Posts mit dem Label Adalbert Stifter werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Adalbert Stifter werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 11. September 2021

Stifters Sehnsucht nach seiner eigenen Welt


Adalbert Stifter

Adalbert Stifter hat die Nachwelt polarisiert - veralteter Langweiler oder aktueller Erzählkünstler?
Die einen erinnern sich an den idyllischen österreichischen Heimatdichter, andere an den exzellenten Erzähler des 19. Jahrhunderts, wieder andere an den Verfasser langweiliger Schullektüre mit seinen schier endlosen, minutiösen Schilderungen von Landschaft und Natur. Die wenigsten verbinden mit dem Namen Stifter den großen Erzähler, der in seinem Werk die Leidenschaften und Abgründe menschlichen Lebens zu bannen sucht, und zwar auf eine Weise, die sich zwar nicht unmittelbar erschließt, dem Kenner seines Werkes aber über ein künstlerisches Erlebnis hinaus eine tiefe Erkenntnis über das Rätsel Mensch vermittelt.

Auf Schriftsteller hat Stifters Erzählkunst jedoch eine fazinierende Wirkung ausgelöst. Es waren immer wieder Schriftsteller, die insbesondere von seinem Spätwerk angezogen, ja fasziniert waren, von dem ruhigen, langsam fließenden, fast übergenauen Duktus seiner Sprache, von den handlungslosen, groß angelegten Tableaus von Häusern, Landschaften, Gärten, die geplant, errichtet, bewirtschaftet werden, als sei es ein Sinn an sich. Andere sind von Stifter sofort zu Tode gelangweilt und halten ihn keine drei Seiten lang aus, weil nichts passiert.

Friedrich Hebbel versprach demjenigen die Krone von Polen, der den freiwillig, ohne als Rezensent verpflichtet zu sein, zu Ende lese. Die letztgenannte Gruppe von Stifter-Lesern beziehungsweise Nichtlesern bemerkt zumeist eines nicht: dass nämlich unter der Ruhe und der viel (manchmal zu viel) gepriesenen Klarheit des späten Stifter etwas sehr Beunruhigendes steckt, das zu benennen schwer fällt. Vielleicht ist es die Beschwerde darüber, dass die Welt so nicht ist, wie sie da beschrieben (erfunden, ersehnt) wird.

Die Beschwerde darüber, dass sie so sein sollte, aber nicht ist. Diese quasi idyllischen Gemälde Stifters funktionieren wie eine Linse, durch die man hindurchschaut, um die Welt dann bedauerlicherweise klarer zu sehen, die ganz und gar nicht so ist wie bei Stifter.

Adalbert Stifter


Die Welten Stifters stehen nicht allein groß und mächtig, wie gemeißelt, auf dem Papier und genügen sich, nein, vielmehr liest man zwischen den Zeilen überall die Sehnsucht nach ebendem, was in den Zeilen steht. Stifters Sehnsucht ist die danach, dass das, was er schreibt, die Welt sei. Sie ist es aber nicht. Und sie war auch nicht Stifters Welt.

Das ist das Tragische an Stifter, daß er wußte, daß die Welt eine andere war und ist. Hebbel muß beim »Nachsommer« ein anderes Buch gelesen haben. Und hat in anderen Welt gelebt, sow wie Stifter in seiner.

Weblinks:

Eine ganze Welt zwischen den Zeilen - www.zeit.de

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de


Weblinks:

Adalbert Stifter-Portal - www.adalbertstifter.at


Adalbert Stifter-Biografie - www.adalbertstifter.at

Samstag, 15. August 2020

Die Entstehung von Stifters Erzählung «Bergkristall«

Adalbert Stifter: Im Gosautal. Die Holzmeisteralm mit dem Dachstein, 1834

Im Sommer 1845 reiste Adalbert Stifter ins Salzkammergut und traf in Hallstatt seinen Freund, den Geographen und Alpenforscher Friedrich Simony. Er erzählte Stifter von seinen Forschungen zum Dachsteingebiet und zeigte ihm am nächsten Tag das Bild einer Eishöhle. Diese Zeichnung animierte Stifter zu seiner Erzählung vom »Bergkristall«, der wohl bekanntesten Erzählung aus der Sammlung »Bunte Steine«: „Ich habe mir jetzt das Kinderpaar von gestern in diesen blauen Eisdom versetzt gedacht; welch‘ ein Gegensatz wäre dies liebliche, aufknospende, frisch pulsierende Menschenleben zu der grauenhaft prächtigen, starren, todeskalten Umrahmung!“ (so berichtet von Simony in einem Brief an Emil Kuh vom 19.8.1871)1.

