Samstag, 30. April 2011

Luise Rinser zum 100. Geburtstag

Luise Rinser wurde vor 100 Jahren am 30. April 1911 in Pitzling am Lech, Oberbayern geboren. Rinser rechnete sich zu den Großen der deutschen Literatur. Aber ihr leben war voller Widersprüche und ihr literarischer Rang ist umstritten.

Die Schriftstellerin publizierte 13 Romane, etliche Erzählbände, autobiographische Bücher, Jugendbücher und zahlreiche Reiseberichte. Sie habe, so Luise Rinser in dem autobiographischen Text "Im Dunkeln singen", nie Literatur geschrieben, sondern "immer persönliche Bekenntnisse". Zumeist schien sie wie vernarrt in die scheinbar austauschbaren Bilder und Hervorbringungen ihrer Frauenfiguren, im Grunde hat sie nie etwas anderes getan als über Frauen zu schreiben.

Als Luise Rinser vor neun Jahren starb, war sie eine der prominentesten Autorinnen im wieder vereinigten Deutschland. Und doch war sie eine Stimme der alten Bundesrepublik, in ihren Urteilen und politischen Neigungen umstritten und unberechenbar. Ihre Sympathie galt auf der einen Seite den Sozialdemokraten, später den Grünen.

Auf der anderen himmelte sie den nordkoreanischen Diktator Kim Il Sung an. Dass sie bereits als junge Frau auch poetische Elogen auf Adolf Hitler fabriziert hatte, hinderte die Grünen nicht daran, sie 1984 – allerdings vergeblich – gegen Richard von Weizsäcker für das Amt des Bundespräsidenten ins Rennen zu schicken.

Von dem Huldigungsgedicht "Junge Generation" auf den "Führer" aus dem Jahr 1935 wollte die aus Oberbayern stammende einstige Lehrerin damals nichts mehr wissen.

Die Walpurgisnacht im Harz

Der Harz ist ein sagenumwobenes Gebirge zalreicher Sagen und Legenden. Ein bedeutende nordisch-germanische Sage handelt von der Walpurgisnacht. In der Walpurgisnacht wird traditionell der Winter ausgetrieben. Die Walpurgisnacht läutet den nordischen Sommer ein. Daher müssen die finsteren Gestalten rechtzeitig zum Morgengrauen verschwunden sein, um die Herrschaft an die Lichtgestalten abzugeben.

Jedes Jahr in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai fliegen die "Walpurgis-Hexen" in der Walpurgisnacht auf Besen, Mistgabeln und Tieren als Fluggeräte aus allen Himmelsrichtungen herbei, um sich dann mit ihrem Herrn und Meister, dem Teufel, zu treffen und bis zum Morgengrauen ein rauschendes Fest zu feiern.

Die Hexen versammeln sich vor der Feier zunächst auf dem Hexentanzplatz bei Thale und fliegen dann gemeinsam zum Blocksberg, dem Brocken, um sich dort mit dem Teufel zu vermählen. Der Name "Blocksberg" gilt dabei als Synonym für den Handlungsort der Hexenfeier. Die Walpurgisfeier selbst geht bereits auf germanische Ursprünge zurück.

Auf dem Brocken tanzen der Sage nach alle Hexen in einem großen Kreis um das Feuer herum und küssen anschließend dem Teufel den Hintern. Dann lassen Sie sich mit dem Teufel vermählen und empfangen von ihm neue Zauberkräfte.

Für den Harz ist es die Nacht der Nächte: In nahezu allen Orten wird die Walpurgisnacht gefeiert. Hochburg der Walpurgisfeiern sind der Luftkurort Schierke, der Hexentanzplatz bei Thale und die Städte Wernigerode, Braunlage und Bad Lauterberg.

Weblink

Tausende Hexen und Teufel im Anflug - Walpurgisnacht

Donnerstag, 28. April 2011

Mario Vargas Llosa macht Wahlkampf

Als Schriftsteller erlebt Mario Vargas Llosa wunderbare Zeiten, mit dem Nobelpreis des Jahres 2010 hat der Peruaner mit spanischem Pass den Olymp erreicht und wird mit Ehrungen überhäuft.

In seiner Wahlheimat Madrid wurde der Autor von König Juan Carlos in den Adelsstand erhoben. In Mexico bekam er den aztekischen Adler verliehen.

