»Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand« ist eine Sammlung bislang unveröffentlichte Texte von Liao Yiwu aus Anlaß des 30. Jahrestages des Massakers am Tianammen-Platz - Chinas offene Wunde. Vor 30 Jahren beendeten die Machthaber in China die seit Monaten andauernden und absolut friedlich verlaufenden Stundenproteste.
Die Studenten wollten für sich und ihre Mitbürger nur ein kleines Stück Rechtsstaat einfordern. Ein kleines Stück von dem, was für uns in den westlichen Demokratien selbstverständlich ist.
Am frühen Morgen des 4. Juni 1989 mobilisierte die chinesische Regierung die Volksbefreiungsarmee, um die friedlichen Demonstrationen Zehntausender Studenten niederzuschlagen, die mehr Freiheit und Demokratie forderten. Die Staatsmacht zeigte Härte und ließ Panzer auf dem Platz des Himmlischen Friedens auffahren.
In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 eröffnete die chinesische Volksbefreiungsarmee am Platz des Himmlischen Friedens das Feuer auf wehrlose Demonstranten.
Am Platz des Himmlischen Friedens richteten sie ein Massaker an, das die Welt schockierte. Wie viele Menschen die Panzer niederrollten, wie viele Studenten von Soldaten erschossen oder zu Tode geprügelt wurden, gab die chinesische Regierung nie bekannt.
Bis heute wirken die Folgen des Massakers vom 4. Juni 1989 am Platz des Himmlischen Friedens in der chinesischen Wirklichkeit nach.
Am Morgen des 5. Juni 1989 stellt sich ein Mann im weißen Hemd in Peking einer Panzerkolonne der chinesischen Armee entgegen.
Liao Yiwu schreibt über den bisher nicht identifizierten Mann, der sich allein, mit Einkaufstüten in den Händen, einem Konvoi von Panzern der Volksbefreiungsarmee in den Weg gestellt hat und damit zu einer Ikone des Widerstands wurde. Er gibt dem Unbekannten auf dem Platz einen Namen und nennt ihn Herrn Wang. Was geht in Herrn Wang vor?
Liao Yiwu, der über das Massaker ein Gedicht verfasste und dafür vier Jahre inhaftiert wurde, erzählt von dem Leben seiner Knastbrüder und veröffentlicht erstmals Briefe, die er damals aus dem Gefängnis an seine Frau schrieb, ohne sie je abgeschickt zu haben.
Der Schriftsteller Liao Yiwu schildert sein Land und vor allem die Zeitgeschichte wirklichkeitsnah und packend. Das schmale Buch ist jedoch ein Restprodukt von Texten, die er bisher sonst nicht unterbringen konnte. Wesentlich umfangreicher ist da schon die 2014 erschienene Textsammlung »Die Kugel und das Opium«. Liao Yiwu hat in diesem Werk zahlreiche Interviews aus vielen Jahren intensiver Recherche über die Opfer des Tiananmen-Massakers 4. Juni 1989 zusammengetragen.
Literatur:
Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand von Liao Yiwu
Die Kugel und das Opium: Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens von Liao Yiwu