»Was braucht man, um erfolgreich zu sein? Unwissenheit und Selbstvertrauen.«,
so lautet ein berühmtes Zitat des amerikanischen Schriftstellers Mark
Twain. - Mark Twain und das vor der Staatspleite stehende Amerika haben
eine gemeinsame Grunderfahrung gemacht: beide wurden von der Insolvenz
bedroht.
Doch während die USA nach wochenlangem Ringen nur einen Tag, bevor
die weltgrößte Volkswirtschaft zahlungsunfähig geworden wäre, durch
einen Schuldenkompromiss von Demokraten und Republikanern die
Staatspleite im letzten Moment gerade noch abgewendet hat, hatte der
berühmte Schriftsteller Mark Twain als privater Geschäftsmann weniger
Glück: er ging in Konkurs und verlor sein Vermögen, als sein Verlag in
die Insolvenz schlitterte.
Ab dem Jahr 1869 versuchte er sich neben seiner Schriftstellerei
auch als Unternehmer. Die Geschäfte von Mark Twain verliefen nicht immer
so kometenhaft wie sein Aufstieg als Schriftsteller.
Seine Beteiligung an einem Verlag wurde ihm zum finanziellen Verhängnis.
Sein Verlag ging durch hohe Fehlinvestitionen in eine Setzmaschine in
Konkurs.
Mark Twain hatte bis dahin ein großzügiges Leben geführt. Zur
Tilgung seiner Schulden unternahm er Vortragsreisen durch die ganze
Welt. Um seine Finanzen zu ordnen, begann er eine weltweite Tournee mit
Lesungen seiner Werke. Er musste weltweite Lesereisen unternehmen, um
einen Teil seiner Schulden begleichen zu können.
Literatenwelt ist ein Literatur-Blog, der dem Leser interessante Einblicke und Neuigkeiten aus der Welt der Literatur und der Literaten bietet. Hier erhalten Sie regelmäßig Informationen über die Welt der Literaten und Bücher. Dieses Projekt ist ein Forum für Literatur-Nachrichten, Veröffentlichungen und Rezensionen.
Mittwoch, 10. August 2011
Emile Zolas Roman »Das Geld« ist ein Lehrstück über die Finanzwelt und Macht des Geldes
Emile Zolas Roman »Das Geld« wurde 1891 erstmals veröffentlicht und spielt im Paris des Second Empire, kurz vor dem deutsch-französischen Krieg 1871 fast ausschließlich an der Pariser Börse.
Saccard will Geld, denn Geld ist für ihn Macht. Deshalb gründet er ein Start-up, die "Banque Universelle", die Bauvorhaben im Nahen Osten finanziert, mit dem verklärten Ziel, irgendwann Jerusalem für die Christenheit zurückzuerobern und vielleicht den Papst dort residieren zu lassen. Für die Zeit eine geniale Idee, genau richtig, um die Menschen zu begeistern und den Börsenkurs in die Höhe zu treiben.
Eine zweite Hauptperson, Madame Caroline, die Nachbarin, die Schwester des Kollegen und später die Geliebte Saccards, erlebt die Geschichte des Aufstiegs der Bank an der Börse und ihren unvermeidlichen Fall hautnah mit. Zola benutzt sie, um mit ihren Augen Saccard zum Leben zu erwecken, seinen unglaublichen Willen und sein Feuer, seine Fähigkeit zu lügen, seine Gabe, Leute mitzureißen und sie für seine Sache Geld ausgeben zu lassen, sein grenzenloser Egoismus, seine Grausamkeit und sein gleichzeitiger kindlicher Glaube, er handle zum Wohle der anderen.
In seinem umfangreichen Figuren-Kabinett schwirren mehr als anderthalb Dutzend Nebencharaktere durch die Geschichte, Mätressen und Spekulanten - meistens jüdische, worauf sehr stark und politisch unkorrekt herumgeritten wird -, sowie brave, einfache Menschen, die von der Spekulationsgier ergriffen werden und ihre Träume, Hoffnungen und ihr Geld der Banque Universelle und Saccard anvertrauen.
Die Großen des Geldgeschäftes, wie der berechnende im Hintergrund agierende Bankier Gundermann, haben eine sehr präzise Vorstellung davon, wie der Wert bestimmt wird und welche Wachstumsprognosen solide sind. Deshalb sind auch sie es, die den Kampf an der Börse gewinnen, die Regisseure der künstlichen Hausse hingegen landen im Gefängnis oder in der Versenkung oder sie starten ihr Spiel erneut an einem anderen Ort und unter anderem Namen. Die Opfer hingegen sind die Träger der Illusion, dass Reichtum aus dem Nichts entsteht und ohne Anstrengung erworben werden kann.