Schwieriger wird es, wenn der Autor seine Popularität nutzt und als Politiker auftritt oder versucht, sich politisch einzumischen. Denn als Marktapologet und Linkenhasser mischt er sich gerne noch immer ein. Einmischen, verteidigen, Partei ergreifen ist für Vargas Llosa selbstverständlich und folgerichtig bewarb er sich auch um politische Verantwortung.

Mit Gabriel Garcia Marquez zerstritt er sich einst, weil der Kolubianer den kubanischen Altrevolutionär Fidel Castro mag und Vargas Llosa ihn für einen Diktator hält. "Eine Art Bürgerkrieg" seien seine Meinungsverschiedenheiten zum Fall Kuba gewesen, sagte Vargas Llosa gerade der argentinischen Zeitung La Nacion.

Jetzt hat sich der Literat, der sich als "demokratischer Liberaler" bezeichnet und den seine Gegner als Rechten sehen, in die Wahlkämpfe von Peru und Argentinien eingeschaltet. - Dies hat seinen Hintergrund. In seiner peruanischen Heimat wollte er 1990 selbst Präsident werden, das wurde sein Trauma. Er verlor gegen den Populisten Alberto Fujimori, der sich danach zum korrupten Despoten entwickelte und inzwischen in einem Gefängnis in Lima sitzt.

Weblink:

Der prinzipienfeste Neoliberale

Dienstag, 26. April 2011

»Störfall« von Christa Wolf


Störfall

»Störfall« von Christa Wolf ist ein essayistischer Roman auf die atomare Katastrophe im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl, ihr Roman, der auf den Nachrichten eines Tages gründet. Dieses Buch ist aufgrund der Atomkatastrophe in Japan sowie des 25. Jahrestages des Reaktorunglückes von Tschernobyl am 26. April beklemmend aktuell.

Es war, endlich, ein sonniger Frühlingstag nach einem langen, zu langen Winter.

"Man hat sehen können", so erinnert sich die Autorin,
"dies würde einer der schönsten Tage des Jahres."

Im Frühling 1986, auf dem mecklenburgischen Land, sind die Blüten an den Kirschbäumen förmlich explodiert - aber das Wort vom Explodieren wagt man nicht einmal mehr zu denken, seit sich die schreckliche Nachricht von einem Atomunfall verbreitet hat:

Im Kernreaktor von Tschernobyl hat eine Explosion stattgefunden. Und während die Erzählerin den stündlichen Warnungen im Radio lauscht, muß sich ihr Bruder einer riskanten Gehirnoperation unterziehen.

Zwei Störfälle, eine kollektive und eine individuelle Katastrophe, fallen zusammen an einem Tag: Christa Wolfs Erzählung schildert den Einbruch des Unfaßbaren in das menschliche Leben: plötzlich entfesselte Kräfte, über die Menschen keine Kontrolle mehr haben.

Viele Worte werden der Schriftstellerin durch die Katastrophe von Tschernobyl, die zunächst nicht Katastrophe heißen darf, suspekt oder verleidet: "Eine unsichtbare Wolke von ganz anderer Substanz ... hat die weiße Wolke der Poesie ins Archiv gestoßen."

Gerade ist Ihre Tschernobyl-Erzählung »Der Störfall« von 1987 neu erschienen.





Störfall








"Störfall"
Nachrichten eines Tages
von Christa Wolf



Suhrkamp, 7,00 EUR.
ISBN-13: 978-3-518-46079-X










»Der Fortschritt der Menschheit besteht
in der Zunahme ihres problematischen Charakters.«


Egon Friedell, österreich. Kulturkritiker


Weblinks

Ein Experiment, das in der Katastrophe endete - 25 Jahre nach Tschernobyl

25 Jahre Tschernobyl - Der Tag, der die Welt verändert hat

Christa Wolf-Weblinks

Bösartiger Himmel - SPIEGEL-Kommentar

Christa Wolf-Portrait - SPIEGEL-Portrait

"Bücher helfen uns auch nicht weiter" - ZEIT-Interview

Freitag, 22. April 2011

»Im Licht der Finsternis« - Was Sie schon immer über Proust wissen wollten

Kathedrale

Anita Albus hat mit „Im Licht der Finsternis“ eines der erstaunlichsten Bücher über Proust vorgelegt. Es ist übersät mit Neuigkeiten, es stellt eine Vielzahl bisher unbemerkter Bezüge her, die eine neue Perspektive auf die vertraute Landschaft des OEuvres eröffnen. Frappierend ist für den Leser, wie unbekümmert die Interpretin hier ganz und gar von ihren eigenen leidenschaftlichen Neigungen (par excellence der zur Naturkunde, zu den Vögeln, den Insekten, den Pflanzen) ausgegangen ist - um mit zauberischer Sicherheit bei der Sache anzukommen.

