Donnerstag, 23. Januar 2014

»Zettels Traum« von Arno Schmidt

Arno Schmidt

»Zettels Traum« - entstanden in dem idyllischen Heide-Dörfchen Bargfeld - ist das skurrile Produkt von Arno Schmidts Zettelwirtschaft - ein aus Zetteln verarbeiteter Roman - und gilt als eines der schwierigsten literarischen Werke in deutscher Sprache. Arno Schmidt summiert darin seine Erfahrungen mit Literatur, seine Geschichtsphilosophie, Kulturkritik und Sprachtheorie. Dazu inspiriert wurde Schmdit von James Joyce's vielschichtigem Werk »Finnegans Wake«. Sein Hauptwerk erschien 1970 als großformatiger Typo-Skriptband.

a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3100706269/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank" title="Zettels Traum Arno Schmidt">»Zettels Traum« umfasst 1.334 mehrspaltig beschriebene Seiten, die in Form des Original-Typoskripts mit Randglossen und Handskizzen des Autors wiedergegeben sind. Der Titel verweist ironisch auf die 120.000 Notizzettel, auf denen Schmidt seine Einfälle zum Buch notiert hatte und auf den Weber namens »Zettel« aus Shakespeares »Ein Sommernachtstraum«.

»Ich hatte 'nen Traum – 's geht über Menschenwitz, zu sagen, was es für ein Traum war. Der Mensch ist nur ein Esel, wenn er sich einfallen läßt, diesen Traum auszulegen. Mir war, als wär ich – kein Menschenkind kann sagen, was. Mir war, als wär ich, und mir war, als hätt ich – aber der Mensch ist nur ein lumpiger Hanswurst, wenn er sich unterfängt zu sagen, was mir war, als hätt ichs; des Menschen Auge hat's nicht gehört, des Menschen Ohr hats nicht gesehen, des Menschen Hand kann's nicht schmecken, seine Zunge kanns nicht begreifen und sein Herz nicht wieder sagen, was mein Traum war.«
Zettel in Shakespeares
»Ein Sommernachtstraum«
An einem Sommertag des Jahres 1968 diskutiert Daniel (»Dän«) Pagenstecher, Schriftsteller, Übersetzer und Privatgelehrter, mit dem befreundeten Ehepaar Jacobi dessen Übersetzung von Edgar Allan R Poe. Die Jacobis sind dazu in Däns Haus in der Lüneburger Heide gekommen; ihre 16-jährige Tochter Franziska haben sie mitgebracht. Es entspinnen sich Gespräche über Poe, Sigmund R Freud, Däns Theorie der »Etyme« (sublimierte und sublimierende Wortmodel, die sexuelle Konnotationen gleichzeitig erzwingen und verdrängen, wie im Englischen etwa »pen«, Füller, für »Penis«), Psychoanalyse, Geschehnisse im nahen Dörfchen Ödingen etc. Eine Romanze mit Franziska, die um ihn wirbt, wird vom alternden Dän erwogen, dann aber entzieht er sich ihr; seine offen ausgesprochene Bedingung an ihre Eltern ist, Franziska Abitur und Studium zu ermöglichen.

Der Roman ist ein echter Solitär in der Literatur des 20. Jahrhunderts, der seit der ersten Veröffentlichung 1970 großes Aufsehen erregt hatte, wobei die Fülle und der Reichtum an Anspielungen bis heute nicht gänzlich ergründet werden konnte. Viele Assoziation, Zitate und Anspielungen aus der deutschen, englischen, französischen und aus weiteren entlegenen Literaturen finden sich in vielfältiger Form verarbeitet. Verarbeitet wurden in dem grandiosen Roman aber vor allem das (gesamte) Werk von Edgar Allan Poe sowie die Psychoanalyse von Sigmund Freud.


»Peter Squenz dazukriegen, mir von diesem Traum eine Ballade zu schreiben; sie soll »Zettels Traum« heißen, weil sie so seltsam angezettelt ist, und ich will sie gegen das Ende des Stücks vor dem Herzoge singen. Vielleicht, um sie noch anmutiger zu machen, werde ich sie nach dem Tode singen.«
Zettel in Shakespeares
»Ein Sommernachtstraum«


Literatur:

Zettels Traum
Zettels Traum
von Arno Schmidt


Zettels Traum von Arno Schmidt

Weblinks:

»Ein Sommernachtstraum« - http://gutenberg.spiegel.de

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