In der Erzählung »Bergkristall«, die zur Weihnachtszeit im Hochgebirge spielt, verirren sich zwei Kinder bei heftigem Schneefall in der kargen Fels- und Eisregion des Hochgebirges. Für die Nacht finden sie Schutz in einer Höhle. Das Krachen des Gletschereises durchbricht die Lautlosigkeit der Eiswelt. Der dunkelblaue Gebirgshimmel verwandelt sich in einen Sternenhimmel, über den das Polarlicht flimmert. Der nächste Tag bringt die Rettung der beiden Kinder und die Versöhnung zweier ehemals verfeindeter Dörfer.

Stifter brilliert mit eindringlichen Beschreibungen der winterlichen Natur und einer herzerwärmenden Geschwisterliebe. Der »Bergkristall« ist eine der schönsten Erzählungen von Adalbert Stifter, in der sich beim Lesen auch ein literarischer Zauber verbreitet. Diese ergreifende Weihnachtsgeschichte ist eine phantasievolle und zeitlose Erzählung nicht nur für Kinder.

Weblinks:

Bergkristall - www.weihnachtsgeschichten.org

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Blog-Artikel:

»Bergkristall« von Adalbert Stifter - Literatenwelt-Blog Literatur:

Bergkristall
Bergkristall
von Adalbert Stifter

Sonntag, 28. Januar 2018

Adalbert Stifter 150. Todestag


Adalbert Stifter


Adalbert Stifter starb am 28. Januar 1868 in Linz durch Freitod. Adalbert Stifter war ein bekannter österreichischer Schriftsteller und Erzähler des 19. Jahrhunderts und der Zeit des Biedermeier.

Seine Heimat, das Mühlviertel, und die Natur waren prägend für das Werk des naturverbundenen Schriftstellers. Stifter war ein genauer Beobachter, der präzise die Seele der Landschaft und der Menschen gezeichnet hat.

Stifter war ein Vertreter der Biedermeierromantik und als Meister der biedermeierhaften Naturdarstellungen. Mit seiner Feder wusste er, wie andere mit dem Pinsel, auf lebendige und anschauliche Weise Naturlandschaften, Szenen, Menschen und Orte einzufangen. Die lebendigen Naturbeschreibungen von Wäldern, Gebirgen, Bächen, Flüssen, Seen und Feldern waren das Markenzeichen seines Schreibens.

Diese für seine Zeit neuartigen Landschaftsbeschreibungen haben dem naturverbundenen Schriftsteller den zweifelhaften Ruf eines Heimatschriftstellers eingebracht. Bis heute wird ihm nachgesagt, er habe die ländliche Lebenswelt als Idylle idealisiert.

Unbestritten ist, dass die meisten seiner Erzählungen im Waldviertel, einer ländlichen, um die Flüsse Donau und Moldau gelegenen Raum spielen, d. h. in einer Gegend, die bis heute von Dörfern und großen Waldgebieten geprägt ist und im abgelegenen Grenzgebiet von Bayern, Böhmen, Mähren und Österreich liegt.

Adalbert Stifter Stifter schrieb als Erzähler einen klaren und scharf beobachtenden Stil. In seiner genauen Sprache beschrieb er meist, dass eigentlich Nichts passiert. Seine episch breiten Naturdarstellungen führten zu einer Entschleunigung der Handlung seiner Erzählungen.

Der Schulrat aus Linz verstörte seine fortschrittsorientierten Zeitgenossen, denn er galt vielen als weltfremder, romantischer Schwärmer.

Stifter lebte in starkem Widerspruch zwischen seinen Vorsätzen und der Realität und führte ein unglückliches und vereinsamtes Leben. Im Alter suchte er seine Flucht in der Literatur.


Er schrieb neben zwei grossen Romanen vor allem Erzählungen: »Hochwald« (1841), »Die Mappe meines Urgrossvaters« (1841), »Abdias« (1842), »Brigitta« (1843), »Bergkristall« (1845), »Der Nachsommer«. Insgesamt umfasst sein Werk 33 Erzählungen. Der Bergkristall gilt als die ergreifendste Erzählung, die Stifter geschrieben hat.