Weblinks
Emile Zola-Biografie - www.die-biografien.de
Emile Zola-Zitate - www.die-zitate.de
Die Hauptperson des an der Börse spielenden Gesellschaftsromans heißt Saccard, wie alle Romanhelden Zolas auch irgendwie ein Rougon-Macquart, ein Mitglied dieser Familie, die durch alle Bücher Zolas hindurch an ihrer Maßlosigkeit, ihrem Wahnsinn und ihrem Alkoholismus zugrunde geht, aber doch nie ganz stirbt.
Saccard will Geld, denn Geld ist für ihn Macht. Deshalb gründet er ein Start-up, die "Banque Universelle", die Bauvorhaben im Nahen Osten finanziert, mit dem verklärten Ziel, irgendwann Jerusalem für die Christenheit zurückzuerobern und vielleicht den Papst dort residieren zu lassen. Für die Zeit eine geniale Idee, genau richtig, um die Menschen zu begeistern und den Börsenkurs in die Höhe zu treiben.
Eine zweite Hauptperson, Madame Caroline, die Nachbarin, die Schwester des Kollegen und später die Geliebte Saccards, erlebt die Geschichte des Aufstiegs der Bank an der Börse und ihren unvermeidlichen Fall hautnah mit. Zola benutzt sie, um mit ihren Augen Saccard zum Leben zu erwecken, seinen unglaublichen Willen und sein Feuer, seine Fähigkeit zu lügen, seine Gabe, Leute mitzureißen und sie für seine Sache Geld ausgeben zu lassen, sein grenzenloser Egoismus, seine Grausamkeit und sein gleichzeitiger kindlicher Glaube, er handle zum Wohle der anderen.
In seinem umfangreichen Figuren-Kabinett schwirren mehr als anderthalb Dutzend Nebencharaktere durch die Geschichte, Mätressen und Spekulanten - meistens jüdische, worauf sehr stark und politisch unkorrekt herumgeritten wird -, sowie brave, einfache Menschen, die von der Spekulationsgier ergriffen werden und ihre Träume, Hoffnungen und ihr Geld der Banque Universelle und Saccard anvertrauen.
Die Großen des Geldgeschäftes, wie der berechnende im Hintergrund agierende Bankier Gundermann, haben eine sehr präzise Vorstellung davon, wie der Wert bestimmt wird und welche Wachstumsprognosen solide sind. Deshalb sind auch sie es, die den Kampf an der Börse gewinnen, die Regisseure der künstlichen Hausse hingegen landen im Gefängnis oder in der Versenkung oder sie starten ihr Spiel erneut an einem anderen Ort und unter anderem Namen. Die Opfer hingegen sind die Träger der Illusion, dass Reichtum aus dem Nichts entsteht und ohne Anstrengung erworben werden kann.
Weblinks
Emile Zola-Biografie - www.die-biografien.de
Emile Zola-Zitate - www.die-zitate.de
Samstag, 6. August 2011
Mark Twain war ein humorvoller Spötter
Samuel Langhorne Clemens (1835-1910) - bekannter unter dem Namen Mark Twain - war ein humorvoller Spötter, der seine Umwelt mit Humor und Ironie zu betrachten pflegte. Er war ein kritischer Geist, der für seine spöttischen Kommentare und Anmerkungen berühmt war. Er gilt noch immer als die geistreichste Stimme Amerikas.
Mark Twain war das frühe Gewissen seiner Nation, deren Aufstieg er begleitet hat - durch Goldrausch, Rassismus und Bürgerkrieg, durch die industrielle Revolution hin zu immensem Reichtum und imperialer Geltung - diese Nation scheint verwundet und aus den Fugen. Was würde der scharfzüngige Humorist wohl heute - hundert Jahre nach seinem Tode - zu ihrem Abstieg sagen? - Er hätte womöglich sinniert:
»Eine Nation, welche man bei ihrem Aufstieg begleitet,Er war die Stimme Amerikas, dessen Wahrnehmung des Landes viele Leser auf fernen Kontinenten von ihm bezogen. Und er als den Amerikanern kräftig die Leviten. - Amerika könnte ihn heute, 100 Jahre nach seinem Tod, gut gebrauchen. Er wäre Balsam auf Amerikans Seele.
begegnet einem dann bei ihrem Abstieg erneut.«
»Die Wirklichkeit ist seltsamer als die Dichtung, aber das liegt daran, daß die Dichtung sich an Wahrscheinlichkeiten halten muss, die Wirklichkeit nicht.Er würde das aktuelle Geschehen auf seiner Zeitreise süffisant und spöttisch kommentieren. Mark Twain hätte auf einer Zeitreise in die Gegenwart ganz gewiss seinen Spass an seinen Amerikanern. - Eines ist sicher, die Stimme Amerikas würde sich erheben und einmischen, pointiert, nach der Devise seines Bewunderers George Bernard Shaw, der zu sagen pflegte:
"Die Wahrheit zu erzählen, das ist der größte Witz in der Welt."
