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Dienstag, 28. Mai 2019

Joseph Roth 80. Todestag

Joseph Roth


Joseph Roth starb vor 80 Jahren am 27. Mai 1939 an seinen Pariser Exil. Joseph Roth war ein in Gallizien geborener bekannter österreichischer Schriftsteller, Erzähler und Journalist des 20. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzähler.

Joseph Roth gilt manchen als ein Wunderrabbi im Kleid des Gentlemans, der mit dem Alphabet heilen konnte, anderen als schiffbrüchiger österreichisch-ungarischer Monarchist, der seinen Kummer über den Niedergang der Habsburger in Hektolitern Alkohol ersäufte. Selbst charakterisierte sich der galizische Jude, österreichische Dichter und katholische Trinker Roth als »böse, besoffen, aber gescheit« und traf damit wohl ins Schwarze.

Zum wegweisenden Erlebnis wurde für Roth der Erste Weltkrieg und der darauf folgende Zerfall Österreich-Ungarns. Nach Kriegsende musste Joseph Roth sein Studium, das er in Wien hoffnungsvoll begonnen hatte, abbrechen. Mit dem Untergang der Habsburgermonarchie verlor er seine Heimat, als die er ganz Österreich-Ungarn angesehen hatte.

Joseph Roth war ein Jude auf Wanderschaft, ein Wanderer zwischen den Welten und gegen Ende seines Lebens ein heimatloser Literat. Roth ging zuerst nach Wien und reiste in den folgenden Jahren quer durch Europa. Nach der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß ging er 1934 ins Exil nach Paris.


»Meine Heimat war ein großes Haus mit vielen
Zimmern für viele Arten von Menschen.«

Von 1936 bis 1938 lebte Joseph Roth mit der Schriftstellerin Irmgard Keun zusammen. Zu seinen bekanntesten Werken des traditionellen Erzählers gehören die Romane »Das Spinnennetz« (1923), »Der stumme Prophet« (1929), »Hiob. Roman eines einfachen Mannes« (1930), »Radetzkymarsch« (1932), »Die Kapuzinergruft« (1938), »Die Legende vom heiligen Trinker« (1939) und »Der Leviathan« (1940).

Mit seinem Roman »Hiob«, aber vor allem mit »Radetzkymarsch« gelangte Joseph Roth zu internationalem Ruhm. Hauptthemen im Schaffen des jüdischen Autors sind neben dem erbitterten Kampf gegen den aufkommenden Nationalsozialismus das multikulturelle Leben und der tragische Untergang der von ihm geliebten Habsburger Monarchie.

»Radetzkymarsch« ist ein sehr schöner Klassiker, der die Zeiten des alten Österreichs noch einmal aufleben lässt und anhand der sehr schön gestalteten Charaktere ein tolles Sittengemälde von damals wiedergibt.

Je drohender sich in den 30er Jahren der Nationalsozialismus artikulierte, desto stärker rückte die Erinnerung an die Vorkriegsmonarchie in das Zentrum von Roths Argumentation und verklärte das alte habsburgische Österreich. Er war der Schriftsteller der ausgehenden kuk-Monarchie.


Roth, dessen Texte zum Feinsten zählen, was die deutsche Literaturgeschichte zu bieten hat, wurde durch seine Romane »Hiob«, »Radetzkymarsch« und »Kapuzinergruft« berühmt. Zu seinen bekanntesten Werken des traditionellen und begnadeten Erzählers gehören die Romane »Das Spinnennetz« (1923), »Der stumme Prophet« (1929), »Hiob. Roman eines einfachen Mannes« (1930), »Radetzkymarsch« (1932), »Die Kapuzinergruft« (1938), »Die Legende vom heiligen Trinker« (1939) und »Der Leviathan« (1940).

In der Vor-Hitler-Zeit war er einer der bestbezahlten Zeitungsschreiber Deutschlands, im Exil galt er als einer der kompromisslosesten Gegner des Nazi-Terrors. Doch die politische Entwicklung gab ihm den Rest und machte aus einem fröhlichen Zecher einen zerrütteten Alkoholiker.

Roth war, mit einem gern gebrauchten Wort, ein Dichter des Heimwehs, nicht der Heimat. „Ich habe keine Heimat, wenn ich von der Tatsache absehe, dass ich in mir selbst zu Hause bin und mich bei mir heimisch fühle“, bekannte er in einem Brief. Der erste Teil dieses Satzes war seine ewige Klage, der zweite eine glatte Lüge. Zerrissener als Roth improvisierte kein Schriftsteller sein Leben zwischen Starjournalismus und Dauersuff.

Roth war ein Schriftsteller, der seine Heimat und auch seine Sprache verloren hatte. Im Pariser Exil wurde der große und begnadete heimatlose Erzähler zum Trinker. Roth litt an Alkoholismus, an dessen Folgen der Schriftsteller im Pariser Exil am 27. Mai 1939 starb. Sein Grab befindet sich auf dem Cimetière de Thiais im Süden von Paris.

Joseph Roth war ein scharfsinniger wie mitfühlender Porträtist seiner Zeit. Seine Romane und Feuilletons zeichneten scharfe Beobachtungsgabe und minutiöse Prosa aus. Als er 1939 mit nur 44 Jahren starb, hatte er mit seinem Erzählwerk ein wortgewaltiges Panorama der wechselvollen Geschichte Österreichs geschaffen, bevölkert mit Mächtigen und Gescheiterten, mit wundervollen Figuren voller Liebe, Stolz und Verzweiflung.

Roth, das nomadisierende Chamäleon, unterlag dabei zahlreichen Wendungen in seinem Leben: Er begann als Gefühlssozialist und endete als kakanischer Monarchist, ja Legitimist: Die Unantastbarkeit des habsburgischen Geschlechts stand für ihn außer Frage.

Literatur:

Radetzkymarsch
Radetzkymarsch
von Joseph Roth

Hotel Savoy
Hotel Savoy
von Joseph Roth

Die Legende vom heiligen Trinker
Die Legende vom />heiligen Trinker von Joseph Roth

Weblink:

Das nomadisierende Chamäleon - www.tagesspiegel.de/kultur

Donnerstag, 23. Mai 2019

Arthur Conan Doyle 160. Geburtstag

Arthur Conan Doyle

Arthur Conan Doyle wurde am 22. Mai 1859 in Edinburgh geboren. Arthur Conan Doyle war ein britischer Arzt und Schriftsteller, der durch die Veröffentlichung der Abenteuer von Sherlock Holmes und dessen Freund Dr. Watson bekannt wurde.