Die Autorin und Malerin Anita Albus hat ein bemerkenswertes Buch über Marcel Proust mit dem Titel »Im Licht der Finsternis« veröffentlicht. Anita Albus beleuchtet darin poetisch und kenntnisreich einen der bedeutendsten Romanciers der Weltliteratur: Marcel Proust.

Der Titel suggeriert schon, auf Unerwartetes zu stossen, das aus der Finsternis ans Licht befördert wird. In der vorangestellten Notiz wird versprochen, dass die Autorin "Niegesehenes" aus Prousts Werk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« - auch sich Anita Albus Buch bezieht - zutage fördere. Sie nimmt damit eine selbstbewusste Haltung ein, die in ihrem deutenden Werk durchaus nicht enttäuscht wird.

Aus den Tiefen seines dunklen Werkes holt die Autorin echte Perlen herauf. Was diesem Werk, einem geradezu biliophil ausgestalteten Essay, Gewicht verleiht, ist der Blickwinkel seiner Betrachtung. Anita Albus betrachtet Marcel Proust als Katholikin und Botanikerin und weiß dabei, Prousts Hingabe an sakrale Baukunst und botanische Poetik zu einer Einheit zu verbinden.

Prousts Werk betrachtet sie im Licht der Finsternis durch die Brille der konservativen Katholikin, die die Trennung von Staat und Kirche genau die Marcel Proust als "Tod der Kathedralen" betrauert.


Im Licht der Finsternis 
Über Proust


Der weitere in diesem Buch aktivierte Blick gehört der Botanikerin auf den botanischen Spuren in Prousts Werk. Prousts enorme botanische Kenntnis ist so verblüffend wie bekannt. Anita Albus folgt den Gedanken Marcel Prousts. In einer spannenden Lektüre führt die Autorin den Leser auf verschlungenen Pfaden durch den Proustianischen Garten der Lüste mit seinem Höllen- und seinem Paradiesflügel. Zahlreiche prächtige Illustrationen ergänzen ihre Deutungen.

Auf einzigartige Weise vereint Anita Albus in ihren Aquarellen, ihren Studien zur Kunst und ihrem gefeierten Buch »Von seltenen Vögeln« intensive Kennerschaft und künstlerische Präzision. Mit diesem subtilen und leidenschaftlichen Blick nähert sie sich Marcel Proust und seinem monumentalen Werk: »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«.

Das Motiv der Kathedrale durchzieht - als sakrales Element - das gesamte Werk des französischen Schriftstellers Marcel Proust. Mit der Kathedrale hat er sich in der grandiosen Übersetzung von John Ruskins »The Bible of Amiens« auseinandergesetzt. Und seinen epochalen Roman »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« hat Proust daselbst als eine "Kathedrale" bezeichnet.





Im Licht der Finsternis 
Über Proust








"Im Licht der Finsternis - Über Proust"
von Anita Albus



S. Fischer Verlag, Gebundene Ausgabe,
Februar 2011,

24,50 EUR.

ISBN-13: 978-3100006240



Weblinks:

Auf der Suche nach der höchsten Wahrheit - www.faz.net

"Ein Werk wie eine gotische Kathedrale" - www.domradio.de

Mittwoch, 20. April 2011

Khaled Al-Khamissi als Zeitzeuge Ägyptens

Khaled Al-Khamissi wurde 1962 in Kairo geboren. Er studierte Politikwissenschaften an der Cairo University und an der Sorbonne in Paris. Al-Khamissi arbeitet als Journalist für zahlreiche ägyptische Zeitungen, wo er sich besonders als kritischer Beobachter gesellschaftlicher Verhältnisse profiliert hat. Darüber hinaus war er als Produzent, Regisseur und Drehbuchautor für Spiel- und Dokumentarfilme tätig.
Im Taxi: Unterwegs in Kairo

Sein Debütroman »Im Taxi« ist eine Begegnung mit der Berufsgruppe der Taxifahrer. Mit mehr als 80.000 Taxis sind die Fahrer überall in der Hauptstadt präsent und kennen wie kaum eine andere Berufsgruppe das ganze Spektrum der ägyptischen Gesellschaft. Kaum ein Berufsstand Ägyptens ist näher am Puls der Gesellschaft als die Taxifahrer.

