Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman
»Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman« ist ein zwischen 1759 und 1767 erschienener Roman des englischen Schriftstellers Laurence Sterne (1713–1768). Tristram Shandy hat einen riesigen Anspruch: das ganze Leben zu erzählen. Der Ich-Erzähler erzählt dabei in Form von Anekdoten die Geschichte seines Lebens, allerdings nicht in der damals üblichen Form, sondern nicht stringent und ohne chronologische Anordnung.
Der Titel läßt zwar vermuten, daß das Buch das Leben und die Ansichten des Tristram Shandy beschreiben würde, aber eigentlich ist es nicht so. Im Mittelpunkt stehen Tristrams Vater Walter und sein Onkel Toby. Es sind weniger Tristrams als Walter Shandy Ansichten, die den Inhalt das Buches dominieren. Tristram ist zu Beginn der Geschichte noch nicht einmal geboren, ja noch nicht einmal gezeugt worden. Walter Shandy hat sich seine eigene Philosophie zurecht gelegt.
Dieses Buch beginnt mit der liebevoll und langwierig geschilderten Zeugung Tristram Shandys und endet vier Jahre vor dessen Geburt – der Rest sind Abschweifungen: Es geht hier um das Aufziehen von Uhren, die Bedeutung von Vornamen, von Nasen und Brüsten, um Festungsbau, Beschneidung, Hebammen, Ärzte, die Liebe, Witwen, den gerechten Krieg, Verwundungen, Zangengeburt, Knopflöcher, Schlüssellöcher.
Mit seinem Erstlingswerk, einer mehrbändigen Romanreihe mit dem etwas ungelenken Titel "Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman" hatte Laurence Sterne Ende des 18. Jahrhunderts mit allen Regeln der Erzählkunst gebrochen.
Der Autor ließ die ersten Bände auf eigene Kosten drucken, weil kein Verleger das für Literatur hielt, und kannte darüber hinaus niemanden in London, der ihm den Einstieg in den Literaturbetrieb leichter machen hätte können. Doch der dichtende Pfarrer hatte eine Geliebte mit guten Beziehungen zum berühmten Regisseur und Theatermanager David Garrick.
Das Buch handelt nur in geringem Maß von der Person des Ich-Erzählers Tristram Shandy, dessen Geburt erst am Ende des dritten Bandes beschrieben wird. Hauptpersonen sind vielmehr sein Vater Walter Shandy und sein Onkel Toby. Weitere häufig auftretende Personen sind der Korporal Trim, der Pastor Yorick und der Arzt Dr. Slop. Der Roman spielt zwischen den Jahren 1689 - dem Eintritt Trims in die Armee - und 1766 - der Gegenwart beim Schreiben des neunten Bandes.
Es geht um die Bedeutung der kleinsten Kleinigkeit, um den Einfluss des Namens, der Größe der Nase, der Anordnung der Rocktaschen, um nur einiges zu nennen, auf den Verlauf des Leben. Es gibt ein Kapitel über Backenbärte, eines über Knopflöcher, doch halt, das wird zwar angekündigt, man sucht es aber vergebens. Ein Kapitel besteht nur aus einem Satz, ein weiteres wird zunächst ausgelassen und erst später eingefügt.
Der Tristram wird nie langweilig.
Das Werk gilt als Klassiker der Weltliteratur. Es ist nicht nur ein überaus amüsantes Sitten- und Unsisttengemnälde des 18. Jahrhunderts, es liest sich beinahe wie moderne Literatur in unserer Tage. Sterne gelingt es, seine Leser allein durch das Feuerwerk seiner Anekdoten und Satiren zu begeistern und mit kuriosen Dialogen und den schrägen Marotten seiner Figuren zu amüsieren.
»Tristram Shandy« von Laurence Sterne wird oftmals als postmoderner Roman bezeichnet. Ob das stimmt oder nicht mag jeder für sich entscheiden. Was aber auf jeden Fall zutrifft ist, dass das Buch von Laurence Sterne gar nichts, aber wirklich auch gar nichts, mit den Romanen seiner Zeitgenossen gemeinsam hat.
Literatur:
Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman von Laurence Sterne
Tristram Shandy von Laurence Sterne
The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman von Laurence Sterne