Samstag, 24. Juli 2021

"Big Brother is watching you"


Nineteen Eighty-four

Winston Smith, die Hauptfigur des Romans, ist ein 39 Jahre alter, ausgemergelter, gebrechlicher, grüblerischer und resignierter Mann, der an den von der Partei ausgegebenen Parolen und ihrem Führer, dem Großen Bruder, zweifelt. Die Metapher vom "Big Brother" ist die große Allegorie in dem dystopischen Roman.

Um den tatsächlichen Verlauf der Dinge festhalten zu können (gegenüber der pausenlosen Geschichtsfälschung der Partei, die er aus seiner Arbeit im „Ministerium für Wahrheit“ kennt), beginnt er, Tagebuch zu schreiben. Er wünscht sich den Umsturz der Regierung und den Niedergang des Großen Bruders und sucht daher nach Gleichgesinnten, die er in Julia und O’Brien zu finden glaubt.

Big Brother

Winston ist in seinem Widerstand bemüht zu verstehen, wie die Partei eine solch totale Macht ausüben kann. Seine Überlegungen kreisen häufig um die Möglichkeit, Sprache zur Gedankenkontrolle zu benutzen („Neusprech“).

Protagonist der Handlung ist Winston Smith, ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden, sozialistischen Staatspartei, der sich der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz seine Privatsphäre sichern will sowie etwas über die reale nicht redigierte Vergangenheit erfahren möchte und dadurch in Konflikt mit dem System gerät, das ihn einer Gehirnwäsche unterzieht.

1984
1984

"1984", erschienen im Juni 1949, ist ein dystopischer Roman von George Orwell, in dem ein totalitärer Überwachungsstaat in einer ferner Zukunft im Jahre 1984 dargestellt wird. In Ozeanien regiert die Einheitspartei diktatorisch unter Anwendung von Methoden des Überwachungsstaates.

Der Klassiker über einen allmächtigen Überwachungsstaat ist und bleibt beklemmend aktuell: Mit seiner düsteren Dystopie "1984" schuf George Orwell eines der einflußreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts. "1984" hat im Laufe der Geschichte zu ganz unterschiedlichen Zeiten aufgrund der Themen staatliche Wahrheit, Lüge, Sprache, Surveillance und Bewußtseinsveränderung immer wieder starke Beachtung gefunden.

Literatur:

1984
1984
von George Orwell


Weblinks:

George Orwell-Biografie - www.die-biografien.de

George Orwell-Zitate - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

»1984« von George Orwell

Mittwoch, 21. Juli 2021

»Der Sturm« von William Shakespeare


»Der Sturm« (»The Tempest«) von William Shakespeareist eine Romanze über Grenzen und Triumphe der Menschlichkeit, über Herrschaftsphantasien und Machtansprüche, über zwischenmenschliche Beziehungen, über Wunder und Magie. Schauplatz ist eine einsame, von Geistern bewohnte Insel, auf der Menschen nur Besucher sind.

König Alonso von Neapel erleidet mit seinem Gefolge Schiffbruch. Begleitet wird der König auch von Antonio, Herzog von Mailand. Vor zwölf Jahren hatte dieser seinen Bruder Prospero und dessen 3-jährige Tochter Miranda in einem Boot ausgesetzt. Auf einer Insel haben sie überlebt.

„Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind und unser Leben ist nur ein Moment.“


4. Akt, 1. Szene / Prospero

Durch Zauberkraft hat Prospero die Herrschaft über die Insel übernommen. Mit Hilfe seiner Magie hat er auch den Sturm herbeigeführt, die Schiffbrüchigen landen auf seiner Insel. Während um den Thron ein harter Kampf ausbricht, wächst zwischen Ferdinand, Sohn des Königs, und Miranda eine innige Liebe.

Auf geheimnisvolle Weise lässt Prospero einstige Widersacher auf seiner Insel stranden, um Rache zu nehmen und Reue zu erzwingen. Eine Romanze über den Wandel der Gefühle und die Schwierigkeit des Vergebens.