Er absolvierte ein Medizin-Studium und ließ sich zunächst als praktizierender Arzt in Portsmouth nieder. Recht erfolglos in seinem Beruf, entwickelte er in seiner Freizeit eine rege schriftstellerische Tätigkeit.

Reisen führten ihn in die Polargebiete und nach Westafrika. 1887 schuf er Sherlock Holmes, der bald seinen "Geist von besseren Dingen" abhielt, denn er war von nun an immer einem spannenden Kriminalfall auf der Spur.


Ab 1891 erschienen im »Strand Magazin« die schon bald berühmten Geschichten von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Im selben Jahr ging Doyle nach London, um dort – wiederum vergeblich – sein Glück als Arzt zu versuchen.

Erneut verschaffte ihm das berufliche Scheitern die nötige Zeit zum Schreiben. Neben den Detektivgeschichten entstanden so in den folgenden Jahren zahlreiche weitere Romane und Kurzgeschichten, darunter bekannte Werke wie »The Lost World« (»Die verlorene Welt«) erschienen 1912.

Zu seinen bekanntessten Werken gehören die Detektivgeschichten des Sherlock Holmes und Dr. Watson, »Das Gespenst von Canterville« und »Der Hund von Blackwood Castle«.

Trotz der großen literarischen Erfolge beschränkte sich Doyle nicht auf seine Tätigkeit als Schriftsteller. Er nahm regen Anteil am politischen Geschehen und kandidierte zweimal – allerdings erfolglos – für das britische Parlament.

1902 wurde er als Auszeichnung für sein Engagement im südafrikanischen Burenkrieg (1899-1902) in den Adelsstand erhoben.

Als einer der bekanntesten englischen Autoren seiner Zeit starb Sir Arthur Conan Doyle am 7. Juli 1930 in Windlesham, Sussex.

Dienstag, 22. Januar 2019

August Strindberg 170. Geburtstag

August Strindberg

August Strindberg wurde vor 170 Jahren am 22. Januar 1849 in Stockholm geboren. Strindberg war ein berühmter schwedischer Schriftsteller und Dramatiker.

August Strindberg gilt als einer der wichtigsten schwedischen Autoren der Neuzeit. Der Dramatiker, der zugleich Lyriker, Romancier und Essayist war, beeinflusste nachhaltig die Literatur der Moderne und provozierte auch mit seinem Privatleben.

Nach ergebnislosen Versuchen, Medizin zu studieren und Schauspieler zu werden, schrieb Strindberg 1869 sein erstes Drama "Eine Namentagsgabe", das bis heute verschollen blieb. Bekannt wurde er durch "Das rote Zimmer" (1879), einem gesellschaftskritischen Roman mit satirischen Zügen.

Seinen Weltruhm verdankt Strindberg naturalistischen Psychodramen um Hassliebe und Geschlechterkampf wie "Fräulein Julie" (1888) und "Totentanz" (1900).

Strindbergs geistige Krisen fanden Eingang in sein dichterisches Werk: In der Trilogie "Nach Damaskus" (1898-1901) verarbeitete er seine Wahnvorstellungen und die Suche nach einem religiösen Halt.

Von den Kammerspielen für das von ihm gegründete "Intime Theater" erzielte "Gespenstersonate" (1907) den größten Erfolg.

August Strindberg starb am 14. Mai 1912 in Stockholm.

Strindberg-Biografie:

Strindberg: Ein Leben
Strindberg: Ein Leben
von Per Olov Enquist

Mittwoch, 9. Januar 2019

Heiner Müller 90. Geburtstag

Heiner Müller

Heiner Müllers Geburtstag jährt sich am 9. Januar zum 90. Male. 1929 kam er in Eppendorf, einem kleinen Dorf im sächsischen Erzgebirge, zur Welt.

Er gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutung erlangte Heiner Müller außerdem als Lyriker, Prosa-Autor und Essayist, Interviewpartner sowie als Regisseur, Dramaturg, Intendant und Präsident der »Akademie der Künste« in Ost-Berlin.

Heiner Müller ist einer der großen, weltbekannten, deutschen Dramatiker und ein Weltautor mit DDR-Prägung. Der Dichter und Stückeschreiber, dieser scharfsinnigste Kopf der DDR, ist nach Brecht ein Intellektueller von Weltrang.

Krieg ohne Schlacht: Leben in zwei Diktaturen
Krieg ohne Schlacht: Leben in zwei Diktaturen

Heiner Müller gehört zu den meistgespielten deutschsprachigen Theaterautoren der Gegenwart, zurzeit jedoch eher in Frankreich und Griechenland, in Lateinamerika oder Japan als an deutschen Bühnen. Müllers Lebensthema waren Revolution und Konterrevolution. Die Geschichte zeigte er oft sehr düster als Schlachthaus.

In Orientierung an Brecht standen im Mittelpunkt der Geschichten aus der Produktion, wie Müller seine Stücke bezeichnete, die Probleme des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft wie »Traktor« (1955), »Der Lohndrücker« (1958).

1961, nach der Uraufführung des Stückes »Die Umsiedlerin«,führte die Aufführung zu seinem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR. Seine langjährige Arbeit als Dramatiker und Regisseur vollzog er zunächst am »Berliner Ensemble« und dann, ab 1976, an der »Volksbühne«.


1992 übernahm Müller gemeinsam mit Peter Zadek, Matthias Langhoff, Peter Palitzsch und Fritz Marquardt die Leitung des »Berliner Ensembles«.

Insbesondere mit den Stücken »Die Hamletmaschine« (1978) und »Wolokalamsker Chaussee I – V« (1987) gilt Müller als einer der innovativsten (wenn auch umstrittenen) deutschen Dramatiker der Gegenwart. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem »Heinrich-Mann-Preis der DDR« (1959, gemeinsam mit Inge Müller), dem »Hamburger Lessing-Preis«¯ (1975), dem »Dramatiker-Preis der Stadt Mülheim a. d. R.« (1979), dem Georg-Büchner-Preis (1985), dem »Nationalpreis der DDR« (1986) und dem »Kleist-Preis« (1990).

