Samstag, 12. August 2017

»Die neuen Leiden des jungen W« von Ulrich Plenzdorf

Die neuen Leiden des jungen W


»Die neuen Leiden des jungen W« ist ein autobiografisch gefärbter Roman des DDR-Schriftstellers Ulrich Plenzdorf. Darin wird die Geschichte des jungen Edgar Wibeau erzählt, der seine Lehre schmeißt, von zu Hause abhaut, sich ein Leben ohne Jeans nicht vorstellen kann und wie einst Goethes Werther in eine verheiratete Frau verliebt ist.

Edgar Wibeau ist 17 Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Er begehrt wie Holden Cauldfield in H.D. Salingers »Der Fänger im Roggen« auf, eckt an - und stößt sich den Kopf besonders hart, denn in der DDR, wo er aufwächst, ist kaum Platz für Individualisten wie ihn.

So flüchtet er aus dieser Gesellschaft, versteckt sich in einer alten Laube und entdeckt dort bei der Lektüre von Goethes »Die Leiden des jungen Werther«, dass er mit diesem berühmtesten aller Liebeskranken einiges gemeinsam hat.


Das Buch beginnt mit zwei Todesanzeigen. Edgar Wiebeau ist durch einen Stromschlag gestorben. Eine von seinen Kollegen vom Bau und eine von seiner alleinerziehenden Mutter.

Der Vater liest den Tod des 17-Jährigen und beschließt Fakten über seine letzten Wochen zu sammeln, indem er alle, die Kontakt mit ihm hatten, zu den Geschehnissen befragt.

Die neuen Leiden des jungen W

Die neuen Leiden des jungen W

Das besondere bei der Ermittlung ist jedoch, dass nicht nur die Befragten und der Vater zu Wort kommen, sondern das auch Edgar sich aus dem Jenseits meldet und die Aussagen der Befragten für die Leser entweder korrigiert oder kommentiert.

Mit seinem Stück »Die neuen Leiden des jungen W.« gelang es Plenzdorf, die Ängste, Hoffnungen und das Lebensgefühl der Jugend in den 1970er Jahren in Ost- und Westdeutschland auf ungewöhnliche Art und Weise atmosphärisch einzufangen und auszudrücken.

Ulrich Plenzdorfs Name wird mit seinem berühmesten Werk »Die neuen Leiden des jungen Werther« untrennbar verbunden bleiben. Weltliteratur mit einem Kunstgriff: Er schrieb "seinen Werther" zeitgemäß und gesellschaftskritisch von Goethes Original ab und erfand "seine eigenen Werther".

»Die neuen Leiden des jungen W« ist ein Werther der DDR und ein sozialistischer »Gegenentwurf« zu den bürgerlichen Leiden des jungen Werthers. Die gedankliche Übertragung der Werther-Geschichte in die damalige sozialistische Gesellschaft impliziert die Annahme einer gestörten Beziehung des Helden zu eben dieser Gesellschaft und unterstellt ihr per analogiam ein wesentliches Defizit im Hinblick auf die proklamierte Entfaltung der Persönlichkeit.

Eine zusätzliche romantische Note bekommt der Liebesroman dadurch, daß er einem Land spielt, daß es über 25 Jahren nicht mehr gibt.
Der Autor hält es wohl mit Friedrich Dürrenmatt: "Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt, wenn sie die schlimmstmögliche Wendung genommen hat."


Weblinks:

Die neuen Leiden des jungen W. – Wikipedia

»Ein Werther der DDR« – Goethezeitportal – www.goethezeitportal.de

Literatur:

Die neuen Leiden des jungen W
Die neuen Leiden des jungen W
von Ulrich Plenzdorf


Blog-Artikel:

»Die Blumen des Bösen« von Charles Baudelaire

Charles Baudelaire 150. Todestag

»Die Leiden des jungen Werther« von Johann Wolfgang von Goethe

Ulrich Plenzdorf 10. Todestag

Clemens Brentano 175. Todestag

George Tabori 10. Todestag

»Walden oder Leben in den Wäldern« von Henry Thoreau


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