Freitag, 17. Juli 2015

»Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos« von Petros Markaris

Abrechnung
Abrechnung


Der Kriminalroman »Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos« von Petros Marakris zeigt Griechenland im Jahr 2014 und wirkt wie eine Parabel auf die Zeit: Der Staat liegt am Boden, die Drachme wird wieder eingeführt. »Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos« ist Petros Markaris' Buch zur Griechenland-Krise - eigentlich eine perfekte Symbiose zwischen Titel und Herkunftsland des Autors.

Der bereits im Jahr 2012 in Griechenland erschienene Roman mit dem Originaltitel »Brot, Bildung, Freiheit« beginnt mit seiner Handlung am Tag des Jahreswechsels 2013/2014, als Griechenland, so nimmt es Markaris an, zur Drachme zurückkehrt, nachdem man aus dem Euro-Verbund ausgestiegen ist.

Nach wie vor dominieren Demonstrationen das Athener Stadtbild und die Mannschaft von Kostas Charitos wird dort auch eingesetzt, wobei auch zum ersten Mal seine geniale Sekretärin Koula immer wieder im Außeneinsatz dabei sein muss. Als eine dreimonatige Gehaltssperre angekündigt wird, ergreift Kostas` Frau Adriani die Initiative und kocht von nun an jeden Abend für die ganze Familie, zu der auch die Tochter Katerina und ihr Mann Fanis gehören.

Nachdem ihre Pläne, für die UN in Afrika zu arbeiten gescheitert sind, widmet sie sich als Anwältin jungen Menschen, die mit Drogen in Verbindung kamen. Genauso wie übrigens eine Menge anderer junger Menschen in diesem Buch, die sich ehrenamtlich in von ihnen gegründeten sozialen Projekten engagieren. Man spürt das ganze Buch hindurch, wie diese Menschen nicht nur die Solidarität und Bewunderung des Kommissars haben, sondern auch die seines Schöpfers.

In dem Kriminalroman lassen die Morde an drei Männern die griechische Hauptstadt erzittern. Die Krise trifft inzwischen jeden, auch die, die sich in Sicherheit wähnten und Kommissar Charitos steckt mittendrin im Schlamassel. Der Roman enthält tiefe Einblicke in das Pleite geschüttelte Griechenland.

Sind die Helden von einst verantwortlich für die Misere von heute? Vierzig Jahre nach dem Aufstand gegen die Militärdiktatur will sich einer holen, was die klingenden Parolen der Studentenbewegung damals versprachen: »Brot, Bildung, Freiheit«. Und geht dabei über Leichen.

Jedes Jahr bringt Petros Markaris - ein Meister im Gebrauch des Wortes - einen Krimi heraus, der mehr mit den Missetaten der Politiker, Bankiere, Gewerbetreibenden und beruehmten Personen zu tun hat, als mit "normalen" Verbrechen, die unser Held eigentlich loesen sollte.

Weblink:

Abrechnung
Abrechnung
von Petros Markaris

Sonntag, 12. Juli 2015

Heinrich Böll war ein "anderer Deutscher"

Heinrich Böll gehört zu denjenigen Nachkriegs-Intellektuellen, die die Entwicklung der "alten" Bundesrepublik Deutschland entscheidend mitgeprägt haben und sich als engagierte Schriftsteller stets im politischen Diskurs eingmischt haben.

Sein literarisches Werk, 1976 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, löste in Westdeutschland immer wieder ein kontroverses Echo aus. Böll war ein Mensch mit klaren Ansichten und einer kompromilßlosen Haltung. Bölls herausragendes gesellschaftliches Engagement machte ihn unverwechselbar, aber auch zum Ziel einer Hetzkampagne.

Sein Engagement schlug sich nicht nur in seinen Romanen und Erzählungen, sondern auch in zahlreichen Essays, Reden und Interviews nieder, ließ ihn am Ende seines Lebens durch die persönlichen und politischen Diffamierungen in der Springer-Presse und im konservativen Parteilager aber auch zu einem Außenseiter werden.

Bölls Pazifismus, seine lebenslange Auseinandersetzung mit dem Katholizismus und mit dem Rheinland, seine unbedingte moralische Position als Bürger einer von ihm immer wieder radikal verteidigten Republik, machten ihn zu einem "anderen Deutschen" und zu einem der wichtigen Zeugen der Adenauer- und der Brandt-Jahre.



