneipe einige über seinen Durst. Nach einem solchen Abend begegnete er einem Mann, der für eine "anarchistische Abendunterhaltung im magisches Theater" warb und ihm ein Jahrmarktheft in die Hand drückte. Der Titel lautete: "Tractat vom Steppenwolf. Nur für Verrückte." Diesen Text fügte Harry seinen Aufzeichnungen hinzu.
„Er ahnt seine Stellung im Weltgebäude, er ahnt und kennt die Unsterblichen, er ahnt und fürchtet die Möglichkeit einer Selbstbegegnung, er weiß vom Vorhandensein jenes Spiegels, in den zu blicken er so bitter nötig hätte, in den zu blicken er sich so tödlich fürchtet.“
Nach dem Besuch bei einem Professor ist er kurz bevor, sich umzubringen, doch er entscheidet sich für einen anderen Weg und geht in ein Lokal, dort trifft er auf eine junge Frau namens Hermine. In ihr kann er das Spiegelbild seiner Seele erkennen. Sie, ihre Kollegin Maria und der Musiker Pablo lernen Harry das Leben zu leben. Zum Schluss, im magischen Theater, sind ihm unter Drogeneinfluss all die Türen seiner vielen Seelen geöffnet. Durch dieses magische Theater begreift er, dass der Weg zur Heilung die Versöhnung aller Seiten im Humor ist. Er muss lernen, über sich selbst und die Unfähigkeit der Gesellschaft zu lachen, anstatt sich über das Leben zu ärgern.
Im magischen Theater stehen alle Spiegel seiner Seele offen. Nun blickt Haller in alle Facetten seiner Seele.
Im Roman gibt es eine Rahmenerzählung; „Das Vorwort des Herausgebers“, eine Binnenerzählung; „Harry Hallers Aufzeichnungen“ und noch eine Geschichte in der Binnengeschichte; „Das Tractat vom Steppenwolf“. Die Handlung ist in der Rahmenerzählung in der Ich-Erzählform geschrieben, aus der Sicht des Neffen der Tante, in wessen Dreifamilienhaus Haller ein Mansardenzimmer mietet. Die Binnenhandlung ist auch in der Ich-Erzählform geschrieben, aus der Sicht von Harry Haller, das „Tractat vom Steppenwolf“ ist hingegen in der Er-Erzählform formuliert. Bei beiden Ich-Erzählungen wird jeweils die Innensichtweise geschildert, da man weiss, was in den Erzählern vorgeht. Bei der Er-Erzählung ist die Innensichtweise vom Steppenwolf Harry bekannt.
Hermann Hesse hat für den Roman die Form des Bildnisses gewählt und so ist »Der Steppenwolf« eine bildnishafte Erzählung, in der Bilder aneinander gereiht werden, eine romanhafte Bilderfolge sozusagen. Diese Erzählung ist voll aufgeladen mit mythischen und phantastischen Bildern, welche in loser Abfolge erzeugt werden und an die Dichtkunst des Dichters Novalis erinnern.
»Harry Haller ist in das kulturlose und unmenschliche Inferno unserer prunkenden und lärmenden Gegenwart vorgedrungen und steht mit seinem Begriff von Menschenwert… einsam außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Seine Sehnsucht kennt eine unerreichbare Wirklichkeit: seine Verzweiflung treibt ihn zuweilen in die erreichbare andere zurück. Lust und Enttäuschung ihres Daseins führen in seinem Herzen und Hirn einen Kampf, an dem die Zivilisation Europas mit ihrem ganzen Bestände und Befunde teilnimmt.« Oskar Loerke
»Der Steppenwolf« ist eine Kritik der Gesellschaft und eine Persönlichkeitsanalyse gleichermaßen.
Das Werk ist ist ein Seelen- und Entwicklungsroman von experimenteller Gewagtheit - etwa vergleichbar mit dem »Ulysses« von James Joyce. Die bewegende Geschichte des Steppenwolfes ist eine Versöhnung mit sich. Roman »Der Steppenwolf« ist ein empathisches Werk, das alle Sinne anspricht. Hierin wird nach Kräften gegessen, getrunken, geschmeckt, gelebt und geliebt.