Viele seiner Stücke wurden im Westen uraufgeführt, dennoch blieb ihm die DDR wichtig, "weil alle Trennlinien der Welt durch dieses Land gehen".

Hornbrille, Zigarre, dunkles Outfit und stets einen geistreichen Satz auf den Lippen: So ist der Dichter und Dramatiker Heiner Müller in Erinnerung geblieben – rein äußerlich gesehen.

Heiner Müller starb am 30. Dezember 1995 in Berlin. Heiner Müllers Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.


Weblinks:

Heiner Müller – Weltautor mit DDR-Prägung - www.mdr.de

Das Licht der Finsternis - Zum 20. Todestag von Heiner Müller - www.tagesspiegel.de/kultur

Heiner Müller - Gespräch & Werkzitate - www.youtube.com


Literatur:

Krieg ohne Schlacht: Leben in zwei Diktaturen
Krieg ohne Schlacht: Leben in zwei Diktaturen
von Heiner Müller

Sonntag, 30. Dezember 2018

Amos Oz gestorben


Amos Oz ist am 28. Dezember 2018 im Alter von 79 Jahren in Tel Aviv gestorben. Amos Oz war ein israelischer Schriftsteller, Erzähler und Journalist. Er gehört zu den großen Schriftstellern der Weltliteratur.

1954 trat er dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an, der auf Hebräisch Kraft, Stärke bedeutet. Seit dem Sechs-Tage Krieg war er in der israelischen Friedensbewegung aktiv und befürwortete eine Zwei-Staaten-Bildung im israelisch-palästinensichen Konflikt.

Amoz Oz setzte sich für die Aussöhnung von Isaraelis und Palästinensern ein.
Er ist Mitbegründer und herausragender Vertreter der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung »Schalom achschaw« (»Peace now«).

"Die tiefere Bedeutung von Kultur ist Neugier,
die Fähigkeit sich in den anderen hineinzuversetzen."


Amoz Os

Zu seinen bekanntesten Romanen gehören »Keiner bleibt allein« (1976), »Mein Michael« (1983), »Der perfekte Frieden« (1987), »Black Box« (1991), »Eine Frau erkennen« (1991), »Der dritte Zustand« (1992), »Nenn die Nacht nicht Nacht« (1995), »Ein anderer Ort« (2001), »Allein das Meer« (2002), »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis« (2004), »Verse auf Leben und Tod« (2008) und »Judas« (2015).


Amos Oz ist ein Meister des Erzählens. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. der »Friedenspreis des Deutschen Buchhandels« (1992), »Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main« (2005), »Siegfried Lenz Preis« (2014).

Sein Roman »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis« erzählt die Geschichte des Jungen Amos, der im Jerusalem der vierziger Jahre aufwächst – eine große Familien-Saga, ein Epos vom Leben und Überleben, ein Buch der Enttäuschungen und der Hoffnung. Das Werk wurde in alle Weltsprachen übersetzt und 2016 als Film adaptiert.

Amos Oz wurde am 4. Mai 1939 als Amos Klausner in Jerusalem geboren.

Literatur:

Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
von Amos Oz

Freitag, 9. November 2018

Iwan Turgenew 200. Geburtstag

Iwan Turgenew

Der russische Schriftsteller und Erzähler Iwan Turgenew wurde vor 200 Jahren am 9. November 1818 in der Nähe von Orjol geboren. Turgenew gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des russischen Realismus. Turgenjew gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des russischen Realismus und zählt zu den großen europäischen Novellendichtern. Seine Novellistik bedeutet einen Höhepunkt der Gattung in der russischen Literatur. Er war einer der Ersten in der russischen Literatur, welche die alltäglichen Nöte und Ängste der russischen Gesellschaft thematisierten.

Nach dem Studium der Literatur und der Philosophie in Moskau, St. Petersburg und Berlin war er für zwei Jahre im Staatsdienst tätig. Danach lebte er als freier Schriftsteller und verfasste Erzählungen, Lyrik, Dramen, Komödien und Romane.

Turgenjew beherrschte mehrere Literaturgattungen. In frühen Jahren bis 1847 pflegte er vor allem die Lyrik. Ab 1855 trat er dann vermehrt als Autor von Dramen und Komödien hervor, die in ihren äußerlich wenig dramatischen Entwicklungen Züge der Dramen Tschechows vorwegnehmen.

n den Jahren von 1844 bis zu seinem Tod 1883 schrieb Iwan Sergejewitsch Turgenew 33 Novellen und Erzählungen, sechs Romane und dazu noch die 25 Erzählungen, die zu den "Aufzeichnungen eines Jägers zusammengefasst" worden sind.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen: "Andrej Kolosow" (1844), "Der Raufbold2 (1846), "Drei Porträts" (1846), "Der Jude" (1847), "Petuschkow" (1847), "Tagebuch eines überflüssigen Menschen" (1850), "Drei Begegnungen" (1852), Mumu (1852), "Die Herberge" (1852) und die "Aufzeichnungen eines Jägers" (1852).

Ab 1855 lebte Iwan Turgenew mit nur kurzen Unterbrechungen im Ausland, besonders in Deutschland und Frankreich, von wo aus er die Unruhen im eigenen Land verarbeitete. Sieben Jahre hatte er seinen festen Wohnsitz in Baden-Baden.
Im Jahr 1883 starb Turgenew in Bougival bei Paris an Rückenmarkkrebs, der fälschlicherweise für Gicht gehalten wurde.

Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte er im Bett. Iwan Turgenew starb am 3. September 1883 in Bougival bei Paris.


Weblinks:

200. Geburtstag des Schriftstellers Iwan Turgenjew - www.deutschlandfunk.de
Iwan Turgenew-Biografie - Biografien-Portal www.die-Biografien.de

Iwan Sergejewitsch Turgenjew – Sein literarisches Schaffen, Romane II - Turgenew Romane - ZVABlog blog.zvab.com

Iwan Sergejewitsch Turgenjew – Sein literarisches Schaffen, Erzählungen II - ZVABlog blog.zvab.com

Blog-Artikel:

»Väter und Söhne« von Iwan Turgenew

»Aufzeichnungen eines Jägers« von Iwan Turgenew


Donnerstag, 1. November 2018

»Die Unsterblichkeit« von Milan Kundera

Die Unsterblichkeit
Die Unsterblichkeit

»Die Unsterblichkeit« ist ein 1988 erschiener Roman von Milan Kundera. Der Roman besteht aus sieben Teilen, ist in Episodentechnik geschrieben und appetitlich wie eine Menuefolge konzipiert.