Stifter wird bis heute geliebt und gelesen wie kaum ein einer sonst aus seiner Zeit.
Besonders bekannt wurde sein Werk von der Weihnachtslegende vom magischen Bergkristall.

Adalbert Stifter wurde am 23. Oktober 1805 in Oberplan in Südböhnen am Rande des Böhmerwaldes als Sohn eines Leinenwebers geboren. Er war das älteste von sechs Kindern.


Weblinks:

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Weblinks:

Adalbert Stifter-Portal - www.adalbertstifter.at


Adalbert Stifter-Biografie - www.adalbertstifter.at

Adalbert Stifter-Biografie


Sonntag, 27. September 2015

Adalbert Stifter und Thomas Bernhard - eine Wahlverwandtschaft

Adalbert Stifter Geburtshaus in Oberplan

Adalbert Stifter und Thomas Bernhard sind Wahlverwandte, die im Alter in der gleichen Gegend gewohnt haben und sich daher auch geografisch später nahegekommen sind, denn sie haben in ihrem späteren Leben in derselben Gegend gewohnt, in Oberösterreich. Ihre Wahlverwandschaft trägt jedoch ganz unterschiedliche Züge.

Für Stifter war es die Rückkehr in die Heimat und die ständige Sehnsucht nach einer Welt als Idyll in diesem fürchterlichen Leben, nach einem Nachsommer nach den Fürchterlichkeiten, in dem alles zur Ruhe käme. Nachsommer und Leben, beides kommt in Stifter zusammen.

Das Mühlviertel ist Stifterland. Bernhard dagegen war über hundert Jahre dazu verdammt, in einer Landschaft zu leben, die nach wie vor eine Stifter-Gegend ist, und sie hätte doch eine Bernhard-Gegend sein sollen. Nur so hätte er es ertragen.

Thomas Bernhard hat dann seine eigenen Nachsommer-Phantasien in der Nachsommer-Gegend Stiftres realisiert, mit seinen Häusern und Gehöften um Gmunden herum. So ist dann eine tiefe Seelenverwandschaft der beiden daraus gworden. Wie der alte Risach in seinem Rosenhof, sitzt Thomas Bernhard in seinem Vierkanthof, nur ein bischen unglücklicher als Risach und darin verwandt seinem Erfinder Adalbert Stifter.

Neben Stifter zu leben konnte für Bernhard nur bedeuten, ihn niederzuringen. Dabei hat er ihn schriftstellerisch nachgerade fast kopiert. Vielleicht ist es ja geradezu Bernhards Glück, dass man Stifter heute wenig liest, und doch sind sich beide so gleich, nur dass der eine früher kam und sich selbst gefunden hat, und der andere kam später, fraß den Ersten auf, in seiner eigenen Fresssucht, und wollte es dann nicht mehr zugeben.

Die Destruktion von Thomas Bernhard ist dem 20. Jahrhundert geschuldet, die Art der Konstruktion von Stifters Nachsommer einem ins Resignative gehenden Fortschrittsglauben des 19. Jahrhundert. Als wäre Adalbert Stifter ein bauwütiger Melancholiker gewesen - ein Unding. Gerade im Bauen und Einrichten sind Bernhard und Risach aus dem Nachsommer die nächsten Verwandten.


Man begegnet Stifter in Oberösterreich.auf Schritt und Tritt.

Literatur:

Der Nachsommer
Der Nachsommer
von Adalbert Stifter

Weblinks:

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Adalbert Stifter - www.mein-oesterreich.info


Samstag, 28. Dezember 2013

»Bergkristall« von Adalbert Stifter

Bergkristall

Der »Bergkristall«, erstmals 1845 erschienen, ist eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte und gilt als die ergreifendste Erzählung, die Adalbert Stifter geschrieben hat: eine Erzählung von Drama und Rettung, Auferstehung und Versöhnung, die Menschen in der kalten Zeit zueindander finden lässt. Stifter verknüpft in seiner volkstümlichen Erzählung vom »Bergkristall« naturhafte und religiöse Motive.

Die Geschichte spielt in 19. Jahrhundert in den österreichischen Bergen. Zwei Bergdörfer, Gschaid und Milsdorf, sind durch einen Berg voneinander getrennt, die Einwohner sind sich gegenseitig fremd. Dessen ungeachtet hat der Schuster aus Gschaid die Milsdorfer Färberstochter geheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder, Konrad und Sanna.