Freitag, 5. August 2011
Die Legende von Scotland Yard (2. Teil)
Die Londoner Kriminalbehörde, deren Aufstieg in unzähligen
Kriminalromanen durch viele Fiugren begleitet wurde, wurde mit der
fiktionalen Verquickung schon bald zu einer Legende.
Bereits in den 1840er Jahren machte sich der englische Schriftsteller und Romancier Charles Dickens zum "Förderer und Sprecher des Detective Departments" der Metropolitan Police, indem er Scotland-Yard-Detektive in seinen Romanen auftreten und sehr gut aussehen ließ. In »Bleak House« etwa ist Inspektor Bucket - logisch, präzise und tolerant gegenüber menschlichen Schwächen - eine wichtige Figur.
Den Durchbruch schaffte das sich neu entwickelnde Genre des
Kriminalromans und mit ihr der Aufstieg und die Berühmtheit der
Metropolitan Police mit den Sherlock Holmes-Romanen von Arthur Conan
Doyle. Der Dektektiv Sherlock Holmes ist eine vom britischen
Schriftsteller Arthur Conan Doyle geschaffene Kunstfigur, die in seinen
zur Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts spielenden Romanen
als Detektiv tätig ist.
Sherlock Holmes lebt in der Baker Street 221b, London, einer damals fiktiven Adresse. Dort beginnen oft die Geschichten mit ratsuchenden Klienten, die von Holmes’ besonderen Fähigkeiten gehört haben und den Detektiv aufsuchen, um ihn um Hilfe zu bitten.
Weblinks:
Sherlock Holmes - de.wikipedia.org
Die Legende von Scotland Yard - www.sueddeutsche.de/kultur
Londons legendäre Polizei - Vor über 175 Jahren: Dienstbeginn bei Scotland Yard - www.wdr.de/themen/kultur/
Blog-Artikel
Die Legende von Scotland Yard - (1. Teil)
Bereits in den 1840er Jahren machte sich der englische Schriftsteller und Romancier Charles Dickens zum "Förderer und Sprecher des Detective Departments" der Metropolitan Police, indem er Scotland-Yard-Detektive in seinen Romanen auftreten und sehr gut aussehen ließ. In »Bleak House« etwa ist Inspektor Bucket - logisch, präzise und tolerant gegenüber menschlichen Schwächen - eine wichtige Figur.
Sherlock Holmes lebt in der Baker Street 221b, London, einer damals fiktiven Adresse. Dort beginnen oft die Geschichten mit ratsuchenden Klienten, die von Holmes’ besonderen Fähigkeiten gehört haben und den Detektiv aufsuchen, um ihn um Hilfe zu bitten.
Weblinks:
Sherlock Holmes - de.wikipedia.org
Die Legende von Scotland Yard - www.sueddeutsche.de/kultur
Londons legendäre Polizei - Vor über 175 Jahren: Dienstbeginn bei Scotland Yard - www.wdr.de/themen/kultur/
Blog-Artikel
Die Legende von Scotland Yard - (1. Teil)
Mittwoch, 3. August 2011
Die Legende von Scotland Yard
»Scotland Yard« ist das Hauptquartier der größten und mit 182 Jahren ältesten Polizeibehörde der Insel, der "Metropolitan Police" - kurz "Met" - genannt und eine im Vereinten Königreich legendäre Institution.
Benannt ist die Metropolitan Police Force, so der offizielle Name, nach ihrem ersten Quartier, das an eine Residenz der schottischen Könige in London grenzte. Am 29. September 1829 schwärmen die ersten "Constables" der Londoner Polizei aus dem Yard aus, um die Straßen der Millionenmetropole sicherer zu machen.
Mit der fiktionalen Verquickung in unzähligen Kriminalromaen wurde die Londoner Kriminalbehörde zu einer Legende. Schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1829 begann die Kriminalbehörde eine fiktionale Parallelexistenz und ein munteres Eigenleben in Kriminalromanen und Detektivgeschichten zu führen. Das kriminalistische Sujet war für Schriftsteller einfach zu spannend, aufregend und auch zu verlockend und verselbständigte sich nach Gründung als eigenständige Literaturgattung.