"Wer heute noch so verrückt ist, Romane zu schreiben, sollte wenigstens darauf achten, dass der Inhalt nicht nacherzählbar ist. Ein Roman ist schließlich kein Fahrradrennen mit Start und Ziel, er gleicht vielmehr einem Menü aus mehreren Gängen.", erklärt Milan Kundera seinem Freund Prof. Avenarius, um ihm die ungewöhnliche Struktur seines entstehenden Romans zu verdeutlichen.

Damit hat er gleichfalls den Duktus des Buches umrissen. Dessen Inhalt ist wahrhaftig schwer nacherzählbar und zum Verständnis der wunderbaren Zeilen aus der Feder des tschechischen Schriftstellers, der seit 1975 in Frankreich lebt, auch gar nicht wichtig. Kundera selbst legt die Begründung in seinen zweiten Satz. Denn wer muss und will schon die exakte Zubereitung, die detaillierten Zutaten einer genussvollen Speisenfolge kennen. Als solche zumindest kann man Milan Kunderas Werk ohne Zweifel bezeichnen. "Die Unsterblichkeit" ist ein vorzüglich "konfektioniertes", mit feinsten Ingredienzien veredeltes und perfekt angerichtetes Menü in sieben Gängen (Kapiteln).


Ein Roman soll kein Radrennen sein, sondern ein Festmahl mit vielen Gängen.

Schon die "Vorspeise" (erstes Kapitel) zeichnet sich als kleine Delikatesse aus. Kundera platziert sich selbst in einen mondänen Pariser Fitness-Club, wo er eine etwa sechzigjährige Dame beim Schwimmunterricht beobachtet. Beim Abschied von ihrem jungen Lehrer fasziniert ihn eine graziöse Handbewegung der reifen Frau, die beinahe losgelöst von ihrem nicht mehr jugendlichen Körper im Raum stehen bleibt ("Mit einem bestimmten Teil unseres Wesens leben wir außerhalb der Zeit. Vielleicht wird uns unser Alter überhaupt nur in außergewöhnlichen Momenten bewusst, und wir leben die meiste Zeit alterslos.").

Seine Protagonistin nennt er Agnes - eine Mittvierzigerin. In den folgenden zwei Jahren kreiert er häppchenweise seine "delikate Speisenfolge" - ihr familiäres Umfeld - um sie herum. Das sind zum einen ihr Mann Paul, ihre Tochter Brigitte, die so ungleiche Schwester Laura und deren Lebensgefährte sowie ihren bereits verstorbenen Vater.

Dabei scheinen einige Zwischengänge "geschmacklich" aus der Menüfolge auszubrechen. Neue Episoden werden scheinbar losgelöst eingeflochten So begegnet der Leser in einem Kapitel Goethe und Hemingway im Jenseits, die sich u. a. über Bettina von Arnim unterhalten oder er wird mit den scheinbar völlig losgelösten erotischen Abenteuern eines Mannes mit Namen Rubens konfrontiert.
Doch der Schein trügt. Alles ist wohlüberlegt, die Grundkomposition bleibt stets bewahrt. Der sogenannte rote Faden - Gibt es eine Unsterblichkeit der Seele? Falls nicht, wenigstens die Erinnerung an eine Seele in der Nachwelt? - durchzieht latent metaphorisch die gesamte Romanstruktur.

Kundera verwebt die Rahmenhandlung (der Ich-Erzähler Milan Kundera erfindet, konzipiert und vollendet seinen Roman "Die Unsterblichkeit") virtuos mit einer Binnenhandlung (Agnes und ihr direktes Umfeld). Von Zeit zu Zeit interagieren beide und beeinflussen sich gegenseitig. Fiktion und Realität interferieren kontrapunktisch, "wie wenn zwei Melodien in einer Komposition verbunden werden". Diese raffiniert verknüpften Handlungsstränge variiert er zusätzlich mit kunstvoll eingestreuten Rückblenden, Vergleichen und "poetische Zufällen" und setzt damit eine delikate, in sich absolut stimmige "Speisenfolge" zusammen, der ein lang anhaltender "Abgang" - um einen Begriff aus der Degustation zu verwenden - beschienen ist.

Mit dem "Dessert" erhalten letztendlich alle Personen ihre wohldosierte Bestimmung oder besser: tragen zur vollendeten Würze bei. Kunderas wunderbares Kaleidoskop findet seine genussvolle Gesamtvollendung.

Aber auch nach dem Zusammenschluss der einzelnen Episoden war es nie so unwichtig, über die Handlung eines Romans zu diskutieren. Jedes Kapitel ist ein Amüsement seiner selbst. Der Autor philosophiert auf genussvolle Art und Weise über die Grundstruktur des Menschseins: mal melancholisch, dann wieder durchzogen von einer schwebenden Leichtigkeit, mal ironisch oder von Zeit zu Zeit mit einer Spur Bitterkeit. Kundera spricht Themen wie Liebe, Ehe, die Bedeutung von Gesten, Körper, Geist, das Sein und die Originalität des Ichs eines Menschen, Schicksal, Tod, Trauer und Glück, Hässlichkeit und Schönheit, gemeinsames Erleben und Alleinsein, ja, die Grenzen der Welt an sich an.

Milan Kunderas Roman offenbart sich als "eine wahre Brandung von Musik": ein Buch, das philosophisch über die Grundessenzen des menschlichen Lebens nachdenkt, in die Ferne jenseits von Raum und Zeit lockt und eine unbestimmte, grenzenlose Sehnsucht verspüren lässt und alle Sinne des Lesers gefangen nimmt.

Milan Kundera hatin seinem Buch »Die Unsterblichkeit« einzelne Erzählungen zu einem Roman verdichtet. Er schreibt in dIesen Geschichten auch über sich selbst. Daneben geht es auch um einen Paul, der zwei Frauen liebt und um eine Laura, die mit Bernard nicht glücklich werden kann und um eine Dame im Schwimmbad mit einer unsterblichen Geste.