Weblinks:

Heinrich Böll-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Heinrich Böll-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Mittwoch, 8. Juli 2015

Petros Markaris - die "Kassandra" der Krise in Europa

Der mit der Goethe-Medaille ausgezeichnete Petros Markaris gehört zu den großen Schriftstellern Griechenlands. Gebürtig aus Istanbul, zuhause in Athen und gebildet in Wien und Stuttgart, amalgieren sich in seinen Kriminalroman die Liebe zur griechischen Heimat mit dem kritischen Blick des Außenstehenden.

In seinen Kriminalromanen greift er thematisch immer wieder die Krise in Griechenland auf. Petros Markaris ist die "Kassandra" der Krise in Europa. Der Kriminalautor verbindet aktuelles Zeitgeschehen in Griechenland mit der Aufarbeitung historischer Wurzeln aktuellen Geschehens.

Petros Markaris Krimis sind zugleich Zeitromane, die brisante aktuelle Themen aufgreifen und mit zum Teil drastischen Sarkasmus dem Leser anbieten. Warum ist der Einsatz des Militärs während der Krawalle nicht zu befürchten?

Weil weder das Geld für Ersatzteile noch für Benzin aufzutreiben ist! Markaris‘ Anliegen ist es, wie er einmal sagte, die »Globalisierung der kriminellen Tätigkeit, die parallel zur wirtschaftlichen Globalisierung läuft«, zu zeigen, und er erreicht sein selbst gestecktes Ziel.

Jedes Jahr bringt Petros Markaris - ein Meister im Gebrauch des Wortes - einen Krimi heraus, der mehr mit den Missetaten der Politiker, Bankiere, Gewerbetreibenden und beruehmten Personen zu tun hat, als mit "normalen" Verbrechen, die unser Held eigentlich loesen sollte.

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Abrechnung
Abrechnung
von Petros Markaris

Samstag, 4. Juli 2015

Franz Kafka ist der rätselhafteste Autor der Moderne

Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis

Franz Kafka gilt als bekanntester, weltberühmter Vertreter der deutschen Prager Literatur, Autor der Moderne und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er gilt als der wohl rätselhafteste und vielschichtigste Autor der Moderne. Alle seine Prosawerke stellten den Menschen in einer Art Selbstentfremdung dar.

Franz Kafka

Franz Kafka war ein Mensch mit einer überbordenden Phantasie und einer überdurchschnittlich hohen Auffassungsgabe, was seine Mitmenschen und deren Verhalten anging. Sein Leben war Leiden, doch Leiden sind auch Erkenntnis und ein Gewinn war und ist dies allemal für die Welt.

Er war nun deutscher Jude mit tschechischem Pass, und er litt an einer Krankheit, welche die seit Jahren erträumte literarische Existenz unmöglich machte. Sein Werk gilt als rätselhaft wie der Autor selber, ein zu Papier gebrachtes Seelen-Labyrinth.

Kafka war ein Autor, der Zeit seines Lebens keine Bestätigung bekommen hat für sein Werk und das, was er tat. »Gott wöll nicht, daß ich schreibe«, sagte er vor einem leeren Blatt Papier.

Bereits 1921, also noch zu Lebzeiten Franz Kafkas, legte Max Brod in einem Aufsatz in der «Neuen Rundschau» den Grundstein für diese Mythisierung: Kafka sei ein Dichter des «Seelenguten», «Heiligen», mit dem «tiefen Ernst des religiösen Menschen», der nichts so sehr liebe wie den «ewig rettenden … blauen, unbefleckten Himmel über sich».

1924 war eine Zeit, in der Kafkas vertraute Welt unterging, politisch ebenso wie physisch. Franz Kafka hatte ein außergewöhnliches Leben hinter sich, als er 1294 an Tuberkulose starb.

Kafka-Biografie:

Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis



Weblinks:

Franz Kafka- Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Ein Roman als Biografie - oder umgekehrt - www.cicero.de

Freitag, 3. Juli 2015

Franz Kafka - der schwierige Autor

Kafka: Die Jahre der Entscheidungen
Kafka: Die Jahre der Entscheidungen


Franz Kafka war ein Prager Versicherungsbeamte, der in seiner Freizeit - bevorzugt nachts - schrieb. Er war deutscher Jude mit tschechischem Pass, und er litt an einer Krankheit, welche die seit Jahren erträumte literarische Existenz unmöglich machte. Sein Werk gilt als rätselhaft wie der Autor selber, ein zu Papier gebrachtes Seelen-Labyrinth.

Franz Kafka hat es niemandem leicht gemacht. Seinen Lesern nicht, seinen Verlegern und Biografen nicht, und sich selbst am allerwenigsten. Er war nach eigenen Maßstäben ein Gescheiterter - nur eine Hand voll Erzählungen betrachtete er als abgeschlossen, alles andere blieb Fragment.

