Dienstag, 8. November 2016

Peter Weiss 100. Geburtstag

Peter Weiss

Peter Weiss wurde am 8. November 1916 in Nowawes bei Potsdam geboren. Peter Weiss - Pseudonym: Sinclair - war ein deutsch-schwedischer Schriftsteller, Maler, Grafiker und Experimentalfilmer. Schon früh begriff er die Literatur als Gegenwelt zur Realität.

Peter Weiss erwarb sich in der deutschen Nachkriegsliteratur gleichermaßen als Vertreter einer avantgardistischen, minutiösen Beschreibungsliteratur, als Verfasser autobiographischer Prosa wie auch als politisch engagierter Dramatiker einen Namen.

Internationalen Erfolg erzielte er mit dem Stück Marat/Sade, das mit dem amerikanischen Theater- und Musicalpreis „Tony Award“ ausgezeichnet wurde. Das dem dokumentarischen Theater zugerechnete „Auschwitz-Oratorium“ Die Ermittlung führte Mitte der 1960er Jahre zu breiten vergangenheitspolitischen Auseinandersetzungen.

Weiss verstand sich zeit seines Lebens eher als "Fremdling", wie der Titel eines unter dem Pseudonym Sinclair veröffentlichten Textes lautet. Für sein Leben traf dies auch zu: In Berlin geboren, aus Deutschland vertrieben, wohnt er er seit 1939 in Schweden, galt dort gleichfalls als "fremder Vogel".


Mitte der fünfziger Jahre begann Peter Weiss in deutscher Sprache zu schreiben. 1960 erschien sein erstes Prosabuch »Der Schatten des Körpers des Kutschers«. Zu Beginn der siebziger Jahre wand sich Peter Weiss wieder der Prosa zu. Zwischen 1975 und 1981 erschien der dreibändige Roman »Die Ästhetik des Widerstands«, deren letzter Band begleitet wird von Notizbücher 1971 – 1980.

Seine Theaterstücke waren stets der Versuch der politischen und ästhetischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Am 29. April 1964 wurde ein Weiss-Drama mit dem Titel »Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats« dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade uraufgeführt. Regie führte der polnische Regisseur Konrad Swinarski am Berliner Schillertheater. Das Stück lebte von dem „Konflikt zwischen dem bis zum Äußersten geführten Individualismus und dem Gedanken an eine politische und soziale Umwälzung.“

Auf Anregung des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman verfasste Weiss 1974 eine Bühnenfassung von Franz Kafkas unvollendetem Roman »Der Prozess«, die sich eng an die Vorlage anlehnte und im folgenden Jahr in Bremen uraufgeführt wurde.


1975 erschien der erste Band von Peter Weiss’ Hauptwerk »Die Ästhetik des Widerstands«, an dem Weiss seit 1972 gearbeitet hatte. Das Romanprojekt stellte den Versuch dar, die historischen und gesellschaftlichen Erfahrungen und die ästhetischen und politischen Erkenntnisse der Arbeiterbewegung in den Jahren des Widerstands gegen den Faschismus aufzuarbeiten und zu vermitteln.

Mit dem beinahe 1.200 Seiten umfassenden, monumentalen Werk »Die Ästhetik des Widerstands« versucht der Autor Peter Weiss ein subjektiv, aus dem Blickwinkel des kommunistischen Widerstands wahrgenommenes Gesamtgemälde der Epoche des Nationalsozialismus und des Faschismus in Europa zu entwerfen.

Mehr als acht Jahre schreibt Peter Weiss an seinem Hauptwerk über den kommunistischen Widerstand gegen den Faschismus. Geschichtliche Trauer und Erinnerungsarbeit und zugleich das Bewegendste, was über Widerstand zu schreiben war. Mit gleichsam filmischen Mitteln montiert Weiss historische Szenen und Fragmente, verbindet Vergangenheit und Gegenwart in Dialogen und reflektierenden Passagen.

Als Peter Weiss auf der Pressekonferenz anlässlich des Erscheinens seiner »Die Ästhetik des Widerstands« gefragt wurde, was er glaube, wie lange ein Arbeiter brauche, um das Werk zu lesen, antwortete er völlig entspannt, dass das durchaus ein Jahr in Anspruch nehmen könne. Dafür bekam er nicht nur Applaus. Zeit ist zunehmend ein Faktor geworden, was alleine die Rezeption eines Kunstwerkes betrifft. Voluminöse literarische Werke hatten und haben es immer schwer. Nicht selten ist es so, dass die Spekulation derer, die es gar nicht lesen, berühmter machen als die Kritik derer, die sich die Zeit genommen haben.

