Sonntag, 28. Februar 2016

»Der Osten« von Andrzej Stasiuk

Andrzej Stasiukv


Andrzej Stasiuk ist einer der wichtigsten Autoren Polens. Sein großes Thema: der Osten und seine geschichtlichen Verwerfungen. Seit Mitte der 1980 er-Jahre lebt Stasiuk in dem kleinen Dorf Wołowiec am Rande der Karpaten und erkundet von dort den "wilden Osten", jenes "Reich der Wunder", das irgendwo hinter der Elbe beginnt und bis nach Kamtschatka reicht. Auch sein neues Buch handelt davon – es ist die Summe seines bisherigen Schreibens:

In »Der Osten« erzählt Stasiuk vom Echo der Geschichte: von Völkerwanderungen, Vernichtung und Vertreibung der Menschen. "Ich schreibe über uns. Darüber, dass wir den Raum ausfüllen, aus dem sie verschwunden sind." In einer Zeit, da von einer neuen Spaltung Europas die Rede ist, wird Stasiuks Erkundung des "Ostens" zum hochaktuellen Debattenbeitrag – denn im Osten liegt Europas Schicksal. In Polen eilt ihm der Ruf des Eigenbrötlers voraus: Rock'n'Roller der Literatur, Aussteiger, Provokateur. Wir treffen ihn Rande der Karpaten, im südöstlichsten Winkel Polens. Und wer ihn hier in den Bergen besucht, erlebt zunächst einen ausnehmend freundlichen Fremdenführer.

»Der Osten« von Andrzej Stasiuk ist das Dokument einer abenteuerlichen Reise von Polen durch Russland, der Mongolei bis nach China - einer Reise durch den Osten. Die Reisereportage ist eine Hommage an den Osten. Literarische Reportage aus dem Osten.


Stasiuk reist von Polen bis nach China in die innere Mongolei. Man bewundert nicht nur die außergewöhnliche Beobachtungsgabe des Autors, sondern spürt dank Stasiuks kraftvollen visuellen Schilderungen geradezu "schmerzlich" die Folgen des kommunistischen Erbes.

Andrzej Stasiuk stellt sich in seinem neuen Roman die metaphysische Frage: "Was ist das, der Osten, dieses "Reich der Wunder", das ihn magisch anzieht? Was ist das, der Osten, dieses "Reich der Wunder", das ihn magisch anzieht? Dieses Kontinuum, dessen Erschütterungen von Kamtschatka bis an die Elbe zu spüren sind. Ostpolen, die Heimat, aus der seine Eltern vertrieben wurden? Der Osten namens Sowjetkommunismus, dessen Präsenz die Gesellschaft, in der er aufwuchs, kontaminiert hatte?"


Dies ist Stasiuks großes Buch über "den Osten": Eine Summe seines Reisens und Schreibens - niedergelegt in einem epischen Strom, hinreißend erzählten Episoden und Epiphanien. Nie hat er bitterer über den "deutschen Osten" im eigenen Land geschrieben: jenes Territorium, auf dem die Nazis Gaskammern errichteten.

Aus der Vogelschau blickt er auf sein Leben, das Gewirr aus Wegen und Routen, in dem ein Kindertraum von China sich mit dem Glücksgefühl in der Wüste Gobi kreuzt. Osten - so könnte eine Quintessenz des neuen Buches lauten - ist keine Himmelsrichtung, sondern die Verheißung einer Dimension jenseits der vom Grauen der Vergangenheit unterminierten europäischen Landschaften. Wie Stasiuk die Strahlkraft der Transzendenz beschwört, erinnert an die poetische Kraft der Welt hinter Dukla - nur dass diese Welt weiter geworden ist.







Weblinks:


"Der Osten" – Was ist das? - ttt - titel, thesen, temperamente ...


Video "Literarische Reportage aus dem Osten ...



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