Trotzdem ist er zweifellos einer der wichtigsten und einflussreichsten Autoren der literarischen Moderne. In den Jahren von 1910 bis 1915 erlebt Kafka einen ersten schöpferischen Durchbruch, als er in einer Nacht in einem Rutsch seine erste große Erzählung »Das Urteil« verfasst.

Zwei der drei großen Romanfragmente stammen aus dieser Zeit, außerdem begann die "Hölle der Selbsterforschung" in Tagebüchern und Briefen. Prägend außerdem: das "schreckliche Doppelleben" zwischen Büro und Schreibtisch, die jahrelange, aber letztlich aufgelöste Verlobung mit Felice Bauer, sowie der Schrecken des ersten Weltkrieges. Und aus allen Fakten und Dokumenten heraus leuchtet die Aura der Fremdheit, des Andersseins, die diesen großen Gescheiterten umgibt.

Weblinks:

Franz Kafka-Biografie - www.die-biografien.de


Franz Kafka-Zitate - www.die-zitate.de



Literatur:

Kafka: Die Jahre der Entscheidungen
Kafka: Die Jahre der Entscheidungen
von Reiner Stach

Montag, 29. Juni 2015

»Wendekreis des Krebses« von Henry Miller

Wendekreis des Krebses
Wendekreis des Krebses

»Wendekreis des Krebses« ist der erste Roman von Henry Miller. Der Roman erzählt von seinem Künstlerleben im Paris der 1930er Jahre.

Der Amerikaner Henry Miller tummelt sich als Bohemien in Paris und sammelt alltägliche Erfahrungen, die er in Form undatierter Tagebucheinträge wiedergibt. Er versucht mit anderen Künstlernaturen aus der materialistischen Welt auszubrechen und philosophische Gedankengänge in die macht- und geldgierige französische Stadt einzuspinnen, um den vorhandenen Horizont der Menschen zu erweitern und durch phantastische Ideen zu bereichern.

Die ständige Suche nach Geld und/oder Essen und Frauen (zumeist Prostituierte) und zum Teil der Versuch, sich nebenbei auch künstlerisch zu betätigen, prägen das Dasein. Verzweiflung im rhythmischen Wechsel mit Lust. Schräge, bizarre bis hin zu groteske Gestalten. Herzlichkeit, Großzügigkeit,

Verdorbenheit, Falschheit. Schlägereien und natürlich immer wieder Sex. Meist harter, liebloser – von Erotik keine Spur, von Liebe noch weniger. Zwischendurch sogar so etwas wie Stabilität, eine längere Bleibe als Unterkunft, eine dauerhafte, einträgliche Betätigung als Lektor oder Lehrer.

Das ist der Rahmen im autobiographisch wirkenden Roman von Henry Miller. Er wäre trivial, wären da nicht dann wieder Seiten über Seiten kraftvoller Poesie, der Überbau, der dem bacchischen Treiben seinen Rahmen, seinen Halt und seinen Sinn gibt. Und auch zwischendurch, Passagen, Absätze, Worte – leicht hingeworfen, die das Werk in eine andere Umlaufbahn katapultieren.

Man wird es entweder mögen, oder man kann nichts damit anfangen – aber man wird dem Buch zugestehen: es ist auch nach 80 Jahren hoch aktuell, es scheint der Zeit entrückt zu sein. Das Thema der kühlen Entfremdung gegenübergestellt der Lust nach purem, herrlichen Leben im Sinnesrausch - diesen Polen, zwischen denen sich jedes Leben mehr oder weniger abspielt - es hat immer noch seine Faszination und Gültigkeit.

Mit diesem jahrzehntelang verketzerten und verbotenen Buch fegte der einst verfemte, heute weltberühmte Autor alle Tabus hinweg. Es war der erste heftige Angriff gegen eine Gesellschaft, die den Boden bereitet, auf dem das Laster gedeiht. Es schlug die entscheidende Bresche in eine Mauer von Heuchelei und Prüderie.

Sein erstes größeres Werk, das vielumstrittene «Wendekreis des Krebses», wurde – dank des Wagemuts eines Pariser Verlegers – erstmals 1934 in englischer Sprache herausgegeben. In den USA zog die Veröffentlichung eine Reihe von Prozessen nach sich; erst viel später wurde das Buch in den literarischen Kanon aufgenommen.