Am Heiligen Abend schickt die Mutter Konrad und Sanna zu den Großeltern in Milsdorf, um ihnen Weihnachtsgrüße und -geschenke zu übermitteln. Dazu gehen die Kinder über den beide Dörfer trennenden Pass. Die Großmutter schickt ihrerseits die Kinder so rechtzeitig auf den Heimweg, dass sie vor Einbruch der Dämmerung wieder daheim sein müssten.

Bergkristall
Bergkristall
von Adalbert Stifter
Auf dem Heimweg aber geraten sie in dichten Schneefall, die Kinder verlieren die Orientierung und verirren sich auf dem Berg. Sie finden auch nicht den gewohnten Wegweiser: eine rote Säule, die dort als Mahnmal für einen tödlich verunglückten Wanderer steht. Anstatt talwärts zu gehen, irren die Kinder hinauf in die nackte Fels- und Eisregion. Als es dämmert, steigen sie in eine Eishöhle, um dort zu übernachten. Bruder und Schwester verbringen die Nacht in einer Eishöhle.

Bergkristall


Noch in der Nacht sind die Männer aus zwei Bergdörfern aufgebrochen, um die Kinder in einer dramatischen Rettungsaktion zu suchen. Am Morgen des Weihnachtstages werden die Kinder unversehrt gefunden. Die Bewohner der beiden Bergdörfer, die sich bisher gegenseitig als Fremde angesehen und behandelt haben, versöhnen sich aufgrund dieser gemeinsamen Rettungsaktion der auf dem Berg verschollenen Kinder.

Stifter brilliert mit eindringlichen Beschreibungen der winterlichen Natur und einer herzerwärmenden Geschwisterliebe. Der »Bergkristall« ist eine der schönsten Erzählungen von Adalbert Stifter, in der sich beim Lesen auch ein literarischer Zauber verbreitet. Diese ergreifende Weihnachtsgeschichte ist eine phantasievolle und zeitlose Erzählung nicht nur für Kinder.

Weblink:

Bergkristall - www.weihnachtsgeschichten.org

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Literatur:

Bergkristall
Bergkristall
von Adalbert Stifter

Sonntag, 23. Oktober 2005

Adalbert Stifter 200. Geburtstag


Adalbert Stifter

Adalbert Stifter wurde am 23. Oktober 1805 im südböhmischen Ort Oberplan als Sohn eines Leinenwebers geboren. Adalbert Stifter war ein bekannter österreichischer Schriftsteller und Erzähler des 19. Jahrhunderts und der Zeit des Biedermeier.

Seine Heimat, das Mühlviertel, und die Natur waren prägend für das Werk des naturverbundenen Schriftstellers. Präzise zeichnet er dabei die Seele der Landschaft und der Menschen.

Stifter war ein Vertreter der Biedermeierromantik und als Meister der biedermeierhaften Naturdarstellungen. Mit seiner Feder wusste er, wie andere mit dem Pinsel, auf lebendige und anschauliche Weise Naturlandschaften, Szenen, Menschen und Orte einzufangen. Die lebendigen Naturbeschreibungen von Wäldern, Gebirgen, Bächen, Flüssen, Seen und Feldern waren das Markenzeichen seines Schreibens.

Stifter gilt als Meister der biedermeierhaften Naturdarstellungen. Diese für seine Zeit neuartigen Landschaftsbeschreibungen haben dem naturverbundenen Schriftsteller den zweifelhaften Ruf eines Heimatschriftstellers eingebracht. Bis heute wird ihm nachgesagt, er habe die ländliche Lebenswelt als Idylle idealisiert.

Unbestritten ist, dass die meisten seiner Erzählungen im Waldviertel, einer ländlichen, um die Flüsse Donau und Moldau gelegenen Raum spielen, d.h. in einer Gegend, die bis heute von Dörfern und großen Waldgebieten geprägt ist und im abgelegenen Grenzgebiet von Bayern, Böhmen, Mähren und Österreich liegt.

Adalbert Stifter Stifter schrieb als Erzähler einen klaren und scharf beobachtenden Stil. In seiner genauen Sprache beschrieb er meist, dass eigentlich Nichts passiert. Seine episch breiten Naturdarstellungen führten zu einer Entschleunigung der Handlung seiner Erzählungen.

Der Schulrat aus Linz verstörte seine fortschrittsorientierten Zeitgenossen, denn er galt vielen als weltfremder, romantischer Schwärmer.