1945 wurde er schwedischer Stastsbürger. Er lebte bis zu seinem Tod in Schweden. Peter Weiss starb am 10. Mai 1982 in Stockholm. Ihm wurde posthum der Georg-Büchner-Preis für das Jahr 1982 zuerkannt.


Literatur:

Die Ästhetik des Widerstands
Die Ästhetik des Widerstands
von Peter Weiss

Die Ästhetik des Widerstands
Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats
von Peter Weiss


Samstag, 5. November 2016

»Das kalte Herz« von Wilhelm Hauff

Das kalte Herz
Das kalte Herz: Ein Märchen

»Das kalte Herz« ist ein Märchen von Wilhelm Hauff, das im Schwarzwald im 19. Jahrhunderts spielt. Ein sehr schönes Kunstmärchen vom Anhänger der schwäbischen Dichterschule Wilhelm Hauff.

In einer Hütte im tiefen Schwarzwald lebt ein armer Kohlenbrenner. Peter Munk, auch Kohlenmunkpeter genannt, ist ein armer Köhler, der den Betrieb seines Vaters fortsetzt. Er verdient schlecht und beneidet Uhrenmacher oder Flözer. Er träumt von einem besseren Leben, von Ansehen und Geld – und davon, die schöne Lisbeth zu heiraten. Und so hofft Peter auf die Hilfe der guten Geister des Waldes, über die man sich erzählt, sie hätten schon manchem zum Glück verholfen. Auf seiner Suche begegnet Peter dem gefährlichen Holländer-Michel, der ihm einen teuflischen Pakt anbietet: Er verspricht Peter ebenslangen Reichtum. Doch im Gegenzug verlangt er Peters warmes, pochendes Herz.


Er möchte sein Leben von Grund auf ändern und trifft einmal auf den bösen Holländer-Michel, der ein Waldgeist ist und ihm mit viel Geld aushilft, dafür dass Peter ihm sein Herz gibt und als Gegenleistung ein kaltes Herz aus Stein erhält. Er trifft auch das Glasmännlein, das ihm drei Wünsche zur Verfügung lässt. Peter tötet seine Frau, weil sie armen Bettlern hilft und er eigentlich geizig trotz Reichtum ist. Er bereut diese Tat und sucht um Vergebung und sein altes, warmes, pochendes Herz beim Holländer-Michel. Das kalte Herz und das viele Geld haben ihn verdorben und zu einem Wesen ohne jegliches Mitleid oder Anteilnahme gemacht.


»Das kalte Herz« von Wilhelm Hauff, die Geschichte von Peter Munk, der nicht länger ein armer Köhler sein will, vom guten Glasmännlein und vom bösen Holländer-Michel, ist eines der schönsten deutschen Kunstmärchen. Der Stoff, aus dem es Hauff geformt hat, ist den Sagen und der Geschichte des Schwarzwalds entnommen.

Das Märchen verzaubert und entführt in den tiefen Schwarzwald vor 150 Jahren und die Geschichte ist von zeitloser Schönheit und daher lebendiger denn je. Der Kohlenmunkpeter, der sein Herz für Geld verkauft ist ein Thema das nie aus der Mode kommt, doch wie schön dass der Protagonist in diesem Märchen sich besinnt und sich am Ende alles zum Guten wendet.

Das Kunstmärchen erzählt auch die Geschichte des Schwarzwaldes, denn viele Berufe und die Gegend werden mit Worten vorgestellt, die die Gewalt von Bildern haben. Darin befinden sich viele bildhafte Motive wie das Glasmännlein, die Glasbläser und die schönen Tannen,. Angereichert ist diese Ausgabe zudem mit Original-Bildern von damals und ein Stück Karte, die den Schwarzwald abbildet ist ebenfalls vorhanden. Außerdem sind Texte/Kommentare von Hebel, Kästner, ja sogar von dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain über den Schwarzwald und das Motiv der "Drei Wünsche" enthalten.


Weblink:

Das kalte Herz
Das kalte Herz: Ein Märchen
von Wilhelm Hauff

Mittwoch, 2. November 2016

»Lettipark« von Judith Hermann

Lettipark
Lettipark: Erzählungen

»Letti Park« heisst der neue Erzählband von Judith Hermann. Es sind ganz besondere Geschichten mit literarischem Anspruch und eindringliche Sprachbilder. Seit ihrem großen Debüt-Erfolg »Sommerhaus, später« ist Judith Hermann berühmt für ihren unverwechselbaren Ton, die Eleganz und Schönheit ihrer Sprache.