Durch eine politische Intrige verschlägt es Prospero, den rechtmäßigen Herzog von Mailand, auf eine Insel. Hier herrscht er über Geister, Wind, Wasser und Luft, während er seine Tochter Miranda in Unwissenheit über die Welt und ihre Menschen aufwachsen lässt, bis er die Zeit für gekommen hält, sie aufzuklären.

Mit Hilfe des Luftgeistes Ariel entfacht Prospero einen gewaltigen Sturm, der einen Schiffbruch auslöst und seine ehemaligen politischen Widersacher an den Strand der Insel spült. Hier lässt Prospero die Schiffbrüchigen ein fantastisches Gefühlschaos durchleben: aus Hass lässt er Liebe, aus Dummheit Gewalt, aus Neugier Starrsinn und aus Treue Aufbegehren werden. Ariel braucht seine ganze Kraft, um den Zauber durchzuführen und Prosperos Inszenierung planmäßig ablaufen zu lassen. Währenddessen begegnet seine Tochter Miranda dem gestrandeten Königssohn Ferdinand und entdeckt das Wesen Mann und damit den Schmerz und die Liebe.

Shakespeares Romanze handelt von der Schwierigkeit zu vergeben und ist ein Stück über das Theater, das Spiel mit der Illusion und den Zauber der Kulisse. Mit einer einfachen Bühne als Insel, auf der Prospero durch Ariel eine Versuchsanordnung inszeniert, um seine Opfer zur Reue zu zwingen, begegnet das königliche Gefolge seinen eigenen Abgründen.

Die Figuren, in zeitlos modernen Kostümen, sind nicht zu verorten, sondern könnten sich mit ihren Utopien, Rivalitäten und Eitelkeiten an jedem Ort der Welt begegnen. Hier werden sie einander schonungslos gegenübergestellt, wodurch auch absurder Slapstick und musikalisch untermalte Komik entstehen.


William Shakespeares »Der Sturm« zählt zu den bekanntesten romantischen Komödien der Weltliteratur. Es ist Shakespeares letzter und wahrscheinlich auch originellster Dramentext. In der Geschichte um den mächtigen Zauberer Prospero findet sich alles, was Shakespeare auch heute noch aktuell und lesenswert macht: Sein Werk ist Familiendrama, Liebeskomödie und Märchengeschichte in einem und kreist dabei um die moralische Frage nach der Begründung von Herrschaft und deren zweifelhafter Legitimität.


Literatur:

Der Sturm
Der Sturm, oder Die bezauberte Insel


 Der Sturm. Shakespeare von William Shakespeare und August Wilhelm Schlegel

Samstag, 17. Juli 2021

»Saint Tropez« von Wolf Wondratschek


Saint Tropez: und andere Erzählungen


»Saint Tropez« ist ein autobiografischer Roman von Wolf Wondratschek - ein traurig leuchtend schöner Erzählungsband.

Wolf Wondratschek schreibt Lebensgeschichten - Meisterliche Erzählungen über das Schicksal von Menschen, die durch unerhörte Begebenheiten aus der Bahn gekippt werden. Mit großer stilistischer Brillanz erzählt Wondratschek von der Macht und der Magie des Zufalls im Leben eines jeden Menschen.

"Es ist seltsam, wie viel erfinden müssen, um das Leben zu verstehen, denn was wäre die Realität ohne die Einsicht ihrer Erfindung, was für einen Wert hätte die Wahrheit ohne den Komfort des Humors und welche Wahrheit die Liebe ohne das Schicksal jener, die leiden?"

Wolf Wondratschek

Die Geschichte „Saint Tropez“ ist insofern autobiographisch, weil der Autor tatsächlich die Wintermonate in der Wohnung seines Freundes in Saint Tropez verbringt. Es beginnt mit einem Spiel, drei Worte auf einen Zettel schreiben, Keimzelle eines späteren Satzes oder einer ganzen Geschichte. Und dann galoppiert der Text haltlos wild, kreuz und quer dahin. Am Ende der Erzählung begegnet der Autor einem Jungen. Dieses Kind geht auf einen Fischer los der einen Oktopus auf einem Stein weich schlägt. Das kleine neunjährige Kind, hoch sensibilisiert, glaubt das der Fischer das Tier quält. Das Bild zeigt eigentlich, wie reagiert man auf dieser Welt, wenn man nicht genug Informationen hat, wenn man nur mit der Seele auf der Welt ist.