Stifter lebte in starkem Widerspruch zwischen seinen Vorsätzen und der Realität und führte ein unglückliches und vereinsamtes Leben. Im Alter suchte er seine Flucht in der Literatur.

Er schrieb neben zwei grossen Romanen vor allem Erzählungen: »Hochwald« (1841), »Die Mappe meines Urgrossvaters« (1841), »Abdias« (1842), »Brigitta« (1843), »Bergkristall« (1845), »Der Nachsommer«. Insgesamt umfasst sein Werk 33 Erzählungen.

Besonders bekannt wurde sein Werk von der Weihnachtslegende vom magischen Bergkristall.

Adalbert Stifter starb am 28. Januar 1868 in Linz.


Weblinks:

Adalbert Stifter-Portal - www.adalbertstifter.at


Adalbert Stifter-Biografie - www.adalbertstifter.at

Weblinks:

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Samstag, 27. August 2005

»Der Nachsommer« ist Adalbert Stifters Traum vom Glück

Der Nachsommer
Der Nachsommer

»Der Nachsommer« ist ein zwischen 1847 und 1857 entstandener Roman von Adalbert Stifter. »Der Nachsommer«, Stifters vielleicht bekannteste Schöpfung, zählt gehört zu den großen Bildungsromanen des 19. Jahrhunderts. Im Stil des Biedermeier erzählt er die Lebens- und Familiengeschichte seines Protagonisten, der im Verlauf des Buches zu einem reifen Mann wird.

»Der Nachsommer« ist Adalbert Stifters Traum vom Glück, der in dieser Erzählung realisiert ist. Die Erzählung handelt von eimem Menschen, dem alles glückt und er beschreibt einem Leben, wie Stifter es gern selbst gehabt hätte. Tatsächlich war er, als er dieses Buch schrieb, schon fast auf der Höhe seines Unglücks angekommen.

Der Traum vom Glück ist im »Nachsommer« realisiert, er ist dichterische Wirklichkeit geworden. Davon können wir lesen und leben. Was Stifter jedoch tatsächlich leben musste, war sein Leben im Unglück. Und aus ihm hätte er schöpfen können.

Es ist auch die Korrektur von Stifters eigener Geschichte. Stifter korrigiert hier, was ihm in seinem Leben nicht geglückt war. Nachdem es das erste und eigentliche Mal ganz anders war, liefert der Autor, der ein Dichter und Träumer war, gewissermaßen die verbesserte Ausgabe. Dieses Mal glückt alles. Also kein vaterloses, gefährdetes Leben, gefolgt von einem lebnslänglichen Chaos wie bie Stifter, sondern eben ein Leben, das man ein glückliches nennen kann.

Ein junger Naturforscher bittet in einem abgelegenen, über und über mit Rosen bedeckten Landhaus um Unterschlupf vor einem drohenden Gewitter. Er wird von dem älteren Hausbesitzer freundlich aufgenommen, kehrt auf seinen Reisen immer wieder dorthin zurück und heiratet schließlich die Ziehtochter seines Gastfreundes. Mit diesen Sätzen wären die knapp 800 Seiten von Stifters „Nachsommer” schon so gut wie vollständig zusammengefasst.

Die Handlung dreht sich um die verschieden gearteten Leben zweier Paare, wobei das jüngere von beiden in Glück und frischer Liebe schwebt, das ältere hingegen durch seine Seelenreife und gemeinsamen Erlebnisse andere Empfindungen der Zufriedenheit verspürt - gewissermaßen einen Nachsommer ihrer Liebe durchlebt. Dabei gelingt es der jungen Beziehung, von den Erfahrungen des älteren Paares zu lernen und zu profitieren.
Zwei liebende Paare stehen im Vordergrund dieses warmherzigen Romans: Das jüngere beschließt nach schüchterner Annäherung schließlich zu heiraten, das ältere erlebt eine späte Liebe »in Glück und Stetigkeit, gleichsam einen Nachsommer ohne vorhergegangenen Sommer.«

Stifters großer Roman einer späten Liebe, eines nachsommerlichen "Teil-Glücks", seine vorbehaltlose Schilderung, die aber kein Unglück und keine Kosten verschweigt, übt auf den Leser nach wie vor jene unwiderstehliche Kraft aus, die der Autor als Teil seines Kunstideals definierte.