In ihren neuen Erzählungen setzt sie so konzentriert wie leicht die Worte, zwischen denen sich das unfassbare Drama der Existenz zeigt. Was geschieht, wenn wir jemandem begegnen? Wie nah können wir den Menschen sein, die wir lieben?

Durch einen Blick, eine Berührung entsteht eine plötzliche Nähe, oder Menschen entfernen sich voneinander. Kinder, Exzentriker, ein Vater, der aus der Psychiatrie verschwindet – Menschen kreuzen unseren Lebensweg, begleiten uns, machen uns glücklich und bleiben

Es ist ein heterogenes, ziemlich schräges Personal, das die Geschichten bevölkert, und tauschen möchte man mit ihm in den seltensten Fällen. Meist sind es Momentaufnahmen ohne Vorgeschichte. Manchmal stört das, und dann fühlen sich die Episoden etwas unrund an - "Fetisch" ist so ein Beispiel, wo eine junge Frau alleine in einer Zirkuswagenburg darauf wartet, dass ein gewisser Carl wieder auftaucht, in dessen Schlepptau sie dort gerade angekommen ist und vor dem sie sich ein wenig zu fürchten scheint.

Auch die jeweiligen Schlüsse verabschieden den Leser gerne mit einem vagen Gefühl; es ist halt wie im richtigen Leben, da weiß ja man auch selten, wozu dieses oder jenes am Ende gut war, ist oder sein wird.

Bei all dieser Ungewissheit erstaunt es dann doch, wie stark diese minimalistisch erzeugten Bilder sind, die sich im Kopf des Lesers festsetzen, und wie gut man sich trotz aller Fremdheit in all diese Fremden hineinversetzen kann. Ich habe mich, um beim eingangs gewählten Bild zu bleiben, gefühlt wie nach einem Besuch in einem der Restaurants, wo man zwar Delikates und Überraschendes auf dem Teller vorgefunden hat, aber am Ende doch nicht richtig satt geworden ist.

Literatur:

Lettipark
Lettipark: Erzählungen
von Judith Hermann

Weblink:

Judith Hermann Autorenseite - www.judithhermann.de

Dienstag, 1. November 2016

Günter de Bruyn 90. Geburtstag

Günter de Bruyn

Der deutsche Schriftsteller Günter de Bruyn wurde vor 90 Jahren am 1. November 1926 in Berlin geboren. De Bruyn ist ein preußisch gefärbter Schriftsteller der deutschen Befindlichkeiten.

De Bruyn arbeitete nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Lehrer und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für Bibliothekswesen der DDR. Mit 17 Jahren wurde er in den Krieg eingezogen und überlebte verwundet. Er wollte seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg verarbeiten und fühlte das Schrieben stets als Berufung. Seit 1961 ist er Schriftsteller. De Bruyn schrieb immer wieder Geschichten aus der Mark Brandenburg und beschwor darin das alte Preußen.

Günter de Bruyns Werk besteht zum einen aus häufig autobiographisch gefärbten, realistischen Romanen und Erzählungen, die sich kritisch mit dem Privatleben der Kulturschaffenden in der DDR auseinandersetzen, zum anderen aus Essays zu literaturwissenschaftlichen und historischen Themen, insbesondere aus der preußischen Geschichte.

Er hat ein subtil-subversives Werk voller Poesie über Land, Leute und Geschichte seiner märkischen Heimat und seines deutschen Vaterlandes geschaffen. Den Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989 zählte er zu den glücklichsten Momenten seines Lebens seit Kriegsende.

Am Schriftsteller de Bruyn fasziniert sein literarisch genauer Blick auf das Unspektakuläre und doch oft so bemerkenswert Menschliche in der vermeintlich großen Geschichte, damit ganz bewusst auch in der Tradition seiner großen Vorbilder Theodor Fontane, Thomas Mann, Jean Paul und Heinrich Böll. Sein Buch über "Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter" gehört zu de Bruyns bedeutendsten Werken.

Für seinen ersten Roman "Der Hohlweg" erhielt er den "Heinrich-Mann-Preis". In Romanen wie "Buridans Esel" (1968) und "Preisverleihung" (1972) setzte er sich mit dem "real existierenden Sozialismus" auseinander - stets mit kritisch-ironisch Haltung gegenüber den Intellektuellen in der damaligen DDR. Starke Beachtung im Westen fanden sein Roman "Neue Herrlichkeit" (1984) und die beiden Bände der Autobiografie, "Zwischenbilanz" (1992) und "Vierzig Jahre. Ein Lebensbericht" (1996). Großen Erfolg hatte der preußische Romancier in den Neunziger-Jahren mit den beiden Bänden ("Zwischenbilanz" und "40 Jahre") seiner Autobiografie.