Im Literaturhimmel schwadronieren derweil Hemingway und Goethe über Ruhm und Ehre. Das ist alles ganz wunderbar, was Milan Kundera da geschrieben hat. Der Autor sinniert über Leben und Tod und über Gott und die Welt. Er tut dies mit viel Ironie und Melancholie. Der Roman ist ebenso schlicht wie grandios und sehr gescheit, mit einem Wort: meisterhaft.

Literatur:

Die Unsterblichkeit
Die Unsterblichkeit
von Milan Kundera

Samstag, 25. August 2018

»Schloß Gripsholm« von Kurt Tucholsky


Im Jahr 1929 verbrachte Tucholsky mit seiner damaligen Lebensgefährtin Lisa Matthias den Sommerurlaub nahe Schloß Gripsholm in Schweden. Der Aufenthalt inspirierte ihn zu der »Sommergeschichte« des Ich-Erzählers und Schriftstellers Peter, der mit seiner Geliebten Lydia einen mehrwöchigen Urlaub auf Schloß Gripsholm verbringt.

»Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte« lautet der Titel einer Erzählung, die Kurt Tucholsky im Jahre 1931 veröffentlichte. Der episodenhafte Roman erzählt die heiter-melancholische Liebesgeschichte, zählt zu den bekanntesten Werken des Autors und wurde zu einem großen Publikumserfolg. Kurt Tucholskys Roman erzählt die Geschichte um den Sommerurlaub eines unkonventionellen Liebespaars.



Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte

»Schloss Gripsholm« ist eigentlich auf Bitten seines Verlegers zustande gekommen, denn eine nette kleine Liebesgeschichte möchte der Verleger Ernst Rowohlt gern von Tucholsky haben und dieser kommt im Sommer 1931 der Bitte des Verlegers nach.

Der Roman beginnt mit einem fiktiven Briefwechsel, in dem der Verleger Ernst Rowohlt seinem Autor nahe legt, eine kleine Liebes- oder Sommergeschichte zu schreiben, welche die Leute »ihrer Freundin schenken können«. Danach setzt die eigentliche Handlung ein – der Schweden-Urlaub des Ich-Erzählers Peter und seiner Freundin, der Sekretärin Lydia. Die beiden mieten sich in einem Anbau von Schloss Gripsholm bei Mariefried ein. Dort verleben sie heiter verliebte Tage, mokieren sich über konservative Touristen und lassen die Seele baumeln. Sie genießen ihre freie Zeit und streifen in Wanderungen durch die Gegend.

Zwischenzeitlich bekommen sie Besuch, zunächst von Peters Freund Karlchen, dann von Lydias Freundin Billie, woraus sich eine Nacht zu dritt entwickelt. Auf einem ihrer Spaziergänge lernen Peter und Lydia die kleine, tief verstörte Ada kennen, die im nahen Kinderheim wohnt und unter der tyrannischen Direktorin leidet. Die beiden setzen sich dafür ein, dass die Kleine wieder zu ihrer Mutter nach Zürich zurückkehren kann, und nehmen sie bei ihrer Abreise mit.

Kurt Tucholsky, ein Meister der schreibenden Zunft, erzählt seine Urlaubsgeschichte über eine Sommerliebe in Schweden mit großer Leichtigkeit, verlässt jedoch vielfach das vorherrschende Genre des unterhaltsamen Reise- bzw. Liebesromans. Die eingestreuten Reflexionen über das Wesen der Liebe oder die Unmöglichkeit, einer Urlaubsidylle Dauer zu geben, verleihen dem Roman melancholische Züge.

Ein herrlich geschriebener leichter Roman, der doch viel sprachlichen Witz und auch immer wieder zynische Anklänge und kritische Untertöne hat. Selten zwar, aber unvermittelt und dadurch umso überraschender bricht sich seine Bitterkeit an den scheinbar unverbesserlichen Schwächen der Menschheit Bahn. Um sich gleich darauf mit Humor an die eigene Menschlichkeit zu erinnern. Der Roman entlässt den Leser auch nicht ohne Nachdenklichkeit, enthält er doch auch einige zeitkritische Bezüge.

Mit leichter Hand entwarf Kurt Tucholsky eine launige Romanze zwischen zwei sachlichen Menschen. In seiner unnachahmlichen Mischung aus schnoddriger Zärtlichkeit, leiser Melancholie und fröhlich-ausgelassener Sprachakrobatik bietet dieser Roman ein Lesevergnügen ersten Ranges.

Schloss Gripsholm wurde 1537 erbaut, an der Stelle einer Burg aus dem Jahr 1380. Es liegt am Ufer des Mälarsee, in der Nähe des wunderschönen Orts Mariefred. Bauherr war Gustav I. Wasa.

Literatur:

Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte
Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte
von Kurt Tucholsky

Schloss Gripshojm Rezension
Schloss Gripsholm Rezension
von Joachim Weiser

Weblink:

Schloss Gripsholm - Wikipedia.org

Samstag, 18. August 2018

»Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« von Milan Kundera

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins


»Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« von Milan Kundera ist 1984 knapp zehn Jahre nach seiner Emigration nach Frankreich erschienen - der Roman Kunderas, der zum Welterfolg wurde. Seit Veröffentlichung jenes Romans gilt Kundera als der international bekannteste tschechisch schreibende Autor seit Jaroslav Hasek.

Der essayistische Roman erzählt eine verschlungene Liebesgeschichte, welche mit unterschiedlichen Konstellationen von Liebespaaren in Prag, Genf und in der böhmischen Provinz spielt.

Der Roman ist eine Geschichte über unterschiedliche Lebensentwürfe. Die Geschichte von Tomas, dem Chirurgen, Teresa, der Serviererin, Sabina, der Malerin und den anderen ist nicht gerade umwerfend, aber sie passt sehr gut in die 80er Jahre. Sie hat etwas von französischem Lebensgefühl der Leichtigkeit des Seins - oder dem, was in Filmen von Sautet oder Lelouche dargestellt wird.