»Jesus' Sohn« ist ein 1992 in den USA erschienener Roman von Denis Johnson. Seine Storysammlung »Jesus’ Son« berichtet von Verwirrung, Leiden und Heilung eines jungen Drifters und hat den Autor zur lebenden Legende gemacht. Dies ist eines der herausragendsten Bücher der jüngeren amerikanischen Literatur. Das Buch schuf einen Ton, der in zuvor nie gehörter Weise Grauen und Komik, Schrecken und Zärtlichkeit einschließt. Der Roman von schonungsloser Offenheit handelt von einsamen Menschen in einer gleichgültigen Welt.
Ein Buch, welches die gescheiterten Existenzen, die arbeitslosen, drogensüchtigen und hoffnungslosen Loser Amerikas, porträtiert, mit Ehrlichkeit und brutaler Offenheit das Leben am Rand der Gesellschaft zeigt. Das ist "Jesus Sohn" von Denis Johnson. Ein Buch zwischen Verzweiflung und absurdem Humor. Zwischen bösartigem Zynismus und dem Hoffen auf den nächsten Tag.
Diese bereits 2001 bei Suhrkamp erschienen Erzählungen Denis Johnsons spiegeln das Thema Gewalt in äußerst existenzialistischer Form. Bereits in Engel zeigte Johnson auf, mit welcher Unausweichlichkeit Menschen abdriften. Das teilweise Düstere seiner Erzählungen haftet stets am Menschlichen. Der Leser begleitet seine Helden durch ihre Niederlagen, hofft mit ihnen und ist abgestoßen.
Ein Buch, um es mit Bukowsky zu sagen, dass von "einsamen Menschen in einer gleichgültigen Welt" handelt.
Die Lügen des amerikanischen Traums wurden zwar schon oft genug aufgezeigt, aber selten ist es jemandem so eindringlich und ehrlich gelungen wie Denis Johnson in diesem schmalen Buch.
„Eine Prosa von erstaunlicher Kraft und Schönheit… Wir erkennen und finden hier eine neue Stimme.“ Philip Roth
Der amerikanische Schriftsteller Denis Johnson ist tot. Er starb am 25. Mai 2017 im Alter von 67 Jahren. Johnson war ein amerikanischer Schriftsteller. Er gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seine ersten Gedichte veröffentlcihe er mit 19, bekannt wurde er aber durch seine Prosa.
Literarisch verkörperte er das andere Amerika. Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Keiner durchleuchtete die Schattenseiten und Abgründe des American Dream so intensiv wie Denis Johnson. Er erzählt in schonungsloser Offenheit von einsamen Menschen in einer gleichgültigen Welt. Berichte aus der Hölle und Blicke in den Abgrund der Welt.
Johnson gewann 2007 den "National Book" Award für seinen Roman "Ein gerader Rauch". 2012 kam er mit seiner Novelle "Train Dreams" in die Endauswahl für den Pulitzer-Preis. Als wohl bekanntestes seiner Werke gilt jedoch "Jesus' Sohn", das 1992 erschien. Die Kurzgeschichten erzählen aus dem Leben von Drogenabhängigen. Das Buch wurde 1999 unter anderen mit Billy Crudup "Fast berühmt" ("Almost Famous) verfilmt. Johnson machte selbst Drogenerfahrungen.
Denis Johnsons Storysammlung "Jesus’ Son" berichtet von Verwirrung, Leiden und Heilung eines jungen Drifters und hat den Autor zur lebenden Legende gemacht.
Johnson wurde 1949 in München geboren und lebte zuletzt er mit seiner Ehefrau im amerikanischen Bundesstaat Idaho.
»Der Report der Magd« von Margaret Atwood erzählt von der provozierenden Vision eines totalitären Staats, in dem Frauen keine Rechte haben: Die Dienerin Desfred besitzt etwas, was ihr alle Machthaber, Wächter und Spione nicht nehmen können, nämlich ihre Hoffnung auf ein Entkommen, auf Liebe, auf Leben.
So könnte die Zukunft aussehen - hineinprojeziert in das Jahr 2195: Totalitär, angesichts sich wandelnder gesellschaftlicher Bedingungen, frauenfeindlich allemal, wenn der Nachwuchs ausbleibt, die Zukunft allein auf der Hoffnung beruht, daß genug Nachschub bereitsteht, um sie zu tragen. Margret Atwood hat mit ihrem Roman eine kühle Vision aus der Sicht einer Bediensteten beschrieben. Daß sie uns trotzdem zu packen vermag, beruht in der Kunst der Autorin die Verhältnisse so bedrückend zu schildern, daß selbst eine aufkeimende Liebe ständig Gefahr läuft, entdeckt und unterbunden zu werden.