Weblink:

Wendekreis des Krebses
Wendekreis des Krebses
von Henry Miller

Samstag, 27. Juni 2015

Brecht und sein Interesse am Leben des Galilei

Das Leben des Galilei
Das Leben des Galilei

Bertolt Brecht vollendete das Theaterstück "Leben des Galilei" im Jahr 1938 im dänischen Exil. Die Uraufführung des Stückes fand am 9. August 1943 in Zürich statt.

In dem Theaterstück "Leben des Galilei" geht es um, wie der Name schon verrät, das Leben des Galileo Galilei. Die Geschichte spielt in Italien im 17. Jahrhundert.

Dem Physiker Galileo Galilei gelingt es mit Hilfe des gerade neu erfundenen Fernrohrs das kopernikanische Weltbild zu beweisen und somit das ptolemäische, nach welchem die Erde Mittelpunkt des Universums sein soll, zu widerlegen.

Für die damals sehr mächtige katholische Kirche ist die Verbreitung des Kopernikanischen Weltbilds Ketzerei. Hieraus entstehen die Konflikte zwischen Galilei und der katholischen Kirche, die das wesentliche Thema der Geschichte sind.

Brecht wäre nicht Brecht, wenn er kein persönlcihse Interesse an dem Stück hätte und wenn er kein Lehren für sein Theater daraus ziehen würde. Brechts Interesse an der historischen Gestalt des Galilei lässt sich auf überraschende Parallelen in der Biografie beider Persönlichkeiten zurückführen:

Beide sahen sich als Vertreter einer neuen Zeit, die ihre Utopie gegen eine überkommene, aber übermächtig erscheinende Ordnung durchzusetzen hatten. Beide zogen angesichts gesellschaftlicher Unterdrückung ihrer epikureischen Grundhaltung gemäß Mittel der List jeder Form von märtyrerhaftem Heldentum vor. Beide hatten einen starken pädagogischen Ansatz, bei dem das sokratische Prinzip der Wahrheitsfindung und das Bemühen um Allgemeinverständlichkeit im Glauben an die Vernunft aller Menschen begründet war.

Auch in Einzelheiten konnte sich der Schriftsteller wohl mit dem Naturwissenschaftler identifizieren: So musste der für seine »Laxheit in Fragen geistigen Eigentums« bekannte Brecht daran Gefallen finden, wie Galilei das holländische Fernrohr kopierte und dabei verbesserte. Wie Galilei in der Astronomie, so hatte sich auch Brecht in der Poetik mit dem Dogma des Aristoteles auseinander zu setzen. Und schließlich hat Brecht 1947 vor dem »Ausschuss für unamerikanische Umtriebe« auf ähnlich listige Weise seinen Kommunismus »widerrufen« wie Galilei 1633 die kopernikanische Lehre. (...)

Dies (...) lässt sich damit erklären, dass Brecht mit seinem Stück im Grunde auf zwei ganz unterschiedliche historische Erfahrungen reagiert: zum einen auf den unerwarteten und dennoch anhaltenden Erfolg des Nationalsozialismus zur Entstehungszeit der ersten Fassung und auf seine Situation als Exilschriftsteller, zum anderen auf die Entwicklung der Atombombe als einer ganz neuen historischen Erfahrung, die die Gefahr des Endes der Geschichte einschließt. Angesichts dieser Niederlagen und Gefahren lässt Brecht auch seinen Galilei zunächst scheitern; damit ist die gemeinsame Utopie von Autor und historischer Gestalt, der Sieg der menschlichen Vernunft, fürs Erste in Frage gestellt.

Brecht, der sich selbst als Stückeschreiber des »wissenschaftlichen Zeitalters« betrachtete, hat in seinem Stück mit erstaunlicher Detailkenntnis Erkenntnisse und Methoden Galileis herausgearbeitet. Das naturwissenschaftliche Experiment verknüpft er dramaturgisch mit dem »Gestus des Zeigens«.

Die Befreiung der Wissenschaft vom Diktat der Theologie und darüber hinaus von jeglicher Tradition und Autorität ist Galileis wichtigstes Verdienst. Scharfsinn und Anschaulichkeit seines Denkens, leidenschaftliches Engagement und Beharrlichkeit im Vorgehen sind seine Stärken, verleihen seiner Utopie von der »sanften Gewalt der Vernunft über die Menschen« (S. 34) Überzeugungskraft.

Weblinks:

Brechts »Leben des Galilei« als Geschichtsparabel - www.schule-der-rhetorik.de

Das Leben des Galilei
Das Leben des Galilei
von Bertolt Brecht

Weblinks:

Bertolt Brecht-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Bertolt Brecht-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de