Der komplizierte, nachdenkliche Chirurg, der seinen Beruf fast mehr liebt als die Frauen, diese aber sehr und sehr zahlreich. Über seinen guten Frauengeschmack hinaus ist der Held nicht nur beruflich sondern auch politisch engagiert. Er verdirbt es sich mit dem kommunistischen Regime und muss emigrieren. Als Widerpart zum unsteten, polygamen, was auch immer suchenden Mann, betritt Teresa, die geerdete, mütterliche und stete auf den Plan. Tomas und Teresa bleiben einander, durch viele Widerstände und Umwege bis zur Idylle im ländlichen Exil, zurück in der Tschechoslowakei. Am Ende stirbt Teresas liebes Tier, der Hund Karenin. Seine Schilderung, so ergreifend, dass sie jedem Hundefreund die Tränen in die Augen treiben muss.


Die Geschichte endet tragisch, denn Tomas und Teresa sterben bei einem Lastwagenunfall. Der Autor hält es wohl mit Friedrich Dürrenmatt: "Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt, wenn sie die schlimmstmögliche Wendung genommen hat."

Prager Invasion 1968

Der Prager Frühling und der Einmarsch der Sowjettruppen im August 1968 bilden die Kulisse der Romans. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings geht ein Risss durch die Gesellschaft und durch die Biografien der Figuren des Romans. Viele Tschechen verlassen das okkupierte Land und gehen in die Emigration.

Diese letzten Endes trotz des politischen Hintergrundes banale Geschichte zweier Menschen ist in typisch Kunderascher Weise hoch aufgeladen mit philosophisch-essayistischen Passagen. Er nimmt sich die Freiheit, die klassische auktoriale Erzählweise zu potenzieren und Charakter und Verhalten seiner Protagonisten zu kommentieren und als Autor in Erscheinung zu treten.


Was auch passiert im Laufe des Romans, Kundera nimmt Momente der Erzählung zum willkommenen Anlass, Exkurse in die Philosophie und Psychologie zu unternehmen, Mythisches und Archaisches zu assoziieren. Dieses Querdenken und Räsonieren des großen Musil-Verehrers ist Kunderas Markenzeichen geworden. Über Qualität und Funktion dieser ausgeprägten Essayistik kann man geteilter Meinung sein. Ein Sache ist, ob sie dem Fluß der Erzählung gut tut, die andere, wie überzeugend und schlüssig sie ist. Manchmal möchte man dem Autor empfehlen, noch einmal über einen Gedankengang nachzudenken.

Es ist ein selbstverständlicher, geläufiger, fast musikalischer Stil. Er wirkt präzise, gleichzeitig intellektuell und scheut den Tiefsinn nicht. Manchmal drängt sich der Verdacht auf, dass es sich um Pseudotiefsinn handelt. Da liegt schon der besonderen Reiz des Romans. Er betonte stets: »Es ist das Werk, das zählt. Vergeßt den Autor!«



Literatur:

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
von Milan Kundera

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
von Milan Kundera




Weblink:

Prager Frühling - www.planet-wissen.de

Mittwoch, 14. März 2018

»Heldenplatz« von Thomas Bernhard

Thomas Bernhard


Thomas Bernhard war einer der größten Literaten Österreichs und einer, der am wenigsten verstanden wurde. Bernhard hat mit seinen provokanten Stücken so manchen Skandal verursacht. Doch nie tobte ein solch erbitterter Kampf wie vor der Uraufführung von »Heldenplatz«. Eine ganze Nation fühlte sich verunglimpft - die Alpenrepublik stand Kopf. »Heldenplatz« ist sein letztes Werk, welches er 1988, ein Jahr vor seinem Tode veröffentlicht hat.

»Heldenplatz« ist ein Kammerspiel um den "Anschluss" Österreiches 1938 und eines seiner umstrittensten Werke. Mit »Heldenplatz« unternahm Thomas Bernhard 1988, kurz vor seinem Tod, einen letzten Frontalangriff auf seine österreichischen Landsleute. Das Stück bringt die dunkle Seite der österreichischen Seele zur Geltung. »Heldenplatz« kommt wie ein letztes Aufbegehren vor, in der er seiner Heimat die Stirn bieten wollte.

Thomas Bernhard
Thomas Bernhard, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit, schrieb das Theaterstück anlässlich des 100. Geburtstags des Wiener Burgtheaters und des 50. Jahrestags von Österreichs "Anschluss" an Nazi-Deutschland am 12. März 1938. Das skandalumwitterte Drama handelt von der unbewältigten Vergangenheit Österreichs, welche bis in die Gegenwart hinein reicht.

Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler unter den Jubelrufen der anwesenden Wiener Bevölkerung auf dem Heldenplatz bei der Hofburg den »Anschluß« Österreichs an Deutschland. 50 Jahre später versammeln sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster und deren engste Freunde. Der Anlaß: das Begräbnis von Professor Josef Schuster. Für diesen philosophischen Kopf, von den Nazis verjagt, in den fünfziger Jahren auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf seinen Lehrstuhl zurückgekehrt, gab es keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Denn die Situation im gegenwärtigen Österreich sei »noch viel schlimmer als vor fünfzig Jahren«.


»Heldenplatz« spielt nach dem Selbstmord eines alten jüdischen Professors in Wien. Hausangestellte und Familie blicken auf dessen Verbitterung zurück und ereifern sich dabei in wütenden Schimpftiraden über den Judenhass der Wiener, die Stumpfsinnigkeit der Österreicher, die Verderbtheit der Politik und die Niederträchtigkeit des Menschen im Allgemeinen. Die Witwe des Verstorbenen hört im Wahn noch immer die Volksmassen schreien, die 1938 auf dem Wiener Heldenplatz Adolf Hitler begeistert willkommen hießen.

Das Theaterstück ist ein Kammerspiel bestehend aus drei Szenen: Im ersten wird die Vorgeschichte erzählt. Im zweiten rechnet Professor Schuster in einem nur durch kurze Anmerkungen unterbrochenen Monolog ab. Im dritten stellt er sich mit seinen Aussagen einer Reihe von weiteren Figuren. Ohne große Gegenrede, ohne einen Widersacher. Das macht das Stück zwar nicht langweilig, aber reichlich einseitig. Eine weitere Abrechnung Bernhards eben. In seinem Kammerspiel um den "Anschluss" 1938 und Antisemitismus gibt es nur wenig Handlung. Diese ist nur Vorwand für sprachmächtige, lange, sich wiederholende Tiraden.