Faszinierend beschrieben, wie die Frauen der Machthaber auf die Welt der Mägde reagieren. Fast Dickenssche Verhältnisse, in denen das Großbürgertum sich der Waisen erbarmt. Desfred, die mißbrauchte Magd eines Kommandanten flüchtet am Ende ins Unbekannte, vertraut sich Fremden an. Lieber sterben, als so zu leben.
Das Besondere bei Atwoods Büchern, auch und gerade bei »Der Report der Magd«, ist die kunstvolle Verschachtelung der Erzählung, welche das Ganze so mitreißend gestaltet, und die auf über 400 Seiten durchgehende, lyrische Sprache.
»Der Report der Magd« ist extrem düster, letztendlich mit mehr Pessimismus als Optimismus versehen. Beklemmend, eindrücklich. Die Geschichte erinnert an Orwells Vision vom Großen Bruder, der über uns alle wacht. Doch ihre Vision trägt ein menschliches Antlitz, was die Vorstellung noch grauenhafter macht, da das Alltägliche in ihr verharmlost erscheint.
Die Dinge sind wie sie sind und nur ein paar Verrückte versuchen sie zu ändern, aber mit denen wird man schon fertig werden. Wenn man angesichts fehlender Aussichten auf Veränderung, sein einziges Heil im Privaten sucht, das auch noch so kontrolliert, wird, daß man seinen Körper zur Zucht bereitstellen muß, ist man seiner selbst vollkommen beraubt.
Margaret Atwoods »Report der Magd« wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation und von Regisseur Volker Schlöndorff unter dem Titel »Die Geschichte der Dienerin« verfilmt.
Um 1600 entstand das anonyme Theaterstück "Sir Thomas More", das fünf Autoren im Kollektiv verfasst haben. Höhepunkt des Theaterstückes, das in London spielt, ist Mores große humanistische Rede vor dem Volk. Heute weiß man dank wissenschaftlicher Methoden wie linguistischer Statistik: Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist diese Seite jedoch von William Shakespeare geschrieben worden, denn vieles deutet auf seine Handschrift und damit Urheberschaft hin.
Damit ist das Dokument, das derzeit in der »British Library« in London ausgestellt wird, das einzige handschriftliche Zeugnis des Dichters - abgesehen von sechs seiner krakeligen Unterschriften.
Als Dokument gegen Fremdenfeindlichkeit ist William Shakespeares More-Rede von erschütternder Aktualität. Nachzulesen ist die Rede in einem Büchlein, das neben dem englischen und deutschen Shakespeare-Text einen informativen Essay des Übersetzers Frank Günter sowie einem pointierten Vorwort des Journalisten Heribert Prantl.
Shakespeare legt Thomas More eindringliche Worte in den Mund: "Dann stellt euch vor, ihr seht die Fremden, elend, mit Lumpenbündeln, Kinder auf dem Rücken, wie sie zu Küsten und zu Häfen trotten, und ihr sitzt da, als König eurer Wünsche, die Staatsmacht starr verstummt vor eurer Wut, und ihr gespreizt im Prozornat eures Dünkels: Was habt ihr dann? Ich sag`s euch: ihr habt nur gelernt, wie Frechheit und Gewalt obsiegt."
Lange wurde spekuliert, nun ist bewiesen: Eine über 400 Jahre alte Handschrift stammt tatsächlich von William Shakespeare. Unter dem Titel »Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« ist der Text gerade auf Deutsch erschienen. »Die Fremden« von William Shakespeare ist bestürzend aktuell.
George Orwell litt an Tuberkulose. Vermutlich hatte er sich diese Krankheit während seines Lebens als Obdachloser zugezogen – sie hatte ihn fast ein Jahrzehnt begleitet, weshalb er immer wieder Lungenprobleme hatte. Er berichtete aber auch von Problemen mit einem Lungenflügel bereits in der Kindheit und Kuraufenthalte in verschiedenen Sanatorien verbrachte.
Im Mai 1947 zog George Orwell zur Linderung seiner Krankheit in die Abgeschiedenheit der Insel Islay vor der Westküste Schottlands. Er lebte in Barnhill, einem verlassenen Farmhaus ohne Strom und Telefon, umgeben von einer Landschaft aus Heide, Torf und Moor. Auf der einsamen Insel schrieb er 1947 und 1948 eine „Utopie in Form eines Romans“, welche später den Namen »1984« tragen sollte.