Weblink:


Saint Tropez: und andere Erzählungen
von Wolf Wondratschek

Martin Walker und sein Perigord

Martin Walker

Martin Walker - 1947 in Schottland geboren - ist ein schottischer Historiker, politischer Journalist und Schriftsteller. Er wohnt mit seiner Familie in Le Bugue in Süd-Frankreich in seiner Wahlheimat, dem weinseligen Périgord.

Der schottischer Schriftsteller Martin Walker hat seiner Wahlheimat, dem französischen Périgord, ein literarisches Denkmal gesetzt. Nun führt er an die Schauplätze seiner Romane.

Der in Schottland geborene Schriftsteller wurde erst in Frankreich zum Kriminalautor. 1999 ließ er sich mit seiner Familie in einem kleinen Ort im Périgord nieder. Dort spielen seine erfolgreichen Kriminalfälle rund um den Dorfpolizisten Bruno.


Es geht es um den sympathischen Polizisten Bruno und das Perigord, um Landschaft und Essen, Freundschaften und so nebenbei um eine Krimihandlung. Diese sind etwas zu sehr konstruiert, aber nicht unspannend und meist mit viel Historie angereichert,

Bei Martin Walker ist die Rezeptur in seinen Romanen fein verteilt. Im Roman fließt wenig Blut, es geschehen wenige Morde, dafür ein charaktervoller Kommissar und dazwischen gibt es schöne Kochrezepte aus der französischen Küche.

Martin Walkers Romane spielen im geschichtsträchtigen Périgord mit seinen herrlich trutzigen Burgen. Die Romane sind Annäherungen an das Perigord. Sie behandeln die reiche Geschichte und die kulinarischen Spezialitäten des Périgord. Die Bücher rund um den Chef de Police Bruno liefern wie immer gute Inspirationen für einfache, schmackhafte Gerichte.

Inspiriert von den Bewohnern und der langen historischen Vergangenheit der Region schrieb Walker 2008 seinen ersten Kriminalroman: "Bruno - Chef de Police".

Mittlerweile sind zehn weitere Kriminalromane von Martin Walker dazugekommen. Wer gerne Kriminalromane liest, ein Gefühl für Südfrankreich und seine Lebensart entwickelt hat, dazu gerne kocht und nach guten Inspirationen für einfachen, schmackhaften Gerichten sucht, der ist mit den Krimis von Maritn Walker sehr gut bedient. - Bon appetit!


Literatur:

Reiner Wein: Der sechste Fall für Bruno, Chef de police
Reiner Wein: Der sechste Fall für Bruno, Chef de police
von Martin Walker

Weblink:

Martin Walker über das Herz Frankreichs - Youtube

»Die Inseln« von Jean Grenier


Die Inseln

»Die Inseln« von Jean Grenier sind eine Anthologie von philosophischen Essays, in denen Grenier der grotesken, tragischen Lebenswelt mit humorvoller Finesse begegnet. Mit einem satirischen Erzählduktus wandert Grenier von einer Lebensinsel zu anderen, vom Lebensanfang bis zum Lebensende.

Seine skeptisch-pessimistische Grundeinstellung sucht im Tierwesen des Katers Mouloud und des Hundes Taiaut eine Naturverbundenheit, die eine symbolische Bedeutung für den Menschen bekommt. Mit der symbolischen Einheit der Mensch-zu-Tierperspektive meditiert Jean Grenier eine Einheit mit dem Tier, welche die Einsamkeit in der gemeinsamen Lebenswelt besser ertragen lässt.

In den Essays wird spürbar, wie der Mensch in einer abweisenden, paradoxen, absurd erscheinenden Lebenswelt aus Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit Selbstvertrautheit und Antworten auf existentielle Fragen gewinnen kann.