Als märkischen Schriftsteller hat ihn das gesamtdeutsche Publikum nach 1989 neu kennengelernt, weil er alle paar Jahre ein landschaftlich fundiertes Geschichtsbuch herausbrachte, in klarer, scheinbar schlichter Sprache erzählt. Als einen Fontane unserer Tage konnten die Neu-Berliner Leser ihn sehen, die dem Ruf der Hauptstadt gefolgt waren und deren Traditionen entdeckten; nur dass de Bruyn weniger die Geschichten des alten Adels erzählte (das auch), sondern die der Dichter und Schriftsteller, die sich vor allem um 1800 dort im Umkreis der Gutsherren bewegten.

So wurde aus einer schönen Buchreihe, dem noch in der DDR-Zeit erschienenen "Märkischen Dichtergarten" (den de Bruyn zusammen mit Gerhard Wolf edierte), und etlichen Einzelstudien, etwa dem Buch zu den Finckensteins in Madlitz von 1997, eine große Synthese von Berlins Kunstepoche von 1785 und 1815.

Im Oktober 1989 lehnte er die Annahme des Nationalpreises der DDR wegen „Starre, Intoleranz und Dialogunfähigkeit“ der Regierung ab. Er hat „wie kein zweiter DDR-Autor das eigene Verhalten öffentlich hinterfragt“.

Immer wieder fand der DDR-Alltag Eingang in seine Literatur, in welcher der das Leben der Kleinbürger im sozialistiscshen Alltag schilderte.

Nach der Wende war er Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und des Kuratoriums der Akademie für gesprochenes Wort in Stuttgart.

Günter de Bruyn lebt in Berlin und Görsdorf bei Beeskow (Landkreis Oder-Spree).

Samstag, 29. Oktober 2016

»Tristram Shandy« von Laurence Sterne

Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman
Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman


»Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman« ist ein zwischen 1759 und 1767 erschienener Roman des englischen Schriftstellers Laurence Sterne (1713–1768). Tristram Shandy hat einen riesigen Anspruch: das ganze Leben zu erzählen. Der Ich-Erzähler erzählt dabei in Form von Anekdoten die Geschichte seines Lebens, allerdings nicht in der damals üblichen Form, sondern nicht stringent und ohne chronologische Anordnung.

Der Titel läßt zwar vermuten, daß das Buch das Leben und die Ansichten des Tristram Shandy beschreiben würde, aber eigentlich ist es nicht so. Im Mittelpunkt stehen Tristrams Vater Walter und sein Onkel Toby. Es sind weniger Tristrams als Walter Shandy Ansichten, die den Inhalt das Buches dominieren. Tristram ist zu Beginn der Geschichte noch nicht einmal geboren, ja noch nicht einmal gezeugt worden. Walter Shandy hat sich seine eigene Philosophie zurecht gelegt.

Dieses Buch beginnt mit der liebevoll und langwierig geschilderten Zeugung Tristram Shandys und endet vier Jahre vor dessen Geburt – der Rest sind Abschweifungen: Es geht hier um das Aufziehen von Uhren, die Bedeutung von Vornamen, von Nasen und Brüsten, um Festungsbau, Beschneidung, Hebammen, Ärzte, die Liebe, Witwen, den gerechten Krieg, Verwundungen, Zangengeburt, Knopflöcher, Schlüssellöcher.


Mit seinem Erstlingswerk, einer mehrbändigen Romanreihe mit dem etwas ungelenken Titel "Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman" hatte Laurence Sterne Ende des 18. Jahrhunderts mit allen Regeln der Erzählkunst gebrochen.

Der Autor ließ die ersten Bände auf eigene Kosten drucken, weil kein Verleger das für Literatur hielt, und kannte darüber hinaus niemanden in London, der ihm den Einstieg in den Literaturbetrieb leichter machen hätte können. Doch der dichtende Pfarrer hatte eine Geliebte mit guten Beziehungen zum berühmten Regisseur und Theatermanager David Garrick.