Wer Thomas Bernhard kennt und seine Werke liest, der weiß von seinen Schimpftriaden über Systeme und Politik. In diesem Buch hat er die österreichische Gesellschaft - und speziell die Wiener, die Politik, den Antisemitismus - aufs Korn genommen und zur Zielscheibe seiner Tirade gemacht. Wer die braune Vergangenheit Österreichs thematisiert, kann auf Resonanz sicher hoffen.Die breite Palette von Haß, Gleichgültigkeit und Verblendungen bietet auch dieses Stück. Österreichs Anschluß prägte Bernhards Einstellung zu seinem Land. Die Auswirkungen sah er nie als überwunden an. Das Lachen bleibt einem bei diesem großen Komödianten im Hals stecken. Selbst der Haß zeigt seine lächerlichen Fratzen, wenn er glaubt unter sich zu sein.

Der wortmächtige Übertreibungskünstler Bernhard verzichtet auf einen klassischen Konflikt und macht den brillant aufbrausenden Text selbst zum eigentlichen dramatischen Zentrum seines Werks. Im Jahr der Premiere löste das Stück des Aufrüttlers und Mahners einen landesweiten Skandal in Österreich aus. Die Wucht des Textes ist nach wie vor beeindruckend - heute allerdings lassen sich auch seine komischen Qualitäten genießen.

Nicht zuletzt die Rezeption dieses Stücks befestigte die öffentliche Wahrnehmung Bernhards als Skandalautor, als Provokateur und (wie man es in seinem Herkunftsland vielfach sah) als „Nestbeschmutzer“. Denn ein Vorabdruck besonders polemischer Passagen aus dem Text in der österreichischen Presse verursachte damals eine landesweite Diskussion, die sich nicht zuletzt auch an der Tatsache entzündete, dass Heldenplatz ausgerechnet am Wiener Burgtheater (zu dessen 100-jährigem Jubiläum) aufgeführt werden sollte, an einem Theater, das von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung als nationale Kulturinstitution im Dienste der repräsentativen Klassikerpflege angesehen wurde.

Literatur:

Heldenplatz
Heldenplatz
von Thomas Bernhard


»Heldenplatz« von Thomas Bernhard - Rezension
»Heldenplatz« von Thomas Bernhard - Rezension



Thomas Bernhard-Portal:

Heldenplatz (1988) - Thomas Bernhard-Portal - https://thomasbernhard.at


Heldenplatzskandal - Thomas Bernhard-Portal - https://thomasbernhard.at



Weblinks:

Thomas Bernhard-Biografie
- Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Wiedergänger und Kultfigur - www.zeit.de

Thomas Bernard Nachruf - www.spiegel.de


Blog-Artikel:

Thomas Bernhard 80. Geburtstag

Thomas Bernhard der große Verneiner

Claus Peymann 80. Geburtstag


Videos:

Thomas Bernhard - Heldenplatz (Uraufführung 1988) - YouTube

Thomas Bernhard "Heldenplatz" im Theater in der Josefstadt - YouTube


Donnerstag, 1. März 2018

Gabriele D’Annunzio 80. Todestag

 Gabriele D’Annunzio

Gabriele D’Annunzio starb vor 80 Jahren am 1. März 1938 in Gardone Riviera. war ein italienischer Schriftsteller und Dichter des Fin de Siècle und spätromantischer Vertreter des Symbolismus.

Er gilt als ein Ideengeber für den italienischen Faschismus und als einer der Mentoren Benito Mussolinis, ohne allerdings jemals bekennender Faschist oder Mitglied der Faschistischen Partei gewesen zu sein.

Zu seinen bekanntesen Werken gehören die Romane »Das Feuer«, »Der Unschuldige« und »Das Opfer«.

VGabriele D’Annunzio ist neben Walter Pater, John Ruskin, Oscar Wilde, Aubrey Beardsley, Frederic Lord Leighton, Stéphane Mallarmé und Stefan George ein Vertreter des Ästhetizismus, einer Zeitepoche der Literatur, die von 1890 bis 1920 andauerte und die im Schönen (dem Ästhetischen) den höchsten Wert sieht.

1924 wurde D’Annunzio geadelt und erhielt den Titel "Principe di Montenevoso". Nach dem Schriftsteller und Dichter ist die Universität Chieti-Pescara benannt.


D’Annunzio starb am 1. März 1938 in seiner Villa bei Gardone Riviera, die bereits vorher durch die Regierung zur nationalen Gedenkstätte erklärt worden war. Bestattet wurde D’Annunzio in einer repräsentativ ausgebauten Grabstätte aus weißem Marmor auf dem Gelände seiner Villa.

Gabriele D’Annunzio wurde am 12. März 1863 in Pescara geboren.


Literatur:

Das Feuer
Das Feuer
von Gabriele D'Annunzio

Der Unschuldige
Der Unschuldige
von Gabriele D'Annunzio

Das Opfer
Das Opfer
von Gabriele D'Annunzio


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Heinrich Böll 100. Geburtstag


Heinrich Böll

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Heinrich Böll wurde vor 100 Jahren am 21. Dezember 1917 in Köln als Sohn eines Tischlers in einem katholischen Elternhaus geboren. Böll war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer des 20. Jahrhunderts. Heinrich Böll gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit.

Heinrich Böll ahm nach dem Abitur eine Lehre im Buchhandel auf, die er bald abbrach. Nach einem gerade begonnenen Studium der Germanistik und klassischen Philosophie wurde Böll 1939 zur Wehrmacht eingezogen. 945 kehrte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Köln zurück, wo er sein Studium wieder aufnahm und in der Schreinerei seines Bruders arbeitete.

Ab 1947 publizierte er in Zeitschriften und wurde 1951 für die Satire ›Die schwarzen Schafe‹ mit dem Preis der Gruppe 47 ausgezeichnet. Fortan war er als freier Schriftsteller tätig und veröffentlichte Romane, Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele sowie Theaterstücke. Außerdem übersetzte er, gemeinsam mit seiner Frau Annemarie, englische und amerikanische Literatur (u. a. George Bernard Shaw und Jerome D. Salinger).