Scotland Yard wurde schon bald zur Brutstätte von skurilen und
höchst schrulligen Kriminalfiguren und verhalf einer ganzen Riege von
Kriminaldarstellern zu Bekanntheit bis hin zu Weltgeltung. Diese
Kriminalfiguren waren dabei stets von scharfem Verstand, recht umtriebig
und spürenasensicher. So wie Mister Bucket, der in dieser Behörde
arbeitet, ebenso Richard Jury, Thomas Lynley und Barabara Havers oder
Adam Daglish. Die berühmten Ermittler in den Detektivromanen von Charles
Dickens, Elizabeth George, P.D. James, Martha Grimes und vielen anderen
verdienen ebenfalls ihr Auskommen bei Scotland Yard, der legendären
Londoner Polizei.
Benannt ist die Metropolitan Police Force, so der offizielle Name, nach ihrem ersten Quartier, das an eine Residenz der schottischen Könige in London grenzte. Am 29. September 1829 schwärmen die ersten "Constables" der Londoner Polizei aus dem Yard aus, um die Straßen der Millionenmetropole sicherer zu machen.
Mit der fiktionalen Verquickung in unzähligen Kriminalromaen wurde die Londoner Kriminalbehörde zu einer Legende. Schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1829 begann die Kriminalbehörde eine fiktionale Parallelexistenz und ein munteres Eigenleben in Kriminalromanen und Detektivgeschichten zu führen. Das kriminalistische Sujet war für Schriftsteller einfach zu spannend, aufregend und auch zu verlockend und verselbständigte sich nach Gründung als eigenständige Literaturgattung.
Montag, 1. August 2011
Liao Yiwu - Chinas Dichter von unten
Liao Yiwu, geboren 1958 in der chinesischen Provinz Sichuan, ist ein Dichter und Romanautor. Er wuchs als Kind in der großen Hungersnot der 60er Jahre auf und lebte jahrelang von verschiedensten Tagelöhner-Jobs.
In den 1980er Jahren war Liao einer der bekanntesten jungen Dichter in China und veröffentlichte regelmäßig in wichtigen Literaturmagazinen. Einige seiner Werke erschienen in den Zeitschriften der Untergrund-Literaturszene, da die chinesischen Behörden Gedichte im Stil westlicher Lyrik als „geistige Verschmutzung“ ansahen. Aufgrund dieser Verbindungen steht Liao seit 1987 in China auf der Schwarzen Liste.
Bis zum Vorabend des 4. Juni 1989 führt Liao Yiwu das Leben eines so unbekannten wie unpolitischen Hippie-Poeten. Doch mit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens ist schlagartig alles anders. 1989 publizierte er das epische Gedicht "Massaker" über die Ereignisse am Tian’anmen-Platz am 4. Juni 1989 und in dem er das Blutbad auf dem Platz des Himmlischen Friedens anprangerte.
Nachdem Liao sein kritisches Gedicht verfasst hatte, wurde er zu vier Jahren Haft im Gefängnis verurteilt. Aufgrund seiner kritischen Haltung zur chinesischen Regierung sind Liaos Werke in der Volksrepublik China verboten.
Die chinesische Ausgabe von "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser" wurde sofort nach Erscheinen verboten. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis "Freiheit zum Schreiben" ausgezeichnet, dessen Verleihung aber in letzter Minute verhindert wurde.
Im Juli 2011 ist sein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen "Für ein Lied und hundert Lieder" auf deutsch erschienen. Darin schildert Liao auf literarisch höchst eindringliche Weise die brutale Realität seiner Inhaftierung. Liao Yiwu beschreibt in diesem Band sein rechtloses Leben im chinesischen Gefängnis, in das ihn das Regime nach seinen Protesten im Umfeld des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens steckte.
In den 1980er Jahren war Liao einer der bekanntesten jungen Dichter in China und veröffentlichte regelmäßig in wichtigen Literaturmagazinen. Einige seiner Werke erschienen in den Zeitschriften der Untergrund-Literaturszene, da die chinesischen Behörden Gedichte im Stil westlicher Lyrik als „geistige Verschmutzung“ ansahen. Aufgrund dieser Verbindungen steht Liao seit 1987 in China auf der Schwarzen Liste.
Bis zum Vorabend des 4. Juni 1989 führt Liao Yiwu das Leben eines so unbekannten wie unpolitischen Hippie-Poeten. Doch mit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens ist schlagartig alles anders. 1989 publizierte er das epische Gedicht "Massaker" über die Ereignisse am Tian’anmen-Platz am 4. Juni 1989 und in dem er das Blutbad auf dem Platz des Himmlischen Friedens anprangerte.