Weblink:


Die Inseln
von Jean Grenier

»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« von Marcel Proust


Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Marcel Prousts Hauptwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« (»À la recherche du temps perdu«) in sieben Bänden, dieser monumentale und epochale Roman gilt als eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts. Es ist eine monumentale Darstellung der Pariser Aristokratie und des Großbürgertums in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Von 1905 bis zu seinem Tod im Jahr 1922 verfasste Marcel Proust in den abgedunkelten, stickigen Zimmern seiner Pariser Wohnung mit »À la recherche du temps perdu« (»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«) eines der größten Werke der Literatur. »Das Leben ist zu kurz und Proust zu lang«, schrieb Anatole France 1913 bei der Veröffentlichung des ersten Bandes von »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« zu einem Zeitpunkt also, als die restlichen sechs Bände noch gar nicht erschienen waren. Niemand, nicht einmal der Autor selbst, ahnte damals, was die quälend lange Suche nach dem Sinn und Wesen der Kunst letzten Endes hervorbringen würde. Nämlich ein literarisches Universum, das nahezu alle philosophischen und psychologischen Fragen seiner Zeit behandelte oder vorwegnahm.

Marcel Proust gilt als Schriftsteller der Moderne, also hat er die Literatur modernisiert und irgendwo in der Litarurlandschaft Neuland betreten. Proust unternahm den damals literarisch neuartigen Versuch, die gesamte menschliche Gesellschaft seiner Zeit in einer gewaltigen Romanfolge, aus dem Blickwinkel der Erinnerungen seines Lebens, darzustellen.

Proust zog sich schon früh in die Welt seiner Erinnerungen zurück. Für den Schriftsteller liegt die Kunst des Schreibens darin, sich seinen Erinnerungen hinzugeben. Diese Erinnerungen tauchen unangekündigt auf und sind flüchtiger Natur.

Proust schrieb einen Roman mit einer zentralen Idee und unterwarf ihr alle Elemente des traditionellen Romans - er revolutionierte ihn damit. Er beschreibt das gesellschaftliche Leben, nicht wie es war, sondern wie es erinnert wird.


Das monumentale Romanwerk ist als fiktive Autobiographie aus der Perspektive des Ich-Erzählers und seinen Erinnerungen geschrieben . Der Erzähler besticht »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« vor allem durch seine präzisen und einfühlsamen Beschreibungen.

In dem Romanwerk geht es um die Subjektivität der Wirklichkeitserfahrung, die Macht des Unbewussten, um Liebe, Eifersucht, Krankheit, Krieg, Homosexualität, Päderastie, Vergänglichkeit und Tod' oder auch nur um die kreative Potenz eines Sandtörtchens. Kaum ein anderer Autor hat mit solcher Besessenheit und Detailtreue sämtliche Winkel der menschlichen Existenz ausgeleuchtet. Das führt zu Längen, bei denen einem schon mal die Luft ausgehen kann. Doch ein Versuch, in Prousts Universum einzutauchen, lohnt sich ' und ist garantiert keine verlorene Zeit.

Während sich die historisch zuerst entstandenen Anfangs- und Schlussteile des Romans hauptsächlich mit dem Thema der Erinnerung befassen, tritt dieses Thema im Mittelteil, etwa ab »Sodom und Gomorrha«, in den Hintergrund zugunsten einer präzisen, immer wieder ironischen Beschreibung der mondän-dekadenten Gesellschaft der Jahrhundertwende.

Der Rückzug aus dem sozialen Leben im Jahr 1905, nach dem Tod der Mutter, in die Einsamkeit im schallisolierten Zimmer am Boulevard Haussmann machten (seit 1908) die Arbeit an dem Roman zum einzigen Inhalt dieser Existenz.

Im März 1922 beendete der Romancier das epochale Werk - nachdem er seine Zeit gefunden hatte - und betrachtete dies als Erfüllung seines Lebens. Damit war auch sein literarisches Leben ausgehaucht. Marcel Proust starb im November 1922 in Paris.

Donnerstag, 15. Juli 2021

»Abend« von Reiner Maria Rilke



Der Abend wechselt langsam die Gewänder ,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält ;
du schaust und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins , das fällt ;
und lassen dich , zu keinem gnaz gehörend ,
nicht ganz dunkel wie das Haus , das schweigt ,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das , was Stern wird jede Nacht und steigt -
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend ,
so dass es , bald begrenzt und bald begreifend ,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Rainer Maria Rilke, »Abend«



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