Als Publizist und Autor führte Heinrich Böll Klage gegen die Grauen des Krieges und seine Folgen, polemisierte gegen die Restauration der Nachkriegszeit und wandte sich gegen den Klerikalismus der katholischen Kirche, aus der er 1976 austrat. In den sechziger und siebziger Jahren unterstützte er die Außerparlamentarische Opposition. 1983 protestierte er gegen die atomare Nachrüstung. Insbesondere engagierte sich Böll für verfolgte Schriftsteller im Ostblock. Der 1974 aus der UdSSR ausgewiesene Alexander Solschenizyn war zunächst Bölls Gast.

Ab 1976 gab er, gemeinsam mit Günter Grass und Carola Stern, die Zeitschrift ›L’76. Demokratie und Sozialismus‹ heraus. Der Verband deutscher Schriftsteller wurde 1969 von ihm mitbegründet, und er war Präsident des Internationalen PEN-Clubs (1971 bis 1974). Böll erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Georg-Büchner-Preis (1967), den Nobelpreis für Literatur (1972) und die Carl-von-Ossietzky-Medaille (1974). Im Jahr 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Der Katholiszismus rheinischer Prägung und der Krieg gehören zu den beiden prägenden Grunderfahrungen des Schriftstellers, die er immer wieder literarisch verarbeitet hat. Zu seinen bekanntesten Werken gehören Romane wie "Irisches Tagebuch", "Ansichten eines Clowns", "Gruppenbild mit Dame" oder "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Neben vielen anderen Auszeichnungen wurde das literarische Schaffen des gebürtigen Kölners 1972 in Stockholm mit dem Nobelpreis gewürdigt.

Heinrich Böll starb am 16. Juli 1985 in Langenbroich in der Eifel.
Erzählungen
Erzählungen
Ansichten eines Clowns
Ansichten eines Clowns
Ansichten eines Clowns
Ansichten eines Clowns

Ansichten eines Clownes
Die verlorene Ehre
Die verlorene Ehre

Ein Mahner und Moralist, der nicht mehr populär ist, dessen Lektüre jedoch lohnt. Was seinem Werk bis heute Bestand verleiht und im Mittelpunkt seiner erzählerischen und essayistischen Arbeiten steht, ist der Anspruch auf Autonomie, auf eine freie, individuell begründete Parteilichkeit, die sich vorgeformten Denkbahnen entzieht.








Als Publizist und Autor führte Heinrich Böll Klage gegen die Grauen des Krieges und seine Folgen, polemisierte gegen die Restauration der Nachkriegszeit und wandte sich gegen den Klerikalismus der katholischen Kirche, aus der er 1976 austrat. In den sechziger und siebziger Jahren unterstützte er die Außerparlamentarische Opposition. 1983 protestierte er gegen die atomare Nachrüstung.

Heinrich Böll war ein politisch engagierter Schrifsteller und ein wehrhafter Demokrat, der immer wieder seine Stimme gegen das Unrecht erhob. Für Heinrich Böll begann die Freiheit im Kopf. Er ist nicht nur als Nobelpreisträger und einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts bekannt, sondern vor allem als kompromissloser Verfechter einer kritischen Öffentlichkeit.

Seine ständige politische Einmischung stellt bis heute ein Vorbild gesellschaftlichen Engagements dar. Wie zeitlos seine Schriften sein können, möchten wir anlässlich seines 30. Todesjahres zeigen. Wir erinnern mit den Texten und Zeugnissen an einen Künstler und Intellektuellen, der mit seinen Romanen, Erzählungen und politischen Einwürfen eine eigene Aktualität bewahrt hat:

Man könnte in dem sanften Baskenmützenträger mit dem fein melancholischen Zug um den Mund eine Art intellektueller Herkules der frühen Bundesrepublik sehen, der das Land in seinem literarischen und publizistischen Kampf von den Ungeheuern der Vergangenheit befreit und zu einem bewohnbaren, zivilisierten Ort gemacht hat. Er mistete im Nachkriegsdeutschland den ideologischen Augiasstall von nationalsozialistischen Relikten aus, stritt gegen die Wiederbewaffnung, demonstrierte in Mutlangen gegen atomare Aufrüstung, er verteidigte seinen Glauben gegen den unheiligen Pakt mit der Macht, den die katholische Kirche geschlossen hatte, und zog gegen die Hydra der Springer-Presse zu Felde.

Er machte aber nicht nur als Schriftsteller von sich reden, auch sein politisches Engagement sorgte für viele Schlagzeilen und spaltete Zeit seines Lebens die Nation. Warb er doch 1969 im Bundestagswahlkampf offensiv für Willy Brandt, und auch sein Engagement für die Friedensbewegung erhitzte viele Gemüter.

Böll legte sich mit der politischen Linken wie der Rechten an, mit der katholischen Kirche ebenso wie mit der Presse. Er setzte sich für Flüchtlinge aus Vietnam ein und für Dissidenten in Osteuropa. Er war Humanist, aber kein Moralist, und überzeugt, dass "Sprache, Liebe, Gebundenheit den Menschen zum Menschen machen"

Im Jahr der Nobelpreis-Verleihung sorgte der Schriftsteller für einen innenpolitischen Skandal, als er sich öffentlich für einen menschlicheren Umgang mit den Terroristen der RAF einsetzte.

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Heinrich Böll sind Anfang Oktober die beiden Werke »Kriegstagebücher Faksimile« und »Heinrich Böll und die Deutschen« erschienen.

Heinrich Böll ist am 16. Juli 1985 in Kreuzau in der Eifel gestorben.

Heinrich Böll 100. Geburtstag:

100 Jahre Heinrich Böll - www.boell.de

100. Geburtstag von Heinrich Böll - www.stadt-koeln.de

100. Geburtstag von Heinrich Böll: Das Märchen vom armen Heinrich .. - www.stuttgarter-nachrichten.de


Weblinks:

Heinrich Böll-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Heinrich Böll-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

„Einmischung“, szenische Lesung zum 30. Todestag von Heinrich Böll

Literatur [ >> ]:

Billard um halb zehn
Kriegstagebücher Faksimile
von Heinrich Böll

Billard um halb zehn
Billard um halb zehn
von Heinrich Böll