Nachdem Liao sein kritisches Gedicht verfasst hatte, wurde er zu vier Jahren Haft im Gefängnis verurteilt. Aufgrund seiner kritischen Haltung zur chinesischen Regierung sind Liaos Werke in der Volksrepublik China verboten.
Die chinesische Ausgabe von "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser" wurde sofort nach Erscheinen verboten. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis "Freiheit zum Schreiben" ausgezeichnet, dessen Verleihung aber in letzter Minute verhindert wurde.
Im Juli 2011 ist sein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen "Für ein Lied und hundert Lieder" auf deutsch erschienen. Darin schildert Liao auf literarisch höchst eindringliche Weise die brutale Realität seiner Inhaftierung. Liao Yiwu beschreibt in diesem Band sein rechtloses Leben im chinesischen Gefängnis, in das ihn das Regime nach seinen Protesten im Umfeld des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens steckte.
Samstag, 30. Juli 2011
Liao Yiwu »Fräulein Hallo und der Bauernkaiser«
Fräulein Hallo und der Bauernkaiser
Der Schriftsteller Liao Yiwu reist durch die chinesische Provinz und nimmt in »Fräulein Hallo und der Bauernkaiser« dabei seine Leser auf der Reise mit, die quer durch die chinesische Gesellschaft führt. Er portrait in Mosaiksteinen die Gesellschaft von unten, die sich zu einem kunstvollen Bild über sein Land zusammenfügen und ein Portrait liefern.
"Das Leben ist leiden!" - Diesen fundamentalen Satz nennt Buddha die erste der vier edlen Wahrheiten. Diese Wahrheit trifft in diesem Buch, das zugleich ein Dokument ist, sicher zu. In vielen Geschichten dieses Buches kommt dies sehr zum Ausdruck, z.B. in den Geschichten "der Konterrevolutionär", "der Mönch", "die Familie eines Opfers des 4. Juni".
Kunstvoll befragt der Autor seine Protagonisten, die vom harten Leben in der Volksrepublik erzählen, von den sonderbaren Dingen, die das Landleben in China bereit hält und von den Verheißungen der Großstadt. Und immer wieder geht es um die Hoffnung, dass sich das Blatt wendet, das Leben schön wird, das Glück kommt - am Ende hat man das Gefühl, einen Roman gelesen zu haben, so nahtlos wie die Geschichten ineinander greifen und zusammen ein funkelndes Mosaik bilden.
Eine Prostituierte, ein buddhistischer Mönch und ein Klomann, eine Falun-Gong-Anhängerin, ein ehemaliger Rotgardist und ein Feng-Shui-Meister - sie und viele andere hat Liao Yiwu, einer der bekanntesten Autoren Chinas und selbst ehemaliger politischer Häftling, nach ihrem Leben und ihren Hoffnungen befragt und sie sind die Protagonisten.
Diese Gespräche lassen ein China entdecken, das man sonst nicht zu sehen bekommt - ein China, in dem archaische Mythen und Riten allen politischen und technischen Revolutionen zum Trotz noch lebendig sind, ein China der Ausgestoßenen und Randständigen, deren Würde, Witz und Menschlichkeit ihnen niemand hat nehmen können.
Es sind nicht unbedingt besonders erbauliche, sondern einfach aus dem Leben gegriffene Geschichten, die der Autor Liao Yiwu hier in einer Reportage gesammelt hat - aber es sind authentiche Dokumente über ein verschlossenes Land und das Leiden der Menschen. Diese öffnen die Augen für das, was in China in jüngerer und jüngster Vergangenheit an Verbrechen am eigenen Volk begangen wurde.
Vielleicht hat man ähnliche Berichte oder Begebenheiten schon in anderen Publikationen gelesen, doch hier erfährt man es wirklich von den Menschen, die "ganz unten" leben, oder wie es im Buch heisst - von denen die als "Chinas Bodensatz" gelten. Es sind zwar Einzelschicksale, welcher aber stellvertretend für unzählige Schicksale ähnlicher Art sind.
Der Roman gewährt einen tiefen und finsteren Einblick in das Seelenleben Chinas. Wer wissen möchte, was die Chinesen als Nation so erfolgreich macht, der lese dieses Buch. Und staune über ihre Fähigkeit, nach vorn zu schauen.
Weblink:
Fräulein Hallo und der Bauernkaiser von Liao Yiwu
Abonnieren
Posts (Atom)