Das Buch handelt nur in geringem Maß von der Person des Ich-Erzählers Tristram Shandy, dessen Geburt erst am Ende des dritten Bandes beschrieben wird. Hauptpersonen sind vielmehr sein Vater Walter Shandy und sein Onkel Toby. Weitere häufig auftretende Personen sind der Korporal Trim, der Pastor Yorick und der Arzt Dr. Slop. Der Roman spielt zwischen den Jahren 1689 - dem Eintritt Trims in die Armee - und 1766 - der Gegenwart beim Schreiben des neunten Bandes.

Es geht um die Bedeutung der kleinsten Kleinigkeit, um den Einfluss des Namens, der Größe der Nase, der Anordnung der Rocktaschen, um nur einiges zu nennen, auf den Verlauf des Leben. Es gibt ein Kapitel über Backenbärte, eines über Knopflöcher, doch halt, das wird zwar angekündigt, man sucht es aber vergebens. Ein Kapitel besteht nur aus einem Satz, ein weiteres wird zunächst ausgelassen und erst später eingefügt.
Der Tristram wird nie langweilig.


Das Werk gilt als Klassiker der Weltliteratur. Es ist nicht nur ein überaus amüsantes Sitten- und Unsisttengemnälde des 18. Jahrhunderts, es liest sich beinahe wie moderne Literatur in unserer Tage. Sterne gelingt es, seine Leser allein durch das Feuerwerk seiner Anekdoten und Satiren zu begeistern und mit kuriosen Dialogen und den schrägen Marotten seiner Figuren zu amüsieren.

»Tristram Shandy« von Laurence Sterne wird oftmals als postmoderner Roman bezeichnet. Ob das stimmt oder nicht mag jeder für sich entscheiden. Was aber auf jeden Fall zutrifft ist, dass das Buch von Laurence Sterne gar nichts, aber wirklich auch gar nichts, mit den Romanen seiner Zeitgenossen gemeinsam hat.


Literatur:

Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman
Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman
von Laurence Sterne

Tristram Shandy
Tristram Shandy
von Laurence Sterne

The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman
The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman
von Laurence Sterne

Donnerstag, 27. Oktober 2016

»Herbst« von Reiner Maria Rilke



Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

»Herbst« von Reiner Maria Rilke

Dienstag, 25. Oktober 2016

August von Platen 220. Geburtstag

August von Platen

August von Platens 220. Geburtstag jährt sich am 24. Oktober. August von Platen wurde am 24. Oktober 1796 in Ansbach in Ansbach-Bayreuth, HRR (heute Deutschland) geboren. August von Platen-Hallermünde war ein deutscher Dichter des frühen 19. Jahrhunderts, der viele Jahre in Italien lebte und arbeitete.

Im Sommer 1826 erhielt Platen von der Militärbehörde die Erlaubnis zu einem zweijährigen Studienaufenthalt in Italien. Im Jahr 1828 machte Heinrich Heine, in der Platen-Affäre, Platens Homosexualität in den letzten beiden Kapiteln seiner Bäder von Lucca öffentlich.




Ausgelöst wurde dieser persönliche Angriff Heines – und daraus resultierend eine lebenslange Fehde zwischen den Dichtern – durch Platen, der Heine wegen dessen jüdischer Herkunft verunglimpft hatte.

Der konservative Platen, musste für Heine, den aktuellen Tagesschriftsteller mit gesellschaftlichem Anliegen zum Feindbild werden. In der vollendeten Form der Platenschen Gedichte erkennt er den ihm - mit konträren künstlerischen Ausdrucksmitteln - Ebenbürtigen und damit den Konkurrenten.

Es ging bei dem Streit um Anerkennung im Literaturbetrieb Und es musste Heine stacheln, daß gerade einer wie Platen, dessen Engagement sich in Formfragen erschöpfte und der sich wenig um Zeitprobleme scherte, es weiter gebracht hatte als er. Platen war nämlich anerkannt als literarische Autorität; Heine dagegen als literisches enfant terrible. Platen war Cotta-Autor, warum sich Heine zeit seines Lebens vergebens bemühte.

In der Folgezeit wechselte er mehrmals seinen Wohnsitz zwischen Rom und Neapel. Er schrieb Gedichte und führte ein bescheidenes Leben.


Platen schrieb Lyrik und Dramen. Zu seinen bekanntesten lyrischen Werken gehören u. a. der Gedichtband »Ghaselen« 1821, »Sonette aus Venedig« 1825, »Tristan« 1825, »Der romantische Ödipus« 1829 und die »Polenlieder« 1831.

Er starb am 5. Dezember 1835 mit 39 Jahren in Syrakus auf Sizilien in Italien.


Weblink:

Gedichte: Ausgabe 1834Gedichte: Ausgabe 1834 von August von Platen