Donnerstag, 10. Juli 2014

»Jud Süß« von Lion Feuchtwanger

Jud Süß
Jud Süß

»Jud Süß« ist ein 1925 erschienener Roman von Lion Feuchtwanger, der das Leben des württembergischen Hofjuden Joseph Süß Oppenheimer erzählt . Der Roman erzählt ein Sittenbild jüdischen Lebens in der württembergische Hofgesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Figur Jud Süß, der tägliche Antisemitismus, der ihm begegnet, sowie seine langsame Hinwendung zur jüdischen Religion. »Jud Süß« wurde zum Weltbestseller und begründete Feuchtwangers Geltung als Romancier.

Der erste historische Roman von Lion Feuchtwanger stellt die Geschichte vom Aufstieg und Fall des jüdischen Finanzrats Josef Süß Oppenheimer als exemplarisch für das Schicksal des jüdischen Volks dar. In Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus nach dem Ersten Weltkrieg lieferte der Autor eine als Warnung zu verstehende, beklemmende Analyse antisemitischer Mechanismen.

Jud Süß
Josef Süß Oppenheimer steigt dank seiner Finanzbegabung und gewandten Umgangsformen in den 1730er Jahren als geheimer Finanzrat von Herzog Karl Alexander (1684 bis 1737) zum mächtigsten Mann Württembergs auf. Mit dem Herzog durch ein Band wechselseitigen Nutzens verbunden und ebenso machthungrig, genusssüchtig und prunkliebend wie dieser, beschafft Jud Süß durch ausgeklügelte Methoden zur steuerlichen Ausbeutung des Landes die Mittel für Karl Alexanders militärpolitische wie repräsentative Vorhaben.

Doch als der Herzog seiner Tochter Naemi nachstellt und diese sich nur durch einen Sprung in den Tod vor der Vergewaltigung zu retten weiß, kommt es zum Bruch. Jud Süß verrät Karl Alexanders Pläne, im protestantischen Württemberg eine katholische Militärautokratie zu errichten, und lässt sich nach dem plötzlichen Tod des Herzogs gefangen nehmen. Lange aufgestauter Unmut entlädt sich nun gegen ihn, den Handlanger fürstlicher Willkür, der als Angehöriger einer allseits verachteten und vielfach verfolgten Minderheit zum Sündenbock gemacht wird. Unter Beugung des Rechts wird er zum Tod verurteilt.

Die mögliche Rettung durch einen Übertritt zum Christentum schlägt Jud Süß aus, denn er hat nach Naemis Tod zu seinen jüdischen Wurzeln, seiner kulturellen Identität zurückgefunden und hält an seinem Glauben fest.
In fünf Büchern entwickelt Feuchtwanger ein lebendiges Panorama gesellschaftlichen und politischen Lebens sowie sozialer und religiöser Gegensätze im frühen 18. Jahrhundert. Seine Darstellung, die auf einer Oppenheimer-Biografie von 1874 fußt, hält sich weitgehend an die historische Überlieferung. Doch auch erfundene Figuren und Begebenheiten, wie etwa Naemi und ihr Schicksal, tragen zur Entwicklung der Handlung bei.

Der chronologisch erzählte Werdegang von Josef Süß Oppenheimer lässt sich unter dem Aspekt von Assimilation und (gescheiterter) jüdischer Emanzipation lesen, als Auseinandersetzung mit den Verlockungen der Macht und ihrem Preis oder als Weg vom Aktivismus zu einer kontemplativen Lebensphilosophie, die Feuchtwanger nach dem Ersten Weltkrieg als vorbildlich erschien, da das Handeln durch den Krieg diskreditiert worden war.

»Jud Süß« ist das ambitionierteste Werk von Lion Feuchtwanger. In dem historischen Roman verbindet er die Spannung seiner kürzeren Romane (»Der falsche Nero«, »Die Brüder Lautensack«) mit Tiefgang und einem opulenten Ambiente.

Feuchtwanger, selber Jude, weswegen die Nazis alle seine Romane verboten hatten, hat einen Roman geschaffen, der harte Kost ist und durch seinen expressiven Stil manchen Leser aufstören mag. Dennoch war er Feuchtwangers erster grosser Erfolg und machte ihn schlagartig berühmt. Der gleichnamige 1940 entstandene antisemitische Hetzfilm »Jud Süß« von Veit Harlan (1899–1964) beruhte nicht, wie oft angenommen, auf Feuchtwangers Roman.


Weblinks:

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von Lion Feuchtwanger

Jud Süß von Lion Feuchtwanger - www.histo-couch.de

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