Sie berichten von ihren Ansichten, Sorgen und Hoffnungen. Sie legen ein authentisches Zeugnis von der Stimmung der ›ägyptischen Straße‹ ab, die von der repressiven Politik der Regierung zutiefst enttäuscht ist und sich ihr gegenüber ohnmächtig fühlt. Dabei beweisen die politischen Einsichten der Taxifahrer, so Al-Khamissi im Vorwort, oft mehr Tiefblick als die vieler bekannter Politanalysten.

Al-Khamissi fährt nicht gerne mit dem Auto durch Kairo, sondern benutzt lieber das Taxi - ein Umstand, dem sein erstes Werk gestundet ist. Die Dialoge setzen dort ein, wo das Taxi von einem Fortbewegungsmittel zu einem zensurfreien Kommunikationsraum wird – beeinträchtigt nur durch die gelegentliche explizite Selbstzensur des Autors, der bedauert, die besten Witze oder gewisse Namen nicht wiedergeben zu können, aus Furcht vor Repressalien.

In 58 Episoden lässt Al-Khamissi als aufmerksamer und mitunter investigativer Zuhörer Taxifahrer aus Kairo zu Wort kommen. Diese halb dokumentarischen, halb fiktionalen Gespräche, die auf Erfahrungen des Autors basieren, werden pointiert verknappt und durch wenige, aber treffende Beobachtungen oder Kommentare eingerahmt. Daraus entstehen dialogreiche ›Kürzestgeschichten‹ mit einer spannungsgeladenen, oft überraschenden Dramaturgie, die sowohl eigenständig für sich stehen können als auch zusammen ein großes Mosaik der ägyptischen Gesellschaft bilden. Zugleich stellen sie eine Hommage an die oft verschmähte ›Kultur der Straße‹ dar, indem sie Witz, Weisheit und Poesie der Taxifahrer dokumentieren.

Sein Debütroman »Im Taxi« (2007) avancierte in Ägypten sowie in der arabischen Welt schnell zum Bestseller. Wer wissen will, unter welchen Bedingungen die Ägypter bisher zu leben hatten und warum sie die Revolution wollten, der lese dieses bereits 2007 im Original erschienene Buch, welches mitllerweile ins Englische, Italienische, Französische, Griechische und Spanische übersetzt wurde.
Die Arche Noah

Sein zweiter Roman »Die Arche Noah« lässt Ägypter zu Wort kommen, die das Land verlassen, um im Ausland ihr Glück zu suchen. Wieder zeigt sich Khaled Al-Khamissi als unbestechlicher Zeitzeuge und provokanter Literat.

Weblinks:

Khaled Alkhamissi Portal - Khaled Alkhamissi.com (english)
Khaled Alkhamissi Taxi - Khaled Alkhamissi.com
Bittersüße Apfelstücke - Rezension Zenithonline.de

Shakespeares erste "Macbeth"-Aufführung

William Shakespeare

Die erste urkundlich erwähnte Aufführung von William Shakespeares Stück "Macbeth" fand vor 400 Jahren am 20. April 1611 in London statt. Das Drama in fünf Aufzügen soll Shakespeare wahrscheinlich 1606 geschrieben haben.

In dem Stück geht es um Machtgier, Egoismus, Mord und Geltungssucht. Macbeth scheut nicht vor Mord zurück, um König von Schottland zu werden. Dabei hilft ihm die Prophezeiung von "Hexen", die ihn vor eventuellen Widersachern warnen.

Macbeths Frau, Lady Macbeth, drängt ihn zum Mord an König Duncan. Nach zahlreichen Morden siegt doch das Gute: Macbeth unterliegt dem rechtmäßigen Thronerben im Kampf.

Shakespeare wurde vermutlich am 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon in England geboren. Als der erfolgreichste Bühnenautor seiner Zeit und Teilhaber am Globe Theatre kam er rasch zu Wohlstand. Er gilt bis heute als einer der bedeutendsten Dramatiker.

Obwohl er fast ausschließlich für das Theater des Volkes schrieb, war er auch am Hof geschätzt, wo mehrere seiner Stücke zu festlichen Anlässen aufgeführt wurden.